Die böse Macht

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Am gleichen Abend saß das Kollegium des Bracton Colleges im Speisesaal bei Wein und Dessert. Während des Krieges hatten sie aus Sparsamkeitsgründen auf das obligate Umkleiden zum Abendessen verzichtet und den traditionellen Brauch seither noch nicht wieder aufgenommen; ihre sportlichen Sakkos und Strickjacken passten nicht recht zu der dunklen Holztäfelung der Wände, dem Kerzenschein und dem Tafelsilber aus verschiedenen Epochen. Feverstone und Curry saßen beisammen. Dreihundert Jahre lang war dieser Gesellschaftsraum eine der angenehmen und stillen Stätten Englands gewesen. Er lag am Lady-Alice-Hof, im Erdgeschoss unter dem Sitzungssaal, und durch die Fenster der Ostseite sah man über eine kleine Terrasse hinweg (wo das Kollegium an warmen Sommerabenden oft das Dessert einnahm) auf den Fluss und den Bragdon-Wald. Zu dieser Jahreszeit und Stunde waren die Fenster natürlich geschlossen und die Vorhänge zugezogen. Doch von draußen drangen Geräusche herein, die in diesem Raum nie zuvor vernommen worden waren – Gebrüll und Flüche, das dumpfe Dröhnen schwerer Lastwagen, die vorbeidonnerten oder krachend die Gänge wechselten, das Rattern von Presslufthämmern, Eisengeklirr, Kettengerassel, Pfiffe, dumpfe Schläge und ein alles durchdringendes Vibrieren. »Saeva sonare verbera, turn stridor ferri tractaegue catenae«, wie Glossop am Kaminfeuer zu Jewel bemerkt hatte. Denn hinter den Fenstern, kaum dreißig Schritte entfernt am anderen Ufer des Wynd, wurde der alte Wald im Handumdrehen in ein Inferno aus Schlamm und Lärm, Stahl und Beton verwandelt. Selbst einige Mitglieder des Progressiven Elements – diejenigen, die ihre Zimmer auf dieser Seite des Colleges hatten – beschwerten sich bereits darüber. Curry selbst war einigermaßen überrascht von der Form, die sein Traum nun, da er Wirklichkeit geworden war, angenommen hatte; aber er hielt eisern daran fest, und obgleich er bei seinem Gespräch mit Feverstone aus voller Kehle schreien musste, spielte er mit keinem Wort auf diese Unannehmlichkeit an.

»Dann steht also fest«, brüllte er, »dass der junge Studdock nicht zurückkommt?«

»Absolut«, rief Feverstone. »Er hat mir durch einen hohen Funktionär eine Botschaft geschickt und mich gebeten, dem College Bescheid zu geben.«

»Wann wird er seinen Abschied formal einreichen?«

»Keine Ahnung! Wie alle jungen Leute nimmt er es mit den Formalitäten nicht so genau. Je länger er übrigens damit wartet, desto besser.«

»Sie meinen, das gibt uns Gelegenheit, uns in Ruhe umzusehen?«

»Genau. Sehen Sie, das Kollegium braucht erst davon zu erfahren, wenn er geschrieben hat. Und in der Zwischenzeit können wir die Frage seines Nachfolgers bereits regeln.«

»Sehr gut. Das ist äußerst wichtig. Wenn man all diesen Leuten, die vom Fach nichts verstehen und nicht wissen, was sie wollen, eine offene Frage vorlegt, dann ist alles möglich.«

»Richtig. Das wollen wir vermeiden. Die einzige Methode, eine Einrichtung wie diese zu leiten, besteht darin, dass man seinen Kandidaten wie ein Kaninchen aus dem Hut zaubert, gleich nachdem man das Rücktrittsgesuch bekannt gegeben hat.«

»Wir müssen uns sofort um einen Nachfolger küm-

mern.«

»Muss das ein Soziologe sein? Ich meine, ist der Lehrstuhl an dieses Fach gebunden?«

»Nein, keineswegs. Warum? Haben Sie an ein anderes Fachgebiet gedacht?«

»Wir haben schon lange keinen Politologen mehr genommen.«

»Hm … ja. Allerdings gibt es noch immer beträchtliche Widerstände gegen die Anerkennung der Politologie als wissenschaftliches Fach. Was meinen Sie, Feverstone, sollten wir nicht der neuen Disziplin in den Sattel helfen?«

»Welcher neuen Disziplin?«

»Der Pragmatometrie.«

»Nun, es ist wirklich komisch, dass Sie das sagen, denn der Mann, an den ich denke, ist ein Politikwissenschaftler, der sich auch ziemlich intensiv mit Pragmatometrie beschäftigt hat. Man könnte es Lehrstuhl für soziale Pragmatometrie nennen oder so ähnlich.«

»Wer ist der Mann?«

»Laird – vom Leicester College, Cambridge.«

Curry machte schon beinahe automatisch ein nachdenkliches Gesicht, obwohl er nie von Laird gehört hatte, und sagte: »Ach ja, Laird. Wissen Sie Genaueres über seine akademische Laufbahn?«

