Ein kunterbunter Streifzug durch den Jahreskreis

Text
0
Kritiken
Leseprobe
Als gelesen kennzeichnen
Wie Sie das Buch nach dem Kauf lesen
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa

DER HEILIGE ANTONIUS UND DAS SCHWEIN

Der „wilde Eber“ der Germanen wurde zu unserem Glücksschwein. Dazu trug auch der heilige Antonius bei, der auf Darstellungen seinen schützenden Mantel um die Schweine legt. Am 17. Januar feiern wir seinen Namenstag.

Der heilige Antonius ist der Patron der Ritter, Haustiere und Schweine, der Metzger, Schweinehirten und ein mächtiger Helfer gegen Viehseuchen. Er wird besonders in den Alpenländern, in Frankreich und Italien verehrt. Die gefürchtete Schweinepest war bei unseren Vorfahren als „Antonius-Seuche“ bekannt und konnte nur geheilt werden, wenn der greise Mönchsvater sein „Antoniuskreuz“, das er als Krücke trug, über den Kopf des Schweines hielt.

Doch würde sich der Patron der Hausschweine im Grabe umdrehen, würde er erfahren, dass es heute keine „glücklichen Schweine“ mehr gibt. Von allen Haustieren erleidet das Mastvieh Schwein die größten Qualen in den fleischverarbeitenden Betrieben. Die gentechnische Manipulation am Hausschwein führte zu schnellwachsenden Monstern ohne Ringelschwanz, Borsten, Ohren, Schnauze und Augen. „Glücksschweine“ gibt es nicht mehr: wer soll da noch „Schwein haben“? Und wenn jetzt gar der „EU-Eber“ den Deutschen aufgetischt wird, riecht das Fleisch nicht mehr nach „Schwein“, sondern nach „Pissoir“.

Antonius begründete um 320 n. Chr. die bis dahin unbekannte Lebensform der Einsiedlergemeinde, aus der dann später die erste Mönchsgemeinde wurde. Antonius hat auch die „Angelica“, das Mönchsgewand, eingeführt. Der greise Mönchsvater starb im Alter von 105 Jahren und erhielt nach seinem Tode den Beinamen „der Große“.

Ein französischer Adeliger, dessen Sohn durch Reliquien des Antonius von einer Seuche geheilt wurde, gründete 1095 den Antoniterorden. Albert von Bayern stiftete 1382 den Antonius-Ritter-Orden, woraufhin der heilige Antonius zum Patron und Vorbild des Ritterstandes wurde. Viele Burgen und Kapellen wurden ihm geweiht.

Eine hübsche Geschichte gibt es auch zum sogenannten „Antonius-Schwein“ . Die Antoniter durften für die Krankenpflege ihre Schweine frei weiden lassen. Als Kennzeichen trugen sie ein Glöckchen, so dass kein Tier im Eichenwald verlorenging. Immer am 17. Januar wurde ein Schwein geschlachtet, sein Fleisch nach der Segnung an die Armen verschenkt.

Das Thema „Schweinezucht“ war früher im ländlichen Bereich in den Dorfschulen Unterrichtsstoff. Noch früher wurden die Schweine ausschließlich mit gekochten Kartoffeln gemästet. Das waren die „Saugrumbeere“, die bei der Kartoffelernte als kleine und zerhackte Kartoffeln in besondere Körbe kamen. „In die Mast treiben“ war eine andere Methode, die Schweine zu mästen. Dafür standen auf dem Dorf die Schweinehirten zur Verfügung. Diese trieben die Schweine in die Eichenwälder. Der Speck von in der Eichelmast fett gewordenen Schweinen soll sehr fest und schmackhaft gewesen sein. Der Beruf des Schweinehirten war geachtet.

Ein „Glücksschwein“, gerne als „Sparschweinchen“ aufgestellt, erinnert an den wilden Eber, das Opfertier der Germanen. Durch seine Opferung sollten die Götter milder gestimmt werden. Vielleicht bedeutete es aber auch ein besonderes Jagdglück, ein derart wildes Ungetüm zu erbeuten. Auch im Hochzeitsessen spielte das Schwein früher auf dem Lande eine besondere Rolle. Es war gewissermaßen das Opfer, das man bei der Hochzeit brachte. Deshalb eröffnete ein Schweinskopf, ursprünglich mit einem Rosmarinstängel im Maul, später mit einer Zitrone oder Rose, das Hochzeitsessen. Dieses erste Gericht wurde feierlich von einer Jungfrau aufgetragen. In anderen deutschen Gegenden tischte man als erstes Hochzeitsessen ein gebratenes Spanferkel auf, das eine Blume, einen Zweig Rosmarin oder auch Immergrün unter dem Ringelschwänzchen trug. Das Schwänzchen war für die Braut reserviert, war es doch ein Symbol der Fruchtbarkeit.

