Für immer verloren

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Für immer verloren
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Carmen Sommer

Für immer verloren

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Für immer verloren

Kira die Liebe seines Lebens

Der neue Lebensabschnitt

Der Abschied von Luis

Ein eigenartiger Brief

Endlich vereint

Die Trauerfeier

Impressum neobooks

Für immer verloren

Für immer verloren

Die großen Ferien waren zu Ende. Für manche aber immer noch zu kurz. Andere wiederum freuten sich, dass das letzte Schuljahr, vor dem Abi begonnen hatte. Sie wollten endlich die Schulzeit hinter sich lassen.

Es war laut in der Klasse. Alle hatten sich viel zu erzählen. Deshalb bemerkten sie gar nicht, dass Frau Simmer mit einem jungen Mann die Klasse betrat.

„Ruhe. Ich denke, ihr habt euch jetzt alle begrüßt. Eure Erlebnisse könnt ihr in der Pause austauschen.“, dabei klopfte sie auf den Tisch.

Die ganze Klasse drehte sich um und begrüßten ihre Lehrerin.

„Setzt euch. Wenn jetzt Ruhe eingekehrt ist und ihr mir euer Gehör schenkt, möchte ich euch einen neuen Mitschüler vorstellen.“

Alle setzten sich und schauten neugierig auf den Neuen.

„Das ist Luis, seit heute euer Mitschüler. Jannis, er kommt zu dir und Felix an den Tisch. Ich hoffe, dass ist in Ordnung. Ihr werdet ihn nett behandeln, denke ich.“

Dabei schaute sie die Beiden mahnend an.

„Luis, setz dich. Wir beginnen sofort mit dem Stoff.“

Frau Simmer verlor keine Zeit und begann gleich mit dem Unterricht. Luis, Felix und Jannis betrachteten sich ganz genau. Nur ein „Hey“ kam über ihre Lippen. Dann folgten sie dem Unterricht.

In der Pause wurde Luis ausgefragt.

„Woher kommst du?“, wollte Felix wissen.

„Wo warst du vorher?“, fragte Jannis

Luis berichtete, auf welcher Schule er vorher war und aus welcher Stadt er kam.

„Wow, und jetzt bist du hier in unsere Schule gekommen? Warum?“, staunte Felix, als er hörte, dass Luis vorher in London gelebt hatte.

„Meine Eltern haben sich getrennt. Ich lebe jetzt bei meiner Mutter. Sie hat sich hier selbstständig gemacht.“

Eigentlich wollte Luis gar nicht so viel von sich preisgeben. Aber Felix und Jannis ließen nicht locker. Zum Glück war die Pause zu Ende und er musste keine Fragen mehr beantworten. Mehr, hätte er auch nicht erzählt.

Die beiden schienen ganz in Ordnung zu sein. Das hatte ihn beruhigt. Denn er wollte auf keinen Fall irgendwelchen Stress mit Mitschülern haben. Das hatte er alles hinter sich. Damals wurde sein bester Freund von ein paar Idioten verprügelt und dabei so schwer verletzt. Er verstarb ein paar Tage später an den Folgen. Er konnte ihm nicht helfen, denn sie hatten ihn festgehalten und er musste das Schreckliche mitansehen. Auch Luis wurde dabei schwer verletzt. Luis und sein Freund waren damals in der Stadt unterwegs, als eine Gruppe auf sie zukam. Sie hatten keine Chance. Zwei konnten festgenommen werden. Es stellte sich dabei heraus, dass sie von außerhalb kamen. Daran wollte Luis nicht mehr denken, aber er konnte die Bilder nicht aus seinem Kopf bekommen. Er träumte oft von seinem Freund und wachte dann schweißgebadet auf.

Luis hatte noch gar nicht alle Mitschüler in Augenschein genommen. Dafür war die Zeit zu kurz. In den nächsten Tagen würde er sie bestimmt noch kennenlernen. Doch eine Person war ihm aufgefallen. Sie saß ziemlich hinten, bei einer Gruppe Mädchen am Tisch.

Als er die Klasse verließ, war sie schon gegangen. Er sah sie nicht mehr, auch nicht, als er das Schulgebäude verließ. Wie wohl ihr Name war?

