Die Memoiren der Fanny Hill

Text
Autor:
Aus der Reihe: Cupitora #40
0
Kritiken
Leseprobe
Als gelesen kennzeichnen
Wie Sie das Buch nach dem Kauf lesen
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa

Sosehr nun Martha solche Zwischenfälle auch gewöhnt und dementsprechend abgehärtet war, hätte sie doch den letzten Rest von Weiblichkeit aus ihrem Herzen verloren haben müssen, wenn sie das ungerührt mit angesehen hätte. Außerdem glaubte sie, als sie diese Situation sah, dass bereits mehr geschehen war, als es tatsächlich der Fall war; sie meinte, die wahren Gesetze des Hauses wären an mir erfüllt worden und hätten mich in den Zustand gebracht, in dem sie mich vorfand.

Auf diese Vorstellung hin ergriff sie sofort meine Partei und ersuchte den Herrn, sogleich hinunterzugehen und zu erlauben, dass ich wieder zu mir komme; dass alles bald wieder in Ordnung mit mir wäre; wenn Mrs. Brown und Phoebe, die weggegangen waren, zurückkehrten, würden sie schon dafür sorgen, dass alles zu seiner Befriedigung geschehe …, dass man nichts verlieren würde, wenn man ein bisschen Geduld bei dem armen, zarten Ding beobachte …, dass sie selbst übrigens erschreckt sei …, jedenfalls würde sie bei mir bleiben, bis meine Herrin zurückkomme …

Nachdem das Mädchen all das gesagt hatte, und zwar in einem entschiedenen Ton, und sogar der Wüstling selbst zu verstehen anfing, dass die Angelegenheit nicht besser würde, wenn er darauf bestehe, hier zu bleiben, nahm er seinen Hut und ging aus dem Zimmer. Er murrte dabei und zog seine Augenbrauen zusammen wie ein alter Affe, ich aber war von seiner verhassten, schreckensvollen Anwesenheit endlich befreit.

Kaum war er gegangen, als Martha mir sehr zärtlich ihre Hilfe in jeder Hinsicht anbot; sie brachte mir mehrmals Tropfen von Hirschhornaroma und steckte mich ins Bett. Das letztere lehnte ich zunächst entschieden ab, aus lauter Angst, der Wüstling komme zurück und packe mich bei dieser Gelegenheit. Mit viel Überredungskunst und der Versicherung, dass ich in dieser Nacht nicht mehr belästigt werden solle, brachte sie mich schließlich dazu, mich hinzulegen. Ich war tatsächlich so erschöpft durch meinen Kampf, so niedergeschlagen durch meine angstvollen Sorgen, so bedrückt von schrecklichen Befürchtungen, dass ich nicht einmal mehr die Kraft zum Hinsetzen besaß und kaum Antwort auf die Fragen gab, mit denen die neugierige Martha mich plagte und weiter verwirrte.

So grausam war ja auch mein Schicksal, dass ich mich davor fürchten musste, Mrs. Brown zu sehen – als ob ich die Verbrecherin und sie die beleidigte Person gewesen wäre; eine Verwechslung, die Sie nicht für allzu seltsam halten werden, wenn Sie bedenken, dass weder Tugend noch sonstige Grundsätze den geringsten Anteil an meiner Verteidigung gehabt hatten, sondern allein der besondere Widerwille, den ich gegen den schreckerregenden Wüstling und ersten Angreifer auf meine zarte Unschuld hegte.

Ich verbrachte also die Zeit bis zu der Rückkehr von Mrs. Brown in einem Zustand von Angst und Verzweiflung, den man leicht erraten kann.

Gegen elf Uhr abends kamen meine beiden Damen nach Hause. Sie erhielten wohl einen sehr günstigen Bericht von Martha, die hinuntergerannt war, um ihnen aufzumachen. Da Mr. Crofts – so lautete der Name des Wüstlings – das Haus verlassen hatte, kamen sie eilig zu mir herauf; als sie auf meinem blassen und blutigen Gesicht alle Anzeichen der tiefsten Niedergeschlagenheit entdeckten, bemühten sie sich mehr darum, mich zu trösten als mir die Vorwürfe zu machen, die ich törichterweise befürchtete – ich, die viel gerechtere und härtere Vorwürfe gegen sie zu erheben gehabt hätte.

