Umweltfreundlich saubermachen

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Garantiebestimmungen von Herstellern

Ob Kleidung, Elektroartikel wie die Kaffeemaschine oder Bodenbeläge – heute ist es üblich, dass Hersteller für ihre Produkte für eine gewisse Zeit eine Garantie für Reparaturen übernehmen. Daran geknüpft ist aber in der Regel eine bestimmte Behandlung der Produkte. Darunter fallen auch Reinigungsmittel: Häufig wird darauf hingewiesen, dass die Kaffeemaschine, der Veloursmantel oder die Waschmaschine nur mit ganz bestimmten Reinigungsmitteln (oder auch eigenen des Herstellers) behandelt werden darf. Nimmt man ein anderes Mittel, erlischt die Garantie. Achten Sie deshalb stets darauf, welche Garantiebestimmungen der Hersteller der Produkte, die Sie reinigen, entkalken etc. möchten, hat. Es ist dann besser, in diesem Zeitraum auf die Verwendung selbst hergestellter Reinigungsmittel zu verzichten, damit Sie die Garantieleistungen nicht verlieren.

Generell empfiehlt es sich auch, wenn Sie nicht sicher sind, ob ein Gegenstand die selbst gemachten Mittel verträgt (z. B. ob der Lack oder die Farbe nicht angegriffen wird), sie erst einmal an einer verdeckten Stelle auszuprobieren.

Wasser, unser wichtigstes Reinigungsmittel

Wasser ist auch heute noch unser wichtigstes Reinigungsmittel. Es weicht die meisten Verunreinigungen auf und ermöglicht so die Ablösung. Bei Verwendung von warmem Wasser wird dieser Vorgang beschleunigt. Harte Fettverkrustungen werden von heißem Wasser verflüssigt und lösen sich ab. Reinigungsmittel haben also in den meisten Fällen nur die Aufgabe, die Reinigungskraft des Wassers zu verstärken, indem sie die Oberflächenspannung herabsetzen (in der Werbung spricht man davon, dass das Wasser weicher wird) und dafür sorgen, dass sich gelöster Schmutz nicht wieder auf der zu reinigenden Fläche oder dem zu waschenden Gewebe absetzt, sondern weggespült wird.

Während somit also Geschirr, Küchenschrank und Wäsche sauber werden, wird das zur Reinigung verwendete Wasser schmutzig. Der Schmutz wird also durch die Reinigung nur verlagert, er verschwindet nicht.

Das Abwasser nun wiederum zu reinigen, ist Aufgabe der Kläranlagen. Dabei werden in verschiedenen Reinigungsprozessen die im Wasser befindlichen Stoffe biologisch abgebaut bzw. durch Absorptions- und Fällungsverfahren wieder entfernt. Neben geklärtem Abwasser, das, je nach Leistungsfähigkeit der Kläranlage, neben anderen Substanzen teilweise weniger als 1 mg/l Phosphat enthält, fällt Klärschlamm an, in dem sich nun viele Verunreinigungen (z. B. toxische Schwermetallverbindungen) befinden. Der Klärschlamm wird teilweise auch heute noch auf landwirtschaftlichen Nutzflächen ausgebracht. Das führt dazu, dass sich die Schadstoffe in der Nahrungskette anreichern und dann am Ende auch in unseren Nahrungsmitteln auftauchen. Das Ausbringen von Klärschlamm ist nur dann verboten, wenn sich darin Schwermetallrückstände über den gesetzlich festgelegten Grenzwerten befinden. Art und Umfang der zugelassenen Rückstände sind in der Klärschlammverordnung festgelegt. Erfreulicherweise ist die Klärschlammnutzung seit einigen Jahren rückläufig und stärker reguliert, laut Umweltbundesamt läuft die Düngung mit Klärschlamm bis 2029 bzw. 2032 aus. Heute wird mehr als die Hälfte des Klärschlamms verbrannt.1

Viele Stoffe jedoch, die schwer oder nicht biologisch abbaubar sind, verbleiben im geklärten Wasser und belasten unsere Gewässer. Da Reinigungsmittel, Lösungsmittel und andere Chemikalien einen großen Teil zur Gewässerbelastung beitragen, sollten im Haushalt (wie eigentlich überall) möglichst umweltfreundliche, biologisch abbaubare Reinigungs- und Pflegemittel verwendet werden.

