Traumprotokolle

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– Nata und ich mit Johnson unterwegs, aber ich muss erst noch ins Nachbardorf, nur kurz, aber es dauert länger und länger und länger; die Straße abwärts ist noch weit, ein Wagen kommt entgegen, ich kehre lieber wieder um zu Nata und Johnson, die mir entgegenkommen, und wir gehen zusammen weiter, kommen durch ein Dorf, auch durch einen Hof, treppauf und treppab, Nata schaut in eine Tür und sagt: »der macht ja Kaba«, und dann schmeißen wir mit Äpfeln rum; alle haben Äpfel, es ist wie ein Spiel mit Regeln, und hinter einer Wand an zwei Trägern, unter der ich hindurchwische, verlagert ein Bauer Äpfel mit einer Schaufel von einem Schuppen auf einen Haufen und schenkt mir einen angebissenen Apfel, der gut ist, aber auch noch faule Stellen hat; aber dann baden wir an einem großen, nüchternen Becken, in dem einige schon schwimmen, in großen Zügen, ich mit Nata, aber noch am Beckenrand sitzend und die großen Zehen eintauchend, da kommen zwei Mädchen zu uns, eines im Badeanzug, die andere nur mit einem Oberteil; sie reden langsam, wie betäubt, und ich sehe extra genau hin; die eine hat tatsächlich kein Höschen an, hat sogar schon Schamhaare, da lasse ich mich langsam ins Wasser und schwimme lange, vor allem auf dem Rücken, bin selber auch nackt; Nata telefoniert dauernd, und als wir an einem Platz in einem Lokal mit Tischen draußen essen wollen, kommt gerade ein Bus mit Urlaubern, und im nächsten Dorf stellt sich dann heraus, mit wem Nata dauernd telefoniert hat: mit Sascha von Marawitz, der mit seiner Eva-Maria da ist, der beleidigt und schlecht gelaunt ist, weil er nicht sagen kann, was jetzt passiert; und so bleibt sie in ihrem Telefonzellen-artigen Zelt sitzen, das freilich zusammenbricht, und ich muss sie rausholen, und als wir dann im nächsten Dorf über einen Platz laufen, erscheint plötzlich die ganze Basler Verwandtschaft, von Renate bestellt, allen voran Marie Christine, die ich umarme –

– eine elektrische Tagesausschnittsspannung – ich gehe mit Kitty durch Londons Straßen zu einer Gruppe, in der eine Frau um halb drei Uhr morgens ihre Tante anruft und auch auf Anfrage keine Probleme damit hat, und in der Gruppe fliegen Unmengen von Geld rum, überall die Scheine, am Boden, in Ecken, irgendwo verhakt, und als nach einer Prügelei auf der Wiese vor dem Haus einer im Matsch liegt, auf dem Rücken, aber selbst das Gesicht noch unter Matschwasser, und sich nicht rührt in seinem Matschloch auf der Wiese, finde ich, dass man schon einen Arzt holen sollte, und der geht gerade, ziemlich sauer und sieht die Geldscheine und sagt, dass das ja dann wohl etwas mit dem Überfall von vor ein paar Tagen zu tun hat, weshalb das Geld weggeräumt wird, bevor die Bullen kommen {wie ich mit Willy im Stadion und davor} und Hans Ludwiczak bietet mir ein Bündel holländischer Geldscheine an, was ich mit der Begründung ablehne, dass dann die Bullen denken, dies hier sei meine holländische Dependance, und ich kehre wieder in die Wohnung zurück; nachts, mitten in London, und von dem Hinterhof ab geht eine Außentüre seitlich hoch, an deren balkonartigem Vorsprung eine Frau am Tisch sitzt und als Erstes davon die Rede ist, dass Fritz Scheyhing beleidigt ausgezogen ist, und mit seiner Freundin in der Nähe wohnt und mit keinem etwas zu tun haben will, auch mit mir nicht mehr reden will; es herrscht eine Stimmung, bei der klar ist, dass Verrat im Spiel ist, und als wir essen, breitet neben uns ein Pärchen einen Teppich aus, den es bemalt − ich finde, kitschig −, und es betont, dass diese Teppiche extrem billig seien, sie kauern daneben, sehen zu uns herüber und verteilen nebenbei mit den Händen Farbe auf den Teppich und erzählen, dass Helmut Schmidt die extrem blöd finde – ich werde auf der Straße durchsucht und kann gerade noch verhindern, dass ein Shitdöschen gefunden wird, »war da nicht noch was?«, fragt der Bulle, und ich verneine harmlos, während er ein anderes, längliches Holzdöschen aufmacht, in dessen Ritzen noch der Haschischstaub klebt, ein großes, längliches, wie aus Damaskus für Schreibgeräte, während ich mein kleines Döschen in der Brusttasche verschwinden lasse, da legt sich Nata mit den Bullen an und läuft schließlich sogar weg; die Bullen hinterher und in einer Querstraße der Richtung, in die sie durch das Ruinengelände in der Stadt laufen, rennt rituell tanzend schon eine Herde Frauen vor den Bullen her und prügelt sich mit ihnen, heftig und tänzerisch zugleich, und nachdem alle völlig erschöpft nach einem großen Bogen zurückkommen, flüstert Renate über die anderen Frauen: »die hätte man aber nicht nackt sehen dürfen«, und daraufhin wird erstmal Kaffee gekocht, wobei mich aufregt, wie selbstverständlich der Bulle unseren Kaffee nimmt, der dann in seine Thermoskanne läuft; ein altkluges Kind sitzt daneben und redet davon, dass »wir« irgendwas bekommen sollten, ein Recht darauf hätten; ich frage, was mit »wir« gemeint sei, woraufhin das Kind »alle« antwortet, aber als ich frage, ob damit auch die Ausländer gemeint seien, bockt es erst und sagt nichts, dann sagt es trotzig: »nein« –

