Erfolgreich als Therapeut, Heilpraktiker und Coach

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Auf der anderen Seite gilt: Falls sich Faulheit darin manifestiert, dass jemand nur andere für sich schuften lässt, während er selbst die Hände in den Schoß legt, mangelt es ihm an guter Qualität.

Menschen (sprich: auch Deine Patienten/Klienten) sind ungeduldig

Stell Dir des Weiteren vor, Du könntest die 120.000 Euro Jahresgehalt schon im Voraus am 1. Januar bekommen – oder erst nach getaner Arbeit, an Silvester. Was wäre Dir lieber?

Wahrscheinlich tendierst Du wie die meisten Menschen dazu, jetzt gleich über das Geld verfügen zu wollen. (Wer weiß, ob Du es später überhaupt noch bekommst?)

Das Gleiche gilt für jede Belohnung. Wenn Du Kinder hast, wirst Du feststellen, dass sie in dieser Hinsicht sehr ehrlich sind: Lieber sofort eine Kugel Eis als erst morgen, selbst wenn Du in Aussicht stellst, dass sie dann sogar zwei Kugeln bekommen, sofern sie bis dahin auf das Eis verzichten.

Wir alle sind ungeduldig, sowohl im persönlichen als auch im beruflichen Leben. Solange sie niemandem Schaden zufügt, kann Ungeduld vorteilhaft für den Einzelnen und für die ganze Gesellschaft sein: Angesichts der globalen Klimaerwärmung erachte ich es z.B. als eine gute Ungeduld, möglichst schnell den globalen Ausstoß von CO2 radikal zu senken. Oder wenn Patienten/Klienten leiden, kann eine gewisse Ungeduld seitens des Therapeuten dazu führen, dass unnötige Umwege vermieden werden.

Menschen (sprich: auch Deine Patienten/Klienten) sind ehrgeizig

Alle menschlichen Handlungen sind darauf gerichtet, unsere Lebensumstände zu verbessern.

Weshalb nimmst Du freiwillig an einem Workshop teil oder warum liest Du dieses Buch?

Weil Du Deine Lebensumstände verbessern möchtest.

Und wenn Du genau hinschaust: Dies ist auch der einzige Grund, warum Menschen etwas kaufen, was jenseits der absolut notwendigen Grundbedürfnisse liegt. Solange eine Handlung keine Verbesserung verspricht, werde ich einfach sitzen bleiben und nichts tun. Da versiegt jeglicher Ehrgeiz.

Selbst wenn jemand auf dem Chaiselongue auch bloß den Arm ausstreckt, um nach der Fernbedienung zu greifen und das TV-Programm zu wechseln, liegt sein Motiv in der Verbesserung seiner momentanen Lebensumstände.

Das bedeutet, alle Menschen sind in gewisser Weise »ehrgeizig«: Sie möchten dauernd ihre eigenen Lebensumstände optimieren.

Außerdem sehnen wir uns nach Anerkennung durch andere Menschen. Wir wollen gut dastehen: vor uns selber, vor unseren Eltern, vor unseren einflussreichsten Lehrern, vor den Kollegen usw.

Menschen (sprich: auch Deine Patienten/Klienten) sind selbstbezogen

Jeder Mensch weiß nur für sich selbst, was ihm gefällt und was ihn glücklich macht. So wie jeder Einzelne von uns immer seine Lebensumstände zum Guten verändern möchte, hat auch jede menschliche Handlung das Ziel, das persönliche Glück zu verbessern.

So gesehen sind alle Individuen selbstbezogen und handeln aus ihrer eigenen Perspektive heraus: Sofern sie die Chance dazu haben, suchen sie sich das Essen aus, das ihnen schmeckt; sie leben mit dem Partner zusammen, in den sie sich verliebt haben. An dieser Selbstbezogenheit ist nichts verkehrt.

Unser gesamtes Wirtschaftssystem basiert darauf, die persönlichen, individuellen Bedürfnisse von zig Millionen Kunden zu befriedigen.

