Die zeitlose Ayurveda-Küche

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Der Pitta-Vata-Typ



Als Fußballtrainer kämen Sie so richtig auf Ihre Kosten und würden mit Ihren Temperamentsexplosionen obendrein gutes Geld verdienen! Jedenfalls finden Sie mit traumwandlerischer Sicherheit für jede Gelegenheit einen zweibeinigen Blitzableiter. Ihr Problem ist, dass Sie unter Ihrer Motorhaube einen auffrisierten Turbomotor haben. Da gibt es nur eines: Gas geben oder sich den Strick nehmen! Da Sie sich meist für das Erstere entscheiden, sind Kolbenfresser (sprich Herzinfarkt) ein einkalkulierbares Risiko. „Langsam“, „bedächtig“, „ruhig“ sind für Sie Eigenschaften, die Sie sich bestenfalls fürs Rentenalter aufheben. Bei Ihnen geht im Leben alles schnell: essen, reden, Witze und Geschäft(e) machen – selbst das Vergnügen nach Feierabend wird pedantisch in der Agenda abgehakt. Wer im Gespräch mit Ihnen Luft holt, hat bereits verloren. Arbeiten heißt für Sie, „in den Ring zu steigen“. Frieren tun Sie nur bei dem Gedanken, die Konkurrenz könnte besser, schneller, erfolgreicher sein als Sie.



Beim Essen punktet alles, was satt macht. Wenn es dabei noch schmeckt, würden Sie gegen den Koch kein Klageverfahren einleiten. Wo andere noch im Vorspeisensalat herumstochern, sind Sie schon in Gedanken beim Zahlen. „Ich habe fertig!“ ist Ihr alles übertönendes Motto, leider auch im Bett. Aber man kann im Leben nicht alles haben. Es reicht schon der tägliche Stress im Morgenstau und bei der Parkplatzsuche, um selbst zu platzen.



Was ist der Unterschied zwischen Ihnen und einem Arbeitslosen? Der Arbeitslose sucht Arbeit – für Sie ist Arbeit Sucht. Ein Glück! Was würde sonst der Turbo mit Ihnen machen?





Der Pitta-Kapha-Typ



Unter den Nagetieren gehören Sie zur besonderen Gattung der Manager. In manchen Unternehmen werden Sie als „Wadlbeißer“ eingestellt. Sie nehmen weder ein Blatt vor den Mund noch den Finger aus der Wunde Ihrer Kontrahenten. Ihr Ehrgeiz und Ihre Hitzköpfigkeit könnten Sie zeitweise in frustrierende Gerichtsstreitigkeiten oder Dauerkonflikte manövrieren. Das innere Spiegelbild entspricht einer penetranten Gastritis, einem blühenden Heuschnupfen, einer zermarternden Schuppenflechte, einem hämmernden Blutdruck oder einem messerscharfen Zwölffingerdarmgeschwür. Erst im Krankheitsfall stellen Sie fest, dass es fünf nach zwölf ist.



Sie neigen zur Ansammlung schlechter Säfte im Körper. Deshalb umgeben Sie sich gern mit Parfümwolken und dann erst mit Damen, für die Sie auch bereit wären, eine Abspeckkur durchzustehen. Hautprobleme ziehen sich bei vielen Ihrer Kampfgenossen wie ein roter Faden durchs Lebensgewebe – leider auch die Tatsache, dass Sie gern aus der Haut fahren und die Überholspur ungern einem schnelleren Hintermann überlassen. Da Sie oft sauer sind, ist Ihr Magen erst recht sauer auf Sie. Diese doppelte Übersäuerung versuchen Sie vergebens in Eiscremeorgien, Schlemmerbüffets oder Trinkgelagen zu „neutralisieren“.



Sie lieben Fakten, Zahlen und klare Verhältnisse in Ihren Beziehungen und sind jederzeit bereit zum Schlagabtausch. Mit andern Worten: „Schlag – fertig“. Das schlägt sich auch im punktgenauen Geschäftstermin auf der Morgentoilette nieder. Ihre physische Belastbarkeit ist sprichwörtlich. Sport ist für Sie keineswegs Mord, sondern die Kampfarena der Gladiatoren.