Nachdem Mrs. Brown weggegangen war, kam sogleich Phoebe in mein Bett; sowohl durch die Antworten, die sie mir entpresste, wie auch mit Hilfe ihrer eigenen Methoden, nämlich mich abzutasten, merkte sie bald, dass ich mehr erschreckt als verletzt worden war. Daraufhin, so nehme ich an, überwältigte sie selbst der Schlaf; sie sparte sich ihre Lehren und Anweisungen für den nächsten Tag auf und überließ mich, um es genau zu sagen, meiner Unruhe. Den größten Teil der Nacht über warf ich mich hin und her und quälte mich mit den verworrensten Gedanken und Sorgen um alle möglichen Dinge; dann fiel ich, aus reiner Erschöpfung, in eine Art von Halbschlaf, aus dem ich erst spät am nächsten Tag mit hohem Fieber aufwachte. Dieser Umstand kam gerade rechtzeitig, um mich, wenigstens für einige Zeit, von den Belästigungen eines Schufts zu befreien, die unendlich schlimmer für mich waren als selbst der Tod.

Die sorgfältige Pflege, die man mir während meiner Krankheit angedeihen ließ und die darauf abzielte, mich für die Erfüllung der Verpflichtungen der Kupplerin instand zu setzen oder überhaupt für das Erleiden künftiger Prüfungen, hatte eine solche Wirkung auf meine dankbare Veranlagung, dass ich mich meinen Verderbern gegenüber in der tiefsten Schuld fühlte für ihre Bemühungen, meine Wiedergenesung zu erreichen.

Mehr noch als für das war ich ihnen dafür verbunden, dass sie meine Augen mit dem Anblick des schauderhaften Schänders verschonten, des Urhebers meiner Krankheit; sie fanden wohl, dass ich schon beim bloßen Erwähnen des Namens zu stark erschüttert wurde.

Jugend erholt sich schnell. Einige Tage reichten aus, um den Sturm meines Fiebers zu dämpfen. Was aber am meisten zu meiner vollkommenen Wiedergenesung und zu meiner Aussöhnung mit dem Leben beitrug, war die rechtzeitig eingetroffene Nachricht, dass Mr. Crofts, der als Kaufmann einen umfangreichen Geschäftsverkehr hatte, verhaftet worden war. Der Grund waren ungefähr vierzigtausend Pfund, die er durch Beteiligung an einer Schmugglerbande beiseite geschafft hatte; seine Sache stand so verzweifelt, dass er jetzt trotz seiner wütenden Gier gewiss nicht die Macht hatte, seine Absichten auf mich in die Tat umzusetzen. Man hatte ihn sofort in ein Gefängnis geworfen, und es sah nicht danach aus, als ob er es bald verlassen würde.

Mrs. Brown hatte ihre fünfzig Guineen kassiert, die er für einen derart dürftigen Erfolg vorausbezahlt hatte; da alle Hoffnung auf die übrigen hundert Guineen geschwunden waren, betrachtete sie die Weise, in der ich ihn behandelt hatte, mit merklich nachsichtigeren Augen. Sie hatte inzwischen auch festgestellt, dass mein Temperament durchaus lenkbar war und überhaupt ihren Wünschen entsprach; also wurde es allen Mädchen, die zu ihrem Stall gehörten, erlaubt, mich zu besuchen. Wie ein Haufen von Souffleuren sollten sie mir allmählich die Absichten von Mrs. Brown schmackhaft machen.

¤

Mit diesem Geheiß wurden sie auf mich losgelassen. All die Fröhlichkeit und gedankenlose Heiterkeit, mit der diese leichtfertigen Geschöpfe ihre Mußestunden verbrachten, erweckten in mir Neid, da ich ausschließlich die angenehmere Seite ihres Daseins sah. Es wurde mein größter Wunsch, eine der Ihren zu werden: eine Neigung, die sie sorgfältig unterstützten. Ich begehrte nur danach, wieder meine Gesundheit zu erlangen, um fähig zu werden, mich der Zeremonie der Einweihung in diesen Beruf zu unterziehen.

Unterhaltung und Beispiel – kurzum, alles trug dazu bei, meine natürliche Reinheit zu verderben, die noch dazu keinen Halt an meiner mangelhaften Erziehung fand. Die Sinnlichkeit, die in meinem damaligen Alter leicht in Feuer versetzt werden konnte, wuchs geschwind in mir; die Schamhaftigkeit, die mir nur aus Gewohnheit und nicht auf Grund von Erziehung eigen war, begann wie Tau in der Hitze der Sonne zu verdunsten. Es bedarf kaum noch der Erwähnung, dass ich bald aus dem ursprünglichen Zwang, der dauernden Besorgtheit, hinausgeworfen zu werden und verhungern zu müssen, ein freiwilliges Laster machte.

