Der Psychocoach 4: Liebe, Sex und Partnerschaft

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Aus der Reihe: Der Psychocoach #4
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Der Psychocoach 4: Liebe, Sex und Partnerschaft
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Dem E-Book liegt – im Gegensatz zum gedruckten Psychocoach-Ratgeber – aus technischen Gründen keine Starthilfe-CD bei. Die Audio-CDs mit den entsprechenden Coaching-Programmen von Andreas Winter können jedoch einzeln als Downloads erworben werden.

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Andreas Winter

Liebe, Sex und Partnerschaft

Warum Erfüllung so einfach sein kann!

Mit Starthilfe-CD


Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de/ abrufbar.

Andreas Winter

Liebe, Sex und Partnerschaft

Warum Erfüllung so einfach sein kann!

ISBN 978-3-938396-16-2

1. Auflage 2008

Mankau Verlag

Postfach 13 22, 82413 Murnau a. Staffelsee

Im Netz: www.mankau-verlag.de

Lektorat und Endkorrektorat: MetaLexis

Gestaltung Umschlag: Johannes Wiebel, HildenDesign, München

Gestaltung Innenteil: Heike Brückner, Grafikstudio, Regensburg

EBOOK: Satzweiss.com Print Web Software GmbH

Hinweis des Verlags

Der Autor hat bei der Erstellung dieses Buches Informationen und Ratschläge mit Sorgfalt recherchiert und geprüft, dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr; Verlag und Autor können keinerlei Haftung für etwaige Schäden oder Nachteile übernehmen, die sich aus der praktischen Umsetzung der in diesem Buch dargestellten Inhalte ergeben. Bitte respektieren Sie die Grenzen der Selbstbehandlung und suchen Sie bei Erkrankungen einen erfahrenen Arzt, Psychologen oder Heilpraktiker auf.

Der Inhalt wurde auf Recyclingpapier gedruckt, der Druck erfolgte in Deutschland.

Inhalt


Vorbemerkung: Wozu und für wen ist dieses Buch 9
I. Einführung 11
Viele Fragen – eine Antwort 11
II. Liebe 15
Was ist Liebe? – ein Definitionsversuch 15
Der Unterschied zwischen Liebe und Verliebtheit 19
Liebesfähigkeit kann man „reparieren“ 27
Keine Liebe ohne Selbstliebe 30
Hassen heißt lieben wollen! 31
Angst ist das Gegenteil von Liebe 35
Liebe macht nicht blind, sondern schön 38
Der Psychotipp: Säen Sie Liebessaat 40
III. Sex 43
Warum schämen wir uns für unsere Sexualität? 44
Die Rolle der Biologie 51
Die Pille als Beziehungskiller 52
Sex muss spannend sein 54
Sind Sie „Yin / Yang-verpolt“? 56
Homosexualität – eine Folge der Erziehung? 60
Warum ist Sex so wichtig? 66
Macht Fruchtbarkeit sexy? 67
Sexprobleme – Frigidität, Impotenz, vorzeitiger Orgasmus 70
SM und Co. – gibt es „kranken“ Sex? 73
Sexsucht und Promiskuität 74
Der Psychotipp: Zeig mir, wie du tanzt, und ich sage dir, wie du im Bett bist 79
IV. Partnerschaft 85
Körper, Geist und Seele – die drei Säulen einer Partnerschaft 85
Prototyp einer unglücklichen Partnerschaft – der „Zwangsplatoniker“89
... und jetzt die tiefenpsychologische Kopfwäsche 94
Wir heiraten zuerst unsere Eltern 99
Ehe ist eine Aktie 105
Sich liebevoll trennen 107
Eifersucht – Liebesbeweis oder Minderwertigkeitskomplex? 110
Unterschiede zwischen Mann und Frau 113
Liebe und Sex gehören für Frauen zusammen – für Männer nicht 113
V. Wie Sie endlich Erfüllung finden! 117
Partnerverständnis durch Hypnose 117
„Bastelanleitung“ für den Traumpartner 121
Eigenschaften erkennen 121
Sternzeichen-Eigenschaften 122
Geschwisterkonstellation und Elternerwartung 128
Nicht suchen – finden lassen! 133
Sich öffnen zieht Partner an 135
Der Psychotipp: Entschuldigen Sie sich doch mal! 138
Nachwort: Eine neue Aufklärung ist fällig – und zwar schnell! 141
Danksagung 144
Ausbildung zum Berater für Partnerschaftsfragen 145
Weitere Bücher aus der Reihe „Der Psychocoach“ 146

Vorbemerkung
Wozu und für wen ist dieses Buch?

