Erfolgreich als Therapeut, Heilpraktiker und Coach

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Profi-Strategien – Teil 1

»Der Weg zum Erfolg besteht darin, massive, entschlossene Handlungen zu unternehmen.«

(Anthony Robbins)

Die geeignete mentale Einstellung

Das Gesetz der Anziehung wird oft irrtümlich gelehrt und falsch verstanden. Viele Menschen sind durch das verkehrte Verständnis ausgebrannt, weil das, was von unreifen Propheten gelehrt (und von den »Schülern« u.U. teuer bezahlt) wurde, sie nicht zum Erfolg geführt hat. Es reicht nicht, nur auf eine bestimmte Art zu denken und zu visualisieren. Die erwünschte Veränderung muss das Unterbewusstsein durchdringen, und der Prozess muss darüber hinaus mit geeigneten Handlungen verknüpft werden – nichts geschieht von allein! Auch Koryphäen wie Bob Proctor, der an »The Secret« beteiligt war, arbeiten seit Jahrzehnten unaufhörlich an ihrer Persönlichkeit.

Im ersten Vers des Johannes-Evangeliums heißt es: »Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.« Alles, was jemals geschaffen wurde, hatte seinen Ursprung im Geist. Das gilt auch für alles, was Du in Deinem Leben bzw. als Heilpraktiker/-in oder Coach schaffst.

Bevor Du die Praxis aufbaust, die Du führen möchtest, musst Du zum einen an Deiner Persönlichkeit bzw. an Deiner mentalen Einstellung arbeiten und zum anderen die Praxis und Deinen Erfolg zunächst in Deinem Geist kreieren.

Vielleicht hast Du bereits mehr oder weniger umfassende Kenntnisse, welche inneren bzw. mentalen oder geistigen Veränderungen bei Dir nötig sind, um überhaupt Erfolg haben zu können. Du hast eventuell Bücher über Mental- und Bewusstseinstraining gelesen. Deshalb will ich den Informationsfluss, der sich im engeren Sinn um die Verbesserung Deiner Praxistätigkeit dreht, an dieser Stelle nicht unterbrechen, sondern biete Dir erst gegen Ende dieses Buches im Teil »Deine Persönlichkeit, Dein Charisma« und den zugehörigen Kapiteln eine Art »ausführlicher Zusammenfassung« all dessen, was für eine »Umprogrammierung« Deines Geistes wissenswert ist. Du kannst die Lektüre der betreffenden Seiten selbstverständlich auch jetzt gleich vorziehen und erst danach an dieser Stelle des Kapitels fortfahren.

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Wahrscheinlich wirst Du gegenüber den Schritten und Meilensteinen, die auf dem Weg zu Deiner Praxis zu meistern sind, einen Widerstand empfinden. Aber damit es zum nächsten Stadium vorangeht, sind mutige, vertrauensvolle Schritte nötig. Die Angst vor Veränderung bzw. vor dem Neuen kann Dir auch als Wegweiser dienen.

Manchmal sieht es viel, viel schwieriger aus, als man es sich vorgestellt hat. So ist die Natur unseres Lebens. Allerdings erfordert es eben Energie, Mut und Anstrengung, eine Dienstleistung von höchster Qualität aufzubauen.

Halte Dir stets Dein »Warum« vor Augen

Jeder, der etwas Neues aufbaut, nimmt ein Risiko wahr, vielleicht auch Unbehagen und Angst: Neue Lebensstadien beginnen, wenn ein Teenager zum ersten Mal für längere Zeit sein Zuhause verlässt, wenn ein Paar frisch zusammenlebt, wenn Eltern ein Neugeborenes haben usw.; man weiß nicht mehr genau, wie infolge der Veränderungen zukünftig die eigenen Bedürfnisse erfüllt werden – das erweckt Angst. Auch die Eröffnung oder grundlegende Umgestaltung einer Heil- oder Beratungspraxis kann die Nerven strapazieren.

Sooft wir Neuland betreten, werden wir zögerlich, verkrampft und zurückhaltend. Wenn die Verkrampfung zunimmt, beschädigt das unser (Gott-)Vertrauen, und unser Geist wird abgelenkt, sodass wir uns nur noch auf die Risiken und Herausforderungen konzentrieren.

Es liegt in der Natur des Menschen, durch beängstigendes Neuland schneller hindurchzufahren. Doch das Gegenteil ist gefragt: Passe Deine Geschwindigkeit der Sichtweise an und fahre bei Nebel langsamer.