Als zum Waschen und Reinigen noch Regenwasser oder Oberflächenwasser – das heißt: Wasser aus Flüssen, Bächen und Stauseen – verwendet wurde, war Seife das Reinigungsmittel Nummer eins. Seife, aus natürlichen Ölen und Fetten hergestellt, passt sich gut in den Naturkreislauf ein, da sie gut abbaubar ist und nicht zu Schaumbergen auf unseren natürlichen Gewässern führen kann.

Die zunehmende Industrialisierung in fast allen Lebensbereichen führte zu einer immer größeren Verschmutzung der Gewässer. Um bei qualitativ schlechteren Wasservorkommen eine hygienisch einwandfreie Wasserversorgung garantieren zu können, wurde die Wasserversorgung immer weiter zentralisiert. Dies hat dazu geführt, dass heute fast nur noch Trinkwasser aus Zentralversorgungssystemen zum Waschen und Reinigen verwendet wird. Heute wird mehr als 99 Prozent des Trinkwassers in Deutschland von zentralen Wasserversorgungsanlagen an die Bevölkerung geliefert.2 Mit der europäischen Wasserrahmenrichtlinie aus dem Jahr 2000 wurde angestrebt, alle Flüsse, Seen, Grundwasser und Küstengewässer bis 2015 in einen qualitativ »guten Zustand« zu überführen.3 Denn »In Deutschland haben nicht einmal 10 Prozent der Oberflächengewässer einen guten ökologischen Zustand.«4 Die Gründe dafür sind vielfältig, ihre Darstellung würde jedoch den Rahmen dieses Buches sprengen.5

Das Thema ist nach wie vor aktuell, wie auf der Website des Umweltbundesamts nachzulesen ist: »Wasch- und Reinigungsmittel werden täglich in Haushalten sowie in Gewerbe und Industrie eingesetzt. Aufgrund ihrer Allgegenwärtigkeit wird daher eine mögliche Gefährdung von Umwelt und Gesundheit durch ihre Verwendung häufig unterschätzt. Dabei belastet die Verwendung von Wasch- und Reinigungsmitteln das Abwasser erheblich mit Chemikalien.«6

1https://www.gesetze-im-internet.de/abfkl_rv_2017/BJNR346510017.html (Klärschlammverordnung), abgerufen am 13.10. 2021

2https://www.umweltbundesamt.de/trinkwasserversorung#zentrale-trinkwasser versorgung, abgerufen am 13.10. 2021

3https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=celex:32000L0060, abgerufen am 13.10. 2021

4https://www.umweltbundesamt.de/wasserrahmenrichtlinie, abgerufen am 13.10. 2021

5https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/421/publikationen/2021-04-30_texte_72-2021_rechtsgebiet_wrrl.pdf, abgerufen am 13.10. 2021

6https://www.umweltbundesamt.de/themen/chemikalien/wasch-reinigungsmittel, abgerufen am 13.10. 2021

Der Kreislauf des Wassers

Das Wasser unterliegt einem ständigen Kreislauf. Aus Meeren, Flüssen und Seen verdunstet es, steigt auf und kondensiert in Form von Wolken. Von dort regnet es ab, wobei es Stoffe aus der Luft auswäscht. Dies ist ein Grund dafür, dass die Luft nach einem Regen sauberer und schadstofffreier ist. Bei dieser Luftpassage nimmt das Wasser also schon die ersten Schadstoffe auf. Das Wasser versickert nun im Boden, nimmt weitere Stoffe auf und sammelt sich dann in Bächen, Flüssen und Seen.


Unser Wasser befindet sich in einem ständigen Kreislauf.

Wasser ist nicht überall gleich

So unterschiedlich wie die Herkunft des Wassers ist auch seine Zusammensetzung. Dies liegt an der unterschiedlichen Bodenbeschaffenheit. So ist Wasser aus Stauseen salz- und härtearm, während Grund- und Quellwasser die Salze enthält, die es auf der Erdpassage herauslösen konnte. Wässer aus dem Würzburger Raum beispielsweise sind hart und enthalten aufgrund der Untergrundbeschaffenheit einen großen Anteil an Sulfathärte bzw. Nichtcarbonathärte (so die Fachbegriffe). Wasser, das viel Calcium- und Magnesiumsalze enthält, gilt als hart; Wasser, das wenig davon enthält oder frei davon ist, gilt als weich. Die Bezeichnung »hartes« und »weiches« Wasser kommt daher, dass weiches Wasser beim Waschen mit Seife ein weiches, angenehmes Gefühl vermittelt, während hartes Wasser zusammen mit Seife schwer lösliche Kalkseifen bildet, so dass keine Reinigung stattfindet und das Wasser sich »hart« anfühlt. Die Kalkseife bleibt als Belag auf der Haut und den gereinigten Gegenständen zurück und lässt sich mit dem harten Wasser auch nicht mehr ohne einen Zusatz abspülen.

