Prüfungen erfolgreich bestehen in den Life Sciences

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„S“ für spezifisch

Wenn Sie sich etwas vornehmen, dann sollten Sie Ihr Vorhaben möglichst genau und eindeutig formulieren. Damit wird ein Ziel einerseits besser überprüfbar (siehe auch Schritt „messbar“), andererseits gibt es dann auch keine Ausflüchte mehr, also gewisse Auslegungsspielräume, die bei vagen und unkonkreten Formulierungen weiterhin möglich sind.

Solche „typischen“ vagen Formulierungen sind z. B.: „Ich möchte heute viel lernen!“ oder „Heute ist das Fach X dran und morgen lerne ich auf Y!“

In beiden Fällen wird nicht genau definiert, was und wie viel wirklich erledigt werden soll (um z. B. im Zeitplan zu bleiben). Das kann zur Folge haben, dass man sein Gewissen möglicherweise schon nach dem Lesen von zwei Seiten zunächst beruhigt hat und kurz vor der Prüfung feststellt, dass man die Hälfte des Lernstoffs noch nicht einmal angeschaut hat.

Sehr viel spezifischer wäre z. B. das Vorhaben „Ich möchte heute Kapitel 1 und 2 im Fach X zur Wiederholung durchlesen und dazu die Übungsblätter 1 und 2 noch einmal durchrechnen.“

„M“ für messbar

Ähnlich wie bei vagen und nicht eindeutig formulierten Zielen tendiert man ebenfalls gerne zum „Selbstbetrug“, wenn Ziele nicht messbar, also nicht überprüfbar sind. Darüber hinaus ist es nicht sehr motivierend, wenn man nicht hundertprozentig sagen kann: „Ziel erreicht“ – und das kann man nicht, wenn es keine Kriterien gibt, mit deren Hilfe der Erfolg bzw. die Zielerreichung gemessen werden kann. Nehmen wir die Negativ-Beispiele von oben („spezifisch“):

 „Ich möchte heute viel lernen!“: Woran machen Sie fest, wann Sie mit „viel“ fertig sind? Was bedeutet „viel lernen“ qualitativ wie quantitativ für Sie? Einfach nur ein paar Seiten lesen oder gehören auch Übungen dazu? Geht es nur darum, etwas durchzulesen oder es auch verstanden zu haben?

 „Heute ist Fach X dran und morgen lerne ich auf Y!“: Was bedeutet das genau für das Fach X, was möchten Sie in welchem Umfang geschafft haben, wenn Sie heute fertig sind? Analog gilt dies für Fach Y am nächsten Tag.

Besser wäre es also, wenn Sie Ihre Vorhaben so formulieren, dass man sie überprüfen kann. Beispielsweise könnte man bei dem oben genannten Positiv-Beispiel („Ich möchte heute Kapitel 1 und 2 im Fach X zur Wiederholung durchlesen und dazu die Übungsblätter 1 und 2 noch einmal durchrechnen.“) das Erreichte sehr gut abhaken, wenn dieses Pensum erfüllt ist.

„A“ für anspruchsvoll

Wenn Sie sich etwas vornehmen, dann sollte dies schon ein Vorhaben sein, das Sie herausfordert und das mit den Ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln und innerhalb der Ihnen zur Verfügung stehenden Zeit erreichbar ist. So nützt es wenig, wenn Sie sich z. B. ausführlich mit einem Lernstoff und/oder Übungsaufgaben beschäftigen, der/die Ihnen ohnehin schon gut liegt/liegen oder Ihnen besonders viel Spaß macht/machen. Um überhaupt in eine Lernsituation zu kommen, ist es sicherlich sinnvoll, mit leichteren oder angenehmen Aufgaben und Kapiteln zu beginnen – behalten Sie aber stets die Zeit im Blick und halten Sie sich nicht zu lange damit auf, um genügend Kapazität für die umfangreicheren bzw. anspruchsvollen Aufgaben und Kapitel zu haben.