Beim Betreten von unbekanntem Territorium halte Dich an Deine eigenen Referenzpunkte: an Dein »Warum«, an Deinen starken Glauben an Dich selbst, an Deine Erfahrungen, die Deinen Glauben immer wieder bestätigen, so wie die Beine eines Tischs die Tischplatte unterstützen. Alle gut funktionierenden Dinge in Deiner Praxis solltest Du als Referenzpunkte nehmen, um Dir selbst die Bestätigung zu geben.

Erkunde regelmäßig Dein »Warum«. Siehe auch den folgenden Abschnitt sowie das Unterkapitel »Sechs Komponenten, um ein Held/eine Heldin zu werden«, Punkt 5: »Dein ›Warum‹«.

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Dein »Warum«

Warum wolltest Du Heilpraktiker/-in, Therapeut/-in oder Coach werden?

Welche Antworten treffen auf Dich zu?

Du wolltest …

• Freiheit haben

• (viel) Geld verdienen

• eine Lebenskrise meistern

• eine Alternative zur Schulmedizin, mit der Du unzufrieden bist

• Berühmtheit erlangen

• Deine Lebensumstände verbessern

• Anerkennung bekommen

• von alldem ein bisschen

• vor allem Menschen dienen und ihnen das geben, was sie im tiefsten Inneren wollen: Heilung

• …

Es ist sehr wesentlich, dass Du Dich immer wieder fragst:

»Was will ich wirklich?«

Du trägst so viele »Hüte« auf einmal: Du bist Unternehmerin, Heiler/in, Coach, Buchhalter/-in, Werbetexter/-in, Putzkraft usw.

Bekommst Du entsprechend viel Anerkennung? Oder hast Du mittlerweile resigniert?

Um aus einem reaktiven in einen proaktiven Zustand zu kommen, musst Du Dir immer wieder die Frage stellen:

»Warum mache ich das eigentlich? Was ist mein tiefstes ›Warum‹?

Was will ich wirklich?«

Die Antwort wird Dich inspirieren und Dich dazu bewegen, trotz Ängsten und Zweifeln wieder aufzustehen.

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Glasklare Absichten

Warum solltest Du klare Absichten haben?

1. Du brauchst ein Ziel, um Dich als Persönlichkeit zu entwickeln – ein wichtiger Grund, warum Du hier auf der Erde bist. Es geht darum, auf dem Weg zu diesem Ziel der Mensch zu werden, der Du sein musst, um es zu erreichen.

2. Klare Absichten helfen Dir, Deinen Patienten oder Klienten verständlich zu machen, wie Du ihnen helfen kannst.

Das Fehlen klarer Absichten wird zu einem riesigen Erfolgssaboteur. Unklare Absichten halten Dich davon zurück, Deine Träume zu leben; sie sind die Quelle von Energieverlust und Verwirrung. Unklare Absichten verwischen Deine Marke, die doch eine klare Botschaft herüberbringen soll.

Meine Mutter arbeitete als Übersetzerin und Dolmetscherin, später als Waldorflehrerin, außerdem in Genf als Deutsch- und Englischlehrerin für Leute, die eine Business-Ausbildung absolvierten. Andererseits war meine Mutter eine sehr gute Astrologin; sie hatte das Metier von ihrer Tante gelernt: Die Menschen schickten ihre Geburtsdaten sowie eine Handschriftenprobe; meine Mutter rechnete »von Hand« das Horoskop aus und erfasste die Persönlichkeit ihrer Klienten auf 5–10 Seiten so gut, dass diese Menschen völlig verblüfft waren.

Ich bin also Astrologe in dritter Generation. Im Wintersemester 1993 fing ich in Freiburg zu studieren an: Geschichte und Anglistik, später auch Germanistik. Doch ich verlor zunehmend den Spaß daran. Am Freiburger Institut für die Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, wo es so gut wie jedes Buch gab, das jemals über Astrologie veröffentlicht wurde, verfiel ich sozusagen der Astrologie, anstatt über Sprachen und Geschichte zu forschen. Mit 25 gab ich die ersten Beratungssitzungen. Als ich in jüngerer Zeit meine ersten Flyer von damals begutachtete, sträubten sich mir die Haare, denn sie waren absolut nicht authentisch. Ich fragte mich: »Warum komme ich in den Flyern nicht herüber?« Die Erkenntnis war schmerzhaft: Ich hatte nicht für die Klienten geschrieben, sondern wollte meiner Mutter gefallen; ich hatte so geschrieben, als bräuchte ich ihren Segen und ihre Anerkennung.