DAS HOHELIED VON WEIHRAUCH UND MYRRHE

„Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt. Sie gingen und sahen das Kind und Maria, seine Mutter. Da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar“ (Mt. 2, 11).

So spricht die Bibel von Weihrauch und Myrrhe, den wertvollsten und beliebtesten Duftharzen, die neben anderen wohlriechenden Kräutern die kostbarsten Handelsgüter im Orient zur Zeit der Geburt des Herrn waren. Ursprünglich waren sie nur Königen vorbehalten. So waren Weihrauch und Myrrhe jene Geschenke, die die „Drei Weisen aus dem Morgenland“ dem „neugeborenen König der Juden“ brachten.

Duftende Kräuter wurden in der antiken Welt täglich zur Herstellung von Parfümen, Kosmetika, Gewürzen und Medikamenten gebraucht. Schon die Phönizier brachten sie über die berühmte Gewürzroute nach Südarabien und von ostafrikanischen Häfen aus nach Ägypten und nach Israel. Karawanen transportierten die begehrte Handelsware auf langen Wüstenreisen zu ihren Bestimmungsorten. Aus den „Weisen aus dem Morgenland“, von deren Reise hinter dem Stern her die Bibel erzählt, machte die Kirche die „Heiligen Drei Könige“. Der weiten, beschwerlichen Reise wegen, die sie vom Morgenland nach Bethlehem führte, wurden sie auch zu den Schutzpatronen der Reisenden.

Als sie dann beim Essen saßen und aufblickten, sahen sie, dass gerade eine Karawane von Ismaelitern aus Gillad kam. Ihre Kamele waren mit Tragahant, Mastix und Ladanum beladen. Sie waren unterwegs nach Ägypten (Gen. 37, 25). An diese Händler von Spezereien wurde Josef nach Ägypten verkauft.

Die frühe Verwendung dieser aromatischen Pflanzen wird durch die Tatsache bestätigt, dass bei der Öffnung von Pharaonengräbern im Jahre 1884 etwa 3000 Jahre nach der Bestattung immer noch der angenehme Geruch von Weihrauch und Myrrhe wahrnehmbar war. Wahrscheinlich spielte bei der Einbalsamierung der Leichen auch die antiseptische Wirkung der wohlriechenden Kräuter eine Rolle. Der Evangelist Johannes spricht von einer Mischung aus Myrrhe, Aloe und Weihrauch zum Tränken der leinenen Tücher, in die der Leichnam Jesu eingehüllt wurde.

Eines der Sieben Weltwunder, die „Hängenden Gärten“ in Babylon, war bekannt wegen seiner starken Blumendüfte. Myrrhen- und Weihrauchsträucher mit ihren knorrigen Ästen und den ätherischen Harzen, die in Form kleiner Tropfen aus der Rinde ausgeschieden werden, waren auch Charakterpflanzen im „Paradies“, im „Garten Eden“, in dem Land zwischen Euphrat und Tigris, in dem „Milch und Honig flossen“.

Salben aus Milch und Honig, aus Myrrhen- und Weihrauchöl wurden als kosmetische Gesichtspackungen im alten Ägypten verwandt. Auch Kleopatra hatte die Schönheit ihrer Haut den heiligen Ölen zu verdanken. Ovid, der römische Dichter der Liebe, pries in seiner „Liebespoesie über die Gesichtspflege der Frauen“ die betörenden Düfte von Rosen- und Narzissenöl und die sinnerregenden aromatischen Substanzen der Myrrhe.