Auf dem Nachhauseweg, kreisten seine Gedanken um sie. Er wollte sie gerne näher kennenlernen. Aber, ob sie das auch wollte. Vielleicht hat sie gar kein Interesse an ihm. Sie hatte bestimmt einen Freund.

„Hallo, Mom.“, begrüßte er seine Mutter, als er nach Hause kam.

„Hey, Luis. Wie war dein erster Tag?“

„Ganz ok. Meine Mitschüler scheinen in Ordnung zu sein.“

„Das freut mich. Möchtest du was essen?“

„Ja, gerne. Wie war dein Tag, Mom?“

„Lief gut. Hab schon den zweiten Klienten. Langsam geht es aufwärts.“

„Hast du was von Papa gehört?“, erkundigte sich Luis.

„Nein. Möchte auch nichts mehr von ihm hören. Tut mir leid Luis. Aber er hat mich sehr verletzt.“

„Ich weiß. Hätte ja sein können, dass er seinen Fehler eingesehen hat.“

„Das ist zu spät, Luis. Ich kann ihm nicht mehr verzeihen. Es war ja nicht das erst mal, dass er mich betrogen hat.“

Luis nahm seine Mutter in den Arm. Dann setzte er sich an den Tisch und aß mit ihr zusammen. Er liebte sie über alles. Aber er liebte auch seinen Vater, konnte ihm aber nicht verzeihen, was er seiner Mutter angetan hat. Deshalb hatte er sich auch für sie entschieden. Obwohl er gerne in London geblieben wäre. Dort hatte er

viele Freunde zurückgelassen. Sobald es ihm möglich war, würde sie auch wieder besuchen.

Nach dem Abi hatte er vor, ein paar Wochen in London zu verbringen, bis er sein Studium beginnen wollte. Er hatte vor, Medizin zu studieren, wie sein Vater. Deshalb war ihm das letzte Jahr sehr wichtig. Es gab für ihn nur eins. Lernen, lernen, lernen.

Am nächsten Morgen betrat Luis die Klasse und sah sie schon an ihrem Platz sitzen. Sie sah ihn an, als würde sie ihn zum ersten mal sehen. Ihre Blicke trafen sich kurz. Es war, als hätte ihn ein Blitz getroffen. Luis ging zu seinem Platz. Er musste sich zusammenreißen und konzentrieren, um dem Unterricht zu folgen. Sie hatte ihn angeschaut, dachte er die ganze Zeit. Sie war wunderschön.

„Luis?“

Felix bemerkte, dass er abwesend war.

„Ja. Was ist?“, schaute dieser Felix an.

„Wo bist du mit deinen Gedanken? Frau Simmer beobachtet dich schon ein paar Minuten.“

„Ok. Werde wieder aufpassen.“, lächelte er Felix an.

„Sie wird sauer, wenn man nicht zuhört.“, meinte Jannis leise.

Nach dem Unterricht wollten Felix und Jannis sich mit Luis verabreden, denn sie fanden ihn nett und wollten ihn näher kennenlernen.

„Ein andermal gern. Ich hab noch was zu erledigen.“

„Ok. Dann demnächst. Wir wollen dir unsere Stadt zeigen.“, erklärte ihm Jannis.

„Das ist nett. Ich sag euch Bescheid. Ok?“

„Alles klar.“, nickte Felix.

Luis sah sich um. Sie war wieder verschwunden. Also musste er auf den nächsten Tag warten. Er wollte sie endlich kennenlernen. Vielleicht hätte er doch Felix und Jannis nach ihrem Namen fragen sollen. Doch es sollte niemand wissen, dass er sich für sie interessierte. Jeden Ärger wollte er vermeiden, denn er wusste nicht, ob sie einen Freund hatte. So ging Luis nach Hause. In Gedanken an sie.

„Hey, Luis. Alles in Ordnung mit dir?“, schaute seine Mutter ihn an.

„Mhm.“

„Machen deine Mitschüler Ärger? Du siehst so nachdenklich aus.“

Sie machte sich Sorgen um ihn, denn sie wollte auf keinen Fall, dass wieder so etwas wie damals passiert.

