Killerrache: Krimi Koffer 9 Romane

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Gerighauser saß gefesselt auf der ziemlich engen Rückbank des Dienst-Porsches, während wir uns auf den Weg zum Präsidium machten.

„Ich habe niemanden umgebracht!“, behauptete er während der Fahrt.

„Vielleicht beraten Sie sich besser mit einem Anwalt, bevor Sie irgendeine Aussage machen“, sagte ich ihm. „Zumindest in einem der Fälle gibt es jemanden, der Sie gesehen hat.“

„Und wo soll das bitteschön gewesen sein?“

„Bei Udo’s Imbiss. Sie hatten eine Waffe dabei und standen unter einer Laterne. Wahrscheinlich haben Sie Rademacher angerufen, damit er mit Ihnen zur Kaimauer geht. Dort haben Sie ihn erschossen.“

Er schwieg.

„Und was Maybaum angeht...“, begann Rudi, aber Gerighauser unterbrach ihn.

„Ich habe niemanden umgebracht! Untersuchen Sie meine Waffe!“

„Das werden die Kollegen vom Labor mit Sicherheit sehr gründlich tun“, versprach ich. „Sie wollten Rache, nehme ich an. Rademacher, Maybaum und Subotitsch hatten irgendetwas gegen Sie in der Hand, womit man Sie dazu erpresste, Ihre Gang zu verraten, die ‚Killer Bandoleros’. Ihre Eltern und Ihre Schwester sind der Rache dieser Gang zum Opfer gefallen. Aber Sie haben sich die Schuld gegeben. Subotitsch wäre wahrscheinlich der dritte Tote gewesen.“

„Subotitsch wird der dritte Tote sein“, murmelte Gerighauser. „Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.“

„Vielleicht reden Sie jetzt und packen alles aus, Gerighauser. Sie können nichts mehr verlieren. Eine Mordanklage ist Ihnen sicher.“

Im Rückspiegel konnte ich sehen, wie er mit sich kämpfte.

Ich konnte nur hoffen, dass er sich für das richtige entschied.

„Betreiben Sie eigentlich Kampfsport?“, fragte ich.

„Nein.“

Ich ließ ihn eine Weile in Ruhe. Wenig später hatte er sich entschieden.

„Ich packe aus“, sagte er. „Jetzt hat alles sowieso keinen Sinn mehr.“

„Wir sind ganz Ohr, Herr Gerighauser“, erwiderte Rudi.

„Wie ich schon sagte, ich habe niemanden umgebracht. Ich kannte Rademacher und Maybaum, weil ich ihnen als Informant gedient hatte. Normalerweise wäre ich nie dazu bereit gewesen. Man verrät seine Gangbrüder nicht. Das ist verachtenswert. Aber Rademacher und die anderen hatten mich in der Hand. Ich war ihnen mit etwas Rauschgift ins Netz gegangen und sie drohten, die Beweise so zu manipulieren, dass ich als Großhändler für viele Jahre in den Bau gegangen wäre. Keine Ahnung, woher sie den nötigen Stoff dafür hatten. Aber sie besaßen ihn! Kokain, Heroin – und das in Mengen, die für so eine Intrige ausreichten. Wahrscheinlich haben sie den Stoff bei anderen Operationen abgezweigt. Oder sie besaßen sehr gute Beziehungen zu anderen Drogenhändlern, bei denen Sie auch ein Auge zugedrückt hatten und die ihnen nun etwas schuldig waren. Ich glaube, die beiden machten ein richtiges Geschäft aus der Sache.“

„Die Sache mit den ‚Killer Bandoleros’ gilt als ein großer Erfolg ihrer Polizeiarbeit!“, gab ich zu bedenken.