»Nun«, sagte Feverstone, »wie Sie sich erinnern werden, war er zur Zeit der Abschlussexamina bei schlechter Gesundheit und erlitt ziemlichen Schiffbruch. Doch die Prüfungen in Cambridge sind heutzutage so schlecht, dass das kaum etwas zu sagen hat. Jeder wusste, dass er einer der brillantesten Köpfe seines Jahrgangs war. Er war Herausgeber einer Studentenzeitschrift. David Laird, wissen Sie.«

»Ja, richtig. David Laird. Aber ich muss sagen, Dick …«

»Ja?«

»Mir gefällt sein schlechtes Examensergebnis nicht recht. Natürlich messe ich solchen Ergebnissen keine übertriebene Bedeutung bei, aber trotzdem … In letzter Zeit haben wir ein- oder zweimal eine unglückliche Wahl getroffen.« Als er das sagte, blickte Curry unwillkürlich zu Pelham hinüber – Pelham mit dem kleinen Knopfmund und dem Puddinggesicht. Pelham war ein zuverlässiger Mann, doch selbst Curry fand es schwierig, sich an irgendetwas zu erinnern, das Pelham jemals getan oder gesagt hätte.

»Ja, ich weiß«, sagte Feverstone, »aber selbst unsere schlechtesten Leute sind nicht ganz so blödsinnig wie diejenigen, die das College beruft, wenn wir es sich selbst überlassen.«

Vielleicht hatte ja der unerträgliche Lärm seine Nerven angegriffen, jedenfalls zweifelte Curry einen Augenblick lang an der ›Blödsinnigkeit‹ dieser Außenseiter. Kürzlich hatte er im Northumberland College zu Abend gegessen und hatte dort auch Telford angetroffen. Der Kontrast zwischen dem wachen und geistreichen Telford, den im Northumberland College jeder zu kennen schien und dem jeder zuhörte, und dem ›blödsinnigen‹ Telford im Gesellschaftsraum des Bracton Colleges hatte ihn verblüfft. Könnte es sein, dass es für das Schweigen all dieser ›Außenseiter‹ in seinem eigenen College, für ihre einsilbigen Antworten, wenn er sich mit ihnen einließ, und ihre ausdruckslosen Mienen, wenn er einen vertraulichen Ton anschlug, eine Erklärung gab, die ihm nie in den Sinn gekommen war? Die absurde Vorstellung, dass er, Curry, ein Langweiler sein könne, ging ihm so rasch durch den Sinn, dass er sie bereits eine Sekunde später für immer vergessen hatte. Dafür wurde die viel weniger schmerzhafte Vorstellung beibehalten, dass diese Traditionalisten und Fachidioten auf ihn herabsähen. Aber Feverstone rief ihm wieder etwas zu.

»Ich bin nächste Woche in Cambridge«, sagte er, »und werde dort ein Essen geben. Ich möchte, dass es unter uns bleibt, denn möglicherweise kommt der Premierminister und vielleicht ein paar wichtige Zeitungsleute und Tony Dew. Was? Ach, natürlich kennen Sie Tony. Dieser kleine, dunkelhaarige Mann von der Bank. Laird wird auch kommen. Er ist ein entfernter Verwandter des Premierministers. Ich habe mich gefragt, ob Sie nicht auch kommen könnten. Ich weiß, dass David Sie sehr gerne kennen lernen möchte. Er hat schon viel von Ihnen gehört von jemandem, der immer in Ihre Vorlesungen gegangen ist. Ich kann mich an den Namen nicht mehr erinnern.«

»Nun, das könnte schwierig werden. Es hängt davon ab, wann der alte Bill beerdigt wird. Dann müsste ich natürlich hier sein. Ist in den Sechsuhrnachrichten etwas über die Ermittlungen gesagt worden?«

»Ich habe die Nachrichten nicht gehört. Aber das wirft natürlich eine zweite Frage auf. Nun, da der Blizzard in einer besseren Welt stürmt, haben wir zwei freie Stellen.«

»Ich kann nichts hören!«, schrie Curry. »Wird dieses Geräusch immer lauter, oder werde ich taub?«

»Sagen Sie mal, Curry«, rief Brizeacre, der auf der anderen Seite neben Feverstone saß, »was zum Teufel tun eigentlich Ihre Freunde da draußen?«

»Können sie nicht arbeiten, ohne zu brüllen?«, fragte ein anderer.

»Ich finde, es hört sich überhaupt nicht wie Arbeit an«, sagte ein Dritter.

»Hören Sie!«, rief Glossop plötzlich. »Das hat nichts mit Arbeit zu tun! Hören Sie das Gerenne! Das ist mehr wie ein Rugbyspiel.«

»Es wird mit jeder Minute schlimmer«, sagte Raynor.