Da Du eine erfolgreiche Praxis haben willst, ist es Deine Aufgabe, Dein Behandlungs- oder Beratungsangebot mit den persönlichen Bedürfnissen Deiner potenziellen Patienten/Klienten in Einklang zu bringen. Du wirst sehr erfolgreich sein, wenn Du die »selbstbezogenen« Bedürfnisse Deiner Kunden besser befriedigen kannst als alle anderen.

Menschen (sprich: auch Deine Patienten/Klienten) sind unwissend

Wir wissen, dass es heutzutage mehr denn je unmöglich ist, alles zu wissen. Kein Normalsterblicher ist allwissend. Professoren, Hochbegabte, Koryphäen, Nobelpreisträger etc. – niemand weiß alles.

Es wäre eine Illusion, zu glauben, Du könntest erst dann handeln, wenn Du alles weißt. Du könntest lebenslang und hoch konzentriert alles studieren – trotzdem würdest Du niemals alles wissen. Und deshalb wirst und kannst Du Dir hinsichtlich eines Themas nie absolut sicher sein. So gesehen ist jeder Mensch auf jedem Gebiet bis zu einem gewissen Grad unwissend. Das ist menschlich, nicht verwerflich. In (mehr oder weniger großer) Unwissenheit zu handeln, ist vollkommen normal.

Menschen (sprich: auch Deine Patienten/Klienten) sind egozentrisch

Wir können Entscheidungen nur auf Grundlage unseres eigenen, persönlichen Standpunkts und Weltbilds treffen. So gesehen sind wir alle egozentrisch. Du kannst die Welt nur durch Deine eigenen Sinne erleben bzw. durch Deine eigenen Augen sehen. Wir erleben die Welt so, dass wir selbst der Mittelpunkt unserer eigenen Welt sind; wir spielen die Hauptrolle, während alle anderen Menschen für uns Nebenfiguren im Drama unseres eigenen Lebens sind. So wie wir selber Nebenfiguren im Leben der anderen sind. Das ist völlig normal. Deshalb dachten die Menschen früher, die Erde stehe im Mittelpunkt.

Beim Errechnen eines persönlichen Horoskops wird immer vom genauen Ort und exakten Zeitpunkt der Geburt des betreffenden Menschen ausgegangen. So gesehen bedeutet »egozentrisch«, dass wir in unserem eigenen Leben absolut im Mittelpunkt stehen. Das dürfen wir nie vergessen.

Menschen (sprich: auch Deine Patienten/Klienten) sind eitel

Weil wir ausnahmslos alle ein (mehr oder weniger ausgeprägtes) Ego haben, suchen wir Bestätigung, Anerkennung, Lob und Hochschätzung durch andere, um uns unseren Wert zu bestätigen. Jeder ist empfindlich, wenn es darum geht, wie Mitmenschen ihn sehen und ihn behandeln. So gesehen ist jeder Mensch eitel. Eitelkeit ist eine normale menschliche Eigenschaft, ja sogar eine wichtige Grundlage menschlichen Verhaltens. Auf der anderen Seite gilt Eitelkeit in unserer Zeit als nicht besonders sozial akzeptiert – im Gegensatz z.B. zur Epoche des Barocks, wo Eitelkeit geradezu zelebriert wurde. Deshalb verbergen Menschen so gut es geht die eigene Eitelkeit. Sie zeigen es natürlich nicht, wenn sie in ihrer Eitelkeit gekränkt wurden. Das bedeutet aber nicht, dass Menschen nicht eitel wären; sie verbergen es nur.

Deshalb musst Du auf der Hut sein, die Eitelkeit Deiner Patienten/Klienten nicht zu verletzen. Sie werden es Dir weder zeigen noch sagen, falls Du es getan hast; sie konsultieren das nächste Mal einfach einen anderen Therapeuten oder Coach.

Sie sind, was sie sind

Auch wenn es ungewohnt und uncharmant klingt: Wir Menschen sind gierig, faul, ungeduldig, ehrgeizig, selbstbezogen, unwissend, egozentrisch und eitel – bis zu einem gewissen Grad. Wie gesagt: ohne jede Wertung! So sind Menschen eben auf der psychologischen Ebene.

