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Zwanzig Jahre nachher

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II
Der Abbé Scarron

Es gab in der Rue des Tournelles eine Wohnung, welche alle Sänftenträger und alle Lackeien von Paris kannten, und dennoch war diese Wohnung weder die eines vornehmen Herrn, noch die eines Finanzmannes. Man speiste daselbst nicht, man spielte nicht, und man tanzte wohl auch nicht.

Dennoch war es der Sammelplatz der schönen Welt, und ganz Paris begab sich dahin.

Diese Wohnung war die des kleinere Scarron.

Man lachte so viel bei diesem witzigen Scarron, man gab so viele Neuigkeiten zum Besten, diese Neuigkeiten waren so schnell commentirt, zerrissen und in Mährchen oder Epigramme verwandelt, daß Jedermann eine Stunde bei dem kleinen Scarron zubringen, was er sagte, hören, und was er gesagt hatte, anderswohin verbreiten wollte. Viele brannten vor Begierde, ihren Witz dort anzubringen; war er gut, so konnten sie sich auf eine freundliche Aufnahme gefaßt machen.

Der kleine Abbé Scarron, welcher übrigens nicht Abbé war, weil er eine geistliche Pfründe besaß, und ebensowenig, weil er zu einem geistlichen Orden gehörte, war einst einer der zierlichsten Präbendare der Stadt Mans gewesen, wo er wohnte. An einem Carnevalstage aber wollte er über die Maßen diese gute Stadt genießen, deren Seele er war. Er ließ sich daher von seinem Bedienten mit Honig überstreichen, öffnete sodann ein Federbett, in welchem er sich umwälzte, und wurde so der groteskeste Vogel, den man sehen konnte. Er fing damit an, daß er Besuche bei seinen Freunden und Freundinnen in diesem seltsamen Costüme abstattete. Anfangs folgte man ihm mit Verwunderung, dann mit Gezische, dann beleidigten ihn die Arbeiter auf den Straßen, dann warfen die Kinder Steine nach ihm, und endlich war er genöthigt, die Flucht zu ergreifen, um den Wurfgeschossen zu entgehen. Von dem Augenblicke an, wo er floh, wurde er von allen Seiten verfolgt, gedrängt, beworfen. Scarron fand kein anderes Mittel, seinem Geleite zu entkommen, als sich in den Fluß zu werfen. Er schwamm wie ein Fisch, aber das Wasser war eisig. Scarron trof von Schweiß. Die Kälte ergriff ihn, und als er das andere Ufer errichte, war er gliederlahm.

Man versuchte es durch alle mögliche bekannte Mittel, ihm den Gebrauch seiner Glieder wieder zu geben; er hatte durch die Behandlung so viel auszustehen, daß er alle Aerzte fortschickte, mit der Erklärung, er wolle lieber krank sein und krank bleiben. Dann kam er nach Paris, wo sein Ruf als Mann von Geist bereits gegründet war. Hier ließ er sich einen Stuhl von seiner eigenen Erfindung verfertigen, und als er eines Tages in diesem Stuhle der Königin Anna von Oesterreich einen Besuch machte, fragte ihn diese, entzückt über seinen Witz, ob er nicht irgend einen Titel wünsche?

»Ja, Euere Majestät, es gibt einen, nach welchem ich von ganzer Seele trachte,« antwortete Scarron.

»Und welcher ist dies?« fragte Anna von Oesterreich.

»Der Eures Kranken,« erwiderte der Abbé.

Und Scarron wurde zum Kranken der Königin mit einer Pension von 1500 Livres ernannt.

Von diesem Augenblicke an führte Scarron, dem seine Zukunft keine Sorgen mehr machte, ein lustiges Leben und verspeiste Kapital und Zins.