Nach dem Waschmittelgesetz werden die Wässer in verschiedene Härtebereiche eingeteilt:

Härtebereich °d

1 1 0–7,3 (0–1,3 mmol/l)

2 2 7,3–14 (1,3–2,5 mmol/l)

3 3 14–21,3 (2,5–3,8 mmol/l)

4 4 über 21,3 (über 3,8 mmol/l)

Neben den althergebrachten Bezeichnungen °d (Grad Deutsche Härte) bzw. »französische Härte« (fH) gibt es auch die fachsprachliche Bezeichnung » mmol/l Summe Erdalkalien« (1 °d entspricht 0,179 mmol/l).

 

Auch bei der Verwendung vollsynthetischer Waschmittel muss diese Einteilung beachtet werden. Je nach Wasserhärte müssen Waschmittelmengen unterschiedlich dosiert werden. Dosierhinweise sind auf allen Waschmittelpackungen angegeben.

Wir haben in der Neuauflage dieses Buches auf Rezepte für Spül- und Waschmaschinen verzichtet. Denn heute haben wir technisch ausgereifte Geräte, die oft mit dem Wasserverbrauch und der Betriebsdauer auf bestimmte Wasch- und Reinigungsmittel abgestimmt sind. Das heißt: Nicht alle Geräte vertragen selbst gemachte Produkte, und sie könnten Schaden nehmen.

Über die Wasserhärte an Ihrem Wohnort können Sie sich bei Ihrem zuständigen Gesundheitsamt informieren; manchmal steht die Wasserhärte auch auf der Wasserrechnung, die Sie von Ihrem Versorger erhalten. Auch die Wasserversorgungsunternehmen sind verpflichtet, ihre Analyseergebnisse zu veröffentlichen.7

Härtebestimmung – eine einfache Sache

Natürlich können Sie auch jederzeit die Härte Ihres Wassers selbst bestimmen. Das ist besonders dann wichtig, wenn Sie sie verringern möchten, um das Wasser zur Reinigung zu verwenden.

Zur Härtebestimmung werden verschiedene Testbestecke angeboten. Tipps dazu finden Sie beispielsweise bei utopia.de.8

Die einfachsten arbeiten mit Teststäbchen, die in das zu untersuchende Wasser gehalten und anschließend abgelesen werden. Bei anderen Methoden verwendet man Prüfgefäße und Tropfflaschen mit Titrationslösung.

Hier muss so lange getropft und gezählt werden, bis ein Farbumschlag erzielt wird. Alle Härtetestbestecke enthalten eine Bedienungsanleitung. Preisgünstige Härtetestbestecke erhalten Sie zum Beispiel im Aquarienfachhandel. Sie reichen für unsere Zwecke völlig aus.


Oben: Das Teststäbchen kurz ins Wasser tauchen und die Farbe der Testzonen nach 1–2 Minuten mit der Härteskala vergleichen. Unten: Die Tropflösung wird tropfenweise zugegeben, bis sich die Farbe verändert. Die Anzahl der dazu benötigten Tropfen gibt die Wasserhärte an.

7https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/trinkwasser/trinkwasserqualitaet/daten-zur-trinkwasserqualitaet, abgerufen am 13.10. 2021

8https://utopia.de/ratgeber/wasserhaerte-messen-diese-methoden-gibt-es/, abgerufen am 13.10. 2021

Wie kommen Sie an weiches Wasser?

Das Problem besteht für Sie nicht, wenn Sie in einem Gebiet wohnen, das mit Wasser des Härtebereichs 1 versorgt wird. Die im Rezeptteil vorgestellten Reinigungsmittel können hier sofort ohne Einschränkung angewendet werden. Weitere Möglichkeiten sind:

 die Entfernung der Härte durch Ionenaustauscher

 alternative Techniken zur Härteentfernung

 Umkehrosmose (Membrantechnik)

 Verwendung von Regenwasser

 Ausfällung der Härte durch Zugabe von Soda

Geräte zur Wasserenthärtung

Wenn Sie ein Gerät zur Aufbereitung von hartem Wasser installieren möchten (z. B. Ionenaustauscher, Umkehrosmose), informieren Sie sich darüber bei ihrem Installateur. Er kennt die Geräte und die gesetzlichen Vorgaben und kann Ihnen sagen, welches der unterschiedlichen Geräte und Methoden für Sie sinnvoll ist. Beachten Sie: In feste Hausinstallationen Ihrer Mietwohnung dürfen Sie nicht ohne schriftliche Zustimmung des Vermieters eingreifen.

