Alvine Hoheloh

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Wieder lachten sie.

Auf einmal flog die Haustür auf und Theodor trat herein. Oder besser gesagt: ein Hüne in schwarzgrauer Uniform, mit gehärteten Gesichtszügen, enorm breiten Schultern und einem Feuer in den Augen, wie Alvine es nie für möglich gehalten hatte. Vor Schreck fiel ihr nichts anderes ein, als zu fragen: »Was bedeutet denn anthrazitgrau?«

Doch er antwortete nicht. Er packte sie, zog sie an sich und küsste sie innig. Dann hob er sie hoch und schleppte sie mit Leichtigkeit die vielen Stufen hinauf ins Schlafzimmer.

Eine völlig verstörte Greta blieb zurück, ließ es sich aber nicht nehmen, für sich zu bemerken: »Energie scheint er dabei zu haben, ja …«

Mit Schwung trat Theodor die Schlafzimmertür auf, warf Alvine aufs Bett und begann sofort, sie wild zu küssen. Sie seufzte in Erregung und Verwirrung gleichermaßen.

»Ich habe dich so vermisst!«, stöhnte er in ihr Ohr, als er ihre Bluse aufriss. Die Knöpfe sprangen, sie hielt seine Schultern fest und staunte wieder über die Uniform.

»Theo …«

»Schtscht, Weib! Schweige jetzt!«

Weib? Sie wollte etwas sagen, aber die Kraft, mit der er ihre nackten Brüste massierte, überwältigte sie. Er schien ihr grober als sonst, dennoch wusste er genau, wo und wie er sie berühren musste, sodass sie sich völlig vergaß. Dann riss er ihr die Hose herunter und seufzte verliebt, als er ihren Venushügel betrachtete: »Du bist so schön!«

Er unterfasste ihren Unterleib und griff an ihre Pobacken. Dabei schob er sie sich zurecht. Schon immer war er kräftig genug gewesen, sie ohne Probleme zu heben. Aber dieses Mal schwang etwas anderes mit. Alvine konnte es sich nicht erklären und war auch gar nicht fähig, ihre Denkmuster zu vervollständigen. Sein vergleichsweise rohes Tun mochte sie zweifellos, was sie ihm mit animalischen Lauten und der Reaktion ihres Körpers verdeutlichte, dennoch machte es ihr Angst, dass es ihr gefiel. Dass sie genoss, welche Kontrolle er über sie ausüben wollte. Als er sie verwöhnte, kehrte die Zärtlichkeit zurück. Behutsam brachte sein Zungenspiel sie auf Hochtouren. Doch kurz bevor sie kam, stoppte er.

»Warum hörst du auf?«

»Du sollst eben geduldiger werden, Liebste.«

»Komm’ mir nicht so!«, protestiert sie, das Gesicht vor Wollust verzehrt.

Theodor grinste allerdings nur, erhob sich und seine schwere Gürtelschnalle klirrte, als er sie öffnete. Er befreite seinen riesigen Phallus. Wochenlange Abstinenz und Sehnsucht nach Alvine hatten ihn erheblich anschwellen lassen. Sie saß vor ihm auf der Bettkante und starrte fasziniert darauf. Das gefiel ihm. Vielsagend fuhr er mit seinem Daumen über ihre Lippen, wie er es immer tat, wenn er wollte, dass sie ihn mit dem Mund verwöhnte.

»Willst du die Uniform etwa anbehalten?«, fragte sie, ehe sie sich näherte.

»Wenn du willst«, entgegnete er und atmete dann scharf Luft zwischen seinen Zähnen ein, als er ihre heiße Zunge spürte.

Sein Glied pochte unter ihren Fertigkeiten. Zum ersten Mal verbot er sich nicht, zufrieden mit sich zu sein, weil er sie darin ausgebildet hatte. Dass seine kluge, hübsche Ehefrau ihn auch im Schlafzimmer erfreute. Er fasste ihr in die duftenden Locken, sein Orgasmus folgte schnell, sein Samen tropfte auf ihre nackten Oberschenkel. Theodor ging vor ihr in die Hocke, sie lachten einander an, während er ihre Lippen abwischte.

»Du bist großartig«, flüsterte er dann und küsste sie.

Theodor drängte sie zurück ins Bett, sie wälzten sich herum. Ihren Höhepunkt verschaffte er ihr schließlich mit der Hand. Mit jenen Fingern, mit denen er gestern noch sein Maschinengewehr, seinen stählernen Gefährten, betätigt hatte. Ihr liebliches Stöhnen ließ ihn wieder hart werden – passend für sie. Da lag sie, schwer atmend, die Augen geschlossen, während sie in das Säckchen mit den Präservativen griff, das am Bettgestell hing. Er sah sie verliebt an und streifte sich gekonnt ein Kondom über.

