James Bond für Besserwisser

Text
0
Kritiken
Leseprobe
Als gelesen kennzeichnen
Wie Sie das Buch nach dem Kauf lesen
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa

Über Wint und Kidd kann man heutzutage eher lachen als sie als bedrohlich zu empfinden. In einer repräsentativen BRAVO-Umfrage (Ausgabe 14/1997) heißt es, 25 Prozent aller Jungen zwischen 14 und 17 hätten schwule Erfahrungen gemacht. Zwei Prozent gaben an, sie seien schwul, 68 Prozent hätten nichts gegen Schwule. Der Kinsey-Report400 stufte 1948 zwischen 90 und 95 Prozent der Bevölkerung als „bis zu einem gewissen Grad bisexuell“ ein. Vielleicht sehen wir James Bond - der bekanntermaßen immer der Zeit voraus ist - in einem folgenden Film auch mal einen Mann küssen („Für England, James.“).401

Einen kleinen Schritt in diese Richtung ist man schon gegangen. In „Skyfall“ (2012) beginnt der Schurke Raoul Silva damit, James Bond, der an einen Stuhl gefesselt ist, zu streicheln. Silva meint zu 007: „Irgendwann ist immer das erste Mal.“ Bond reagiert unerwartet: „Wie kommen Sie auf die Idee, das wäre mein erstes Mal?“.

Schon in Flemings Romanen war Homosexualität ein Thema. In „Liebesgrüße aus Moskau“ diskutiert 007 mit Captain Troop darüber, mehr Intellektuelle beim MI6 zu beschäftigen. Troop daraufhin zu Bond: „Sie schlagen also vor, dass wir die Organisation mit langhaarigen Perversen besetzen sollen. (...) Ich dachte, wir wären uns einig, dass Homosexuelle das größtmögliche Sicherheitsrisiko darstellen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Amerikaner einer Gruppe parfümierter Schwuchteln Atomgeheimnisse anvertrauen würden.“

Bond: „Nicht alle Intellektuellen sind homosexuell. Und viele von ihnen haben eine Glatze.“

(Ian Flemings Nachbar auf Jamaika, Noël Coward402, war homosexuell und hatte eine Glatze.)

Dieses Kapitel will ich nicht abschließen, ohne auf die Leiden einzugehen, die Bond ertragen muss, wenn er mit seinen brutalen Gegnern konfrontiert wird.

Dass James Bond Schmerzen kennt, kann man sich bei dem, was er in den Filmen und in den Romanen durchmacht, gut vorstellen. Dennoch kann man ihn nicht als Masochisten bezeichnen. Besonders in den Filmen mit Pierce Brosnan ist das Thema Folter gegenwärtig. Als 007 und Xenia Onatopp in „GoldenEye“ (1995) in einem türkischen Bad aneinander geraten, ist die Konfrontation eine Mischung aus sexueller Anmache und Kampf. Beide küssen sich, dann wieder beißt Onatopp Bond die Lippe blutig. 007 sagt danach sogar: „Schluss mit dem Vorspiel.“

Bond kommt später im Film ironisch auf Folter zu sprechen: „Tja, das ist das Problem von heute. Keiner will sich mehr Zeit für ein richtig finsteres Verhör nehmen. Eine verloren gegangene Kunst.“403 Zur Gewaltanwendung kommt es in diesem Film nicht, dafür aber in „Der Morgen stirbt nie“ (1997): Elliot Carver will Bond und Wai Lin dem Folterknecht Stamper überlassen:

Carver: „Mr. Stamper ist Schüler des verstorbenen Mr. Kaufman, der ihn die alte Kunst der Chakra-Folter gelehrt hat.“


Stamper: „Er war für mich wie ein Vater.“

Bond: „Wirklich? Psychologisch sehr interessant.“

Carver: „Nach der asiatischen Philosophie hat der Körper sieben Chakra-Punkte404 - Energiezentren, wie das Herz oder die Genitalien. Der Sinn dieser Instrumente ist es, diese Organe zu sondieren, größtmöglichen Schmerz zuzufügen und das Opfer gleichzeitig so lange wie möglich am Leben zu lassen.“ Wieder kommt es nicht zu brutalen Szenen, wie Carvers Beschreibungen befürchten lassen, Bond und Lin fliehen.405