„Es war mein Erfolg. Die Verhaftungen der gesamten Führungsriege der Gang wären nicht möglich gewesen, wenn ich ihnen nicht Ort und Zeit eines Großdeals verraten hätte. Seitdem ist ‚der King’ hinter mir her. Das ist der Spitzname von Lionel Bentz. Sein Bruder Manuel hat natürlich gleich zwei und zwei zusammengezählt und geahnt, dass er mir seinen Aufenthalt in der JVA verdankte. Und ‚der King’ hat dann erbarmungslos zugeschlagen.“ Er schluckte. Es sprudelte aus ihm heraus. Offenbar war es ihm schon lange ein Bedürfnis gewesen, diese Dinge jemandem zu erzählen. „Sie haben meine Schwester und mich gefangen genommen und in eine leere, abgelegene Lagerhalle verschleppt. Dort wurde sie vor meinen Augen erschossen und außerdem hat mir ‚Der King’ angekündigt, dass ich meine Eltern in ihrem Blut finden würde. So kam es dann auch.“

„Dieser sogenannte 'King' hat Sie offenbar am Leben gelassen“, stellte ich verwundert fest. „Warum hat er die Rache nicht an Ihnen vollzogen?“

„Weil er mich leiden lassen wollte. Ich sollte daran denken, dass es meine Schuld gewesen sei, was geschehen war. Und eines Tages, so kündigte er mir an, würde er zuschlagen und mich auch auslöschen. Ganz gleich, wo ich auch hinflüchten würde, ich könnte nie sicher sein, ob nicht hinter der nächsten Ecke jemand lauert, der das Urteil, das er über mich gesprochen hatte, vollstreckt. Aber das passt zum 'King'. Ich kenne ihn ja schon seit wir Teenager waren. Er ist ein Sadist.“

„Sie haben seinerzeit geschwiegen und die Ermittlungen der Polizei nicht gerade unterstützt“, stellte Rudi fest. „Zumindest geht das aus den Unterlagen hervor, die uns vorliegen.“

„Ich hätte mich selbst ans Messer geliefert. Schließlich hatte ich genug auf dem Kerbholz, um in den Knast zu wandern.“ Sein Gesicht verzog sich.

„Warum haben Sie sich nicht an Ihre Polizistenfreunde gewandt?“, fragte ich.

„Für die war ich uninteressant geworden, nachdem ich bei den Killer Bandoleros zu einem Ausgestoßenen geworden war. Diese Bastarde! Die haben mich fallengelassen wie eine heiße Kartoffel. Jetzt erpressen sie andere, denen sie falsche Beweismittel untergeschoben haben, um sie auspressen zu können wie eine Zitrone. Was aus mir wurde, war ihnen gleichgültig.“

„Ein Staatsanwalt könnte das als Mordmotiv ansehen“, sagte Rudi.

„Aber so war es nicht.“

„Bislang haben Sie uns nichts geboten, was Sie aus der Schusslinie nimmt!“

„Meine Aufgabe war es nur, Rademacher und Maybaum zum Tatort zu locken. Ich sollte ihnen damit drohen, alles auszupacken und ihre Machenschaften ans Licht zu bringen. Sie hatten doch gerade ihre Versetzung hinter sich und mit Mühe und Not verhindert, dass das wahre Ausmaß ihrer Geschäfte ans Licht kam. Wenn ich mich damit an die Staatsanwaltschaft gewandt hätte, hätte sie das in einem Moment erwischt, in dem sie schon ohnehin ziemlich schwach dastanden.“

„Das klingt so, als hätte Sie jemand beauftragt“, stellte ich fest.

„Ja.“

„Wen?“

„Den Namen werde ich erst nennen, wenn ich juristische Garantien habe und die Staatsanwaltschaft einen Deal mit mir macht.“

„Wenn das, was Sie sagen der Wahrheit entspricht, müssen Sie trotzdem eine Anklage wegen Beihilfe zum Mord befürchten.“

„Ich weiß“, murmelte Gerighauser. „Aber ich setze darauf, dass man mir entgegenkommt.

„Sie sollten sich nicht zuviel versprechen“, sagte Rudi.