Die einzelnen Eigenschaften sind an sich weder gut noch schlecht. Sie lassen sich allerdings zum Vorteil oder aber zum Nachteil vieler anderer Mitmenschen ausleben. Der größte »Heilige« und der größte »Sünder« – beide haben die gleiche psychologische Grundausstattung.

Mutter Theresa wurde im September 2016 heiliggesprochen. Sie war auch faul, gierig, ungeduldig, sie wollte auch mehr, schneller, preisgünstiger, leichter … Aber sie wollte dies, um Menschen zu helfen, die an der Schwelle des Todes standen. Und alles, was sie tat, basierte auf dem Motiv, mehr Menschen schneller, besser und auf möglichst leichte, einfache Weise zu helfen. Daran ist nichts Verkehrtes, im Gegenteil.

Auf der anderen Seite gibt es leider immer noch mehr als genug Diktatoren: Sie bauen Protzpaläste für sich und ihre Familie und schaffen Milliardenbeträge auf geheime Konten im Ausland, während ihr Volk hungert. Sie bringen die gleichen psychologischen Eigenschaften auf negative Weise zum Ausdruck.

Hauptmerkmal der Weisheit: sekundäre Konsequenzen bedenken

Menschliches Verhalten ist auf die primären Konsequenzen ausgerichtet: Wir wollen rasch und auf möglichst einfache Weise Verbesserungen haben und unser Glück erreichen. Die sekundären Konsequenzen werden dabei gern ignoriert; sie sind das Resultat, das aufgrund einer primären Konsequenz eintritt.

Die meisten Probleme im Leben rühren daher, dass wir die sekundären Konsequenzen nicht adäquat bedacht haben. Die sekundären Konsequenzen zu bedenken ist allerdings das Hauptmerkmal der Weisheit.

Ein krasses Beispiel: Jemand trinkt ein paar Gläschen mit Freunden, will aber sein Auto nicht vor Ort stehen lassen, weil er es am nächsten Tag braucht. Prompt verunglückter infolge eines durch die Promille bedingten Fahrfehlers … und ist von einer Sekunde auf die nächste für den Rest des Lebens behindert. Im schlimmsten Fall wurden noch andere Menschen schwer verletzt oder sogar getötet. Die primäre Konsequenz des Alkoholgenusses ist, mit den Freunden Spaß zu haben (und am nächsten Morgen bequem ins eigene Auto steigen zu können), aber die sekundäre Konsequenz hat in diesem Fall katastrophale Ausmaße.

In einer Praxis musst Du kontinuierlich die primäre gegenüber der sekundären Konsequenz abwägen.

Metaphorisch gesprochen: Du musst wie ein Schachspieler stets ein paar Züge vorausdenken. Diese Fähigkeit ist die Messlatte für Deine Intelligenz und Weisheit.

Hier kommt das Modell des Zweckmäßigkeitsfaktors ins Spiel, das ich von meinem Mentor Brian Tracy lernen durfte (Brian sagt immer, der Zweckmäßigkeitsfaktor sei das Ergebnis von über 30 Jahren Erforschung menschlicher Psychologie und menschlichen Verhaltens). Es macht plausibel, warum sich Menschen – bzw. Deine Patienten/Klienten – in einer bestimmten Weise verhalten.

 

Hier ist die Definition, auf die ich Dich bereits vorbereitet habe und die im Prinzip die meisten normalen, aber auch unnormalen Verhaltensweisen von Menschen erklärt:

Menschen sind gierig, faul, ungeduldig, ehrgeizig, selbstbezogen, unwissend und eitel. Deshalb suchen sie immer den schnellsten und einfachsten Weg, um das zu bekommen, was sie wollen, ohne sich Gedanken über die sekundären Konsequenzen zu machen.

Das Modell des Zweckmäßigkeitsfaktors fasst absolut das Verhalten von Patienten/Klienten zusammen – sei es bei Dir oder in anderen Praxen. Es erklärt ganz allgemein das Verhalten von Menschen bzw. Konsumenten, egal in welcher gesellschaftlichen Schicht, in welcher Einkommensklasse, mit welchem Bildungsstand, in welchem Markt, in welchem Land, in welcher Kultur, mit welcher Weltanschauung. Das Gesetz ist universell gültig.

