Manuka-Honig

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Unterschiede

Die Unterschiede zwischen Manuka-Honigen können gravierend sein, wobei sie sich in Aussehen, Konsistenz, Geruch und Geschmack durchaus sehr ähnlich sein können. Eine sensorische Prüfung, also die Wahrnehmung typischer Eigenschaften über unsere Sinne, unsere Nase oder unsere Geschmacksknospen, reicht nicht aus, um die medizinischen Eigenschaften zu erkennen. Dazu bedarf es einer chemischen Analyse, wobei natürlich nicht jedes Honigglas einzeln untersucht werden kann. Die Werte, die für eine Probe ermittelt werden, können aber in der Regel auf die entsprechende Charge hochgerechnet werden. Die Imker werden es begrüßen, wenn in ihrem Manuka-Honig möglichst hohe MGO-Werte ermittelt werden, da sie so einen deutlich höheren Preis erzielen können.

Sie, liebe Leser, können durchaus Manuka-Honig erwerben, der keinen Aktivitätsnachweis mitbekommen hat, also weder UMF- noch MGO-gekennzeichnet ist. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass dieser Honig nicht aktiv ist. Er enthält sicherlich die meisten der guten Honigeigenschaften, nur wahrscheinlich kaum Methylglyoxal. Schätzen Sie ihn lediglich als bekömmlichen und wohlschmeckenden Brotaufstrich oder nur so zum Naschen, dann reicht ein einfacher Manuka-Honig ohne Frage. Sollten Sie ihn jedoch medizinisch einsetzen wollen, dann würde ich einen aktiven Manuka-Honig mit mindestens 100 Milligramm Methylglyoxal, also einen MGO100+ beziehungsweise UMF10+ auswählen. Das ist auch die Empfehlung, die von den Honigforschern und Medizinern gegeben wird. Prof. Molan geht davon aus, dass echter Manuka-Honig immer eine gewisse Aktivität aufweist und dass es sich bestenfalls um eine Honigmischung handeln kann, wenn auf dem Glas zwar Manuka-Honig draufsteht, aber kein Aktivitätsnachweis geführt werden kann. Auch bei sogenanntem Manuka-Waldhonig, wie er in Reformhäusern oder Bioläden angeboten wird, handelt es sich wahrscheinlich um einen Blend. Eine beliebte Mischung ist die von Manuka- und Rewarewa-Honig. Hierbei gibt es zuweilen eine nachweisbare Aktivität von zum Beispiel MGO30+, also mindestens 30 Milligramm Methylglyoxal pro Kilogramm Honig.

MGO100+ sollte man also generell wählen, wenn man sich und seiner Gesundheit etwas Gutes tun möchte. Auch für den Außeneinsatz ist diese Stärke generell ausreichend. Im Innendienst können Sie die Faustregel anwenden: »Je weiter drinnen, desto stärker«. Also MGO250+ für Mund, Nase, Nebenhöhlen und Rachen, MGO400+ für die tieferen Regionen, wo vermehrt mit Verdünnung zu rechnen ist, wie im Magen-Darm-Trakt. Einen Manuka-Honig MGO550+, den stärksten und teuersten, der auch schon einmal 700 Milligramm und mehr Methylglyoxal enthalten kann, brauchen Sie in aller Regel überhaupt nicht. Bei hartnäckigen Infektionen, wie etwa Wunden, die mit antibiotikaresistenten Keimen besiedelt sind, oder bei Magen- oder Darmleiden, die durch Helicobacter pylori verursacht wurden, könnte man kurzfristig eine höhere Stärke auswählen. Manche Anwender berichten allerdings davon, dass sie vorübergehend Schmerzen im Wundbereich empfinden, nachdem sie einen ganz starken Manuka-Honig aufgetragen hatten. Zuweilen soll dieser unangenehme Zustand sogar mehrere Stunden anhalten. Der eine oder andere Therapeut wird das vielleicht als Beweis für die Wirkung werten, Sie müssen sich jedoch nicht grundlos quälen. Finden Sie die Stärke heraus, die Ihnen keine unangenehmen Nebenwirkungen bereitet. Wenn Sie sich nicht gleich die gesamte Palette der verschiedenen Stärken zulegen wollen, dann hat sich das Mischen mit einem schwächeren Honig als sinnvolle Alternative erwiesen.


