Ich erwarte so viel mehr von meinem Leben

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„Was ist los? Warum siehst du mich so an?“

Barry war aufgefallen, dass Laurel ihn ganz genau studierte.

„Bist du glücklich, Barry? Ich meine wirklich richtig glücklich? Oder fehlt irgendetwas in deinem Leben? Sehnst du dich nach etwas, wovon ich keine Ahnung habe?“

„Was redest du denn da? Natürlich bin ich glücklich. Mir fehlt nichts. Ich habe dich. Das ist alles, was ich will. Wie kommst du auf eine solche Idee?“

„Keine Ahnung. Mir ist aufgefallen und das nicht erst seit heute, dass du keine Ruhe findest. Du bist immer in Bewegung. Immer unterwegs. Du könntest nie für längere Zeit an einem Ort bleiben, erst recht nicht, wie unsere Freunde, so viel Zeit zu Hause verbringen.“

„Muss ich das denn? Du weißt, dass ich immer schon ein aktiver Mensch war. Das bin ich immer noch. Ich jogge gerne, weil man dabei den Kopf frei bekommt und ich so Kraft tanke, für den nächsten Auftrag. Was ich nachher auch noch tue. Ich spiele gerne Tennis so oft es geht. Das brauche ich einfach. Mir fehlt sonst nichts. Was stört dich plötzlich daran?“, interessiert es ihn.

„Es stört mich nicht. Mir ist es nur aufgefallen. Ich weiß ja, dass du Sport und vor allem das Laufen liebst. Du tust es sogar, wenn wir auf Reisen sind und kaum Zeit dafür haben.“

„Vielleicht solltest du es auch mal probieren“, schaute Barry sie fragend an.

„Warum sollte ich?“

„Es würde deine Gedanken vertreiben, die du gerade mit dir herumschleppst“, schaute Barry sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Welche Gedanken meinst du?“

Spürte er, dass sie das Thema, über welches sie gestern gesprochen hatten, noch nicht abgehakt hatte?

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„Du weißt genau, von welchen Gedanken ich rede. Vergiss es endlich. Du wirst sehen, wenn wir erst wieder unterwegs sind, denkst du gar nicht mehr daran“, nickte er mit dem Kopf.

So einfach war das für ihn? Es war ihm nicht wichtig, ob sie sich die Zukunft anders vorstellte, als er. Ich werde ständig daran denken, wie es wäre, Kinder zu haben, dachte sie.

„Ich weiß nicht, von was du sprichst“, tat sie unwissend.

„Glaube schon. Das Thema Kinder ist bei dir noch nicht erledigt. Ich sehe es dir an.“

„Unsinn. Du irrst dich. Ich habe damit abgeschlossen. Ich liebe unser Leben, so wie es ist. Hauptsache ist, dass du glücklich und bei mir bist“, beruhigte sie ihn.

„Ich bin glücklich und ich werde immer bei dir sein. Ich könnte dich nie verlassen. Niemals, egal, was auch geschehen wird.“

Ist das wirklich so? Was ist, wenn ich es darauf ankommen lasse und tatsächlich schwanger werde? Was würde er dann tun? Würde er mich wirklich verlassen? Oder, würde er sich freuen? Ich könnte mir vorstellen, dass er ein liebevoller Vater wäre, dachte sie.

„Träumst du gerade?“, riss er sie aus ihren Gedanken.

„Warst du eigentlich froh darüber, als du noch eine kleine Schwester bekommen hast? Ich meine, du warst lange allein und hattest deine Eltern ganz für dich. Dann musstest du sie mit deiner Schwester teilen?“, wollte Laurel jetzt plötzlich wissen.

„Natürlich war ich froh. Ich liebe Lexi. Sie bedeutet mir sehr viel. Auch wenn wir neun Jahre auseinander sind, war es doch immer lustig bei uns zu Hause. Lexi hat Leben in die Bude gebracht, so war es nie langweilig. Meine Eltern, waren sehr glücklich als Lexi auf die Welt kam. Und ich als großer Bruder habe sie vergöttert. Wie ich dich vergöttere“, lächelte er.

„Tust du das?“, ging Laurel langsam auf ihn zu.

„Ja, dass tue ich und du weißt es.“

Liebevoll schlang er die Arme um sie und küsste sie leidenschaftlich.