Auch meine späteren Flyer als Paar- und Familientherapeut geben mir aus heutiger Sicht Anlass für Entsetzen: Ich erwähnte z.B. mit keiner Silbe meine Fähigkeit, astrologische Analysen zu machen. Stattdessen war ich eher darauf aus, meine Lehrer stolz zu machen: Ich verwandte ihre Sprache und verschwand dahinter.

Wir sollten Mut wagen und uns glasklar zum Ausdruck bringen, anstatt uns zu verbergen! Trau Dich, authentisch zu sein und Dich authentisch auszudrücken – ohne die Absicht, irgendwelchen Autoritätspersonen gefallen zu wollen.

Sonst geht es Dir wie mir. Ich hatte zwei gegensätzliche Absichten: Zwar wollte ich die Welt mit meiner Praxis verändern und war stolz darauf, innerhalb von zwei Stunden mehr über eine Person aussagen zu können als die meisten Psychotherapeuten nach 15 Stunden Kontakt mit dem Klienten; ich war stolz darauf, »zaubern« zu können und in Trance mit dem Klienten in Beziehung zu sein. Doch im Gegensatz zu meiner Mutter, die die Horoskope schriftlich fixierte, war mir das zu mühsam (wofür ich mich ziemlich schämte); ich wollte die Bedeutung des Horoskops in der persönlichen Beziehung mit dem Klienten entwickeln und ihm schließlich eine Aufzeichnung der Sitzung mitgeben.

Es dauerte mehr als drei Jahre, bis ich besser dazu stehen konnte. Und noch länger dauerte es, meinen Konflikt aufzulösen zwischen meiner Herangehensweise und dem Wunsch, meiner Mutter zu gefallen. Ihre Anerkennung blieb mir übrigens bis zuletzt versagt.

Bei meiner Heilpraxis dauerte es 5–6 Jahre, bis ich mich traute, ein Schild aufzuhängen, auf dem ich mich als Astrologe outete.

Eine weitere widersprüchliche Absicht bildete in meinem Denken die Honorarfrage: Während meine Mutter wenig für die Horoskope verlangte, weil sie der Ansicht war, mit ihrer geschenkten Gabe kein Geld verdienen zu dürfen, waren meine Einnahmen als Astrologe relativ hoch, weil ich meine Arbeit für wertvoll erachtete. Doch wie gewonnen, so zerronnen: Ich ging oft in die Stadt und gab das Geld aus, weil ich ja den Konflikt in mir trug, es gemäß den Maßstäben meiner Mutter nicht verdient zu haben.

 

Findest Du Dich darin wieder? Wo bist Du nicht vollkommen authentisch? Wo hegst Du widersprüchliche Absichten? Solange zwei Absichten in Dir wohnen, beherbergst Du einen Erfolgssaboteur.

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Entscheidungshilfe – eine Übung nach Virginia Satir

Stell Dir vor, um Deinen Hals hinge eine Kette mit einem kostbaren zweiseitigen Medaillon. Auf der einen Seite steht: »Das, worum du mich bittest, will ich dir gerne geben. Deshalb ist meine Antwort: JA.«

Der Text auf der Rückseite lautet: »Das, worum du mich bittest, will ich dir im Moment nicht geben. Deshalb ist meine Antwort: NEIN.«

Das Medaillon hat die magische Fähigkeit, sich immer so zu drehen, wie es der aktuellen Situation angemessen ist. Bei jeder Entscheidung brauchst Du mit Deinem geistigen Auge nur auf Dein Medaillon hinabzublicken und die Antwort abzulesen.

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• • • To do • • •

* Forsche nach, ob die Probleme in Deiner Praxis möglicherweise von widersprüchlichen Absichten herrühren. Inwiefern begrenzt Du Dich selbst, sodass Du nicht Dein volles Potenzial leben kannst?

• • •

Es gibt viele konkrete Ängste; sie sind nicht irrational, sondern beruhen auf Erfahrungen. Es erfordert Mut, etwas anders zu machen als die anderen. Die Angst vor Ausgrenzung ist nach wie vor groß; früher war es eine schlimme Strafe, von der Gemeinschaft ausgestoßen zu werden. Viele mutige Pioniere der alternativen Medizin wurden (und werden noch immer) vom Establishment verspottet, verfolgt, verleumdet, beruflich kaltgestellt.