Ziemlich schnell war ich wieder völlig genesen. Zu bestimmten Stunden war es mir nun erlaubt, durch das ganze Haus zu spazieren, jedoch wurde ich sorgfältig davor bewahrt, irgendjemand vor der Ankunft von Lord B … aus Bath anzutreffen. Ihm hatte mich nämlich Mrs. Brown, in Anbetracht seiner – erfahrungsgemäß beträchtlichen – Großzügigkeit bei solchen Gelegenheiten, aufgespart, um einer zahlungskräftigen Persönlichkeit die Prüfung meiner Kostbarkeiten, die einen Wert besaßen, so groß wie man ihn sich nur vorstellen kann, anbieten zu können. Seine Lordschaft wurde in knapp vierzehn Tagen erwartet; Mrs. Brown war überzeugt, dass ich bis dahin in voller Schönheit und Frische wiederhergestellt sei und ihr die Möglichkeit eines besseren Geschäftes als desjenigen mit Mr. Crofts bieten würde.

Inzwischen wurde ich gründlich eingefuchst – wie sie es nannten – und folgte zahm ihrem Pfeifen. Nie wäre ich auf die Idee gekommen zu fliehen, selbst wenn die Tür meines Käfigs offen gewesen wäre; ich blieb stattdessen, wo ich war. Mich beschlich nicht das geringste Gefühl, meine Lage sei bedauernswert, ich wartete in völliger Ruhe auf das, was Mrs. Brown Tiber mich verhängt hatte. Sie beachtete ihrerseits ebenso sehr wie ihre Helfershelfer alle Vorsicht, um jede sachliche Überlegung über mein Schicksal einzulullen.

Moralische Vorbehalte wurden über den Haufen gerannt und ein Leben voll Heiterkeit mit den schönsten Farben ausgemalt. Liebkosungen, Versprechungen, nachsichtige Behandlung – einfach nichts fehlte, das nicht dazu angetan war, um mich völlig in den Griff zu bekommen; dadurch sollte vermieden werden, dass ich fortging und mich andernorts nach guten Ratschlägen umsah. Ich Arme! Ich ließ mir von alledem nicht das geringste träumen.

Bis jetzt hatte ich es nur den Mädchen des Hauses zu verdanken, dass sie mich mit ihren Redereien verdarben. Ihr widerliches Geschwätz, bei dem die Schamhaftigkeit gehörig zu kurz kam, und die Schilderung ihrer Verhältnisse mit Männern verhalfen mir zu einem ziemlich genauen Einblick in die Beschaffenheit und die Geheimnisse ihres Berufs; zugleich erweckten sie in mir ein heftiges Verlangen, das sich in einem Strom hitzigen Blutes, der durch meine Adern pulste, äußerte. Mehr noch als alle anderen übte meine Bettgenossin Phoebe, deren eigentliche Schülerin ich war, ihren Einfluss auf mich aus, indem sie sich bemühte, mir die ersten Vorgefühle des Vergnügens zu vermitteln. Die nun erwachte Natur machte bei ihrem Umherschweifen viele interessante Entdeckungen und rief eine Neugierde hervor, die Phoebe geschickt anstachelte; auf dem Weg von einer Frage zur nächsten, die sie mir herauslockte, weihte sie mich in alle Geheimnisse der Venus ein. Aber ich konnte nicht lange in einem solchen Haus leben, ohne selbst zu beobachten, was ich mir allein nach ihren Schilderungen nicht vorzustellen vermochte.

 

Eines Tages, etwa um zwölf Uhr mittags – ich hatte mich schon völlig von dem Fieber erholt –, war ich zufällig in Mrs. Browns Kleiderkammer. Ich hatte noch keine halbe Stunde auf der Ruhebank des Zimmermädchens gelegen, als ich ein Rascheln im Schlafgemach hörte. Es war von der Garderobe nur durch eine Glastür getrennt, vor deren Scheiben zwei gelbe Damastvorhänge zugezogen waren, allerdings nicht so fest, dass sie einen vollen Blick aus der Kammer in das Zimmer verhindert hätten.

Sofort schlich ich behutsam näher und stellte mich so, dass ich zwar alles genau sehen, selbst aber nicht entdeckt werden konnte. Da kam doch die ehrwürdige Mutter Äbtissin selbst, geleitet von einem großen, stattlichen, jungen Kavalleristen, der wie ein Abbild des Herkules aussah; kurzum: der Erwählte der in London in diesen Dingen erfahrensten Dame.