„Du weißt schon, dass wir noch unsere Freunde anrufen müssen?“, hielt sie ihn zurück.

„Wir haben noch genug Zeit. Ich habe eine viel bessere Idee.“

Schon hob er sie auf seine starken Arme und verschwand mit ihr.

„Jetzt wird es aber Zeit. Rufen wir unsere Freunde an“, schmiegte sich Laurel an Barry.

„Ok. Du die eine Hälfte, ich die andere.“

„Hoffentlich haben alle Zeit. Es ist schon etwas kurzfristig“, nickte Laurel.

Zum Glück hatten alle nichts besseres vor. Diesmal kamen sie sogar ohne ihren Nachwuchs, was Barry besonders beruhigte, denn er wollte dieses Thema mit Laurel vermeiden.

„Es ist schön, dass es geklappt hat“, begrüßten sie ihre Freunde.

„Ihr werdet uns also bald wieder verlassen?“, fragte Katie.

„Ja. In ein paar Tagen geht es wieder los“, nickte Laurel.

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„Bist du es nicht leid ständig woanders zu sein?“, schüttelte Rebecca den Kopf.

„Das ist unser Leben. Wir haben uns dafür entschieden“, antwortete Laurel etwas eigenartig.

„Aber ist es auch dass, was du willst?“, wollte Rebecca wissen.

„Aber ja. Warum fragst du mich das jetzt?“

„Nun, ihr seid die einzigen, die noch nie über Kinder geredet habt“, stellte Rebecca fest.

„Ist das so?“

„Willst du wirklich auf Kinder verzichten, nur wegen Barry?“, fragte Jessi nach.

„Ich tue es nicht nur wegen ihm. Es war auch meine Entscheidung“, nickte Laurel.

„Ja, damals. Das ist schon lange her“, erinnerte Sara sie.

„Trotzdem“, meinte Laurel nur.

Rebecca nahm Blickkontakt zu Tommy auf.

„Tommy, sollen wir es ihnen sagen?“

„Auf jeden Fall. Ich will, dass es alle erfahren. Vor allem Laurel und Barry, die uns ja bald wieder verlassen“, kam Tommy auf Rebecca zu und nahm sie in den Arm.

„Alle mal herhören. Rebecca und ich werden heiraten“, strahlte Tommy.

„Aber, dass ist noch nicht alles. Ich bin schwanger. Tommy und ich bekommen ein Kind. Ist das nicht wundervoll?“, schaute sie in die erstaunten Gesichter ihrer Freunde.

„Ihr bekommt Nachwuchs?“, starrte Laurel beide an.

„Ja. Ich bin im 4. Monat“, lächelte Rebecca.

„Was? Ihr habt es so lange geheim gehalten?“, staunte Jannett.

„Wir wollten ganz sicher gehen“, legte Tommy seine Hand auf Rebeccas Bauch.

„Das ist ja eine tolle Neuigkeit. Ich freue mich so für euch“, fiel Katie den beiden um den Hals.

Sie freuten sich alle mit ihnen über diese Nachricht und umarmten sie. Barry und Laurel sah man an, wie überrascht sie waren.

„Da habt ihr uns wirklich überrascht“, klopfte Adrian seinem Freund auf die Schulter.

„Wann ist denn die Hochzeit?“, wollte Nolan wissen.

„Einen festen Termin haben wir noch nicht. Wir wollen natürlich warten, bis Barry und Laurel wieder zurück sind“, erklärte Rebecca.

„Ist es wirklich wahr? Ihr heiratet?“ fragte Barry nochmal nach.

„Ja. Warum bist du so erstaunt darüber. Wir sind jetzt schon fünf Jahre zusammen und wir lieben uns. Also, warum sollen wir den Schritt nicht wagen, zumal ein Baby unterwegs ist“, erklärte Tommy ihm.

„Ich dachte immer, dass du …..“

Weiter kam Barry nicht.

„Hast du etwa gedacht, dass ich nie heiraten wollte? Da hast du dich geirrt. Auch wenn ich nur selten darüber gesprochen habe, war für mich immer klar, dass ich irgendwann einmal heiraten und eine Familie gründen möchte. Nun ist es soweit. Ich freue mich riesig

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auf unser erstes Kind“, umarmte Tommy seine Lebensgefährtin und küsste sie glücklich.