Die Bücher der Reihe „Der Psychocoach“ behandeln Themen der Bereiche Gesundheit und Verhalten aus tiefenpsychologischer Sicht. Sie zeigen Ihnen Aspekte des Lebens, die Ihnen vielleicht zunächst etwas fremd vorkommen mögen. Ich, Andreas Winter, arbeite in meinem Institut Powerscout Wellness Coaching als psychologischer Berater und beschäftige mich mit der Psyche und ihren Auswirkungen auf das Verhalten und den Körper.

 

Eigentlich ist das nichts Neues: Der Begründer des autogenen Trainings, Prof. Dr. J. H. Schultz (1884 – 1970), forderte bereits Ende der 1920er Jahre Ärzte dazu auf, „das Seelische als biologische Höchstfunktion“ anzuerkennen, und trat damit zugleich für eine „Psychologisierung des Arztes“, sowohl in diagnostischer als auch in therapeutischer Hinsicht, ein. Weiter erklärte er: „Vom Arzt fordert es keine Schulgläubigkeit, sondern Aufgeschlossenheit und die Anerkennung der ganzen anthropologischen (menschlichen, Anm. d. A.) Wirklichkeit.“ Schultz hat damals schon erkannt, dass offenbar die Psyche und der gesamte unterbewusste Bereich ausschlaggebend für verschiedene Krankheitsbilder sind.

Mit der geforderten und auch notwendigen „Aufgeschlossenheit“ kann dieses Buch Ihr bisheriges Leben verändern. Nicht nur dass Sie Ihre Beziehungsprobleme loswerden, sondern Sie bekommen auch noch etwas sehr Wertvolles dafür: eine höhere Lebensqualität. Zwar werden Sie erfahren, dass wir für alles, was wir bekommen, auch einen Preis zu zahlen haben. Doch ist dieser geringer, wenn wir uns selbst von einer unbefriedigenden Partnerschaft / Beziehung befreien, als wenn wir aus Angst vor dem Alleinsein ein unglückliches Leben führen.

Das bedeutet: Es ist besser, sich freiwillig von einem falschen Partner zu trennen, als zu warten, bis Sie selbst „am Ende“ sind. Dieses Buch zeigt Ihnen, wie man durch Liebe, Sex und Partnerschaft zu einem erfüllten Leben gelangt.

Und nun stellen Sie sich bitte einmal für einen Moment vor, Sie wären von Ihren Beziehungsproblemen befreit. Was wäre Ihnen das in Euro wert? Vergleichen Sie diese Zahl bitte mit dem Kaufpreis des Buches, den paar Stunden Zeit, die Sie für das Lesen benötigen werden, und Ihren jährlichen Ausgaben, um die Probleme mit Ihrem Partner zu lösen oder Ihr Liebesleben anzuregen (die Kosten für Partnervermittlung, Candle-Light-Dinner, zerbrochenes Geschirr, Erotikmagazine usw.). Nun überlegen Sie bitte, ob es sich für Sie lohnt, weiterzulesen.

Sie lesen weiter? Herzlich willkommen!

Sie werden im Laufe dieses Buches erfahren, warum Menschen trotz Partnerschaft unerfüllt sein können. Mit diesem Wissen werden Sie Ihre Beziehung künftig ganz anders erleben können. Dann ist Schluss mit Eifersucht, Einsamkeit, Streit und Enttäuschung.

Am Ende des Buches finden Sie eine ca. 20-minütige Audio-CD. Hören Sie sich diese bitte erst nach der Lektüre des Buches an.

Machen Sie es sich bequem, wir beginnen ...

I. Einführung
Viele Fragen – eine Antwort

Vielleicht haben Sie sich eine der folgenden Fragen schon einmal selbst gestellt:

• Warum gibt es so viele nette und attraktive Menschen, die partnerlos und einsam sind?

• Wieso gibt es einige Menschen, die immer wieder an den falschen Partner geraten?

• Wieso beteuert ein Mensch seinem Partner seine Liebe und wird dann in einem Eifersuchtsanfall gewalttätig?

• Weshalb boomt die Branche der Partnerschaftsvermittlung, obwohl die Erfolgsquote in Bezug auf dauerhafte Beziehungen erschreckend niedrig ist?