Im nächsten Augenblick sprangen fast alle Anwesenden auf. »Was war das?«, rief einer. »Sie bringen jemanden um«, sagte Glossop. »So schreit nur jemand, dem es an die Kehle geht.«

»Wohin gehen Sie?«, fragte Curry. »Nachsehen, was da passiert«, sagte Glossop. »Curry, gehen Sie und trommeln Sie alle Collegediener zusammen. Jemand muss die Polizei anrufen!«

»Ich an Ihrer Stelle würde nicht hinausgehen«, sagte Feverstone, der sitzen geblieben war und sich Wein nachschenkte. »Es hört sich an, als ob die Polizei oder so schon da wäre.«

»Was meinen Sie damit?«

»Hören Sie. Da!«

»Ich dachte, das wären diese höllischen Presslufthämmer.«

»Hören Sie genau hin!«

»Mein Gott … meinen Sie wirklich, das ist ein Maschinengewehr?«

»Vorsicht Vorsicht!«, riefen ein Dutzend Stimmen durcheinander, als Glas splitterte und klirrte und Steine auf den Boden des Gesellschaftsraums hagelten. Einige Dozenten waren sofort zu den Fenstern gestürzt und schlossen die Läden; und dann standen sie alle da und starrten einander schwer atmend an. Niemand sagte ein Wort. Glossop hatte eine Schnittwunde an der Stirn, und auf dem Boden lagen die Scherben jenes berühmten Ostfensters, in das Henrietta Maria einst mit einem Diamanten ihren Namen geritzt hatte.

5 Flexibilität

Am nächsten Morgen fuhr Mark mit dem Zug nach Belbury zurück. Er hatte seiner Frau versprochen, eine Reihe von Einzelheiten in Bezug auf sein Gehalt und den Wohnort zu klären; der Gedanke an dieses Versprechen erzeugte eine kleine Wolke des Unbehagens in seinem Bewusstsein, doch im Großen und Ganzen war er guter Stimmung. Diese Rückkehr nach Belbury – einfach hineinzuschlendern, den Hut aufzuhängen und etwas zu trinken zu bestellen – war ein angenehmer Kontrast zu seiner ersten Ankunft. Der Diener, der das Getränk brachte, kannte ihn. Filostrato nickte ihm zu. Frauen regten sich immer unnötig auf, aber dies war offensichtlich die reale Welt. Als er ausgetrunken hatte, ging er gemächlich hinauf in Cossers Büro. Er blieb nur fünf Minuten, kam aber in einer völlig verwandelten Gemütsverfassung wieder heraus.

 

Steele und Cosser waren beide da, und beide sahen ihn an, als wären sie von einem wildfremden Menschen bei der Arbeit gestört worden. Keiner der beiden sagte etwas.

»Eh – guten Morgen«, sagte Mark unbeholfen.

Steele schrieb mit einem Bleistift etwas auf ein großes Schriftstück, das vor ihm ausgebreitet war. »Was gibt es, Mr. Studdock?«, fragte er, ohne aufzublicken.

»Ich wollte mit Mr. Cosser sprechen«, sagte Mark und wandte sich an Cosser: »Ich habe gerade über den vorletzten Abschnitt dieses Berichts nachgedacht…«

»Was ist das für ein Bericht?«, sagte Steele zu Cosser.

»Ach, ich hatte gedacht«, antwortete Cosser und verzog einen Mundwinkel zu einem kleinen, schiefen Lächeln, »es wäre vielleicht eine gute Sache, in meiner Freizeit einen Bericht über Cure Hardy zusammenzustellen, und nachdem gestern nichts Besonderes zu tun war, habe ich ihn aufgesetzt. Mr. Studdock hat mir dabei geholfen.«

»Nun, das braucht uns jetzt wirklich nicht zu kümmern«, sagte Steele. »Sie können darüber ein andermal mit Mr. Cosser sprechen, Mr. Studdock. Ich fürchte, er hat im Moment zu tun.«

»Hören Sie«, sagte Mark, »ich denke, wir täten gut daran, klare Verhältnisse zu schaffen. Heißt das, dass der Bericht über Cure Hardy lediglich Cossers Privatvergnügen war? Wenn ja, dann hätte ich das gern gewusst, bevor ich acht Stunden Arbeit darauf verwende. Und wer ist mein Vorgesetzter?«

Steele spielte mit seinem Bleistift und blickte Cosser an.

»Ich habe Ihnen eine Frage über meine Position gestellt, Mr. Steele«, sagte Mark.

»Ich habe keine Zeit für solche Dinge«, erwiderte Steele. »Wenn Sie nichts zu tun haben, ist das Ihre Sache. Ich jedenfalls habe zu tun. Und ich weiß nichts über Ihre Position.«

Mark wollte sich an Cosser wenden; aber Cossers glattes, sommersprossiges Gesicht mit den ausdruckslosen Augen erfüllte ihn plötzlich mit solcher Verachtung, dass er auf dem Absatz kehrtmachte und das Büro verließ. Er warf die Tür hinter sich zu, entschlossen, sofort mit dem stellvertretenden Direktor zu sprechen.