„Wirklich? Ich kann mich nicht erinnern, dass du jemals über Kinder gesprochen hast“, schüttelte Barry den Kopf.

„Weil du nicht richtig zugehört hast. Für dich waren ja immer deine Reisen wichtig. Frag die anderen.“

„Wann ist es denn eigentlich bei euch so weit?“, richtete Kristen die Frage an Barry.

Laurel schaute Barry in die Augen. Was wird er jetzt sagen?, dachte sie.

„Wir haben noch nie über Heirat gesprochen“, antwortete Laurel schnell.

„Dann wird es Zeit. Aber ich dachte eigentlich an Nachwuchs“, grinste Kristen.

„Das wird nicht passieren. Ihr kennt unsere Meinung dazu“, schaute Barry in die Augen von Laurel.

Er hatte den Blick von Laurel gesehen und wusste, was sie gerade dachte. Barry konnte es in ihren Augen lesen. Es war die Frage, die sie ihm schon gestern gestellt hatte.

„Aber, in der Zwischenzeit ist viel Zeit vergangen. Ihr seid beide älter geworden. Es könnte doch sein, dass sich einer von euch mittlerweile anders entschieden hat“, meinte Matt.

„Wen meinst du denn? Unser Beruf lässt eine Planänderung nicht zu.“

„Ist das auch deine Meinung, Laurel?“, schaute Sara sie fragend an.

„Ja. Wir haben diese Entscheidung gemeinsam getroffen. Daran wird sich auch nichts ändern“, sah sie zu Boden.

„Das ist doch nicht dein ernst? Du willst also nie Mutter werden?“, fragte Kristen nach.

„So ist es.“

„Dann verpasst du, nein ihr, etwas. Es ist ein wunderschönes Gefühl, wenn dich dein Kind anschaut und umarmt. Wenn es zum ersten mal Mama oder Papa sagen kann. Darauf wollt ihr also wirklich verzichten?“, hakte Jessi nochmal nach.

„Es kommt irgendwann der Zeitpunkt, wo du bemerkst, dass in eurer Beziehung etwas fehlt“, nickte Katie enttäuscht.

„Ich hätte mir auch nie vorstellen können, dass ich mal Vater werde. Aber, seit unser Sohn da ist, weiß ich, wie herrlich das Leben mit ihm ist. Ich hätte es nie für möglich gehalten. Ein Kind ist eine Bereicherung“, erzählte Nolan.

„Wir führen das Leben, dass wir immer wollten. Ich weiß gar nicht, was daran so ungewöhnlich ist. Es gibt viele Paare, die ohne Kinder glücklich sind. Wir haben uns. Mehr brauchen wir nicht, um glücklich zu sein. Stimmts Laurel?“, nahm er sie in den Arm und schaute ihr tief in die Augen.

„Ja. Wir haben alles, was wir brauchen“, küsste sie ihn.

 

Katie, Jannett und die anderen schauten sich kopfschüttelnd an. Sie hatten bemerkt, wie traurig Laurel schaute, als sie erfuhr, dass nun auch das einzige, kinderlose Paar in ihrem Freundeskreis, Nachwuchs erwartete. Alle anderen hatten bereits Nachwuchs.

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„Nun lasst uns endlich über was anderes reden. Wir haben euch eingeladen um zu feiern. Wir sind bald wieder weg und diesmal könnte es etwas länger dauern“, teilte Barry den Freunden mit.

David und Tommy sahen sich kopfschüttelnd an. Konnte er nicht endlich vergessen, was geschehen war? Adrian, Gordon, Matt und Nolan verstanden Barry nicht. Sie waren glücklich mit ihren Kindern. Warum war er nur so gegen Kinder? Laurel spielte das Spiel mit. Sie ließ sich nichts anmerken. Niemand sollte sehen, wie traurig sie war und wie weh es tat, als sie die Worte von Barry hörte. Es wurde ein langer Abend, bis sich die Freunde von ihnen verabschiedeten. Über Kinder wurde nicht mehr gesprochen. Natürlich versprach man, Barry und Laurel zum Flughafen zu

begleiten. Man wollte sich dort nochmal verabschieden, denn dann sah man sich wieder eine lange Zeit nicht.

Kapitel 2 Eine Reise die einiges veränderte

Der Tag der Abreise war gekommen. Die Freunde brachten Laurel und Barry zum Flughafen. Sie umarmten sich und Tränen flossen, weil man sich nun wieder ein paar Monate nicht sehen konnte.

