Regisseur des Tons: Musikkomponisten des phantastischen Genres: Ennio Morricone
Von Pia Fauerbach
»Filmmusik braucht Raum, um sich entfalten zu können. Der Film muss der Musik Zeit geben, um sich zu entwickeln.« – Ennio Morricone.
by Georges Biard
Ennio Morricone wurde am 10. November 1928 in Rom geboren. Seine musikalische Karriere umfasst ein großes Spektrum an Kompositionen: von absoluter Konzertmusik bis hin zu angewandter Musik, wobei er als Orchestrator, Dirigent und Komponist für Theater, Rundfunk und Kino tätig war. Sein erstes Musikstück schrieb er im Alter von sechs Jahren.
1946 machte er sein Trompetendiplom, das Kompositionsdiplom erhielt er 1954 am
Conservatorio di Santa Cecilia
unter der Leitung von Goffredo Petrassi.
Ende der 1950er-Jahre schrieb er seine ersten Konzertwerke und arbeitete dann als Arrangeur für die italienische Rundfunkgesellschaft RAI und RCA-Italien. Seine Karriere als Filmmusikkomponist begann er 1961 mit dem Film
Il Federale
unter der Regie von Luciano Salce.
Im Jahr 1963 schrieb der Komponist gemeinsam mit Roby Ferrante die Musik für
Ogni volta.
Das Lied wurde von Paul Anka während des
Festival di San Remo
1964 zum ersten Mal aufgeführt. Morricone arrangierte und dirigierte den Song. Weltweit gingen über drei Millionen Platten über den Ladentisch, allein eine Million Mal in Italien.
Gemessen an der Gesamtzahl von über 450 Kompositionen für Kino und Fernsehen, komponierte Morricone davon nur 35 Soundtracks für Western. Nach eigener Aussage waren das gerade mal 8 % Anteil seiner Werke. Diese machten ihn jedoch weltberühmt. Besonders durch die Zusammenarbeit mit seinem ehemaligen Schulkameraden, dem Regisseur Sergio Leone.
Was John Williams für Steven Spielberg ist, war Ennio Morricone der Haus- und Hofkomponist für Leone.
Er vertonte die Streifen
Für eine Handvoll Dollar
(1964),
Für ein paar Dollar mehr
(1965
), Zwei glorreiche Halunken
(1966),
Spiel mir das Lied vom Tod
(1968) und
Todesmelodie
(1971). 1984 folgte dann noch das Drama
Es war einmal Amerika
.
Typische Klänge wie Peitschenhiebe, Glocken, Trillerpfeifen oder die Verwendung von italienischen Volksinstrumenten entstanden aus der Not eines sehr kleinen Filmbudgets. Die Vorgaben waren so eng gesteckt, dass man sich zur Aufnahme der komponierten Stücke kein vollständiges Orchester leisten konnte.
Da Leone der Musik immer mehr Raum gab als andere Regisseure, war die Zusammenarbeit mehr als kreativ. Die Zusammenarbeit endete abrupt, als Sergio Leone überraschend 1989 an den Folgen eines Herzinfarkts verstarb.
Der Track
Die Ekstase des Goldes
aus
Zwei glorreiche Halunken
ist eine der bekanntesten Kompositionen Morricones. In
Jackass Number Two
wird die Eröffnungsszene mit dem Musikstück unterlegt.
Die Punkrock-Band
The Ramones
nutzte bei ihren Konzerten
The Ecstasy of Gold
als Schlussthema.
Metallica
verwendet den Track seit 1983 als einleitende Musik für ihre Konzerte.
Ein instrumentales Cover von
Metallica
erschien 2007 auf dem Morricone-Tribute-Album
We All Love Ennio Morricone
. Die Metal-Version wurde für einen
Grammy Award
in der Kategorie
Best Rock Instrumental Performance
nominiert. 2009 sampelte
Coolio
das Thema für seinen Song
Change
.
Der Soundtrack zu
Spiel mir das Lied vom Tod
ist mit mehr als 10 Millionen verkauften Exemplaren einer der meistverkauften Soundtracks weltweit.