Solange Du nicht aus Deiner jetzigen Rolle ausbrichst, hast du widersprüchliche Absichten, denn der/die erfolgreiche Heilpraktiker/-in bzw. Coach steht in krassem Kontrast zu Deiner bisherigen Rolle. Willst Du Deinen Traum wirklich aufgeben, »nur« um nicht verachtet zu werden? Jesus Christus sagte, wir sollen unser Licht nicht unter den Scheffel stellen (Matthäus 5,15) – sonst erstickt es und verlischt. Der Mut wird Dich dagegen zum Leuchtturm, zu einem Licht in der Welt machen.

Setze glasklare Absichten für Dich selbst, ohne jegliche Widersprüche, als würdest Du sie in Granit meißeln. Das wird Deine Handlungsmaxime. Deine Wirklichkeit wird jederzeit durch Deine Absichten geschaffen.

• • • To do • • •

** Mehr Mut wagen

1. Schreibe einige eher harmlose Situationen auf, in denen Du mutiger sein könntest.

2. Schreibe einige anspruchsvollere Situationen auf, in denen Du mutiger sein könntest.

3. Notiere einige Situationen, in denen Du über Dich selbst hinauswachsen und allen Mut zusammennehmen müsstest, den es bräuchte, um wirklich authentisch zu sein.

** Der 3-Stufen-Prozess für klare Absichten

• Stufe eins:

Identifiziere drei Deiner wichtigsten Absichten hinsichtlich Deiner Praxis.

(Beispiel: »Ich habe die klare Absicht, mindestens 20 Behandlungen/ Beratungen pro Woche zu geben.«)

• Stufe zwei:

Identifiziere möglichst viele widersprüchliche Absichten, die mit den Absichten unter Stufe eins im Konflikt stehen. Wahrscheinlich stecken dahinter mehr oder weniger bewusste Ängste.

(Beispiele: »Wenn ich eine Warteliste habe, kann ich nicht mehr kurzfristig Patienten helfen, die dringend Hilfe brauchen.« Oder: »Ich darf kein besserer Astrologe sein als meine Mutter. Und ich darf meine Lehrer nicht übertreffen.« Oder: »Sogenannte austherapierte Fälle bedeuten eine riesige Verantwortung. Manche vermuten dahinter eine Abzocke durch die HPs; man wird angreifbar vonseiten der Schulmedizin.«)

• Stufe drei:

Welche Ängste stecken hinter den widersprüchlichen Absichten der Stufe zwei?

Tipp: Du kannst für sämtliche widersprüchliche Absichten nachspüren, welche Ängste jeweils dahinter verborgen sind.

(Beispiel: »Es wäre eine Erleichterung für mich und könnte mich weiterbringen, eine Kooperation einzugehen, aber ich habe Angst, sie womöglich wieder lösen zu müssen – also verzichte ich lieber darauf.«)

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Konzentration auf die Stärken

Wir wollen in unserem heilenden und helfenden Beruf unser Bestmögliches geben; wir wollen in der Welt eine positive Spur hinterlassen; wir wollen ein Leuchtturm in der Brandung sein, der zuverlässige Orientierung bietet für die Schiffe, die unterwegs sind. Als Heilpraktiker/-in oder Coach bist Du so ein Leuchtturm, ob Du es weißt oder nicht: Du vertrittst kompromisslose Gesundheit und optimistische Lebenstüchtigkeit und stehst dafür ein, dass ein Mensch nicht nur finanziell, sondern auch ideell in seine Gesundheit bzw. in sein persönliches Wohlbefinden investieren muss, wenn er sich nicht mehr als Opfer fühlen will. Du möchtest das Leben anderer positiv verändern.

Damit Du würdig bist, dieses berufliche Privileg zu haben, musst Du die Grundlage dafür schaffen: eine Praxis aufbauen, die den Heilung- und Ratsuchenden nur jeden möglichen Vorteil geben kann, damit sie im Tiefsten ihres Seins und Wesens Heilung finden. Dabei konkurrieren wir mit Kräften in der Welt, die nicht für Heilung stehen, sondern eher darauf aus sind, kurzfristige Lösungen zu schaffen und vorübergehende Befriedigung zuwege zu bringen statt nachhaltige.

Betrachte Dich als eine Quelle der Energie, der Kreativität, die in Deiner Praxis zum Einsatz gelangen. In kleinen, aufeinander aufbauenden Schritten bilden wir eine Brücke von dem »Ort«, an dem Du gerade stehst und was Du zu tun liebst, zu dem Ort, an dem Deine perfekten Patienten oder Klienten sind, damit Du ihnen genau die Hilfe geben kannst, die sie brauchen, um ihr Leben auf glücklichere Weise zu führen. So wirst Du in der Lage sein, das Leben vieler, vieler Menschen positiv zu berühren. Unsere Welt braucht heute Heilung mehr als alles andere.