„Wenn wir uns wiedersehen, ist wahrscheinlich unser Kind schon da. Schade, dass du es nicht miterleben kannst. Erwartest du nicht auch mehr von deinem Leben?“, umarmte Rebecca liebevoll Laurel.

„Ich weiß es nicht.“

„Du zweifelst also?“

„In letzter Zeit habe ich viel darüber nachgedacht, aber du kennst Barry“, schaute Laurel mit Tränen in den Augen ihre Freundin an.

„Glaubst du nicht, dass er seine Entscheidung ändern könnte?“

„Niemals. Ich kenne nur den eigentlichen Grund dafür nicht“, schüttelte Laurel den Kopf.

„Dann musst du ihn herausfinden, bevor es für dich zu spät ist. Nutze die Zeit, in der ihr unterwegs seid. Melde dich ab und zu. Ich denke an dich“, drückte Rebecca sie wieder.

„Werde ich. Machs gut, Rebecca.“

„Ich wünsche euch eine wundervolle Zeit“, umarmte Jessi Laurel.

„Ja, ich euch auch. Und vielleicht ändert sich die Meinung von Barry doch noch“, küsste Sara sie auf die Wange.

David, Tommy, Matt, Adrian, Gordon und Nolan klopften ihrem Freund noch einmal auf die Schulter.

„Überdenke deine Entscheidung“, sagte Adrian dabei.

„Ja, überleg dir die Sache nochmal, Barry, bevor du Laurel verlierst“, meinte David.

„Was meinst du? Warum sollte ich Laurel verlieren. Sie liebt mich“, schaute er sie erstaunt an.

„Sie ist eine Frau. Vielleicht vermisst sie etwas in eurer Beziehung. Könnte doch sein. Pass auf sie auf, mein Freund“, fügte Gordon hinzu.

Seine Freunde schauten ihn noch einmal eindringlich an.

„Ich werde immer auf sie aufpassen“, rief Barry ihnen hinterher.

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„Auf wen passt du auf?“, schaute Laurel ihn fragend an.

„Auf dich natürlich. Auf wen denn sonst, mein Liebling.“

„Ich kann auch gut auf mich selbst aufpassen. Ich brauche nicht ständig deinen Schutz“, antwortete sie ihm etwas ungehalten.

Barry betrachtete sie genau.

„Ist was? Habe ich etwas falsches gesagt oder getan?“

„Nein.“

Noch einmal drehten sich die beiden um und winkten ihren Freunden zu. Dann waren sie im Flugzeug verschwunden.

„Ist euch auch aufgefallen, wie nachdenklich Laurel wirkte?“, fragte Jannett in die Runde.

„Nachdenklich und irgendwie traurig“, meinte Kristen.

„Ich denke, dass der Zeitpunkt gekommen ist, wo sie sich fragt, ob die Entscheidung, die sie vor Jahren getroffen hat, richtig war“, nickte Katie.

„Ich bin deiner Meinung. Bald haben wir alle Kinder, nur die beiden nicht. Ich verstehe Barry nicht. Warum wehrt er sich so dagegen?“, schüttelte Sara mit dem Kopf.

„Ja, dass ist schon sehr eigenartig“, meinte auch Jessi.

Keiner hatte eine Antwort. Und die beiden, die den Grund kannten, schwiegen darüber. Sie hatten es Barry versprochen. So hoben die Jungs nur die Schultern und schauten sich gegenseitig an.

Während des ganzen Fluges redete Laurel kaum ein Wort. Sie hing ihren Gedanken nach. Barry fiel auf, wie ruhig sie war. Er ahnte worüber sie nachdachte. Immer wieder schaute er nach ihr, nahm sie in den Arm oder streichelte ihre Hand.

„Was ist mit dir, Süße? Fühlst du dich nicht wohl?“

„Mir geht es gut. Es ist nichts.“

„Ich bin doch nicht blind. Du bist schon die letzten Tage so komisch. Hat es was damit zu tun, dass Rebecca und Tommy heiraten?“

„Nein. Ich sagte doch. Es ist nichts.“

„Was war da eigentlich zwischen Rebecca und dir? Ihr habt euch eine zeit lang unterhalten.“

„Es ging um die Hochzeit.“

Laurel sah ihn dabei nicht an.