Sie werden um die Bewältigung von sehr oder gar zu schwierigem Lernstoff nicht herumkommen, sodass es notwendig erscheint, in diesen Fällen zusätzliche, aktions- und lösungsorientierte Ziele zu setzen. Angenommen, Sie haben sich zur Prüfungsvorbereitung die überaus anspruchsvollen Kapitel A und B vorgenommen und wissen, dass Sie diese noch überhaupt nicht verstanden haben: Welche Mittel und Möglichkeiten haben Sie nun, diese in Ihr Vorhaben zu integrieren? Gibt es Tutorials, Kommilitonen, Bücher etc., die Ihnen da weiterhelfen könnten? Planen Sie diese sowohl zeitlich als auch inhaltlich mit ein, sodass Sie bei Erfolg (z. B. „Ich habe die Kapitel A und B jetzt so verstanden, dass ich sie jemand anderem erklären könnte!“ o. Ä.) guten Gewissens einen Haken hinter dieses Ziel setzen können.

„R“ für realistisch

„Realistisch“ zielt vor allem auf die Frage ab „Was kann ich überhaupt erreichen?“ Wenn Sie sich das ganze Semester über mit einem Fach schwergetan und abgequält haben, wird es vermutlich kaum Ihr Ziel sein (können), eine Prüfung mit voller Punktzahl abzuliefern. Möglicherweise haben Sie bereits alle Hände voll zu tun, um diese Prüfung überhaupt zu bestehen. Dieser Aspekt der SMART-Regel ist besonders schwierig, weil er eine sehr gute Selbsteinschätzung und eine damit verbundene Ehrlichkeit gegenüber sich selbst voraussetzt: Je besser (realistischer) Sie sich und Ihr Vorwissen sowie Ihre Fähigkeiten einschätzen, umso genauer und realistischer kann Ihre Zielsetzung und damit auch die Planung des Vorgehens zur Zielerreichung sein.

Setzen Sie sich unbedingt realistische Ziele! Sie haben wirklich nichts davon, wenn Sie sich beispielsweise zur systematischen Abarbeitung gut gemeinte Arbeitspakete zusammenstellen, die zeitlich aber gar nicht realisierbar sind. Bei der Vorbereitung auf eine Prüfung zählt die Tatsache, dass man zu viel Stoff innerhalb (zu) kurzer Zeit pauken muss, zu den häufigsten Problemen. Hieraus folgt, dass z. B. die täglichen Arbeitspakete viel zu voll und realistisch betrachtet nicht zu schaffen sind – insbesondere, weil oftmals noch unvorhergesehene Dinge, wie ein plötzlich defekter Laptop oder ein krankes Haustier, genau in die wertvolle, komplett verplante Arbeitszeit hereinbrechen. Es lohnt sich wirklich, einer gelungenen realistischen Zeitplanung ausreichend Beachtung zu schenken und genügend Zeit einzuplanen.

Und damit wird es wieder konkret: Um genügend Zeit einplanen zu können, sollte man rechtzeitig mit dem Lernen beginnen und ebenfalls rechtzeitig einen guten Zeitplan erstellen, der einem deutlich macht, was es tatsächlich heißt, „rechtzeitig mit dem Lernen zu beginnen“. Und nicht zuletzt setzt eine gute Zeitplanung auch eine gute Einschätzung des Zeitbedarfs für den jeweiligen Lernstoff voraus. Für eine realistische Beurteilung des Aufwands kann z. B. der Austausch über die Schwierigkeit des Lernstoffs mit Kommilitonen oder in der Lerngruppe (siehe Kap. 3.2) helfen.

„T“ für terminiert

Kennen Sie das: Erst hat man so viel Zeit und sieht daher noch keine Notwendigkeit, mit dem Lernen zu beginnen und plötzlich steht die Prüfung vor der Tür und man weiß gar nicht, wie man das in dieser Kürze alles noch lernen soll.

 Das Problem liegt neben einer möglichen fehlgeschlagenen Zeitplanung (siehe oben) häufig in der Prioritätensetzung: Je näher der Termin der Prüfung rückt, desto höher ist die Relevanz für die Prüfungsvorbereitung. Insofern sollten Sie sich im Rahmen der Prüfungsvorbereitung für alle Teilziele (z. B. oben genannte Arbeitspakete) stets Termine (Deadlines) setzen, bis wann Sie diese abgehakt haben wollen. Sie erhöhen damit „künstlich“ die Priorität, was Sie durch zusätzliche terminliche Verbindlichkeiten, z. B. innerhalb einer Lerngruppe, noch verstärken können (Details zur Prioritätensetzung siehe Kap. 2.2; Tab. 2.1).