Biene auf einer Manukablüte

Die Forschung geht weiter, da längst noch nicht alle Fragen geklärt sind und wie so oft mit jeder gefundenen Antwort weitere Fragen auftauchen. Trotzdem gibt es keine Entschuldigung, auf den medizinischen Einsatz von aktivem Manuka-Honig zu verzichten, und vielleicht schon bald kaum eine Alternative dazu. Die Aufmerksamkeit, die Honig im Allgemeinen und Manuka-Honig im Besonderen weltweit erfahren hat, ist letztendlich darauf zurückzuführen, dass einige Mediziner an wenigen Kliniken es einfach ausprobiert haben und dabei zu verblüffenden Resultaten gelangten. Darüber will ich im folgenden Kapitel berichten.

Manuka-Honig im klinischen Einsatz – Update eines antiken Therapeutikums


Manuka-Honig im klinischen Einsatz – Update eines antiken Therapeutikums

Wenn Sie Krankenhäuser eher aus Arztserien im Fernsehen kennen, haben Sie vielleicht eine etwas romantisch verklärte Sicht auf den Klinikalltag. Tatsächlich stehen Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger permanent unter Druck. Kein geregelter Achtstundentag. Oft sind im Wettlauf gegen die Uhr Entscheidungen zu treffen, die nicht mehr korrigiert werden können, aber sowohl gegenüber den Patienten als auch vor deren Angehörigen und den Krankenkassen zu rechtfertigen und sehr zeitaufwendig zu dokumentieren sind. Derart gestresstes Krankenhauspersonal ist dankbar für jede verlässliche Routine, auf die es immer wieder zurückgreifen kann.

Antibiotika waren jahrzehntelang das Mittel der Wahl bei Infektionen, und man konnte sich auf sie verlassen. Wenn eines nicht mehr anschlug, konnte man das nächste ausprobieren. Doch die zu bekämpfenden Erreger entwickelten zunehmend eigene Verteidigungsstrategien, die sie gegenüber den medizinischen Kampfstoffen völlig unempfindlich machten. Manche von ihnen fühlen sich gerade dort besonders wohl und sicher, wo man sie am allerwenigsten gebrauchen kann – in den Hospitälern, denen sie nicht nur ihren Spitznamen »Hospitalkeime«, sondern auch unendlich viele ihrer Opfer verdanken. Da wird ganz schnell aus einem Routineeingriff, der normalerweise nur wenige Tage Krankenhausaufenthalt nach sich zieht, ein Albtraum mit monate- oder gar jahrelangem Martyrium, falls der Patient ihn überhaupt überlebt.

Bereits in meinem Buch »Die Heilkraft des Honigs« konnte ich vom Honigeinsatz in Kliniken berichten. In Deutschland war es besonders die Uniklinik in Bonn mit Dr. Arne Simon und Wundspezialist Kai Santos, die durch den Einsatz eines Medizinproduktes auf Basis von Manuka-Honig die Leiden immunsupprimierter Kinder in der Abteilung Hämatologie / Onkologie deutlich verringern konnte. In den spärlichen Berichten darüber war damals meist davon die Rede, dass an etwa zwei Dutzend Kliniken in Deutschland medizinischer Honig in der Wundversorgung eingesetzt würde. Konkrete Hinweise, um welche Krankenhäuser es sich dabei handelte, fand ich leider nicht. Vielfach entscheiden nicht das Wohl des Patienten oder die erwiesene Wirksamkeit, sondern recht fragwürdige Erstattungskriterien der Krankenkassen über den Einsatz der Mittel. Bis man sich schließlich zur Behandlung mit Honig entschließt, vergeht oft sehr viel Zeit, die mit vergeblichen Versuchen vergeudet wird, Bakterien mit teuren Antibiotika zu bekämpfen, gegen die diese längst resistent sind.

Manuka-Honig bei den Briten

Unser Gesundheitssystem, das wohl eher ein Krankheitssystem ist, funktioniert bedauerlicherweise nicht so, wie es von dem im alten China berichtet wird. Dort, heißt es, wurden Ärzte nur dann bezahlt, wenn sie ihre Patienten gesund erhielten. In Großbritannien wird das gesamte Gesundheitswesen vom mächtigen National Health System (NHS) geregelt. Erfreulicherweise wurden dort bereits 2004 Medizinprodukte auf Basis von Manuka-Honig zugelassen. Die Zulassungen stützten sich einerseits auf die unermüdlichen Forschungen von Prof. Rose Cooper und ihren Kollegen an der Universität Cardiff in Wales und andererseits auf Anwendungen in der Klinik. Das Christie Hospital in Manchester, die führende Krebsklinik des Landes, setzte Manuka-Honig schon damals erfolgreich zur Versorgung von Operationswunden ein. Des Weiteren verwendet man dort Manuka-Honig bei Patienten mit Mund- oder Kehlkopfkrebs, aber auch als Mittel gegen Mukositis allgemein, da seine antiinflammatorische Eigenschaft Schleimhautentzündungen, wie sie eine Chemotherapie regelmäßig mit sich bringt, vorbeugt beziehungsweise rasch besänftigt.