Deine Stärken sind in diesem Zusammenhang von großer Bedeutung. Wir sind alle mit mehr Gehirnzellen geboren worden, als wir eigentlich brauchen, und haben seitdem wieder Gehirnzellen verloren, sonst würde uns die Welt überfordern. Je älter Du wirst, desto mehr wirst Du zu jemandem, der Handlungen auch automatisch ausführen kann. Dein Gehirn ist sozusagen »stromlinienförmig«, Du hast bestimmte neuronale Verknüpfungen gebildet. Bei Tätigkeiten, die Du gut handhabst, sind die Verknüpfungen stärker als bei anderen, die Dir weniger geläufig sind: In Deinem Nervensystem gibt es – metaphorisch gesprochen – Hochgeschwindigkeitskabel oder Superautobahnen, aber auch hauchfeine Drähtchen oder schmale Schleichpfade.

Unser Schulsystem konditioniert uns, dass niemand »nur« an einer bestimmten Stelle begabt sein sollte, sondern wir die Energie gleichmäßig auf verschiedene Fachbereiche verteilen bzw. unsere Schwächen möglichst eliminieren sollen. So entsteht eine durchschnittliche Welt … Konzentriere Du Dich stattdessen darauf, Deine Stärken zu leben!

Beachte, dass »Stärken« beileibe nicht dasselbe sind wie »Interessen«. Was Dich leidenschaftlich interessiert, ist nicht unbedingt identisch mit Deinen Stärken. Viele von uns haben Scheuklappen hinsichtlich ihrer Stärken; andere erkennen unsere Stärken u.U. besser als wir selbst. Vielleicht fühlen wir uns sogar von den Dingen, in denen wir stark sind, gelangweilt?

Und merke: Deine Praxis ist nicht immer der Ort, an dem Du Interessen verwirklichen kannst – obwohl es wünschenswert ist, dass Du Dich weiterbildest und etwas tust, das Dich interessiert. Aber damit Du eine naturheilkundliche oder beratende Praxis sehr erfolgreich führen kannst, müssen alle Wahrscheinlichkeiten von Anfang an so aufgebaut werden, dass sie zu Deinen Gunsten gestellt sind; das Hinderliche muss minimiert und das Förderliche maximiert werden. Deshalb musst Du Dich auf Deine Stärken fokussieren, selbst wenn Dir das eine oder andere langweilig vorkommen sollte.

• • • To do • • •

Entdecke Deine verborgenen Schätze

Diese verborgenen Schätze in Dir können Dir Erfolg, Anerkennung, Glück, Erfüllung, eine Praxis voller zufriedener Patienten/Klienten und Geld bringen. Gehe mithilfe der folgenden Fragen auf Schatzsuche:

• Was sind Deine besonderen Talente, die Du schon seit Deiner Kindheit besonders gerne magst?

• Wofür bekommst Du immer wieder Komplimente?

• Welche Qualitäten machen Dich so einzigartig, dass sich Menschen daran erinnern? Zähle möglichst viele auf.

• Was tust Du in Deinem Privatleben mit Vorliebe? Was könntest Du den ganzen Tag mit Liebe und Hingabe tun?

• Wenn Du nach Deiner Arbeit gefragt wirst – wovon kannst Du immer erzählen, ohne dass es Dich ermüdet?

• Extra-Aufgabe: Sammle Feedback von außen. Frage Menschen, mit denen Du Dich besonders gut verstehst und bei denen Du Dich sicher fühlst: »Was schätzt du eigentlich an mir?« Du sollst Dich ein wenig aus dem Fenster lehnen und ein (kalkuliertes) Risiko eingehen; wisse jedoch, dass Du bei dieser Übung u.U. gekränkt werden könntest. Entdecke dabei den Wert der »Perlen«, mit denen Du spielst. Verliere Deine Unbewusstheit hinsichtlich Deiner eigenen Schätze.

• • •

Nur wenn Du wirklich bedeutungsvolle Werte schaffst und eigene Wertschöpfung hineinbringst, ist Dein Angebot solide und integer.