Der antike Folterstuhl von Elektra King in „Die Welt ist nicht genug“ (1999), eine originalgetreue Nachbildung, erinnert an die Szene aus „Goldfinger“ (1964), als Bond auf Goldfingers Lasertisch festgebunden ist und der tödliche Laserstrahl zwischen seinen gespreizten Beinen nach oben wandert. Bei Elektra King, mit der 007 schon sexuelle Abenteuer erlebt hat, entwickelt sich die Szene anders. Bei der Strangulation meint Bond: „Ich bekomm' einen steifen...Hals.“ (Originalzitat: „One...last...screw.“ ).406 In der Tat ist bekannt, dass es bei einer Strangulation durch die Position, in der sich der Körper beim Todeszeitpunkt befindet und in der er verharrt, zur postmortalen Erektion kommen kann. Der Irrglaube, eine Erektion habe primär mit Strangulation zu tun, kommt daher, dass beide Faktoren oft zusammen auftreten, denn der Mann, der durch Erhängen gestorben ist und in der Todesposition verbleibt, hat durch den ausbleibenden Herzschlag keine gleichmäßige Blutverteilung im Körper. Die Erektion kommt durch einen Stau des abfließenden Blutes zustande. Das Blut sammelt sich an den am tiefsten liegenden Stellen des Körpers zuerst. Dort entstehen Ödeme und Schwellungen. Tiefer gelegene Körperteile wie die Füße füllen sich bis zu ihrer elastischen Belastungsgrenze mit Blut, danach staut sich das Blut die Beine aufwärts bis in die Hüften. Das Blut sammelt sich nun unter anderem im Penis, der in Folge des Bluteinstromes erigiert.

Elektra erfreut sich am Quälen und zeigt damit eine Störung der Sexualpräferenz, den Sadismus. In der Romanliteratur trifft dies auch auf Stamper zu. Er foltert Prostituierte bis zum Tode und filmt dies.407

In „Stirb an einem anderen Tag“ (2002) wird die Verbindung zwischen Lust und Schmerz durch den Titelvorspann von Daniel Kleinman deutlich: Nichtvorhandene, geisterhafte Frauenhände erscheinen als Bond durch Hitze und Kälte quälende Dämonen. In Madonnas Titelsong „Die Another Day“ fällt der Name Siegmund Freud. Der Vater der Psychoanalyse sah in allem einen sexuellen Hintergrund. (Freud wurde schon in „GoldenEye“ (1995) erwähnt:

Bond: „And all so mad little Alec can settle a score with the world 50 years on.“

Trevelyan: „Please, James! Spare me the Freud.“)408

Aber noch immer können Bonds Leiden gesteigert werden. Im Film „Casino Royale“ (2006) peitscht Le Chiffre 007 die Hoden aus. Nachdem Bond seinen ersten Schlag eingesteckt hat, möchte er noch einen weiteren.

007: „Ich hab' so ein kleines Jucken da unten. Hätten Sie wohl die Güte?“ Le Chiffre schlägt zu.

Bond: „Nein, nein, weiter rechts, weiter rechts, weiter rechts.“

Le Chiffre: „Sie sind ein witziger Mann, Mr. Bond.“

Le Chiffre schlägt erneut zu.

Bond: „Ja, ja, ja (lacht) [mit Erregung vergleichbare Ausrufe]. Was ist, wenn die Welt erfährt, dass Sie gestorben sind, als Sie mir die Eier massiert haben?“

Diese Folterszene geht auf den ersten Bond-Roman Flemings zurück, in dem Le Chiffre Bond mit einem Teppichklopfer auf die Genitalien schlägt. Nachdem 007 seinen ersten Schlag erhalten hat:

„Bonds ganzer Körper zuckte in einem unfreiwilligen Krampf zusammen. Sein Gesicht verzog sich zu einem tonlosen Schrei, und seine Lippen gaben die Zähne frei. Gleichzeitig flog sein Kopf zurück, und an seinem Hals traten die kräftigen Muskeln hervor. Für einen Augenblick hatten sich sämtliche Muskeln seines Körpers zu Knoten zusammengezogen, und Zehen wie Finger krümmten sich, bis sie schneeweiß waren. Dann sackte der Körper in sich zusammen, und auf der ganzen Haut trat Schweiß aus. Er stöhnte zitternd.“

Im Verlauf der Folter denkt Bond: „Andere Männer des Service, die bei Deutschen und Japanern die Folterungen überlebt hatten, hatten erzählt, dass kurz vor dem Ende eine Zeit von Wärme und Mattigkeit kam, die zu einer Art sexuellem Zwielicht führten, in dem der Schmerz zu einer Wonne und die Angst vor den Peinigern zu einer masochistischen Verwirrung wurden.

