Etwas Komisches geschah auf dem Weg in den Himmel

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Das sollte wohl ein Witz sein … „Du weißt ja wohl, dass ich nicht an die Hölle glaube.“

„C. T., nur, weil du nicht daran glaubst, heißt das ja nicht, dass es nicht stimmt.“

„Oh, und wo liegt dann diese Hölle – direkt unter der Erdoberfläche oder erst knapp über dem Magma?“

„Das ist nicht lustig.“

„Das war auch nicht lustig gemeint! Und lass uns mal nicht übersehen, dass du dir gerade selbst widersprochen hast. Wie kann es sein, dass diesen angeblich ‚ahnungslosen Toten‘ ihre Sünden vergeben werden, und dann kommen sie trotzdem noch in die Hölle? Gehört das mit der Vergebung nicht irgendwie zu dieser ganzen Geschenktüte mit dem Himmelreich?“

Carl verabschiedete sich.

Anschließend sprachen wir eine Zeitlang nicht mehr miteinander.

Glücklicherweise habe ich noch ein paar andere Freunde, deren Knöchel nicht so fest in Christus’ Fußfesseln stecken. Aber komischerweise finde ich viele der Dinge, die Jesus angeblich predigte, gar nicht mal so fürchterlich (jawohl, ich bin auch noch einer von diesen Typen, die nicht hundertprozentig davon überzeugt sind, dass es den Nazarener wirklich gegeben hat). Mir gefällt diese Sache mit der anderen Wange, die man hinhalten soll. Und dass den Sanftmütigen das Himmelreich gehören soll, finde ich klasse. Der ganze Teil mit den Wundern ist auch große Klasse, das mit den Broten und Fischen und mit dem Wasser und dem Wein. Wobei mich diese letzte Geschichte dazu bringt, hier und da ein paar Verbindungen zu ziehen. Ich nenne das die „Wunder-Hypothese“: Es gibt die Geschichte mit dem Übers-Wasser-Gehen, und dann gibt es die Wasser-zu-Wein-Nummer. Beide haben eine deutliche Parallele, denn, wenn man mal genau überlegt, dann benutzten die Leute doch früher (und teilweise heute auch noch) ihre Füße, um die Trauben zu zertreten und Wein zu keltern, nicht wahr? Na ja, und wir wissen doch alle, dass niemand wirklich übers Wasser gehen kann, es sei denn, dass rein zufällig direkt unter der Wasseroberfläche ein sehr langer Steg versunken ist. Aaalso … vielleicht hat Jesus bei einer Party Wein gemacht, und es waren ein paar Leute dabei, die zuvor noch nie gesehen hatten, wie so was geht. Und als dann mehrere Personen dieselbe Geschichte weitererzählten, wurden irgendwann zwei daraus: Das Wasser zu Wein machen (oder vielmehr, zu Traubensaft, denn zum Fermentieren hätte die Zeit wohl nicht gereicht) und das übers-Wasser-gehen (weil diese verwirrten Unwissenden davon ausgingen, dass es sich bei der Flüssigkeit um Wasser handelte, bevor man ihnen die Sache erklärte). Ist das zu weit hergeholt? Na klar, ganz sicher. Aber darum geht es doch bei Religion im Allgemeinen und in der Bibel im Besonderen. Da werden aus Geschichten Schriften, und Hunderte von Jahren später in Amerika, dem Land der Leichtgläubigen, werden aus Schriften „Fakten“. Rekapitulieren wir noch mal: Es ist möglich, dass eine Person namens Jesus Trauben zertrampelte, um Wein zu machen, ein paar Leute sahen das, und dank einer altertümlichen Version des guten alten Spiels Stille Post wurden aus der Geschichte eines Mannes, der Getränke für einen lustigen Abend zubereiten wollte, zwei Wunder, die schließlich den Eindruck erweckten, als hätten sie nicht miteinander zu tun.

