Covid-19 – neuartig, gefährlich, besiegbar!

Text
0
Kritiken
Leseprobe
Als gelesen kennzeichnen
Wie Sie das Buch nach dem Kauf lesen
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa

Vorwort zur ersten Auflage

Dieses Buch entstand aus der Zusammenarbeit zunächst von uns als Allgemeinmedizinern. Wir waren – wie viele andere Ärzte auch – in unserer praktischen täglichen Arbeit mit der neuartigen Krankheit Covid-19 konfrontiert, mit einer Reihe von Covid-19-verdächtigen, stark verunsicherten Patienten, über Wochen hinweg auch mit einem katastrophalen Mangel an Schutzausrüstung. Stark belastend waren ebenfalls die oft fragwürdigen, verwirrenden und oft widersprüchlichen offiziellen Informationen über die Covid-19-Pandemie. Das hat uns veranlasst, enger zusammenzuarbeiten, selbständig zu recherchieren und uns zu beraten.

Daraus entwickelte sich ein fruchtbarer Austausch: mit einem wachsenden Kreis von Medizinern und anderen Beschäftigten des Gesundheitswesens; mit Biologen, Psychologen und anderen Fachleuten – vor allem auch Kolleginnen und Kollegen aus dem Internationalistischen Bündnis4. In Betrieben, Wohngebieten, Schulen, Unis und auch in ihren Familien leisteten und leisten sie wertvolle Aufklärungsarbeit. Und sie setzten und setzen notwendige Gesundheitsschutzmaßnahmen durch. Ein engerer Kreis von Medizinern entschloss sich darauf aufbauend zur Gründung einer Medizinerplattform im Internationalistischen Bündnis und zu der Herausgabe von regelmäßigen Corona-Info-Mails.5 In dieser Reihe erschienen bis Juli 2020 21 Info-Mails. Diese sollen der Orientierung und dem Austausch dienen – mit Hintergrund-Analysen, Artikeln, Stellungnahmen und Kurzinformationen.

Wir haben die Medizinerplattform bewusst im Rahmen des Internationalistischen Bündnisses gegen Rechtsentwicklung, Faschismus und Krieg (www.inter-buendnis.de) konstituiert – aus der Erkenntnis, dass der Kampf gegen die Covid-19-Pandemie nicht gewonnen werden kann ohne weitreichende gesellschaftliche Veränderungen und einen internationalen Zusammenschluss. Hat doch gerade die Corona-Pandemie gezeigt, dass privatisierte und profitorientierte Gesundheitssysteme in aller Welt wesentlich zum Desaster beitrugen. Hunderttausende Tote gehen auf ihr Konto! Dabei gibt es atemberaubende Fortschritte in der Medizin und einschlägige gesellschaftliche Erfahrungen, wie Pandemien bekämpft werden könnten. Das Gesundheitswesen auf der ganzen Welt muss demokratisiert und revolutioniert werden. Das wird nur möglich sein in demokratisierten und revolutionierten gesellschaftlichen Verhältnissen!

Erste Früchte trägt die Entwicklung internationaler Kontakte. Unter anderem hatten wir einen direkten Austausch mit engagierten Kolleginnen und Kollegen/Freundinnen und Freunden in Afghanistan, in Italien, in Bangladesch, in Sri Lanka, Indien und Südafrika, die ebenfalls nach Orientierung und Zusammenarbeit in der Corona-Krise suchen.

Aus der intensiven Recherche-Arbeit und der schöpferischen Beratung mit einer wachsenden Zahl von Mitstreiterinnen und Mitstreitern ergaben sich wichtige Erkenntnisse und Prognosen, von denen sich viele bereits bestätigt haben. Dafür gilt allen Beteiligten unser Dank!

In der Flut von Pressekonferenzen, pseudowissenschaftlichen Darlegungen des Robert-Koch-Instituts (RKI), einander widersprechenden wissenschaftlichen Einschätzungen und einem untauglichen Krisenmanagement der Bundesregierung erwuchs das Bedürfnis nach einer wissenschaftlichen Zusammenfassung des bisherigen Erkenntnisfortschritts, aber auch der offenen Fragen und notwendigen Forderungen in allgemein verständlicher Form. Dazu will dieses Buch einen Beitrag leisten.