 Eine weitere Möglichkeit wäre ein Belohnungssystem: Immer, wenn Sie ein Arbeitspaket gemäß der Zielsetzung pünktlich abhaken können, dürfen Sie sich mit Verstärkern aus der Verstärkerliste belohnen (siehe Kap. 2.2.2).


Übung: Ziele setzen mit der SMART-Methode

„Jetzt sind Sie dran: Nehmen Sie sich eine anstehende Prüfung vor und überlegen Sie sich nachfolgende Zielkategorien. Halten Sie die jeweiligen (Teil-)Ziele schriftlich fest.“

 Nehmen Sie sich eine anstehende Prüfung vor und überlegen Sie sich zunächst ein Grobziel

 Überlegen Sie sich, wie wichtig Ihnen die Prüfung ist. Handelt es sich um eine freiwillige Prüfung, eine formative Prüfung, eine Pflichtprüfung oder sogar um eine Orientierungsprüfung? Gerade in einer Zeit mit vielen Prüfungen kann dies bei der Priorisierung des Lernstoffs helfen.

 Was ist Ihr Ziel für diese Prüfung allgemein (z. B. wollen Sie die Prüfung „nur bestehen“ oder eine 1,0 erreichen)?

 Welche Teilziele sind notwendig, um das allgemeine Ziel zu erreichen? Formulieren Sie nun Teilziele unter Berücksichtigung der SMART-Regel, das heißt, prüfen Sie für jedes Teilziel jedes SMART-Kriterium: Haken Sie es ab bzw. legen Sie Erfolgskriterien und einen Termin fest!


[In der Online-Toolbox finden Sie zum Thema Zielkategorisierung ein Beispiel und ein leeres Formular zum Ausdrucken.] → Kap.2.1_ÜbungSMART

2.2Effektive Zeitplanung

Es ist oft schon schwer genug, sich überhaupt zum Lernen zu motivieren. Da ist es verständlich, dass man sich nicht erst noch großartig mit Zeitplanung zur Prüfungsvorbereitung beschäftigen möchte. Dennoch gehört zu einer effektiven Prüfungsvorbereitung auch eine gute Zeitplanung, um unnötige Hektik vor den Prüfungen zu vermeiden und um sich gegebenenfalls viele Nachtschichten zu ersparen.

Unabhängig von Prüfungsfächern und -formaten unterscheiden nicht nur wir in diesem Buch zwischen strategischer (längerfristiger) und taktischer (kurzfristiger) Prüfungsvorbereitung. Diese beiden Typen schauen wir uns nun etwas genauer an und geben Tipps zur jeweiligen effektiven Gestaltung.

 

Vorab aber noch ein Wort zu den existierenden Methoden der Zeitplanung: Wenn Sie sich auf die Suche nach der ultimativen Zeitmanagementstrategie begeben, werden Ihnen verschiedenste Begriffe und Umschreibungen begegnen, wie ALPEN-Methode, Eisenhower-Prinzip, 60/40-Methode, die Handformel, Getting Things Done (GTD) u. v. m. In irgendeiner Form streifen wir diese nahezu alle im Zuge unserer nachfolgenden, an Ihre speziellen Belange angepassten Zeitplanungsstrategie. Die Essenz aller dieser Methoden besteht darin,

 alles (gilt für alle Lebensbereiche), was zu tun ist, zu berücksichtigen.

 das gesamte Arbeitspensum zu überblicken und in Einzelteile zu zerlegen.

 den Zeitaufwand für die Einzelaufgaben angemessen einzuschätzen.

 Prioritäten festzulegen und zum richtigen Zeitpunkt Entscheidungen zu treffen (nicht aufzuschieben).

 erbrachte Leistung zu kontrollieren und Erkenntnisse für die zukünftige Planung zu nutzen.

 Erreichtes „abzuhaken“ und sich dafür zu belohnen, um die Motivation zu stärken.

 Zeitfresser ausfindig und sich bewusst zu machen, um sie einschränken zu können.

 aus Erfahrung zu lernen und immer wieder den Versuch einer stressfreien (sprich früh einsetzenden) Vorbereitung auf bestimmte Ereignisse zu unternehmen.

