Zwischen Spirit und Stress

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Ungefähr der Hälfte geht es genau so, wie andere Forschungen zum Kohärenzgefühl voraussagen lassen: Sie besitzen eine stabile Orientierung im Leben, sie haben das Gefühl, ihren Lebensraum gestalten zu können und erleben ihr Leben als sinnvoll. Und sie fühlen sich bei den Rückmeldeveranstaltungen bestätigt, wenn sie erfahren, dass man/frau mit dem Leben als Seelsorger/-innen ausgesprochen zufrieden sein kann. So lässt sich sagen, dass das Kohärenzgefühl sich in der Seelsorgestudie als Indikator für Lebensqualität und als Ansatzpunkt für Förderungsprozesse für Gesundheit und die seelsorgliche Tätigkeit bewährt.

3.5.6. Das Kohärenzgefühl als Verankerung und Lebenssicherheit: Ist es stark genug?

Die Bedeutung des Kohärenzgefühls als fundamental erlebter Zusammenhalt der Welt und des Lebens (s.o.) erschließt sich weiter durch einen Vergleich des Kohärenzgefühls mit Gruppen in der Bevölkerung, die ebenso wie Seelsorgende in Berufsfeldern mit Verantwortung in der Begleitung von Menschen und in Führungsverantwortung stehen. Dieser Vergleich zeigt deutliche Unterschiede und gibt Anlass zur Suche nach Maßnahmen der Verbesserung des Kohärenzgefühls bei Seelsorgenden.

In Europa, vor allem in den skandinavischen Ländern, ist das Kohärenzgefühl im Rahmen des salutogenetischen Ansatzes in den vergangenen Jahren für die Fachleute in der Gesundheitspolitik und der Gesundheitsförderung zu einem bedeutsamen Indikator der Förderung der Lebensqualität, der Gesundheit und der Ressourcen in der Arbeitswelt geworden.26 Daher existieren einige, in Skandinavien zum Teil sehr groß angelegte Studien, durch die Vergleiche im Kohärenzgefühl zu unserer Gruppe der Seelsorger/-innen möglich werden.

Sie zeigen, dass Personen mit vergleichbarem Bildungsstand, in vergleichbarer sozioökonomischer Position und mit vergleichbarer Verantwortung nach vorliegenden Daten durchweg höhere Werte im Kohärenzgefühl haben als die hier untersuchte Gruppe. Die Vergleichsgruppen bilden Akademiker, Verantwortungsträger in der Wirtschaft, Ärzte, Lehrer, Psychotherapeuten, Techniker.

Besonders bei den Priestern zeigen sich in der Seelsorgestudie ein überprozentual hoher Anteil von Personen mit einem niedrigen Kohärenzgefühl und ein überprozentual niedriger Anteil mit einem ganz hohen Kohärenzgefühl (Tab. 3.8).

Tab. 3.8: Prozentanteile des Kohärenzgefühls in den Berufsgruppen für die vier Niveaus des Kohärenzgefühls


Für die Gesamtgruppe aller Seelsorgenden gilt: Der Anteil von Personen mit starkem Kohärenzgefühl ist deutlich verringert. Das stärkste Kohärenzgefühl mit den meisten Personen über dem Mittelwert der Normalbevölkerung ist bei den Laien in der Seelsorge vorhanden. Hier zeigt sich weiterer Forschungsbedarf: Die hier gefundenen Werte haben solche Auffälligkeiten, dass das Zustandekommen und die Konsequenzen des niedrigen Kohärenzgefühls zum jetzigen Zeitpunkt nicht ohne weiteres zu erklären sind. Es ist nicht auszuschließen, dass es sich um „subkulturelle“ oder spirituelle Effekte handelt. Gemeint ist Folgendes: Die Fragen des Kohärenzfragebogens könnten – unerwarteterweise – in der Mentalität der Seelsorger/-innen anders aufgefasst werden, als es die Normalbevölkerung tut. Dann dürfte man überhaupt keine Vergleiche anstellen. Allerdings hatten sich solche subkulturellen Differenzen bisher in der ganzen Studie nicht nahegelegt.