Vor Withers Zimmer zögerte er, denn er hörte Stimmen durch die Tür. Aber er war zu ärgerlich, um zu warten. Er klopfte und trat ein, ohne darauf zu achten, ob auf sein Klopfen reagiert worden war.

»Mein lieber Junge«, sagte der stellvertretende Direktor und blickte auf, ohne jedoch Mark direkt ins Gesicht zu sehen, »ich bin erfreut, Sie zu sehen.« Als Mark diese Worte hörte, merkte er, dass eine dritte Person im Raum war. Es war ein Mann namens Stone, den er zwei Tage zuvor beim Abendessen kennen gelernt hatte. Stone stand vor Withers Schreibtisch. Seine Finger rollten unaufhörlich ein Blatt Löschpapier auf und wieder zusammen. Sein Mund hing offen, seine Augen blickten unverwandt den Vizedirektor an.

»Erfreut, Sie zu sehen«, wiederholte Wither. »Umso mehr, als Sie mich in einem … eh … ziemlich schmerzlichen Gespräch unterbrochen haben. Wie ich gerade zu dem armen Mr. Stone sagte, als Sie hereinkamen, nichts liegt mir mehr am Herzen als der Wunsch, dass alle Mitglieder dieses großartigen Instituts wie eine Familie zusammenarbeiten … Von meinen Kollegen, Mr. Stone, erwarte ich die größtmögliche Einigkeit in Willen und Zielsetzung, das größtmögliche gegenseitige Vertrauen. Aber wie Sie einwenden mögen, Mr. … eh … Studdock, gibt es selbst im Familienleben gelegentlich Spannungen und Reibungen und Missverständnisse. Und das ist auch der Grund, mein lieber Junge, warum ich im Moment nicht viel Muße habe – gehen Sie nicht, Mr. Stone. Ich habe Ihnen noch eine Menge zu sagen.«

»Vielleicht sollte ich später wiederkommen?«, sagte Mark.

»Nun, unter den obwaltenden Umständen … Ich denke dabei an Ihre Gefühle, Mr. Stone … vielleicht… das übliche Vorgehen, wenn Sie mit mir sprechen wollen, Mr. Studdock, ist, dass Sie bei meiner Sekretärin vorsprechen und sich einen Termin geben lassen. Nicht, verstehen Sie mich recht, dass ich auf Formalitäten bestehen wollte oder etwas anderes als erfreut sein würde, Sie zu sehen, wann immer Sie hereinschauen. Es ist die Vergeudung Ihrer Zeit, die ich gern vermeiden möchte.«

»Danke, Sir«, sagte Mark. »Dann werde ich mit Ihrer Sekretärin sprechen.«

Das Sekretariat war nebenan. Ging man hinein, so traf

man nicht die Sekretärin selbst an, sondern eine Reihe von

Angestellten, die von den Besuchern durch eine Art Schalter getrennt waren. Mark vereinbarte einen Termin für den nächsten Tag um zehn Uhr; das war der frühestmögliche Zeitpunkt, den sie ihm anbieten konnten. Als er das Büro verließ, traf er auf Miss Hardcastle.

»Hallo, Studdock«, sagte die Fee. »Sie treiben sich beim Büro des VD herum? Das geht nicht, wissen Sie.«

»Ich habe beschlossen«, sagte Mark, »dass ich genau und ein für alle Mal wissen muss, welche Position ich hier habe. Andernfalls verlasse ich das Institut.«

Sie sah ihn viel sagend und anscheinend belustigt an. Dann nahm sie ihn beim Arm.

»Hören Sie, Kleiner«, sagte sie, »Schlagen Sie sich das alles aus dem Kopf. Sie tun sich keinen Gefallen damit. Kommen Sie, ich werde das mit Ihnen besprechen.«

»Es gibt eigentlich gar nichts zu besprechen, Miss Hardcastle«, erwiderte Mark. »Ich habe meine Entscheidung getroffen. Entweder bekomme ich hier eine richtige Arbeit, oder ich gehe zurück zum Bracton College. Das ist doch ganz einfach. Es ist mir sogar ziemlich gleich, was ich mache, ich will es nur wissen.«

Darauf gab die Fee keine Antwort, und der feste Druck

ihres Arms zwang Mark, mit ihr den Korridor entlangzugehen, wenn er nicht offen Widerstand leisten wollte. Ihr Griff war auf groteske Weise zweideutig, vertraulich und autoritär zugleich, und in ihm hätte gleich gut die Beziehung zwi-schen Polizist und Gefangenem, Liebhaber und Geliebter, Gouvernante und Kind zum Ausdruck kommen können. Mark würde lächerlich aussehen, wenn ihnen jemand begegnete.