Das „Hohelied Salomos“ beschreibt an vielen Stellen Duftstoffe der biblischen Zeit: „Ich stand auf, um zu öffnen meinem Freunde die Hand an den Griffen des Riegels. Da troffen meine Hände von Myrrhe, von flüssiger Myrrhe meine Finger.“ Oder es heißt: „Seine Wangen sind wie Balsambeete, in denen Weihrauch wächst. Seine Lippen sind die Lilien, die von fließender Myrrhe triefen.“ „Du bist gewachsen wie ein Lustgarten von Granatäpfeln mit edlen Früchten, Zypernblumen mit Narden, Lilien und Safran, Kalmus und Zimt, mit allerlei Weihrauchsträuchern, Myrrhe und Aloe, mit allen feinen Gewürzen. Ein Gartenbrunnen bist du, ein Born lebendigen Wassers, das vom Libanon fließt“, preist das „Hohelied“ die Liebe.

Die Juden begannen ihren Auszug aus Ägypten vielleicht um 1240 vor Christus. Für ihren Weg in das Gelobte Land brauchten sie etwa vierzig Jahre. Kurz nach ihrem Aufbruch erhielt Moses vom Herrn auch eine Anweisung zur Herstellung eines heiligen Öls und eines heiligen Räucherwerks: „Nimm dir Spezerei: Balsam, Galbanaum, Myrrhe und reinen Weihrauch, von einem soviel wie vom andern, und manche Räucherwerk daraus, gemengt nach der Kunst des Salbenbereiters, gesalzen, rein, zum heiligen Gebrauch.“ Dieses Räucherwerk war nur zum Gebrauch bei religiösen Zeremonien gedacht.

Die Verdunstung von ätherischen Ölen an der Oberfläche von Pflanzen wird heute als ein Abwehrmechanismus gegen die Infektion durch Bakterien und Pilze angesehen. Aromatische Pflanzen besäßen demnach eine schützende Aura aus Wohlgeruch. Kann es nicht sein, dass die Pflanzen durch den Duft, den sie verströmen, miteinander in Verbindung treten und einander in einer Weise wahrnehmen, die viel wunderbarer ist als das Mittel der menschlichen Sprache, die nur selten voller Zärtlichkeit und Duft ist – außer vielleicht bei liebenden?

DIE DREI WEISEN AUS DEM MORGENLAND BESUCHEN DAS JESUSKINDLEIN IM KRIPPENSTALL ZU BETHLEHEM

(Märchen von Dieter Kremp)

Die drei Weisen aus dem Morgenland waren schon seit Wochen an der Himmelsstraße unterwegs auf der Suche nach dem Krippenstall in Bethlehem. Es hatte sich überall im Heiligen Land herumgesprochen, dass in Bethlehem das Jesuskindlein im Krippenstall geboren wurde. Und die drei Weisen wollten unbedingt dorthin, um das Christuskindlein zu bescheren.

Aber sie waren auf ihren weiten Reisen unterwegs nicht allein, waren sie doch von Beruf aus alle drei Hirten, die überall ihre Schäfchen dabei hatten, wenn sie auf Reisen waren. Und hier am Himmelszelt weideten die Schäfchen auf der weiten Himmelsflur und ließen sich das saftige himmlische Gras und den Klee gut schmecken.

Doch schon seit Tagen irrten sie mit ihren Schäfchen hin und her und fanden den Weg nicht über die Himmelsstraße hinunter auf die Erde nach Bethlehem.

Und es war höchste Zeit, um dem neugeborenen Wiegenkind zur Geburt ihre Geschenke zu geben. Außerdem waren ja Maria und Josef, die Eltern des Jesuskindes, auch gute Bekannte der Hirten. Und Heiligabend, der Tag der Geburt des heiligen Christuskindes, war schon lange vorbei.

 

Nun flog gerade die Schneefee Frau Holle mit ihren Wolkenschäfchen an der Himmelsstraße vorbei und winkte den Hirten zu. Sie hielt mit ihrer Schäfchenherde kurz an und fragte ihre Hirtenfreunde: „Wohin wollt ihr? Habt ihr euch auf der Himmelsflur mit euren Schafen verirrt?“

„Ja, wir suchen den richtigen Weg nach Bethlehem, doch immer wieder sind wir auf der falschen Straße. Hier stehen ja auch keine Hinweisschilder.“

„Dann passt mal gut auf! Der heilige Sankt Petrus dort oben an der Himmelspforte ist ja ein naher Verwandter der Heiligen Familie. Der kann euch bestimmt helfen.“

In dem Augenblick sperrte der heilige Petrus mit seinem Himmelsschlüssel gerade das Tor zum Paradies auf und ließ die himmlischen Heerscharen heraus. Unter ihnen waren auch die Engel, die Boten Gottes auf Erden, die auch das Jesuskind in Bethlehem besuchen wollten.