– Fresserei – eine Frau am anderen Tisch teilt ein Fischfilet und fragt, ob’s noch mehr gibt, und ich habe noch was; Mist und Wasser –

– wieder in dem Hotel in der Schweiz in Lugano, wo ich mit Louis Jent, Rob Hower und später Barbara Rudnik war, aber es ist nichts mehr, wie es war, und danach, als ich mit Barbara im großen Saal im ersten Stock war, dachte ich auch nicht ans erste Mal, verstrickt in die Liebeshändel von »Ins Blaue«, das Haus an der Seite mit den offenen Zimmern ohne Fassade gab damals auch nicht; die Frau, mit der ich rede, auch nicht, und bei dem Gang durch das arabische Dorf kommen wir an ein Haus, das noch eine Baustelle ist, fast alles ist Baustelle und wir klettern da durch; im ersten Stock ist eine Familie, die ich mit Kief Halik und Handschlag begrüße, auch die Kinder, bis die Frau am Herd sagt: »typisch deutsch verklemmt«, und ich wehre mich damit, dass es in Libyen auch nicht anders ist, was sie gar nicht versteht, und dann fahre ich mit einem alten VW, wobei irgendwie die Kupplung fehlt, durch die Stadt, Offensichtlich ein Halbautomatik, wie ihn Susanne Albrecht hatte; da finde ich auch ein Hebelchen über einem gebogenen Ding mit zwölf Kerben, aber egal, wie ich es verschiebe, ändert sich nichts am Fahren, es ist sau viel Verkehr, einmal werde ich von einer abbiegenden Straßenbahn abgedrängt, aber es geht noch; und dann sind wir in einem unterirdischen Gang, tauchen ab, es geht in verschiedene Ecken etc.; bis wir an einer schmalen Kammer, wo außer uns noch andere auf eine Lore warten, sehr trister Zustand, und der mit uns ist, sagt: »ich will ne Banane« – »weil hier alles so hässlich ist«?, frage ich verständnisvoll, und eine wartende Frau antwortet einem anderen, der Unklarheiten und Missverständnisse in Sachen Elisabeth ausspricht: »hätte sie doch nur einen Brief geschrieben«; die Frau hat einen großen, dreckigen, vorne glatt abgeschnittenen und dort schwarzen Zahn, ist traurig und redet langsam, und der Typ antwortet ihr: »kann doch nicht jeder beim Abtauchen einen Brief schreiben« • ich lese im Hotelzimmer Pynchon und flippe aus, wie genial er ist, denn die Schrift, die Buchstaben verlaufen sich nach unten und zerfließen zu richtigen Bildern und das in jeder Zeile; jedenfalls in dem einen Absatz auf der Seite oben, es ist tripartig, lebt und fließt, und als ich es nochmal lese, stelle ich fest, dass ich das nur geträumt habe, dass ich in einem riesigen, Schloss-artigen Hotelzimmer in einem fürstlichen Bett sitze, einem Saal, als ob Lakaien da wären • wir sind zu dritt in einer Seitenbucht eines Hofes, in einer Durchfahrt; im vierten Stock des Hauses gegenüber sitzen die Gegner und schießen, man muss aufpassen, wenn man um die Ecke schaut, weil man sofort getroffen werden kann; ich halte einfach raus und ballere, aber dann finde ich eine Möglichkeit, etwas zurückzugehen und ein wenig hochzuspringen, um sie hinter dem Fenster mit ihren Waffen hantieren zu sehen, aber vor allem unsere große MP geht nicht; wir knien auf dem Boden und fummeln dran rum, die Frau hat überhaupt keine Ahnung, aber ich kann dann doch mal wieder einen Schuss abfeuern, bis es scheint, dass die Bullen kommen, und ich zur Toreinfahrt rauswische, auf die Straße, wo viele Leute, aber auch viele Bullen sind, die mich misstrauisch beäugen, und beißend regt sich schlechtes Gewissen, ob ich die beiden anderen nicht habe sitzen lassen • beim Drehen in München, morgens um sechs gehe ich Nata holen, habe aber mein Drehbuch vergessen, denke, dass, wenn ich so früh da bin, der Fahrer es noch holen kann, und an einer Ecke kommen uns von der Seite so viele Menschen entgegen, dass man kaum durchkommt; es ist wie Gegenwind, oder Flussströmung, und weil da auch eine Bude ist, fragt Nata einen Mann für ihr Feature, aber der will erstmal wissen, für wen sie arbeitet, was sie verweigert, bis er sich abwendet, den Rücken zeigt und ich ihr zurede, es zu sagen, zumal auch die Zeit drängt, und dann sagt sie es ihm und gleich um die Ecke ist endlich das Hotel, aber sie bleibt an einem Platz zurück, ich eile, und als ich zurückschaue, sehe ich, dass sie eine Zigarette im Mund hat, und ich überlege, ob wir draußen frühstücken, aber es sind nur zwei Tische da und es regnet, also setzen wir uns in den Vorraum; plötzlich höre ich »Christof« – drehe mich um, da sitzt der, mit dem ich die Nacht durchgezecht habe, und ich freue mich; er hat sein Drehbuch, und ich will meines von oben holen, aber erst bestellen, es blickt nur keiner von uns bei der Karte durch, man kann nicht erkennen, was draufsteht; Frühstücksbüfett gibt’s auch nicht, drei Kellner stehen rum und warten; Marmelade, drei Toast und ein Graubrot sind auch da, es ist unklar alles, bis Nata die Initiative ergreift und für Robert was bestellt; der Kellner schreibt mit – und ich bin total unter Druck, weiß kein Wort von meinem Text, während Robert in dem alten, fast schon morschpapierernen Text blättert, A4 quer, hinten irgendwie gelocht und mit altem Tesafilm, ganz vergilbt –