»Alvine!«

»Ja, Liebster?«

»Ich will dich!«

»Dann nimm mich doch!«

»Nicht hier.«

»Wo dann?«

Er legte sich auf sie und flüsterte in ihr Ohr: »Vor dem Spiegel. Ich will uns sehen.«

Sie starrte ihn an. »Wie kommst du nur darauf?«

»Das will ich schon ewig.«

Alvine setzte sich auf: »Wirklich?«

»Ja!«

Alvine lächelte und strich sich eine Locke hinters Ohr. »Und … die Uniform willst du anbehalten?« Vorsichtig fuhr sie über seine Kopfleiste. Warum nur stand sie ihm so gut?

»Stell nicht so viele Fragen, Weib!«, sagte er und grinste seltsam siegesgewiss.

Theodor packte sie und zog sie auf die Beine. Bis auf ihre weiß-blau-geringelten Kniestrümpfe war sie völlig nackt, ihm stand nur die Hose offen und ihm so gegenüberzustehen fühlte sich für sie befremdlich und prickelnd zugleich an. Draußen war helllichter Tag, die Oktobersonne strahlte durch die Fenster auf sie herab und tauchte das Zimmer in Gold. Theodor umfasste seine Frau und drehte sie um. Alvine lächelte ihr beider Ebenbild im Ganzkörperspiegel an, dennoch erhitzte sich ihr Gesicht vor Scham, sich selbst so zu sehen. Er erfasste ihre Hüften und rieb sein pralles Glied an ihren nassen Vulvalippen. Sie erschauderte und streckte sich instinktiv, sodass er ohne Probleme eindringen konnte. Er grinste, als er das sah. »Wie du dich anbietest – köstlich!«

»Was?«, rief sie kurz, stöhnte dann aber tief, als er sein Geschlecht vorsichtig in ihres einführte.

Von der Überwältigung mitgerissen klatschten ihre Handflächen auf das kalte Glas des Spiegels, sie stemmte sich gegen seine Stöße. Grober als sonst, hart und tief. Alvine sah, wie ihr Körper unter seiner Penetrierung bebte, wie sich seine harte Spitze unterhalb ihres Fleisches abzeichnete. Sie keuchte unkontrolliert. Ihn und sich so zu sehen, war eine völlig neue Dimension, eine weitere Vertrauensebene, die sie erklommen. Ihr wurde bewusst, wie sehr sie sich ihm hingab, wie stark sie seine Kontrolle zuließ. Das Fieber in ihr stieg, ihr Kopf wurde heiß. Sie schloss die Augen, unfähig, das Bild von ihnen länger zu betrachten, seine intensiven Blicke im Spiegel. Da griff er nach ihrer Schulter, zog sie zu sich heran und küsste sie auf den Mund. Theodor hielt sie problemlos, drückte ihren schmalen Körper an seinen, eine Hand an ihrer Schulter, eine an ihrem Unterleib, genau dort, wo sein Geschlecht sich unter ihrem abzeichnete. Sie zitterte, als die Hitze des Moments sie überrollte, und kam plötzlich und heftig unter der Berührung seiner Hand. Ihre Kontraktionen kitzelten auch ihm den letzten Rest heraus. Zum ersten Mal erlebten sie einen gemeinsamen Höhepunkt. Beide atmeten sie schwer, ihre Gesichter waren dunkelrot. Vorsichtig zog er sich aus ihr zurück und hielt Alvine fest, da sie wankte. Restlos erschöpft und schweißnass legten sie sich auf den warmen Holzfußboden. Sie lag mit dem Kopf auf seinem Bauch, noch immer trug er die Uniform.

»Das war der Himmel«, säuselte er irgendwann, dann sah er auf, »Liebste, habe ich dich sehr schockiert?«

»Sehr«, gab sie zurück, »aber wie du gesehen hast, habe ich es genossen. Eine neue Seite an dir. Doch … bitte warne mich vorher, sobald dir wieder danach ist.«

»Verstanden«, sagte er lachend und sie besiegelten es mit einem Kuss. Er half ihr auf, sie richtete ihr Haar, während er die Stiefel auszog und schließlich begann, die Uniform aufzuknöpfen.

