Tierisch gute Gespräche

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Die Gabe entwickeln

Ich war damals vierundzwanzig Jahre alt. Mein Job als Jazztänzerin laugte mich aus, und als Schauspielerin musste ich mich ziemlich abstrampeln. Ich war hochgradig abgestumpft und hielt mich gerade noch am Funktionieren. Zwar hatte ich auch ein paar übersinnliche Erfahrungen gehabt, aber das waren eher Zufallstreffer gewesen. Im Nachhinein sehe ich meine frühen Zwanziger als eine Zeit an, in der ich verzweifelt versuchte, meine Sensibilität zu unterdrücken, was mir nur allzu gut gelang. Die Gefühle von Tieren kümmerten mich nicht im mindesten, und einmal war die Katze eines Mitbewohners sogar auf meiner Couch gestorben, ohne dass ich es bemerkt hätte. Aber die Tiere weckten mich auf. Die Tiere lehrten mich.

Ich war mit dem Tanz und mit metaphysischen Büchern aufgewachsen. Ich tanzte sechs Tage pro Woche, manchmal acht Stunden am Tag. Das hatte mich gelehrt, mich in Stille zu konzentrieren. Ich hatte gelernt, ohne Worte zu beobachten und zu kommunizieren, zuzuhören und sofort zu antworten, mich vollkommen dem Moment hinzugeben, in der Bewegung zu meditieren, dem Schmerz nicht auszuweichen, sondern durch ihn hindurch zu atmen, trotz Schweiß, Krankheit, Leid und Verletzung weiter zu arbeiten und durch die mächtigste Kraft des Universums Selbstachtung aufzubauen – durch Anmut. Wenn ich nicht tanzte, las ich. Ich verbrachte Jahre hinter den Bühnen der verschiedenen Theater, kauerte im Halblicht, blinzelte über den Schriften von Edgar Cayce, Jane Roberts, Taylor Caldwell und Ruth Montgomery. Medien faszinierten mich, ich suchte sie auf, ich las über sie, aber ich glaubte nie an meine eigenen übersinnlichen Fähigkeiten. Ich hätte mich totgelacht, wenn man mir vor zehn Jahren gesagt hätte, dass ich einmal als berufliches Medium arbeiten würde.

Allerdings war ich so sehr von der metaphysischen Philosophie durchdrungen, dass ich an jedem neuen Wohnort immer sofort zur zuständigen Hexe oder zum widerwilligen Ghostbuster auserkoren wurde. Völlig normale, unauffällige Leute riefen mich an, wenn sie psychisch im Schlamassel steckten, und erzählten mir Dinge, die sie keinem anderen gegenüber zu erwähnen gewagt hätten. Eine recht harmlose Freundin rief an und erzählte mir, dass ein Poltergeist in ihrer Garage ihre Plastik-Babypuppen in der Luft schweben ließ. Wen sollte sie rufen, um dem Spuk ein Ende zu setzen? Mich natürlich. Eine andere, sehr schwatzhafte Freundin klagte mir, ihr neuer Freund hätte ihr anvertraut, dass er sich in einen Wolf verwandeln könne. Sie ließ ihn sofort fallen, und bei wem deponierte sie ihn? Bei mir natürlich. Eine andere Freundin erzählte mir, sie hätte einen Mann getroffen, der erklärte, von den Pleijaden zu stammen - nicht etwa ein Geist von einem entfernten Planeten, der sich im Körper eines Erdlings inkarniert hatte, sondern ein Außerirdischer, der direkt von den Pleijaden kam. (Ich zuckte mit keiner Wimper. Halb Los Angeles stammt angeblich von anderen Planeten.)