Und er hatte gehört, dass es der letzte Beweis von Willensstärke war, diese Form der Trunkenheit nicht zu zeigen. Man nahm nämlich an, dass die Peiniger sonst den Gefolterten sofort umbrächten oder ihn so weit wieder zu sich kommen ließen, bis seine Nerven die andere Seite der Parabel409 wieder heruntergekrochen waren.“410

Die Folterszene in diesem Buch lässt Bond streckenweise wie jemanden erscheinen, der keinerlei menschliche Gefühle hat.411 So gelang es zu zeigen, wie Bond zu dem wurde, den wir in „Ein Quantum Trost“ (2008) sehen. In Bonds Leben sind Folter und Schmerzen an der Tagesordnung; und solange es Nachfolger von Goldfinger, Graves und Grant gibt, wird auch das Foltern ein Bestandteil der 007-Filme und -Romane bleiben. Guy Hamilton äußerte dazu: „Ein Bond ist immer nur so gut wie seine Schurken.“

10) Der tanzende Agent

Dreimal schwang James Bond in den Filmen das Tanzbein. In „Feuerball“ (1965) nicht ganz so professionell, dafür rettet es ihm zumindest einmal das Leben.

Nachdem Domino klar und deutlich gesagt hat, dass sie tanzen möchte, fordert er sie auf und beide tanzen langsam zum Lied „Café Martinique“. Domino meint, man könne Bond nicht mit Largo vergleichen: „Das fühle ich, wie Sie mich halten.“

Auf dem Soundtrack zum Film „Thunderball“ (1965) (der von Countrylegende Johnny Cash412 geschriebene Haupttitel wurde von den Filmproduzenten abgelehnt) findet man als Lied Nr. 8 John Barrys „Death of Fiona“. James Bond versucht, auf der Flucht vor seinen Feinden auf einer Party unterzutauchen, und fordert an der Bar eine Frau auf, mit der er mit recht abwesendem Gesichtsausdruck tanzt. Fiona Volpe entdeckt 007 und klatscht ab. Bond hat nun seine Gegnerin im Arm und versucht, der tödlichen Situation zu entkommen. Die Tanzschritte sind eher Nebensache. James Bond sieht eine Waffe, die durch einen Vorhang geschoben wird und die auf ihn zielt. Er passt den Moment exakt ab und wirbelt Fiona Volpe herum. Die Kugel, die ihm galt, trifft Volpe in die Wirbelsäule. Sie ist sofort tot. Bond bricht den Tanz ab und setzt seine leblose Partnerin an einen Tisch, an dem schon andere Partybesucher sitzen, und meint lässig: „Darf ich meine Freundin hier hinsetzen? Sie belästigt Sie nicht, sie ist nämlich tot.“

 

Nachdem die Choreographie in „Feuerball“ (1965) wirklich nicht erwähnenswert ist, da es nicht einmal eine festgelegte Schrittfolge gab, wurde für „Sag niemals nie“ (1983) eine einstudiert.

In dem „Feuerball“-Remake gewinnt James Bond gegen Maximilian Largo (Klaus Maria Brandauer) beim Spiel „Domination“ 267.000 Dollar und tauscht sie gegen einen Tanz mit Domino Petachi ein, der teuerste Tango der Filmgeschichte. Sean Connery und Kim Basinger lernten für die Filmaufnahmen tatsächlich Tango.

Während des Tanzes macht 007 Domino klar, dass Largo ein Schurke ist und ihren Bruder hat umbringen lassen. (Choreographie: Siehe unter „Tango to the Death“ im Anhang).

Die Tanzszene kam beim Kinopublikum sehr gut an, doch war dies bisher das letzte Mal, dass man James Bond tanzen sehen konnte.

Filmagent Harry Tasker, gespielt von Arnold Schwarzenegger, der sich im Bond-Ableger „True Lies“ mit dem Abschaum der Menschheit herumschlagen musste, zeigte ebenfalls, über welche tänzerischen Qualitäten ein Geheimagent im Einsatz verfügen kann. Tasker tanzt zur Ablenkung, genau wie Bond, einen Tango, auch wenn die Elemente darin eher auf Tango Argentino hindeuten. Es war bisher die beste Tanzszene in einem Agentenfilm und mit großer Wahrscheinlichkeit von Bonds Einlage in „Sag niemals nie“ (1983) inspiriert. Am Ende von „True Lies“ durfte Tasker noch einmal mit seiner Frau (Jamie Lee Curtis413) zum selben Lied tanzen, und Schwarzenegger macht hierbei eine erstaunlich gute Figur. Nach diesen beiden Filmen waren zahlreiche Tanzszenen in Bond-Parodien zu sehen. So tanzte Bill Murray414 in „Agent Null Null Nix“ („The Man Who Knew Too Little“) (1997) und Steve Carell415 als Maxwell Smart in „Get Smart“ (2008). Auch Leslie Nielsen416 tanzte in „Agent 00 - Mit der Lizenz zum Totlachen“ („Spy Hard“) (1996).