Es soll Klarheit schaffen über Zusammenhänge und Hintergründe der Covid-19-Pandemie und über Möglichkeiten zur Prävention und Therapie – als Voraussetzung für einen Sieg über Covid-19. Es soll bewusstseinsbildend wirken und dazu anregen, selbst aktiv zu werden und sich zu organisieren. Zweifellos dokumentiert diese erste Auflage noch keine vollständige Kenntnis der Krankheit. Dennoch ist der Erkenntnisfortschritt heute schon bemerkenswert. Er soll mit diesem Buch zur Diskussion gestellt und gegebenenfalls in weiteren Auflagen weiter ausgebaut werden.

August 2020

Dr. Günther Bittel, Dr. Willi Mast

Anmerkung: Einige spezielle und für den Laien schwerer verständliche Passagen haben wir in kleinerem Schriftbild wiedergegeben. Allen Aussagen dieses Buchs liegen neben den genannten Quellen zahlreiche weitere wissenschaftliche Publikationen zugrunde, die im Anhang noch einmal aufgelistet sind.

1. Was ist Covid-19?

Covid-19 steht für die 2019 aufgetretene „Corona Virus Disease“ (Corona-Virus-Erkrankung). Das neue Virus heißt SARS-CoV-2 (abgekürzt CoV-2). SARS bedeutet Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom. Es ist eine schwere, oft tödlich verlaufende, fieberhafte Lungenentzündung, die erstmals 2003 in Asien auftrat und auch durch ein damals neues Corona-Virus (CoV-1) hervorgerufen wurde. Als Ende 2019 in Wuhan zahlreiche Menschen an einer schweren fieberhaften Lungenentzündung erkrankten, dachte man zunächst an einen Neuausbruch von SARS-CoV-1. Rasch stellte sich aber heraus, dass es sich hier um ein bisher unbekanntes Corona-Virus handelte, deshalb die Bezeichnung SARS-CoV-2 für das neue Virus.

Das Virus mutiert (ändert sein Erbgut) relativ rasch: Die derzeit weltweit vorherrschende Variante D614G stammt aus Europa, ist nach aktuellen Erkenntnissen ansteckender als das Ursprungsvirus aus China, aber genauso pathogen6. In Labortests war die Fähigkeit, menschliche Zellen zu befallen, bis zu sechsmal höher.7 Die Mutation B117 mit 50 bis 70 Prozent höherer Infektiosität breitet sich seit Dezember 2020 in Europa aus.

Wie die Pandemie begann

Am 30. Dezember 2019 informierte der chinesische Augenarzt Li Wenliang seine Arbeitskollegen über das gehäufte Auftreten von Lungenentzündungen, ähnlich denen bei der SARS-Epidemie 2003. Zu diesem Zeitpunkt wurden in Wuhan bereits sieben Patienten mit SARS-CoV-2 intensivmedizinisch behandelt. Li informierte seine Kollegen und empfahl die Durchführung von entsprechenden Schutzmaßnahmen. Kurz darauf musste er bei den Behörden vorstellig werden und wurde verwarnt. „Wir wünschen, dass Sie sich beruhigen und sorgfältig nachdenken und möchten Sie ernsthaft warnen … Wenn Sie weiter halsstarrig bleiben und mit diesen illegalen Aktivitäten fortfahren, werden Sie strafrechtlich zur Rechenschaft gezogen …“ – heißt es in dem Schreiben, das er unterzeichnen musste. Ende Januar 2020 veröffentlichte er dieses Schreiben auf der Internet-Plattform Weibo, was eine Solidaritätswelle auslöste. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich die Behörden bei dem „Whistleblower“ bereits öffentlich entschuldigt.8 Am 7. Februar 2020 erlag der 33-jährige Li Wenliang dann selbst SARS-CoV-2. In China löste dies breite Trauer und einen Sturm der Empörung aus. Internet-Blogs zitierten Li: „Wir wissen, dass sie lügen; sie wissen, dass wir wissen, dass sie lügen; und trotzdem lügen sie weiter … Eine Gesellschaft sollte nicht nur eine Stimme haben.“9

Diese Vorgänge sollten wir immer in Erinnerung behalten, wenn sich China als der große Helfer und Berater in der Bekämpfung der Krankheit darstellt und teils auch so empfunden wird. Statt Unterdrückung der Erkenntnisse von Dr. Li Wenliang hätte die Volksrepublik China (die nach unserer Ansicht schon lange keine wirkliche Volksrepublik mehr ist) sofort die WHO und die Welt-öffentlichkeit informieren müssen.