 

– ich bin in einer Klinik, in der gestorben wird, eventuell auch umgebracht, in den Gängen und Warteräumen eilen dauernd Leute herum, die ich meist nur von hinten sehe, und wenn von vorne, haben sie irre, besessene Blicke; Heiner, dünn und jung, wird von allen Seiten beschimpft und haut wütend ab; Gabi Wight rennt vorbei, Ebby, dünn, käsig, huscht vorüber; ich setze mich zu einer Frau an den Tisch und beginne, mit ihr zu reden, leise, da mischt sich eine danebensitzende Frau ein und fühlt sich gestört – sofort stehe ich auf und gehe, stinksauer, obwohl es mir leid tut um das Gespräch; ich hoffe, die Frau kommt mir nach; vor einer Glastür sammeln sich Leute, es wird spekuliert, wer hinter der Tür stirbt oder ob er oder sie noch lebt; ich erzähle von Erikas Irrewerden, und Nata verweist auf eine Frau, bei der es teuer wurde; auf der Wiese vor der Todesklinik herrscht geschäftiges Treiben, die Sonne scheint, und die Leute gehen meist hektisch ziellos auf und ab, einige wenige flanieren, zum Beispiel ein menschengroßer, aufrecht gehender Setter, der einen kleinen Hund an der Leine führt, auch ein anderer aufrecht gehender Hund spaziert herum; eine Bude wird aufgebaut mit einem großen Schild über sich WHIPER + WITTER, in das ich mich vertiefe, dann aber gehe ich die Wiese abwärts, bis ich alleine bin; neben mir verteilen zwei Lastwagen gleichmäßig Dreck neben der Straße, ziehen einen schmalen Streifen hoch zur Todesklinik, und danach planieren sie ihn mit Kohle zu, was die Sache für mich verständlich macht; danach wiederum steigen Kolonnen von Arbeitern aus dem LKW, ziehen mit irren Blicken an mir vorbei, jeder einzeln; viele begrüßen mich, einige mit überwänglichem Handschlag, weit ausgeholtem, und der Kasernenkeller, in dem wir uns befinden, hat nur einen Eisentürausgang, ist geduckt und beige-gräulich, eine Stechuhr –