Ich selbst habe weder Babypuppen beim Picknick in den Lüften gesehen noch eine Verwandlung à la Ein Amerikanischer Werwolf in London erlebt. Auch den Außerirdischen konnte ich nicht überreden, mir sein Raumschiff zu zeigen. Aber wo auch immer ein ausgeflippter Poltergeist, ein Werwolf oder ein Außerirdischer die Stadt unsicher machten, wurde ich als erste konsultiert. Warum? Meine Freunde hätten auf diese Frage sicherlich einstimmig geantwortet: „Ich wusste nicht, wen ich sonst hätte anrufen sollen. Niemand sonst hätte mir geglaubt.“

Schön und gut, aber jetzt Themenwechsel. Nun bin ich an der Reihe. Dieses Buch wird deine Grenzen auf die Probe stellen. Sehen wir mal, ob du die Nerven hast, mir zu glauben. Ich weiß, diese Erzählungen klingen fantastisch, aber um mir so etwas auszudenken, müsste ich schon genial fabulieren können, und ich versichere dir, das ist nicht der Fall. Ich habe lediglich die Namen und Identifizierungsmerkmale einiger Menschen und ihrer Tiere verändert, um ihre Privatsphäre zu schützen.

Ein einziger Tier-Workshop öffnete mir magische Schleusen – Schleusen, die nach all den Jahren transzendentaler Meditation bereits am Bersten gewesen waren. Ich habe schon immer Lust auf Meditation gehabt. Ich habe jahrelang an wöchentlichen Meditationskursen teilgenommen, die sich auf das Öffnen des dritten Auges konzentrierten, habe mein ganzes Leben lang als erstes begeistert morgens meditiert. Weil Telepathie ohne eine umfassende Schulung in Meditation praktisch unmöglich ist, enthält dieses Buch eine Ansammlung von Meditationstechniken, die mich meiner Ansicht nach zu der Entdeckung führten, dass ich Tiere hören kann. Ich möchte hier die Techniken weitergeben, die meine übersinnlichen Kräfte mobilisiert haben. Telepathie ist eine geistige Disziplin, kein Firlefanz und kein Hokuspokus. Sie kann und sollte keine halbherzige Sache sein. Die Psyche muss genügend Form und Substanz haben, um ihr standhalten zu können, und sie lässt sich niemals erzwingen. Wenn du die Telepathie erlernen möchtest, um Tiere besser beherrschen zu können, werden die Tiere nicht so reagieren, wie du es dir wünschst.

Sobald ich von dem ersten Workshop nach Hause zurückkehrte, übte ich fanatisch mit meinem Kater und konnte mich bald sehr gut in Katzen hineinversetzen. Auf Rodneys Bitte besuchte ich ein Tierheim, in dem man streunende Katzen nicht einfach tötete, und dort erwählte mich ein bezauberndes schwarzweißes kokettes Kätzchen namens Betty. Rodney verliebte sich auf der Stelle in sie, und all seine Probleme lösten sich in ihrer Gesellschaft in Luft auf. Im Laufe des Jahres fand ich dann den berüchtigten Mr. Jones, der sich aus einem Abfalleimer hinter einem der feinsten Fischrestaurants von Los Angeles mit Lachs verköstigte. (Er hatte immer den tadellosesten Geschmack der Welt.) Mr. Jones sollte bald meine Leidenschaft werden, mein Meister und mein Assistent: Wenn ich mir kein klares Bild von einem anderen Tier machen konnte, fragte ich Mr. Jones. (Wenn du gelernt hast, mit einem Tier zu kommunizieren, kann es dir auch deine Fragen über andere Tiere beantworten). Während ich dieses Buch schrieb, verlor ich Rodney. Betty blieb bei meinem Ex-Freund, aber dafür gewann ich Oscar, Billie, Cyrus und Ella, über die ich im letzten Kapitel dieses Buches schreiben werde.

Am Anfang war die Kommunikation mit meinen eigenen Katzen ein Kampf. Meine Emotionen blockierten mein Schaltsystem. Aber bald nachdem der Durchbruch bei dem Workshop erfolgt war, hatte ich lebhafte Träume, in denen Rodney auf meinem Brustkorb stand und laut mit mir Englisch sprach. Seine Schnauze bewegte sich beim Sprechen wie der Mund einer Marionette von Wallace & Grommit. Schließlich konnte ich ihm Fragen stellen, bevor ich nachts einschlief und dann sowieso nur träumte, dass er auf meinem Brustkorb stand und mir auf Englisch antwortete.