„Die sind ok. Bis jetzt kenne ich ja nur Felix und Jannis. Die anderen sind mir noch fremd.“

„Was ist dann? Rück schon raus mit der Sprache.“

Sie setzte sich zu ihm an den Tisch.

Kira die Liebe seines Lebens

„Da ist ein Mädchen. Sie gefällt mir.“, sagte er nur.

„Wie heißt sie? Willst du sie mal mit hierher bringen?“

„Nein. Ich kenne sie ja noch gar nicht. Noch nicht einmal ihr Name ist mir bekannt. Ich habe ihn auf jeden Fall noch nicht gehört.“

„Du bist ja auch erst zwei Tage in dieser Schule. Die Gelegenheit wird sich schon noch ergeben. Sie scheint dir ja gut zu gefallen?“, lächelte sie ihn an.

Dann ging sie wieder in ihr Büro, dass sich im Haus befand. Luis hing seinen Gedanken nach, machte sich aber dann an seine Schularbeit.

Am nächsten Morgen sah er sie wieder in seiner Klasse. Wieder begegneten sich ihre Blicke. Und wieder war es wie ein Stromschlag, der seinen Körper durchzog. Heute wollte er sie nach ihrem Namen fragen. Vielleicht konnte er sich sogar mit ihr verabreden. Während des Unterrichts schaute Luis des öfteren zu ihr. Auch sie ließ ihn nicht aus den Augen. Es hatte den Anschein, als lächelte sie ihn an. Könnte es sein, dass sie sich auch für ihn interessierte?

„Sie heißt, Kira.“

Felix stupste ihn am Arm.

„Wie bitte?“, fragte er leise.

„Das ist Kira. Du schaust sie doch ständig an. Oder irre ich mich?“, grinste Felix.

„Ist das so offensichtlich?“

„Ja.“, meinte auch Jannis.

Dann konzentrierten sie sich wieder auf den Unterricht.

Also Kira, war ihr Name. Er musste noch mehr über sie erfahren.

In der Pause stand Kira mit den anderen Mädchen zusammen. Doch auch sieh schaute ständig zu Luis.

 

„Du bist nicht der einzige, der Interesse an ihr hat. Also sei vorsichtig.“, mahnte Jannis ihn.

„Hab ich mir schon gedacht. Er ist aber nicht in unserem Kurs, oder?“, wollte Luis wissen.

„Nein. Wenn ich ihn sehe, zeige ich ihn dir. Er wiederholt das Jahr.“

„Sind sie zusammen?“

„Nicht, dass ich wüsste. Weißt du etwas darüber, Jannis?“

„Nein. Ich glaube nicht, dass er eine Chance bei ihr hat. Er ist ein Angeber und ein Idiot. Da steht Kira nicht drauf.“

„Trotzdem musst du aufpassen. Er rastet schnell aus. Wir sind froh, dass er nicht in unserem Kurs ist und wir nichts mit ihm zu tun haben.“, schüttelte Felix den Kopf.

„Danke für den Hinweis. Ihr wollt mir doch die Stadt zeigen. Wie wäre es am Samstag?“

Luis wollte die beiden nicht länger hinhalten. Sie waren ja wirklich in Ordnung, denn sie hätten ihm auch nichts sagen müssen. Das sie es taten, rechnete er ihnen hoch an.

„Super. Wir treffen uns da mit der ganzen Clique. Kira ist auch dabei. Und natürlich noch ein paar andere Mädels. Wir treffen uns gegen 19.00 Uhr. Sollen wir bei dir vorbeikommen?“

„Ok.“

Luis nannte seine Adresse und seine Handynummer. Nach Unterrichtsschluss verließ Luis das Schulgelände. Er traute seinen Augen nicht.

„Ich hab auf dich gewartet.“, lächelte sie ihn an.

„Wirklich? Auf mich?“, staunte Luis und schaute sich um.