Gesamtstrategie, die vom richtigen Menschenbild ausgeht

Erfolgreiche Praxisinhaber kennen dieses Zweckmäßigkeitsgesetz; sie respektieren es und machen es zur Grundlage ihrer Gesamtstrategie für den Praxiserfolg. Sie kämpfen nicht gegen die Schwerkraft an; sie jammern nicht, weil die Klienten so ticken; bei ihnen gilt nicht das Motto »Das Einzige, was stört, ist der Kunde«. Stattdessen entwickeln sie eine Strategie, der dieses Gesetz zugrunde liegt. Sie bringen sich selbst in Einklang mit diesen Gegebenheiten. Sie sind erfinderisch, um ihr Behandlungsangebot für die potenziellen Klienten so attraktiv zu entwerfen, dass es damit harmoniert, wie Menschen eben ticken. Sie nutzen die Gesetzmäßigkeiten, um den Menschen genau das zu geben, was sie brauchen. Und damit werden sie mehr potenzielle Klienten ansprechen als alle anderen Kollegen.

Wenn Du anfängst zu verstehen, wie Deine Klienten wirklich sind, wie sie wirklich denken, was sie wirklich motiviert, und Du alle Deine Praxisaufgaben mit der wahren Natur Deiner Klienten in Harmonie bringst, dann ist Dein Erfolg garantiert.

Denke also bitte sowohl beim Lesen dieses Buches als auch bei der Umsetzung in Deinem Praxisalltag daran: Unser Bestreben und Handeln als strategisch agierende Heilpraktiker/-innen und Coachs basiert darauf, wie Deine Kunden ticken – und nicht darauf, wie wir uns wünschen, dass sie ticken sollten.

Proaktiv statt reaktiv

Meistens kommen Patienten/Klienten mit der Erwartung, der Therapeut oder Coach werde ihm helfen, dass der Umstand, den er nicht haben will, weggeht; sie sind oft in einem sehr deprimierten Gefühlszustand und haben den Kontakt mit dem, was sie wirklich (sein) wollen, und zum Tiefsten ihrer Seele verloren; sie reagieren auf Dinge, die sie nicht wirklich wollen, und können ihr Leben nicht mehr in die Hand nehmen. Wer wütend herumläuft, erlaubt einer Sache, die er nicht will, den eigenen Gefühlszustand zu diktieren. Ein Patient erlaubt zunächst einer Krankheit, sein Leben zu dominieren; der Klient gibt dem Problem so viel Macht, dass er es alleine nicht bewältigt und sein eigentliches Ziel nicht erreichen kann.

Als Heilpraktiker/-in oder Berater/-in ist es Deine Aufgabe, Menschen von einem re-aktiven Zustand in ein pro-aktives Dasein zu begleiten. Die erste Aktion in der Praxis muss also sein, diese Individuen in eine proaktive Verfassung zu bringen: Sie müssen erkennen, dass sie kein Opfer sind, sondern selbst kleine und sogar große Schritte unternehmen können, um aus ihrem jeweiligen Zustand herauszugelangen.

Egal, wo Du momentan mit Deiner Praxis stehst, ob Du von Geldsorgen heimgesucht wirst oder unter Bergen an Administrativem stöhnst: Beim Aufbau und bei der Führung Deiner Praxis geht es darum, immer wieder die Entscheidung zu treffen, selbst in einem proaktiven Zustand zu sein. Denn genau das brauchen Deine Klienten von Dir, dem Leuchtturm: die Ausstrahlung, dass Du es im Griff hast – ganz gleich, was das Leben mit Dir auch macht –, einschließlich Deiner Gefühle; Du erlaubst nicht den äußeren Umständen, Dich in Verfassungen zu stürzen, die Dir nicht guttun. Du bist und agierst im »Hoffnungsbusiness«!