Bevor ihr fragt: Ja, genau das tue ich den ganzen Tag, wenn nichts im Fernsehen kommt und ich zuviel Kaffee getrunken habe. Ich nehme abgefahren blöde religiöse Geschichten auseinander und baue etwas noch Abgefahreneres daraus zusammen. Um es mit einem christlichen Standardspruch zu sagen: Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet.

Bei all dem, was zwischen dem Ersten Konzil von Nicäa und dem Dispensationalismus des 19. Jahrhunderts liegt, wundert es wirklich sehr, dass nicht reihenweise Christen plötzlich den Kopf heben, ihre Zeitung und ihren Kaffee sinken lassen und fragen: „Moment mal … was zur Hölle …?“ Das ganze Konstrukt fußt doch auf fehlerhaften Berechnungen. Und was kommt dabei raus? Ich sag’s euch: Ein Klima, in dem jeder eine andere Interpretation dieses einen Buchs hat, und das ist nicht einmal nur auf das Christentum beschränkt. Muslime kämpfen offen gegen Christen, weil sie davon überzeugt sind, die Christen seien willfährige Handlanger des Antichristen. Beide schlagen gerne auf die jüdische Kultur ein, lediglich aus dem Grund, dass sie sich beide besser fühlen, wenn sie einen gemeinsamen Feind haben. Einen so pubertären Zusammenschluss erlebte ich das letzte Mal, als sich die Viertklässler mit den Drittklässlern meiner Schule verständigten, um die Fünftklässer beim Kickball zu schlagen.

Vielleicht liegt es auch daran, dass Religion für mich nicht sexy genug ist – und für andere Atheisten auch nicht, wo wir gerade beim Thema sind. Klar, das ist mit Gruselgeschichten nicht viel anders, da kommt es auch nicht oft vor, dass Jungs ins Bad rennen, weil ihnen diese plötzliche Schwellung in der Hose peinlich ist. Aber die Gotteschroniken sind nun wirklich nicht gerade von heißem Petting inspiriert. Allerdings kann man da ja vielleicht was dran drehen, und ich wüsste auch schon, was. Die Idee hatte ich bereits vor ein paar Jahren, als ich eine Kolumne für das britische Magazin Rock Sound schrieb. Ihr müsst wissen, dass ich zwar kein Freund von Priesterkutten bin, aber durchaus empfänglich für bestimmte Elemente der dazugehörigen Mysterien, beispielsweise für dieses ganze Konzept „Gott gegen Satan“. Mir gefällt dieser „Gut gegen Böse“-Ansatz, weil ich es mag, wenn sich einige Sachen einfach total richtig anfühlen und andere ganz klar falsch.

In meinem ersten Buch habe ich darauf hingewiesen, dass wir nur dann ein Problem mit unserer menschlichen Existenz haben, wenn es um die schwammigen Grauzonen im Leben geht. Allerdings ist das auch ein bisschen ermüdend. Wir haben es kapiert – der theologische Schiedsrichterball wird uns mit der Kraft von einer Million Hiroshima-Bomben und was weiß ich noch alles um die Ohren fliegen. Von daher steht das Ergebnis schon vorher fest. Aber wenn wir an die beiden Kräfte denken, die sich in diesem göttlichen Wettstreit gegenüberstehen, dann sind sie immer männlich. Man denkt an Morgan Freeman aus Bruce Allmächtig als Gott und an Robert De Niro aus Angel Heart als Teufel, und dann lässt man die beiden für einen neuen kosmischen Kampf aufeinander los. Meine Überlegung ist nun aber: Und wenn sie weiblich wären?