»Er ist nicht nur ein großer Filmkomponist, er ist ein großer Komponist.« – Giuseppe Tornatore
Morricone arbeitete mit vielen Regisseuren zusammen, u. a. Bernardo Bertolucci, Giuliano Montaldo, Lina Wertmuller, Giuseppe Tornatore, Brian De Palma, Roman Polanski, Warren Beatty, Adrian Lyne, Oliver Stone, Margarethe von Trotta, Pedro Almodovar und Roland Joffé.
Neben den italienischen Western gehören
Die Schlacht von Algier, Cinema Paradiso, Die Legende von 1900, Die Unbestechlichen, Es war einmal in Amerika
und
The Mission
zu seinen bekanntesten Werken. Zu Morricones bekanntesten Kompositionen gehören
The Ecstasy of Gold, Se Telefonando, Man with a Harmonica, Here’s to You
, die UK-Nr. 2-Single
Chi Mai, Gabriel’s Oboe
und
E Più Ti Penso
.
Von 1964 bis zur Auflösung 1980 war Morricone Teil der
Gruppo di Improvvisazione Nuova Consonanza (G.I.N.C.)
, einer Gruppe von Komponisten, die avantgardistische freie Improvisationen aufführten und aufnahmen.
Seine absolute Musikproduktion umfasst über 100 Stücke, die von 1946 bis 2020 komponiert wurden.
Für die italienisch-französische Komödie
Ein Käfig voller Narren
und deren zwei Fortsetzungen erschuf Ennio Morricone ebenfalls die musikalische Begleitung.
1970 lieferte der Komponist das Titelthema
The Men from Shiloh
für die amerikanische Western-Fernsehserie
Die Leute von der Shiloh Ranch
.
In den Jahren 1974 – 1975 schrieb Morricone die Musik für die italienische Filmproduktion
Spazio 1999
, der zum Start von
Mondbasis Alpha 1
gedreht wurde, während die Originalfolgen Musik von Barry Gray enthielten.
1977 entstand der Soundtrack zu John Boormans
Exorzist II: Der Ketzer
und Alberto De Martinos apokalyptischen Horrorfilm
Inferno 2000
mit Kirk Douglas in der Hauptrolle. 1982 komponierte er die Filmmusik für John Carpenters
Das Ding aus einer anderen Welt
.
Für die Fußball
-
Weltmeisterschaft 1978 arrangierte Morricone die offizielle Hymne. Und erhielt seine erste Oscarnominierung für
In der Glut des Südens
von Terrence Malick, mit Richard Gere in der Hauptrolle. Bei der Oscar-Verleihung 1979 stellte er sich mit Jerry Goldsmiths
The Boys from Brazil
, Dave Grusins
Der Himmel kann warten
, Giorgio Moroders
12 Uhr nachts – Midnight Express
(dem Gewinner) und John Williams’
Superman: Der Film
im Wettbewerb.
Für
Red Sonja
mit Brigitte Nielsen und Arnold Schwarzenegger in den Hauptrollen schrieb er 1985 ebenfalls die Musik. Der Film erhielt überwiegend negative Kritiken, an denen auch der Soundtrack nichts ändern konnte.
1987 schrieb Morricone zusammen mit den
Pet Shop Boys: It Could’t Happening Here
und erhielt eine erneute Oscar-Nominierung, diesmal für
Mission
.
Erneut musste er sich aber geschlagen geben. Der Oscar ging an Herbie Hancocks und seine Musik zu
Um Mitternacht
. Die Entscheidung darüber war umstritten, da es sich bei dem von Hancock bearbeiteten Soundtrack um nur um eine Bearbeitung handelte, nicht um die Komposition einer neuen Originalmusik.