Du solltest in der Lage sein, Deine Kunden in einen Zustand zu bringen, in dem sie etwas »sehen«, das noch nicht da ist, aber da sein wird, wenn sie proaktiv werden. In einem proaktiven Zustand setzen sie ihre Imagination und Intuition ein, ihr Durchhaltevermögen und ihre Entschlossenheit, um etwas in die Welt zu bringen – in diesem Fall vor allem eine positive Lebenseinstellung und Gesundheit.

Ein 5-stufiger Problemlösungsprozess

»Hindernisse und Schwierigkeiten sind Stufen,

auf denen wir in die Höhe steigen.«

(Friedrich Nietzsche)

In diesem Kapitel führe ich Dich durch einen 5-stufigen Problemlösungsprozess, mit dem Du …

• Dein drängendstes Problem identifizierst,

• erkennst, warum Du darin feststeckst,

• eine einzigartige Lösung dafür findest,

• die genauen Schritte identifizierst, die Du gehen musst, um zur Lösung zu gelangen,

• und klar erkennst, was der nächste (erste) Schritt sein muss.

Natürlich ist dieser Prozess, der zu einer absoluten »Wunderpille« für Dich (und für Dein Marketing) werden kann, dafür gedacht, dass Du ihn auch mit Deinen Patienten oder Klienten durchgehst. Doch zuvor musst Du ihn bei Dir selbst ausprobieren.

Im Lauf dieses Kapitels werde ich Dich nach Deinem drängendsten Problem fragen: Wo steckst Du im »Sumpf« fest? Du hast nur dann ein Problem, wenn Du noch keine Strategie entwickelt hast, mit einer bestimmten Situation umzugehen; die Situation überfordert Dich emotional, sie stürzt Dich in einen Konflikt zwischen den »zwei Seelen in Deiner Brust«: Wofür entscheidest Du Dich, wenn alle verfügbaren Wege mit gravierenden Nachteilen verbunden sind? Probleme bedeuten, dass Du neue Lösungen finden musst.

Viele Menschen haben so große Angst, im »Sumpf« zu versinken, dass sie sich nicht mehr über ihre Komfortzone hinauswagen. Dabei kann ein Sumpf im Grunde doch zu den interessantesten Orten der Welt zählen.

Du wächst und reifst, indem Du Deine Komfortzone verlässt, Dir dadurch das eine und andere Problem einhandelst und es schließlich meisterst. Die Lösung des Problems zeigt, dass Du eine Strategie zu seiner Bewältigung gefunden hast.

Du weißt (gemäß Albert Einstein), dass ein Problem nicht auf derselben Ebene gelöst werden kann, auf der es entstanden ist, sondern nur auf einer darüber liegenden Ebene.

Behalte die Frage nach Deinem drängendsten Problem einmal im Hinterkopf, während ich Dir nun den Problemlöseprozess zeige. Er mag Dir simpel erscheinen, doch Einfachheit ist nun gerade hilfreich; denn Dein voller Methodenkoffer überfordert Dich, solange Du mitten im Problem steckst. Der Prozess besteht aus den folgenden Fragen:

1. Was ist das drängendste Problem (von allen Deinen Problemen)?

2. Was ist Deine einzigartige Lösung?

3. Warum steckst Du fest?

4. Wie ist der Prozess?

5. Was wirst Du als Erstes tun?

1. Was ist das drängendste Problem (von allen Deinen Problemen)?

Bedenke: Hinter einem Problem steckt ein Ziel bzw. ein neuer Wachstumsschritt.

Das Problem hindert die Person am Erreichen des Ziels… oder hilft ihr dabei, das Ziel zu erreichen.

Solange Du Dich auf das Problem einschießt, wirst Du es nicht lösen. Deine Physiologie (Körperhaltung, Mimik) spricht dabei Bände. Du meinst: »Wenn ich dieses Problem nicht hätte, dann könnte ich … (dieses oder jenes tun).« Doch das Problem ist letztlich »nur« etwas, das zwischen Dir und Deinem Ziel steht, als hätte sich eine Wolke vor die Sonne geschoben; Dein Blick reicht nur bis zum Problem, welches das dahinter liegende Ziel verstellt.