Die Engel waren gut befreundet mit den drei Weisen aus dem Morgenland und waren gerne bereit, die Hirten mit ihren Schäfchen auf ihrem Weg zur Erdenstadt Bethlehem zu begleiten. Damit das alles etwas schneller vonstattenging, klebten sie den Hirten und ihren Schäfchen Engelsflügel an. Und so flogen sie in Windeseile alle zusammen durch die himmlischen Lüfte und kamen schon nach wenigen Minuten heil und gesund am Krippenstall zu Bethlehem an.

Hier war Hochbetrieb, denn alle Engel, alle Heiligen und die Kinder aus Bethlehem waren gekommen, um das Jesuskindlein zu bescheren. Vor dem Eingang zum Krippenstall stand ein großer Esel, der die zahlreichen Besucher herzlich willkommen hieß. Und der zottige Esel rief laut: „Iah, iah, iah! Willkommen hier im Stall, im Krippensaal! Iah, iah, iah!“

Bevor die Hirten nun in den Krippenstall eintraten, ließen sie ihre Schäfchen in der Nähe des Stalles auf einer Weide grasen. Eines aber unter ihnen, das Lämmchen Petra, das Schönste von allen, das ein ganz besonders weiches Fell hatte, nahmen sie mit in den Stall zu Bethlehem. Obwohl ja das Jesuskindlein noch ein kleines Baby war, lächelte es mit strahlenden Äuglein das Schäfchen Petra sanft an.

Und Petra hatte auch Spaß am Kindlein, schnüffelte sogleich im Wiegenbettchen und das Jesusbaby streichelte ganz zart sein weiches, wolliges Fell.

Nun nestelten die drei Weisen in ihren Hirtentaschen herum und holten die Geschenke für die Heilige Familie heraus. Das Christuskindlein erhielt eine Menge Goldkügelchen, weil es eben ein liebes, goldiges Kindlein war. Und dazu natürlich noch ein Plüschschäfchen zum Kuscheln im Bettchen. Als dann viele Jahre später das Jesuskindlein erwachsen war, und als Heiland im Heiligen Land unterwegs war, verschenkte er die Goldperlen an arme Waisenkinder.

Maria und Josef erhielten von den Weisen aus dem Morgenland wohl duftende Heilkräuter, Weihrauch und Myrrhe, die Josef gleich im Stall räucherte: ein heilsamer, aromatischer Duft durchströmte den ganzen Raum. Und wenn dann später das Marienkindlein im Winter eine fieberhafte Erkältung hatte, kochte Maria daraus einen heilenden Kräutertee, den das Kindlein trank. Und alsbald war das Jesuskindchen wieder kerngesund.

Nun aber hatte die Muttergottes, die heilige Jungfrau Maria, noch eine große Bitte an die drei Weisen aus dem Morgenland. „Hört mal bitte gut zu! Nächste Woche ist wieder ein christlicher Feiertag auf Erden. An diesem Tag zieht ihr mit euren Schäfchen durch die Straßen von Bethlehem, geht von Haus zu Haus, und sammelt Geldspenden für arme Kinder.“

Und Josef ergänzte die Worte seiner heiligen Jungfrau Maria und sagte: „Unser lieber Herrgott da droben im Himmel wird euch in drei heilige Könige verwandeln, und dieser Tag, es ist auf Erden der 6. Januar, erhält dann den Namen „Dreikönigstag“. Ihr Drei seid dann die „Heiligen Drei Könige“ mit den Namen Caspar, Melchior und Balthasar.“

Ach, wie stolz waren jetzt die drei Weisen aus dem Morgenland! Sie waren keine Hirten mehr, sondern richtige Könige.

Und später fand jeder von ihnen auch seine Königin und alle drei wohnten in Bethlehem zusammen in einem Königsschloss.

Und als das Jesuskind zu einem Knaben herangewachsen war, besuchte es hin und wieder seine drei Patenonkel im Königsschloss.