Stellen wir uns einmal Elizabeth Hurley aus Teuflisch als Satan vor – hmmmmm! Und dann denken wir uns Alanis Morisette aus Dogma noch als Gott dazu – ooooh! Und jetzt stecken wir beide in Lederbikinis, Hurley in einen schwarzen und Morisette in einen leuchtend weißen. So langsam kommt die Nummer in Schwung! Also, damit hätten wir die Outfits, aber wo und wann sollte der Kampf stattfinden? Ich würde vermuten, dass wir uns bestimmt alle auf eine tropische Kulisse einigen könnten, zum Beispiel auf die Karibik. Jetzt müssen wir nur noch überlegen, womit wir die Arena ausstatten. Manche rufen bestimmt schon jetzt nach einem Ring fürs Schlammcatchen, aber davon halte ich nicht so viel. Schlamm verdeckt leicht die, ähm, grundsätzlich immer sehr spannenden Pannen, die es beim feuchten Catchen gibt. Ich hätte tatsächlich mehrere ziemlich feuchte Vorschläge (ja, die Anzüglichkeit ist Absicht). Wie wäre es, wenn unsere mächtigen Ladys mit Honig beschmiert aufeinander losgehen würden? Ist klar, ne? Mir gefällt das, weil ich dabei immer an Ann-Margret in Tommy denken muss. Honig hat eine tolle, dickflüssige Konsistenz und ist nicht so undurchsichtig, dass er den Blick darauf verdecken würde, wo es nun wirklich heiß wird. Eine andere Idee wäre Wackelpudding! Ah, ich erinnere mich gern an die großartige Zeit, in der Geleecatchen noch als anrüchig und melodramatisch betrachtet wurde, und tue das mit einem leisen, wissenden Lächeln. Viele würden wohl Vanillepudding als den nächsten logischen Schritt betrachten, aber da haben wir dasselbe Problem wie beim Schlamm (wobei der natürlich nicht so essbar ist). Aber jetzt sollte ich diese Gedankenspiele besser einmal unterbrechen und mit der offensichtlichen Antwort aufwarten, einer Antwort, die unseren beiden Kämpferinnen genau den richtigen feuchten (kicher) und herrlichen Schimmer verleiht, den ein so epischer Widerstreit verdient hat. Liebe Freunde, liebe Feinde, die einzig wahre Antwort lautet Öl. Ja, Mais- oder Sonnenblumenöl, Motor- oder Olivenöl. Ich weiß ja nicht, wie ihr das seht, aber mein Gott und mein Teufel werden um das Leben der Heiligen und Sünder in Biker-Bikinis kämpfen, dick eingeschmiert in warmem Öl. Das ist vielleicht nicht das, was die Bibel für das Armageddon vorsieht, aber wie sagte schon Mary Poppins bei ihrem Versuch, die lieben Kinderchen einzuwickeln: „Ein Löffelchen voll Zucker versüßt bittre Medizin.“ Wenn es bei der Religion in diese Richtung ginge und zwei wunderschöne, legendäre Kämpferinnen in Kuhhaut gekleidet und mit geschmolzenem Öl eingerieben aufeinander losgingen – dann würde ich vielleicht auch eine Nacht in der Frühstückspension von Jesus Christus buchen.

Aber, um George Clooney zu zitieren: „Ich mag ja ein Arschloch sein, aber ich bin kein blödes Arschloch.“

Wenn etwas Unglaubliches passiert, dann höre ich immer, wie irgendein dämlicher Sportmoderator oder Nachrichtensprecher (im Klartext: irgendein Quatschkopf) sagt: „So eine wilde Geschichte hätten sich die besten Schriftsteller der Welt nicht ausdenken können!“ Äh, also, ohne jetzt jemandem auf die Füße treten zu wollen, ich würde dem doch wirklich entschieden widersprechen. Ein guter Schriftsteller könnte sich durchaus so etwas ausdenken, was auch immer „so etwas“ dann ist. Heutzutage ist es nicht schwer, sich etwas völlig schamlos Falsches und Phantastisches einfallen zu lassen. Es ist das wahre Leben, das uns immer wieder aus der Bahn wirft, mit dem ganzen Chaos, den Veränderungen und dem ganzen Scheiß, der sich dadurch ergibt. Das wahre Leben kann man nicht kontrollieren – man kann es nur leben und versuchen, damit zurecht zu kommen. Erst dann, wenn die Menschen anfangen, in den Gang der Welt einzugreifen und aus Mücken riesige Mythentiere zu machen, wird es kompliziert. Es ist doch nun mal so – die Bibel wurde von Menschen geschrieben. Die Menschen haben Gott erschaffen. Problematisch wird es erst dann, wenn man versucht, die Geschichte später genau anders­rum zu verkaufen. „Die besten Schriftsteller der Welt“ waren durchaus in der Lage, sich so etwas wie Gott einfallen zu lassen, und wir leiden noch Jahrhunderte später darunter, weil diese ausgedachten Geschichten längst als Fakten gehandelt werden und wir den Hirnlosen die Entscheidung darüber überlassen, wie wir uns weiterentwickeln sollten.