Wenn aber hier (wie auch sonst) die Seelsorger keine „unvergleichbare“ Gruppe darstellen, dann muss festgehalten werden, dass ausgerechnet bei katholischen Seelsorger/-innen das Kohärenzgefühl (bzw. die Lebenssicherheit, die Orientierung der durchdringenden, ausdauernden und dynamischen Lebenszuversicht, die Gewissheit über den gestaltbaren Zusammenhalt der Welt und des Lebens, das „Gefühl des Verankertseins“) geringer ausgeprägt ist als bei Personen in Berufen mit vergleichbarer Verantwortung und mit vergleichbarem beruflichen Auftrag.

3.5.7. Erklärungsansätze für ein im Vergleich verringertes Kohärenzgefühl bei Seelsorgenden

Welche Erklärungsbausteine könnte es also geben? Ein erstes soziologisch-spirituelles Erklärungsmoment könnte in der gegenwärtig problematischen Gesamtsituation der Kirche in Europa liegen27: Die Lebenssicherheit und die Sicherheit in der Lebensorientierung könnten durch die „Verlierer-Situation“ der Kirche deutlich angegriffen sein: Erfolglosigkeit in der Pastoral, Verlust der Anerkennung in der Gesellschaft, besonders auch bei Priestern der Statusverlust (auch in der Kirche bei den Gläubigen und ihren Berufskollegen in der Seelsorge) und die Organisationsprobleme im gegenwärtigen Umbau der Kirche könnten auf die Antworten der Seelsorger/-innen in dieser für ihre Persönlichkeit so relevanten Persönlichkeitsdisposition „durchschlagen“. Diese Erklärung wird auf den Rückmeldeveranstaltungen häufig von Teilnehmern spontan vorgeschlagen.

Ein zweites psychologisch-soziologisches Erklärungselement könnte das Modell der Passung von Person und Umwelt bereitstellen.28 Dieses Element mehrerer miteinander verbundener Punkte ist gleichermaßen herausfordernd, aber häufig schwieriger zu akzeptieren:

1. Es könnten sich Personen von dem Leben in der Kirche angezogen fühlen (Selbst-Selektion), die von vornherein geringere Lebenssicherheit besitzen (weil sie möglicherweise hoffen, dort leichter in die Lebenssicherheit „hineinwachsen“ zu können bzw. hoffen, dass persönliche Lebenssicherheit durch den kirchlichen Rahmen substituiert wird) (→ Kap. 4.3.).

2. Die Kirche als Organisation könnte ein Rollenmodell bieten bzw. sogar verlangen (organisationale Selektion), das Personen favorisiert, die weniger „Eigenständigkeit“, eigene Lebensorientierung und eigenen Gestaltungswillen mitbringen, weil das hierarchische Rollenmodell solche Personen leichter handhaben kann.

3. Seelsorgende haben häufig mit einem schwächeren Kohärenzgefühl eine besondere Sensibilität und Vulnerabilität für Dinge, die im Leben nicht aufgehen, die ihnen zugleich für seelsorgliche Aufgaben zugute kommen.29

3.5.8. Erklärungsansätze für Unterschiede des Kohärenzgefühls aufgrund von Tätigkeit und Position

In diesem Kontext braucht es weitere Überlegungen zum Verständnis der Tatsache, dass unterschiedliche Positionen und Tätigkeitsbereiche bei den Priestern mit unterschiedlichen Niveaus des Kohärenzgefühls assoziiert sind (→ Kap. 6).

Vor allem Priester in der kategorialen Seelsorge (die Expertenpositionen oder verantwortliche Positionen haben) oder leitende Pfarrer in der territorialen Seelsorge zeichnen sich durch höheres Kohärenzgefühl aus (selbst wenn es vergleichsweise relativ niedrig ist). Umgekehrt sind Personen in der territorialen Seelsorge als „Beginner“ (Vikare/Kapläne) bzw. als „Allrounder“ in der zweiten Reihe mit „nur“ seelsorglichen Aufgaben durch ein schwächeres Kohärenzgefühl gekennzeichnet. Hier seien zwei Deutungsmodelle angeboten:

1. Das Modell der Passung von Person und Umwelt:

Die Organisation platziert Personen, die sie mit geforderten Fähigkeiten und Fertigkeiten, höherer Belastungskapazität und besserer Gesundheit ausgestattet sieht, an den stärker fordernden Positionen. Sie trifft damit eine Auswahl von geeigneten Personen bei der kategorialen Seelsorge für Aufgaben mit Führungsverantwortung oder für Aufgaben mit speziellen Zielgruppen oder Spezialkenntnissen bzw. für territoriale Aufgaben mit Führungsverantwortung als leitende Pfarrer. In der Studie würde sich dies im besseren Kohärenzgefühl messbar niederschlagen. Die Folge dieses Deutungsansatzes könnte sich belastend für das Selbstverständnis der Seelsorge und der Seelsorger/-innen selbst auswirken : „Nur-Seelsorgstätigkeit“ in der territorialen Seelsorge käme in den Verdacht einer „Seelsorgebefähigung zweiter Klasse“. Die betroffenen Personen würden darunter leiden und sich eventuell sogar als Seelsorger/-innen zweiter Klasse fühlen. Damit würde auch der große Wunsch vieler nach dem Wechsel in die Kategorialseelsorge erklärbar.

2. Das Konzept eines „aufgabenspezifischen Kohärenzgefühls“ mit seinen Auswirkungen auf das globale Kohärenzgefühl: In der Anwendung auf den pastoralen Dienst besagt dieses Konzept,30 dass Personen mit spezifischen Aufgaben nicht nur besser selektiert werden, sondern dass sie präziser definierte Aufgabenbereiche und qualifizierte und aufgabenspezifische Ausbildungen erhalten. Zudem können sie ihre Tätigkeit (auch ihre Arbeitszeiten!) besser selbständig kontrollieren und häufig auch klarere Rückmeldung über die Fruchtbarkeit ihrer Tätigkeit erhalten.

In der Sprache des Salutogenese-Modells ausgedrückt heißt das: Sie können ihre Tätigkeiten besser verstehen und sich in ihrem Tätigkeitsfeld besser orientieren (Verstehbarkeit), sie haben für ihre Tätigkeit effektivere Ressourcen und können sie besser gestalten (Gestaltbarkeit), sie haben in Bezug auf ihre Tätigkeit eine spezifische Motivation, erleben vergleichsweise kontrollierbare Erfolge und entsprechende Wertschätzung (Sinnhaftigkeit). All diese tätigkeitsspezifischen SOC-Merkmale haben eine starke Rückwirkung auf das globale Kohärenzgefühl: Sie machen es stärker.

3.5.9. Tätigkeitsspezifisches Kohärenzgefühl: Am Beispiel der Tätigkeit des Kooperators

Aufgrund der bisherigen Studienergebnisse, die mit vielen Rückmeldungen aus der Praxis übereinstimmen, ist anzunehmen, dass diese positiven Effekte auf das Kohärenzgefühl bei dem gegenwärtig im Umbruch befindlichen und gleichzeitig „relativ erfolglosen“ Tätigkeitsfeld des „Allrounders in der Seelsorge“ (Kooperators) in großer Breite schwächer ausgeprägt sind oder gar entfallen. Wer also als Kooperator z. B. auf den „Erfolg“ der Sakramentenvorbereitung angewiesen ist, kann davon für sein Kohärenzgefühl wenig profitieren, weil er kaum sichtbare Erfolge sieht. Im Gegenteil: Für viele destabilisiert das Engagement für die Sakramentenvorbereitung das Gefühl, die Welt noch zu verstehen, sie gestalten und sich für den Einsatz motivieren zu können. Dies würde die Annahme von Antonovsky bestätigen, dass strukturelle Bedingungen des Lebensfeldes von entscheidender Bedeutung sind für den Aufbau eines starken Kohärenzgefühls.31

 

Hinzu kommen noch folgende Ergebnisse der Seelsorgestudie: Mitarbeitende Priester in Seelsorgeeinheiten haben zurzeit viel weniger als ihre Kollegen auf anderen Positionen die Chance, zu überblicken, was passiert; sie haben weniger Einfluss auf Überforderung in problematischen und Unterforderung in für die eigene Person existentiellen und wünschenswerten Tätigkeitsbereichen; sie sind weniger einbezogen und weniger eigenverantwortlich in den Entscheidungsprozessen der Pastoral.