„Nur um die Hochzeit?“, fragte er nochmal.

„Ja. Ich freue mich für die beiden, dass habe ich ihr gesagt“, schwindelte sie weiter.

„Ich verstehe nicht, wieso es alle plötzlich so eilig haben“, schüttelte Barry den Kopf.

„Wir werden alle nicht jünger.“

„Rebecca ist gerade mal 30 Jahre. Sie hätte sicher noch Zeit gehabt.“

„Findest du. Sie lieben sich und bekommen ein Kind. Warum also sollten sie warten.“

„Unsere Freunde haben sich verändert. Ich weiß auch nicht was los ist mit ihnen.“

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„Lass uns jetzt nicht mehr davon reden. Ich bin müde. Ich möchte etwas schlafen“, winkte sie ab.

„Ok. Unser Flug dauert ja noch einige Stunden. Leg deinen Kopf an meine Schulter. Ich halte dich.“

Laurel tat es und schloss die Augen. Aber schlafen konnte sie nicht. Es ging ihr so viel im Kopf herum. Sie dachte an das Gespräch mit Rebecca. Soll das wirklich alles gewesen sein? Erwarte ich nicht doch etwas mehr von meinem Leben?, fragte sie sich selbst. Es war nicht das erste mal, dass sie so dachte.

Nach langen Flugstunden landeten sie endlich. Barry besorgte gleich ein Taxi, dass sie zu ihrem Hotel brachte. Irgendwie waren die letzten Stunden zum Vergessen. Laurel war verändert und Barry wusste nicht, was er tun konnte, um sie aufzuheitern. Plötzlich hatte er Angst, sie zu verlieren. Aber wieso?

„Du hast eine gute Wahl mit diesem Hotel getroffen“, durchbrach Laurel endlich die Stille.

„Findest du? Es gefällt dir also?“

„Das Zimmer ist sehr schön“, nickte Laurel.

„Es liegt sehr zentral. Ich dachte, du hättest Lust nachher etwas essen zu gehen?“, lächelt er sie an.

„Gute Idee. Ich möchte nur noch unter die Dusche, dann können wir.“

„Ich komme mit, wenn du nichts dagegen hast.“

„Warum sollte ich“, sah sie ihn verliebt an.

Barry war glücklich. Laurel war zurück, sie war wieder so, wie er sie kannte. Nein, sie würde ihn nicht verlassen, sie liebte ihn, dass wusste er. Laurel brauchte etwas länger, um sich fertig zu machen. Als sie das Zimmer betrat, starrte Barry sie an.

„Wow, du siehst hinreißend aus. Willst du mich um den Verstand bringen? Seit wann hast du dieses Kleid? Es steht die fantastisch“, fragte er sie, als sie vor ihm stand.

„Ich habe es schon länger, aber noch nie getragen. Gefällt es dir?“, sah sie ihn verführerisch an.

„Sehr. Eigentlich habe ich keinen Hunger. Willst du wirklich noch essen gehen?“

„Auf jeden Fall. Ich habe einen Riesenhunger“, grinste Laurel.

„Dann muss ich wohl bist später warten“, nahm er ihre Hand und verließ mit ihr das Hotelzimmer.

Laurel ließ sich nichts anmerken. Sie wollte vergessen, was Rebecca ihr zum Abschied sagte. Auch an das Gerede auf der Party wollte sie nicht mehr denken. Sie war mit Barry hier, in diesem fernen, fremden Land, nur das zählte. Alles andere war unwichtig. Laurel und Barry schauten sich während des Essens verliebt in die Augen. Nach dem Essen hatten es beide eilig in ihr Hotelzimmer zurückzukommen. Nach dieser Nacht, die sie mit Barry verbracht hatte, waren vorerst alle Zweifel beseitigt. Aber war das wirklich so?

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„Guten Morgen, mein Liebling. Hast du gut geschlafen?“, weckte Barry sie mit Küssen.

„Sehr gut. Heute geht es endlich los.“

„Ja, sofort nach dem Frühstück. Ich habe es uns auf das Zimmer bestellt.“

„Prima, dann zieh ich mich erst später an“, schlang sie die Arme um seinen Hals.

„Weißt du eigentlich, wie sehr ich dich liebe?“, zog er sie an sich und küsste sie leidenschaftlich.