 

Dabei geht es vor allem um eines: um Kontrolle. Die Frommen kommen nicht damit zurecht, wenn andere etwas zu tun versuchen, ohne sich dafür auf Gottes Namen zu berufen, und deswegen versuchen sie, entweder das Resultat oder aber die Durchführung zu kontrollieren. Ich bin fest davon überzeugt, dass man (und auch frau, ich will niemanden ausschließen) sich niemals wirklich weiterentwickeln wird, solange wir diesen Heiligen Affen auf unseren Schultern tragen. Mit eingetrübten Gedanken werden wir nie den Sprung zur nächsten Ebene des Daseins schaffen. Es gibt Gründe, weshalb jeder, der ein bisschen denken kann, der so genannten „Intelligent Design“-Theorie widerspricht, und zwar deshalb, weil es keine Theorie ist. Die Frommen berufen sich auf die Gleichbehandlung und verlangen, dass sie in den Schulen parallel zur Evolutionstheorie gelehrt wird. Aufgepasst, ihr Oberheiligen, da gibt es einen kleinen Haken: Die Evolutionstheorie ist eine wissenschaftliche Theorie, weil sie sich verifizieren lässt. Genau deswegen spricht man eben von einer wissenschaftlichen Theorie. Intelligent Design hingegen ist nicht wissenschaftlich belegt – es ist eine Mythologie, die sich nicht auf Fakten stützt, die nachprüfbar und belegbar wären. Offenbar seid ihr so schwer mit dem Rechthaben um jeden Preis beschäftigt und so verbohrt, dass ihr euch nie die Definition des Begriffs „wissenschaftliche Theorie“ angesehen habt, und euer ignorantes Verhalten geht mir dermaßen auf den Sack, dass ich sie euch jetzt auch nicht liefern werde. Aber lasst mich schnell klarstellen, Worte wie Hoffnung, Vermutung, Legende, nicht nachprüfbar oder Blödsinn kommen nicht darin vor. Also verseucht mein Schulsystem nicht mit eurem hoffnungslosen, legendendurchwucherten, unwissenschaftlichen Rätselwerk, und dann werde ich mein Bestes tun, euch nach den wunderbaren Büffets am Ostersonntag auch nicht mit Scheiße zu bewerfen.

Liebe Freunde, ich will kein Arschloch sein. Ich will mich nicht wie ein arschgesichtiger Heuchler gebärden. Aber deswegen werde ich trotzdem nicht damit anfangen, mir Zucker auf einen Haufen abgewichster Irrtümer zu streuen, nur damit er mir besser schmeckt. Wenn das mit dem Glauben für euch funktioniert, dann werde ich euch dafür nicht verurteilen – im Gegenteil, ich beneide euch darum. Ich wünschte, ich könnte meine Realität ähnlich weit über den Klippenrand schieben, so wie in dem Traum mit dem Berg, den ich wohl nie kapieren werde. Aber ich bin leider mit dieser Scheiß-Bürde geschlagen, die sich Zynismus nennt. Macht mich das zum Heuchler, wenn ich trotzdem weiter an die Existenz des Paranormalen glaube? Vielleicht – oder wahrscheinlich sogar ja, absolut. Aber wer weiß? Wie gesagt: Was die Dinge angeht, die ich gesehen und erlebt habe, bin ich mir völlig sicher. Dazu kommen wir auch noch schnell genug. Und zwar zur ganzen Geschichte.