Eine andere empirische Untersuchung hat kürzlich zudem gezeigt, dass das Gefühl der Kontrolle über die Tätigkeit, verminderte soziale Wertschätzung, Aufgabenunsicherheit, qualitative Überforderung, Zeitdruck und fehlende Unterstützung durch Vorgesetzte weitere Negativfaktoren für den Aufbau eines starken Kohärenzgefühls darstellen – alles Faktoren, die „Priester in der zweiten Reihe“ gegenwärtig immer wieder als negativ kritisieren.32

3.5.10. Das Kohärenzgefühl von Seelsorgenden: Aktuelle kirchliche Selektionsprozesse?

Angesichts der Ergebnisse stellte ein junger Priesterkandidat bei der Präsentation der Seelsorgestudie zum Kohärenzgefühl folgende Frage: „Was meinen Sie: Sind wir jetzt schon so – oder werden wir so gemacht?“ Und er fragte weiter: „Was können wir denn jetzt tun?“ – Es stellen sich Fragen nach Auswahl- und Interventionsprozessen der Organisation bzw. nach dem „Selbst-Empowerment“ der Seelsorgerinnen und Seelsorger mit Blick auf ihr eigenes Kohärenzgefühl.

Mit Blick auf mögliche Selektionsprozesse von Personen mit niedrigerem Kohärenzgefühl (über die bisher keine Daten vorliegen) seien aufgrund der vorliegenden Ergebnisse einige Fragen formuliert:

1. Wählen diejenigen Personen verstärkt die Kirche als Lebens und Berufsfeld, die Lebenssicherheit von sich aus mehr suchen, als dass sie diese bereits besitzen, um diese Lebenssicherheit (→ Kap. 4.3.3.) in die Seelsorge einzubringen?

2. Bietet die Kirche als Organisation – aus welchen Gründen auch immer – Lebens- und Rollenmodelle an, die so viel „Biegsamkeit“ verlangen, dass sogar das Fundament gefährdet ist? Wird Anpassungsfähigkeit an vorgegebene „Verstehensmodelle“ mehr favorisiert als klare Eigenständigkeit und selbständiger Gestaltungswille?

3. Wirken bestimmte Tätigkeitsfelder durch Selektionsprozesse und Tätigkeitsprofile eher positiv bzw. eher negativ auf das Kohärenzgefühl? Gibt es Tätigkeitsfelder, bei denen die Tätigkeitsmerkmale und Gratifikationsmerkmale geradezu hinderlich für das Kohärenzgefühl sind?

Die Ergebnisse der Seelsorgestudie zum Kohärenzgefühl können solche Fragen zurzeit nicht beantworten. Aber sie zeigen, wie wichtig ein gutes Kohärenzgefühl für das Leben von Seelsorger/-innen ist und wie notwendig es ist, seine weitere Entwicklung konsequent zu fördern. Was lässt sich hier tun?

3.5.11. Das Kohärenzgefühl von Seelsorgenden: Förderungsstrategien

Die Chancen zur Förderung eines stärkeren Kohärenzgefühls sind einerseits beschränkt und andererseits doch wieder vergleichsweise gut. Beschränkt sind sie deswegen, weil erhebliche Anteile des Kohärenzgefühls bis zum 30. Lebensjahr aufgebaut werden. Allerdings sind auch später noch bemerkenswerte Veränderungen möglich. Die ursprüngliche Annahme von Antonovsky, dass das Kohärenzgefühl bis zum frühen Erwachsenenalter ausgebildet ist und dann stabil bleibt, hat sich als revisionsbedürftig erwiesen: Veränderungen sind bis ins hohe Lebensalter möglich. Dies zeigt sich nicht nur daran, dass der SOC bis in das hohe Alter ansteigt, sondern auch darin, dass Lebensereignisse und Ereignisse im Berufsfeld auf das Kohärenzgefühl Einfluss nehmen.33, 34

Die Einflussnahme auf den SOC der Seelsorger/-innen ist in der Kirche deswegen aussichtsreich, weil die „Verweildauer der Personen in der Organisation“ im Normalfall sehr lang ist. D. h., mit langem Atem und Geduld wäre bei entsprechender Aufmerksamkeit auf die Förderung des Kohärenzgefühls viel zu erreichen. Zu den bisher erprobten individuellen Empowerment-Strategien gehören:

– salutogene Interventionen zur Förderung von Hoffnung und Alltagsbewältigungsstrategien;

– hilfreiche Gespräche mit dem Fokus auf die eigenen Ressourcen und darauf basierenden Handlungsstrategien;

– Training im konstruktiven und problemlösenden Umgang mit Stress;

– maßgeschneiderte Programme zur Förderung bio-psychosozialer Ressourcen.