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Wir lieferten Gerighauser im Präsidium ab. Er wurde unseren Verhörspezialisten Pascal Horster und Meinert Schneider vorgeführt. Sie baten uns darum, bei der Vernehmung dabei zu sein, schließlich hatten wir den Großteil der Fakten ermittelt, die mit Gerighauser und den Morden an Maybaum und Rademacher in Zusammenhang standen.

Ein Pflichtverteidiger wurde herbeigerufen. Außerdem ein Vertreter der Staatsanwaltschaft.

„Ich sage kein Wort, ehe das hier nicht in einem offizielle Deal mündet“, sagte er großspurig.

„Was ist mit Tom Subotitsch?“, fragte ich ihn trotzdem. „Er war doch an den Machenschaften von Rademacher und Maybaum beteiligt.“

 

„Das war er.“

„Wäre er der nächste auf der Mordliste gewesen?“

„Mit einem Deal kann die Staatsanwaltschaft vielleicht auch das Leben von Tom Subotitsch retten!“ Er grinste. „Natürlich ist er der Nächste. Und die Hintermänner sind dazu gezwungen schnell zu handeln. Das erhöht die Gefahr für Subotitsch. Und glauben Sie mir, ich war vielleicht ein Helfershelfer – aber die Leute von denen ich spreche sind durchaus in der Lage, völlig auf sich allein gestellt zu töten!“

„Wir sollten Subotitsch warnen!“, meinte Rudi.

„Das können Sie tun – nur wird es nichts nützen“, sagte Gerighauser. „Irgendwann wird irgendwer zuschlagen und Subotitschs Leben beenden. Selbst wenn Sie ihn jetzt warnen, wird ihn das nicht auf Dauer schützen.“

Staatsanwalt Robert Horner traf ein. Wenig später stieß auch der bestellte Pflichtverteidiger zu uns. Er hieß Jörn Gallinger und wollte sich zunächst mit seinem Mandanten unter vier Augen besprechen.

Inzwischen versuchte unser Innendienstler Max Herter den Kollegen Subotitsch telefonisch zu erreichen. Ich hatte ihm den Hinweis gegeben, dass Subotitsch uns gegenüber angegeben hatte, Urlaub in seinem Ferienhaus in Mecklenburg machen zu wollen. Die Adresse ließ sich herausfinden.

„Dort gibt es aber keinen Festnetzanschluss“, erklärte Max allerdings.

Kriminaldirektor Bock schaltete sich persönlich in den Fall ein und gab uns schließlich die Anweisung, nach Mecklenburg zu fahren.

„Suchen Sie Subotitsch auf und überzeugen Sie ihn, dass er aussagen muss. Wie viel an den Aussagen von Herr Gerighauser der Wahrheit entspricht, muss sich noch zeigen, aber fest steht, dass er uns einiges erklären muss.“

„Sobald sich Gerighauser dazu entschließt, endlich seinen Auftraggeber zu nennen, würde ich gerne telefonisch verständigt“, bat ich.

„Sie werden auf dem Laufenden gehalten“, versprach unser Chef.







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Als wir Richtung Norden fuhren, wurde es bereits dunkel.

Das letzte Stück bis zum See, an dem das Ferienhaus lag, mussten wir über ziemlich kleine Straßen zurücklegen. Rudi versuchte zwischendurch immer wieder, Subotitsch auf seinem Handy zu erreichen, aber wir wurden an die Mailbox verwiesen.

„Was glaubst du, macht dieser Gerighauser nur eine große Show, um seinen Hals zu retten, juristisch etwas herauszuschlagen?“

„Wenn ja, dann brauchen wir uns keine Sorge um Subotitsch machen, Harry.“

„Höchstens, dass er sich davonmacht, um der drohenden Strafverfolgung zu entgehen.“

„Das glaube ich nicht.“

„Er wirkte auf mich wie jemand, der das Ganze einfach aussitzt und sich am Ende darauf verlässt, dass er hervorragende Beziehungen hat. Und zwar sowohl zur Justiz als auch zur Unterwelt.“