Da der Priorisierung von Aufgaben im Rahmen des Zeitmanagements eine überaus große Bedeutung beizumessen ist, möchten wir hier exemplarisch eine Methode herausgreifen, das Eisenhower-Prinzip. Gerade dieses kann Sie bei der Setzung von Prioritäten konkret unterstützen. Es basiert auf folgender Grundlage: Einer Aufgabe werden zwei Attribute zugewiesen: Wichtigkeit und Dringlichkeit. Somit werden Aufgaben in vier Kategorien eingeteilt:

 A: wichtig und dringend

 B: wichtig, aber nicht dringend

 C: nicht wichtig, aber dringend

 D: nicht wichtig und auch nicht dringend

Die Wichtigkeit ergibt sich aus den persönlichen Zielen, die Dringlichkeit aus verschiedenen Zeithorizonten. Einige Beispiele aus der nachfolgenden Tabelle 2.1 sollen diese Kategorisierung verdeutlichen: Das Lernen auf die Anatomie-Prüfung, die zwei Tage später geschrieben wird, fällt in Kategorie A. Das Gleiche gilt für die Fertigstellung der Abbildungen für die Bachelorarbeit, die eine Woche später in den Druck gehen soll.


Tab. 2.1 Beispielhafte Auflistung von Tagesaufgaben anhand des Eisenhower-Prinzips mit abgeschätztem Zeitaufwand, Priorisierung und Erledigung
AufgabenZeitaufwandPrioritätErledigt
Für das Studium (Uni)
Vorlesung Biochemie1 StundeA
Vorlesung Anatomie1 StundeA
Vorlesung Chemie2 StundenA
Seminar Physik2 StundenA
Abbildungen für Bachelorarbeit fertigstellen2 StundenA
Für das Studium (daheim)
Vorlesung Biochemie vor- und nachbereiten1 StundeA
Lernen auf Anatomie-Prüfung2 StundenA
Präsentation verschönern1 StundeC
Sonstiges
Marathontraining1 StundeB
Telefonat0,5 StundenD
Fest organisieren0,5 StundenC
A: wichtig und dringend; B: wichtig, aber nicht dringend; C: nicht wichtig, aber dringend; D: nicht wichtig und auch nicht dringend (persönliche Einschätzung)

Das Marathontraining, das einem persönlich wichtig erscheint, ist nicht dringend, es kann nach der Prüfung bzw. nach Abgabe der Bachelorarbeit wieder aufgenommen werden und fällt somit in Kategorie B. Die Verschönerung einer Präsentation, die in zwei Tagen gehalten werden muss, ist nicht wichtig (weil sie in diesem konkreten Beispiel nicht benotet wird), aber prinzipiell dringend und fällt somit in Kategorie C. Ein Telefonat mit einer Freundin könnte im Moment weder wichtig noch dringend sein und könnte auch auf später verschoben werden (Kategorie D).

Aus der Summierung der Stunden in Tabelle 2.1 wird ersichtlich, dass alle aufgeführten Aufgaben für einen Tag kaum zu schaffen sind. Allein mit den Aufgaben, die in Kategorie A eingeordnet sind, kommt man bereits auf 11 Stunden. Für die kurzfristige Planung heißt das, Sie müssen neu priorisieren. Für die Langzeitplanung heißt es: Planen Sie vorausschauender und schieben Sie wichtige Aufgaben der Kategorien B und C nicht zu sehr auf die lange Bank (bevor sie zu A-Aufgaben werden), damit Sie alle Schritte ohne Stress im späteren Verlauf abarbeiten können.

Bei der richtigen Priorisierung ist es auch wichtig, sich vom Perfektionismus zu verabschieden, damit die im Studium benötigte enorme Energie möglichst sinnvoll eingesetzt wird. Am Beispiel der in Tabelle 2.1 aufgeführten Tätigkeit „Präsentation verschönern“ wird deutlich, dass unter Umständen viel Zeit in die Perfektionierung von Aufgaben gesteckt wird. Prinzipiell ist die Fertigstellung der Präsentation dringend, die Verschönerung aber nicht wichtig, da der Vortrag in diesem Beispiel nicht benotet wird.