Der Soundtrack zu Morricones
Mission
verkaufte sich bereits mehr als 3 Millionen Mal. Morricones Frau Maria schrieb Texte als Ergänzung zu den Stücken ihres Mannes. Zu ihren Werken gehören die lateinischen Texte
The
Mission
1988 begann Morricone eine kontinuierliche und sehr erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem italienischen Regisseur Giuseppe Tornatore und gewann mehrere Musikpreise für seine Partituren zu Tornatores Filmen. So erhielt Morricone eine fünfte Oscar-Nominierung und eine Golden Globe-Nominierung für
Malèna
. Für
Legend of 1900
erhielt er einen Golden Globe Award für die beste Originalpartitur.
»Er hat kein Klavier in seinem Studio, ich dachte immer, dass man bei Komponisten am Klavier sitzt und versucht, die Melodie zu finden. Bei Morricone gibt es so etwas nicht. Er hört eine Melodie, und er schreibt sie auf. Er hört die Orchestrierung komplett fertig.« – Berry Levinson
Seit 1995 komponierte er die Musik für mehrere Werbekampagnen von Dolce & Gabbana. Die Werbespots wurden von Giuseppe Tornatore inszeniert.
Mit Brian De Palma arbeitete der Komponist im Jahr 2000 an
Mission to Mars
bereits zum dritten Mal zusammen. Bereits die erste Zusammenarbeit an
Die Unbestechlichen
führten zur Oscar-Nominierung.
In einem Interview mit The Guardian 2001 beschrieb Morricone die guten Erfahrungen, die er mit De Palma gemacht hatte: »De Palma ist köstlich! Er respektiert die Musik, er respektiert die Komponisten. Für
Die Unbestechlichen
war alles, was ich ihm vorschlug, in Ordnung, aber dann wollte er ein Stück, das mir überhaupt nicht gefiel, und darüber waren wir natürlich nicht einer Meinung. Es war etwas, das ich nicht schreiben wollte – ein Triumphstück für die Polizei. Ich glaube, ich habe dafür insgesamt neun verschiedene Stücke geschrieben, und ich sagte: ›Bitte nicht das siebte!‹, weil es das schlechteste war. Und raten Sie mal, was er gewählt hat? Das siebte. Aber es passt wirklich zum Film.«
Während seiner Karriere in Hollywood war Morricone an zahlreichen Projekten beteiligt. Darunter das Gregory-Nava-Drama
A Time of Destiny
,
Frantic
von Roman Polanski (1988 – in der Hauptrolle Harrison Ford), Franco Zeffirellis Dramafilm
Hamlet
von 1990 (mit Mel Gibson und Glenn Close), der Kriminalfilm
Im Vorhof der Hölle
von Phil Joanou (1990, mit Sean Penn und Ed Harris),
Rampage
(1987) von William Friedkin und das Liebesdrama
Love Affair
(1994) von Warren Beatty.
Morricone komponierte seine Musik immer in Rom und lernte nie die englische Sprache. Auch wenn er auch in Hollywood sehr erfolgreich war, hatte er wenig Interesse an der Filmmetropole und legte wenig Wert auf deren Ansehen.
Im Jahr 2001 begann Ennio Morricone eine Periode intensiver Konzerttätigkeit. Er dirigierte seine Filmmusik und Konzertwerke für Symphonieorchester und polyphone Chöre in mehr als 100 Konzerten in Europa, Asien, den USA, Mittel- und Südamerika.
Während seiner langen Karriere hat Ennio Morricone auch viele Auszeichnungen erhalten. Neben dem
Goldenen Löwen
und dem
Ehren-Oscar
, die ihm 2003 verliehen wurden, erhielt er acht
Nastri D’argento
, fünf
BAFTAs
, sechs
Oscar
-Nominierungen, sieben
David Di Donatellos
, drei
Golden Globes
, einen
Grammy Award
und einen Europäischen Filmpreis.
2009 wurde Ennio Morricone vom damaligen französischen Staatspräsidenten in den Rang eines Ritters des Ordens der Ehrenlegion erhoben.
Morricone erhielt insgesamt 27 goldene und 7 platinierte Schallplatten, 3 goldene Platten und den Preis der
Critica discografica
für die Musik des Films
Il Prato
. Der Soundtrack von
Zwei glorreiche Halunken
wurde 2009 in die
Grammy Hall of Fame
aufgenommen. 2010 wurde Morricone mit dem
Polar Music Prize
ausgezeichnet.