»Sagst du mir nun endlich, was anthrazitgrau bedeutet?«

»Nun …«, er öffnete die Jacke und entblößte seinen eminent definierten Oberkörper, »es heißt, ich bin einer der Besten der Besten! Elite, Stolz und Krieger für mein Land, meinen Kaiser und alles, was ich liebe!« Während er sprach, kam er auf sie zu und kurz vor ihrem Gesicht, hauchte er: »All das beschütze ich mit meinem Leben.«

Alvine starrte mit offen Mund auf seinen muskulösen Bauch, auf seine breite Brust. So herausragend hatte sie seinen Körperbau noch nie erblickt.

»Weib? Mein Gesicht ist hier oben«, lachte er und küsste ihr Ohr.

»Theo … was haben sie nur mit dir angestellt?«

»Ach, das gefällt dir doch.«

Er streifte die Ärmel ab, seine Oberarme und Schultern sahen viel breiter aus als früher, endlich warf er die Jacke von sich und entblößte als Nächstes seine definierten Beine. Noch immer glotze Alvine ihn an. Er grinste stolz und drehte sich, präsentierte seine harten Rückenmuskeln, seinen festen Po und seine dicken Waden. Dann fasste er ihre Oberarme, schlussendlich sah sie ihm wieder in die Augen. In seine blauen, so viel überlegeneren Augen. Nach wie vor stand ihr Mund offen, Theodor amüsierte sich köstlich.

»Das kommt dabei raus, wenn man wochenlang umhergejagt wird wie unsereins.« Er ließ sie los, stolzierte zum Bett und legte sich hin, »sieh es als ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk an.«

Daraufhin lachte auch sie, kam zu ihm und küsste seinen Mund. Dann seinen Hals, seine Brust und seine Schultern. Es war plötzlich so viel mehr von ihm da und alles war fest, warm und roch nach seinem frischen Schweiß, als sie an ihm hinunterging. Sie fuhr mit der Zunge die Definitionen seiner sichtbaren Bauchmuskeln nach, spürte seine Erektion an ihren Brüsten. Als sie nach seinem Geschlecht griff, fasste er ihr ins Haar und stöhnte. Zärtlich küsste sie seinen Bauch, seine Leisten, seine Schenkel. Schmunzelte darüber, wie er sich unter ihr wand. Dabei verlangsamte sie ihre Küsse und Liebkosungen nur noch.

»Willst du meinen Schwanz noch länger ignorieren?«

»Ich liebe doch alles an dir«, flüsterte sie nur.

Theodor bäumte sich auf, zog ihr Kinn zu sich und presste seine Lippen auf ihre. »Du Hexe«, sagte er gespielt brüskiert, »ist das eine Strafe, weil ich über dich hergefallen bin?«

 

»Wenn du es so nennen willst«, erwiderte sie lachend, während sie seine Brust berührte. Ihre von der Sonne noch dunkleren Finger, ihre braune Haut neben seiner hellen, fast weißen, durchzogen von zart pulsierenden Adern.

Ohne den Blick von ihrem Gesicht zu nehmen, zog er ihren Schoß über seinen. »Wenn ich deinen Mund nicht haben darf, gib mir die andere warme Höhle!«

Er küsste ihre Lippen, ihren Hals, sie griff nach den Präservativen. Kaum war er vorbereitet, ließ sie sich schon auf ihm nieder. Alvine schloss die Augen und spürte, wie sie ihn Stück für Stück vereinnahmte. Wunderbare Kraft, tief in ihr. Sie begann mit den Hüften zu schaukeln, wollte ihn reiten, wie sie es oft getan hatte.

»Ist es dir recht … wenn ich wieder …«

»Was«, fragte sie?

»Wenn ich auch jetzt die Kontrolle habe?«

Sie nickte, auch wenn sie nicht wusste, wie er das meinte. Er streichelte dieses Mal nicht ihre Brüste und ihren Schoß und gab sich hin, wie sonst, wenn sie oben war, sondern packte ihre Hüften fest und stieß in sie. Alvine erschrak über die Wucht, über seinen Rhythmus. Ihr Innerstes pulsierte, sie spürte, wie sie ihn tiefer in sich aufnahm, und dass ihr Körper instinktiv auf seine Stöße antwortete. Verwirrt und fasziniert betrachtete sie das Muskelspiel, während er unter ihr rhythmisch und kraftvoll zustieß und sein Stöhnen lauter und unkontrolliert wurde. Theodor benutzte sie! Erst wollte sie sich wehren, aber sie war gebannt von ihrem eigenen Entzücken, paralysiert von den Wellen, die sie überrollten, als sie versuchte, sich der Situation bewusst zu werden.

Dann kam es ihm, lauter und heftiger als die beiden Male davor. Für einige Momente hielt ihn seine Körperspannung fest, dann sackte er in sich zusammen und atmete schwer.