Sie führte ihn zu ihren eigenen Büros im zweiten Stock. Das Vorzimmer war voll von so genannten Wips, den Mäd-chen der weiblichen Institutspolizei. Die männlichen Sicherheitskräfte waren, obgleich sehr viel zahlreicher, im Haus nur selten anzutreffen, aber wo immer Miss Hardcastle erschien, eilten auch ständig Wips hin und her. Weit davon entfernt, die männlichen Züge ihrer Chefin zu teilen, waren sie (wie Feverstone einmal gesagt hatte) »feminin bis zum Schwachsinn« – klein und zart, flauschig und kichernd. Miss Hardcastle benahm sich ihnen gegenüber, als ob sie ein Mann wäre, und sprach mit ihnen in einem Ton halb leichtherziger und halb grimmiger Galanterie. »Cocktails, Dolly«, bellte sie, als sie das Vorzimmer betraten. In ihrem Büro ließ sie Mark Platz nehmen, blieb aber selbst breitbeinig und mit dem Rücken zum Kaminfeuer stehen. Die Getränke wurden gebracht, und Dolly zog sich zurück und schloss die Tür. Unterwegs hatte Mark murrend seine Beschwerden vorgebracht.

»Hören Sie auf damit, Studdock«, sagte Miss Hardcastle. »Und was immer Sie tun, behelligen Sie nicht den VD damit. Ich habe Ihnen schon einmal gesagt, dass Sie sich um diese Nebenfiguren aus dem dritten Stock nicht zu kümmern brauchen, vorausgesetzt, er ist auf Ihrer Seite – was gegenwärtig der Fall ist. Aber das wird nicht so bleiben, wenn Sie ständig mit Beschwerden zu ihm kommen.«

»Das wäre sicherlich ein guter Rat, Miss Hardcastle«, erwiderte Mark, »wenn ich mich verpflichtet hätte, hier zu bleiben. Aber das habe ich nicht. Und nach allem, was ich gesehen habe, gefällt es mir hier nicht. Ich bin so gut wie entschlossen, wieder nach Hause zu gehen. Ich dachte nur, dass ich zuvor mit ihm sprechen sollte, um klare Verhältnisse zu schaffen.«

»Klare Verhältnisse sind etwas, das Wither nicht ausstehen kann«, sagte Miss Hardcastle. »Das ist nicht die Art, wie er den Laden leitet. Er weiß, was er tut, und es klappt. Sie haben keine Ahnung, wie gut es klappt. – Was Ihr Fortgehen betrifft … Sie sind nicht abergläubisch, nicht wahr? – Nun, ich wohl. Ich glaube nicht, dass es Glück bringt, das N.I.C.E. zu verlassen. Sie brauchen sich über die Steeles und Cossers nicht den Kopf zu zerbrechen; das gehört zu Ihrer Lehrzeit. Das müssen Sie erst einmal hinter sich bringen, aber wenn Sie es durchstehen, werden Sie viel weiter kommen als diese Leute. Warten Sie nur ab: nicht einer von ihnen wird übrig sein, wenn wir richtig anfangen.«

»Das ist genau die Art, wie Cosser sich über Steele geäußert hat«, sagte Mark, »aber als es darauf ankam, schien es mir nicht viel zu nützen.«

»Wissen Sie, Studdock«, sagte Miss Hardcastle, »ich habe Gefallen an Ihnen gefunden. Und das ist gut so, denn sonst könnte ich Ihnen diese letzte Bemerkung leicht übel nehmen.«

»Ich will niemanden kränken«, sagte Mark. »Aber – Teufel noch mal, sehen Sie es doch einmal von meinem Standpunkt aus.«

Miss Hardcastle schüttelte den Kopf. »Zwecklos, Kleiner. Ihr Standpunkt ist keinen roten Heller wert, weil Sie noch nicht genug Tatsachen kennen. Sie haben noch nicht begriffen, worauf Sie sich eingelassen haben. Wir bieten Ihnen eine Chance, etwas viel Größeres als einen Ministerposten zu erreichen. Und es gibt nur zwei Alternativen, wissen Sie. Entweder man ist im Institut, oder man ist draußen. Und ich weiß besser als Sie, was mehr Spaß macht.«

»Das verstehe ich«, sagte Mark. »Aber alles ist besser, als nominell dabei zu sein und nichts zu tun zu haben. Geben Sie mir eine richtige Arbeit in der soziologischen Abteilung, und ich werde …«

»Unsinn! Diese ganze Abteilung wird aufgelöst. Aus Propagandagründen musste sie zu Anfang da sein. Diese Leute werden alle verschwinden.«

»Aber welche Sicherheit habe ich, dass ich einer ihrer Nachfolger sein werde?«

»Keine. Es wird keine Nachfolger geben. Die eigentliche Arbeit hat mit all diesen Abteilungen nichts zu tun. Die Art von Soziologie, an der wir interessiert sind, wird von meinen Leuten gemacht – von der Polizei.«