2.2.1Strategische Prüfungsvorbereitung

Kennen Sie das auch? Zu Beginn des Semesters erscheint Ihnen die Prüfungszeit am Semesterende noch so weit weg. Sie haben das Gefühl, bis dahin noch unglaublich viel Zeit, aber auch genügend andere Dinge zu tun zu haben. Schließlich hat man nicht nur ein einziges Fach, mit dem man sich intensiv beschäftigen muss, sondern neben der Biologie müssen auch noch Physik, Chemie, der Tutorenjob und das semesterbegleitende Praktikum bewältigt werden. Und plötzlich ist das Semester um, die Prüfungen stehen vor der Tür und noch kein Handstreich zu deren Vorbereitung ist geschehen. Hätte man nur früher mit dem Lernen angefangen …

Das hört sich immer nur so leicht an, „frühzeitig mit dem Lernen zu beginnen“ und bestimmt mehr als einmal hat man auch schon versucht, es dieses Mal anders zu machen. Wir wissen bereits, dass der Schlüssel für dieses Problem in einer vorausschauenden Zeitplanung liegt. Bei der strategischen Prüfungsvorbereitung geht es darum, den gesamten Prüfungsinhalt zu über­blicken und in realistisch lernbare Arbeitspakete einzuteilen. Viele Prüfer machen die Erfahrung, dass die Studierenden die tatsächliche Lernstoffmenge bei Weitem unterschätzen und erst viel zu spät mit der Prüfungsvorbereitung beginnen.

Zeitplanung – von zwei Seiten

Was kann man also konkret tun? Sobald Ihnen die für Sie wichtigen Informationen vorliegen, lohnt es sich, erste Planungsüberlegungen anzustellen. Nehmen Sie sich den Semesterplan, die Modulbeschreibung oder – falls vorhanden – Skripte oder Ihre Mitschriften zur Hand (1). Ziehen Sie Ihren persönlichen Kalender als Monatsübersicht hinzu (2) und schon kann die strategische, langfristige Prüfungsvorbereitung beginnen. Nehmen Sie sich zum Eintragen von Arbeitsphasen und privat belegten Zeiträumen noch einen Blanko-Halbjahresplan zu Hilfe (gedruckt oder als Online-Formular), daraus entsteht schließlich Ihr ganz persönlicher Arbeits- und Prüfungsvorbereitungsplan, in dem alle Terminmarken im Überblick enthalten sind. Beachten Sie hierzu auch die Tabelle 2.3 sowie unseren Praxistipp „Die Prüfungsplanung in Zeithorizonten“ am Ende des Kapitels 2.2.1.

(1) Erstellen der Arbeitspakete aus Ihren Unterlagen

Im ersten Schritt ist es wichtig, den Lernstoff (aller anstehenden Klausuren!) in überschaubare, für Sie realistisch lernbare Arbeitspakete einzuteilen. Schauen Sie sich bitte die Semesterpläne, Modulbeschreibungen oder sonstigen Lernmaterialien, die Ihnen einen umfassenden Überblick über den Prüfungsstoff geben, genau durch. Teilen Sie sich den Lernstoff in Kapitel bzw. Sinnabschnitte ein, die nach Ihrem Ermessen gut zusammenpassen und erarbeitet bzw. gelernt werden können. Schätzen Sie den Schwierigkeitsgrad des jeweiligen Arbeitspakets ein, um bei der Zeitplanung gegebenenfalls noch regulieren zu können, falls Sie z. B. für eine Einheit aufgrund der Komplexität mehr Zeit benötigen (siehe Tab. 2.2). Sicher wird Ihnen das nicht leicht fallen, vor allem dann, wenn Sie als Studienanfänger noch wenig Erfahrung haben. Hier gibt es zwei Möglichkeiten:

 Arbeiten Sie eine Stoffaufteilung aus und holen Sie sich dazu Rat ein. Scheuen Sie sich nicht, dazu Kommilitonen, Tutoren und Betreuer zu befragen.

 Wenn Sie auch als Studierende/r womöglich am Anfang stehen – in Schule, Job und anderen Bereichen mussten Sie sich bereits auf Prüfungen vorbereiten bzw. mussten Sie in einem bestimmten Zeitfenster definierte Aufgaben erledigen. Bauen Sie auf diese Erfahrungen: Wie hat sich eine bestimmte Vorgehensweise bewährt oder eben nicht? Wo habe ich mich total verschätzt und bin viel zu spät fertig geworden? Diese „fachfremden“ Erfahrungen beim Schnüren von Arbeitspaketen können Ihnen im kleinen Rahmen weiterhelfen.