Eines Tags jedoch gab ihm ein Emissär des Cardinals zu verstehen, er hätte Unrecht, den Herrn Coadjutor zu empfangen.«

»Und warum dies?« fragte Scarron, »ist es nicht ein Mann von Geburt?«

»Allerdings.«

»Liebenswürdig?«

»Unbestreitbar.«

»Witzig?«

»Er hat leider nur zu viel Witz.«

»Nun wohl,« versetzte Scarron, »warum soll ich einen solchen Mann nicht ferner sehen?«

»Weil er schlecht denkt.«

»Wirklich? und von wem?«

»Vom Cardinal.«

»Wie!« rief Scarron; »ich sehe fortwährend Herrn Giles Depréaux, und Ihr wollt, ich solle aufhören, den Herrn Coadjutor zu sehen, weil er schlecht von einem Andern denkt? Unmöglich!«

Hiermit endigte das Gespräch, und Scarron sah aus Widerspruchsgeist Herrn von Coadjutor noch öfter.

An dem Morgen aber, zu welchem wir gelangt sind, war der Verfalltag seiner vierteljährigen Pension. Scarron schickte seiner Gewohnheit gemäß durch seinen Bedienten den Empfangsschein ab, um das betreffende Geld bei der Pensionskasse einziehen zu lassen; aber man antwortete ihm:

»Der Staat hätte kein Geld für den Herrn Abbé Scarron.«

Als der Lackei diese Antwort Scarron brachte, war gerade der Herzog von Lougueville bei ihm, der ihm eine Pension doppelt so groß anbot, als die von Mazarin entzogene gewesen war, aber der schlaue Gliederlahme hütete sich wohl, sie anzunehmen. Er machte seine Sache so gut, daß um vier Uhr Nachmittags die ganze Stadt die Weigerung des Cardinals kannte. Es war gerade Donnerstag, Empfangstag bei dem Abbé. Man kam in Masse zu ihm und schmähte wüthend in der ganzen Stadt.

Athos traf in der Rue Saint-Honoré zwei Edelleute, die er nicht kannte, zu Pferde, wie er, gefolgt von einem Lackei, wie er, und denselben Weg machend, wie er. Der Eine von ihnen nahm den Hut in die Hand und sagte zu ihm:

»Solltet Ihr wohl glauben, mein Herr, daß der Knauser Mazarin dem armen Scarron die Pension entzogen hat?«

»Das ist abscheulich,« sprach Athos, die zwei Cavaliere ebenfalls begrüßend.

»Man sieht, daß Ihr ein ehrlicher Mann seid, Herr,« erwiderte derjenige, welcher bereits das Wort an Athos gerichtet hatte; »dieser Mazarin ist eine wahre Geißel.«

»Ach! mein Herr,« sprach Athos, »wem sagt Ihr dies?«

Und sie trennten sich unter vielen Höflichkeitsbezeigungen.

»Es kommt gerade recht, daß wir diesen Abend dahin gehen sollen,« sprach Athos zu dem Vicomte; »wir machen dem armen Mann unser Kompliment.«

»Aber wer ist denn dieser Herr Scarron, der ganz Paris in Aufruhr bringt?« fragte Raoul. »Irgend ein in Ungnade gefallener Minister?«

»Nein, o mein Gott, nein, Vicomte, es ist ganz einfach ein kleiner Edelmann von großem Geist, welcher bei dem Cardinal in Ungnade gefallen sein wird, weil er wahrscheinlich irgend eine gereimte Strophe gegen ihn geschrieben hat.«

»Schreiben denn Edelleute Verse?« fragte Raoul naiv; »ich glaubte, es wäre wider ihre Standesgesetze.«

»Ja, mein lieber Vicomte,« versetzte Athos lachend, »wenn man sie schlecht macht; aber wenn man sie gut macht, so adelt es noch mehr. Schaut nur Herrn von Rotrou an. Doch,« fuhr Athos in dem Tone fort, mit welchem man einen heilsamen Rath gibt, »ich glaube, es ist besser, keine zu machen.«

»Dieser Herr Scarron ist also Dichter?« sagte Raoul.

»Ja, Ihr wißt es nun, Vicomte. Gebt wohl Achtung in diesem Hause. Sprecht nicht durch Geberden, sondern hört vielmehr.«

»Ja, , Herr,« antwortete Raoul.