Ich träumte nun auch von anderen sprechenden Tieren: von Giraffen, Dachsen, Elefanten, und Lamas. Etwas öffnete sich in meiner Psyche – etwas schlüpfte möglicherweise aus - etwas Exotisches, Zerbrechliches und schrecklich Verrücktes. Es ging drunter und drüber in meinen Träumen. In meinem Traumzustand nahmen die Tiere menschliche Gestalt an, wenn sie sich mit mir unterhielten. So bekloppt wie es sich anhört und so sehr ich dagegen anzukämpfen versuchte – es kam Information herein: medizinische Information, psychologische Information, akkurate Information. Ja, sie war erschreckend akkurat. Ich verpflichtete mich, dem Prozess vertrauen zu lernen. Sollte mir das Universum wirklich diese spektakuläre neue Fähigkeit schenken, dann musste ich mich einer gewaltigen Umwandlung unterziehen, um mich auf sie einstellen zu können.

Seit dieser Initiation ist mehr als ein Jahrzehnt vergangen, in dem ich Tiere und ihre Menschen beraten und Unterricht in Kommunikation zwischen den Spezies gegeben habe. Es gibt noch viele Wunden, die die Menschheit heilen muss, dennoch sind die Faszination der Kontaktaufnahme und das Liebevolle an der Kommunion mit Tieren eine Belohnung ohne Ende. Auf dieser wenig bereisten Straße habe ich mehr Zauberhaftes in mir und in der Welt um mich herum gefunden, als ich jemals zu träumen gehofft hätte. Ich werde über einige der erstaunlichsten Gespräche und Enthüllungen schreiben, die ich über die Jahre erlebt habe. Aber zuerst möchte ich erklären, wie der telepathische Prozess funktioniert, damit du deine eigenen Fähigkeiten erwecken kannst.

Im zweiten Kapitel werde ich dich mit neuen Begriffen bekannt machen und dich schrittweise durch eine Reihe von Übungen führen, mit denen sich die Barrieren der Kommunikation überwinden lassen, die uns von den Tieren und von einander trennen. Um diese neuen Fähigkeiten nutzen zu können, musst du vielleicht viele deiner lebenslangen Glaubenssysteme aufgeben. Deine Transformation kann schnell geschehen, und dies ist oft bei meinen Studenten der Fall. Es ist aber auch möglich, dass sich deine psychischen Sinne langsam öffnen, so wie sich die Blütenblätter einer Rose langsam entfalten. Vertraue deinem Prozess. Dies ist eine Übung in Vertrauen.

Am Ende dieses Kapitels werde ich eine Reihe von Techniken vorstellen, die dir helfen können, eine Brücke zwischen dir und deinem Tier zu bauen und seine Bedürfnisse, Wünsche, Vorlieben und Abneigungen zu entdecken.

Im folgenden Kapitel über Hellfühlen werden wir uns auf die Gefühle deines Tieres konzentrieren, auf mögliche emotionale Traumata und auf Taktiken zum Auflösen von Verhaltensproblemen. Im Kapitel über Hellhören werden wir Techniken erforschen, die dich ermutigen, die Gedanken deines Tieres in gesprochenen Worten zu hören. Mit Hilfe der Gestalttherapie werden wir entdecken, wo es Tieren weh tut und was sie körperlich und ernährungsmäßig benötigen. Schließlich werden wir uns mit Übungen beschäftigen, mit denen du nicht nur lebende Tiere aufspüren kannst, die gestohlen wurden oder verloren gingen, sondern auch mit den Seelen von Tieren kommunizieren lernst, die diese Erde verlassen haben.

 

Die leichteste und am leichtesten zugängliche Fähigkeit ist Telepathie oder ASW, der Austausch von Bildern von einem Bewusstsein zum anderen. Aber da du zuerst ein Verständnis von der Natur der Gedanken entwickeln musst, lade ich dich ein, mit mir neun Schritte zu erforschen, bevor wir tatsächlich mit den Tieren üben.