Als weiteres Krankenhaus ist das Aintree Hospital in Liverpool hervorzuheben. Hier hat sich besonders Dr. Val Robson in der Honiganwendung verdient gemacht. Im Rahmen ihres Doktorats leitete sie einen Versuch, der vom klinischen Direktor der HNO-Abteilung, Prof. Simon Rogers, unterstützt und von der Forschungs- und Entwicklungsabteilung der Klinik genehmigt wurde. 49 Patienten erklärten sich bereit, an dem Versuch teilzunehmen. Besonderes Augenmerk wurde auf die Reduzierung von MRSA-Infektionen gelegt. Tatsächlich konnte in der Gruppe der Honigbehandelten ein Rückgang um 36 Prozent verzeichnet werden. Das scheint noch ausbaufähig, zusammen mit einem um 25 Prozent kürzeren Krankenhausaufenthalt jedoch sehr ermutigend. Schließlich geht es bei derartigen Forschungsprojekten immer auch um Geld, wobei der Faktor Zeit ja bekanntlich eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt.

Val Robson ist ausgebildete Krankenschwester mit Schwerpunkt im Wundmanagement. Ihren Doktorgrad erwarb sie sich im Professional Studies Doktorat. Die Möglichkeit dazu besteht im Vereinigten Königreich seit den 1980er-Jahren und zwar explizit nicht für Universitätstheoretiker, sondern für Praktiker, die ihr diesbezügliches Wissen im täglichen Einsatz am Patienten und nicht nur an der Petrischale im Labor erworben haben. Wobei ich absolut nichts gegen all die Forscher sagen möchte, die die Rätsel der Wissenschaft in endlosen Versuchsanordnungen entschlüsselt haben. Immerhin waren es bislang nicht unbedingt die Mediziner, die die Honigforschung zum Wohle der Patienten vorangetrieben haben, sondern Mikrobiologen und Lebensmittelchemiker wie Rose Cooper, Peter Molan und Thomas Henle. Es ist noch sehr viel Überzeugungsarbeit notwendig, damit es zu einer selbstverständlichen interdisziplinären Zusammenarbeit kommen kann.

 

Auch dafür liefert Manuka-Honig ein Paradebeispiel. Da arbeiten in einem Einsatzgebiet sämtliche Abteilungen, sprich Inhaltsstoffe, Hand in Hand. Antimikrobiell wirkende Stoffe beseitigen krankmachende Keime und hindern sie daran, weiteren Schaden anzurichten. Antientzündliche Substanzen wirken überschießenden Reaktionen des Organismus entgegen. Die von manchen Patienten berichteten Schmerzen nach dem Honigeintrag in die Wunden gehen nicht ursächlich vom Honig aus, sondern rühren daher, dass die Nervenendigungen durch die entzündlichen Prozesse hypersensibilisiert sind und quasi blank liegen. Erhält der Honig ausreichend Gelegenheit, die Entzündung zu beseitigen, verschwinden auch die Schmerzen und es entstehen kaum Narben, da auch die starke Keloidbildung durch entzündliche Prozesse gefördert wird, die die Heilung und somit gesunde Bildung neuen Gewebes verzögern. Der Heilungsprozess wird schließlich von weiteren Inhaltsstoffen des Honigs nachhaltig unterstützt. Die hyperosmotische Wirkung leistet ihrerseits ihren Beitrag zu diesen Vorgängen, damit An- und Abtransport reibungslos funktionieren. Da greift eins ins andere ohne sich gegenseitig zu behindern.