Manchmal frage ich mich, wieso ich so unbedingt diese Höhle im Berg erreichen will. Ich frage mich auch, wem die Stimme gehört, die so viel Wert darauf legt, dass ich mir in einem dreckigen Bergloch die Füße abtrete. Was liegt hinter diesem Durchgang? Wie heißt dieser Mann? Wer hätte je gedacht, dass ich die Traute hätte, Base-Jumping zu machen? Klar, ich bin im Inneren eines Berges, aber deswegen machen mir solche Höhen ja nicht weniger Angst. Aber woher kommt diese Phantasie überhaupt? Vielleicht werde ich das nie erfahren, und ehrlich gesagt, damit könnte ich auch gut leben.

Letztlich brauchen wir alle ein Seil, das uns an unser Leben bindet, uns durch unsere eigenen seltsamen Grotten führt und vor den Fallgruben bewahrt, bis wir endlich den gesichtslosen Mann im Berg finden, der uns die Hinweise gibt, die wir zu verdienen glauben. Vielleicht lehnt sich mein Traum an eine allgemein anerkannte Vision von Petrus an, der das Himmelstor mit seinem Sündenbuch und seinen Fragen bewacht. Das könnte bedeuten, dass sich ein kleiner Teil meines abgestumpften Hirns ganz stark nach so einem Glauben sehnt. Ich weiß nicht, warum – vielleicht, um dazuzugehören, vielleicht, um eine gewisse Art von Ordnung und Struktur zu haben. Vielleicht komme ich auch einfach in das Alter, in dem es einem leichter fällt, nicht mehr gegen die Wellen anzukämpfen, sondern sich von der Strömung in die tieferen Gewässer tragen zu lassen. Aber mein verdammter Verstand wird sich dem nie ergeben, dazu kenne ich mich viel zu gut. Mein ganzes Leben lang habe ich Mittel und Wege gefunden, Regeln zu brechen und mich gegen die allgemein anerkannte Meinung zu stellen, allein mit meinem ungesund-gesunden Menschenverstand bewaffnet. Verdammt noch mal, es fällt mir schon schwer, mir klar zu machen, dass man unter seinen Jeans gefälligst einen Slip tragen sollte. Und da glaubt ihr, ich würde wirklich einmal einknicken und euch diesen ganzen Scheiß über den großen Oberkontrolletti da oben auf seiner Wolke abkaufen, der da hockt und alle Taten der Äffchen einen Stock tiefer auf seinem Marmortäfelchen vermerkt? Der nicht nur alles aufschreibt, sondern uns jeden Augenblick in den Ordner mit der Aufschrift „EWIGES FEGEFEUER“ verschieben kann, wegen irgendeiner völlig unerheblichen Kleinigkeit, weil wir beispielsweise das falsche Fleisch am falschen Tag gegessen oder an irgendeinem Tag gearbeitet haben, an dem das eigentlich verboten ist. Vielleicht würde mir so etwas Phantastisches nicht einfallen, aber irgendjemand anderem ist das ganz offenbar gelungen. Das weiß ich tief in meinem blöden Inneren, und ich werde mich auch nicht davon abbringen lassen.

Niemals.

Ich bin kein Albert Einstein. Also, jedenfalls kein echter Albert Einstein. Aber das Eine weiß ich: „Das Wort Gott ist für mich nicht mehr als ein Ausdruck und das Produkt menschlicher Schwäche, die Bibel eine Sammlung ehrbarer, aber dessen ungeachtet völlig primitiver Legenden, die trotz alledem recht kindisch sind.“ Das, liebe Freunde, ist ein Zitat des echten Albert Einstein. Was ich gerade in einem ganzen Kapitel zu sagen versucht habe, drückt er in einem einzigen komplexen Satz aus. Wenn ich, wie beim Rap, der Hype Man für einen posthumen Einstein sein dürfte, nur für ein paar ruhmreiche Sekunden, dann würde ich es jetzt auch genug sein lassen. Wir werden später noch ein wenig von unserem Freund mit der wirren Frisur hören, aber im Augenblick bin ich völlig zufrieden damit, dass wir zumindest auf dem Papier auf einer Seite stehen (ja, auch dieser flache Witz ist reine Absicht).