Kapitel 2:
Hellsehen - Von Bewusstsein zu Bewusstsein

Vorstellungskraft ist wichtiger als Wissen

Albert Einstein

Stufe Eins: Telepathie verstehen

Gedanken haben mehr Substanz, als wir uns je vorgestellt haben. Erst jetzt beginnt man langsam in unserer Kultur die Idee zu akzeptieren, dass Gedanken Macht haben.

Akzeptiert wird nun allmählich auch, dass manche Menschen diese Gedanken auf ganz natürliche Weise wahrnehmen können und dass das mehr ist als bloße Science Fiction. Hier in Amerika werden wir jedes Mal, wenn wir fernsehen oder eine Buchhandlung betreten, mit übersinnlichen Phänomenen und Geschichten von Engeln, Geistern und mentaler Telepathie überschwemmt.

Vielleicht ist dir die Vorstellung neu, dass wir alle – jeder einzelne von uns – übersinnliche Kräfte besitzen. Wir alle haben die Fähigkeit zur Telepathie, und das liegt nicht nur genetisch und physiologisch im Bereich des Möglichen, sondern wir kommunizieren bereits jeden Tag telepathisch miteinander.

Wer hat nicht schon einmal die Erfahrung gemacht, dass das Telefon klingelt und man weiß, wer am anderen Ende ist, bevor man den Hörer aufnimmt? Oder man denkt nach Jahren zum ersten Mal wieder an einen alten Freund oder Bekannten. Das Bild dieses Menschen geht einem nicht mehr aus dem Kopf, und noch am gleichen Tag ruft er dann "aus heiterem Himmel“ an oder man läuft ihm "zufällig“ über den Weg. Oder du fährst – aus dir selbst unerklärlichen Gründen – eines Tages eine andere Strecke zur Arbeit als die übliche und stellst später fest, dass du damit einem Unfall oder einem Straßenhindernis entgangen bist und vielleicht sogar dein Leben gerettet hast.

Dieser Instinkt wird etwas schnodderig „weibliche Intuition“ genannt. Doch solche Geisteskräfte sind bei Männern ebenso vorhanden und ebenso verbreitet wie bei Frauen. Es ist schade, dass das Reich des Instinkts oft als etwas Frivoles und Unzuverlässiges abgetan wird.

Wenn du jenseits allen Zweifels weißt, dass etwas mit deinem Kind nicht stimmt, selbst wenn es außer Sicht- und Hörweite ist, und dann herausfindest, dass dein Verdacht berechtigt war....

Wenn du weißt, dass einem deiner Freunde oder Familienmitglieder etwas zugestoßen ist, obwohl du es bewusstermaßen gar nicht wissen konntest, und dein Verdacht dir recht gibt....

Benutzt du deine psychischen Sinne? Benutzt du die Kräfte der mentalen Telepathie? Aus irgend einem Grund mag es schwierig sein, das zuzugeben. Wir fühlen uns vielleicht sicherer, es „Intuition“ zu nennen, „Instinkt“, oder „nur so ein Gefühl“. Wie oft sagen Leute: „Ich wusste es genau! Ich weiß nicht wie, aber ich wusste es.“ Bedauerlicherweise höre ich häufig diese Sätze im negativen Sinn: „Ich wusste, dass ich diese Aktie nicht hätte kaufen sollen!“ oder: „Ich wusste, dass ich den Fisch nicht hätte essen sollen!“ Diese Klagen werden fast immer von Selbstverurteilung begleitet: „Aber ich hörte nicht auf meine Intuition“, oder „Ich traute meinem ersten Gefühl nicht.“

Wenn du jemals gestöhnt hast, „Ich wusste es...“ dann solltest du folgende Fragen beantworten: Woher wusstest du es? Was sprach zu dir? Deine Intuition? Dein Höheres Selbst? Dein Schutzengel? War es Gott selbst? Oder hast du die Gedanken anderer Leute aufgefangen? Reagiertest du auf ihre mentalen Bilder?