Visualisieren Sie anschließend Ihre Planung, z. B. als Checkliste (siehe Tab. 2.2) oder Mindmap (siehe Abb. 3.6), sodass Sie stets einen Blick darauf werfen können.


Tab. 2.2 Beispiel für eine Übersicht zur Abgrenzung von Arbeitspaketen in Form einer Checkliste
Arbeitspakete für die Klausur in Statistik
EingeschätzteSchwierigkeitGeschätzter zeitlicher Lernaufwand
KapitelThemaleichtmittelschwer
deskriptive DatenanalysenGrundlagen der Datenerhebungx3 h
univariate deskriptive Statistikx10 h
KombinatorikPermutationen und Fakultätx15 h
Grundlagen der WahrscheinlichkeitsrechnungWahrscheinlichkeit und relative Häufigkeitx5 h


Unser Praxistipp:

So könnte Ihr persönlicher Lern-Planer aussehen

Überlegen Sie sich folgende Schritte – und seien Sie ehrlich zu sich selbst:

 Welche Klausuren stehen an? Tragen Sie bitte alle in einen Blanko-Halbjahres-Monatskalender ein. Ergänzen Sie gleich auch private Termine, Kurztrips, Geburtstage, Jobzeiten sowie alle bereits feststehenden belegten Zeitfenster.

 Erstellen Sie nun für jede (!) Klausur/Prüfung wie oben beschrieben die Arbeitspakete, am besten mithilfe einer Übersicht (siehe Tab. 2.2). Je nach Umfang, eingeschätzter/m Schwierigkeit/Lernaufwand ergibt sich jeweils eine bestimmte Gesamtdauer der Zeit, die Sie zur Vorbereitung benötigen werden. Planen Sie hierzu stets auch Puffer für den Notfall ein. Damit ergibt sich für jede Prüfung eine Gesamtdauer, z. B. für Statistik insgesamt ca. 20 Stunden, für Allgemeine Psychologie insgesamt ca. 40 Stunden usw.

 Stimmen Sie nun den Lernaufwand für diese Arbeitspakete mit Ihren bereits eingetragenen privaten Terminen ab. Fügen Sie alle Arbeitspakete so in den Kalender ein, dass sie sich gut innerhalb der für das Lernen vorgesehenen Zeitfenster bewältigen lassen.

 Beachten Sie dabei auch Ihre persönliche Leistungskurve (siehe Abb. 2.2): Wenn Sie am Vormittag zwischen 10 und 12 Uhr am leistungsfähigsten sind, sollten Sie möglichst viele Lerneinheiten in diesem Zeitraum planen, anstatt z. B. den Frühjahrsputz durchzuführen (siehe Kap. 2.2.2).

 Es wird sich nicht vermeiden lassen, dass es bei den einzelnen Prüfungsvorbereitungen zu Überschneidungen kommt. Wenn Sie z. B. eine Statistik-Klausur zwei Tage nach einer Prüfung zur „Allgemeinen Psychologie“ absolvieren sollen, müssen Sie sich nahezu parallel auf beide Prüfungen vorbereiten. Daher müssen vermutlich alle freien Zeitfenster zum Lernen auf beide Klausuren verwendet werden. Das bedeutet, dass man gegebenenfalls zwei Wochen früher mit dem Lernen beginnen muss, um an den einzelnen Lerntagen beiden Prüfungen gerecht werden zu können. Vielleicht lohnt es sich, auch noch einmal über eine Prioritätenverschiebung nachzudenken (werfen Sie nochmals einen Blick auf die Zielkategorien Ihrer Prüfung, siehe Übung „Ziele setzen mit der SMART-Methode“) und entsprechend den Lernaufwand prozentual darauf abzustimmen. Als Notlösung kann noch das Prinzip „Mut zur Lücke“ herangezogen werden: Was sind innerhalb des Lernstoffs noch ganz wichtige Themen, mit denen man immer rechnen muss, und welche sind eher als optional einzustufen?