„Ist das so?“, grinste sie.

„Ich bin verrückt nach dir. Du hast mir Angst gemacht, als du die letzten Stunden vor unserer Landung so eigenartig warst.“

„Warum?“, sah sie ihn groß an.

„Ich hatte das Gefühl, als würde etwas zwischen uns stehen. Vor allem nach unserer Party. Ich will dich nicht verlieren, Laurel.“

„Das wirst du nicht.“

Beide hörten das Klopfen nicht, denn sie waren mit sich beschäftigt.

„Zimmerservice. Sie haben Frühstück bestellt, Herr Rower“, klopfte es wieder.

„Ja. Kommen sie nur herein“, rief Barry und hielt Laurel immer noch im Arm.

„Entschuldigen sie bitte. Ich wollte nicht stören.“

„Ist schon in Ordnung. Stellen sie alles hin. Danke“, steckte Barry ihm einen Schein zu.

„Ich wünsche ihnen noch einen wunderschönen Tag“, lächelte der Fremde.

„Was muss er jetzt denken. Ich bin halb nackt“, schüttelte Laurel den Kopf.

„Na, was wird er wohl denken, dass wir ein sehr verliebtes Paar sind“, grinste Barry.

Nach dem Frühstück ging es los.

Die beiden hatten die genaue Route festgelegt. Laurel machte sich Notizen und Barry fotografierte alles was er für wichtig und interessant fand. Gebäude, kleine Orte, einzeln stehende Farmhäuser, große Städte und Landschaften. Nach ein paar Tagen zogen sie weiter zum nächsten Ziel. So ging es Woche für Woche. Sie waren nun schon einige Monate unterwegs. Laurel fühlte sich seit ein paar Tagen unwohl. Was ist los? Werde ich etwa krank?, dachte sie.

„Können wir eine kleine Pause einlegen?“, schaute Laurel Barry fragend an, als sie unterwegs waren.

„Geht es dir nicht gut? Du siehst etwas blass aus.“

„Ich glaube, ich habe etwas falsches gegessen.“

„Ist dir übel?“

Laurel nickte nur. Barry war besorgt. Sie sah wirklich nicht gut aus.

„Lass uns zurückfahren. Bitte. Ich glaube, ich muss mich übergeben. Mir ist schwindelig.“

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„Setz dich in den Wagen. Wir fahren sofort los.“

Als sie in der kleinen Pension angekommen waren, musste Barry sie nach oben in ihr Zimmer tragen. Er legte sie auf das Bett.

„Kannst du dich noch erinnern, was du gegessen hast?“

„Nein.“

Sie hatte kaum geantwortet, rannte sie schon ins Bad. Als sie zurückkam, war sie kreidebleich.

„Komm, ich helfe dir beim ausziehen. Du legst dich jetzt hin und ruhst dich aus. Ich besorge dir einen Tee.“

Barry deckte sie zu und schaute sie liebevoll und besorgt an.

„Du musst dir keine Sorgen machen. Es geht mir bestimmt morgen wieder besser. Es tut mir leid, dass wir zurück mussten.“

„Das muss dir nicht leid tun. Es ist nicht wichtig. Du bist wichtig. Werde erst mal wieder gesund. Wir bleiben einfach länger hier. Das ist kein Problem. Außerdem haben wir fast alles gesehen.“

Dann besorgte er Laurel einen Tee. Laurel überlegte, was sie falsches gegessen haben könnte, aber sie konnte sich nicht erinnern. Als Barry zurückkam, war sie schon eingeschlafen. Er setzte sich neben sie und schaute sie besorgt an. Waren die letzten Wochen etwa für sie zu anstrengend?, fragte er sich selbst. Sie waren jetzt schon lange unterwegs. Ihre Reise neigte sich dem Ende zu. Wenn es sein musste, konnten sie auch früher zurückfliegen, überlegte er.

Laurel hatte eine unruhige Nacht. Ständig musste sie sich übergeben. Sie fühlte sich schlapp, aber sie wollte diese Reise unbedingt zu Ende bringen.

„Wie fühlst du dich, Liebling?“, schaute Barry sie mitfühlend an.