Oh, übrigens hat mein Computer gerade angemerkt, dass irgendwas an der Grammatik von dem Einstein-Zitat nicht ganz in Ordnung ist. Was für ein dreister Drecksack.

In letzter Zeit haben mich die Leute oft nach dem Tod gefragt, wahrscheinlich, weil ich in den letzten vier Jahren eine ganze Reihe Menschen verloren habe, die mir extrem nahe standen. Dabei werde ich allerdings nie gefragt, ob wir als Geister wieder zurückkehren. Es läuft doch immer wieder alles auf den Himmel hinaus, und alle Toten drängen sich wie eine wilde Herde in den großen Pferch. Ich halte meine Antworten knapp und schlicht: Ich habe keine Ahnung, was nach dem Tod passiert. Mir ist das ehrlich gesagt auch scheißegal. Vielleicht liegt es an der ganzen Scheiße, die ich als Kind durchgemacht habe – jedenfalls ist meine Aufmerksamkeit ganz allein auf die Zukunft gerichtet, auf das Leben, und weniger auf den Tod und alles, was dazu gehört. Vielleicht werde ich diese Ecke der kosmischen Turnhalle später, wenn ich älter bin, genauer in Augenschein nehmen. Im Augenblick würde ich allerdings sagen, dass es mir durchaus wahrscheinlicher vorkommt, später auf der Erde zu wandeln, als in irgendeine Dimension zwischen den verschiedenen Sphären aufzufahren, die noch nie jemand gesehen hat.

Eines Tages werde ich sterben, und dann möchte ich verbrannt werden. Ich möchte, dass ein Teil meiner Asche in ein Gedenkschmuckstück für meine Frau und meine Familie eingearbeitet wird. Einen weiteren Teil würde ich gern in den Aschenbechern vor den Supermärkten von Des Moines verteilen lassen, zur Erinnerung an jene Zeiten, da ich obdachlos war – wenn die Leute auf dem Parkplatz aus ihren Autos steigen, zünden sie sich schnell eine an, machen zwei Züge und drücken sie dann in diesen Aschenbechern wieder aus. Wenn man pleite ist und keine Wohnung hat, dann ist das deswegen der beste Ort, um umsonst an Tabak zu kommen. Je nachdem, wie meine Frau es gern hätte, kann der Rest meiner sterblichen Überreste dann neben ihr beerdigt oder mit ihrer eigenen Asche vermischt werden. Weiter denke ich nicht, was die Zeit nach dem Tod betrifft. Sagen wir es mal so: Wenn ich im Himmel aufwache, werde ich mir vor Schreck in die Hosen scheißen. Und dann werde ich mich ganz still und unauffällig zum Ausgang begeben – ich weiß, wann und wo ich nicht erwünscht bin.

Tja, so sehe ich die Sache, Und das heißt, wir kommen jetzt allmählich zu dem spannenden Scheiß. Beide Teams kennen die Regeln. Sie haben uns ein bisschen was über sich erzählt, über das, was sie mögen und was sie nicht mögen, und darüber, wie das Leben hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen in Bucktooth, Wisconsin, so aussieht. Also: Jetzt wird nicht mehr auf die Werbepause gewartet und auch keine Münze geworfen, um festzulegen, wer den ersten Schuss hat – geht in Stellung, seid bereit, betet, dass ihr auf keine Minen tretet, und macht euch auf alles gefasst.

Jetzt ist es an der Zeit, mit dem Kampfspiel zu beginnen.

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