Alvine saß immer noch auf ihm, sein halbsteifes Glied und das volle Kondom in sich und betrachtete ihn. Sie sollte wütend sein, sie sollte nicht wollen, dass er das mit ihr tat! Aber sie konnte nicht. Sie hasste es, dass es ihr gefiel. Das alles. Dass er sie grob nahm, dass er seine Kraft ausnutzte, um sie zu benutzen. Dass ihr Geschlecht prickelte bei dem Schauspiel. Was tat ihr eigener Körper ihr da an? Vorsichtig erhob sie sich und beugte sich über ihn, sodass ihr Gesicht über seinem war. Theodor öffnete die Augen. Sie las es in ihnen. Er war genauso verwirrt von diesen Gefühlen.

»Theodor, was passiert mit uns?«

»Ich weiß es nicht.«

Alvine legte ihren Kopf auf seine Schulter und sank in sich zusammen.

»Habe ich dir wehgetan?«, fragte er leise.

»Nein … nein.«

»Ich habe die Kontrolle verloren, es tut mir leid.«

Sie sah ihn wieder an. »Aber dass du … dass wir auf diese Art die Kontrolle verlieren. Es ist … anders.«

»Es ist anders. Doch gut?«, wollte er wissen.

»Ja, beängstigend gut.«

Theodor hob ihr Gesicht und strich über ihre Lippen. Unweigerlich küsste sie seine Finger.

»Du wurdest dabei ganz … eng. Enger und … feuchter noch als sonst. Das hat mich alles vergessen lassen.«

In ihrem Unterbauch spürte sie noch immer die Hitze, sie nahm seinen Daumen in ihren Mund. Er beobachtete sie. Vorsichtig fasste er mit der freien Hand in ihr Haar, schob ihren Kopf zu sich, befreite ihren Mund, um sie zu küssen. Sie spürte seine warme Hand ihrem Körper hinabgleiten, eine Spur aus ihrem eigenen Speichel folgte auf ihrer Haut. Theodor küsste sie weiter, als er ihre Vulva berührte, zärtlich mit den Vulvalippen spielte und dann ihre Klitoris streichelte. Alvine spannte ihren ziehenden Unterleib an. Und sie ließ los, die Bedenken, die Scheu. Das war immer noch ihr Mann, ihr Theodor. All das gefiel ihr, seine Kontrolle, sein Spiel. Ihr gefiel das, weil sie ihn liebte, weil sie den Sex mit ihm liebte. Weil sie ihm vertraute. Und weil sie es liebte, wie sie ihm vertraute. Als ihr das bewusst wurde und sie es zuließ, kam sie und keuchte so laut, dass ihr Kuss endete. Er hielt seine Finger still auf ihrer Klitoris und sie kam immer weiter, wie Wellen überraschten sie, die Schübe des Orgasmus. Die letzte Welle war fast schmerzhaft. Dann sank sie zusammen, Erschöpfung überfiel sie, und sie empfing seinen Kuss auf ihre Lippen. »Das hast du gut gemacht, Alvine, das war wunderschön anzusehen.«

Sie lächelte mit geschlossenen Augen. »Danke.«

Theodor legte sich auf sie, sie spürte, dass er schon wieder hart war. »Du glaubst nicht, wie gerne ich dich jetzt noch einmal nehmen will, aber ich werde brav sein und mich gedulden, bis du wieder so weit bist.«

Alvine schlug die Augen auf, sah sein Gesicht im schummrigen Licht des Abends. Theodor lächelte.

°°°

Nur wenige Stunden hatten sie geschlafen, kalter Schweiß der Liebe klebte an ihrer Haut. Alvine erwachte mit dem Kopf auf Theodors Bauch. Seine Hand lag auf ihrer Stirn, die andere an ihrem Herzen. Warme Sonnenstrahlen tauchten ihr Schlafzimmer in einen grellen Nebel und so musste sie blinzeln, ehe sie die Umrisse ihres Liebsten vollständig vernahm. Nur noch kurz hatte sie Zeit, ehe sie in die Fabrik musste, aber ihn zu sehen, versetzte sie erneut in Aufruhr. Sie küsste seinen Hals, umspielte seine Ohren, strich durch seine Haare – sie wusste, dass dies ausreichte, um ihn in Stimmung auf sie zu bringen.

»Wie schön, von einem verwegenen Weib geweckt zu werden«, schnurrte er und schlug die Augen auf.

Betreten schreckte sie zurück und wollte sich erheben. Sanft hielt er sie auf, beteuerte, dass solche Frauen die Besten waren, vor allem, wenn sie sein Eigen wären, und entblößte sein morgendliches Standfieber.