„Es geht mir besser. Wahrscheinlich war es wirklich nur eine Magenverstimmung.“

„Kannst du was essen?“

„Ich versuche es.“

„Laurel, ich habe mir überlegt, wenn es dir nicht besser geht, werden wir zurückfliegen. Du kannst dann zu Hause zu einem Arzt gehen.“

 

„Kommt überhaupt nicht in Frage. Es sind nur noch ein paar Tage, dann haben wir unser Ziel erreicht. Das schaffe ich. Ich möchte auf keinen Fall hier abbrechen“, sah sie ihn erschrocken an.

„Bist du dir sicher? Es geht dir nicht gut, dass sehe ich doch.“

„Aber schon besser als gestern. Also, wo fahren wir heute hin.“

Barry schüttelte den Kopf über ihre Unvernunft. Aber, wenn sich Laurel etwas in den Kopf gesetzt hatte, war es schwer, ihr etwas auszureden. Also brachen sie zu ihrem nächsten Ziel auf. Und wirklich, Laurel zog es durch. Sie klagte zwar ab und zu noch über Übelkeit, dann machten sie eine kurze Pause und nach ein paar Minuten konnte es weiter gehen.

„Wenn wir zu Hause sind, lässt du dich von einem Arzt durchchecken, Laurel. Versprich es mir. Ich sehe doch, dass es dir immer noch nicht gut geht. Irgendetwas muss es doch sein?“

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„Ok. Ich verspreche es“, umarmte sie ihn.

Barry hatte wunderbare Fotos geschossen, die sie sich jeden Abend anschauten und Laurel arbeitete an ihrem ausführlichen Bericht über diese Reise, dieses Land und ihre Menschen. Sie konnten ihre Reise beenden, obwohl Laurel immer noch mit Übelkeit zu kämpfen hatte. Der Zeitpunkt war gekommen. Sie flogen nach Hause zurück.

Die Freunde erwarteten sie schon mit ihren Kindern am Flughafen. Sie wurden, wie immer mit einer herzlichen Umarmung freudestrahlend begrüßt. Laurel und Barry staunten nicht schlecht, als sie Rebecca mit ihrem Baby auf dem Arm sahen.

„Es ist ja schon da. Lass mich es anschauen. Ich gratuliere euch. Ihr seid bestimmt richtig glücklich. Barry schau nur, wie süß dieses Baby ist“, liefen Laurel Tränen der Freude über die Wangen.

„Ich gratuliere euch. Das habt ihr gut gemacht“, schaute Barry sich das Baby an.

„Darf ich es mal auf den Arm nehmen? Ist es ein Junge? Wie heißt er denn?“, wollte Laurel wissen.

„Woher weißt du, dass es ein Junge ist? Bist du Hellseherin?“, lachte Tommy.

„Ich hatte so ein Gefühl“, sah sie den kleinen Jungen liebevoll an.

„Er heißt Jamie. Seht nur, er lächelt Laurel an. Du hast ihn schon um den Finger gewickelt. Jamie mag dich“, nickte Rebecca.

„Sieht so aus. Er ist wirklich niedlich“, nickte Laurel.

In diesem Moment kamen diese Gefühle und Gedanken, die sie die ganze Zeit verdrängt hatte, wieder hoch.

„Dann entdeckte sie auch Katie und David mit einem Kinderwagen.

„Meine Güte. Eure Tochter ist ja schon groß“, umarmte Laurel ihre Freundin.

„Auch euch gratuliere ich von Herzen. Wie heißt dieses hübsche Mädchen denn?“

„Groß ist etwas übertrieben. Ihr Name ist Lilien.“

„Ein wunderschöner Name. Es ist viel passiert in der Zeit als wir weg waren. Ich freue mich, euch alle wiederzusehen. Endlich bin ich wieder zu Hause“, umarmte Laurel wieder Katie.

„Lass dich anschauen. Ihr ward wirklich lange Zeit weg. Was ist mit dir? Du siehst blass aus? Geht es dir nicht gut?“, fragte Katie nach.

„Alles gut. Es war etwas anstrengend, aber jetzt kann ich mich ausruhen.“

Barry umarmte seine Freunde David, Tommy, Matt, Adrian, Gordon und Nolan und berichtete ihnen kurz über die Reise. Man verabredete sich für den nächsten Tag bei Tommy und Rebecca, denn alle wollten mehr über die Reise erfahren. Dann fuhren sie nach Hause zurück. Bevor sich Katie, Rebecca, Jannett, Sara, Jessi und Kristen voneinander verabschiedeten, redeten sie noch kurz über Laurel. Sie machten sich Sorgen, denn sie sahen, dass es ihr nicht gut ging. Die Jungs waren schon sehr gespannt auf den Reisebericht. Vor allem wollten sie die Fotos sehen, die Barry geschossen hatte.