Fokussiere Dich auf Wert, also auch auf Dienst! Wenn Du als strategisch denkende/r Heilpraktiker/-in oder Coach den Menschen einen wirklichen Wert gibst, nutzt Du Dein eigenes Gehirn, Dein eigenes Herz, Deine Worte, Deine Kommunikation auf einer menschlichen Ebene. Das ist die Quelle des Wertes, den Du für Menschen schaffst.

»Versuche nicht, ein Mensch des Erfolgs zu werden, sondern versuche vielmehr, ein Mensch von Wert zu werden.«

(Albert Einstein)

Du musst verstehen, wer Du wirklich bist! Was ist das Wertvollste, was (ausgerechnet) Du Deinen Patienten/Klienten anbieten kannst? Indem Du dieses Bewusstsein in Dir entdeckst, findest Du heraus, womit Du Deinen Patienten/Klienten dienen kannst.

Mein Mentor Brian Tracy ist beseelt von dem Gedanken, Wert zu schaffen. Er hat mir beigebracht: Konzentriere Dich auf Deine Stärken! Für Deine Schwächen kannst Du eine Lösung finden, aber konzentriere Dich auf Deine Kernkompetenzen!

• Wie kannst Du Deinen Patienten/Klienten noch wertvoller dienen?

• Wie kannst Du Deine Praxis so aufbauen, dass es um Wert geht, um Dienst?

• Wie kannst Du den größten Wert Deiner Praxis einsetzen, nämlich Deine Stärken?

Wert schaffen hat nichts damit zu tun, zu »rackern«. Nicht das Ausmaß der Anstrengung schafft den Wert, sondern der Nutzen für andere.

Du fragst jetzt vielleicht: »Wie kann ich einen Wert schaffen, wenn ich gerade erst anfange? Bin ich gut genug – auch im Vergleich mit anderen Kollegen?«

Die Wahrheit ist: Du bist genau dort richtig, wo Du jetzt stehst!

Höchstwahrscheinlich ist das, was Du selbst am wenigsten als »besonders« wertschätzt, eine Qualität, die den größten Wert hat. Ich nenne das den »Andersen-Effekt«: Hans-Christian Andersen schätzte seine Märchen überhaupt nicht; er wollte als Romancier und Opernlibrettist in die Geschichte eingehen. Aber wie ist es heute? Gerade seine Märchen werden nach wie vor gelesen, erzählt, verfilmt und im Theater gespielt.

• • • To do • • •

Trittsteine zu Deinen Praxis-Stärken

** Nimm unbedingt Deinen »Zauberstab« (einen Bleistift, Füller, Kugelschreiber) und schreibe Deine Antworten, Deine Trittsteine auf, um Deine Praxis passgenau auf Dich abzustimmen. Nimm Dir für die Ermittlung der Trittsteine (die folgenden Fragenkomplexe 1–5) gerne jeweils 1/2–1 Stunde an verschiedenen Tagen.

1. Was kannst Du gut?

• Notiere 30 Dinge (aus allen Lebensbereichen), die Du gut kannst.

• Wähle daraus Deine Top 5.

• Von diesen 5 Stärken: Wie (und wo) hast Du diese Stärken bisher eingesetzt?

• Bei welchen Stärken hast Du vielleicht gezögert, sie einzubringen?

• Wie könntest Du diese 5 Top-Stärken anwenden, um den Wert Deiner Behandlung bzw. Beratung zu steigern?

2. Welche Erfahrungen bringst Du mit?

 

• Notiere 20 Deiner Vorerfahrungen, z.B. Deinen bisherigen beruflichen Hintergrund, Aus- und Weiterbildungen, familiäre Erfahrungen.

• Hast Du Dich bisher gescheut, diese Erfahrungen in Deiner Praxis zu nutzen?

• Wie könntest Du Deine Erfahrungen fruchtbar einbringen?

• Wie (und wo) hast Du diese Erfahrungen bisher schon eingesetzt?

• Wie könntest Du diese Erfahrungen so einbringen, dass sie für Deine Patienten/Klienten interessant sind?

Beispiele:

Weil Du Deine Tätigkeit als Bankkauffrau zunehmend schrecklich fandest, willst Du nichts mehr damit zu tun haben. Aber bedenke, es könnte eine Ressource darin verborgen sein, die Du gut für Deine Praxis brauchen kannst!

Es kann sinnvoll sein, die Verbindungen weiterzupflegen, die Du in Deinem vorigen Beruf hattest.

Ich komme aus einer dysfunktionalen Familie, beide Elternteile haben mehrere gescheiterte Beziehungen hinter sich. Und ich wurde Paar- und Familientherapeut, habe also meine schwierigen familiären Erfahrungen zur Ressource gemacht.