Es gibt nichts Neues über diese Konzepte zu sagen. Es gibt keinen unter uns, der nicht sensitiv wäre. Jedem von uns ist die Fähigkeit der telepathischen Kommunikation zugänglich, und ich glaube mit jeder Faser meines Herzens, dass diese angeborene Kraft im nächsten Jahrhundert in unserer Gesellschaft so allgemein verbreitet sein wird, wie es die Elektrizität im letzten Jahrhundert geworden ist.

Was hat all das mit der Kommunikation mit Tieren zu tun? Diese missverstandenen Naturgesetze beziehen sich auf unsere Kommunikation mit Tieren genauso wie auf unsere Kommunikation unter einander. Um mit einem Lebewesen mental kommunizieren zu können, muss man zunächst einmal verstehen, was Gedankenformen sind und wie sie funktionieren.

Ich habe dich zuerst mit der Möglichkeit der Telepathie zwischen Menschen vertraut gemacht, weil sie geläufiger ist und diese Fähigkeiten wertvoll sind beim Umgang mit nichtverbalen Menschen wie Komapatienten oder Babys, doch die Prinzipien der Telepathie mit Tieren sind genau die gleichen. Es gibt keinen Unterschied. Kommunikation ist Kommunikation. Aber was genau ist sie?

Stufe Zwei: Kommunikation neu definiert

In unserer Kultur machen wir es uns ziemlich einfach mit dem Begriff der Kommunikation. Nach gängiger Auffassung wäre Kommunikation nichts weiter als der Austausch von Worten. Doch das ist trügerisch. Wir müssen uns daran erinnern, dass die Worte, mit denen wir Menschen, Gegenstände, Orte, Gefühle und Ereignisse in unserem Leben beschreiben, nicht tatsächlich die Menschen, Gegenstände, Orte, Gefühle und Ereignisse sind. Worte sind nichts weiter als Symbole für die greifbareren Gegenstände in unseren Welten. Sprache ist nur ein Aspekt von Kommunikation. Kommunikation ist der rohe Austausch von Emotion und Bildern unter Lebewesen. Wir sprechen nicht, anstatt telepathisch zu kommunizieren – wir sprechen, während wir telepathisch kommunizieren.

Nehmen wir an, du hast eine neue Couch gekauft und versuchst, sie zu beschreiben. Du machst dir im Geist ein Bild von der Couch und einigen Details: Farbe, Stoff, Größe, Gewicht, Weichheitsgrad.

Wenn du dich mit jemandem unterhältst und etwas beschreibst, hat dein Gegenüber vielleicht plötzlich einen Geistesblitz und versteht dich dann. Unabhängig davon, wie gut oder schlecht du die Couch beschreibst, kann dein Freund auf einmal im Geist das Bild von dem „sehen“, was du ihm zu vermitteln versuchst. Vielleicht ruft er aus: „Ich weiß, worüber du sprichst!“ Dann mag er deine Beschreibung in Worte fassen, die einen Sinn für ihn ergeben, oder den von dir beschriebenen Gegenstand mit etwas vergleichen, was ihm vertrauter erscheint. (Merke dir dieses magische Wort: vertrauter.) Wir benutzen nur so lange Worte, bis wir erfolgreich die Bilder in unserem Geist übertragen haben.

Bei allem, was wir einander per Sprache beschreiben, halten wir stets im Geist eine Serie von Bildern fest, die manchmal von starken Emotionen begleitet sind. Sprache erfasst die Kommunikation nicht. Kommunikation ist etwas viel Tieferes.

Stufe Drei: Den Film wahrnehmen - nicht nur die Tonspur

Hattest du jemals das Gefühl im Bauch, dass dich jemand belügt? Auch wenn diese Person sehr geschickt log und ihre Erzählung glaubhaft klang, wusstest du tief in deinem Bauch, dass sie die Unwahrheit sprach. Wie wusstest du es? Der Film dieser Person passte nicht mit ihrer Tonspur zusammen. Die Bilder in ihrem Geist stimmten nicht mit ihren Worten überein.