Für die Deutsche Meisterschaft im Kürtanzen im Jahre 2006 entwarf sich der amtierende deutsche Vizemeister Marcus Weiß417 eine James-Bond-Tanzkür. Zusammen mit seiner Tanzpartnerin und Lebensgefährtin Isabel Edvardsson418, die die erste Staffel der RTL-Show „Let's Dance“419 gewonnen hatte, hörte er alle Soundtracks der Filme und übertrug Oliver Wessel-Therhorn420 den Tonschnitt und das Mischen der Elemente für die Tanzchoreographie.

Wessel-Therhorn schuf eine Zusammenstellung aus dem James-Bond-Thema, „From Russia with Love“, „Mr. Kiss Kiss Bang Bang“, „Let's go get 'EM“ aus „Der Mann mit dem goldenen Colt“ (1974), dem Titelthema aus „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ (1969) und „Getting the Bullet“ aus „Der Mann mit dem goldenen Colt“ (1974).

[no image in epub file]Isabel Edvardsson und Autor Danny Morgenstern bei der Skyfall-Premiere in Berlin; Foto © Martin Funke

Zu den verwendeten Textpassagen gehören das typische Zitat „Bond, James Bond“ ebenso wie „Licence to kill“, ein Dialog zwischen Mai Lei und James Bond aus dem Film „Goldfinger“ (1964), „I'll have to leave immediatley“ aus „James Bond 007 jagt Dr. No“ (1962) sowie „Oh James.“ und „Well, almost immediately.“

Dieser Zusammenschnitt aus Musik, Text und Geräuschen, der 3 Minuten und 49 Sekunden dauert, wurde von Weiss und Edvardsson erfolgreich vertanzt. Sie gewannen damit 2006 die Deutsche Meisterschaft im Kürtanzen in der Braunschweiger Stadthalle.

Aber man kann mit 007 auch tänzerisch verlieren: Bei der ersten Ausgabe des Eurovision Dance Contest am 1. September 2007 in London erreichten Camilla Dallerup und Brendan Cole, die im Bereich Freestyle ein Medley vom „James Bond Theme“ (Moby) und den Song „Diamonds Are Forever“ (Shirley Bassey) vertanzten, mit 18 Punkten nur den 15. Platz von 16 teilnehmenden Ländern. Das Paar hatte bereits an allen Staffeln der Sendung „Strictly Come Dancing“ - dem englischen Vorläufer von „Let's Dance“ teilgenommen, sie starteten für Großbritannien.

Nicht nur Tänzer waren mit James-Bond-Musik erfolgreich: Der französische Eiskunstläufer Brian Joubert421 wurde in der Saison 2006/07 nicht nur mehrfach Erster bei den Grands Prix, sondern gewann auch den Europameister- und Weltmeistertitel. Jouberts Kurzprogramm war hier „James Bond: Die Another Day“.

Auch in Ian Flemings „Live and Let Die“ ist Tanz ein Thema. Nach einem Besuch im Restaurant „Ma Frazier's“ nehmen sich Bond und Leiter ein Taxi zum „Savoy Ballroom“.

„By the time they left the restaurant it was ten-thirty and the Avenue was almost deserted. They took a cab to the Savoy Ballroom, had a Scotch-and-soda, and watched the dancers.

„Most modern dances were invented here,“ said Leiter. „That's how good it is. The Lindy Hop, Truckin', the Susie Q, the Shag. All started on that floor. Every big American band you've ever heard of is proud that it once played here - Duke Ellington422, Louis Armstrong423, Cab Calloway424, Noble Sissle425, Fletcher Henderson426. It's the Mecca of jazz and jive427.'

They had a table near the rail round the huge floor. Bond was spellbound. He found many of the girls very beautiful. The music hammered its way into his pulse until he almost forgot what he was there for.“

In Raymond Bensons Buch „Countdown!“ steht das Wort „Tanz“ als Synonym für „Sex“. James Bond trifft in einem Nachtclub auf das Animiermädchen Sunni Pei: „Sie beugte sich zu ihm. „Und ich würde gern sehen, was Sie in der Hose haben, James“, flüsterte sie ihm ins Ohr.

Eine plumpe Aufforderung, für Frauen dieser Art typisch. Aber als sie es sagte, erregte es Bond aus irgendeinem Grund.“

Benson beschreibt den nun folgenden Striptanz:

„Rhythmische Musik dröhnte durch den Raum. Sunni Pei fing an, langsam und verführerisch vor Bond zu tanzen. (...) Ihre Bewegungen waren geschmeidig. Vielleicht hatte sie einmal Tanzunterricht gehabt.