– ich rutsche mit Gert Treppen runter in eine umgebaute Kneipe, in der nur Frauen da sind, die uns nett begrüßen und ein Stockwerk tiefer führen {eine ähnliche Kneipe gab’s schon mal}, wo sie uns den Aufzug zeigen, der seitlich eingebaut wurde, und da wache ich auf von Geräuschen in der Wohnung, rufe etwas runter, aber es ist nur der Monteur, der Sicherungen oberhalb der Wohnungstür einbaut, wobei ich mich wundere, dass ich nichts gehört habe, obwohl er schon ein riesiges Loch gebohrt hat; es ist allerdings zu weit außen, dicht daneben muss nochmal gebohrt werden, weswegen ich mich frage, ob das dann auch hält, aber es ist eh zu spät, und der dicke Querbalken macht die Tür eh dicht; oben im Saal unter dem Dach frage ich Troller, was er von dem Steckel-Brief hält, aber er hält natürlich zu Steckel und schlägt vor, dass ich meine Lesung diesem Thema widme, was ich mit Renate bespreche, die skeptisch ist, aber damit könnte man eineinhalb Stunden lang die eigene Position klären; Problem ist nur, dass es durch’s Dach regnet, und Troller packt gut mit an, Stühle dahin zu stellen, wo es tropft; Nata und ich fahren mit Gert zur Endhaltestelle, mit der letzten Straßenbahn, Gert wartet dort, wir steigen vorher aus, gehen aus Versehen in die Straßenbahn, die in die falsche Richtung fährt, steigen wieder um, halten vor der Endhaltestelle, laufen dorthin; Gert ist aber weg, was zu einer langen, teuren Taxifahrt führt; Anzenhofer soll beim »blinden Fleck« die Hauptrolle spielen, es ist Gert, aber man muss danach den Wecker mehrmals überprüfen, weswegen Nata fragt, ob ich meine, dass ich immer Recht habe und ich antworte: »wie im Leben« –

– wir leben mit Familie Mika in einer Wohnung, und während ich weg bin, macht Erika Putzterror, so heftig, dass Mikas ausziehen wollen, und ich ihre beleidigten Gesichter sehe, als ich zurückkomme, während eh alles im Chaos ist, weil zu allem noch Ulrike Obermüller völlig verliebt ist und verzweifelt, wegen des Umzugs nach Bonn, während sie hier bleiben muss; Sabine steht heulend auf der Leiter am Fenster hinter der spanischen Wand, ich tröste sie oder versuche es zumindest, da klingelt das Telefon und keiner geht ran, aber als ich dann komme, hat doch jemand abgehoben und den Hörer hängen lassen; ist es Ronald?, aber Erika ist immer noch im Putzwahn, der Tisch ist gedeckt, wir sitzen zu acht am Tisch, und sie fragt, ob ich noch was zu waschen habe »wegen der Einbrecher: es bleibt immer was«, behauptet sie, und ich frage mich, ob meine Klamotten davon verdreckt sind, und sehe auf die Gnocchi in roter Soße, finde sie verstaubt und will ausziehen –