»Ich bin nicht dein Besitz!«, konterte sie.

»Ach nein?«, er legte seine Hand auf ihre linke Brust, »sagtest du nicht, dein Herz gehöre mir?«

»Willst du nun Liebesschwüre gegen mich verwenden?«, scherzte sie.

Theodor zog sie an sich, seine Hand wanderte zu ihrem Schritt. Augenblicklich schwiegen sie. Er beobachtete nur zu gerne, wie dieselben Finger die Abzüge betätigten und damit Mauern zerstörten, so etwas Liebliches, wie der Knospe seiner Frau Höhepunkte entlocken konnten. Seine Liebste stöhnte zuckersüß und beugte sich nach vorn. Sie wirkte so zerbrechlich. Natürlich wäre er auf ewig gewillt, sie zu beschützen. Sein Weib, sein Land! Die Erinnerungen an das Kriegsspiel der letzten Wochen wurden wach. Grotesk verzerrt hallten die Schüsse in seinen Ohren, verschmolzen mit Alvines Keuchen. Die Feuerkraft, die er zu kontrollieren fähig war, die Empfindungen, die er sich und seiner Frau bereiten konnte. Sie zu erfreuen und sie zu beschützen, das war seine Aufgabe. Alvine war sein Ein und Alles, seine Familie. Sie würde nur noch mehr ihm gehören, wenn erst …

Er packte kurz entschlossen ihre Hüften, zog sie auf die Knie, platzierte sie grob vor sich und drang von hinten in sie ein. Sie bäumte sie auf, ihre Locken flogen umher.

In Würde und Stärke seine Liebe beweisen. Die Möglichkeit, sein Ein und Alles, sein Reich, seine Geschichte zu schützen. Er hielt ihre Hüften fest umklammert und bewegte so ihren Unterleib nach seinem Willen. Seine Stöße waren energisch, sie kam kaum mit. Auch gelang es ihr nicht, sich entgegenzubewegen, sodass er tiefer rammte, als sie es gewohnt war, ihr Innerstes abpresste. Alvine spürte jede Kollision bis in die Fingerspitzen. Ihr fiel gar nicht auf, dass sie unkontrolliert seinen Namen schrie. Bar aller Hemmungen brach sie zusammen. Ihr Schoß wurde allein durch seine Kraft auf der Höhe gehalten, die ihm zugutekam. Ihr gesamter Körper schauderte wohlig und gab nur noch reizende Vibrationen ab, die seine Nervenenden umspielten. Als es ihm kam, stoppte er ruckartig. Sein Phallus zuckte tief in ihr, er verkniff sich das geringste Geräusch. Dort gehörte sein Samen hin, es gehörte alles ihr, auf das ihr Körper daraus das Bestmögliche entwickeln könnte.

»Ruhig!«, hauchte er schließlich, als er ihren Po langsam niederdrückte.

Alvine wandte den Kopf zu ihm, er drückte beide Hände auf ihren Rücken und hielt sie so an der Matratze fest. Nun erst fiel ihr auf, dass sie gar nicht verhütet hatten.

»Was machst du?«, flüsterte sie außer Atem.

»Wird Zeit, dass du ein bisschen schwanger wirst, oder?«

»Gegen ein Kind von dir hätte ich nichts«, lachte sie zahm, »aber meinst du nicht, dass sich nach dem Feuerwerk genug deines Samens in mir befindet, auch wenn ich zappeln würde?«

»Was auch immer. Es gehört alles dir, also sollte es schön da drin bleiben und seine Arbeit tun.«

Alvine kicherte. Er tätschelte ihre Pobacken, küsste ihren Rücken hinauf bis zu ihren Schultern, sodass sie wohlig schnurrte. Schließlich erhob er sich, sie blieb tatsächlich brav liegen. Erst, als er frisch geduscht und rasiert aus dem Bad kam, drehte sie sich auf den Rücken und streichelte ihren Bauch. »Stell dir das einmal vor – ein kleines Uns.«

Theodor beugte sich über sie und küsste ihren Bauchnabel: »Kann es kaum erwarten.«

Verlobung

Erst veranstalteten sie ein Wettreiten, quer durch die Stadt bis zur Fabrik. Alvine gewann um eine Länge - wie immer. Vor dem Tor gaben sie sich dann im Sattel sitzend einen Abschiedskuss.

Die Chefin kam unglaubliche fünf Minuten zu spät. Ihre Arbeiter*innen schienen zwar überrascht, aber keineswegs erbost. Sie lupften wie immer den Hut vor ihr, die Frauen knicksten, und Esther fragte freundlich, wie es dem werten Gatten ging.