Seine Musik wurde unzählige Male für das Fernsehen und in Filmen wiederverwendet. Besonders Quentin Tarantino setzte die Musik oft in seinen Filmen ein, so in
Kill Bill
(2003),
Death Proof
(2007),
Inglourious Bastards
(2009) und
Django Unchained
(2012). Aber wurde seine Musik auch u.a. bei Episoden der
Simpsons
und bei
Die Sopranos
eingesetzt.
2007 erhielt Morricone den Academy Honorary Award »für seine großartigen und facettenreichen Beiträge zur Kunst der Filmmusik«.
Im gleichen Jahr gab er sein Konzertdebüt am 3. Februar 2007 in der Radio City Music Hall in New York City. Am Vorabend hatte Morricone während der Begrüßungszeremonie des neuen Generalsekretärs Ban Ki-Non ein Konzert mit seinen Filmthemen im Hauptquartier der Vereinten Nationen gegeben.
2009 plante Regisseur Quentin Tarantino ursprünglich, dass Morricone die Musik
für Inglourious Bastards
komponieren sollte. Aber aufgrund des straffen Drehplans Tarantinos und Morricones vollem Terminkalender konnte die Zusammenarbeit nicht stattfinden. Tarantino verwendete jedoch acht von Morricone komponierte Stücke für den Film, von denen vier auf der Tonspur enthalten waren. Die Stücke stammten ursprünglich aus Morricones Kompositionen für
The Big Gundown
,
Revolver
und
Allonsanfàn
.
Im Jahr 2012 komponierte Morricone das Lied
Ancora Qui
mit dem Text der italienischen Sängerin
Elisa
für Tarantinos
Django Unchained
, ein Stück, das zusammen mit drei bereits vorhandenen von Morricone komponierten Musikstücken auf dem Soundtrack erschien.
Am 4. Januar 2013 überreichte Morricone Tarantino in einer besonderen Zeremonie, die als Fortsetzung des Internationalen Filmfestivals von Rom stattfand, einen Preis für sein Lebenswerk.
2014 wurde Morricone falsch zitiert, als er behauptete, er würde »nie wieder mit Tarantino arbeiten«. Der Komponist und der Regisseur arbeiteten wiederzusammen. Die
The Hateful Eight
-Komposition gewann 2016 einen Oscar in der Kategorie Beste Originalmusik.
Konzerte gab Morricone zudem ab 2011 in größerem Umfang. So ging er ab November 2013 auf Welttournee. Seine Europatournee wurde von Februar 2015 bis März 2015 mit 20 Konzerten in 12 Ländern fortgesetzt.
Um seine Musik für eine Live-Aufführung vorzubereiten, fügte er kurze Musikstücke zu langen Suiten zusammen. Statt einzelner Stücke, bei denen das Publikum alle paar Minuten applaudieren müsste, hielt Morricone es für die beste Idee, eine Reihe von Suiten mit einer Dauer von 15 bis 20 Minuten zu schaffen, die eine Art Sinfonie in verschiedenen Sätzen bilden – abwechselnd erfolgreiche Stücke und persönliche Favoriten.
Bei Konzertauftritten hatte Morricone etwa 180 bis 200 Musiker und Sänger unter seiner Leitung.
»Filmmusik ist eine der wichtigsten Kunstformen des 20. Jahrhunderts und sie wird immer wichtiger.« Ennio Morricone im Interview mit Klassikinfo.de
Ennio Morricone schrieb auch immer wieder komplette Kompositionen für Serien. Eine der in Deutschland bekannteren ist die für die Low-Fantasy-Produktion
Das Geheimnis der Sahara
von 1988 mit Andie MacDowell, Michael York und Ben Kingsley.