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Tommy und David kannten ja bereits das Land und es interessierte sie, was sich inzwischen verändert hatte.

Als Barry und Laurel in ihrer Wohnung ankamen redete er sofort über den Nachwuchs seiner Freunde.

„Jetzt sind es schon insgesamt sieben Kinder. Ich wäre nicht überrascht, wenn in Kürze wieder jemand schwanger wäre. Vor allem von Tommy hätte ich es nie erwartet.“

„Dass er sich für Kinder entschieden hat?“, schaute Laurel ihn fragend an.

„Ja. Ich habe mich schon schwer damit getan, als Matt, Nolan, Adrian, Gordon und David Vater wurden. Jetzt auch noch Tommy“, schüttelte er verständnislos den Kopf.

„Was hast du eigentlich dagegen Vater zu werden? Deine Freunde blühen in ihrer Rolle regelrecht auf. Sie lieben ihre Kinder. Auch wenn sie früher viel unterwegs waren und man es nicht für möglich gehalten hätte, dass sie Familienväter werden. Sie haben sich verändert. Die Zeit des Herumreisen ist vorbei. Die Jungs sind erwachsen und sesshaft geworden“, stellte Laurel fest.

„Du kennst sie nicht so gut wie ich.“

„Was willst du damit sagen?“, schaute sie ihn erstaunt an.

„Ich hoffe, die Mädchen werden nicht enttäuscht. Wir hatten früher schon ein wildes Leben und nichts ausgelassen“, nickte Barry.

„Du meinst damit Frauen?“

„Ja. Wir waren alle keine Heilige, damals.“

„Aber die Zeit ist vorbei. Du hast selbst gesagt, dass deine früheren Bekanntschaften keine Bedeutung hatten.“

„Das ist richtig. Natürlich waren es nur flüchtige Bekanntschaften. Nie etwas ernstes. Aber vielleicht vermissen die Jungs dieses Leben doch irgendwann.“

„Wie du? Meinst du dass?“

„Unsinn. Ich habe das alles hinter mir gelassen, deinetwegen. Ich vermisse nichts. Du bist ja bei mir. Mehr brauche ich nicht.“

„Du vertraust deinen Freunden nicht? Sie sind alle schon lange mit den Mädels zusammen und immer noch verliebt, wie am ersten Tag.“

„Schon. Aber vielleicht vermissen sie später das alte Leben. Ich hoffe es natürlich nicht.“

„Du hast mir immer noch nicht meine Frage beantwortet“, sah sie ihn interessiert an.

„Was meinst du?“

„Warum hast du was dagegen selbst Vater zu werden?“

„Diese Frage habe ich dir schon lange beantwortet. Ich möchte dieses Leben, dass wir führen, nicht aufgeben. Niemals.“

Laurel war enttäuscht. Insgeheim hatte sie gehofft, dass Barry seine Meinung inzwischen geändert hätte, zumal jetzt alle ihre Freunde Kinder hatten und sie glücklich und zufrieden mit ihrem Leben waren. Aber sie hatte sich geirrt. Sie hatte verstanden. Er würde sich nie ändern.

Nach dem Besuch ihrer Freunde hatte Laurel sich entschieden, einen Arzt aufzusuchen. Ihr war immer noch übel. Barry und sie hatten

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inzwischen das neue Buch fertiggestellt. Nun hatte sie Zeit, sich um sich zu kümmern. Laurel spürte, dass irgendetwas mit ihr nicht stimmte. Diese Übelkeit machte ihr zu schaffen. Es wurde zwar weniger, aber es musste einen Grund dafür geben. Hoffentlich war es nicht dass, was sie vermutete. Eigentlich konnte es gar nicht sein. Um sicher zu gehen, suchte sie einen Arzt auf. Barry erzählte sie nichts davon. Er befand sich gerade auf einer Ausstellung seiner Fotos. Normalerweise sollte sie ihn begleiten, aber sie wollte sich von der Reise ausruhen, was Barry verstand. Nach ein paar Tagen kehrte Barry zurück.

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