Die ersten schwer Erkrankten verstarben an einem Lungenversagen (ARDS – Acute Respiratory Distress Syndrom), welches intensivmedizinisch und mit maschineller Beatmung behandelt werden muss. Intensivmediziner bemerkten rasch, dass es hier wesentliche und dramatische Abweichungen vom bisherigen Krankheitsbild des ARDS gab, die nach Möglichkeit nichtinvasive Beatmungsverfahren erforderten. Eine Studie an 10 000 Covid-19-Patienten in deutschen Krankenhäusern ergab inzwischen, dass knapp 20 Prozent von ihnen verstarben, bei 1700 Patienten (17 Prozent) wurde eine Beatmung notwendig, aus dieser Gruppe verstarben 53 Prozent. Männer hatten ein höheres Risiko, ebenso war die Zahl der Diabetiker und Patienten mit Übergewicht und Herzrhythmusstörung mehr von einem tödlichen Verlauf betroffen.10

Aufgrund der – mit der hohen Ansteckungsgefahr begründeten, aber wissenschaftlich unsinnigen – Empfehlung, auf Obduktionen von Covid-Patienten zu verzichten (in der BRD bis Anfang April 2020), legten Mediziner ihr Augenmerk zunächst einseitig auf die Lunge. Dass auch andere Organe betroffen sind, wurde im Westen viel zu spät bekannt – vor allem, weil wichtige internationale wissenschaftliche Erkenntnisse und Publikationen, insbesondere aus der VR China, vom staatlichen deutschen Robert-Koch-Institut lange Zeit ignoriert wurden.

Inzwischen wurden in großer Zahl Sektionen an verstorbenen Covid-19-Patienten durchgeführt. Mitte August trat der Berufsverband Deutscher Pathologen an die Öffentlichkeit und belegte Covid-19 als Multiorganerkrankung auch durch die Sektionsbefunde. Bei einem Drittel der obduzierten Covid-19-Patienten war auch das Gehirn befallen. In mehr als 75 Prozent war Covid-19 die wesentliche oder alleinige Todesursache.11 Das RKI benennt in seiner Statistik die Zahl der „an oder mit Covid-19 Verstorbenen“. Corona-Leugner behaupten unbelehrbar, kein Mensch würde an Covid-19 sterben, sondern es läge eine anderweitige Todesursache vor, die die Betroffenen auch so in Bälde ereilt hätte. Diese Falschbehauptung ist durch die Sektionsergebnisse widerlegt und muss heute als böswillige Lüge eingestuft werden.

 

Die zweite große Unbekannte besteht darin, ob Wuhan tatsächlich der Ursprungsort des Ausbruchs der Krankheit ist (siehe Abschnitt 4: „Wann und wo waren bisher Epizentren?“)

Die erste positiv getestete Person außerhalb Chinas wurde am 21. Januar 2020 in den USA registriert, in Frankreich am 24. Januar 2020. Nach einer etwa einmonatigen Frist kam es dann jeweils zu den ersten Todesfällen. Getestet wurde mit der PCR-Methode – dem Nasen-Rachenabstrich auf entsprechendes Genmaterial des neuen Virus.12

2. Virusnachweis mit PCR und Antigen-Schnelltest

Ein Virus ist im Prinzip ein Stück Erbgut, in einer Kapsel verpackt, mit dem Potenzial, lebende Zellen eines Wirtsorganismus zu befallen und sich in diesen zu vermehren. Im Gegensatz zu anderen Krankheitserregern (Bakterien, Parasiten) sind Viren so klein, dass sie nur im Elektronenmikroskop zu erkennen sind. Der sichere Nachweis erfolgt über die PCR (Polymerase-Kettenreaktion, Polymerase Chain Reaction): Dabei werden die Spuren von genetischem Material so lange kopiert, bis sie im Labor nachweisbar sind. Diese Methode kann aber nicht unterscheiden, ob es sich noch um „lebende“, also vermehrungsfähige Erreger handelt oder um abgestorbene Reste. Aus Krimis kennen wir diese Methode als „DNA-bzw. RNA-Nachweis“.

