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Neue Frauen

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Verbindlichen Angesichts lauschte er noch einer Diskussion über »mäßiges Züchtigungsrecht des Mannes«, unterzeichnete eine Petition an den Reichstag, versprach ein Abonnement auf »Die Frau« zu nehmen und verabschiedete sich endlich mit warmen Händedrücken . . .

Als er Henny mit ein paar höflichen Redensarten begrüßen wollte, vertrat ihm ein Bekannter den Weg. Ein junger Attaché war es, den er von Paris her kannte, ein blonder Hüne, der im Affekt leise schwäbelte.

»Endlich kommen Sie da 'raus, Herr Doktor! Ich bin vorhin auch eine halbe Stund' drin g'sessen; schauderhaft, diese ganze Emanzipation, gelt?!«

»Diese Emanzipation?!« sprach der andre mit scharfsinniger Betonung des Fürwortes. »Diese Emanzipation ist lange nicht die schlimmste!«

»Sooo! Ich hätt's nicht zehn Minuten ausgehalten. Aber da saß zuerst eine entzückende kleine Person –«

»Ah!«

»Eine Frau Behrend . . .«

Der Doktor unterdrückte ein Lächeln.

»Eine reizende Frau,« fuhr jener begeistert fort, »so einfach, so echt weiblich . . . Eine ›alte Frau‹ nennt sie sich, im Gegensatz zu den Mannweibern . . . ist der Ausdruck nicht reizend?«

»Reizend!« sagte der andre. Mit mephistophelischem Behagen strich er seinen Schnurrbart. Eben trat Henny unter die Tür, heiter, rosig, reizend . . . Ihn begrüßte sie mit freundlichem Nicken. Zu dem andern aber sagte sie: »Ich möcht' einmal mit Ihnen tanzen, Baron!«

Leuchtenden Auges stürzte der Baron zum Klavierspieler. Er bat um einen möglichst langen Walzer . . .

Eine seltsame Regung überschlich den Boulevardier. Beinahe dauerte ihn das junge Schwabenblut . . . Er wollt' ihn beiseite nehmen, ihm zuraunen: »Nehmen Sie sich in acht! Diese ›alte Frau‹ hat ein Recht auf Laune, das uns zu Freudenmädchen degradiert . . .«

Aber er schwieg; – wenn auch nicht aus Diskretion . . .

Er sah um sich. Alles wieder wie damals. Draußen die lockende, rauschende Musik . . . drinnen das verträumte, parfümierte Nestchen mit der sanft verschleierten Lampe des Schweigens . . . Auf der Spiegelkonsole wie hingeweht eine weiße Federnboa . . .

Eben tanzten sie vorüber. Henny lehnte ihr Köpfchen an des Riesenschwaben Schulter. Er begrub seine Lippen in ihrem goldbestäubten Gelocke. Wie eine Vision zog alles an dem Pariser Berichterstatter vorüber. Grimm und Spott im Herzen sah er zu. Doch sein Mund blieb stumm. –  – Henny behielt recht: »So etwas erzählt keiner!«