Außerdem erschuf er von 1985 bis 2001 die Filmmusik für die Mafia-Fernsehserie
Allein gegen die Mafia
Staffel 2 bis 10, einschließlich der Themen
Droga e Sangue
,
La morale
und
L’immorale
. Morricone arbeitete als Dirigent der Staffeln 3 bis 5 der Serie. Zudem war er musikalischer Leiter des Fernsehprojekts
Die Bibel.
Ende der 1990er-Jahre arbeitete er zusammen mit seinem Sohn Andrea an den Ultimo-Krimi-Dramen.
Morricone lieferte 2006 die Streicherarrangements auf Steven Patrick Morrisseys
Dear God Please Help Me
aus dem Album
Ringleader of the Tormentors
.
Im Jahr 2008 nahm der Komponist Musik für einen Lancia-Werbespot mit Richard Gere unter der Regie von Harald Zwart auf.
Am 6. Juli 2020 verstarb der große Komponist im Alter von 91 Jahren an den Folgen eines Oberschenkelhalsbruchs. Er hinterlässt seine Frau Maria und seine vier Kinder Marco, Alessandra, den Dirigenten und Filmkomponisten Andrea und Giovanni Morricone, einen Filmemacher.
Quellen:
https://www.klassikinfo.de/interview-mit-ennio-morricone-oscar-verleihung/
Adam Sweeting
»Mozart of film music? The Friday interview«
. Guardian. London. 23.02.2001
Jon Pareles,
»The Maestro of Spaghetti Westerns Takes a Bow«
. The New York Times. 28.01.2007
https://en.wikipedia.org/wiki/Ennio_Morricone
http://www.enniomorricone.org/
https://www.imdb.com/name/nm0001553/?ref_=fn_al_nm_1
Phantastisches zur Mitternacht
von Frank Hammerschmidt
2018 begann ich neben meinen Produktionen für die freie Szene wie den
Zukunfts-Chroniken
und den
Scary Stories
, auch an einer kommerziellen Hörspielreihe mitzuarbeiten, den
Midnight Tales
. Zu der Zeit waren bereits einige Folgen produziert und ich war sofort Feuer und Flamme. Das Konzept gefiel mir. Wie bei den großen Vorbildern
Twilight Zone
,
Outer Limits
oder
Black Mirror
sollte es hier Geschichten geben, die vielfältig sein und meistens zwar etwas Phantastisches zu bieten haben sollten, aber keinem bestimmten Genre zuzuordnen waren. Vor allem setzte das Team auf die großen Stärken der Hörspiele, mit denen wir aufgewachsen sind: kurz und knackig. Und abwechslungsreich.
Endlich mal etwas vollkommen Neues auf dem deutschen Hörspielmarkt mit einem ganz eigenen Stil, dachte ich mir.
So sollte neben intelligenten und spannenden Krimis, Thrillern und Grusel auch Platz sein für Science-Fiction und sogar Fantasy. Das erste Hörspiel, das ich aus dieser Reihe zu hören bekam, war
Morbide Rosen
von Erik Albrodt, das ganz in der Tradition von Roald Dahl-Geschichten daherkam. Außerdem stammt eine Vielzahl der Geschichten von der Amerikanerin Julie Hoverson, die extra für diese Reihe von Thomas Rippert ins Deutsche übersetzt werden und in der es auch mal um ungewöhnliche Adaptionen eines Lovecrafts oder Poes geht.
Christoph Piasecki, Kopf von Contendo Media, war eine bunte Vielfalt der Geschichten sehr wichtig und so holte er einige weitere Autoren ins Boot wie Marc Freund oder Thorsten Beckmann und einige mehr.
Meine erste Geschichte zu den
Midnight Tales
sollte
Spurlos
werden, die in den 1950er-Jahren beginnt, dann jedoch auch Züge einer Science-Fiction-Erzählung annimmt. Der kleine Sohn einer amerikanischen Familie verschwindet spurlos und es ist bis zum Ende nicht klar, ob er von Außerirdischen oder einem entkommenen Strafgefangenen entführt worden ist. Oder steckt doch etwas ganz anderes dahinter?