Oh, wie mäuschenstill ich mich auf meinem Beobachtungsposten verhielt, um nicht durch ein Geräusch meine Neugierde zu verraten oder Madame in die Garderobe zu locken!

Aber ich hatte wenig Grund zu solchen Befürchtungen, denn sie war im Augenblick so vollständig von ihrem wichtigen Geschäft in Anspruch genommen, dass sie überhaupt keine Aufmerksamkeit für etwas anderes übrig hatte. Es war erheiternd anzusehen, wie ihre unbeholfene, dicke Gestalt gegenüber der Garderobe auf das Bettende plumpste, sodass ich nun all ihre Reize unmittelbar vor mir sah.

Ihr Liebhaber setzte sich neben sie. Er schien ein Mann von wenig Worten, doch von großer Begierde zu sein, denn er kam sofort zum Wesentlichen, gab ihr einige herzhafte Schmatze, fuhr mit den Händen an ihre Brüste, befreite sie von dem stützenden Mieder, worauf sie, ihrer Fesseln ledig, mindestens bis zum Nabel hinunterfielen. Nie sah ich ein gewaltigeres, fahler getöntes, derart erschlafftes und einträchtig nebeneinanderhängendes Paar; aber so wie sie waren, bepatschte sie dieser stiernackige Vielfraß mit höchst unappetitlichem Gusto und versuchte vergebens, eine von ihnen mit einer Hand zu umschließen, die kaum kleiner als eine Hammelschulter war. Nachdem er so einige Zeit mit ihnen herumgespielt hatte, als ob sie dessen wert gewesen wären, warf er Madame rasch nieder, streifte ihre Röcke hoch und bedeckte mit ihnen ihr breites, glänzendes Gesicht, das allein vom Brandy gerötet war. Da er etwa eine Minute lang neben dem Bett stand, um Weste und Hose aufzuknöpfen, konnte ich ihre fetten, stämmigen, herunterhängenden Schenkel und die ganze glitschige Landschaft einigermaßen gut sehen: Ein weit geöffneter Spalt, von grauem Dickicht überwuchert, der wie der Hamstersack eines Bettlers für eine Gabe hingehalten wurde.

Bald jedoch wurde meine Aufmerksamkeit von einem verblüffenderen Etwas in Anspruch genommen.

Der kräftige Hengst war inzwischen ausgezogen und zeigte nun, nackt und steif aufgerichtet, jenes wunderbare Gerät, das ich nie zuvor gesehen hatte. Da meine eigene Lustzone plötzlich ein ungestümes Interesse daran fand, starrte ich es mit übergehenden Augen an.

Meine Sinne waren aber zu verwirrt und zu sehr auf die inzwischen auch bei mir glühende Stelle gerichtet, sodass ich außer der allgemeinen Beschaffenheit des Apparates nichts Genaueres beobachten konnte. Die Natur gab mir jetzt, unmissverständlicher als alles, was ich bisher darüber gehört hatte, zu verstehen, dass auch ich dieses höchste Vergnügen erwarten dürfe, das sie bei der Vereinigung jener so bewundernswert sich ergänzenden Teile vorgesehen hat.

Es währte nicht lange, und schon schüttelte und schwang der junge Galan sein Gerät zwei- oder dreimal; er warf sich auf Madame, und da er mir jetzt seinen Rücken zuwandte, konnte ich mir nur vorstellen, dass er sich in sie versenkt hatte, denn seine Bewegungen und die Unmöglichkeit, ein derart auffallendes Ziel zu verfehlen, schienen diesen Schluss als selbstverständlich zuzulassen. Nun wankte das Bett, und die Vorhänge raschelten so sehr, dass ich kaum das Stöhnen, Flüstern, Seufzen und Keuchen hören konnte, die das Treiben von Anfang bis Ende begleiteten. Der Anblick und die Geräusche erregten mein Innerstes, und ich fühlte flüssiges Feuer in meinen Adern brennen. Die Erregung wurde so heftig, dass mir der Atem stockte.

Durch die Unterhaltungen meiner Gefährtinnen und durch Phoebes ins einzelne gehende Schilderungen vorbereitet, war es kein Wunder, dass dieser Anblick meiner mädchenhaften Unschuld den endgültigen Todesstoß versetzte.