Heißt das, dass du direkten Zugang zum inneren Film dieser Person hattest, zu ihren Gedanken? Vielleicht sagst du, du hast es gespürt, dass die Person log. Welches Wahrnehmungsorgan hast du dann dabei benutzt?

Es gibt einen sechsten Sinn in allen von uns, der nicht mysteriöser ist als unser Seh- oder Geruchsorgan. Sein einziger Zweck ist, Gedanken zu übertragen und zu empfangen. Er kann Gedanken und Energieimpulse, die von anderen Lebewesen einschließlich der Tiere stammen, wahrnehmen, abwägen, registrieren und analysieren.

Stufe Vier: Gedankenformen erkennen

Was sind Gedanken wirklich? Ich bin mir zweier unterschiedlicher Arten von Gedanken bewusst. Die erste Art von Gedanken ist eine Reproduktion der Person, die sie aussendet. Sie ist eine Emanation, die durch eine besondere Absicht erzeugt wird und deren Auftrag es ist, der Absicht des Betreffenden gemäß zu handeln. Diese Gedanken tragen deswegen den emotionalen Inhalt dessen, der sie gesendet hat. Sie haben eine Absicht und eine Lebensspanne. Und genau deshalb funktioniert positives Denken. Leider funktioniert deshalb auch negatives Denken. Ängste sind nichts weiter als dunkle Gedanken, die wir zum Leben erweckt haben.

Was auch immer wir denken, sei es positiv oder negativ, wird für gewisse Zeit ein eigenständiges Leben annehmen, sich in der Welt manifestieren und schöpferisch tätig sein.

Mit solchen Gedanken erzeugen wir eine schattenhafte Kopie von uns selbst, die wir hinaus in die Welt um uns entlassen. Diese Kopie kann den Emotionen und Wünschen entsprechend sprechen und handeln, die sie erschufen. Schließlich wird eine solche Gedankenform immer schwächer, bis sie ganz verblasst, es sei denn, wir verstärken sie durch unser Verlangen und füllen ihre Form und Absicht wieder auf.

Man kann dies mit einer Radiostation vergleichen. Ein Signal wird auf einer gewissen Frequenz gesendet. Jenes Signal kann stark oder schwach sein und verstärkt werden, indem man mehr Energie hineinsteckt. Jeder kann das Signal auffangen, sofern er ein Rundfunkgerät hat, mit dem er den betreffenden Kanal empfangen kann. Das menschliche Gehirn arbeitet auf ähnliche Weise. Ob wir es erkennen oder nicht: Wir alle erzeugen Gedankenformen und senden Signale hinaus.

Meine erste direkte Erfahrung mit dieser Art von Gedankenform fand in einem Traum statt, den ich vor fünfzehn Jahren hatte. Mein damaliger Freund war ein Medium, aber ich war mir meiner eigenen übersinnlichen Fähigkeiten nicht bewusst. Er hatte es schwer, mich zu überzeugen, dass Gedanken real waren.

Ich hielt ein Mittagsschläfchen und war tief in einen Traum verstrickt, als mein Traum plötzlich von meinem Freund unterbrochen wurde, der in mein Schlafzimmer kam und seine Arme um mich schlang. Ich erwachte abrupt oder glaubte das zumindest, bis ich mich umdrehte. Ich war überrascht, meinen Körper schlafend im Bett liegen zu sehen. Hier saß ich mit meinem Freund an diesem Ort zwischen Wach- und Traumzustand am Fußende meines Bettes. Obwohl ich mir meiner selbst so bewusst war, wie dies nur im Wachzustand möglich ist, konnte ich nicht wach sein, da ich meinen Körper zusammengerollt im Bett sehen konnte. Ich konnte aber auch nicht schlafen, denn mein Freund hatte meinen Traum abrupt unterbrochen und mein Bewusstsein ins Schlafzimmer zurückgebracht. Er legte seine Arme von hinten um mich und küsste mich zwischen die Schulterblätter. Ich sah seinen Körper und fühlte ihn so stark, als sei er tatsächlich anwesend. Sein Körper hatte Gewicht und Masse, und ich spürte auch die Wärme seiner Berührung. Dann hörte ich seine Stimme laut in meinem Ohr: „Wach auf. Es ist Zeit aufzuwachen.“