In Zukunft dürften noch weitere Strategien hinzukommen. Auf Tätigkeits- und Arbeitsplatzebene bieten sich an: der Einsatz überlegter Auswahlprozesse, die bessere Berücksichtigung der Prozesse der Passung von Person und Tätigkeit („charismenorientierter und situationsgerechter Personaleinsatz“), die Bereitstellung besserer und passgenauerer Ressourcen, der Aufbau von akzeptablen Gratifikationsprozessen, die Ausbildung von Konzepten der Förderung eines arbeitsplatzspezifischen Kohärenzgefühls (z. B. „Spezialist bzw. Fachseelsorger für Allgemeine Seelsorge“ [vgl.: Facharzt für Allgemeinmedizin]) und individuelles Training am Arbeitsplatz.35 Angesichts des „lebenslangen Engagements aus Berufung“ in der Kirche ergeben sich hier bei entsprechender Aufmerksamkeit, bei entschiedenem Willen und organisationalen Schwerpunktsetzungen zahlreiche Möglichkeiten.

3.5.12. Ergebnissicherung zum Kohärenzgefühl

1. Das Kohärenzgefühl hat sich in der Seelsorgestudie als zentrale Ressource mit großer Bedeutung für Lebenszufriedenheit, Gesundheit und Engagement erwiesen. Es stellt eine Ressource mit hohem Differenzierungspotential dar. Je stärker das Kohärenzgefühl entwickelt ist, desto positiver ist der Status aller anderen Indikatoren. Dies gilt besonders für die Merkmale der Belastungsverarbeitung und des gesamten Arbeitsfeldes.

2. Das Kohärenzgefühl der Seelsorgenden liegt auf dem Niveau der Normalbevölkerung; es liegt aber unter dem Niveau von Personen mit gleichem Anspruch an die beruflichen und menschlichen Ressourcen (Akademiker, Gesundheitsberufe, Führungskräfte). Besonders das Kohärenzgefühl von Priestern ist schwächer entwickelt.

3. Unterschiedliche Tätigkeitsfelder und Positionen sind in der Seelsorgestudie bei Priestern mit unterschiedlichen Ausprägungen des Kohärenzgefühls assoziiert. Dafür sind vermutlich Selektionseffekte und stärkende bzw. schwächende Effekte des Tätigkeitsfeldes mit Blick auf das Kohärenzgefühl verantwortlich.

4. Aufgrund der Tatsache, dass Priester und Laien in der Seelsorge meist „ihr (Berufs-) Leben lang“ in der Kirche tätig sind, bieten sich trotz aller Grenzen erfolgversprechende Chancen für eine kontinuierliche Förderung des Kohärenzgefühls. Es braucht dafür individuelle und arbeitsplatzbezogene Konzepte, zu denen ein „charismen- und situationsgerechter“ Personaleinsatz gehören dürfte.

1 Thomä D, Henning C & Mitscherlich-Schönherr O (2011) Glück: ein interdisziplinäres Handbuch. Stuttgart: Metzler.

2 Papst Franziskus (2016) Homilie von Papst Franziskus anlässlich der Eucharistiefeier an Allerheiligen im Swedbank-Stadion von Malmö. Verfügbar unter: http://w2.vatican.va/content/francesco/de/homilies/2016/documents/papa-francesco_20161101_omelia-svezia-malmo.html [5. 11. 2016].

3 Bucher A (2009) Psychologie des Glücks. Weinheim: Beltz.

4 Beierlein C, Kovaleva A, László Z, Kemper CJ & Rammstedt B (2014) Eine Single-Item-Skala zur Erfassung der Allgemeinen Lebenszufriedenheit. GESIS-Working Papers 2014 : 33. Diener E, Inglehart R & Tay L (2013) Theory and validity of life satisfaction scales. Social Indicators Research 112 : 497–527.