(...) Sunni knöpfte ihren Cheongsam auf und zog ihn aus. Darunter trug sie nur einen schwarzen Büstenhalter aus Satin und einen dazu passenden Slip. In ihrem Nabel steckte ein kleiner, dünner Goldring. Sie streifte die Träger ihres Büstenhalters über die Schultern, öffnete ihn und warf ihn Bond in den Schoß. Sie lachte. Ihre Brüste waren so groß wie Äpfel, fest und schön geformt, die Brustwarzen hart. Sie genoss es, die Exhibitionistin zu spielen. Ein paar Takte später zog sie den schwarzen Slip herunter und hob eines ihrer langen Beine. Mit einer anmutigen Bewegung entledigte sie sich des Slips und kam dann auf Bond zu. Sie stellte sich mit gespreizten Beinen über seinen Schoß und beugte sich soweit vor, dass ihre Brüste nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt waren. Er konnte ihre Haut riechen428, die mit einem dünnen Schweißfilm überzogen war, und spürte das Verlangen, sie zu berühren.

(...) Er wollte sie haben, doch dies war weder der richtige Ort noch der richtige Zeitpunkt dafür. Aber er ließ zu, dass der „Tanz“ seine Wirkung entfaltete, und gab sich den Phantasien hin, die sie für ihn geplant hatte.

„(...) „Hat es Ihnen gefallen?“, fragte sie schließlich.

„Und wie“, antwortete er. „Danke.“

Sie streckte ihm ihre Hand entgegen. Er nahm sie und stand auf. „Gehen wir zurück? Oder möchten Sie noch einen Tanz?“

Bond lächelte. „Ein anderes Mal, Sunni.““

11) „Sie sind ein witziger Mann, Mr. Bond.“429 - der Humor in den James-Bond-Filmen.

Obwohl einem beim Stichwort „Humor“ sofort Roger Moores430 Darstellung des 007 einfällt, hat er lediglich etwas aufgegriffen und verstärkt, was schon bei Sean Connery in seinem ersten Film vorkommt.

Als Connery und Regisseur Terence Young das Drehbuch zu „James Bond 007 jagt Dr. No“ (1962) durchgingen, stellten sie fest, dass es viele Gewalt und Sex-Szenen enthielt, und Young wollte den Film durch Humor entschärfen. Entsprechende Szenen wurden zwar nicht reduziert, aber durch Humor abgeschwächt.

Abgesehen davon ist die Gewalt bei 007-Filmen im Vergleich zu anderen Actionfilmen gering. Wenn man bei Gewaltszenen auf den ersten Blick glaubt, ein Protagonist sei ums Leben gekommen, wird man in den folgenden Bildern eines Besseren belehrt. In „GoldenEye“ (1995) überfährt Bond mit einem Panzer ein Polizeiauto und zermalmt es. Die nächsten Szenen zeigen einen unverletzten Polizisten, der sich aus dem Autowrack befreit. In „Casino Royale“ (2006) hat der Terrorist Carlos (Claudio Santamaria431) seinen Einsatzbefehl per SMS bekommen und rast mit einem gestohlenen Tankwagen auf einem Flughafen durch einen Gelenkbus mit Fahrgästen. Der Bus wird zerfetzt, doch Leichen sucht man vergeblich. Im Making-of ist zu sehen, dass der Bus voller Puppen ist. Cutter Stuart Baird432 ist dafür verantwortlich, dass wir keine Opfer sehen, auch wenn man sich bei den Dreharbeiten die Option offengehalten hat.

Das Entschärfen von Gewaltszenen gelang aber auch durch darauffolgende Dialoge oder „Oneliners“. Diese einprägsamen Einzeiler haben einen hohen Stellen- und Wiedererkennungswert.

Nicht immer spricht Bond433 mit einer Person, sondern sagt diese Zeilen am Ende einer bondigen Situation zu sich selbst - oder direkt dem Publikum.