– ich bin mit Magda in Paris, bei Nacht und wir probieren in einem Zug auf einem breiten Bett in einem riesigen Abteil eine Liebesszene und weil uns das so viel Spaß macht, wiederholen wir es immer wieder; zuhause, im großen Atriumbau steht Heiner auf der anderen Seite des Gartens, völlig desinteressiert, und neben Magda und mir liegen Schriftproben der neuen Schreibmaschine mit Computer; ich wundere mich, dass sie das hier alleine konnten, und finde es gut – Nata und ich gehen nachts in München, Gegend Münchner Freiheit, einkaufen und sie will unbedingt noch wo hin, so dass ich sie verliere; ich gehe aber schon mal nach Hause und warte in unserem Knast, wo wir zwei riesige Appartementzellen haben, und als sie kommt, sage ich: »es ist schon viertel vor eins«, und um die Zeit sind wir verabredet mit Wanda etc., aber sie antwortet: »es ist viertel vor zwei« – und wir haben noch nicht einmal das Lamm aufgegessen, was alleine zwei Stunden dauern wird!, da kommt Ronald mit zwei Frauen, die zwei von den Langhausfrauen sind, und alle wollen über meinen Steckel-Kirchhoff-Brief diskutieren; Ronald macht aber nebenbei ein Video mit Kroetz, der auf einer alten Kommode sitzt und wixt, dabei vor Wonne jodelt und nur seinen Schwanz nebst Sack, der dick und prall ist, aus der Hose geholt hat; ich will über einzelne Punkte des Briefes diskutieren, aber da eilt Ronald erstmal die kleine Treppe zum Gang hoch und will alles Weitere verschieben, also nehme ich mir noch etwas von den Schnittlauchnudeln, die auf dem Herd stehen, sehr viel Schnittlauch haben, fast fünfzig zu fünfzig, und sich bewegen, atmen; Nata will noch mehr kochen, auch anderes, während ich erstmal scheißen gehe, und als ich mir die Scheiße abputzen will, kommen gerade vier Leute, die ich durch das Fenster vom Bad zum Wohnzimmer hereinkommen sehe, und während Nata sie begrüßt, es sind Verwandte von ihr, überraschend zu Besuch, stelle ich fest, dass ich Scheiße an den Fingern habe, aber als ich sie mir abputzen will, kommen gerade alle rein und wollen mir die Hand geben, wodurch ich hektisch werde und noch mehr Scheiße an die Hand bekomme; Nata gibt mir ein weißes Handtuch und sagt: »das kommt davon, wenn man so schnell macht«, die Verwandten machen sich nichts draus, mir ist es entsetzlich peinlich, zumal am Handtuch dicke Klumpen Scheiße kleben, also gehe ich erstmal schlafen, und wie ich, etwas erhöht, neben dem Kaffeetisch, an dem Nata mit den Verwandten sitzt, aufwache, und durch das erhöhte Souterrainfenster hinaussschaue und die Verwandten davon reden, dass wir den Viererständer kaufen sollen, der werde teurer, denke ich, dass ich die peinliche Situation mit der Scheiße nur geträumt habe, bestimmt nur geträumt habe, aber dann ist alles wieder so real, ich zwicke mich, dass ich nicht geträumt haben kann und auch jetzt nicht träume, und Schamwellen durchfließen mich, aber dann bekomme ich Kakao und Nata erzählt, dass Ronald und die Frauen hier pennen wollen, was sie abgelehnt hat; was mir etwas peinlich ist, aber auch pervers wäre im Knast; es sieht so aus, als wollte ich mich vor der Debatte drücken, da verabschieden sich die Verwandten, und eine Frau weist mich darauf hin, dass an einer Hand immer noch etwas Scheiße hängt: ich habe es also doch nicht geträumt, alles ist real; und draußen auf der abschüssigen Wiese vor dem Schloss will ein altes Ehepaar wegfahren, muss aber erst an einer riesigen Diatuchwand vorbei, und ich renne dazu, um ihnen dabei zu helfen • ich liege mit Claudija auf einem Bett in einer Hütte ohne Wände und Dach, nur ein Seitenteil steht halb hoch, unterhalb des Hanges vor dem Sonnenleitenwald, wir sind beide nackt; sie räkelt sich, ist appetitlich gerundet und glatt, und wir verabreden uns zum Vögeln demnächst, »ist mal wieder fällig«, und ich eile in die Wohnung, wo es endlich Essen geben soll, und am Ende des langen Ganges steht Langhans-Ronald mit seinem Stativ beim Pförtner und verabschiedet sich, macht Smalltalk, da kommen seine beiden Frauen mit weiteren Fotoutensilien vorbei; ich lade sie zum Essen ein, aber sie hauen beleidigt ab, böse: »jetzt haben wir so lange gewartet, und nun ist es zu spät« –

– wir fahren zu sechst im Auto nach Norden und gehen in Bremen in ein Konzert; eine seltsame Gruppe spielt, alle möglichen Stile, extreme Zuschauer, die zum Teil mit dem Rücken zur Bühne sitzen; zwei sind ganz fett und wippen im Bluestakt, ein Typ macht die Frauen an, da pöbelt mich ein Ordner an, dass ich dem »TAZ«-Verkäufer nicht helfen dürfe – ich fahre ihn sofort an und beiße ihn in die Hand und sage, dass ich zu seinem Chef will, das sei ein Skandal; er führt mich ohne Weiteres zu dessen Platz, draußen den breiten Gang entlang, aber als er mich durch die Glastüren in das danebenliegende Gebäude schickt, will ich nicht gehen, weil sie mich sonst vielleicht nicht mehr rein lassen, aber der Türwächter beruhigt mich, dass nach dem Beginn nicht mehr kontrolliert werde; der Chef steht neben riesigen Computern und Monitoren mit seinem Assistenten in einer kleinen Arena mit rotem Sand und als ich ihm mein Problem schildere, antwortet er: »das ist ein Konzert, als ob Tausend Sonnen glühten, funkelnde Pünktchen«, aber sein zweiter Mann weist ihn auf die Banalität meines Wunsches hin und darauf, dass ich Recht habe – da kommt er mit rüber, klärt das, und inzwischen ist Pause; Wanda kommt den Gang entlang und sagt: »das gibt immer eine Reaktion, wenn die Musik so schlagartig endet« –