5 Schupp J (2009) 25 Jahre Sozio-oekonomisches Panel – Ein Infrastrukturprojekt der empirischen Sozial- und Wirtschaftsforschung in Deutschland. Zeitschrift für Soziologie 38 : 350–357. Wagner GG, Göbel J, Krause P, Pischner R & Sieber I (2008) Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP): Multidisziplinäres Haushaltspanel und Kohortenstudie für Deutschland – Eine Einführung (für neue Datennutzer) mit einem Ausblick (für erfahrene Anwender). AStA Wirtschafts- und Sozialstatistisches Archiv 2 : 301–328.

6 Diener E, Emmons RA, Larsen RJ, Griffin S (1985) The Satisfaction With Life Scale. Journal of Personality Assessment 49 : 71.

7 Neuberger O & Allerbeck M (1978) Messung und Analyse von Arbeitszufriedenheit: Erfahrungen mit dem „Arbeitsbeschreibungsbogen (ABB)“. Bern: Huber.

8 Daumenlang K, Müskens W & Harder U (2004) Fragebogen zur Erfassung des Organisationsklimas (FEO). Göttingen: Hogrefe.

9 Raffelhüschen B & Schlinkert R (2015) Deutsche Post Glücksatlas 2015. München: Albrecht Knaus Verlag.

10 Heidl CM, Landenberger M & Jahn P (2012) Lebenszufriedenheit in Westdeutschland: eine Querschnittsanalyse mit den Daten des Sozio-oe-konomischen Panels: DIW Berlin, The German Socio-Economic Panel (SOEP). Steptoe A, Deaton A & Stone AA (2015) Subjective wellbeing, health, and ageing. The Lancet 385 : 640–648.

11 Diener E (2006) Understanding scores on the Satisfaction with Life Scale. Verfügbar unter: https://internal.psychology.illinois.edu/~ediener/Documents/Understanding%20SWLS%20Scores.pdf [11. 11. 2016].

12 Rossetti S (2011) Why priests are happy. A study of the psychological and spiritual health of priests. Notre Dame: Ave Maria Press.

13 Angestellte und Führungskräfte in Sozialen Diensten (vorwiegend aus diakonischen und caritativen Institutionen) wurden im Studiengang Caritaswissenschaft und Werteorientiertes Management, Universität Passau, rekrutiert. Altersmittel der Frauen: 38,8 ± 12,7 Jahre; Altersmittel der Männer: 41,5 ± 14,2 Jahre.

14 Siegrist J (2015) Arbeitswelt und stressbedingte Erkrankungen – Forschungsevidenz und präventive Maßnahmen. München: Urban & Fischer.

15 Jacobs C, Büssing A (2015) Wie es Seelsorgerinnen und Seelsorgern heute geht. Das pastoralpsychologische Konzept der Seelsorgestudie. Theologie und Glaube 105 : 228–248.

16 Antonovsky A (1993) Complexity, conflict, chaos, coherence, coercion and civilty. Social Science and Medicine 37 : 969–974, 972.

17 Antonovsky A (1997) Salutogenese. Zur Entmystifizierung der Gesundheit. Tübingen: dgvt-Verlag: 36.

18 Antonovsky A (1993) Complexity, conflict, chaos, coherence, coercion and civilty. Social Science and Medicine 37 : 969–974 : 972.

19 Kickbusch I (1992) Plädoyer für ein neues Denken über Gesundheit: Muster-Chaos-Kontext. Neue Handlungsansätze in der Gesundheitsförderung. In: Paulus P (Hg.) Prävention und Gesundheitsförderung. Perspektiven für die psychosoziale Praxis. Köln: GwG-Verlag: 23–33.

 

20 Jacobs C (2000) Salutogenese. Eine pastoralpsychologische Studie zu seelischer Gesundheit, Ressourcen und Umgang mit Belastung bei Seelsorgern. Würzburg: Echter.