Das Problem dient also als Hinweis auf Dein Ziel – im Grunde ist es ein Geschenk, das Dich auf Dein Ziel aufmerksam machen möchte. Und so könnte es Dir dabei helfen, das Ziel zu erreichen, indem Du Dich fragst, welches Ziel Du eigentlich hast.

Die Frage in Anbetracht eines Problems lautet daher:

»Welches Ziel möchte ich erreichen?«

2. Was ist Deine einzigartige Lösung?

Du bist in Deinem Zielbewusstsein sehr darauf fixiert, ein Problem zu lösen, doch in Wahrheit gilt:

Eine Lösung löst nicht nur das Problem.

Denn: Eine gute Lösung ist gleichzeitig auch Zielerreichung. Die Lösung ist die Erreichung des (wahren) Ziels. Also: Ziel = Lösung.

Angenommen, das vordergründige Problem hieße: »Zu wenig neue Interessenten in der Praxis.«

Die vordergründige Lösung wäre: »Mehr neue Interessenten.«

Das dahinter liegende Ziel ist: »Eine florierende Praxis führen.«

Beispiel aus der Heilpraxis: Ein Patient kommt wegen seiner allzu oft wiederkehrenden Kopfschmerzen zu Dir. Das Problem sind die Kopfschmerzen; das vordergründige Ziel lautet: »Keine Kopfschmerzen mehr haben.« Doch was ist das dahinter liegende Ziel? Zum Beispiel: »Ein glückliches, beschwerdefreies Leben voller Fitness und Leistungsfähigkeit.«

Beispiel aus der Beratungspraxis: Ein Klient will sich beruflich verbessern. Auf Nachfrage stellt sich heraus, dass hinter dem Wunsch eine tiefe Unzufriedenheit mit der derzeitigen Situation liegt. Wenn Du mit dem Klienten die tieferen Ursachen dafür erforschst, zeigt sich z.B., dass Selbstähnlichkeiten zu vergangenen, aber verdrängten Erfahrungen bestehen. Solange diese nicht gelöst werden, wird auch der »bessere« Job bald als unbefriedigend empfunden werden. Was ist also das wirklich dahinter liegende Ziel? Genau das gilt es herauszufinden – auf eine Art, dass der Klient es erkennen kann.

3. Warum steckst Du fest?

Es ist nicht die Schuld des betreffenden Menschen.

Aber es ist seine Verantwortung, dass es weitergeht.

In der Literatur der Grenzwissenschaften ist das Konzept bekannt, jeder sei für seine Gesundheit bzw. für sein Leben selbst verantwortlich. Allerdings werden hier oft »Schuld« und »Verantwortung« verwechselt.

Es ist nicht Deine Schuld, wenn zu wenig Patienten/Klienten in Deine Praxis kommen, aber es liegt in Deiner Verantwortung, zu lernen, wie Du es änderst.

Oder: Jemand ist krank – das ist nicht seine Schuld. Trotzdem ist er dafür verantwortlich, alles Notwendige zu tun, um wieder gesund zu werden. Oder: Es ist nicht die Schuld des Trinkers, dass wir ein riesiges Angebot an Alkohol haben und er diese Droge in Überfülle verfügbar hat, aber es ist seine Verantwortung, alles dafür zu tun, die Sucht abzulegen und den alkoholbedingten körperlichen Missstand zu beheben.

>> Decke also den Grund auf, warum Du (bzw. jemand anderes) feststeckst.

4. Wie ist der Prozess?

»Prozess« stammt vom Lateinischen »procedere«, das heißt »voranschreiten«.

Der eleganteste Weg ist nicht immer mit dem direkten Weg identisch.

Das folgende Konzept habe ich von meinem Mentor Stephen Covey übernommen.

Betrachte das Schaubild:

Auf dem Weg zwischen Dir bzw. dem Ist-Zustand (links unten) und Deinem Ziel/Soll-Zustand (rechts oben) liegen etliche Probleme, die auf einem Pfeil eingezeichnet werden.