Sie würden sich als Alles(fr)esser, aber nur ungern als Gourmet bezeichnen. Im Alltag sind pünktliche Mahlzeiten fester Bestandteil Ihrer Agenda. Für Geschäftsessen tut es auch mal ein Sushi-Restaurant – Hauptsache, der Wolf bekommt seine Kreide ab.





Der Kapha-Typ



Diese Gattung Mensch hat die Ökonomie erfunden. Es handelt sich um eine Spezies, die jeder Art überflüssiger Vergeudung von Energie = Geld = Materie vehement zu Leibe rückt:



1) Nicht mehr Geld ausgeben als nötig, nach dem Motto „What I have, have I!“



2) Nicht mehr bewegen als nötig! „Sport ist Mord.“



3) Nicht mehr hergeben als nötig! „Brot für die Welt – die Wurst bleibt hier.“



4) Sich mit dem Status quo zufriedengeben und ihn mit diplomatischem Geschick erhalten. Sie lieben somit Konservatismus und Traditionen.



„Sport ist Mord“



(Churchill –

Kapha

-Typ)



Selbst wenn Sie es nicht immer gern hören, aber Ihr Leben verläuft auf vielen Ebenen in beneidenswerter Zeitlupe, also verlangsamt und dabei äußerst entspannt: alle Bewegungen, selbst das Sprechen, aber auch das Denken und Lernen sowie das Vergessen, das genussvolle Essen, die Verdauung und das Ausscheiden (hierbei werden vorher ganze Telefonbücher ausgelesen). Selbst beim Altwerden lassen Sie sich Zeit. Das Einzige, was bei Ihnen bedauerlicherweise schnell vonstattengeht, ist die Gewichtszunahme. Bei einigen

Kapha

-Zeitgenossen, die bereits in Jugendjahren der Schwergewichtsklasse angehörten, kann die stetige Gewichtszunahme mit Anfang fünfzig förmlich zum Gewichts-Tsunami werden.



Schon seit der Steinzeit ist Ihr Körper auf Mangel programmiert. Ihre Spezies hat sich geschworen, in künftigen Hungerperioden nicht wie Ihre Stammesgenossen am Daumen zu lutschen! Es ging also um Überlebenssicherung. Essen ist für Sie weit mehr als nur Sattwerden. Essen verleiht Ihnen seelisches Wohlbefinden. So entwickelten Sie allmählich ein Händchen für die Materie (Geld). Sie entschlossen sich, in guten Tagen zum Sammler von Kalorien und Jäger nach Fettdepots zu werden, um in schlechten Tagen davon zu zehren. Seit über 50 Jahren erleben wir fatalerweise keine Mangelsituation mehr, zumindest nicht auf den Tellern. So wurde die zwangsweise Beschäftigung mit Essen und Diäten zum Hobby, vielleicht sogar zum Beruf (Koch?!), sicher aber zur Lebensaufgabe. Mancher unter Ihresgleichen gab schon sein Leben für eine Handvoll Dollar und ein täglich Schnitzel mehr – sozusagen am Höhepunkt seiner Jäger- und Sammlerleidenschaften. Andere Leidensgenossen wiederum verlegten sich auf das Sammeln von Gallensteinen, Herzinfarkten, Gichtknoten, Rettungsringen, Jagdtrophäen, Aktien oder Prospekten über Schlemmerlokale. Alles „überflüssig“, oder was?