Honig als Medizinprodukt

Viele Ärzte arbeiten ausschließlich mit sogenanntem »Medizinischen Honig«, das heißt mit Manuka-Honigen beziehungsweise Honigmischungen oder Honiggels, die als Medizinprodukt zugelassen sind. Das tun sie aus rein forensischen Überlegungen, also wegen der vermeintlichen Rechtssicherheit, die sie mit der Verwendung zertifizierter Produkte verbinden. Medizinprodukte sind keine Arzneimittel. Sie schließen Hilfsmittel ein wie Verbandstoffe, Geh-hilfen, Einmalspritzen, Instrumente und Gerätschaften. Medizinischer Honig wurde aufgrund der osmotischen Funktion und der Gammabestrahlung als Medizinprodukt zugelassen, nicht etwa wegen seiner antibakteriellen oder antientzündlichen Wirkung.

Solange jedoch ein sogenannter Sachverständiger mit einseitigem Fokus auf den Schmerzaspekt die Erstattungsfähigkeit einer Honigbehandlung bei den Kostenträgern beeinflussen kann, ohne dass weder er noch die Entscheidungsträger der Krankenkassen sich mit den komplexen Zusammenhängen wirklich beschäftigt hätten, bedarf es mutiger Pioniere, die trotzdem unbeirrt den einmal beschrittenen Weg fortsetzen. Solche Mut machenden Wegfreimacher gibt es auch in Deutschland.

Vom Betroffenen zum Beteiligten

»Wir verstehen Krankheit nicht als Defekt oder Normabweichung, sondern als ein Ungleichgewicht gegensätzlich wirkender Kräfte.

Anliegen der Anthroposophischen Medizin ist es, bei der Behandlung nicht nur die krankmachenden Kräfte zu unterdrücken beziehungweise zu verhindern, sondern auch die gesundenden Gegenkräfte anzuregen und zu stärken, um im Organismus wieder einen Ausgleich herzustellen. Daher lässt sich die Anthroposophische Medizin im Sinne einer komplementären Therapiemethode zur konventionellen Schulmedizin anwenden.«

So steht es in einer Informationsschrift, die die Klinik Havelhöhe in Berlin vorstellt, die sich als »Klinik für anthroposophisch erweiterte Heilkunst« versteht.

»Der kranke Mensch steht im Zentrum der Bemühungen aller Mitarbeiter. Als mündigen und mitverantwortlichen Partner beziehen wir ihn in den Behandlungsund Pflegeprozess ein.« Manuka-Honig mit seinen harmonisch abgestimmten Pro- und Contrakräften liefert sicherlich eine herrliche Metapher für die Philosophie dieses Hospitals.

Beeindruckende Erfahrungen wurden hier insbesondere bei der Behandlung des »diabetischen Fußsyndroms« gesammelt. Oft handelt es sich dabei um einen Zustand, der bereits sehr lange besteht und dessen Problematik ziemlich vielschichtig ist. Die gesamte Infrastruktur in der betroffenen Gegend ist heruntergekommen, die Versorgung ist äußerst mangelhaft, sämtliche Leitungen sind schadhaft oder unterbrochen und es werden auch keine neuen Stränge verlegt. Die Müllabfuhr streikt oder kann zumindest das zu entsorgende Gebiet nicht anfahren. Schmarotzendes Ungeziefer macht sich breit und vermehrt sich ungehindert.

Was sich wie die Beschreibung eines Elendsviertels liest, soll hier lediglich veranschaulichen, wie dringend notwendig ein umfassendes Sanierungskonzept auch in solchen medizinischen Notstandsgebieten ist.

Manuka-Honig hilft nicht nur bei der Reinigung der Wunde, sondern fördert unter anderem auch die Gefäßneubildung, wodurch das ausgehungerte Gewebe wieder normal von innen heraus ernährt werden kann. Zwischenzeitlich erfolgt allerdings überbrückend eine direkte Ernährung durch den Honig, die die Heilungsbestrebungen des Körpers unterstützt.

Auch in Kombination mit anderen Naturheilmitteln werden in der Berliner Klinik gute Ergebnisse erzielt. So benutzt man zum Beispiel eine 10-prozentige Calendula-Essenz-Lösung zur Wundspülung, ähnlich wie man an der Bonner Universitätsklinik Calendulasalbe für die Randbereiche der honigversorgten Wunden verwendet. Die häufig bei chronischen Wunden auftretenden Mazerationen (Gewebeaufweichungen) werden durch die osmotische Wirkung des Honigs verhindert, wobei allerdings auf regelmäßige Verbandswechsel zu achten ist. Die Hyperkeratosen (übermäßige Hornhautbildung) an den Wundrändern werden regelmäßig abgetragen. Einer ganzheitlichen Sichtweise entsprechend wird in der Klinik Havelhöhe ein Geschwür, eine Wunde nicht nur als lokales Geschehen betrachtet und der Patient nicht bloß als Betroffener, sondern vielmehr als Beteiligter, der in alle Behandlungen aktiv einbezogen wird. Maßnahmen zur inneren Stärkung gehören genauso zum Konzept wie solche zur äußeren Entlastung.