„Stimmt.“

„Aber mal angenommen, Gerighauser sagt die Wahrheit. Es gab einen Auftraggeber. Wer käme da in Frage?“

„Jemand, der sich durch das Dream-Team der Drogenabteilung nicht länger abzocken lassen wollte“, zog Rudi messerscharf den nahe liegenden Schluss. „Harry, die Drei haben einen Riesenfisch an der Angel gehabt. Zumindest, wenn man nach Maybaums Kontoauszügen geht!“

„Was für ein passender Vergleich, wenn man bedenkt, dass Subotitsch zum Angeln gefahren ist“, gab ich zurück.

Eine Weile schwiegen wir. Ich hatte das Gefühl, etwas übersehen zu haben. Ein entscheidendes Detail, das den ganzen Fall auflöste.

Das Navigationssystem führte uns schließlich ziemlich sicher zu Subotitschs direkt am Ufer des Sees gelegenen Ferienhauses.

Es war ziemlich dunkel hier.

In der Zufahrt standen ein Porsche und der Geländewagen, den wir bei Subotitsch auf dem Hof gesehen hatten.

Ich zog meine Waffe.

Rudi folgte aber meinem Beispiel.

„Erinnerst du dich an die Aussage von Martin Thorn, dem Obdachlosen, der im Lagerhaus bei Udo’s Imbiss übernachtete, Rudi?“

„Er wollte gehört haben, wie ein Porsche davonfuhr...“

„Gerighauser war dort, das steht fest. Aber vielleicht auch noch jemand...“

Das Haus lag zwischen hohen Bäumen. Der Mond stand hell über dem See. Ein Bootssteg ragte etwa zwanzig Meter ins Wasser hinein. Mehrere Boote waren dort befestigt.

Wir pirschten uns zunächst ans Haus. Alles schien ruhig. Kein Laut war zu hören. Im Haus brannte Licht. Die Tür stand offen.

Rudi stieß sie zur Seite, um sich innen umzusehen. Ich blieb draußen und behielt die Umgebung im Blick. An einem der Boote sah ich einen Schatten sich erheben. Jemand machte sich dort zu schaffen.

„Es ist niemand im Haus!“, sagte Rudi.

Ich deutete zu den Booten.

Rudi sah es auch. Der Schatten stieg an Land und wollte offenbar die Vertäuung lösen.

Wir näherten uns. Für den Mann auf dem Steg waren wir lange Zeit in eine Schattenzone unter den großen Bäumen verborgen. Wir hingegen hatten ihn im Licht deutlich sehen können.

Jetzt bemerkte er uns.

„Keine Bewegung! Polizei!“, rief ich.

Er griff unter seine Jacke, riss eine Waffe hervor. Ein Schuss krachte und pfiff über uns hinweg. Ich schoss zurück und erwischte ihn an der Schulter. Die Wucht des Geschosses riss ihn nach hinten und ließ ihn auf dem rutschigen Steg der Länge nach zu Boden fliegen.

„Waffe weg!“, rief ich und stürmte den Steg entlang, die Dienstwaffe dabei im beidhändigen Anschlag.

Das Mondlicht sorgte dafür, dass man unseren Gegner sehr gut sehen konnte. Er rappelte sich auf, hob noch einmal die Waffe und richtet sie auf mich.

Sekundenbruchteile blieben mir, um mich zu entscheiden.

Aber mir war instinktiv klar, dass dieser Mann schießen würde.

Der Mündungsblitz seiner Waffe leuchtete auf. Ich schoss annähernd im selben Moment. Sein Schuss ging daneben, während meine Kugel ihn in den Oberkörper traf.

Er hatte mir keine andere Wahl gelassen.

Ich ging auf den regungslos daliegenden Mann zu.

Schließlich stand ich zu seinen Füßen. Seine Augen blickten starr in Nichts. Das Mondlicht spiegelte sich in ihnen. Ich senkte die Waffe.

Rudi war mir gefolgt.