»Und was habe ich dann damit zu tun?«

»Wenn Sie mir vertrauen«, sagte die Fee, stellte ihr leeres Glas ab und zog eine von ihren schwarzen Zigarren hervor, »kann ich Ihnen gleich etwas von Ihrer eigentlichen Arbeit geben – der Arbeit, für die man Sie in Wirklichkeit hergeholt hat.«

»Und was ist das?«

»Alcasan«, sagte Miss Hardcastle durch die Zähne. Sie hatte wieder ihren ewigen Zigarrenstummel im Mundwinkel. Mit einem etwas geringschätzigen Blick zu Mark fügte sie hinzu: »Sie wissen, von wem ich spreche, oder?«

»Sie meinen den Radiologen – den Mann, der geköpft wurde?« fragte Mark vollkommen verwirrt. Die Fee nickte.

»Er muss rehabilitiert werden«, sagte sie. »Nach und nach. Ich habe alle Fakten in einem Dossier. Sie fangen mit einem unauffälligen kleinen Artikel an, stellen seine Schuld nicht infrage, wenigstens nicht zu Anfang, deuten aber an, dass er nun einmal der Regierung der Kollaborateure angehörte und dass es deshalb Vorurteile gegen ihn gab. Sagen Sie, dass Sie zwar nicht an der Gerechtigkeit des Schuldspruchs zweifeln, es jedoch beunruhigend fänden, dass das Urteil mit großer Wahrscheinlichkeit genauso gelautet hätte, wenn er unschuldig gewesen wäre. Dann lassen Sie einen oder zwei Tage später einen Artikel ganz anderer Art folgen. Eine populäre Darstellung seiner Verdienste. Es wird Sie höchstens einen Nachmittag kosten, die Fakten für einen solchen Artikel aufzuberei-ten. Dann verfassen Sie einen ziemlich empörten Leserbrief an die Zeitung, die den ersten Artikel gedruckt hat, und gehen darin viel weiter. Die Hinrichtung war ein Justizirrtum. Mittlerweile …«

»Aber was in aller Welt soll das alles?«

»Das habe ich Ihnen doch schon gesagt, Studdock. Alcasan muss rehabilitiert werden. Wir wollen ihn zu einem Märtyrer machen, einem unersetzlichen Verlust für die gesamte Menschheit.«

»Aber warum?«

»Da fangen Sie schon wieder an! Sie beklagen sich darüber, dass man Ihnen nichts zu tun gibt, und sowie ich Ihnen eine kleine Arbeit vorschlage, wollen Sie den Plan der gesamten Campagne wissen, bevor Sie etwas tun. So geht es nicht. So kommen Sie hier nicht weiter. Zunächst einmal müssen Sie tun, was man Ihnen sagt. Wenn Sie etwas taugen, werden Sie bald verstehen, was vorgeht. Aber Sie müssen damit anfangen, dass Sie die Arbeit tun. Sie scheinen nicht zu begreifen, was wir sind. Wir sind eine Armee.«

 

»Ich bin kein Journalist«, sagte Mark. »Ich bin nicht hierher gekommen, um Zeitungsartikel zu schreiben. Das habe ich Feverstone gleich zu Anfang klargemacht.«

»Je eher Sie aufhören, darüber zu reden, warum Sie überhaupt hergekommen sind, desto besser werden Sie sich hier zurechtfinden. Ich sage das zu Ihrem eigenen Besten, Studdock. Sie können schreiben. Das ist einer der Gründe, weshalb Sie gebraucht werden.«

»Dann bin ich auf Grund eines Missverständnisses hierher gekommen«, sagte Mark. Auch wenn er sich vielleicht in seiner literarischen Eitelkeit geschmeichelt fühlte, entschädigte ihn das keinesfalls für die stillschweigende Folgerung, dass seine Soziologie keine Rolle spielte. »Ich habe nicht die Absicht, mein Leben mit dem Schreiben von Zeitungsartikeln zu verbringen«, sagte er. »Und wenn ich die Absicht hätte, würde ich sehr viel mehr über die Politik des Instituts wissen wollen, bevor ich mich auf so etwas einließe.«

»Ist Ihnen nicht gesagt worden, dass das N.I.C.E. vollkommen unpolitisch ist?«

»Man hat mir so viel erzählt, dass ich nicht mehr weiß, wo mir der Kopf steht«, sagte Mark. »Aber ich sehe nicht, wie man eine Pressesensation – denn darauf läuft es hinaus – inszenieren will, ohne politisch zu sein. Sollen links oder rechts stehende Zeitungen all diesen Unfug über Alcasan drucken?«

»Beide, Süßer, beide«, sagte Miss Hardcastle. »Verstehen Sie denn überhaupt nichts? Ist es denn nicht absolut notwendig, die Linken und die Rechten in Atem zu halten und dafür zu sorgen, dass sie einander fürchten und beschimpfen? So bringen wir die Dinge voran. Jede Opposition gegen das N.I.C.E. wird in der rechten Presse als eine linke Machenschaft hingestellt und in der linken Presse als eine rechte Machenschaft. Wenn man es richtig anfasst, werden beide Seiten sich darin überbieten, uns zu unterstützen – um die Verleumdungen des Gegners zu widerlegen. Selbstverständlich sind wir unpolitisch. Die wirkliche Macht ist es immer.«