Der Kapha-Vata-Typ








Ihr Stoffwechsel konnte sich nicht entscheiden. Wenn Sie es sich leisten könnten, wären Sie schon längst auf und davon gen Italien oder in die Karibik ausgewandert, um den ewigen Eisgründen des Nordens zu entrinnen. Ihr Körper gleicht einem Haus, in dem man vergessen hat, die Heizung einzubauen: Es regiert die Kälte. Diese Entscheidungsschwäche der Natur trifft auch Sie manchmal hart im Leben: die wechselnden Konfektionsgrößen, die zeitweisen Stimmungsschwankungen, Essgelüste, Berufsqualen, die narzisstischen Selbsttäuschungen und die Hassliebe zu dem einen oder anderen Elternteil. Sie schwanken oft zwischen Loslassen und Festhalten: in Beziehungen, in puncto Körpergewicht, in der Verdauung und in Sachen Geld. Beim Essen schweben Sie zwischen Gourmet-Tempeln und Currybuden. Sie gönnen sich zuweilen doch eher Letzteres, schon allein der Linie wegen, die manchmal recht kurvenreich, zuweilen auch verknittert verläuft. Das Kleingeld reicht dann doch eher für süße Ersatzfreuden und den kleinen Hunger. Ihr Darm freut sich darüber aber keineswegs. Die Candida-Pilze jubeln hingegen. Für diese „Hausbesetzer“ gibt es täglich Schlemmerbüffets (man gönnt sich ja sonst nichts!). Ihr Darm ist generell nicht der flotteste. Er frönt unfreiwillig der Sammelleidenschaft, was so manchen von Ihnen zur schwebenden Montgolfiere werden lässt. Da in Ihrem Leben das Feuerelement fehlt, hassen Sie die kalte Jahreszeit und werden aus Notwehr zum „Schleimer“. Auch sonst gehen Sie Konflikten eher aus dem Weg, was Ihnen die Nebenhöhlen übel nehmen. Sie werden zur Schleimstätte unterdrückter Wut, wovon auch die Asthmatiker unter ihnen ein Liedchen singen können. Aber wollen wir keine schlafenden Hunde wecken …





Der Kapha-Pitta-Typ



Aus Ihren Reihen stammen Typen vom Schlag eines Sean Connery, eines John Wayne oder einer Sophia Loren. Ihr Durchhaltevermögen ließ schon so manchen vor Neid erblassen. Sie schockiert so schnell nichts – außer sinkende Börsenkurse, schlechte Geschäftsbilanzen und wachsende Lohnnebenkosten. Krankheit kennen Sie nur aus dem Fernsehen. Und wenn Sie krank sein sollten, geht es Ihnen nur darum, dass es keiner merkt – nicht einmal Sie selbst merken es immer. Telefonbücher brauchen Sie auf dem WC nicht. Sie halten es mehr mit Julius Cäsar: „Er kam, sah und siegte.“ Den irdischen Freuden gegenüber sind Sie nicht abgeneigt. Man möchte Sie mit einem der lachenden, rundbäuchigen, chinesischen Buddhas vergleichen. Wer Auskunft braucht, wo er sich in der Stadt auf hohem Niveau den Magen verderben kann, ist bei Ihnen an der richtigen Adresse. Regelmäßiges körperliches Work-out stünde Ihnen gut an. Wenn Sie jedoch die Wahl zwischen Work-out und Chill-out haben, sitzen oder liegen Sie regelrecht in der Klemme. Wenn Sie nach getaner Arbeit erst mal zu Hause sind, die Chips kalt gestellt sind und das Bier in der Tüte raschelt, kann Sie niemand so leicht vom Sportprogramm oder vom Kommissar befreien.





Der Tridosha-Typ



Alle scheinen Sie zu beneiden: „So gut möchte ich's auch haben – so im Gleichgewicht!“ Pustekuchen! Nur wer unter Ihresgleichen seinen genetischen Vorsprung bereits in Jugendjahren versäuft, verraucht oder verkokst, dürfte bereits mit Ende zwanzig nicht mehr der frischste sein. Diese jugendliche Unvernunft trifft, Gott sei's gedankt, nicht auf alle

Tridosha

-Typen zu. Tatsache ist, dass in Ihnen enorme soziale Potenziale schlummern. Sie können auf allen Klaviaturen mitspielen, alle Register ziehen, sich unglaublich in andersgeartete Menschen hineindenken und -fühlen, haben Sie doch Wesensanteile aller Typen in sich.

 



Im Herbst mögen Sie frieren wie ein Schneider und eine unregelmäßige Verdauung, aber einen gigantischen Wolfshunger haben. Im Winter holen sie sich den turnusmäßigen Stimmritzenkatarrh, nehmen ein Pfündchen zu oder schleimen herum. Im Sommer transpirieren sie beim Schwitzen und tolerieren keine scharfen oder fettigen Gerichte. Gerüchte, denen zufolge diese Hans-Dampf-Typen alle Regeln brechen können, sind leider glaubhaft.



Wer in diesen Reihen gesund alt werden möchte, tut gut daran, nicht jung krank zu werden, sondern auf den Wellen der Jahreszeiten zu surfen.








7

 Geisteswissenschaftliche Tradition (vor allem Freimaurer), die sich auf Hermes Trismegistos beruft.



8

 Siehe S.