»Oh, uns geht es großartig«, lachte Alvine, woraufhin die Sekretärin kicherte und ihr sogleich die Produktionslisten hinterhertrug.

Derweil ritt Theodor in sein Büro. Pfeifend betrat er den Raum, legte seinen Hut ab und besah am Schreibtisch sitzend die Aufgaben für heute. Wieder stellte er fest, dass er bald eine Lesebrille benötigte. Die Genoss*innen wuselten schon eifrig umher, dann schritt die neue Sekretärin herein und alle sahen auf – bis auf Theodor, den sie ansteuerte: »Genosse?«, sagte sie.

Nun blickte er sie an, ein kurviges junges Ding mit wachen Augen und stolzer Haltung.

»Darf ich mich vorstellen, Auguste mein Name. Ich hörte, Sie studieren wie ich Nationalökonomie.«

Er erhob sich, verbeugte sich und gab ihr schließlich die Hand. »Theodor, angenehm. Ich muss zugeben, dass Sie mir in den Vorlesungen noch nicht aufgefallen sind.«

»Oh, ich habe gewechselt. Seitdem ich in dieser Stadt arbeite, studiere ich auch hier.« Irrte er sich oder warf sie gerade einen schiefen Blick auf seinen Ehering? »Wäre es Ihnen recht, wenn wir später zusammen zu der Vorlesung fahren?«

»Genossin Auguste, ich würde Sie gerne begleiten, allerdings bin ich zu Pferd da und habe noch eine Erledigung zu tun. Das Tier werde ich nachher erst zur Fabrik meiner Frau schaffen und von dort aus zur Universität fahren.«

»Ihre Frau?«

»Alvine Fürstenberg, vielleicht haben Sie von ihr gehört?«

Auguste entglitten alle Gesichtszüge: »Wie kann es sein, dass ein Genosse wie Sie mit einer kapitalistischen …«

»Wenn ich Sie gleich unterbrechen darf: Sie haben wohl nicht vor, jene Unternehmerin zu kritisieren, die von Genossin Zetkin so gelobt wurde?« Sein Gegenüber klappte den Mund zu. Theodor fuhr fort: »Überdies muss ich wohl verdeutlichen, dass ich keine bösen Worte gegen meine Alvine dulde. Ich habe mir, wie Sie sich vorstellen können, meine Ehefrau sehr gründlich ausgesucht.«

»Und was für ein Fang er mit der gemacht hat, Genossin!«, rief plötzlich eine charismatische Stimme. Quentin lehnte im Türbogen und hatte wie alle anderen im Raum die Szene beobachtet.

Auguste rümpfte daraufhin die Nase und entfernte sich. Ihre schwingenden Hüften wirkten hypnotisch.

»Hallo Quinn, was verschafft uns die Ehre?«, brummte Theodor und setzte sich.

»Wollte einmal nach dem Rechten sehen. Des Weiteren halte ich heute Abend eine Rede im Parlament.«

»Du?«

»Ebenjener! Ein Vögelchen hat mir gezwitschert, dass ich ins Rampenlicht gehöre. Das habe ich mir gemerkt.«

»Wenn du es sagst.«

Theodor versuchte, sich nicht vorzustellen, wie dieser ausländische Stutzer im Reichstag alle Aufmerksamkeit auf sich zog. Nur, weil er älter war und Vermögen hatte … Würde Theodor je dahin kommen, würde seine Karriere im Heer den langen Weg abkürzen? Er hoffte es.

 

»Unter uns, Fürstenberg«, Quentin kam näher zum Tisch, »du wirst doch mit der kleinen Auguste nicht anbändeln?«

»Bitte was?«

»Kam mit der Heirat die Blindheit? Sie mag dich, fragte schon die ganze Zeit nach dir. Soweit ich weiß, hat ihr Onkel ihr die Stelle verschafft und gehört hat sie aus Führungskreisen von dir. Hast ja dort so einige Gönner. Anscheinend hat man ihr den Teil mit der Ehe verschwiegen.«

»Du bist wieder informiert. Aber was mich angeht, hast du freie Bahn. Schnapp sie dir, solange sie noch heiß ist.«

»Ja …«, nachdenklich drehte Quentin sich um und sah ihr zu, wie sie in fünf Metern Ferne wütend auf der Schreibmaschine tippte. »Sie will, nachdem wir nun eine promovierte Juristin im Reich haben, auf den Zug der Damen mit Bildungsniveau aufspringen. Deine Frau hätte das auch gekonnt – promovieren. Du und ich scheinen den gleichen Typ zu mögen!«

»Glückauf, wenn diese gebildeten Damen deine Masche nicht durchschauen, Quinn.«

»Oha, sind wir wieder bissig. Hat die Übungsphase für dein Vaterland dein Ego anschwellen lassen?«

»Nicht nur das«, gab Theodor zurück und spannte seine Oberarme noch etwas mehr an. Dieses Hemd war ohnehin das Einzige, das noch passte. Darum trug er heute sehr leger nur dieses und eine Weste. Er musste zwischen Arbeit und Vorlesung auch zur Schneiderei.