21 Eriksson M & Lindström B (2006) Antonovsky’s sense of coherence scale and the relation with health: a systematic review. Journal of Epidemiology and Community Health 60 : 376–381. Eriksson M & Lindström B (2007) Antonovsky’s sense of coherence scale and its relation with quality of life: a systematic review. Journal of Epidemiology and Community Health 61 : 938–944. Bengel J, Strittmatter R & Willmann H (1998) Was erhält Menschen gesund? Antonovskys Modell der Salutogenese – Diskussionsstand und Stellenwert (hrsg. von der Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung [BZgA]).

22 Feldt T (1997) The role of sense of coherence in well-being at work: analysis of main and moderator effects. Work & Stress 11 : 134–147. Vogt K, Hakanen J, Jenny G & Bauer G (2016) Sense of coherence and the motivational process of the job-demands-resources model. Journal of Occupational Health Psychology 21 : 194–207.

23 Jacobs C, Baumann K, Frick E, Günther A & Büssing A (in Vorbereitung) Sense of coherence, age, quality of life and work engagement of Catholic pastoral professionals.

24 Singer S & Brähler E (2007) Die „Sense of Coherence Scale“. Testhandbuch zur deutschen Version. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht.

25 Ibidem.

26 Eriksson M & Lindström B (2014) The salutogenic framework for wellbeing: implications for public policy. In: Hämäläinen TJ & Michaelson J (Hrsg.) Well-being and beyond: Broadening the public and policy discourse. Cheltenham: Edward Elgar Publishing: 68–97.

27 Bucher R (2012) Wenn nichts bleibt, wie es war. Zur prekären Zukunft der katholischen Kirche. Würzburg: Echter. Sellmann M (2013) Gemeinde ohne Zukunft. Theologische Debatte und praktische Modelle. Freiburg: Herder.

28 Edwards IR & Shipp AI (2007) The relationship between person-environment fit and outcomes: An integrative theoretical framework. In: Ostroff C & Judge TA (Hg.) Perspectives on organizational fit. San Francisco : Jossey-Bass. 209–258; Edwards JR & Cooper CL (1990) The person-environment fit approach to stress: Recurring problems and some suggested solutions. Journal of Organizational Behavior 11 : 293–307; Jacobs C & Büssing, s. Anm. 15.

29 Vgl. Müller W (2016) Fünfundzwanzig Jahre Recollectio-Haus. Ein persönlicher Rückblick. Stimmen der Zeit 234 : 374–384; Frick E (1996) Durch Verwundung heilen. Zur Psychoanalyse des Heilungsarchetyps, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

30 Bauer GF, Vogt K, Inauen A & Jenny GJ (2015) Work-SoC – Entwicklung und Validierung einer Skala zur Erfassung des arbeitsbezogenen Kohärenzgefühls. Zeitschrift für Gesundheitspsychologie 23 : 20–30.

31 Antonovsky A (1984) The Sense of Coherence as a determinant of health. In: Matarazzo JD, Weiss SM, Herd JA, Miller NE & Weiss SM (Hrsg.) Behavioral health: A handbook of health enhancement and disease prevention. New York: Wiley. 114–129; Antonovsky A (1997), s. Anm. 17.

32 Bauer GF, Vogt K, Inauen A & Jenny GJ (2015) Work-SoC – Entwicklung und Validierung einer Skala zur Erfassung des arbeitsbezogenen Kohärenzgefühls. Zeitschrift für Gesundheitspsychologie 23 : 20–30.

33 Feldt T, Leskinen E & Kinnunen U (2005) Structural invariance and stability of sense of coherence: A longitudinal analysis of two groups with different employment experiences. Work & Stress 19 : 68–83.

34 Vastamaki J, Moser K & Paul KI (2009) How stable is sense of coherence? Changes following an intervention for unemployed individuals. Scandinavian Journal of Psychology 50 : 161–171.

35 Bauer GF, Vogt K, Inauen A & Jenny GJ (2015) Work-SoC – Entwicklung und Validierung einer Skala zur Erfassung des arbeitsbezogenen Kohärenzgefühls. Zeitschrift für Gesundheitspsychologie 23 : 20–30; Corrigan JD, Kolakowsky-Hayner S, Wright J, Bellon K & Carufel P (2013) The satisfaction with life scale. Journal of Head Trauma Rehabilitation 28: 489–491.

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