132

 „Die zehn goldenen Essregeln“.



*

 Diese grobstofflichen Ebenen und Bezüge sind in der Sankhya-Philosophie nicht erwähnt mit Ausnahme der 5 Mahabhuta.








3 Die ayurvedische Ernährungslehre





Grundlagen der Ayurveda-Ernährung







Die Energetik der Nahrung


















Grundlagen der Ayurveda-Ernährung



„Eure Lebensmittel



sollen Eure Heilmittel sein.“



(Hippokrates von Kos, 460 bis ca. 377 v. Chr., griechischer Arzt)



Wir behandeln jetzt ein Thema, das bereits zu Zeiten der Klassiker vor ca. 2.000–2.200 Jahren äußerst kontrovers diskutiert wurde. Da unser Anspruch nicht war, die einzelnen Positionen zu dokumentieren, geben wir hier die Lehrmeinung des Arztes

Caraka

 wieder, die sich in vielen westlichen Lehrbüchern durchgesetzt hat. Gleichsetzungen des Ayurveda und seinen Sanskrit-Fachtermini mit der Schulmedizin und ihren Begriffen reduziert den Ayurveda auf eine einzelne Ebene und tut ihm damit Unrecht. Für Laien mag eine solche Übersetzung vertraute Anhaltspunkte liefern, doch wird das der vielschichtigen Medizinphilosophie nicht gerecht. Vergleiche zweier so unterschiedlicher Medizinsysteme werden immer hinken. Leider versuchen heute auch Professoren und Ärzte an indischen Ayurveda-Universitäten, diese Vergleiche zu zementieren, um den Ayurveda im Westen hoffähig und akzeptabel zu machen. Wir finden, dass die „Mutter aller Heilkünste“ sich nicht für ihre Erkenntnisse und Erfahrungsschätze rechtfertigen muss. Sie sprechen für sich selbst. Außerdem sind Menschen unterschiedlicher Kulturen und Zeitalter immer wieder zu den gleichen Resultaten gelangt, wenn sie sich mit der ayurvedischen Medizin/Ernährungslehre beschäftigt haben.





A) Panca Mahabhuta – die fünf Elemente oder die fünf großen Seinszustände



Das gesamte sinnlich wahrnehmbare Universum besteht aus fünf kosmischen Bausteinen. Sie sind die kleinsten gemeinsamen Nenner zwischen dem menschlichen Individuum (Mikrokosmos) und der uns umgebenden Welt (Makrokosmos). Die

Rishis

 (Priesterärzte der Antike) benutzten die Theorie der fünf Elemente, um zu erläutern, wie diese internen und externen Kräfte miteinander verquickt sind.



Erde =

 fester Zustand von Materie, gekennzeichnet durch Stabilität und Härte,



Wasser =

 flüssiger Zustand von Materie, fließend, verleiht Kohärenz,



Feuer =

 die Kraft der Umwandlung eines Zustands in einen anderen; Feuer ist Form ohne Substanz. Ihr Kennzeichen ist Transformation,



Luft =

 gasförmiger Zustand von Materie, gekennzeichnet durch Beweglichkeit und Dynamik,



Raum =

 der Raum oder Himmel, aus dem heraus sich alles manifestiert und in den alles zurückkehrt; die „Bühne“, auf der die anderen vier Akteure/Elemente agieren. Raum hat keine physische Existenz. Er bemisst sich nur durch die Entfernung von Materiepartikeln zueinander, multipliziert mit dem Faktor Zeit.





B) Dravya – die Substanz



Nach

Caraka

 sind die fünf Elemente, das Selbst, der Verstand, Zeit und Raum als „Substanzen“ definiert. Jeder Substanz (

Dravya

) wohnen spezifische Qualitäten (

Guna

) und Wirkungen/Potenzen (

Karma

) inne.

Guna

 und

Karma

 können unabhängig von einer Substanz nicht existieren. Umgekehrt kann keine Substanz ohne

Guna

 oder

Karma

 bestehen. Jede Substanz ist aus einem oder mehreren der fünf Elemente zusammengesetzt. Alle Substanzen können medizinisch genutzt werden. Sie werden dann „Medizin“ genannt, wenn sie einem bestimmten rationalen Ansatz folgen und ein klar umrissenes Ziel haben.