Vielleicht haben Sie schon von Menschen gehört, die jahrelang in einer festen Beziehung lebten und von jetzt auf gleich ohne ersichtlichen Grund Reißaus nahmen. Wie soll das gehen, wenn Liebe doch angeblich ein Band fürs Leben ist?

Noch ein paar Fragen gefällig?

• Warum gibt es auch heute noch Menschen, die ihr Leben lang verheiratet sind, während viele Ehen schon nach kurzer Zeit geschieden werden? Und wieso macht eine Ehe allein noch keine glückliche Partnerschaft?

• Warum fällt es einigen Menschen so schwer, sich endgültig zu trennen, obwohl die Beziehung von Streit und Misstrauen geprägt ist?

• Wie kommt es, dass nach einem zwei- bis dreistündigen Analyse- und Beratungsgespräch in meiner Dortmunder Praxis vormals beziehungsgestörte Menschen plötzlich dauerhaftes Partnerglück fanden?

Meine Antwort wird Sie überraschen: weil Liebe, Sex und Partnerschaft erlernt werden müssen wie eine Fremdsprache. Beziehungs- oder Liebesfähigkeit und Sexualität sind nicht automatisch perfekt, reifen nicht von ganz allein. Sie führen ohne Training nicht zur erfüllten Partnerschaft, sondern werden durch unsere kindlichen Erfahrungen beeinflusst. Konflikte mit Eltern und Geschwistern verhindern oft echte Liebe. Menschen versuchen unterbewusst, durch ihren Partner einen alten Konflikt mit einem Elternteil oder Geschwister zu lösen, oder suchen in ihrem Partner etwas, das dieser gar nicht erfüllen kann, weil er oder sie gar nicht gemeint ist.

Hinzu kommt: Viele Menschen haben solch starke Minderwertigkeitsgefühle, dass sie sich selbst nicht mehr bedingungslos annehmen – und sich somit erst recht nicht auf andere einlassen können. Auch die Liebe zu sich selbst muss erlernt werden, um ein wertvoller Lebens- und Liebespartner zu sein. Je nachdem, von welchen Vorbildern wir lernen, leben, lieben – oder leiden wir.

So erklärt sich plötzlich das Unerklärliche. Alle oben gestellten Fragen werden beantwortet, wenn man weiß, dass die soziale Komponente der Beziehungsfähigkeit die biologische überwiegt. So etwa, warum eine Frau, die einen gewalttätigen Vater hatte, sich unbewusst einen gewalttätigen Mann sucht – weil sie gelernt hat, dass ein solches Verhalten offenbar zu einem durchsetzungsfähigen Mann gehört. Jetzt wird klar, weshalb eine attraktive Frau jahrelang erfolglos auf Partnersuche ist und plötzlich den „Richtigen“ findet. Nachdem sieden psychologischen Grund ihrer Isolation verarbeitet hat, hält sie nicht mehr länger nach einem Vaterersatz Ausschau, sondern ist offen für einen Partner auf gleicher Augenhöhe. Nun ist es nicht weiter verwunderlich, warum sehr viele Menschen lieber für Sex Geld bezahlen, anstelle sich auf das Abenteuer einer auch sexuell gleichberechtigten Partnerschaft einzulassen. Isolation in einer Beziehung ist meist kein Pech, sondern die Folge einer tiefsitzenden Angst.

Wenn Sie auch wissen möchten, was genau hinter Einsamkeit und Beziehungsstress steckt und wie man diese dennoch überwindet; wenn Sie Spaß an tiefenpsychologischer Detektivarbeit haben und offen für ungewöhnliche Sichtweisen sind, dann ist dieses Buch für Sie genau das Richtige. Liebe ist zwar ein recht philosophisches Thema, doch mit anschaulichen Praxisbeispielen werde ich Ihnen zeigen, was es alles Spannendes zu entdecken gibt bei der Suche nach dem Schlüssel zu partnerschaftlicher Erfüllung.

Natürlich ist dieses sehr vielschichtige Thema zu umfangreich, um es im Detail zu besprechen. Wenn wir über den Wald reden, besprechen wir auch nicht jeden Baum. Daher möchte ich mich auf einer formalen, übergeordneten Ebene bewegen, ich verspreche Ihnen jedoch, Sie nicht zu langweilen. Ich benutze beim Begriff „Partner“ stets die in der deutschen Sprache für Verallgemeinerungen gebräuchlichere maskuline Form. Gemeint sind natürlich beide Geschlechter.