Apropos Vielfalt. Es ist schön, dass ich mich bei dieser Reihe so richtig austoben kann. So gingen die nächsten Folgen von mir,
Das Glücksdrachen-Tattoo
und
Hetzjagd
, in vollkommen andere Richtungen. Während das Tattoo sich mit der mystischen Seite des gegenwärtigen Chinas auseinandersetzt, handelte die zweite Geschichte von der dunklen Vergangenheit des mittelalterlichen Frankreichs, in dem Hexenverfolgung und Lynchmord noch durchaus üblich waren.
Obwohl erst im März gestartet, hat die Serie in der Corona-Zeit richtig Vollgas gegeben, sodass sich
Midnight Tales
bereits dem ersten kleinen Jubiläum nähert. Im Oktober ist es dann soweit und ich kehre bei den Folgen 25 bis 28 mit einem Science-Fiction-Setting zurück. In der vierteiligen Dystopie
Tote neue Welt
(die ich im übrigen ca. ein Jahr vor der aktuellen Corona-Krise geschrieben habe) geht es um eine Gruppe Menschen, die an einem Experiment teilgenommen und sich für drei Jahre auf einer Forschungsstation auf Lanzarote haben »wegschließen« lassen. Nach dieser Zeit ist nichts mehr wie es war. Die Insel scheint menschenleer und die Vögel auf der Insel sind seltsam aggressiv geworden. Ein paar Anleihen an Hitchcocks
Die Vögel
seien mir da verziehen. Dort findet sich ein Motiv wieder, welches ich schon oft in Geschichten benutzt habe. Eine kleine Gruppe Menschen auf der Reise, die sich durch allerlei Ungemach durchkämpfen muss und dabei die wahre Freundschaft entdeckt. Sehr ausgeprägt war das auch in meiner
Mole-Saga
, doch ich schweife ab.
Es bleibt auf jeden Fall super spannend und für reichlich Nachschub ist bereits gesorgt.
Zu hören sind die Geschichten auf allen gängigen Streaming-Plattformen und als Download auf den verschiedensten Portalen wie
iTunes
,
Amazon
,
Audible
& Co. Riskiert doch mal ein Ohr!
Perry Rhodan – Auf die Ohren
von Mario Staas
Die Heftromanserie
Perry Rhodan
sollte eigentlich jeder Science-Fiction-Fan in Deutschland zumindest dem Namen nach kennen. Bücher, Comics, Bausätze und dergleichen sind nicht nur den Fans der Serie ein Begriff. Und natürlich gibt es auch hier Audio-Umsetzungen.
Die ersten Versuche wagte im Jahre 1973/74 der EUROPA Hörspielverlag. Dort hatte man bereits sehr früh das Potential der Heftromane und Taschenbücher erkannt. Heikedine Körting, Mitgründerin und Mitinhaberin des Labels, führte wie bei fast allen Produktionen hier die Regie. Die Umarbeitung der Taschenbücher ins Hörspielformat geschah durch den
Perry Rhodan
-Autor Hans Kneifel.
Für die damalige Zeit waren die drei LPs hochwertig eingesprochen und produziert. Die Titelbilder der Planetenromanausgaben ersetzte man durch optische Kracher von Johnny Bruck aus den Heftromanen. Die drei vertonten Romane waren
Planet der Puppen
von William Voltz sowie
Aufruhr in Terrania
und
Der Mordplanet
, beide von Hans Kneifel.
Da offenbar die Verantwortlichen von EUROPA beim Titel
Der Mordplanet
einige Bauchschmerzen verspürten, änderte man ihn kurzerhand in
Planet des Todes
.
Zudem schien bei der Planung und Gestaltung der Cover etwas schiefgegangen zu sein – beide Kneifel-Romane wurden auf den LPs und MCs als von William Voltz verfasst angegeben.
Mit einer Laufzeit von ungefähr 40 Minuten pro Folge bekamen die
Perry Rhodan
-Fans erstmals kräftig etwas auf die Ohren. Mit gemischtem Erfolg.