Bei den Viren gibt es Familien mit DNS (Desoxyribonukleinsäure, englisch DNA) als Erbgut, andere mit RNS (Ribonukleinsäuren) als Erbgut. Zu letzteren gehören die Coronaviren.

Bei Verdacht auf Covid-19 wird das Material durch einen Abstrich von der Schleimhaut der Nase und des hinteren Rachens gewonnen. Dieser kann durch den geöffneten Mund oder durch die Nase erreicht werden. Mit neuester Technik kann der Nachweis charakteristischer Teile des Erbguts von CoV-2 innerhalb von nur 16 Minuten erfolgen. Inzwischen wurden bereits Labor-Vollautomaten für diese Untersuchung entwickelt. Bereits im Mai 2020 war in Deutschland die Kapazität der Labore für diesen Test bei 840 000 pro Woche, durchgeführt wurden zu diesem Zeitpunkt lediglich etwas über 330 000 Untersuchungen.13 Das vorhandene Test-Potenzial wurde nie ausgeschöpft! Im Gegenteil! Ab dem 9. November 2020 wurden die wöchentlichen Tests um fast 300 000 reduziert und erst ab dem 7. Dezember wieder um 150 000 auf 1,45 Millionen erhöht. Seit dem 16. November 2020 beträgt die wöchentliche Testkapazität über 2 Millionen.

PCR-Tests auf CoV-2 in Deutschland – Anzahl und Ergebnisse


1. 3. 2020 – 31 5. 2020 (90 Tage) 4 368 709 Tests davon 4,2 Prozent positiv
1. 6. 2020 – 31. 8. 2020 (90 Tage) 8 014 305 Tests davon 0,78 Prozent positiv
1. 9. 2020 – 1. 12. 2020 (90 Tage) 16 758 158 Tests davon 5,51 Prozent positiv

Bewertung von PCR-Tests auf CoV-2

In der Medizin wird die Bezeichnung „falsch positiv“ für ein Testergebnis verwendet, welches einen Erreger anzeigt, obwohl er gar nicht vorliegt. Gesunde würden dadurch irreführend als krank erklärt. Die Treffsicherheit, dass nur Virusträger als positiv bezeichnet werden, nennt man „Spezifität“.

Der Begriff „falsch negativ“ bedeutet, dass trotz Anwesenheit von Virusmaterial dieses nicht angezeigt wird. Virusträger würden in diesem Fall übersehen. Die Qualität eines Tests diesbezüglich wird als „Sensitivität“ bezeichnet. Die Sensitivität der oben genannten PCR-Tests wird statistisch mit 99,9 Prozent angegeben. Dabei werden allerdings auch Virusreste erfasst, ohne dass die Infektion angegangen ist.

Ein Problem ist, dass viele Abstriche in Testzentren falsch durchgeführt wurden, zum Beispiel nur durch oberflächliches Abwischen der Wangenschleimhaut. Das erklärt eine hohe Zahl falsch negativer Tests.