»War es das jetzt? Ich habe zu tun.«

»Eines noch, du kommst doch später zu meiner Premiere? Und bring ruhig deine Frau mit.«

»Bedauere, wir haben vermutlich etwas vor.«

»Oha, lässt du dich von ihr umherscheuchen, Pantoffelheld?«, fragte Quentin hämisch grinsend.

»Nun ja … wenn sie es vorzieht, mit mir ins Bett zu gehen, damit ich ihr ein Kind mache, lasse ich mich nicht schlagen … Würdest du das etwa?«

Seinem Gegenüber standen pulsierende Adern auf dem sogleich roten Hals. Er winkte ab und entfernte sich. Zufrieden ließ Theodor sich in seine Lehne fallen. Wenn Alvine erst einmal schwanger wäre, würde Quinn aufhören, ihr nachzuhecheln.

°°°

»Fräulein Emmi?«

Rupprecht tauchte vor ihrem Gesicht auf. Die Angesprochene lag, wie so oft, im Bett und schwieg.

»Man teilte mir mit, dass Sie den Verfügungen zugestimmt hätten, da bleibt mir wohl nur, Sie herzlich zu beglückwünschen.«

Er fürchtete einen typischen Anfall, doch sein Fräulein blieb ungerührt. Es gruselte ihn, was in den Monaten aus ihr geworden war.

»Wollen wir die Vorhänge öffnen?«

Noch immer gab sie keinen Ton von sich und so schritt Rupprecht zum Fenster und zog den schweren Stoff auf, der so lange zugehängt war, dass Staubwolken aufstiegen. Von draußen knallte die Sonne herein und die aufgewirbelten Partikel der staubigen Oberflächen tanzten unruhig in der abgestandenen Luft des Zimmers. Als Nächstes öffnete er die Fenster und ließ die klare Herbstluft hinein.

Er sah sie an, ihr langes dunkelrotes Haar war fettig, ihre kalkweiße Haut glanzlos, dunkle Ringe lagen unter ihren vom Weinen geröteten Augen. Einst wohlbeleibt und energievoll war das junge Fräulein abgemagert, fahl, nur noch ein Schatten ihrer selbst. Einmal mehr hatte er sie nicht vor der Grausamkeit der Welt beschützen können, war zum Komplizen geworden, ihr Glück zu verhindern. Früher hatte seine Herrschaft von ihm verlangt, die Prügelstrafe an ihr auszuführen, heutzutage stand er wortlos daneben, wenn das Fräulein wie ein Tier eingesperrt und zur Schlachtbank geführt werden sollte.

»Wie ich hörte, begleiten Sie Ihren Verlobten heute Abend auf den Ball? Das wird ihr erster offizieller Auftritt zusammen, nicht wahr?«

Während er das sagte, ging er im Raum umher, sammelte dreckige Wäsche ein, räumte leere Wassergläser zusammen. Emmi schwieg und sah ihm nur bei seinem Tun zu. Ihre Eltern hatten ihm einen neuen Anzug machen lassen, der seiner schlanken, muskulösen Gestalt schmeichelte, und längst nicht so dunkel war, wie seine feste schwarze Haut. Er faselte vor sich hin, stellte die Sache so dar, als wäre sie eine gute. Dabei bildeten seine sonst so vollen Lippen einen dünnen Strich, wenn er schwieg und nicht das sagte, was eigentlich so offensichtlich war. Wenn er ihr schon nicht half, weil er nicht konnte oder wollte, warum log er sie dann an? Weshalb meinte er, ihr vorgaukeln zu können, dass er mit alledem einverstanden war?

Er rang sich ein Lächeln ab, als er sich zu ihr umdrehte, Haltung annahm und die Hände hinter dem Rücken schloss. »Nun, dann wird die Sache wohl tatsächlich ernst«, sagte er noch immer lächelnd, doch mit traurigen Augen, »Da kann ich nur noch einmal alles Gute wünschen.«

Endlich erhob sie sich und ohne weiter auf Rupprecht zu achten, warf sie ihr Nachthemd von sich. Seit Tagen zog sie es das erste Mal aus. Ihr Diener senkte beschämt den Blick und schnellte zur Tür.