II. Liebe
Was ist Liebe? – ein Definitionsversuch

Alle reden von Liebe, doch niemand vermag so recht zu sagen, was man eigentlich darunter versteht. Seit Menschengedenken beschäftigen sich Künstler, Philosophen, Theologen, ja eigentlich jeder mit der geheimnisvollen Kraft, die Menschen zusammenhält.

„Liebe ist eine der elementarsten Komponenten für menschlichen Erfolg (Gelingen), doch ist sie bis heute nicht naturwissenschaftlich erforscht“, sagt die Essener Politologin Prof. Dr. Barbara Mettler-von Meibom. Wir alle brauchen Liebe, wir alle sehnen uns nach ihr, doch gibt es nirgendwo eine allgemeine Vorstellung davon, was Liebe tatsächlich ist. Dennoch geben wir glücklicherweise nicht auf, uns über die größte Kraft des Universums Gedanken zu machen. Eine sehr schöne Erklärung, was Liebe nun sei, finden wir in der griechischen Antike beim Philosophen Platon (427 – 347 v. Chr.) in seinem Dialog mit dem Titel „Symposion“. Dort heißt es, die Menschen seien ursprünglich zu einer Kugel vereint gewesen. Ausgestattet mit vier Armen und Beinen, zwei Gesichtern, zwei Geschlechtsteilen und zudem überaus glücklich und zufrieden. Leider fielen die Menschen bei den Göttern in Ungnade, so dass Zeus beschloss, die Kugel mit dem Schwert zu zerteilen. Seither versuchten die Menschen, wieder zusammenzukommen, um eins zu werden. Haben zwei Menschen dann ihre „bessere Hälfte“ gefunden, fühlen sie sich wieder „ganz“ und unzertrennlich – das nennt man dann „Liebe“.

Doch was sind die Eigenschaften von Liebe? Ist Liebe nun eine Art Magnetismus, eine chemische Kettenreaktion oder vielleicht ein „social agreement“, ein gesellschaftliches Übereinkommen? Der österreichische Dichter und Dramatiker Friedrich Halm (1806 – 1871) verfasste um 1850 dieses recht bekannte und in Hochzeitszeitungen oft zitierte Gedicht:

„Mein Herz, ich will dich fragen:

Was ist denn Liebe? Sag’!

‚Zwei Seelen und ein Gedanke,

Zwei Herzen und ein Schlag!‘

Und sprich, woher kommt Liebe?

‚Sie kommt und sie ist da!‘

Und sprich, wie schwindet Liebe?

‚Die war’s nicht, der’s geschah!‘

Und was ist reine Liebe?

‚Die ihrer selbst vergisst!‘

Und wann ist Lieb’ am tiefsten?

‚Wenn sie am stillsten ist!‘

Und wann ist Lieb’ am reichsten?

‚Das ist sie, wenn sie gibt!‘

Und sprich, wie redet Liebe?

‚Sie redet nicht, sie liebt!‘“

Schön, oder? Bemerkenswert finde ich dabei die Antwort auf die Frage nach dem Schwinden der Liebe. Ich selbst gehe ebenso davon aus, dass Liebe als Ideal auf Ewigkeit angelegt ist, also weder in Abstufungen noch als vorübergehende Erscheinung existieren kann. Andernfalls handelt es sich nicht um Liebe, sondern eher um kurzfristige Zuneigung, Abhängigkeit oder sogar respektlose Besitzgier. Aber wie bei den meisten Idealvorstellungen geht es hier weniger um den zeitlichen Aspekt, sondern um die Ausrichtung auf ein Ziel als ethischer Maßstab für unser Leben.

Allerdings glaube ich, dass „Liebe“ ein sehr allgemeiner Begriff ist, der viele individuelle und unterschiedliche Aspekte zusammenfasst. Daher mein Vorschlag, einige wesentliche Eigenschaften zu benennen, damit wir für das Verständnis dieses Buches eine gemeinsame begriffliche Basis zugrunde legen können.

Partnerschaftliche Liebe sei demnach:

Die positive Hinwendung zu einem Menschen, geprägt von bedingungslosem Vertrauen, Respekt, Toleranz und Bewunderung, welche die Partner hierdurch gegenseitig emotional und rational gleichermaßen vereint.