Seine Kommentare wurden so berühmt und bezeichnend für ihn, dass sie Nachahmer fanden. Zu ihnen zählen u.a. Figuren wie John McClane in den „Stirb-Langsam“-Filmen434. Da auch er meist allein gegen die Schurken kämpft, schließt er eine hochbrisante, spannungsgeladene, mitunter brutale Situation mit einem Einzeiler ab. Besonders McClanes wiederkehrender Spruch, vergleichbar mit Bonds immer wiederkehrender Art und Weise sich vorzustellen, wenn er einen Schurken über die Klinge springen lässt, hat sich zu einem oft zitierten Satz in der Jugendsprache entwickelt: „Yippie-Ay-Yeah, Schweinebacke!“

Die humorvollen Texte bei Bond sollen brutale Szenen abschwächen und die Zuschauer belustigen, oft in Form eines „Oneliners“ (A), oder eine Person oder Situation im Film bloßstellen bzw. abwerten (B), oder - besonders in den Moore-Filmen - mit einer Doppeldeutigkeit (C), sexuellen Anspielung [auch Anmache] (D), oder einfach einem (Wort)Witz (E) bzw. Ironie (F), zum Teil auch nur optisch/akustisch (G) unterhalten. Verbindungen von Humorkomponenten (meist C und D) sind häufig, aber auch andere Kombinationen sind möglich. Beim Vergleich zwischen der deutschen Synchronversion und dem englischen Originaltext wird der Unterschied zwischen deutschem und englischem Humor deutlich. Manchmal gibt es nur in einer Version Humor.

Hier der Überblick über die humorigsten Momente in 007-Filmen:

„James Bond 007 jagt Dr. No“ (1962):

A/E) Nachdem 007 mit einer Leiche auf der Rückbank seines Wagens vor einem Regierungsgebäude auf Jamaika gehalten hat, wendet er sich einem Wachposten zu.

Bond: „Sergeant, passen Sie auf, dass er sich nicht verdrückt.“

A/F) Als der Leichenwagen mit Bonds Verfolgern (den Three Blind Mice) über eine Klippe gestürzt ist, kommt ein Bauarbeiter mit 007 ins Gespräch. Bauarbeiter: „Wie ist das passiert?“

Bauarbeiter: „Wie ist das passiert?“

Bond: „Die hatten es eilig, zu ihrer eigenen Beerdigung zu kommen.“

D) Bei der ersten Begegnung zwischen Honey Rider und Bond: Honey Rider: „Suchen Sie Muscheln?“

Honey Rider: „Suchen Sie Muscheln?“

Bond: „Nein...hübsche Mädchen.“

„Liebesgrüße aus Moskau“ (1963)

D) Ein Mann fährt mit einer Gondel an Bond und Sylvia Trench vorbei und sagt zu seiner Frau: „Ich habe gesagt, dass das ein wundervoller Sport ist.“ Bond (bezieht die Aussage auf sein erotisches Picknick mit Sylvia Trench): „Ich bin ganz seiner Meinung.“

Bond (bezieht die Aussage auf sein erotisches Picknick mit Sylvia Trench): „Ich bin ganz seiner Meinung.“

Trench: „Ich finde nur, man sollte nicht so lange Pausen einlegen.“

A) Kerim Bay erschießt Krilencu, der durch einen geheimen Fluchtweg (durch den Mund einer auf einem Plakat abgebildeten Frau) aus einer Hauswand kommt.

Bond: „Sie hat wirklich einen hübschen Mund.“435

B) Grant nennt James Bond immer „Mein Lieber“ (im Roman „Alter Knabe“). Nachdem 007 Grant getötet hat, nimmt er ihm das Geld ab.

 

Bond: „Das werden Sie nicht mehr brauchen, mein Lieber.“436

F) Bond klemmt einem Schurken absichtlich die Arme unter einer Motorhaube ein.

Bond: „Verzeihung.“

„Goldfinger“ (1964):

War es in den ersten beiden James-Bond-Filmen mehr Mittel zum Zweck, brutale Szenen mit einem lustigen Satz abzuschließen, was für den eher sparsamen Einsatz von Humor sorgte, gab man Bond mit „Goldfinger“ eine neue Note. Sein Humor wurde zum Markenzeichen der Figur.

Ab diesem Film gibt es deutlich mehr Humor in den Bond-Filmen.

A) 007 tötet einen Killer, indem er einen Heizstrahler in die Badewanne wirft.437

Bond: „Widerlich, einfach widerlich.“438

D) James Bond liegt mit Jill Masterson auf dem Bett und küsst sie, als eine Radiodurchsage zu hören ist:

„Washington. Im Weißen Haus sagte der Präsident heute Nachmittag, dass er außerordentlich befriedigt sei.“

Bond: „Wie schön, der auch.“439

D) James Bond wird durch einen Telefonanruf unterbrochen, als er Jill Masterson küsst. Danach wendet er sich ihr wieder zu und bedauert: „Ach, jetzt ist er abgestanden.“

Jill Masterson: „Ach, der Wein.“

E/F) Bond zum Trinken von Wein:

„Mein liebes Kind, es gibt Dinge, die man einfach nicht tut. Man trinkt z.B. nie einen 53er Dom Perignon, wenn er eine Temperatur von über 8 Grad hat. Das wäre genau so, als ob man den Beatles ohne Ohrenschützer zuhören würde.“

D) Bond trifft auf Pussy Galore.