– Willy hat Krebs und liegt im Sterben und Nata gehört zu einer Unterstützergruppe, die ihn versorgt, macht sich wichtig und tut geheim rum, ich darf nichts wissen; was ich freilich blöde finde, und ich ärgere mich, bin beleidigt, während sie in Ruinen verschwindet, zwischen abgerissenen Häusern, von wo aus sie wohl abtaucht, während ich einen Spendenbittbrief aus Holland in der Hand habe, der sich wohl auf Willy bezieht, aber dann sehe ich Helfer in den Ruinen, die einen Schwerkranken tragen; ich frage mich, ob das Willy ist, aber dann sitze ich mit einer Frau, die an Esther erinnert, in einem kleinen Lokal im ersten Stock, sie hat auch damit zu tun, und wir gehen alle die schmale Treppe runter, es ist wie ein Wohnzimmer, das Lokal; einer ihrer Freunde kriecht mit mir aus einem seitlichen Kellerfenster, durch das ich kaum komme und vor dem ein Friedhof liegt, auf dem militärähnliche Übungen stattfinden; auf der Straße steht ein Kind, das einen der in der Nordsee treibenden Giftbeutel in der Hand hält, denn wenn man die abliefert, kann man eine Urlaubsreise gewinnen, und Nata sagt: »die sind völlig ungiftig, wenn sie trocken sind« • wir essen mit Mikas, und der Sohn bekommt sein Fleisch ungeschnitten, ein rohes, riesiges Ding, das er ratlos anschaut, und Nata sucht zu vermitteln; ich aber gehe in mein Zimmer, wo ich mit einem kleinen Bären mit einem langen Schwanz lebe und einem Hund; der Bär hat draußen ein kleines Becken, aus dem er gerade kommt, und marschiert nass in mein Zimmer, da aber gerade der Hund kommt und eifersüchtig ist, schiebe ich den Bär wieder zur – doppelten – Balkontüre raus, aber er will nicht; er wehrt sich, ich kriege ihn auch nicht ganz raus und wir kämpfen spielerisch miteinander; er schnappt nach mir und so weiter, und als nur noch sein Schwanz ins Zimmer ragt, sagt er, halb von draußen: »das ist doch ein evangelisches Dogma« − dass er raus soll −, was ich bestätige, obwohl der Hund es hören kann, was mir sehr unangenehm ist –

– auf einem Parkplatz am Meer steht ein Citroën mit Wohnzimmer, in dem zwei Frauen sitzen, ich schaue eifersüchtig rein; eine englische Kommode, und ein dunkelbraunroter Sekretär stehen drin, überhaupt sehr vornehm eingerichtet, aber als ich meine Bewunderung ausdrücke, meint die Frau, ich solle doch nicht so tun, habe selbst doch viel Platz in dem Wohnmobil, das Nata spontan gemietet hat, damit wir noch diese Nacht zu einem fragwürdigen Konzert fahren können, was damit beginnt, dass Nata rasend rückwärts die schmale, kurvige Einfahrt hochfährt, aber auf meinen Protest meint sie, sie wolle mal ausprobieren, wie es genau ist, dreißig zu fahren, und dann fahren die beiden Schauspieler weiter, vorne in der Fahrerkabine, in die man durch ein Fenster sehen kann, während Nata hinten an der Tür sitzt und Obst von einem prallen Meisje kauft, und während ich von den Trauben nasche, rast der Fahrer so unsicher durch Baustellen, dass sein Beifahrer, der andere ältere Schauspieler, und ich ihn beschwören, mich ans Steuer zu lassen, und als er endlich einwilligt, schlage ich vor, dass Nata doch fahren könnte, aber die ist jetzt beleidigt, weil sie nicht in die Diskussion einbezogen wurde, und sitzt heulend am Straßenrand und droht, alle Brötchen wegzuschmeißen, hat die Tüte schon aufgerissen • Nata und ich ziehen mit einer großen Gruppe in Hardebek ein, und wir machen erstmal eine Besprechung, bei der ich vorschlage, für unser Projekt »Vergleich und Analyse in Gruppenstrukturen« einen Fragebogen zu machen und gleich bei uns damit anzufangen, worauf aber keiner so richtig eingeht, sondern die einen gehen rein, die anderen raus; ich denke, was die alten Hardebeker wohl dächten, wenn sie wüssten, dass ich nach all den Jahren bei ihnen einziehe, sage das auch, wozu Nata meint, ohne sie sei ich eh nicht aus dem Knast gekommen, wogegen ich mich scherzhaft wehre, da klingelt es und unten am Schlosseingang steht ein Mann mit serviler Begleitung und fordert barsch Eintritt; ich sage, da müsse ich erst mit Herrn Friedrich drüber reden, woraufhin er mir antwortet: »was hat mir Herr Friedrich zu sagen« und einfach eindringt; ich renne hoch und alarmiere Ebby und die anderen, vor allem Ebby rast runter, ich nach und im ersten Stock schaut sich der Mann frech fordernd um, da ziehe ich ihn an den Haaren und er fällt ganz leicht auf den Rücken • eine Preisverleihung findet in einem Saal in Frankfurt am Main statt, der Saal ist sehr schmal und lang, aber steil wie ein Vorlesungssaal und parallel zu ihm läuft eine Treppe hoch, die nur durch Fenster von ihm abgetrennt ist; wir sehen durch, auf der Treppe stehend, es sind nur wenig Leute da und der Preisträger, ein grauhaariger Schönling steht gerade in der fünften oder sechsten Reihe auf und breitet ergriffen seine Arme aus, andere kommen zu ihm hinunter und wollen wohl was übergeben, da sagt mein Nachbar: »ist das nicht eine potthässliche Architektur?«, und ich stimme zu, muss dann aber weiter, weil ich mitten im Umzug bin und in München gerade Station mache, mit Motorrad, wo ich freundlicherweise in einem Haus an der Leopoldstraße wohnen darf, und der Besitzer gibt mir auch noch Geld, portugiesisches und isländisches, aber ziemlich viel, während eine Kolonne von Leuten gerade in den Schacht neben dem Keller geht, von dem eine Treppe ins Hinterhaus hochführt, wo umgebaut wird, wie eine Prozession stolzieren sie daher und ich überlege, ob es noch reicht, Julia anzurufen und eventuell zu treffen und was zu essen, oder Fips –