 

Etwas bildhafter ausgedrückt sage ich meinen Kunden in der Partnerschaftsberatung immer:

Partnerschaftliche Liebe ist wie ein Boot, welches einen gemeinsamen Hafen ansteuert, ihn aber nur erreicht, solange beide in die gleiche Richtung rudern.

Dies bedeutet: Es gibt keine einseitige Liebe. So ähnlich, wie Sie nur Radiomusik hören können, wenn das Radiogerät die Signale empfängt, die der Radiosender überträgt. Nur einer von beiden Partnern erzeugt keine Liebe – beide müssen bereit und fähig für die Liebe sein. Nun wird auch klar, warum man nicht einfach nur warten kann, bis die Liebe kommt, denn dann würde man ewig und vergebens warten. – Man muss dieses gegenseitige Vertrauen, den Respekt, die Toleranz und die Bewunderung füreinander ganz aktiv herstellen und pflegen, damit Liebe bedingungslos ist. Dazu gehört, dass man sich zunächst selbst vertraut, respektiert, toleriert und bewundert – denn wer sich selbst nicht liebt, kann erst recht keinen anderen lieben. Die Gründe dafür, warum Menschen diese Selbstliebe, also auch Selbstvertrauen fehlt, finden sich in der Kindheit, die wir noch eingehend untersuchen werden.

Liebe ist ein aktiver Prozess, der von zwei Menschen gleichermaßen abhängt. Daher möchte ich an dieser Stelle unterscheiden zwischen echter Liebe und einem Verliebtheitsgefühl. Im englischsprachigen Raum wird deutlich differenziert zwischen „to fall in love“ und „to be in love“: sich verlieben und lieben. Wir wollen diesen bei uns nicht so selbstverständlichen Unterschied einmal genauer betrachten.

Der Unterschied zwischen Liebe und Verliebtheit

M it Sicherheit waren die meisten von Ihnen im Leben schon einmal verliebt. Sei es still und heimlich, vielleicht sogar nur in ein Pop-Idol auf dem Poster an Ihrer Wand, in einen Schauspieler oder Sportler, oder aber auch ganz real in einen Menschen aus der Schule, der Nachbarschaft oder in eine Urlaubsbekanntschaft. Bereits im Grundschulalter sind wir in der Lage, dieses Gefühl zu verspüren; je reifer wir werden, desto intensiver kann es sein.

Denken Sie bitte kurz nach: In wen waren Sie zum ersten Mal verliebt und wann war das?

Erinnern Sie sich?

Wie fühlen Sie sich nun bei diesem Gedanken?

Der Zustand der Verliebtheit setzt derart viele chemische Botenstoffe (Neurotransmitter) frei, dass nahezu jedes Organ und fast das ganze Verhalten davon positiv betroffen sind. Jeder Verliebte kann erfahren, dass die Immunabwehr gestärkt wird, Müdigkeitsgefühle in den Hintergrund treten und – vor allem – das Registrieren von negativem Stress (Distress) unterdrückt wird. Ein verliebter Mensch erlebt sich häufig als belastbarer, beschwingter, leistungsfähiger und optimistischer, lächelt öfter und hat offenere und rundere Augen. Sogar die Erinnerung an Verliebtheit kann einen Endorphinausstoß (Endorphine = „Glückshormone“) bewirken, was wahrscheinlich der Grund dafür ist, warum Liebesromane besonders gern von Menschen in unerfüllten Partnerschaften gelesen werden.

Der Haken: Ähnlich wie bei einigen Rauschdrogen à la Kokain oder Heroin wird der so genannte „Realitätssinn“ untergraben. Verliebte haben derart viel Endorphin im Blut, dass sie oft einfach übersehen, wie wenig der angebetete Partner zu ihnen passt.

Verliebtheit wird meist als „Vorstufe“ zu Liebe gesehen. Zu oft gehen wir leichtfertigerweise davon aus, dass man nur sehr stark in einen Menschen verliebt sein muss, damit daraus Liebe als Basis für eine lebenslange Partnerschaft entsteht. Dass diese Rechnung leider nicht aufgeht, konnte jeder erfahren, der sich nach anfänglicher Verliebtheit und anschließender „Liebesheirat“ wieder hat scheiden lassen. In Deutschland liegt die Scheidungsquote seit Jahren bei über 50 Prozent, derweil die Eheschließungen immer rückläufiger werden. Allein im Jahr 2005 kamen auf 388.451 Eheschließungen ganze 201.693 Scheidungen.