»Ihr werdet mich viel mit einem mir befreundeten Edelmann plaudern sehen: das ist der Abbé d’Herblay, von dem ich oft mit Euch sprach.«

»Ich erinnere mich.«

»Nähert Euch zuweilen, als ob Ihr mit uns sprechen wolltet, sprecht aber nicht, hört auch nicht. Dieses Spiel soll dazu dienen, daß nicht Ungelegene uns stören.«

»Sehr gut, ich werde Euch Punkt für Punkt gehorchen.«

Athos machte noch zwei Besuche in Paris. Um sieben Uhr wandten sie sich gegen die Rue des Tournelles. Die Straße war beinahe versperrt durch Sänftenträger, Pferde und Bedienten. Athos bahnte sich einen Weg und trat, gefolgt von dem jungen Menschen, ein. Die erste Person, welche er beim Eintritte erblickte, war Aramis, der sich neben einem weiten, mit einem Tapetenhimmel bedeckten, Rollstuhle aufhielt, unter welchem sich, in eine Brocatdecke gehüllt, ein ziemlich junges, ziemlich lachendes Gesicht bewegte, das jedoch zuweilen erbleichte, ohne daß seine Augen ein lebhaftes, witziges oder anmuthiges Gefühl auszudrücken aufhörten. Das war der Abbé Scarron, beständig lachend, spottend, komplimentirend, leidend und sich mit einem kleinen Stäbchen kratzend.

Um dieses Rollzelt drängte sich eine Menge von Herren und Damen. Das Zimmer war, sehr reinlich und anständig ausgestattet. Große seidene, mit Blumen gestickte, Vorhänge, welche einst lebhafte Farben gehabt hatten, nun aber etwas verschossen waren, fielen an beiden Fenstern herab; die Tapezierung war bescheiden, zeugte aber von gutem Geschmack. Zwei sehr artige, zu guten Manieren abgerichtete, Bediente versahen den Dienst im Solon.

Sobald Aramis Athos erblickte, ging er auf ihn zu, nahm ihn bei der Hand und stellte ihn Herrn Scarron vor, welcher dem neuen Gast eben so viel Freude als Achtung bezeigte und ihm ein sehr geistreiches Kompliment über den Vicomte machte. Raoul blieb verblüfft, denn er hatte sich nicht auf die Majestät des schönen Geistes vorbereitet; er verbeugte sich jedoch mit viel Anmuth. Athos empfing sodann die Komplimente von mehreren adeligen Herren, welchen Aramis ihn vorstellte. Bald aber verwischte sich das kleine Geräusche bei seinem Eintritt wieder und das Gespräch wurde allgemein.

Nach vier oder fünf Minuten, welche Raoul dazu anwandte, Ruhe zu gewinnen und topographische Kenntnisse von der Versammlung zu erlangen, öffnete sich die Thüre wieder und ein Lackei kündigte Fräulein Paulet an.

Athos berührte mit der Hand die Schulter des Vicomte.

»Schau’ diese Frau an, Raoul,« sagte er; »es ist eine historische Person. Zu ihr begab sich König Heinrich IV., als er ermordet wurde.«

Raoul bebte. Seit einigen Tagen hob sich vor ihm jeden Augenblick irgend ein Vorhang, der ihm einen heroischen Anblick enthüllte. Die noch junge und hübsche Frau, welche eben eintrat, hatte Heinrich IV. gekannt und mit ihm gesprochen!

Jedermann drängte sich um die Ankommende, denn, sie war immer noch sehr in der Mode; es war eine große Person von feiner, wellenförmiger Taille, mit einem Walde goldener Haare, wie sie Raphael liebte und Titian allen seinen Magdalenen gab. Diese gelbliche Farbe oder vielleicht auch die Königswürde, die sie den andern Frauen gegenüber erlangt hatte, brachte ihr den Beinamen: die Löwin.