 

– wir sitzen bei einem betuchten Chinesen beim Dinner und wollen abschätzen, wen wir zu einer Gegeneinladung dazunehmen können; den chinesischen Botschafter findet er blöd, auch andere besondere Chinesen und ich denke, dass ich in China auch keine Deutschen treffen möchte, aber auch Leute wie Bölling findet er langweilig, und Nata gibt mir kein Zeichen, ob sie auch einverstanden ist, dass, beziehungsweise ob er eben alleine kommt – und während ich dauernd raus- und reingehe, versammelt sich draußen die Hochzeitsgesellschaft auf dem Parkplatz vor dem kleinen Rathaus; ich will und soll die filmen, aber aus dem gegenüberliegenden Haus glotzt ein feister Deutscher, den ich dann und deswegen filme, weswegen er wütend wird, mich warnt, droht zu kommen, und tut das dann auch, selbst mit einer Videokamera, mit der er schimpfend auf mich losgeht und zurück filmt, dabei aber einen altmodischen Blitz einschaltet, der wie ein Stoboskop zuckend blitzt, ganz nah, es ist wie ein Kampf, und meine Kamera raucht, die Platte hat richtig dicke Beulen, die Braut ist ratlos, die Hochzeit muss aber hier und nirgends sonst stattfinden, die hat doch noch Anke, die gut alte, eingeleitet –

– großes Unifest in der festungsartigen Stuttgarter Uni, ich bleibe, obwohl ich Freitag zurück sein wollte, und gehe wieder raus und rein; es gibt nur den einen engen Eingang an der riesigen, quadratischen Festung, ich klemme mich durch und kaum bin ich aus dem winzigen Aufzug, quetschen sich zahllose Leute rein, und obwohl sie tatsächlich drin verschwinden, mache ich sie darauf aufmerksam, dass so viele gar nicht reinpassen, und draußen findet eine Art Prozession statt, neben dem garagenartigen Ausgang stehen Leute unter einem provisorischen Tuchdach Spalier, dahinter, im Verborgenen machen sich die Auftretenden in Marken- und zum Teil Tierkostümen bereit und springen dann heraus und tanzen durch das Spalier ins Freie; inzwischen ist schon Montag und ich sitze in einem der oberen Räume der Festungsuni mit zwei Freunden, mit denen ich essen gehen will, gehe aber kurz nochmal raus, treffe prompt Erika, die Probe hat und der ich versprochen hatte, mich zu melden, weswegen ich ein schlechtes Gewissen habe und auch nichts dagegen sagen kann, dass sie mit mir in der Mensa frühstücken will, wo es nur Brot und Marmelade gibt und wo man um niedrige Tische auf Sofas und Sesseln sitzt, einige am Tisch führen verklemmte Gespräche, während ich auf heißen Kohlen sitze, weil meine Freunde auf mich warten, aber schon zwei Stunden vergangen sind und ich endlich wegkomme; der Aufzug stimmt nicht ganz, kommt nicht ganz passgenau an, sondern etwas tiefer als die Etage, sinkt auch fast einen halben Meter tief, da sehe ich den Schatten von einem, der noch reinwill, versuche zu stoppen, wieder hochzukommen, aber da ist doch keiner und meine beiden Freunde haben sich schon Spaghetti Bolognese in das Großraumbüro kommen lassen –