Zu Unrecht wird die Aussagekraft der PCR-Methode von verschiedenen „Corona-Skeptikern“ grundsätzlich angezweifelt. Seit vielen Jahren ist der PCR-Nachweis von Virusmaterial in der Medizin allgemein anerkannt. Unterschiede in der Qualität bzw. Spezifität ergeben sich aus den Gen-Abschnitten, die dabei nachgewiesen werden. Der erste von Prof. Drosten u.a. entwickelte und in Deutschland zugelassene RNA-PCR-Nachweis von Covid-19 stützte sich auf die von chinesischen Wissenschaftlern übermittelte Gensequenzen und wurde seither noch verbessert. Zertifizierte Labors testen gegen mindestens zwei verschiedene SARS-CoV-2-spezifische Epitope (Genabschnitte). Wenn bei dieser „Dual Target“-Technik nicht alle Epitope positiv reagieren, darf der Test nicht als positiv bewertet werden. Die Spezifität liegt bei den in Deutschland zugelassenen PCR-Tests bei 99,99 Prozent. Bei 10 000 Tests ist also ein Test falsch positiv. Nach dem ersten Etappensieg in Neuseeland über die Pandemie wurden auch Tausende von Tests durchgeführt ohne ein einziges positives Ergebnis. Je nach den in anderen Ländern verwendeten Gensequenzen und der Kompetenz und Sorgfalt der Großlabors kann die Spezifität zum Teil auch geringer sein. Das muss dringend geändert und bei der Beurteilung der internationalen Pandemie-Entwicklung berücksichtigt werden! Eine Testung in einem bayrischen Großlabor erbrachte falsch positive Ergebnisse, weil falsche Reagenzien verwendet wurden. Der Fall schlug Wellen, weil Profi-Fußballer betroffen waren14 – kein Laborverfahren dieser Welt ist absolut sicher und Großlabors werden heute oft im Rahmen kapitalistischer Konzerne betrieben.

Bei einem PCR Abstrich gibt das Labor zwei Werte an. Der eine Wert ist ein qualitativer Wert: negativ oder positiv. Bei einem positiven Ergebnis gibt das Labor den Ct-Wert an. Dieser wird als Maß herangezogen für die tatsächlich vorhandene Menge an Virus RNA (Erbgut des Virus). Das Erbgut wird so lange vervielfältigt, bis ein Messsignal gefunden werden kann. Je mehr dieser Schritte zur Vervielfältigung für ein positives Testergebnis nötig sind, desto geringer war die Menge an Virusmaterial in der Ausgangsprobe – und natürlich auch umgekehrt, je weniger Schritte nötig sind, desto höher war die Virusmenge in der Probe. Damit gibt der Ct-Wert Aufschluss über die Menge an Virusmaterial und damit Hinweise auf die Infektionsität des Infizierten. Der PCR-Test weist immer nur Virusmaterial nach, beweist also nur eine Infektion, nicht eine Erkrankung. Er muss deshalb immer im Zusammenhang mit dem individuellen Krankheitsbild interpretiert werden. Den PCR-Nachweis grundsätzlich infrage zu stellen, ist Ausdruck einer medizinischen Inkompetenz oder bewußten Desinformation. Letztlich würde damit einem wesentlichen Teil der modernen mikrobiologischen Labor-Diagnostik der Boden entzogen.

Covid-19-Schnell-Test

Inzwischen sind Schnell-Tests zu akzeptablen Preisen unter acht Euro auf dem Markt. Sie erlauben es, dass das Ergebnis des Abstrichs bereits nach 15 Minuten abgelesen werden kann. Die Sensibilität dieser Tests ist allerdings zum Teil noch verbesserungswürdig und noch nicht gleichwertig mit den PCR-Tests. Insbesondere am Beginn und Ende der infektiösen Phase können falsch negative Befunde auftreten. Gleichwohl haben die Schnelltests schon sehr wertvolle Möglichkeiten eröffnet. So konnte die Tübinger Notärztin Lisa Federle mit ihrem engagierten, vielfach ehrenamtlichen und tatkräftigen Einsatz für die massenhafte Testung mithilfe der Schnelltests nicht nur die Inzidenz in Alten- und Pflegeheimen deutlich senken, sondern auch eine landesweit verstärkte Nutzung erreichen.15

Vorteile der Schnelltests:

•Massenhaftes Screening der Bevölkerung zu akzeptablen Preisen

•Möglichst rasch vorliegendes Ergebnis gibt Klarheit über Entscheidung zur Quarantäne

•Zur Absicherung bei positivem Befund oder bei dringendem Verdacht kann der PCR-Test zusätzlich Klarheit bringen

•Unverzichtbar, um eine unkontrollierte Covid-Ausbreitung in den Griff zu bekommen!