Der amerikanische Verhaltensforscher John B. Watson (1878 – 1958) fand heraus, dass Liebe neben Wut und Furcht zu einem angeborenen Reaktionsmuster gehört, welches wir allerdings in Reinform nur bis kurz nach der Geburt vorfinden. Danach würde es erweitert und verändert. Genau genommen ist es also so, dass wir mit einem perfekten Selbstwertgefühl zur Welt kommen, damit voll liebesfähig sind und dann, im Laufe unserer Erziehung und Entwicklung, mehr und mehr an Misstrauen erwerben.

Einige Verhaltensforscher und Psychologen, darunter auch das australische Kommunikationstrainerpaar Barbara und Allan Pease, gehen davon aus, dass Verliebtheit einen entwicklungsgeschichtlichen Hintergrund hat. Der Rausch der Hormone würde die praktische Funktion besitzen, dass ein verliebter Steinzeit-Mann so lange um seine schwangere Freundin herumschwärmte und mit rosaroter Brille für sie da wäre und sie versorgte, bis sie einige Wochen nach der Entbindung wieder ausreichend für sich selbst sorgen könnte.

Mir persönlich gefällt dieser Ansatz von der Logik her schon ganz gut. Doch reicht er mir bei weitem nicht aus, um zu erklären, wie Verliebtheit eigentlich entsteht. Um dieser Sache auf die Spur zu kommen, machen wir einen Ausflug in die (vermeintlich trockene) Physik.

Verliebte erfahren ein bindungsstarkes Phänomen, das in der Physik als „Resonanzprinzip“ bekannt ist. Hierbei treten zwei physikalische Körper in eine Beziehung, wenn sie auf dieselbe Frequenz eingestellt sind. Vielleicht kennen Sie dieses Experiment noch aus der Schule: Sie nehmen zwei Stimmgabeln, die beispielsweise auf 440 Hertz, den Kammerton A, gestimmt sind. Nun schlagen Sie die erste Stimmgabel an und bringen sie damit zum Schwingen. Sie hören den Ton A. Bringen Sie die beiden Stimmgabeln sehr dicht aneinander, wird die zweite Stimmgabel durch die Schwingung angeregt und fängt ebenfalls an zu schwingen. Sie tritt mit der ersten Stimmgabel in Resonanz. Dort, wo zwei Systeme gleiche Eigenschaften haben, können sie miteinander in Resonanz treten. Dieses Prinzip, nach dem sich Menschen verlieben, lässt sich übrigens hervorragend therapeutisch nutzen, denn genauso funktioniert Musiktherapie. Sie hören ein bestimmtes Lied, in dem verschiedene Stimmungen erzeugt werden. Bei einigen Melodien und Elementen werden Sie traurig, bei anderen gehen Sie vor Wut an die Decke und bei wieder anderen bekommen Sie gute Laune. Der Therapeut kann nun aufgrund Ihrer Reaktion schlussfolgern, wo Ihr eigentliches Problem liegt, denn Sie reagieren nur auf die Stimmungen, mit denen Sie in Resonanz treten, also auf jene, auf die Sie aufgrund von Vorerfahrungen bereits eingestimmt sind.