Regenwasser

Auch die Nutzung von Regenwasser kann eine Alternative sein, nicht nur zur Bewässerung des Gartens, sondern beispielsweise auch als Brauchwasser für die Toilettenspülung. Hier sind ebenfalls gesetzliche Bestimmungen zu beachten, z. B. Regelungen für Abwassergebühren. Wer Regenwasser für Reinigungszwecke einsetzen möchte, sollte das nur tun, wenn er sichergehen kann, dass es möglichst gering mit Schadstoffen belastet ist. Ob sich Aufwand und Kosten für eine Regenwassernutzung für Hauseigentümer rechnen, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Informationen und Tipps bekommen Sie beispielsweise beim Umweltbundesamt.9, 10

Wasserenthärtung mit Soda

Mit Soda können Sie kleine Mengen Wasser enthärten und sich so das Wasser für Putzarbeiten und zur Herstellung von Reinigungsmitteln aufbereiten. Auf 5 Liter heißes Wasser werden ca. 2 Esslöffel Soda eingerührt, dann können Sie das Wasser sofort verwenden. In einigen Rezepten in diesem Buch ist Soda als Zutat enthalten, dann halten sie sich bitte an die dort angegebenen Mengen.

9https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/garten-freizeit/regenwassernutzung#gewusst-wie, abgerufen am 13.10. 2021

10https://www.t-online.de/heim-garten/garten/id_55636556/regenwassernutzungtipps-fuer-die-sinnvolle-regenwassernutzung.html, abgerufen am 13.10. 2021

Kleine Rohstoffkunde

Für die Herstellung unserer selbst gemachten Reinigungs- und Pflegemittel benötigen wir verschiedene Rohstoffe. Diese sollten möglichst natürlich oder naturnah sein, also nur wenig aufbereitet und mit wenig synthetischen Stoffen hergestellt sein. Noch besser ist es, wenn diese Rohstoffe aus biologischem Anbau kommen. Doch nicht immer werden wir auf synthetische Zusätze ganz verzichten können.

Ätherische Öle

Ätherische Öle (nicht zu verwechseln mit Pflanzenölen bzw. fetten Ölen) werden meist durch Wasserdampfdestillation von ganzen Pflanzen oder Pflanzenteilen (z. B. Blüten, Blättern, Samen) gewonnen. Charakteristisch ist ihr starker Duft. Ätherische Öle werden in dunklen Flaschen verkauft und müssen darin verbleiben und gut verschlossen aufbewahrt werden, da sie sonst verderben und damit auch der Duft schnell verfliegt.

Um einen Liter ätherisches Öl zu gewinnen, werden je nach Art der Pflanze und der verwendeten Pflanzenteile große Mengen benötigt, so zum Beispiel bis zu 1.000 g Blütenblätter. Das ist auch der Grund für die bisweilen sehr hohen Preise dieser hochwirksamen Konzentrate. Achten Sie auf gute (Bio-)Qualität und kaufen Sie keine billigen Öle, denn es gibt darunter leider auch minderwertige oder sogar gesundheitsschädliche Produkte. Hochwertige ätherische Öle haben ihren Preis. Wir benötigen aber nur wenige Tropfen davon.

Fast alle natürlichen ätherischen Öle haben milde antimikrobielle Eigenschaften, das heißt, sie hemmen das Keimwachstum. Deshalb können sie auch als milde Konservierungs- und Desinfektionsmittel eingesetzt werden.

Ätherische Öle sind Konzentrate hochwirksamer Pflanzeninhaltsstoffe. Sie dürfen nur stark verdünnt verwendet werden, und die Anwendungs- und Dosierungshinweise sind genau zu beachten. Manche ätherischen Öle können auch allergische Reaktionen hervorrufen, deshalb seien Sie bitte bei Hautkontakt und Schleimhäuten vorsichtig, spülen Sie sofort gut und beobachten Sie die Kontaktstelle sowie das Befinden.


Die Grundzutaten sind leicht zu erwerben.

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