„Ja, natürlich. Wir sollten uns kennenlernen. Ich habe gehört, dass du am Samstag mit uns um die Häuser ziehst.“

„Ja, habe ich vor. Felix und Jannis wollen mir etwas von der Stadt zeigen.“

„Schön. Die sind in Ordnung. Unsere ganze Clique ist in Ordnung. Du wirst sie ja dann kennenlernen.“

„Bin gespannt. Ich kenne bisher ja nur die beiden. Mit den anderen in unserem Kurs bin ich noch nicht in Kontakt gekommen.“

„Oh, in unserer Clique sind nur sechs aus unserem Kurs. Der Rest kommt aus anderen Kursen. Wir haben immer viel Spaß, wenn wir zusammen unterwegs sind.“

„Ich freue mich schon darauf.“

Dabei schaute er Kira lange in die Augen.

„Also du kommst aus London? Warum bist du nicht mehr dort geblieben?“, wollte sie wissen.

„Lange Geschichte. Ich wäre gerne noch dort geblieben. Aber meine Mutter bekam hier ein gutes Angebot. Also sind wir umgezogen.“

„Du lebst bei deiner Mutter?“

„Ja.“

„Was ist mit deinem Vater?“

„Der lebt in London.“

„Oh, ich verstehe. Ich lebe bei meinem Vater. Meine Mutter ist vor zwei Jahren verstorben.“, schaute sie traurig.

„Das tut mir leid.“, dabei streichelte er ihren Arm.

„Ich wohne hier in der Nähe. Wir sehen uns morgen.“

Kira überquerte die Straße und bog in eine kleine Gasse ein. Luis schaute ihr noch lange nach, bis sie verschwunden war.

„Mom, bist du zu Hause?“

„Ja, noch. Bin auf dem Sprung. Muss noch kurz in die Kanzlei. Essen steht wie immer im Kühlschrank. Mach es dir warm, wenn du willst.“

„Ok. Mom. Kira hat mit mir geredet. Wir haben uns für Samstag verabredet. Mit der der ganzen Clique.“, strahlte Luis.

„Das ist prima. Ich freue mich für dich. Wir reden später noch. Ich muss. Tschau.“

Dann schlug sie die Tür hinter sich zu.

Die restlichen Tage vergingen wie im Flug. Luis und Kira unterhielten sich in jeder Pause. Auch Felix, Jannis und die Freundinnen von Kira waren dabei. Endlich war der Samstag gekommen. Jannis und Felix holten Luis ab. Unterwegs trafen sie auf Kira und die anderen. Alle machten sich bekannt und zogen los. Während sie Luis die Stadt zeigten unterhielten sich Kira und Luis über alle möglichen Dinge. Sie gingen an Clubs vorbei und zeigten ihm, wo sie die meiste Zeit verbrachten. Dieser Club war extra für junge Leute. Und sie fühlten sich dort besonders wohl. So verbrachten sie auch heute ein paar Stunden in diesem Club. Luis und Kira steckten die Köpfe ständig zusammen. Es fiel sogar den anderen auf, wie gut die beiden sich verstanden. Hoffentlich gab es keinen Stress mit Olli, der ebenfalls ein Auge auf Kira geworfen hat. Doch Kira ignorierte ihn bisher immer. Sie wollte nichts mit ihm zu tun haben.

Der Abend klang langsam aus und die Gruppe verließ den Club. Luis begleitete Kira noch bis zu ihrer Tür. Dann verabschiedete er sich. Am liebsten hätte er sie in die Arme genommen. Aber das traute er sich noch nicht. Sie verabredeten sich für den nächsten Tag.

„Es war spät gestern Abend.“,wollte Luis Mutter wissen.

„Ja. Aber wir hatten viel Spaß. Heute treffe ich mich wieder mir Kira. Wir wollen an den See gehen.“

„Das freut mich. Und die anderen aus der Clique sind auch in Ordnung?“

„Ja. Alle super nett. Da habe ich wirklich Glück gehabt, dass ich so nette Leute kennengelernt habe.“, freute sich Luis sichtlich.

„Wann gehst du heute zu Kira? Wollte nur wissen, wie es mit dem Essen aussieht.“

„Wir treffen uns gegen Mittag. Also brauchst du für mich nichts zu machen. Ich denke, wir essen etwas unterwegs.“

„Ok. Dann spar ich mir heute das Kochen.“, lachte sie.