Während die beiden mitten in ihrem leidenschaftlichen Treiben waren und dabei der Natur ihren Lauf ließen, stahl sich meine Hand unter meine Röcke, führte die bebenden Finger zum Mittelpunkt meiner Gefühle und reizte ihn noch mehr. Mein Herz klopfte, als wollte es meiner Brust entspringen. Ich atmete mühsam; ich wand meine Schenkel, presste und drückte die Lippen meiner jungfräulichen Spalte, folgte dabei, so weit wie ich Einlass fand, mechanisch dem Beispiel von Phoebes Händen und löste endlich jene kritische Ekstase, jene entspannende Flut aus, in der die Natur nach einem Übermaß an Lust erschöpft endet.

Danach kühlten meine Gefühle sich so ab, dass ich das übrige Geschäft zwischen dem glücklichen Paar weiterverfolgen konnte.

Der junge Racker war eben erst von der alten Madame abgesessen, als diese auch schon mit jugendlicher Kraft, die sie zweifellos der genossenen Erfrischung verdankte, aufsprang. Sie bat ihn, sich zu setzen, und überhäufte ihn nun ihrerseits mit Küssen, streichelte und kniff seine Wangen und spielte mit seinem Haar. Das alles ließ er unbeteiligt und mit äußerster Zurückhaltung über sich ergehen und erwies sich damit gegenüber den Augenblicken vor seinem Ritt als völlig umgewandelt.

Meine fromme Oberin scheute sich jedoch nicht, dem abzuhelfen. Sie öffnete einen kleinen Behälter mit anregenden Mitteln, der neben dem Bett stand, und ließ ihren Liebhaber einen gehörigen Schluck auf ihr Wohl trinken. Nach kurzem Liebesgeflüster ließ sich Madame dann wieder am Fuß des Bettes nieder. Ihr junger Gefährte stand nun neben ihr, und sie knöpfte mit unvorstellbarer Unverfrorenheit seine Hose auf, zog das Hemd beiseite und holte sein Ding heraus. Es war dermaßen zusammengeschrumpft, dass ich mir sein voriges Aussehen in Erinnerung rufen musste. Jetzt war es unscheinbar klein und konnte höchstens ganz schwach seine Spitze heben. Unserer erfahrenen Vorsteherin gelang es jedoch bald, es durch Reiben und Streicheln zu der Größe und Steifheit anschwellen zu lassen, in der ich es zuvor gesehen hatte.

Ich bewunderte daher erneut und diesmal mit besserer Übersicht die Beschaffenheit jenes großartigen männlichen Körperteils. Der flammendrote, unbeschützte Kopf, die Weiße des Schafts, das dichtwachsende, sich kräuselnde Haar, das seine Verankerung umrankte, und der rundliche Sack, der von dort herunterbaumelte, forderten meine gespannte Aufmerksamkeit und erweckten wiederum meine Erregung. Da nun aber das Treiben an dem Punkt angelangt war, auf den die unermüdliche Dame hingearbeitet hatte, war sie nicht gewillt, die Bezahlung für ihre Mühen zu verschieben, sondern legte sich hin und zog ihn sanft zu sich nieder. So beendeten sie, genau wie zuvor, das letzte Stadium.

Danach gingen beide liebevoll umschlungen hinaus, nicht ohne dass die alte Dame ihm vorher ein Geschenk gemacht hätte – soweit ich sehen konnte, drei oder vier Goldstücke. Er war nicht nur aufgrund seiner Leistung ihr besonderer Liebling, sondern auch ein Kunde des Hauses, von dem sie mich aber bisher sorgfältig fern gehalten hatte, damit er nicht vielleicht vor der Ankunft des Lords ungeduldig werden könnte und etwa darauf bestehen würde, sein Vorkoster zu sein. Das aber hätte Madame in ihrer Abhängigkeit nicht zu verhindern gewagt, denn jedes Mädchen im Hause hatte es mit ihm, und die alte Dame kam nur ab und zu wegen des Geldes, das sie ihm gab, an die Reihe. Man kann jedoch keinesfalls sagen, dass er es sich nicht redlich bei ihr verdiente.