Im Sinne des »Backwards engineering« (siehe Kapitel »Die Mount-Everest-Methode«) betrachtest und definierst Du zunächst das Ziel und skizzierst dann den Weg »rückwärts«: Was ist zu tun, welche gangbaren Schritte sind zu bewältigen, damit dieses Ziel schließlich erreicht wird? Um zu wissen, wie der Prozess aussieht, entwirfst Du also einen Stufenplan aus 3–7 Stationen von »hinten« nach »vorne«, der nachher in umgekehrter Reihenfolge zu durchschreiten ist.


Beispiel: Eine florierende Praxis führen

Vom Ziel ausgehend hin zum ersten Schritt (wobei das Folgende hier nur eine grobe Skizze einiger Stationen darstellt):

7. Möglichst viele Behandlungen/Beratungen durchführen und die Patienten/Klienten binden, bis sie wirklich gesund sind bzw. ihre Ziele erreicht haben, statt als Therapeut/Coach nur »Feuerwehr« zu spielen.

6. Jeweils einen strategischen, »Resultat-orientierten« Behandlungs-bzw. Beratungsplan anbieten.

5. Mit jedem Patienten/Klienten ein ausführliches Gespräch über seine wirklichen Ziele führen.

 

4. Sicherstellen, dass die einzelnen Patienten/Klienten auch wirklich kommen.

3. Jeweils einen Termin mit den Patienten/Klienten vereinbaren.

2. Dafür sorgen, dass die Patienten/Klienten überhaupt die Praxis bzw. das Angebot finden.

1. Für sich selbst klären, welche Stärken man hat, welche Zielgruppe man behandeln will usw.

Einer der Vorteile des anfänglich entworfenen Stufen-Behandlungsplans eines Patienten/Klienten ist auch, dass Du gegenüber diesem Kunden einen Schritt nach dem anderen darlegen und später als bewältigt abhaken kannst, um Fortschritte zu verdeutlichen.

»Ordnung« – auf Lateinisch: »ordo« – bedeutet »Reihenfolge«; das heißt: Ordnung entsteht, indem Du alles Nötige in eine sinnvolle Reihenfolge bringst; Du schaffst eine Struktur, aus der Klarheit erwächst.

Beispiel: Das Verhältnis zu einem anderen Menschen verbessern

Angenommen, Du hast ein Problem mit einem anderen Menschen. Dann bedenke, dass Du Dein Gegenüber nicht so »hinbiegen« kannst, wie es Dir gefiele. Sobald Dir die Lösung klar ist – z.B. »Mit diesem Menschen (wieder) gut zurechtkommen« –, kannst Du nur selbst dieses Lösungsbild beständig im Geist halten und zugleich nach bestem Wissen und Gewissen sowie im Vertrauen auf die göttliche Hilfe kleine, behutsame Schritte unternehmen, die Dich früher oder später dieser Lösung entgegenführen.

Das heißt, Du gehst vom Lösungsbild aus (»Mit diesem Menschen wieder gut zurechtkommen«), dann schaust Du, was der letzte Schritt ist, der dazu führen würde (z.B. ein Treffen, bei dem Ihr Euch aussprecht und versöhnt), und überlegst Dir die Schritte, die davor nötig sind.

> Welcher Schritt müsste diesem Schritt vorangehen?

Möglich wäre: eine unwiderstehlich freundliche Einladung zu einem solchen Gespräch überbringen.

> Welcher Schritt müsste wiederum diesem Schritt vorangehen?

Du müsstest z.B. dieser anderen Person innerlich vergeben.

> Und welcher Schritt müsste diesem Schritt vorangehen?

Du müsstest dich innerlich in die Lage und Denkweise der anderen Person einfühlen, um zu verstehen, warum sie ebenfalls verletzt ist.

> Welcher Schritt müsste diesem Schritt vorangehen?

Du müsstest dich von deiner eigenen Verletztheit für eine Weile lösen usw.

So fährst Du mit Deinen Schritt-für-Schritt-Überlegungen fort, bis Du beim ersten Schritt angelangt bist.

Auf diese Weise kannst Du sehr große, ehrgeizige Ziele herunterbrechen in kleine, gangbare Schritte.

5. Was wirst Du als Erstes tun?

Was ist der nächste logische Schritt nach der Erstellung des Stufenplans?