»Ich glaube nicht, dass Sie das schaffen werden«, sagte Mark. »Nicht mit den Zeitungen, die von gebildeten Menschen gelesen werden.«

»Das zeigt, dass Sie immer noch in den Kinderschuhen stecken, Kleiner«, sagte Miss Hardcastle. »Haben Sie noch nicht gemerkt, dass es genau umgekehrt ist?«

»Wie meinen Sie das?«

»Mein Gott, Sie Dummkopf, gerade die gebildeten Leser lassen sich hinters Licht führen. Schwierigkeiten haben wir nur mit den anderen. Haben Sie je einen Arbeiter gekannt, der einer Zeitung geglaubt hätte? Er geht davon aus, dass alles bloß Schwindel und Propaganda ist, und liest die Leitartikel gar nicht erst. Er kauft die Zeitung wegen der Fußballergebnisse, wegen der kleinen Meldungen über Mädchen, die aus Fenstern fallen, und über Leichen, die in herrschaftlichen Londoner Wohnungen gefunden werden. Er ist unser Problem: ihn müssen wir umpolen. Aber das gebildete Publikum, die Leser der anspruchsvollen Wochenzeitschriften brauchen nicht umgepolt zu werden. Diese Leute sind schon in Ordnung: sie glauben alles.«

»Als Angehöriger dieser Klasse«, sagte Mark lächelnd, »kann ich das einfach nicht glauben.«

»Herr im Himmel!«, sagte die Fee. »Wo haben Sie Ihre Augen? Schauen Sie sich doch an, was die Wochenzeitschriften sich alles leisten! Nehmen Sie die Weekly Question. Das ist ein Blatt für Leute wie Sie. Als ein freidenkerischer Professor aus Cambridge das Basic English propagierte, wurde es über den grünen Klee gelobt; als dann aber ein konservativer Premierminister die Idee aufgriff, wurde es plötzlich zu einer Bedrohung für die Reinheit unserer Sprache. Und galt die Monarchie nicht zehn Jahre lang als kostspielige Albernheit? Nun, als der Herzog von Windsor abdankte, da war die Weekly Question etwa vierzehn Tage lang ganz monarchistisch und legitimistisch. Hat das Blatt deswegen auch nur einen einzigen Leser verloren? Sehen Sie nicht, dass der gebildete Leser gar nicht aufhören kann, die anspruchsvollen Wochenzeitschriften zu lesen, egal, was sie schreiben? Er kann es nicht. Er ist abhängig.«

»Das ist alles sehr interessant, Miss Hardcastle«, sagte Mark, »aber es hat nichts mit mir zu tun. Ich verspüre nicht die geringste Neigung, Journalist zu werden; und wenn ich es täte, würde ich ein ehrlicher Journalist sein wollen.«

»Sehr gut«, sagte Miss Hardcastle. »Dann werden Sie eben dazu beitragen, dieses Land und vielleicht das ganze Menschengeschlecht zu Grunde zu richten. Abgesehen davon, dass Sie Ihre eigene Karriere ruinieren.«

Der vertrauliche Ton, in dem sie bisher gesprochen hatte, war verschwunden. Ihre Stimme klang drohend und entschieden. Der Bürger und aufrechte Mann, der durch das Gespräch in Mark geweckt worden war, verzagte. Sein anderes und viel stärkeres Selbst, ein Selbst, das um keinen Preis zu den Außenseitern zählen wollte, sprang alarmiert auf.

»Ich will damit nicht sagen«, versicherte er, »dass ich Ihren Standpunkt nicht verstehe. Ich frage mich bloß …«

»Mir ist es gleich, Studdock«, sagte Miss Hardcastle und setzte sich endlich an ihren Schreibtisch. »Wenn Ihnen der Job nicht gefällt, dann ist das natürlich Ihre Sache. Gehen Sie und regeln Sie es mit dem VD. Er hat es nicht gerne, wenn Leute weggehen, aber Sie können es natürlich tun. Feverstone wird einiges zu hören bekommen, weil er Sie hierher gebracht hat. Wir hatten angenommen, Sie wären im Bilde.«

Die Erwähnung Feverstones stellte Mark plötzlich deutlich seinen bisher immer eher gedanklichen Plan vor Augen, nach Edgestow zurückzukehren und sich mit der Karriere eines Professors am Bracton College zufrieden zu geben. Unter welchen Bedingungen würde er zurückgehen? Würde er in Bracton noch zum inneren Kreis gehören? Die Vorstellung, nicht länger das Vertrauen des Progressiven Elementes zu genießen und zu den Telfords und Jewels hinabgestoßen zu werden, erschien ihm unerträglich. Und das Gehalt eines einfachen Dozenten nahm sich nach den Träumen, die er während der letzten Tage genährt hatte, recht armselig aus. Das Leben eines verheirateten Mannes hatte sich bereits als unerwartet kostspielig erwiesen. Dann kamen ihm plötzlich Zweifel wegen der zweihundert Pfund Mitgliedsbeitrag für den Klub des N.I.C.E. Aber nein – das war absurd. Damit konnten sie ihn doch nicht in der Hand haben.