3. Über welche »Menschen-Erfahrungen« verfügst Du?

• Kennst Du Menschen aus bestimmten Bereichen und/oder hast Du schon einmal mit ihnen zusammengearbeitet:

- Menschen aus bestimmten Berufen/Branchen?

- Menschen aus verschiedenen Weltanschauungen, Vereinen, Glaubensrichtungen etc.?

- Führungskräfte, Selbstständige, Beamte etc.?

Beispiele:

In meiner Jugend fand ich es peinlich und beschämend, mit meiner Mutter durch den Schlosspark von Karlsruhe zu gehen, wo sie jederzeit stehen bleiben und einen Baum umarmen konnte. Ich wuchs in einem Haushalt auf, in dem »konspirative« Treffen für Pershing-II-Raketen-Blockaden und Friedensdemonstrationen stattfanden. Meine Mutter war in zweiter Generation eine Astrologin; ich bin mit Spiritualität aufgewachsen. Früher hätte ich davor weglaufen können. Heute denke ich: Was für ein Geschenk habe ich da mitbekommen!

Vielleicht warst Du einmal selbst eine Führungskraft und weißt deshalb ziemlich gut, wie solche Leute ticken, sodass Du der/die ideale Heilpraktiker/-in oder Coach für sie wärst.

• Bedenke: Falls Du tatsächlich Erfahrungen mit solchen Menschen gemacht hast, verfügst Du über besondere »Insider«-Kenntnisse!

- Wie (und wo) hast Du diese »Insider«-Kenntnisse bereits eingesetzt?

- Hast Du Dich bisher vielleicht gescheut, diese »Insider«-Kenntnisse in Deiner Praxis nutzbar zu machen?

- Wie könntest Du sie fruchtbringend anwenden?

- Wie könntest Du sie so einbringen, dass sie für Deine Kunden interessant sind? (Stichwort: Wert schaffen!)

• Trau Dich, Du selbst zu sein und alle Deine Ressourcen in Deinem Leben einzubringen!

4. Welche Handlungen machst Du gern (oder ungern), welche Fähigkeiten bringst Du ein: Hobbys, Beziehungen, Arbeit, Gesundheit, Sprachkenntnisse, Kommunikation usw.?

• Welche Fähigkeiten hast Du entwickelt? Schreibe alles auf, was Dir dazu einfällt, auch wenn Du denkst, es sei unwichtig oder es sei nicht besonders.

• Alles, was Du kannst, ist für Dich selbstverständlich, so als wäre es »gar nichts«, und Du kannst Dir kaum vorstellen, dass jemand anderes, für den das nicht selbstverständlich ist, gerade diese Fähigkeit bewundert.

Beispiele:

- Hast Du eine besonders stark ausgeprägte Intuition?

- Machst Du manuelle Therapie – und Du spürst genau, an welche Stellen Du Deine Hände hinbewegen musst?

- Weißt Du in einer Gesprächstherapie zur richtigen Zeit am richtigen

Ort das Richtige zu sagen?

- Hast Du eine besondere Gabe, zuzuhören?

5. Welche Probleme löst Du gerne?

• Für welche Probleme findest Du leicht eine Lösung?

• Bei welchen Problemen fühlst Du Dich unsicher?

• Mit welchen Problemen magst Du Dich überhaupt nicht befassen?

Beispiele:

- Vielleicht siehst Du jemanden mit einem verspannten Rücken und würdest ihn mal total gern »in die Mangel nehmen«.

- Oder: Wenn ich eine Naturheilpraxis anschaue, juckt es mich richtig in den Fingern, hier und da Tipps für eine intelligente Praxisführung zu geben.

• • •

Du brauchst Wege, wie Du Deine Zeit auf das verwendest, was Du richtig gut kannst. (Beachte dabei das Pareto-Prinzip im Kapitel »Die 80-zu-20-Regel«.) Tue nur noch etwas, das von Wert ist und Wert schafft! Es gibt Tätigkeiten, die Du besser kannst als 90 Prozent der Bevölkerung, und auf diese Stärken solltest Du Dich konzentrieren.

Baue Deine Praxis um Deine Stärken herum auf, nicht um Deine Schwächen. Dann wirst Du Dich wohlfühlen und Deine Patienten/Klienten überzeugen.