 

Unsere schonen Damen von heute, welche nach diesem fashionalen Titel trachten, wissen nun, daß er ihnen nicht von England zukommt, sondern von dem schönen und geistreichen Fräulein Paulet.

Mademoiselle Paulet ging mitten unter dem Gemurmel, das sich von allen Seiten bei ihrer Ankunft erhob, gerade auf Scarron zu.

»Nun, mein lieber Abbé,« sprach sie mit ihrem ruhigen Tone, »Ihr seid also arm? Wir haben es heute Nachmittag bei Frau von Rambouillet erfahren; Herr von Grasse erzählte es uns.«

»Ja, aber der Staat ist jetzt reich,« erwiderte Scarron; »man muß sich dem Vaterlande zu opfern wissen.«

»Der Herr Cardinal wird sich um 1500 Livres mehr Pommaden und Parfums jährlich kaufen,« sprach ein Frondeur, in welchem Athos den Edelmann erkannte, den er in der Rue Saint-Honoré getroffen hatte.

»Aber die Muse, was wird die Muse sagen?« versetzte Aramis mit seiner Honigstimme; »die Muse, welche der goldenen Mittelstraße bedarf? Denn im Ganzen:

 
Si Virgilio puer aut tolerabile desit,
Hospitium caderent omnes a crinibus hydri.«
 

»Gut,« sprach Scarron und reichte Fräulein Paulet die Hand. »Aber wenn ich meine Schlange nicht mehr habe, so bleibt mir wenigstens meine Löwin.«

Alle Worte von Scarron, alle seine Witze erschienen diesen Abend vortrefflich; das ist das Vorrecht der Verfolgung. Herr Menage machte Sprünge vor Begeisterung.

Fräulein Paulet nahm ihren gewöhnlichen Platz wieder ein; ehe sie sich aber setzte, ließ sie von ihrer Höhe herab einen Blick über die ganze Versammlung spazieren und ihre Augen hefteten sich auf Raoul.

Athos lächelte und sagte zu Raoul:

»Ihr seid von Fräulein Paulet bemerkt worden, Vicomte, geht hin und begrüßt sie. Gebt Euch als das, was Ihr seid, als ein offenherziger Provinzmensch; aber hütet Euch wohl, von Heinrich IV. mit ihr zu sprechen.«

Der Vicomte näherte sich erröthend der Löwin und vermischte sich bald mit den Herren, welche ihren Stuhl umgaben.

Dies bildete bereits zwei sehr ausgezeichnete Gruppen, diejenige, welche Herrn Menage umgab, und die, welche sich um Fräulein Paulet aufgestellt hatte. Scarron lief von der einen zu der andern, indem er seinen Rollstuhl mitten durch die Gesellschaft mit so viel Geschicklichkeit manövrirte, wie dies ein erfahrener Lootse mit einer Barke durch ein mit Klippen durchstreutes Meer machen würde.

»Wann sprechen wir mit einander?« sagte Athos zu Aramis.

»Sogleich,« antwortete dieser; »es sind noch nicht Leute genug vorhanden und man würde uns bemerken.«

In diesem Augenblick öffnete sich die Thüre und der Lackei kündigte den Herrn Coadjutor an.

Bei diesem Namen wandte sich Jedermann um, denn es war ein Name, welcher sehr berühmt zu werden anfing.

Athos machte es wie die Andern. Er kannte den Abbé von Conti nur dem Namen nach.

Er sah eine kleinen, schwarzen, schlecht gewachsenen Mann eintreten, dessen Hände zu Allem ungeschickt waren, außer um damit den Degen zu ziehen oder Pistolen zu schießen. Der Ankömmling ging Anfangs gerade auf einen Tisch zu, welchen er beinahe umgeworfen hätte; bei all dieser Ungeschicklichkeit aber besaß er etwas Erhabenes, Stolzes in seinem Gesichte.

Scarron wandte sich nach ihm um und kam ihm in seinem Stuhle entgegen. Fräulein Paulet begrüßte ihn von ihrem Platze aus mit der Hand.