Die Crux bei uns Menschen ist allerdings, dass wir leider auch in etwas oder jemanden Eigenschaften hineininterpretieren können, die zwar faktisch nicht vorhanden sind, in die wir uns aber verlieben (oder die wir bei negativer Affinität hassen) können. Diese Interpretation findet ihren Nährboden in winzigen Details aus früheren Erfahrungen, die unreflektiert generalisiert werden: So verliebt sich ein Mann eher in eine vollbusige Frau, wenn er als Säugling von seiner Mutter „nicht genug“ liebevolle Aufmerksamkeit in Form von Stillen bekommen hat, etwa weil sie durch Krankenhausaufenthalt, Zeitmangel oder Infektion der Brustwarzen zu früh abstillen musste. Dass ein großer Busen aber noch lange kein Anzeichen von Liebe und Fürsorge sein muss, wird übersehen, da der Grund für die Anziehung unterbewusst – und damit dem Verstand verschlossen – ist. Die ernüchternde Erkenntnis kommt meist erst später. Vorlieben für flachbrüstige Frauen können im Gegensatz dazu mitbegünstigt werden, wenn sich ein Junge während des Stillens permanent eingeengt, bevormundet oder von Mutterliebe erdrückt fühlt. Er hat dann sprichwörtlich „die Schnauze voll“ von großen Brüsten – sie erscheinen ihm zu mütterlich. Wenn Ihnen das zu weit hergeholt vorkommt, sei hier noch ergänzt, dass unser Gehirn mit seiner intelligenten Arbeit nicht erst bei der Geburt beginnt, sondern bereits in der dritten Schwangerschaftswoche. Da entwickeln sich unsere ersten Nervenzellen, die die Umwelt registrieren und im Laufe der Wochen Unmengen von Daten verarbeiten und Schlussfolgerungen ziehen. Wenn wir zur Welt kommen, besitzen wir schon seit Monaten ein menschliches Gehirn – der leistungsfähigste Rechner, den die Evolution derzeit zu bieten hat. Es erfasst so unvorstellbar riesige Datenmengen gleichzeitig und speichert sie abrufbar das ganze Leben lang, dass wir niemals so vermessen sein sollten, uns selbst etwa für dumm oder geistig minderbemittelt zu halten. Wir Menschen sind nicht dumm, und nichts in unserem gesunden Gehirn geschieht zufällig.

Da das Gehirn stets versucht, die wahrgenommene Realität zu vereinfachen (zu rationalisieren), um sie schneller fassbar zu machen, fließen unsere Vorerfahrungen in unser Wahrnehmungsmuster mit ein. Der Vorteil: Wir müssen uns nicht ständig neu orientieren und alles neu wahrnehmen und auswerten. Der Nachteil: Wir übersehen aus lauter Rationalität die tatsächliche Realität! Fatalerweise merken wir daher manchmal nicht, dass das, was wir da wahrzunehmen scheinen, lediglich unsere eigenen Erfahrungen sind. Vielleicht kennen Sie den folgenden Text, der zeigen soll, dass unsere Erwartungshaltung sogar ganz extrem unsere Wahrnehmung bestimmt. Dieser Text kursiert seit Jahren im Internet, so etwa bei www.spiegel.de. Die Ursprungsquelle ist mir leider nicht bekannt. Lesen und staunen Sie:

„Gmäeß eneir Sutide eneir elgnihcesn Uvinisterät ist es nchit witihcg, in wlecehr Rneflogheie die Bstachuebn in eneim Wrot snid. Das Ezniige, was wcthiig ist, ist, daß der estre und der leztte Bstabchue an der ritihcegn Pstoiion snid. Der Rset knan ein ttoaelr Bsinöldn sien, tedztorm knan man ihn onhe Pemoblre lseen. Das ist so, wiel wir nciht jeedn Bstachuebn enzelin leesn, snderon das Wrot als Gseatems.“

Sie haben diesen Text lesen können, weil bei erwartbaren Wörtern die Reihenfolge der Buchstaben bis auf wenige Schlüsselpositionen für das Verstehen völlig unerheblich ist – wir machen uns unseren Text im Kopf selbst. Je öfter Sie den Text lesen, desto mehr glauben Sie, dass da stünde: „Gemäß einer Studie einer englischen Universität ist es nicht wichtig, in welcher Reihenfolge die Buchstaben in einem Wort sind. Das Einzige, was wichtig ist ...“ usw. Doch das steht da nicht, wie Ihnen jeder Erstklässler, der Buchstabe für Buchstabe liest, beweisen wird.

Es gibt eine Vielzahl von optischen Täuschungen, die uns ebenso zeigen, dass wir sehen, was wir erwarten – und nicht sehen, was wir nicht kennen. So wird überliefert, dass die ersten Indianer die Schiffe der Konquistadoren nicht sehen konnten, weil sie für etwas so Ungeheuerliches kein Wahrnehmungsrepertoire hatten. Es soll Tage gedauert haben, bis der beobachtende Strandposten die riesige Santa Maria plus Begleitung optisch erfasste. In dem Buch „The Bleep“ von W. Arntz, B. Chasse und M. Vincente (VAK Verlag, Kirchzarten 2006) finden Sie zwei Beispiele dafür, dass Wahrnehmung an Erfahrung geknüpft ist: Junge Katzen, die in einem Raum ohne vertikale Linien aufwuchsen, wurden nach einigen Wochen in eine „normale Umgebung“ gebracht und konnten keine Stuhlbeine sehen – sie liefen dagegen. Kleinflugzeuge, die auf einer Autobahn notlanden, werden oft nach dem Stillstand von Autofahrern gerammt, die zu Protokoll gaben, sie hätten kein Flugzeug gesehen. Die Ermittler der Versicherungen fanden heraus, dass Autofahrer einfach nicht mit Flugzeugen auf der Autobahn rechnen und sie deshalb nicht sehen können.