Man unterscheidet Substanzen tierischen, pflanzlichen und mineralischen Ursprungs. Ferner werden die Substanzen nach ihrem Gebrauch unterschieden: Nahrung (

Ahara

) oder Medikament (

Aushadha

).



Bezüglich der Wirkung auf die

Doshas

 unterscheidet man drei Typen von

Dravya

 (Substanzen):



1.

Dosha

 besänftigende Substanzen (Medikamente),



2.

Dhatu

, den Gewebestoffwechsel störende Substanzen (Krankheit verursachende, toxische Stoffe),



3. Die

Dosha

-Balance aufrechterhaltende Substanzen (die Gesundheit erhaltende Substanzen, z. B. die Nahrung). (Vgl. CS 1:67)






Die Energetik der Nahrung



Rasa

 ist die Essenz/Seele jeder Substanz, die zuerst auf der Zunge wahrgenommen wird. Im Sanskrit ist

Rasa

 sehr vielschichtig. Es bedeutet auch Wahrnehmung, Erfahrung, Saft, Melodie und Quecksilber.



Die ayurvedische Einordnung von Nahrungsmitteln und Heilpflanzen basiert auf urmenschlichen Wahrnehmungsfähigkeiten



Die ayurvedischen Priesterärzte der Antike verfügten genauso wenig wie die Tiere über Laboratorien und Messinstrumente, um den Giftgehalt oder den medizinischen Nutzen von Gräsern, Blättern, Samen, Früchten oder Fleischarten zu bestimmen. Sie nutzten vielmehr ihre Intuition und Sinneswahrnehmung, um die richtigen Nahrungsmittel auszuwählen. Sie besaßen außerordentlich differenzierte und verlässliche Sinnesorgane. Wir modernen Industriezeitmenschen haben heute mehr Vertrauen in Laboruntersuchungen, Statistiken und technische Messdaten als in unsere eigenen Sinne.





C) Guna – die Qualitäten



Die Qualität (

Guna

) einer Substanz (

Dravya

) entfaltet nur in der physio-pharmakologischen Wirkung (

Karma

) ihren unverwechselbaren Charakter. Im Allgemeinen sind die

Guna

 (Qualitäten) stärker in ihrer pharmakologischen Bedeutung als die

Rasa

 (Geschmack). Die

Rasa

 dagegen sind ausschlaggebender in der Ernährungslehre. Die

Guna

 definieren die Wirkung jeder Substanz und damit die

Dosha

: Wasser (süß, kalt, schwer) vermehrt

Kapha

 (süß, kalt, schwer) aufgrund der gleichen

Guna

, also seiner natürlichen Süße, Kälte und Schwere. Heißes Wasser hingegen reduziert

Kapha

, weil es zum Teil gegensätzliche Eigenschaften hat. Somit reduziert die Wärme des Wassers die Kälte von

Kapha

.



Die

Guna

 können innerlich (z. B. Nahrung, Medizin) und äußerlich (z. B. Öl oder als medizinische Pasten auf der Haut) angewandt werden, wohingegen die

Rasa

 nur innerlich ihre Wirkung entfalten können.



Klassisch beschrieben sind die zehn Gegensatzpaare (

Gurvadi Guna, s. Tab. „Die fünf Elemente & 20 Qualitäten“, S. 44

) mit ihren gegensätzlichen Attributen. Auch sie sind aus den fünf Elementen aufgebaut. Sie finden sich in den Körpergeweben (

Dhatu

), der Nahrung, im menschlichen Verhalten und auch im klimatischen Einfluss und in Medikamenten wieder.



Tritt bei einer Störung oder Erkrankung eine Eigenschaft verstärkt auf, verabreicht man Nahrung, Therapien oder Medikamente mit der entgegengesetzten Eigenschaft zum Ausgleich. Bei starker Austrocknung der Gewebe gibt man z. B. Substanzen mit nährenden, öligen und wässrigen Eigenschaften.



Die hier beschriebenen 20

Guna

 entsprechen nicht allen denkbaren Qualitäten von Substanzen. Sie sind die am häufigsten genutzten und dominantesten.





D) Rasa – der Geschmack



Auch Ayurveda-Ärzte denken meist in schulmedizinischen Kategorien. Unter

Rasa

 kann man demgemäß die unmittelbare Wahrnehmung von Geschmacksreizen auf d

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