Dr. Roland Zerm, Dr. Matthias Girke und ihre Kollegen arbeiten dabei eng mit anderen klinischen Fakultäten zusammen. So kann man auf der Internetseite der Klinik Havelhöhe folgenden ermutigenden Eintrag unter dem Stichwort »Diabetisches Fußsyndrom« finden:

»Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit des Teams in Verbindung von gängigen Wundversorgungsstrategien mit komplementären Methoden, zu denen zum Beispiel die Wundversorgung mit Manuka-Honig-Auflagen zählt, konnten eine Vielzahl von komplizierten Wunden zur Heilung gebracht werden.

Durch unsere Erfahrung und unsere Zusammenarbeit mit der chirurgischen Abteilung unseres Hauses, der interventionellen Radiologie (Prof. Duda), dem Gefäßzentrum am Hubertus Krankenhaus, einer Podologin (medizinischen Fußpflegerin) und einem orthopädischen Schuhmachermeister konnte bei zahlreichen Patienten mit Diabetes eine Amputation im Unterschenkel- oder Oberschenkelbereich (Majoramputation) verhindert werden.«

Einige Fälle wurden fotodokumentiert, und man kann sich beim Betrachten der Bilder lebhaft vorstellen, welche große Erleichterung und Freude die Menschen erfuhren, wenn ihnen nicht nur der Verlust ihrer Gliedmaßen erspart blieb, sondern darüber hinaus die Wundkrater, die in manchen Fällen einen freien Blick auf die Sehnen ermöglicht hatten, wieder vollständig geschlossen waren.

Bemerkenswert ist zudem, dass in dieser anthroposophischen Klinik nicht, wie in den meisten Krankenhäusern, die mit Honig arbeiten, mit einem Medizinprodukt vom Typ »Medihoney« behandelt wird, sondern mit einem handelsüblichen Manuka-Speisehonig MGO100+. Die Ethikkommission der Klinik hat sich dies genehmigt, und die bisherige Praxiserfahrung hat diese Vorgehensweise absolut gerechtfertigt. Das Argument, dass durch eine Gammabestrahlung die Wirkung nicht gemindert, die Gefahr einer Clostridieninfektion durch eventuell im Rohhonig verborgene Sporen jedoch verhindert wird, könne man getrost vernachlässigen, da es offenbar weltweit keine dokumentierten Fälle von Botulismus oder Wundbrand durch Honig zu geben scheint. Selbst solche gefährlichen Erreger können die antibakteriellen Mechanismen von aktivem Manuka-Honig kaum überwinden. Der wirtschaftliche Aspekt hierbei ist ebenfalls nicht unerheblich, wenn wegen eines quasi nicht vorhandenen Risikos mehr als das Zehnfache gezahlt werden soll.

Alginate als Helfer des Manuka-Honigs

Alginate, zum Beispiel Calciumalginat aus Braunalgen, eignen sich in Kombination mit Manuka-Honig sehr gut für Wundverbände, da sie mit dem Wundsekret reagieren und durch Ionenaustausch aufquellen. Natrium-Ionen aus dem Wundexsudat werden gegen Calcium-Ionen ausgetauscht, sodass ein Gel gebildet wird, welches, wie der Honig, sowohl die Wunde feucht hält als auch ein Verkleben des Verbandsmaterials mit der Wunde verhindert.

Kurzfristig kam in der Berliner Klinik ein Manuka-Honig MGO400+ zum Einsatz, jedoch konnte damit keine wesentliche Verbesserung oder Beschleunigung des Heilungsprozesses bewirkt werden. Allerdings verursachte der höhere Methylglyoxalgehalt bei einigen Patienten stärkere Schmerzen. Das waren klare Argumente, wieder den bewährten Manuka-Honig MGO100+ einzusetzen. Sicher, wirkungsvoll und preiswert zugleich.