Wenn Sie noch immer nicht glauben, dass unsere sinnliche Wahrnehmung von unseren Erwartungen abhängt, dann machen Sie einmal folgendes Experiment: Sie setzen sich in eine Stadtwohnung, in der Sie bei geöffnetem Fenster den Autoverkehr hören können. Nun schließen sie die Augen und stellen sich vor, das Rauschen des Autoverkehrs wäre das Rauschen der Wellen am Strand. Bauen Sie alle Geräusche in die imaginierte Strandszenerie ein. Man braucht keine trainierte, bildhafte Vorstellungskraft, um bereits nach ein bis zwei Minuten Urlaubsfeeling zu verspüren.

Ein weiteres Experiment: Servieren Sie jemandem ein Glas Mineralwasser, das Sie aus einer Zitronenlimonadenflasche eingegossen haben. Servieren Sie es ihrem Gast mit der festen Überzeugung, es handle sich um Zitronenlimonade. Beobachten Sie, wie lange es dauert, bis der Schwindel auffliegt – in der Regel mindestens fünf Sekunden (!).

Und so „erfinden“ wir uns leider auch unsere Verliebtheit oftmals selbst, weil wir aufgrund von Erwartungen denken, unser Partner hätte bestimmte Eigenschaften, die wir für begehrenswert halten – dabei sind diese Erwartungen lediglich Muster aus Vereinfachungen unserer Erfahrungen.

Das Fatale am Kennenlernen ist: Je weniger Informationen wir von unserem Gegenüber bekommen, desto mehr Daten ergänzen wir aus unserem eigenen Repertoire. Das ist besonders verhängnisvoll, wenn wir beispielsweise durch das Internet jemanden „kennen“lernen. Bei einer Begegnung vis-à-vis bekommen wir Millionen von Informationen, die wir alle gleichzeitig aufnehmen. So etwa allein bei der Stimme: den Klang, die Melodie, die Lautstärke, die Geschwindigkeit, die Tonhöhe, die Sprachrichtung – dazu kommen noch die Wortwahl, das Sprachniveau, die Grammatik und die Kommunikationskompetenz (also, ob man Sie ausreden lässt usw.). Weiter geht es mit den Augen: die Farbe, die Wimpernlänge, Wimpernfarbe, die Lidschlagfrequenz, die Blickrichtung, der Öffnungsgrad der Augen, die Pupillengröße, die Fältchen, die Tränensackbeschaffenheit (deutliche Tränensäcke sind ein Zeichen für unterdrückte Wut!). Sie registrieren Mund, Lippen, Nase, Kinn, Größe, Körperhaltung, Frisur, Bekleidung und und und. Im Internet-Chat haben Sie statt Millionen von Eindrücken nur ein paar elektronische Zeichen, die Wortwahl und die Antwortgeschwindigkeit – das war’s. Den Rest fügen Sie aufgrund Ihrer Erwartungen hinzu, verlieben sich bis über beide Ohren in Ihre eigenen Vorstellungen, und bis Ihnen dieser Irrtum auffällt, vergehen bis zu sieben Jahre. Ein befreundeter Iraner erzählte mir diesbezüglich einmal: „Wir Moslems sagen, bis man jemanden wirklich kennengelernt hat, hat man ein Kilogramm Salz miteinander gegessen.“ Na, wohl bekomm’s!

Vor einiger Zeit schrieben die Zeitungen über das jordanische Ehepaar Bakr und Sanaa Melhem, das sich im Internet einen heimlichen Flirtpartner suchte und prompt an den eigenen Partner geriet. Als es zum Blind Date kam, flog die Sache auf, und anstelle eines Happy Ends endete die Ehe mit Scheidung. „Beide waren durch einen Ortswechsel für mehrere Monate getrennt. Und beide hatten anscheinend dieselbe Idee. Ein kleiner Flirt im Netz würde die Zeit des Wartens sicher schneller vorübergehen lassen.