Bond: „Wer sind Sie?“

Galore: „Ich bin Pussy Galore.“

Bond: „Das muss ein Traum sein.“

B) Bond und Goldfinger treffen sich auf dessen Gestüt.

Goldfinger: „Hübsches Pferd, was?“

Bond: „Sicher von besserem Blut als sein Besitzer.“

B) 007 wird von Pussy Galore entwaffnet.

Pussy: „Geben Sie den Revolver her.“

Bond: „Ach so, ja. Sie meinen die Pistole.“

B) Goldfinger bietet Bond Paroli:

Bond: „Sie werden 60.000 Menschen sinnlos umbringen.“

Goldfinger: „Ach. Autofahrer bringen im Laufe von zwei Jahren genauso viele um.“440

B/C) Nachdem James Bond Oddjob durch einen Stromschlag getötet hat und Felix Leiter nach dessen Verbleib fragt:

„Wo ist sein Butler?“

Bond: „Der hat sich die Finger verbrannt.“441

B/C) Nachdem Goldfinger aus dem Fenster eines Flugzeugs gesaugt wurde:

Pussy Galore: „Was ist passiert? Wo ist Goldfinger?“

Bond: „Der spielt auf einer goldenen Harfe.“

„Feuerball“ (1965)

B/E) James Bond hat die vermeintliche Witwe von Colonel Boivard enttarnt: Es ist Boivard selbst. 007 verpasst dem Mann in Frauenkleidern einen Kinnhaken und kommentiert: „Mein lieber Colonel Boivard, Sie sollten keine Pfenning-Absätze tragen, bei Ihrem Plattfuß.“442

G) Nachdem 007 Boivard getötet hat, wirft er Tulpen über die Leiche.

G) Obwohl 007 Gefahr läuft, im Zimmer von Graf Lippe entdeckt zu werden, nimmt er sich noch eine Weintraube.

D) James Bond soll sich vor der Krankenschwester Patricia entkleiden.

Patricia: „Machen Sie sich frei, bitte.“

Bond: „Sehr gern. Wie wär's, wenn Sie ein bisschen mitmachen?“

B/E) James Bond sperrt Graf Lippe im Sitzbad ein und stellt die Temperatur auf Maximum ein.

Lippe: „He, was soll denn der Blödsinn?“

Bond: „Kochen Sie leise vor sich hin, ich sag dem Küchenchef Bescheid.“443 (Bond singt zusätzlich in der deutschen Version: „Schwitze Gräflein, schwitze schnell! Schwitzen macht die Äuglein hell.“444)

C/D) Bond verabschiedet sich von Patricia.

„Wir sehen uns wieder.“

Patricia: „Wann du willst und wo du willst.“

Bond: „Ich will eigentlich immer. Ich hab' nur so wenig Zeit.“

B/E/F) James Bond trifft in Moneypennys Büro ein.

Moneypenny: „Muss was vorgefallen sein. Alle europäischen Doppelnullagenten wurden herbeordert. Der Innenminister ebenfalls.“

Bond: „Wahrscheinlich ist Frau Minister der Hund entlaufen.“

D) 007 will mehr über Domino herausfinden.

„Was treiben Sie denn sonst noch? Und wo?“

C/D) Bond zu seiner Kollegin Paula, die mit einem Motorboot liegengeblieben ist.

„Es macht Ihnen doch nichts aus, sich abschleppen zu lassen?“

D) 007 und Domino bei ihrem ersten Treffen.

Bond: „Wie charmant Sie nein sagen können, Domino...“

Domino: „Woher wissen Sie das? Woher wissen Sie, dass meine Freunde mich Domino nennen?“

Bond: „Das steht auf Ihrem Fußkettchen.“

Domino: „So? Sie haben erstaunlich scharfe Augen.“

Bond: „Warten Sie, bis Sie meine Zähne spüren.“

E) 007 hat Largo im Kartenspiel geschlagen und lädt Domino zu einem Drink ein.

Domino: „Es wird furchtbar werden, wenn seine Pechsträhne anhält.“

Bond: „Ich habe das Gefühl, heute Nacht hält sie an.“

E) James Bond wird von Fiona Volpe im Auto mitgenommen. Sie fährt sehr schnell.

„Fliegen Sie immer so tief?“445

D/E) Largo und 007 fachsimpeln über Largos Gewehr.