Als dann einige Tage später das erste „Dreikönigsfest“ auf Erden war, zogen die Heiligen Drei Könige durch die Straßen in Bethlehem. Einer von ihnen, es war der Melchior, malte sein Gesicht mit schwarzer Farbe an: Er war unter den Heiligen Drei Königen der „schwarze Mohr“. In der einen Hand trugen sie einen langen Stab mit einem Laternenlicht, in der anderen Hand hatten sie ein Stück weiße Kreide. Und auf ihren Pelzmützen leuchtete ein goldener Stern, der eben wie eine goldene Königskrone aussah.

Sie zogen von Haus zu Haus, stampften durch den hohen Schnee, klopften an die Türen und schrieben mit der weißen Kreide die Anfangsbuchstaben ihrer Namen auf die Türschwelle: C + M + B, Caspar, Melchior und Balthasar.

Und überall sagten sie ihren Segensspruch auf, den die heilige Jungfrau Maria ihnen geschrieben und gedichtet hatte:

„Heute ist Dreikönigsfest,

wir wünschen euch das allerbest.

Wir bringen Glück in euer Haus,

wie der heilige Nikolaus.

Wir bitten euch um milde Gaben,

dass arme Kinder Essen haben.“

Die „Sternsinger“, so nannte man auch die Heiligen Drei Könige; sie zogen weiter von Haus zu Haus und überall erhielten sie eine Geldspende. So kam eine stolze Summe zusammen, die sie dann später an arme und kranke Kinder verteilten.

Und auch heute noch, und das schon seit 2000 Jahren, ziehen die Heiligen Drei Könige, als Sternsinger verkleidet, durch die Dörfer und Städte. Und ihre Schäfchen weiden noch immer auf der Himmelsflur, behütet und beschützt vom silbernen Mond.

DIE SIEBEN – EINE ZAHL, DIE ES IN SICH HAT

Die mystische Zahl Sieben spielte in der Vorstellungswelt unserer Vorfahren eine große Rolle. Der Glaube, dass nach sieben Jahren gleiches Wetter wiederkehre, war im Mittelalter weit verbreitet. Es war aber nicht nur Aberglaube, der zu dieser Meinung führte, sondern auch die Wettererfahrung dieser Zeit: Alle sieben Jahre war ein Flohjahr, alle sieben Jahre ein Raupenjahr, alle sieben Jahre ein Käferjahr und alle sieben Jahre ein Krankenjahr.

1991 war ein „Blattlausjahr“ und demzufolge gab es auch eine Massenvermehrung ihrer natürlichen Feinde, der Marienkäfer. Es mag Zufall sein, dass auch der Sommer 1984 ein „Blattlaussommer“ war. Heute wissen wir, dass bestimmte Forstschädlinge zu Waldverwüstern werden, wenn es eine massenhafte Vermehrung gibt, die im Laufe mehrerer Jahre periodisch auf- und abschwillt. In Monokulturen vermehren sich die Schädlinge bei dem reichlich vorhandenen Futter und bei günstiger Witterung von Jahr zu Jahr: wahre Schädlingsheere wachsen heran. Sie fressen schließlich den Forst über viele tausend Hektar kahl. Haben die Raupen dann ihre Nahrungsquelle vernichtet, müssen sie zugrunde gehen, und die Plage hört ganz plötzlich auf.

Auch die mit jeder Massenvermehrung eines Schädlings einhergehende Zunahme seiner Vertilger trägt zum Rückgang des Übels bei. Die endgültige Vernichtung der Schädlingsmassen geschieht vielfach durch parasitische Seuchen. Dieses regelmäßige Auf- und Abschwellen von Schädlingsheeren in rhythmischen Zeitabständen wurde auch schon von unseren Vorfahren beobachtet. Oft musste dabei die biblische Zahl Sieben herhalten, gab es doch im alten Ägypten die „sieben fetten und sieben mageren Jahre“.

Die Lektüre der Landbevölkerung in früheren Jahrhunderten bestand neben der Bibel aus Kalendern, die mit allerlei Tipps und Traktätchen angereichert waren. Diese Prognostiken und Bauernregeln, oft in Verse gekleidet, waren sehr beliebt. Den größten Erfolg aber hatte, bis in unsere Tage hinein, der sogenannte „Hundertjährige Kalender“ von Dr. Maurizius Knauer, Abt im Kloster Langheim bei Kulmbach. Als Kind seiner Zeit in dem damaligen astrologischen Geist befangen, brachte er den jährlichen Planetenwechsel mit dem Wetterwechsel in Verbindung. Er ging davon aus, dass die sieben damals bekannten beweglichen Himmelskörper der Reihe nach die Witterung eines Jahres bestimmen würden. Es genügten ihm sieben Jahre Wetterbeobachtung (1652 bis 1659), um einen „beständfigen, siebenjährigen“ Kalender aufzuschreiben.