„Das ist der Mann, den wir suchen“, stellte ich fest. „Jemand, der Kampfsport betreibt, wie er uns selbst erzählt hat, und einen Porsche fährt.“

„Reza Tannous!“, stieß Rudi hervor.

„Die Waffe war von Anfang an die richtige Spur.“

„Er wird sie zwischenzeitlich irgendwo deponiert haben. Wie hätten wir das herausfinden können?“

Ich deutete auf das Boot, dessen Vertäuung beinahe gelöst worden war. Es handelte sich um ein einfaches Ruderboot, mit dem Angler hinauszufahren pflegten. Besonders nachts, wenn die Fische zur Ruhe kamen und besonders leicht anbissen.

Ein Mann lag regungslos darin – der Länge nach hingestreckt auf der Seite. Er trug nur eine Badehose. Das Gesicht war nicht zu sehen.

Rudi steckte seine Waffe ein und stieg auf das Boot. Er beugte sich über den Körper und drehte ihn herum.

„Es ist Subotitsch“, stellte er fest. „Hier ist ein Tuch mit...“ Rudi schnupperte kurz daran. „...Chloroform!“

Ich atmete tief durch. „Subotitsch sollte also hinaus auf den See geschafft werden und betäubt in den See geworfen werden“, stellte ich fest.

Rudi nickte. „Alles sollte wie ein Badeunfall aussehen.“

„Reza Tannous ist – war! - der Mann fürs Grobe bei Benny Farkas. Wenn Gerighauser Aussage stimmt, dann muss Farkas der Auftraggeber sein, Rudi!“

„So hat das sogenannte Dream-Team sich vielleicht mit Farkas eine ganz große Nummer als Opfer Ihrer Erpressungen ausgesucht!“

„Aber jemand wie Farkas lässt sich das nicht gefallen und schickt seinen Bluthund.“

„Nur können wir Farkas kaum etwas beweisen, jetzt da ihn sein Bluthund Reza Tannous nicht mehr belasten kann!“

„Warten wir ab, Rudi“, sagte ich. „Vielleicht siegt bei Subotitsch jetzt vielleicht endlich die Vernunft!“

„Oder der Überlebenswille!“, erwiderte Rudi. „Schließlich muss Subotitsch doch klar sein, dass Farkas sofort einen weiteren Killer auf ihn ansetzen wird – schon um die eigene Haut zu retten.“







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Wir schafften den bewusstlosen Subotitsch zurück ins Haus und meldeten uns im Präsidium. Dabei erfuhren wir, dass Ede Gerighauser inzwischen ausgesagt hatte.

Seine Aussage bestätigte das, was wir bereits vermuteten. Kriminaldirektor Bock beorderte unsere Spurensicherer Sami Oldenburger und Pascal Horster zu dem Haus am See in Mecklenburg. Außerdem wurde die zuständige Gerichtsmedizin alarmiert, um Reza Tannous’ Leiche zu bergen, sowie ein Arzt, der sich um Tom Subotitsch kümmern sollte.

Wir hatten Subotitsch in sein Bett gelegt und bemühten uns darum, ihn aufzuwecken. Aber erst, als bereits der Gerichtsmediziner eintraf, erwachte er aus seiner Betäubung. Er wirkte verstört und wunderte sich darüber, dass er unter der Decke nur eine Badehose trug.

Wir erklären ihm, was geschehen war. Er nahm es ruhig zur Kenntnis.

„Sie wissen, dass Farkas bei nächster Gelegenheit einen anderen Killer schicken wird“, versuchte ich ihm klarzumachen. „Wir haben die Aussage eines Junkies und Ex-Mitgliedes der Killer Bandoleros, den Sie, Maybaum und Rademacher zu Spitzeldiensten gegen Farkas gepresst haben. Aber es ist zweifelhaft, ob dass reichen wird, um ihn festzunageln. Er wird davonkommen, Herr Subotitsch. Und er wird sich in aller Ruhe einen Profi anheuern können, der Sie umbringt.“

 

„Es ist Zeit, die Karten auf den Tisch zu legen“, ergänzte Rudi. „Ein Verfahren kommt ohnehin auf Sie zu und Ihr Dienst in der Polizei dürfte so oder so beendet sein. Es ist nur die Frage, ob Sie überleben wollen?“

Subotitsch überlegte einen Moment. Er richtete sich auf und fuhr sich mit der flachen Hand über sein Gesicht.