Sobald ich die beiden hinuntergehen hörte, stahl ich mich leise in mein Zimmer – zum Glück hatte niemand meine Abwesenheit bemerkt. Dort konnte ich freier atmen und den angenehmen Gefühlen ihren Lauf lassen, die bei der Beobachtung des Geschehens in mir entfesselt worden waren. Ich streckte mich mit brennendem Verlangen auf dem Bett aus. Jedes Mittel war mir recht, meine von neuem entzündeten, heftigen Wünsche abzulenken oder zu besänftigen. Alle richteten sie sich auf einen Pol aus: den Mann. Ich tastete im Bett umher, als suchte ich nach etwas, das ich in meinem Tagtraum ergreifen könnte. Da ich nichts fand, hätte ich vor Verdruss schreien mögen. Mein ganzer Körper glühte unter belebenden Flammen.

Schließlich verfiel ich auf den im Augenblick einzig möglichen Ausweg, auf den vergeblichen Versuch, dort mit dem Finger einzudringen, wo die Beengtheit des Theaters der Handlung noch nicht genügend großen Spielraum gab, und wo der so verursachte Schmerz mir zwar für den Augenblick geringe Erleichterung verschaffte, aber auch Besorgnis in mir aufkommen ließ. Von dieser wurde ich erst durch ein Gespräch mit Phoebe befreit, in dem sie mir alles erklärte.

Die Gelegenheit dazu bot sich aber erst am anderen Morgen, denn Phoebe ging erst lange nachdem ich eingeschlafen war zu Bett. Sobald wir beide wach waren, lenkten wir selbstverständlich unsere Plauderei im Bett auf das mich beunruhigende Thema; gewissermaßen als Einführung berichtete ich von der Liebesszene, die ich zufällig miterlebt hatte.

Phoebe unterbrach mich häufig durch schallendes Gelächter, und die einfältige Art, auf die ich die Angelegenheit wiedergab, erhöhte ihr Vergnügen beträchtlich.

Als sie mich aber aushorchen wollte, wie der Anblick mich berührt habe – ich sollte die dabei in mir entfachten angenehmen Regungen weder bemänteln noch zurückhalten –, erzählte ich ihr sofort, eine Beobachtung habe mich erheblich verwirrt.


»So?«, fragte sie. »Worum handelt es sich?«

»Das war so«, antwortete ich. »Ich habe sehr neugierig und aufmerksam die Größe jenes gewaltigen Geräts mit dem zarten Ort verglichen, der so eingerichtet ist, dass er ihn aufnehmen kann. Der Apparat schien, jedenfalls in meiner ängstlichen Phantasie, wenigstens so stark wie meine Handgelenke und mindestens drei Handbreiten lang, und ich kann mir nicht vorstellen, dass es möglich ist, ihn hineinzulassen, ohne dabei, vielleicht unter größten Qualen, zu sterben. Du weißt ja, dass bereits ein eingeführter Finger mich unerträglich schmerzt. Wenn ich mich in dieser Beziehung mit der gnädigen Frau und dir vergleiche, kann ich genau die verschiedenen Ausmaße bei euch und mir unterscheiden, denn sie sind ja zu fühlen und zu sehen. Deshalb habe ich einfach Angst vor einem Versuch, der solche Schmerzen auslöst, wie groß das in Aussicht gestellte Vergnügen auch sein mag.«

Bei diesen Worten fing Phoebe nur noch lauter zu lachen an und antwortete mir, die ich eine sehr ernsthafte Lösung meiner Zweifel und Ahnungen erwartet hatte, nur, sie habe nie davon gehört, dass jene schreckliche Waffe den betreffenden Zonen je eine tödliche Wunde zugefügt hätte, und sie kenne jüngere und genauso feingliedrige Mädchen wie mich, die diesen Kampf überlebt hätten. Sie glaube, im schlimmsten Fall solle ich mich möglichst häufig töten lassen. Was die Größe jener Teile betreffe, gebe es allerdings eine reiche Vielfalt, was auf die Natur, das Kinderkriegen und das häufige Überdehnen durch gnadenlose Geräte zurückzuführen sei. In einem gewissen Alter und nachdem der Körper sich daran gewöhnt habe, könnten aber selbst die in solchen Dingen Erfahrensten kaum zwischen einer Unverheirateten und einer Frau unterscheiden, vorausgesetzt, es würden keine Kunstgriffe angewendet, und alles würde natürlich belassen. Da mir aber der Zufall einen derartigen Anblick in den Weg gelegt habe, wolle sie mir noch einen verschaffen, der meine Augen auf feinere Art sättigen und mir helfen solle, meine Befürchtungen über das scheinbare Missverhältnis zu zerstreuen.

Dann fragte sie mich, ob ich Polly Philips kenne.