„Was unternimmst du denn heute, Mom?“

„Werde mich mit einem Kollegen treffen. Wir wollen noch was bereden.“

„Ein Kollege? Aha.“, grinste Luis seine Mutter an.

„Ja, nur ein Kollege. Auf Männer habe ich momentan keine Lust.“

„Sollte auch nur ein Witz sein. Ich bin froh, wenn du nicht alleine bist.“

Luis umarmte seine Mutter. Er wusste ja, dass sie mit seinem Vater viel durchmachen musste. Luis liebte seinen Vater, konnte ihm aber nicht verzeihen, dass er seine Mutter so hintergangen hatte, mit seinen ständigen Affären.

„Dann sehen wir uns heute Abend wieder?“, fragte sie.

„Wenn es nicht zu spät bei dir wird.“, meinte Luis.

„Nein, bestimmt nicht. Höchstens bei dir.“, schaute sie ihn von der Seite an.

„Nee, auch nicht. Schließlich ist morgen wieder Unterricht.“

„Dann wünsch ich euch einen schönen Tag.“

„Ich dir auch Mom.“

So verließen beide zusammen die Wohnung und gingen zu ihrem Treffen. Kira stand schon vor der Tür und wartete auf Luis.

„Hey, Luis.“

„Hey, Kira.“

Beide umarmten sich und machten sich auf den Weg zum See. Jeder hatte einen Rucksack mit Getränken dabei. Kira nahm noch eine Kleinigkeit zum Essen mit. Sie wollte Luis damit überraschen. Luis erzählte ihr von seinem Leben in London und vom Tod seines Freundes.

„Das tut mir wirklich sehr leid, dass mit deinem Freund. Warst du auch verletzt?“

„Ja. Ich hatte aber Glück im Unglück.“

Luis dachte an den Abend, an dem sie zusammengeschlagen wurden.

„Seid ihr deshalb hierher gezogen?“

„Nein, wegen meinen Eltern. Sie haben sich getrennt. Meine Mutter wollte weg und da sie hier einen Job angeboten bekommen hatte, hielt sie auch nichts mehr in London.“

„Also bist du ein Trennungskind, sozusagen. Ist einiges passiert in deinem Leben.“

Kira legte ihre Hand auf seinen Arm.

„Kann man so sagen. Was war eigentlich mit deiner Mutter?“

Luis hatte genug von sich erzählt. Er wollte jetzt mehr über Kira erfahren.

„Meine Mutter ist vor zwei Jahren verstorben. Sie hatte Krebs.“

„Das war bestimmt nicht einfach, für dich und deinen Vater.“

„Nein. Mein Vater ist immer noch nicht darüber hinweg. Und mir fehlt sie auch. Ich konnte mit ihr über alles reden.“

Kira berichtete über die Krankheit ihrer Mutter. Bisher hatte sie mit niemandem darüber gesprochen. Doch bei Luis hatte sie das Gefühl, ihm alles anvertrauen zu können. Er konnte zuhören. Es tat gut, mit jemandem darüber zu reden. So hatten beide genug Gesprächsstoff für den ganzen Tag. Gegen Abend gingen sie nach Hause zurück.

Die Mutter von Luis war noch nicht daheim. Es dauerte noch ca. eine Stunde, bis Luis die Tür hörte. Sie klopfte an Luis Tür.

„Luis, bist du zu Hause?“

„Ja. Komm rein.“

„Na wie war euer Treffen?“

„Sehr schön. Wir haben über alles geredet. Man kann sich mit Kira gut unterhalten. Und wie war es bei dir?“

„Gut. Wir waren noch etwas essen. Er ist ganz in Ordnung, mein Kollege.“

„Ihre Mutter ist an Krebs gestorben.“, berichtete Luis.

„Das tut mir sehr leid. Sie vermisst sie bestimmt sehr? Diese Krankheit ist schrecklich.“

„Ihr fehlt ihre Mutter. Auch ihr Vater ist über den Tod noch nicht hinweg. Sie tut mir so leid.“

„Jetzt bist du da, du kannst sie trösten.“, munterte sie ihn auf.

„Das werde ich. Ich werde immer für sie da sein.“, schwor er sich.