»Nun,« sprach der Coadjutor, welcher Scarron erst erblickte, als er ganz vor ihm stand, »Ihr seid also in Ungnade, Abbé?«

Dies war eine Phrase, welche man an diesem Abend wohl hundertmal ausgesprochen hatte, und Scarron war bereits an seinem hundertsten Bonmot über denselben Gegenstand. Beinahe wäre ihm auch nichts mehr eingefallen, aber eine verzweifelte Anstrengung rettete ihn.

»Der Herr Cardinal hat die Güte gehabt, an mich zu denken,« sagte er.

»Vortrefflich!« rief Menage.

»Aber wie wollt Ihr uns noch fernerhin empfangen?« fuhr der Coadjutor fort. »Wenn Eure Renten sinken, so werde ich genöthigt sein, Euch zum Canonicus von Notar-Dame zu ernennen.«

»Oh! nein,« versetzte Scarron, »ich würde Euch zu sehr compromittiren.«

»Dann habt Ihr Quellen, die wir nicht kennen.«

»Ich entlehne von der Königin.«

»Aber Ihre Majestät hat selbst nichts,« sprach Aramis. »Lebt sie nicht unter der Verwaltung der Gemeinheit!«

Der Coadjutor wandte sich um und lächelte Aramis zu, indem er ihm zugleich mit der Fingerspitze ein Freundschaftszeichen machte.

»Verzeiht, mein lieber Abbé,« sagte er du ihm, »Ihr seid im Rückstand und ich muß Euch ein Geschenk machen.«

»Womit?« fragte Aramis.

»Mit einer Hutschnur.«

Jedermann wandte sich nach dem Coadjutor um, der aus seiner Tasche eine seidene Schnur von sonderbarer Form zog.

»Das ist eine Schleuder9,« sagte Scarron.

»Ganz richtig,« erwiderte der Coadjutor, »man macht gegenwärtig Alles à la fronde. Fräulein Paulet, ich habe für Euch einen Fächer à la fronde. Ich gebe Euch meinen Handschuhhändler, d’Herblay, er macht Handschuhe à la fronde; und Euch, Scarron, meinen Bäcker mit einem unbeschränkten Credit, er macht vortreffliche Brode à la fronde

Aramis nahm das Band und knüpfte es um seinen Hut.

In diesem Augenblick öffnete sich die Thüre und der Lackei rief mit lauter Stimme:

»Die Frau Herzogin von Chevreuse.«

Bei dem Namen von Frau von Chevreuse erhoben sich alle Anwesende. Scarron wandte rasch seinen Stuhl der Thüre zu. Athos machte Aramis ein Zeichen, und dieser stellte sich in eine Fenstervertiefung.

Mitten unter diesen achtungsvollen Begrüßungen, welche man der Herzogin zollte, suchte sie irgend Jemand oder irgend Etwas. Endlich bemerkte sie Raoul und ihre Augen funkelten; sie erblickte Athos und wurde träumerisch sie sah Aramis in seiner Fenstervertiefung und machte eine kaum wahrnehmbare Bewegung des Erstaunens hinter ihrem Fächer.

»Ei, sagt doch,« sprach sie, als wollte sie die Gedanken vertreiben, die sich ihrer unwillkürlich bemeisterten, »wie geht es dem armen Voiture? wißt Ihr es vielleicht, Scarron?«

»Wie, Herr Voiture ist krank?« fragte der Herr, der mit Athos in der Rue Saint-Honoré gesprochen hatte; »wie ist das gekommen?«

»Er spielte, ohne so vorsichtig zu sein, von seinem Bedienten Hemden zum Wechseln mitnehmen zu lassen,« erwiderte der Coadjutor; »so hat er sich erkältet und liegt auf den Tod krank.«

»Wo dies?"