– Stefan ist an einen Ort verlegt, dessen Postleitzahl mit 5 anfängt, und schreibt: »alle meine Bezüge sind zerstört«, was ich übertrieben finde, wo er doch in Bochum gar keine Kontakte hatte; ich gehe mit Fips auf einer breiten Straße, in der Dämmerung, gegenüber eine breite hohe Häuserfront, in der ich war, auch Fips hat woanders übernachtet, aber nicht bei der Frau, bei der ich neulich war, und in dem Hotel, in dem ich die nächsten zwei Nächte sein werde, will ich ein anderes Zimmer, aber anstelle einer Antwort geht der Hotelier ins Haus gegenüber und schmeißt aus dem dritten Stock Sessel, Tische, Plattenspieler, alles, was nicht niet- und nagelfest ist, aus dem Fenster; vor allem den Plattenspieler sehe ich genau, wie er so schräg in der Luft hängt, und alles fällt auf den von ihm und mir entwickelten Kleinbus, den es nur einmal gibt, beziehungsweise jetzt gab, und ich bin froh, dass es mit ihm eh nicht weitergeht, sonst täte es mir leid um ihn, und der Hotelier klagt sein Leid, dass er keine weiteren Subventionen bekommen hat, und dann will er hoch auf den Turm, wo wir – zu dritt – in großer Höhe umsteigen müssen in den Förderkorb, der nicht aufklappt, der Mechanismus klemmt, er müsste sich innerhalb des Turmgestänges von selbst auseinanderklappen, was die beiden anderen schließlich mit Müh und Not schaffen, aber ich hänge draußen in schwindelerregender Höhe und muss mit den Füßen zuerst rein, kann mich nirgends halten und es ist unklar, ob die beiden stark genug sind, mich an den Beinen hochzuziehen – endlich klappt es, und wie wir auf der oberen überdachten Plattform aussteigen, lassen wir uns erstmal völlig fertig fallen, aber dann will der Neofaschist mit uns diskutieren, uns überzeugen, wir streiten, haben ihn angezeigt, an einem Biertisch mit Bänken davor sitzend, in der Nähe der Nalepastraße, Irre lungern an der Haltestelle rum, denken, sie würden bald Stars, eine Frau setzt sich auf eine Kiste und sagt zu ihrem Freund: »ich habe achtzehn Drehtage«, was natürlich nur Einbildung ist, und der Neonazi droht, uns und mich umzubringen, beschreibt seinen Einmarsch in Hinterindien, den wir gleichzeitig in einem dreidimensionalen Film über unseren Köpfen sehen, holografisch, sozusagen, mit Elefanten und Cymbals und ge-schmückten Frauen, aber drohend; da stoße ich ihn weg und er stöhnt, leidet, klagt, das sei sowieso seine Wunde von dem Schuss von mir in seine Brust • im Theater treffe ich Steckel, aber es gibt nur einen kurzen Krach, ist dann eher neutral, und ich verspreche, zur Ensembleversammlung zu gehen, wo erstmal eine Hetzrede von Bettina Fless auf mich laufe; sie steht im Halbrund und produziert sich, aber mich berührt das Ganze seltsam wenig, alle sind fremd, Nata regt sich wahnsinnig auf, und als ich zu meiner Rede ansetze, werde ich dauernd unterbrochen, bis ich laut werde, selber auch im Rund umhergehe und frage: »was ist das für ein Demokratieverständnis?«, finde mich selber aber übertrieben und künstlich, und nachdem Nata vor Wut während, beziehungsweise am Ende von Fless’ Rede rausging und während ich unterbrochen wurde, gehen nun die Schauspieler einfach raus, bis ich alleine dasitze und warte, dass Nata wieder zurückkommt, nach einer Weile stelle ich fest, dass ich nur Strümpfe anhabe, und frage mich, ob ich bei der Diskussion auch schon nackt war, erinnere mich dann aber, dass ich mich erst hinterher auszog, als es dunkel wurde, aber Nata kommt nicht, ich gehe sie suchen, ist nirgends, das Telefon an der Pforte ist erst lange besetzt, dann kommt eine ältere Frau raus und lässt den Hörer uneingehängt, weil noch zwanzig Pfennig drin sind, so dass ich für zehn Pfennig anrufen kann, aber es geht nicht, ich komme nicht durch, nur die automatische Kinoansage ist zu hören, vielleicht ist Nata ja bei Wolfgang, aber dessen Tür ist schon abgeschlossen und aus der offenen vorne hört man Steckels Stimme, wie er monologisiert: »das muss man langsam zerquetschen, so dass die Tröpfchen einzeln rauskommen«, und im Gang nach hinten, wo ich vorne noch ein Treppenhaus entdecke, das ich noch nie gesehen habe, kommt ein Hündchen auf mich zu, freudig an mir hoch springend, und gegleitet mich, aber im hinteren Treppenhaus ist alles voller Leute, die in einer Malersaal-Vorstellung waren –