Bond: „Schönes Gewehr. Passt eigentlich mehr zu einer Frau.“

Largo: „Verstehen Sie etwas von Waffen, Mr. Bond?“

Bond: „Nein. Aber etwas von Frauen.“

D) James Bond trifft Volpe, die in der Badewanne liegt.

Volpe: „Sind Sie nicht im falschen Zimmer, Mr. Bond?“

Bond: „Soweit ich das von hier überblicken kann, nicht.“

D/G) Volpe bittet um das Badetuch. James Bond gibt ihr aber nur ihre Schuhe.

B) Volpe stellt Bond als Verlierer bloß.

Volpe: „Welch harter Schlag für Sie, diesmal versagt zu haben.“

Bond: „Tja, Berufsrisiko.“

B/F) Zur Tarnung greift sich der angeschossene Bond im „Kiss Kiss Club“446 eine Frau und tanzt mit ihr.

Frau: „Sie sind ja gar nicht fröhlich.“

Bond: „Dafür sind's die anderen umso mehr.“

A) 007 dreht Volpe beim Tanzen genau in dem Moment herum, als eine für ihn bestimmte Kugel abgefeuert wird. Volpe wird tödlich getroffen, und Bond setzt die Leiche an einen Tisch, an dem andere Gäste des Clubs sitzen.

Bond: „Darf ich mal meine Freundin hierhersetzen? Sie belästigt Sie nicht, sie ist nämlich tot.“447

D) Domino hat sich den Stachel eines Seeigels eingetreten und Bond saugt ihn heraus.

Bond: „Ich habe noch nie eine Frau angeknabbert, aber es schmeckt nicht schlecht.“

A) 007 schießt eine Harpune ab und spießt den Schurken Vargas damit an einen Baum.

Bond: „Einer weniger von den Strolchen.“448

E) Kurz bevor Largo Bond erschießen kann, tötet Domino ihn von hinten mit einer Harpune.

Domino: „Ich bin froh, dass er tot ist.“

Bond: „Das war höchste Zeit.“449

E) James Bond will, dass Kutz (George Pravda) von der Disco Volante aus ins Meer springt.

Kutz: „Aber ich kann nicht schwimmen.“

Bond: „Dann lernen Sie's.“

„Man lebt nur zweimal“ (1967)

D/E) Moneypenny teilt James Bond ein Kennwort mit, das er zur Kontaktbestätigung in Japan nennen soll.

Moneypenny: „Wir haben uns etwas ausgedacht, was deinen verwöhnten Ansprüchen genügt: „Ich liebe dich“. Wiederhole, damit ich weiß, dass du's verstanden hast.“

Bond: „Nicht nötig, Penny, das kann ich singen.“

E) Mit einem Elektromagneten an einem Helikopter wird ein Verfolgerfahrzeug von der Straße gehoben und ins Meer fallen gelassen. Bond beobachtet die Aktion am Monitor.

Tiger Tanaka: „Na, wie gefällt Ihnen unser Abschleppdienst?“

Bond: „Nicht von mir, aber ganz nett.“450

D/F) James Bond verführt Helga Brandt.

Bond: „Alles für England.“451

[no image in epub file]Etwas in die Jahre gekommen - Little Nellie aus „Man lebt nur zweimal“ (1967)

B) Nachdem 007 beim Erkundungsflug in „Little Nellie“ von vier Helikoptern angegriffen wurde und diese abgeschossen hat452:

Bond: „Nellie wurde von vier ausgewachsenen Luftlümmeln belästigt. Aber wir haben uns wacker gehalten. Sie hat ihre Ehre mit großem Erfolg verteidigt. Ich komme jetzt zum Tee.“453

E) Tiger Tanaka führt Bond seine Baby-Raketen in Zigaretten vor.

Tanaka: „Rauchen Sie Raketen und Sie leben länger.“

Bond: „Sie waren mal Redakteur beim Werbefernsehen, was?“

F) 007 erfährt, dass er zur Tarnung ein ihm unbekanntes Mädchen heiraten soll.

Bond: „Ist sie wenigstens hübsch?“

Tanaka: „Sie hat ein hübsches Pfannkuchengesicht.“454

Bond: „Ein Scheißplan.“

D) Als James Bond seine Tarnung als Japaner erhält, wird der Farbton seiner Haut durch Auftragen einer Flüssigkeit verändert. Die Frauen nehmen das seinen Körper bedeckende Handtuch ab. Bond sieht an sich hinunter.

Bond: „Oh, und alles andere wollen Sie weiß lassen?“455

D) Aki: „Der Tiger hat gesagt, du musst jetzt alles, was du auch machst, auf japanische Art tun.