Antikörper und Antikörper-Tests bei Covid-19

Unser Immunsystem bildet spezifische Antikörper gegen Krankheitserreger, sobald spezielle Zellen des Immunsystems mit ihnen Kontakt aufgenommen haben. Antikörper sind dann eine gezielte Waffe, um diese Erreger zu zerstören. Sie gehören zur Klasse der Immunglobuline (Ig), die von bestimmten Immunzellen produziert werden.

Antikörper-Tests weisen verschiedene Immunglobulin-Klassen nach – IgA, IgG, IgM –, die zeitlich versetzt auftreten. In der Frühphase einer Infektion tauchen zunächst IgM, dann IgA auf und verschwinden relativ rasch wieder. IgG erscheint später, bleibt aber länger bestehen – als Ausdruck einer länger anhaltenden Immunität nach Überstehen der Infektion. Auffällig und besorgniserregend ist bei Covid-19, dass auch IgG-Antikörper in den meisten Studien nur zeitlich begrenzt nachzuweisen sind.

Gegen SARS-CoV-2 wurden in einem Wettlauf von Herstellern Dutzende verschiedener Antikörper-Tests entwickelt. Sie sind aber bisher ungenügend validiert und es ist bis heute nicht endgültig geklärt, wie spezifisch diese Tests eine Infektion mit CoV-2 anzeigen und wie häufig auch die Infektion mit früheren Corona-Viren zu falschen Ergebnissen führt. Eine Optimierung und dann breite Anwendung der Antikörpertests sind deshalb dringend nötig – und in kompetenten Labors schon erfolgt. Die aktuelle Einschränkung, dass die Antikörperbestimmung nur in der zweiten Woche eines akuten Infektionsgeschehens Kassenleistung ist, muss unbedingt aufgehoben werden. Die Antikörperspiegel sind auch unerlässlich für die Verlaufskontrolle der Impfungen!

Zur Erfassung der zellulären Immunität wurden inzwischen auch CoV-2-spezifische Lymphozyten-Transformationstests (LTT) entwickelt, die wichtige zusätzliche Informationen geben über die Immunität gegen den Erreger.16

Eine im Juli 2020 als Preprint veröffentlichte Untersuchung des Lübecker Gesundheitsamts fand bei 30 Prozent von 110 Corona-Infizierten mit allenfalls mäßigen Covid-19-Symptomen keine Antikörper. Und im Fachblatt „Nature Medicine“ berichten Forscher aus China Anfang Juli, dass bei Infizierten ohne Symptome die Antikörperkonzentration im Blut bereits nach kurzer Zeit deutlich sank.17 Das weist gleich auf eine doppelte Problematik hin: Nicht jeder Infizierte kann im Nachhinein durch Antikörper-Tests erfasst werden. Und: Die anfängliche Hoffnung auf anhaltende Immunität nach einer Covid-19-Infektion ist trügerisch – es ist fraglich, ob nach einmaliger Infektion IgG-Antikörper bei erneutem Kontakt wieder in ausreichender Höhe nachgebildet werden.

Unverständlich und inakzeptabel ist deswegen auch, dass es hierzulande von offizieller Seite aus wenig Interesse gibt, die örtliche und zeitliche Ausbreitung der Pandemie und die Immunitätslage durch breit angelegte und optimierte Antikörpertests in Verlaufsuntersuchungen exakt zu erfassen. So gibt es bis heute (Dezember 2020) keine verlässlichen Zahlen über die wirkliche Verbreitung der Virusinfektion – die „Dunkelziffer“ der unerkannt Infizierten bleibt weiter im Dunkeln! Ebenso der Antikörperverlauf über eine längere Zeit bei den CoV-2-Infizierten. Die Aufklärung der Dunkelziffer wäre aber Voraussetzung, um den Anteil von schweren und auch tödlichen Verläufen richtig einzuschätzen und um die Gefahr der Infektion durch symptomlose Virusträger zu erfassen. Auch die zentrale Frage, welche Antikörper effektiv vor einer Zweitinfektion schützen, ist bis heute nicht geklärt.

Sie haben die kostenlose Leseprobe beendet. Möchten Sie mehr lesen?