„Ich weiß. Man kann sich auf dich verlassen.“

Seine Mutter war stolz auf ihn. Er war nicht wie sein Vater. Luis war ein ehrlicher Mensch. Niemals würde er jemanden hintergehen und belügen. Warum ist sie damals nur auf Patrick hereingefallen. Schon damals hatte er einige Affären. Doch sie liebte ihn und dachte, dass er auch sie liebte und mit keiner anderen Frau mehr etwas anfangen würde. Die erste Zeit war es auch so. Aber nachdem Luis auf der Welt war, änderte sich alles. Immer wieder verzieh sie ihm, bis sie endlich genug hatte. Sie konnte nicht mehr länger mit ihm zusammenleben. Er hatte sie wieder und wieder betrogen und verletzt. Sie hatte genug. Jetzt begann ein neues Leben für sie.

Am nächsten Morgen warteten Kira, Felix und Jannis vor dem Schulgebäude auf Luis.

„Alles klar?“, wollte Jannis wissen.

„Ja, bestens.“, dabei schaute er Kira an und lächelte.

„Oh, ich verstehe.“, grinste Felix.

„Wie? Was?“, schaute Jannis alle fragend an.

„Na, unser neues Traumpaar.“, zeigte Felix auf Luis und Kira.

„Oh, jetzt hab ich es kapiert.“, dabei klopfte er Felix auf die Schulter.

„Was redet ihr da. Wir verstehen uns gut. Das ist alles.“, meinte Luis.

„So ist es. Ihr seid richtige Quatschköpfe.“, rollte Kira mit den Augen.

„Jetzt lasst uns endlich rein gehen.“, lachte Felix. Beim Hineingehen berührte Luis zufällig die Hand von Kira. Beide schauten sich in die Augen und lächelten. Nach dem Unterricht wartete Luis auf Kira, um mit ihr zusammen nach Hause zu gehen. Als er sie kommen sah, bemerkte er einen Jungen, der auf sie einredete. Kira schüttelte immer wieder mit dem Kopf. Luis ging näher.

„Was willst du von mir? Lass mich endlich in Ruhe.“

Luis beeilte sich.

„Kira, ist alles in Ordnung?“, fragte er und sah dabei zu dem Jungen.

„Ja. Er soll mich nur einfach in Ruhe lassen.“

Kira ging auf Luis zu und nahm seine Hand.

„Hast du gehört, was Kira gesagt hat.“

„Was geht dich das an. Sie ist meine Freundin.“

„Das stimmt nicht. Ich werde nie deine Freundin. Such dir eine andere.“

Kira war sauer. Immer wieder versuchte Olli bei ihr zu landen, aber sie konnte ihn nicht ausstehen.

„Du hast gehört, was Kira gesagt hat. Also geh jetzt besser.“

Luis ging mit Kira Hand in Hand weiter.

„Wer war das?“, wollte er von Kira wissen.

„Olli. Der spinnt. Ich will nichts von ihm. Er ist ein Vollidiot.“

„Das ist also Olli. Felix und Jannis haben mich schon vor ihm gewarnt.“

„Du solltest auf dich aufpassen. Der rastet schnell aus, wenn ihm einer in die Quere kommt. Lass uns von hier verschwinden.“

Kira hatte Angst um Luis. Sie hatte schon miterlebt, wie Olli ausgerastet war und sich mit einem anderen geprügelt hatte. Damals ging es auch um ein Mädchen.

„Du hast Angst um mich? Das musst du nicht.“

Luis drückte ihre Hand noch fester.

„Hab ich aber. Ich möchte nicht, dass dir etwas passiert, wegen mir.“

Kira schaute ihn traurig und ängstlich an.

„Mir wird schon nichts geschehen.“

Beide blieben stehen und blickten sich tief in die Augen. Sie machte sich wirklich Sorgen um ihn. Luis sah es in ihren Augen. Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie sanft. Kira erwiderte den Kuss. Sie ahnten nicht, dass sie beobachtet wurden. Luis ging noch mit Kira nach Hause.

„Komm. Ich möchte dich meinem Vater vorstellen. Er ist gerade zu Hause.“

„Ok.“, staunte Luis.