Wenige Sekunden später klingelte das Telefon und „mein Freund“ flog aus dem Zimmer. Der Klang des Telefons trieb mich in meinen Körper zurück, und ich wurde nun wirklich wach gerüttelt. Als ich den Telefonhörer abhob, war mein Freund am anderen Ende der Leitung.

„Hast du meinen Gedanken empfangen?“ fragte er. Ich war verblüfft.

„Du warst gerade hier!"

„Nein, das war ich nicht wirklich“, sagte er. „Ich schickte dir nur einen Gedanken. Ich bat dich, aufzuwachen.“

Nach dieser erstaunlichen Initiation fing ich an, sensitiver auf die Gedanken anderer Leute zu reagieren und mir über die Gedanken bewusster zu werden, die ich selbst aussandte.

Der zweite Typ von Gedankenformen ist keine Kopie der Person, die sie aussendet, sondern lediglich das Bild eines unbelebten Gegenstandes. Wir beschwören ständig Bilder in unserem Geist herauf und schicken sie in die Welt hinaus. Wir feuern auch emotionale Gedankenformen ab, die voll von Verlangen sind. Tiere senden beides aus, Kopien ihrer selbst als Gedankenformen und Bilder unbelebter Gegenstände. Eins der besten Beispiele dieses geistigen Fangspiels lieferte mir mein Exfreund Benjamin. Eines Tages hatte ich ein ungeheures Verlangen nach Käsepopcorn und brauchte außerdem ein paar AA-Batterien für meinen Minikassettenrecorder. Da ich aber an dem Tag sehr beschäftigt war, hatte ich nicht die geringste Lust, loszufahren und die Batterien und Popcorn zu kaufen.

Obgleich ich kein Wort darüber verlor, kam Benjamin am Abend mit Käsepopcorn und AA-Batterien von der Arbeit. Er hatte keine Lebensmittel eingekauft und mir nichts anderes mitgebracht - nur Popcorn und Batterien.

 

Er sagte, er hätte auf dem Nachhauseweg an einem Geschäft angehalten und einfach diese zwei Artikel gekauft. Als er nach Hause kam, sagte er: „Ich dachte, dass du das vielleicht gebrauchen kannst.“ Ich fragte ihn, wie er gewusst hatte, dass ich mir den ganzen Tag die zwei Artikel gewünscht hatte. Seine Antwort lautete, „Sie gingen mir einfach nicht aus dem Kopf. Ich wusste, dass ich sie selbst nicht brauchte, deshalb nahm ich an, dass die Gedanken von dir kamen.“ Im Lauf von sieben Jahren wurde unsere telepathische Verbindung so stark, dass ich sehen konnte, wie seine Schattenreproduktionen in den Raum traten, und sie sprechen hörte: „Ich muss heute Abend bis spät arbeiten.“ Oder: „Ich habe mittags chinesisch gegessen.“ Manchmal war der Schatten so schwach, dass ich ihn nicht sehen konnte, aber ich fühlte seine warme, prickelnde Gegenwart in der Luft, und stärker noch war der Geruch nach Benjamins Kölnisch Wasser.

Wir alle besitzen die Kraft der direkten Verbindung, und wir besitzen sie aus einer Notwendigkeit heraus. Wenn uns ein Erdbeben, ein Tornado, eine Überschwemmung oder eine andere Naturkatastrophe davon abhält, das Telefon zu benutzen, können wir uns auf unsere inneren Kommunikationsleitungen verlassen. Hätten unsere Ahnen ihre Intuition nicht benutzt, um frisches Wasser, Nahrung und Lagerstätten zu finden, wäre keiner von uns jetzt hier. Die übersinnliche Fähigkeit ist das Geburtsrecht des Menschen.