»Ich schicke die Zofe, Ihnen beim Waschen zu helfen.«

Hastig schloss er die Tür hinter sich und atmete durch. Während Emmis Arrest hatte er sich von ihr fernhalten müssen. Dies Aufeinandertreffen von eben war das Erste in vier Monaten gewesen, obgleich sie im selben Haus wohnten. Seinem Fräulein war es in dieser Zeit verboten worden, ihr Zimmer zu verlassen, zu lesen oder anderen Ablenkungen nachzugehen, damit sie endlich zur Vernunft käme. Vorsorglich hatte man dazu ihre Bücher, ihre Malutensilien und ihren Kanarienvogel fortgeschafft. Soweit Rupprecht informiert war, bekam Emmi auch wenig Essen und weiß Gott, er hatte es ihr angesehen. Schon, als sie das Nachthemd noch getragen hatte. Teuflische Lüsternheit fuhr einmal mehr in ihm hoch; er hatte gehofft, sich diese Schwärmerei abgewöhnt zu haben. Sein Fräulein war für ihn von jeher tabu und nun zudem verlobt. Mit einem reichen Juwelenhändler, der seit fast einem Jahr hinter ihr her war. Rupprecht entspannte sein Gesicht, straffte die Schultern und begab sich in die Küche, um eines der Mädchen zu Emmi zu schicken.

°°°

Herr Sais erwartete Emmi unten an der Treppe. Das Kleid, das sie trug, war ein Geschenk von ihm. Sie mochte Dunkelrot überhaupt nicht, aber die Zofe hatte gemeint, dass es ihr Haar betonte.

»Wilhelmine, Liebchen«, rief Herr Sais, »darf ich anmerken, wie gut Ihnen die Kur getan hat?«

Berthold Sais war früher wohl einmal blond und hochgewachsen gewesen, Emmi schätzte jedoch, dass das zwanzig Jahre her war. Oder er war schon als fahler Mann, der niemals jemanden ausreden ließ, auf die Welt gekommen. Er hatte bereits zu ihrer ersten Begegnung erklärt, dass er vorhabe, sie »Wilhelmine« zu nennen, und ihre Eltern sagten, dass es schließlich keinen Unterschied zu Wilhelmina gäbe, sie sollte sich deshalb nicht so anstellen. Durfte sie nicht einmal ihren Vornamen behalten?

Wie immer wich sie seinem Blick aus, ungerührt nahm er ihre Hand und küsste sie.

»Kind, willst du deinen Zukünftigen nicht begrüßen?«, flüsterte ihr Vater hörbar.

»Lassen Sie doch, Herr Wändler. Sie ist nur schüchtern.«

Emmi knickste, dann hakte sie sich so wenig wie möglich bei Herrn Sais unter und wurde zu seinem Wagen geführt. Der Fahrer chauffierte sie eine ewig lange Zeit, in der ihr Verlobter unschicklich seine Hand auf ihrem Knie liegen hatte, bis sie endlich am schicksten Hotel der Stadt ankamen, in welchem jährlich der Winterball abgehalten wurde. Herr Sais half ihr beim Aussteigen, drückte ihre Finger dabei etwas zu fest und führte sie daraufhin nahezu ruppig die Treppe hinauf in den glitzernden Saal. Vor den Gastgeber*innen stand eine Menschenschlange, in die sie sich einreihten.

»Juwelier Berthold Sais nebst Verlobter Wilhelmine Wändler«, wurde verkündet.

Kurz hielten die Herren einen Plausch, dann ging es auch schon in den Ballsaal. Ohne sie zu fragen, reichte er ihn ein Glas Champagner vom Tablett des Laufkellners und prostete ihr zu. Emmi hasste dieses Zeug, und das Kleid schnürte ihr Taille und Busen ab, obgleich beides doch sichtlich kleiner geworden war – während der Kur. Nun sah sie sich in dem glänzenden Spiegel zu ihrer rechten: Sie war so viel dünner, ihre Haut krankhaft blass und ihre Augen trüb. Es war das erste Mal seit Monaten, dass sie einen intensiveren Blick auf sich wagte, sie hatte den Sinn für ihr Äußeres verloren über die Spanne der Zeit. Jeder Tag war gleich gewesen, von Langeweile und Hunger durchzogen. Sogar ihre Periode war unter der Mangelernährung ausgeblieben. Sie betrachtete sich und stellte fest, dass sie wohl zum ersten Mal in ihrem Erwachsenenleben als schlank galt. Und sie gefiel sich nicht.

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