„Hallo Papa. Wo bist du denn? Ich möchte dir jemanden vorstellen.“, rief Kira.

„Ich bin hier, in der Küche. Kommt rein.“, antwortete ihr Vater.

„Papa, das ist Luis. Ich habe dir schon von ihm erzählt.“, stellte sie Luis vor.

 

„Freut mich, dich kennenzulernen. Ich bin Carsten.“

„Freut mich auch.“

Beide reichten sich die Hand.

„Willst du mitessen, Luis. Das Essen ist gerade fertig und es ist genug da.“

„Gerne. Ich sag nur noch meiner Mutter Bescheid, damit sie nicht auf mich wartet.“

„Tu das.“

Luis sagte seiner Mutter Bescheid.

„Hoffentlich hat deine Mutter noch nicht gekocht.“, lachte Carsten.

„Nein. Sie arbeitet noch. Wir essen sehr oft erst abends.“, berichtete er.

„Was arbeitet deine Mutter.“, wollte Carsten wissen.

„Sie ist Anwältin. Meistens arbeitet sie zu Hause. Aber manchmal auch in der Kanzlei.“

„Anwältin also.“, nickte Carsten mit dem Kopf.

„Willst du auch Anwalt werden?“, schaute er in fragend an.

„Oh, nein. Das ist nichts für mich. Ich will Arzt werden, wie mein Vater.“,schüttelte Luis mit dem Kopf.

„Papa. Es reicht. Jetzt weißt du alles. Luis denkt ja, er steht auf dem Prüfstand.“

„Ist schon in Ordnung Kira. Dein Vater kann mir ruhig Fragen stellen.“, lächelte er sie an.

„Schließlich will ich wissen, mit wem meine Tochter befreundet ist. Aber du hast Recht. Ich hab ihn genug ausgefragt. Entschuldige bitte.“

Sie setzten sich gemeinsam an den Tisch und aßen zu Mittag.

„Kira, was willst du eigentlich studieren.“, fragte auf einmal Luis.

„Genau weiß ich es noch nicht. Aber vielleicht Psychologie.“

„Oh. Das ist nicht einfach. Sich mit den Problemen anderer Leute zu beschäftigen. Da hast du dir was vorgenommen.“, nickte er anerkennend.

„Ich möchte mich mit Kindern beschäftigen.“, fügte sie noch hinzu.

„Dann willst du dich irgendwann einmal selbständig machen?“

„Möglich. Mal sehen, wie alles so läuft. Zuerst einmal das Abi schaffen.“

„Das dürfte doch kein Problem sein. Deine Noten waren bisher sehr gut.“, mischte sich Carsten ein.

„Ja. Ich arbeite auch viel dafür. Aber ich mache es gerne, es macht mir Spaß.“

„Dann sind deine Noten ja bestimmt auch nicht schlecht, wenn du Medizin studieren willst?“, wollte Kira‘s Vater von Luis wissen.

„Nein. Sonst könnte ich mir das Studium gleich abschminken. Ich büffele, wie Kira, jeden Tag dafür.“

Beide sahen sich an. Sie waren beide ehrgeizig und hatten ein Ziel vor Augen, dass sie auf jeden Fall erreichen wollten. Daran arbeiteten sie. Nach dem Essen machten Kira und Luis noch ein paar Schulaufgaben. Dann musste er gehen.

„Kira, ich muss jetzt nach Hause. Mom wird schon zu Hause sein. Wir sehen uns dann morgen.“

„Ok.“

Kira ging mit ihm noch zur Haustür und sie verabschiedeten sich. Dabei küssten sie sich wieder.

„Er ist nett, dein Luis.“, schaute Carsten aus der Tür.

„Ja. Aber er ist nicht mein Luis.“

„Aber du magst ihn doch?“

„Schon. Er ist anders als die anderen. Er weiß genau was er will und zieht es auch durch. Das gefällt mir.“, meinte Kira.

„Das ist gut. Und außerdem sieht er ja auch nicht übel aus.“, lächelte er Kira an.

„Papa. Seit wann kümmerst du dich um meine Freunde?“

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