Sonne, Venus, Merkur, Mond, Saturn, Jupiter und Mars wurden als Planeten gezählt, und in genau dieser Reihenfolge sollte jeder das Wetter eines Jahres bestimmen. Nach sieben Jahren kam stets derselbe Planet an die Reihe und sollte wieder das gleiche Wetter bringen. Ein geschäftstüchtiger thüringischer Arzt hat vierzig Jahre später den siebenjährigen Kalender des Abtes Maurizius in einen „hundertjährigen“ Kalender umgearbeitet, weil sich ein solcher besser verkaufen ließ.

Venusjahre sollen danach „feucht und warm“ sein. Das stimmte für die Jahre 1983 und 1990 nur zum Teil: Beide waren sehr warm, aber trocken, wobei der Sommer 1983 einer der schönsten Sommer des Jahrhunderts war. In einem Merkurjahr soll es „sehr veränderlich und unbeständig, kalt und trocken“ sein. Das Merkurjahr 1991 war ein extrem trockenes Jahr, kalt im Frühjahr und im Juni, aber extrem heiß im Sommer. Das Mondjahr 1985 war kühl und nass, so wie es nach dem siebenjährigen Planetenkalender sein soll: „Kalt und feucht, doch etwas wenig warm dabei.“ 1993 war ein Saturnjahr, was „eine kalte Natur und etwas wenig trocken“ verhieß.

„Mit dem Mond muss man gut Freund sein“, meinte Goethe, denn so mancher hat seine Schlafprobleme bei Vollmond, was von der Wissenschaft nicht mehr geleugnet wird. Und helle Mondnächte haben unsere Dichter und Denker inspiriert, unvergängliche Lyrik zu schreiben.

Die Anthroposophen sind übrigens davon überzeugt, dass der Mond besondere Einflüsse auf das Keimen, Wachsen und Reifen unserer Kulturpflanzen ausübt. So werden eigene Saat- und Erntekalender herausgegeben.

Die gute und die böse Sieben sind Zahlen, die es in sich haben. Die Sieben hat schon im grauen Altertum in den Geistern gespukt. In sieben Tagen schuf Gott die Welt. Sieben Erzengel umkreisen Gottes Thron. Es gibt sieben Todsünden, sieben Schmerzen und Freuden Mariens. Sieben Wochen dauert die Fastenzeit, Pfingsten liegt sieben Wochen nach Ostern. Die Kirche kennt sieben Sakramente. Den sieben Todsünden stehen sieben Werke der Barmherzigkeit gegenüber. Sieben Kreuzesworte des Erlösers werden aufgezählt, sieben Bitten des Vaterunsers.

Auch im Märchen kehrt die Sieben wieder: Die sieben Berge, die sieben Zwerge, die sieben Geißlein, die sieben Schwaben, die sieben Raben, die Siebenmeilenstiefel. Selbst in Kinderreimen findet sich die Sieben an erster Stelle: „Wer will schöne Kuchen backen, der muss haben sieben Sachen.“ – Oder die Frage: „Hast du seine sieben Sachen zusammen?“ Wenn es am Siebenschläfertag regnet, soll es sieben Wochen lang regnen.

Rom wurde auf sieben Hügeln erbaut, am Rhein ragt das Siebengebirge auf, obwohl es weit mehr Hügel hat. Geheimnisvolles steht im Buch mit sieben Siegeln. Das Haus der göttlichen Weisheit hat sieben Säulen, ein Hauptstück religiösen Kults war der siebenarmige Leuchter.

Sieben Winde und Meere kannte die Antike, die Griechen sieben Weltreiche, sieben Köpfe der Hydra und sieben Weltwunder. „Sieben kommen durch die Welt“ und „sieben auf einen Streich“ heißt es in Sprichwörtern, und Verliebte fühlen sich „im siebten Himmel“.