Manuka-Honig – vielseitig und anpassungsfähig

Neben seinem Einsatz in chronisch infizierten Wunden verblüfft Honig immer wieder durch seine Vielseitigkeit. Die vorgenannte Wundspezialistin Val Robson konnte mit medizinischem Honig zum Beispiel ziemlich vielversprechende Ergebnisse bei strahlengeschädigtem Gewebe erzielen. Eine Studie aus Ottawa, Kanada, die durch ähnliche Ergebnisse aus Sydney, Australien, gestützt wird, belegt, dass Manuka-Honig geeignet ist, selbst eine chronische Rhinosinusitis, die durch einen sogenannten Biofilm unterhalten wird, zu beseitigen. Während der Honig Staphylococcus aureus sowohl in der antibiotikaempfindlichen (MSSA) als auch in der antibiotikaresistenten Version (MRSA) und Pseudomonas aeruginosa (PA) im planktonischen (frei schwimmenden) Zustand in vitro zu 100 Prozent abtötet, waren es bei den im Biofilm eingebundenen Bakterien immerhin noch 82 Prozent bei MSSA, 63 Prozent bei MRSA und erstaunliche 91 Prozent bei PA.

Wie der Honig das schafft, ist nach wie vor nicht endgültig entschlüsselt. Ein beobachtetes Phänomen ist ein Verhindern der Anhaftung von Bakterien- an Wirtszellenproteine. Dies macht sowohl ein Eindringen von Infektionserregern als auch deren Zusammenrottung in Biofilmen schwierig bis unmöglich. Ebenso wurde beobachtet, dass die Zellteilung der Bakterien offensichtlich vereitelt wurde, denn man fand übergroße Zellen, die zwar bereits ein Septum enthielten, sich aber nicht mehr zu teilen vermochten, was auf eine genetische Wirkung des Honigs schließen lässt. Die Forscher sind allerdings davon überzeugt, dass weder der Zucker noch das Methylglyoxal dafür verantwortlich sind. Ich persönlich finde das wunderbar, denn ich bin ohnehin der Meinung, dass wir keine Einzelwirkstoffe isolieren sollten, womöglich um sie dann synthetisch nachzubauen und zu patentieren.

Bereits im Jahr 2002 hallte eine Meldung durch die britischen Medien, die versprach, dass Manuka-Honig den gefürchteten Hospitalkeimen, die allein in Großbritannien jährlich bis zu 20 000 Todesopfer fordern, den Stachel zu nehmen vermag. Während Forscher wie Rose Cooper und Kollegen in der Zurückgezogenheit ihrer Labore weiterforschen, stellen antibiotika-resistente Erreger eine tickende Zeitbombe dar, die Millionen von Menschen bedroht. Seit 1980 wurde keine neue Klasse von Antibiotika entdeckt, und die zur Verfügung stehenden Antibiotika werden zusehends wirkungslos. Zuweilen werden die Stimmen wieder lauter, die eine zurückhaltendere Verordnungspraxis bei diesen Mitteln fordern. Prof. Liz Harry von der University of Technology in Sydney bescheinigt Manuka-Honig nicht nur eine hervorragende antimikrobielle Wirkung, sondern darüber hinaus die Fähigkeit, Bakterien einschließlich MRSA empfänglich für Antibiotika zu machen, bei gleichzeitiger Gabe eine Resistenzbildung zu verhindern und sogar bereits resistente Bakterien wieder für das Antibiotikum empfindlich zu machen.

Prof. Harry führt dazu aus: »Wir konnten im Labor zeigen, dass Bakterien keine Resistenzen gegenüber Honig bilden. Andererseits fanden wir ebenso heraus, dass MRSA, dieser Superkeim, wenn wir ihn lediglich mit dem Antibiotikum Rifampicin behandelten, sehr schnell resistent dagegen wurde. Benutzten wir jedoch eine Kombination aus Rifampicin und Manuka-Honig, traten keine rifampicinresistenten MRSA auf. In anderen Worten, der Honig verhinderte auf irgendeine Weise das Auftreten von rifampicinresistenten MRSA – eine ungeheuer wichtige Entdeckung.« Dr. Harry fügte hinzu: »Mit der Existenz von Bakterien, die gegen alle verfügbaren Antibiotika resistent sind, und der Nicht-existenz neuer Antibiotika auf dem Markt, sollte Manuka-Honig das Mittel der ersten Wahl sein und nicht wie so oft erst der letzte Versuch.«

 

Das kann ich nur dick unterstreichen, und wenn Ihr Arzt nicht von selbst darauf kommen sollte, geben Sie ihm ruhig die nötigen Hinweise.

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