„Okay“, sagte er. „Das Spiel ist aus.“

„Es freut mich, dass Sie realistisch genug sind, das zu erkennen. Dann helfen Sie uns, Farkas vor den Richter zu stellen.“

„Das ist nicht so einfach, Herr Kubinke. Farkas ist paranoid. Er hat mindestens ein halbes Dutzend Wohnungen unter den Namen von Strohmännern gekauft, wo er sich notfalls verkriechen kann, wenn mal ein Haftbefehl auf seinen Namen ausgestellt werden sollte. Er schläft alle paar Nächte woanders. Manchmal jettet er einfach nach Miami oder Los Angeles, wo er auch Residenzen besitzt.“

„Dann muss man ihn eben aus seinem Versteck locken“, erwiderte ich. „Wie sind Sie mit Farkas in Kontakt getreten – um ihn zu erpressen?“

„Wir haben uns in einer konspirativen Wohnung getroffen. Er kam natürlich nie persönlich. Wir hatten einen Mittelsmann.“

„Ede Gerighauser?“

„Ja.“

„Davon hat Gerighauser uns noch gar nichts erzählt“, ergänzte Rudi. „Seiner Darstellung nach hat Ihr ehrenwertes Polizisten-Trio ihn gnadenlos fallengelassen, nachdem die Verhaftung der ‚Killer Bandoleros’ über die Bühne gegangen war.“

„Haben wir auch. Er hat das nervlich nicht durchgestanden und ist zum Junkie geworden.“

„Wundert Sie das – nach dem, was mit seiner Schwester und seinen Eltern geschehen ist?“

„Farkas muss gewusst haben, dass Ede Gerighauser unser Informant war. Er hat ihn umgedreht und zu seinem Geschöpf gemacht, indem er ihn mit Heroin versorgte. Gerighauser hätte alles für Farkas getan. Wir hatten Beweise gegen Farkas gesammelt und sie gegen eine gewisse Gebühr zurückgehalten.“

„Wo sind diese Beweise? In Rademachers Wohnung?“

„Wie kommen Sie darauf?“

„Wir haben Christine Wistanow dort kurz nach Rademachers Ermordung angetroffen! Sie hatte das Polizeisiegel gebrochen.“

„Thorben war wohl leider zu hormongesteuert, um zu merken, dass diese Christine es von Anfang an nur auf eines abgesehen hatte: Den Schlüssel zu dem Schließfach in dem sich die Videomitschnitte einiger Großdeals befinden, an denen Farkas beteiligt war.“

„Einen Schlüssel hätte sie herausschmuggeln können“, meinte Rudi. „Ihr Schlüsselbund wurde nicht überprüft. Warum auch?“

„Haben Sie auch einen Schlüssel?“, fragte ich.

Subotitsch nickte. „Ja, aber dort ist nichts mehr!“

„Wie wollen Sie das wissen?“

„Maybaum rief mich sofort nach Rademachers Tod an. Er hatte das bereits überprüft, war aber wohl zu spät. Christine Wistanow hat ganze Arbeit geleistet.“

„Ein fast perfekter Plan, an dessen Ende Farkas Sie und Ihr beiden ermordeten Kollegen losgeworden wäre!“

„Sie sagten, ich soll Ihnen helfen...“, murmelte Subotitsch. „Wie sähe das aus?“

„Mein Plan ist nicht ganz risikolos“, gestand ich. „Aber wenn Farkas jetzt davonkommt, sind Sie früher oder später ein toter Mann.“

„Ich weiß“, nickte er.