Ja, sie sind aus dem Label EUROPA, was ja an sich schon für gehobenere Qualität bei Hörspielen steht.
Allerdings scheint es, als sei trotz Werbung in den Heften aller Auflagen für das neue Produkt der Absatz nicht ausreichend gewesen, um eine Fortführung der Serie zu rechtfertigen.
Die Seite www.hörspiele24.de legte die alten Klassiker als MP3-Versionen neu auf. Leider ist diese Seite nicht mehr erreichbar. Dafür jedoch kann man das Werk auf den einschlägigen Streamingdiensten wie z. B. Deezer ungekürzt genießen.
©: Pabel-Moewig / EUROPA
Dass es lange Zeit keine Neuauflagen gab, lag unter anderem an einem Rechtsstreit mit einem der Musikkomponisten der alten Hörspiele, Carsten Bohn. Übrigens ist dies auch einer der Gründe, warum es die alten Fassungen der
Drei ???
mit der alten Musik nicht mehr gibt.
Genießt man die Werke heute, wird man feststellen: Sie sind relativ ordentlich gealtert. Die Soundeffekte waren für die 1970er-Jahre typisch bemüht »spacig«, was aber zur Gesamtstimmung der Geschichten passt.
Die Handlung an sich offenbart dann aber einige klar erkennbare Schwächen. Um ein Taschenbuch mit über 100 Seiten auf eine Hörspielhandlung zusammenschrumpfen zu lassen, bedarf es naturgemäß einiger Änderungen und Kürzungen.
Dabei wurde leider auch etwas am logischen Zusammenhalt der Handlung gerüttelt, so dass es für Menschen, die die zugehörigen Romane oder
Perry Rhodan
an sich nicht kennen, schwer sein dürfte, dem Plot zu folgen. Hinzu kommt, dass manche Sprecher relativ ähnlich klingende Stimmen haben. So kann es schon vorkommen, dass der geneigte Hörer eine Rolle falsch zuordnet.
Dennoch kann man den ersten Versuch, die größte Weltraumserie der Welt in ein Audio-Format zu bringen, als durchaus gelungen bezeichnen.
Ob es Kindern, die ja als primäre Zielgruppe für Hörspiele gesehen werden, gerecht wird, darf man getrost bezweifeln. Eher dürften sich jugendliche Menschen angesprochen fühlen – und selbstverständlich auch jung gebliebene Zuhörer.
Im Jahre 1983 gab es dann einen weiteren Versuch von EUROPA,
Perry Rhodan
als Hörspiel zu etablieren. Die ersten 19 Heftromane wurden von H.G. Francis zu Hörspielen umgearbeitet. Francis war damals bereits recht geübt in der Erstellung von Drehbüchern für dieses Medium, wodurch der zweite Versuch dann auch viele Schwächen der vorherigen Hörspiele vermied. Es erschienen zwölf Folgen mit 38 bis 50 Minuten Spielzeit als Musikcassette (MC). Auch diese sind heute bei fast allen Streamingdiensten zu finden.
Drei weitere bereits fertig geschriebenen Folgen, die die Heftromane bis einschließlich Nr. 27 umfassten, wurden nicht mehr vertont.
Auch dieses Mal setzte man wieder auf die von der Heftserie bekannten Titelbilder von Johnny Bruck. Für die verschiedenen Rollen konnte man auf eine Riege erfahrener Sprecher setzen, die man zu Recht als erstklassig bezeichnen darf. So sprach zum Beispiel Uwe Friedrichsen den Titelhelden und Judy Winter die Arkonidin Thora.
Alle Details zu diesen Werken hier aufzuführen, dürfte wohl den Rahmen sprengen – daher sei an dieser Stelle die Perrypedia erwähnt, die unter dem Stichwort Europa-Hörspiele (1980er) alle Details hervorragend zusammenfasst.
Wer die ersten 20 Ausgaben der
Drei ???
kennt und mag, dürfte sich bei diesen
Perry
-Hörspielen sofort heimisch fühlen. Teilweise wird die gleiche M