Jay Abraham – Geschäftsführer, Konferenzredner, Autor, im Jahr 2000 von »Forbes« als einer der fünf führenden Trainer in den USA gelistet – sagte: Menschen, die erfolglos bleiben, konzentrieren sich auf ihre Schwächen, um aus »schlecht« ein »na ja« zu machen. Erfolgreiche Menschen konzentrieren sich dagegen auf ihre Stärken, damit »sehr gut« zu »exzellent« wird, und so erreichen sie unglaubliche, absolut außergewöhnliche Ergebnisse und verdienen damit jede Menge Geld.

Und bedenke: Ein Karatemeister ist kein Meister, weil er 4000 unterschiedliche Schläge und Tritte beherrscht, sondern weil er eine Handvoll Schläge und Tritte 4000-mal trainiert hat.

Also vervollkommne Deine Stärken!

• • • To do • • •

** Nimm ein Blatt Papier und schreibe auf:

»Ab sofort konzentriere ich mich auf meine Stärken, und diese sind …«

• Liste unter diesem Selbstverpflichtungssatz jene fünf Stärken auf, die Dir am wichtigsten sind.

• Konzentriere Dich von jetzt an auf diese Stärken und baue sie weiter aus.

• Hänge den Zettel als Memo auf – an einer Stelle, auf die mehrmals am Tag Dein Blick fällt.

• • •

Die 80-zu-20-Regel

Die Erbsen in Paretos Garten – 80:20 und die Beseitigung des Überflüssigen

Im Jahr 2002 hat die Erkenntnis eines gerissenen und umstrittenen italienischen Ökonomen und Soziologen mein Leben für immer verändert: Das bahnbrechende Werk »Economia politica e società« von Vilfredo Pareto (1848–1923) enthielt ein zu seiner Zeit wenig beachtetes Gesetz der Einkommensverteilung, das später nach ihm benannt wurde: »Pareto-Gesetz« oder »Pareto-Verteilung« – im letzten Jahrzehnt auch zunehmend als das »80-zu-20-Prinzip« bezeichnet (es wird allerdings manchmal auch »90-zu-10-Prinzip« genannt).

Pareto zeigte, dass der Wohlstand einer Gesellschaft extrem ungleich, wenn auch innerhalb der Gruppen sehr regelmäßig verteilt ist: 80 Prozent des Reichtums und des Einkommens sind im Besitz von 20 Prozent der Bevölkerung.

Wohlstand ist, wenn kleine Anstrengungen große Ergebnisse bewirken. Armut ist, wenn große Anstrengungen kleine Ergebnisse bewirken.

(Georg David)

Die gleiche mathematische Formel lässt sich auch außerhalb der Ökonomie anwenden; tatsächlich ist diese Verteilung fast überall anzutreffen. So wurden zum Beispiel 80 Prozent der Erbsen in Paretos Garten von 20 Prozent der Pflanzen hervorgebracht, die er dort gesetzt hatte. Schau in Deinen Kleiderschrank: Du wirst ungefähr 20 Prozent Deiner Kleidung zu 80 Prozent der Zeit tragen.

Paretos Gesetz lässt sich auch folgendermaßen abstrahieren: 20 Prozent des Inputs, d.h. des Einsatzes bzw. Gesamtaufwands, sorgen für 80 Prozent des gesamten Outputs, also der Ergebnisse.

Als der Unternehmer und Autor Timothy Ferriss eines späten Abends über Paretos Arbeit stolperte, schuftete er noch 15 Stunden täglich, 7 Tage in der Woche und fühlte sich hilflos und total überfordert. Vor die Alternative gestellt, einen Burn-out zu erleiden oder Paretos Ideen auszuprobieren, entschied er sich für Letzteres. Am nächsten Morgen betrachtete er sein Geschäft und sein Leben im Licht dieser beiden Fragen:

• Welche 20 Prozent aller Kunden oder Vorkommnisse verursachten 80 Prozent seiner Probleme und seines Kummers?

• Und welche 20 Prozent aller Maßnahmen sorgten für 80 Prozent der erwünschten Ergebnisse – und somit für ein Glücksgefühl?

Einen ganzen Tag lang ignorierte er alle anderen, scheinbar so dringenden Dinge und analysierte seine Situation so umfassend und leidenschaftslos, wie er konnte. Er stellte alles auf den Prüfstand: von seinen Freunden über seine Kunden bis hin zu seinen Freizeitaktivitäten. In den folgenden 24 Stunden traf er eine Reihe von simplen, aber zum Teil emotional schmerzhaften Entscheidungen, die sein Leben für immer veränderten und ihn in die Lage versetzten, den Lebensstil zu genießen, den er heute pflegt.