»Freilich«, erwiderte ich. »Sie ist das hübsche Mädchen, das mich während meiner Krankheit so zärtlich umsorgt hat, und sie ist, wie du mir sagtest, erst seit zwei Monaten hier im Haus.«

 

»Eben die! Du musst wissen, sie wird von einem jungen Kaufmann aus Genua ausgehalten. Er hat einen unermesslich reichen Onkel, der ihn in sein Herz geschlossen und ihn mit einem englischen Kaufmann, einem Freund, hierhergeschickt hat. Angeblich sollen sie Rechnungen eintreiben, aber in Wirklichkeit soll so sein Reisedrang gestillt werden, und er soll die Welt kennenlernen. Er begegnete Polly einmal zufällig in Gesellschaft, verliebte sich in sie und lohnt es ihr nicht schlecht, dass sie allein für ihn da ist. Er kommt zwei- oder dreimal in der Woche zu ihr, und sie empfängt ihn in ihrem hellen Zimmer im ersten Stockwerk, wo er sich auf eine Art mit ihr vergnügt, die wohl der Leidenschaft oder vielleicht dem Geschmack seines Landes entspricht. Mehr sage ich nicht, aber da er morgen wieder kommt, sollst du sehen, was sich zwischen ihnen abspielt, und zwar von einem Platz aus, der nur der Madame und mir bekannt ist.«

Sie können versichert sein, dass ich bei meiner damaligen Neigung gegen diesen Vorschlag nichts einzuwenden hatte und ziemlich gespannt auf seine Ausführung wartete.

Um fünf Uhr am Abend des nächsten Tages, als ich allein in meinem Zimmer saß, kam Phoebe pünktlich wie versprochen zu mir und forderte mich auf, ihr zu folgen.

Wir stiegen leise die Hintertreppe hinunter und öffneten die Tür zu einer dunklen Kammer, in der alte Möbel und Weinbrandkisten aufbewahrt wurden. Phoebe zog mich hinter sich her und schloss die Tür, sodass es völlig dunkel war. Nur ein Lichtschein fiel durch einen langen Spalt in der Trennwand zwischen unserer und der hellen Kammer, wo das Ereignis stattfinden sollte.

Wir setzten uns auf die niedrigen Kisten und konnten, selbst ungesehen, auf diese Weise ganz leicht und deutlich alle Dinge beobachten. Dazu mussten wir nur unsere Augen nahe an den Spalt pressen, wo die Leiste einer Wandverkleidung sich verzogen oder auf der anderen Seite ein wenig verschoben hatte. Zuerst sah ich den jungen Herrn; er wandte mir bei der Betrachtung eines Druckes den Rücken zu. Polly war noch nicht da, jedoch nach kaum einer Minute öffnete sich die Tür, und sie kam herein. Bei dem Geräusch, das die Tür machte, wandte er sich um und ging ihr mit einem Ausdruck größter Zärtlichkeit und Genugtuung entgegen.

Nach der Begrüßung führte er sie zu einem uns zugewandten Bett, auf dem sie sich niederließen. Dann schenkte ihr der junge Genuese ein Glas Wein ein und bot ihr auf einem Tablett Gebäck an, eine Spezialität aus Neapel.

Nachdem sie einige Küsse getauscht hatten und er sie in gebrochenem Englisch etwas gefragt hatte, zog er sich bis aufs Hemd aus.

Als wäre dies ein vereinbartes Zeichen, sich aller Kleider zu entledigen – ein Umstand, der wegen der heißen Jahreszeit durchaus sinnvoll schien –, löste Polly ihre Bänder, und da sie kein Korsett aufzuschnüren brauchte, war sie mit Unterstützung ihres übereifrigen Verehrers im Handumdrehen bis auf ihr Hemd entblößt.

Als er das sah, öffnete er sofort den Gürtel seiner Hose und die Strumpfbänder; rasch zog er sie sich über die Knöchel und warf sie beiseite. Sein Hemdkragen war ebenfalls aufgeknöpft. Dann gab er Polly einen ermutigenden Kuss und entwand ihr das Hemd. Das Mädchen war wohl an seine Launen gewöhnt, obzwar sie errötete, jedoch weniger als ich bei ihrem Anblick. Sie stand splitternackt da, so wie die Natur sie geschaffen hatte. Das schwarze Haar umfloss in losen Wellen ihren verwirrend schönen weißen Nacken und ihre Schultern, während das Rosa ihrer Wangen allmählich in eine schneeig glänzende Farbe überging, was die natürliche Tönung ihrer glatten Haut war.