»Ich werde also erst einmal mit dem VD sprechen«, sagte er mit unsicherer Stimme.

»Da Sie uns nun verlassen«, sagte die Fee, »möchte ich Ihnen noch einen Rat mit auf den Weg geben. Ich habe alle Karten auf den Tisch gelegt. Sollten Sie Lust verspüren, sollte es Ihnen je in den Sinn kommen, irgendetwas von diesem Gespräch in der Öffentlichkeit zu wiederholen, tun Sie es besser nicht. Es wäre Ihrer zukünftigen Karriere ganz und gar nicht zuträglich.«

»Aber selbstverständlich …«, begann Mark.

»Sie gehen jetzt besser«, sagte Miss Hardcastle. »Unterhalten Sie sich gut mit dem VD. Und ärgern Sie den Alten nicht. Abschiede sind ihm so verhasst.«

Mark machte noch einen Versuch, das Gespräch fortzusetzen, aber die Fee ging nicht darauf ein, und ein paar Sekunden später stand er draußen vor ihrer Tür.

Den Rest des Tages verbrachte er mehr schlecht als recht. Er ging den Leuten aus dem Weg, damit sie seine Untätigkeit nicht bemerkten. Vor dem Mittagessen machte er einen jener kurzen, unbefriedigenden Spaziergänge, die man in einer fremden Umgebung unternimmt, wenn man weder alte Kleider noch einen Spazierstock bei sich hat. Nach dem Essen

erforschte er das Gelände, aber es lud nicht ein, darin herumzuspazieren. Der Millionär, der Belbury um die Jahrhundertwende erbaut hatte, hatte ungefähr zwanzig Acre Land mit einer niedrigen Ziegelmauer und einem gusseisernen Geländer einfrieden und das Ganze als Ziergarten anlegen lassen. Da und dort standen kleine Baumgruppen, und überall schlängelten sich Wege, die so dick mit runden weißen Kieseln bedeckt waren, dass man kaum auf ihnen gehen konnte. Es gab riesige Blumenbeete, manche oval, manche rautenförmig und manche kreisrund. Lorbeerbüsche, die aussahen, als seien sie aus geschickt bemaltem und lackiertem Blech, standen in Reih und Glied. Schwere, hellgrün gestrichene Bänke standen in regelmäßigen Abständen an den Spazierwegen. Insgesamt fühlte man sich an einen städtischen Friedhof erinnert. Doch so wenig anziehend der Garten auch war, Mark suchte ihn nach dem Tee abermals auf und rauchte, obgleich seine Zunge bereits brannte und der Wind seine Zigaretten schief herunterglimmen ließ. Diesmal ging er um das Haus zu den neuen Anbauten auf der Rückseite. Hier überraschten ihn Stallgerüche und ein Durcheinander von knurrenden, grunzenden und winselnden Stimmen – Anzeichen für einen regelrechten Zoo. Zuerst wurde er daraus nicht schlau, doch bald erinnerte er sich, dass zu den Projekten des Instituts ein umfangreiches, nicht mehr von Bürokratismus und kleinlicher Sparsamkeit eingeschränktes Programm mit Tierversuchen gehörte. Er hatte sich nicht sonderlich dafür interessiert und vage an Ratten, Kaninchen und gelegentlich einen Hund gedacht. Das Durcheinander von Geräuschen aus dem Innern weckte nun ganz andere Vorstellungen in ihm. Während er so dastand, erhob sich ein mächtiges, melancholisches Heulen, und dann, als sei es ein Signal gewesen, setzte ein allgemeines Trompeten, Wiehern, Kreischen und sogar Lachen ein, das für wenige Augenblicke zu chaotischem Lärm anschwoll und schließlich in Grollen und Wimmern erstarb. Mark hatte keine Bedenken gegen Tierversuche. Das Getöse zeigte ihm lediglich den Umfang und die Großartigkeit dieses ganzen Unternehmens, von dem er anscheinend ausgeschlossen sein sollte. Hinter diesen Mauern verbarg sich alles Mögliche: lebende Tiere im Wert von vielen tausend Pfund, und das Institut konnte es sich leisten, diese Versuchstiere um der bloßen Möglichkeit irgendeiner interessanten Entdeckung willen wie Papier zu zerschneiden. Er musste den Job haben: irgendwie musste das Problem mit Steele gelöst werden. Aber die Geräusche waren unangenehm, und er ging fort.

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