Es gilt, durch eine Handlung dafür zu sorgen, dass der Prozess umgesetzt wird.

Merke: Sobald Du die Schritte zur Lösung Deines Problems festgelegt hast, solltest Du sehr zügig – im Grunde sofort – etwas tun, um in die Umsetzung zu kommen. Nicht auf morgen verschieben! Ein winziger Anfangsschritt ist besser als gar keiner.

Das Gleiche gilt natürlich für Deinen Patienten/Klienten: Du gibst ihm gleich eine Hausaufgabe, damit er aus dem Sumpf herauskommt. Dadurch wird sich seine Schwingung verändern, sodass sein Energielevel ansteigt und ggf. weitere Ideen aufkommen können.

Und achte darauf, dass Du erreichbar bist, wenn Dein Patient/Klient den Motivationsschub hat, den Prozess zu starten.

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Beispiel aus meiner Coaching-Praxis: Einjähriger Auslandsaufenthalt ohne Hindernisse

Eine Klientin von mir hatte einen gut dotierten Job in einem großen Unternehmen, wollte aber mit ihrer Patchwork-Familie ein Jahr lang im Ausland leben. Sie hatte große Heilserwartungen an dieses Jahr im Ausland, allerdings gab es viele Unwägbarkeiten. Das größte (Schein-) Problem war: Der Exmann und Vater von zweien ihrer Kinder rastete aus, weil er dann die Kinder so lange nicht sehen würde. Weitere Probleme auf dem Weg lauteten allerdings: Die Söhne rebellierten, weil sie ihre Freunde nicht verlassen wollten; die Klientin sorgte sich, dass sie ihren Job verlieren könnte usw.

1. Schritt:

Frage an die Frau: »Was wollen Sie überhaupt? Was ist Ihr tieferes Ziel?« Solange sie schwankt und zweifelt, werden ihr die anderen nicht folgen.

2. Schritt:

Die Klärung muss auf den jetzigen Partner ausgedehnt werden: »Was wollen Sie beide haben?«

3. Schritt:

Die Kinder sollen ins Boot geholt werden und Klarheit gewinnen.

4. Schritt:

Sobald diese Schritte geklärt sind, wird auch der Vater der Kinder (Exmann) keinen großen Widerstand mehr leisten; dann kann für ihn ebenfalls eine Lösung gefunden werden.

5. Schritt:

Nun kann die Klientin beruflich dafür sorgen, dass ihr die einjährige Abwesenheit nicht schadet.

Allein der zweite Schritt war hier so durchschlagend erfolgreich, dass die Kinder, die erst im nächsten Schritt an der Reihe gewesen wären, mittlerweile ungeduldig fragten, wann sie denn endlich starten würden.

• • •

Im Hinblick auf die Arbeit mit Deinem Patienten/Klienten ist also herauszufinden: Was ist sein größtes, drängendstes Problem?

Wenn es Dir gelingt, dieses drängendste Problem besser in Worte zu fassen als der Patient/Klient selbst, und Dir klar ist, welches Ziel dahintersteckt, weißt Du auch, wie Du ihm helfen kannst, dieses Ziel zu erreichen. (Siehe »Die ›Interessenten werden Patienten‹-Erfolgsformel«.) Daraufhin schilderst Du ihm anhand einer Skizze, welche Schritte dabei (unter Deiner Anleitung) zu gehen sind.

• • • To do • • •

** Was ist aktuell Dein drängendstes Problem?

• Welche unterschiedlichen Stationen könnte der Lösungsweg haben? (Skizziere mindestens drei, aber höchstens sieben Stationen.)

** Was ist das drängendste Problem Deines idealen Patienten/ Klienten?

• Welches Ziel steckt hinter diesem Problem?

• Welche Schritte sollte der Lösungsweg hin zum Ziel haben?

• Welche Hausaufgabe für den nächsten Schritt wirst Du diesem Patienten/Klienten geben?

** Überlege Dir die Antwort auf diese Fragen jeweils auch für andere Patienten/Klienten, die Dir in Deiner Praxis besonders am Herzen liegen.

• • •