Das Mädchen konnte kaum älter als achtzehn Jahre alt sein. Ihr Gesicht war gleichmäßig und schön geformt, ihre Figur vorzüglich, und ich beneidete sie auch um ihre zwei vollen, bezaubernden Brüste, die prall und dabei so rund und straff waren, dass sie auch ohne Mieder aufrecht standen. Die Brustwarzen wiesen in auseinanderstrebende Richtungen und unterstrichen so die angenehme Zweiteilung. Unter ihnen erstreckte sich ihr herrlicher Bauch, in einer kaum wahrnehmbaren Trennlinie, einer Spalte endend, die sich bescheiden nach unten zurückzuziehen und zwischen zwei drallen, gewölbten Schenkeln Zuflucht zu suchen schien; das sich kräuselnde Haar bedeckte das entzückende Dreieck und bekleidete es mit dem wertvollsten Zobelpelz der Welt. Kurzum, sie hätte ganz sicher ein Modell für Maler sein können, um das diese sich gerissen hätten, damit sie ihnen als Muster weiblicher Schönheit in dem wahren Stolz und Prunk der Nacktheit sitzen würde.

Der junge Italiener – immer noch im Hemd – starrte sie an, hingerissen von diesem Anblick, der einen sterbenden Einsiedler entflammt hätte. Er verschlang sie mit gierigen Blicken, während sie ihre Haltung nach seinem Belieben veränderte. Auch seine Hände hatten Teil an dem köstlichen Mahl. Sie wanderten auf der Suche nach Lust über jeden Teil, jeden Zoll ihres Körpers, der im Übermaß geeignet war, das auserlesenste Gefühl zu vermitteln.

Währenddessen konnte mir nicht entgehen, wie vorn sein Hemd anschwoll, sich ausbeulte und den Zustand der Dinge hinter der Bedeckung andeutete. Er entfernte die Hülle jedoch bald, indem er sie über den Kopf streifte. Was ihre Nacktheit anbetraf, standen die beiden einander nun nicht mehr nach.

Der junge Herr, nach Phoebes Schätzung etwa zweiundzwanzig Jahre alt, war groß und von schönem Wuchs. Sein Körper war gleichmäßig geformt, äußerst kräftig, breitschultrig und mit ausladendem Brustkorb. Sein Gesicht war in keiner Weise außergewöhnlich, abgesehen von seiner römischen Nase und großen, schwarzen, sprühenden Augen. Dazu kam die Röte seiner Wangen, die um so lieblicher schien, als seine Gesichtsfarbe dunkelbraun war, aber nicht von dieser graubraunen Tönung, die den Eindruck der Frische ausschließt, sondern von einem klaren Olivton, der voller Leben glüht und vielleicht weniger als eine helle Farbe in die Augen sticht, dafür aber den Betrachter umso mehr erfreut. Sein Haar, zu kurz, um es zu binden, fiel in leichten Wellen bis zum Nacken. Auch sprossen einige Härchen um seine Brustwarzen und gaben dem Oberkörper ein kraftvolles und männliches Aussehen. Vor allem aber verfügte er über einen großartigen Erreger, der sich aus dem Dickicht gekräuselten Haares zu erheben schien, das sich von der Verankerung bis zu den Schenkeln und über den Bauch bis zum Nabel ausbreitete. Dieser Riese stand steif und hoch aufgerichtet; er war so groß, dass ich Angst bekam und Mitleid für den kleinen, zarten Körperteil hegte, an dem er seine Wut auslassen wollte, und der nun offen vor meinem Blick lag. Pollys Gefährte hatte sie nämlich, sofort nachdem er seines Hemdes ledig war, sanft auf das Bett gedrückt, das gerade richtig stand, um ihr williges Niedersinken aufzufangen. Ihre Schenkel waren, so weit es ging, geöffnet und enthüllten das Merkmal ihres Geschlechts, eine Spalte wie aus rotem Fruchtfleisch, deren Lippen sich nach innen zinnoberrot färbten und sich als eine kleine rubinrote Linie in süßer Miniatur abzeichneten, so wie sie nicht einmal der Maler Guido mit seiner Farbgebung an Lebendigkeit und Feinheit hätte erreichen können.

Phoebe stieß mich leicht an und fragte flüsternd, ob ich meinte, dass meine jungfräuliche Zone sehr viel kleiner sei, doch wurde meine Aufmerksamkeit von allem, was ich sah, zu sehr in Anspruch genommen, als dass ich ihr hätte antworten können.