»Ei, mein Gott, bei mir. Denkt Euch, der arme Voiture hatte ein feierliches Gelübde gethan, nicht mehr zu spielen. Nach drei Tagen kann er es nicht mehr aushalten und begibt sich nach dem erzbischöflichen Palast, um sich von seinem Gelübde entbinden zu lassen. Zum Unglück war ich in diesem Augenblick n sehr wichtigen Angelegenheiten mit dem guten Rath Broussel im Innersten meiner Wohnung beschäftigt, als Voiture den Marquis von Luynes, an einem Tische einen Spieler erwartend, erblickte. Der Marquis ruft ihn und ladet ihn ein, sich an den Tisch zu setzen; Voiture antwortet, er könne nicht eher spielen, als bis ich ihn seines Gelübdes entbunden habe. Luynes macht sich in meinem Namen hier anheischig und nimmt die Sünde vorläufig auf sich; Voiture setzt sich an den Tisch und verliert vierhundert Thaler, erkältet sich bei seinem Abgang und legt sich nieder, um nie mehr aufzustehen.«

»Steht es so schlimm mit dem lieben Voiture?« fragte Aramis, halb hinter seinem Fenstervorhang verborgen.«

»Ach!« antwortete Herr Menage, »es steht sehr schlimm, der große Mann wird uns wahrscheinlich verlassen, deseret orbeum

»Gut!« sprach Fräulein Paulet mit einer gewissen Bitterkeit; »er sterben? das hat keine Noth! er ist umgeben von Sultaninnen, wie ein Türke. Frau von Saintot ist herbeigelaufen und gibt ihm Fleischbrühe, die Renaudot wärmt ihm seine Tücher, und alle Welt, unsere Freundin, die Marquise von Rambouillet, nicht ausgenommen, schickt ihm Tisanen.«

»Ihr liebt ihn nicht, meine liebe Parthenie,« sagte Scarron lachend.

»O! welche Ungerechtigkeit, mein lieber Kranker, ich hasse ihn so wenig, daß ich mit vergnügen Messen für die Ruhe seiner Seele lesen lassen würde.«

»Nicht umsonst nennt man Euch die Löwin, meine Liebe,« sagte Frau von Chevreuse, »Ihr beißt scharf.«

»Ihr mißhandelt einen großen Dichter, wie es mir scheint,« wagte Raoul zu bemerken.

»Ein großer Dichter, er? … geht; man sieht wohl, Vicomte, daß Ihr aus der Provinz kommt, wie Ihr mir vorhin sagtet, und daß Ihr ihn nie gesehen habt. Er! ein großer Dichter? er mißt kaum fünf Fuß.«

»Bravo! bravo!« rief ein langer, vertrockneter, schwarzer Mann mit einem stolzen Schnurrbart und einem ungeheuren Raufdegen. »Bravo, schöne Paulet; es ist endlich Zeit, diesen kleinen Voiture auf seinen Platz zu verweisen. Ich erkläre unumwunden, daß ich mich auf die Poesie zu verstehen glaube und daß ich die seinige immer abscheulich gefunden habe.«

»Wer ist denn dieser Großsprecher?« fragte Raoul Athos.

»Herr von Scudery.«

»Der Verfasser der Clélin und des Grand Cyrus

»Werke, die er auf halbe Rechnung mit seiner Schwester gemacht hat, welche in diesem Augenblick mit der hübschen Person da unten neben Herrn Scarron plaudert.«

Raoul wandte sich lebhaft um und sah wirklich zwei neue Erscheinungen, die er zuvor nicht bemerkt hatte; die eine war reizend, aber schwächlich und traurig, von hübschen schwarzen Haaren umrahmt, mit blauen, sammetartigen Augen, den schönen Dreifaltigkeitsblumen ähnlich, unter denen ein goldener Kelch glänzte; die andere Frau schien diese gleichsam zu bevormunden, sah kalt, vertrocknet und gelb aus, ein wahres Duennen- oder Andächtlerinnen-Gesicht.

Raoul gelobte sich, den Salon nicht zu verlassen, ohne mit dem hübschen jungen Mädchen mit den Sammetaugen gesprochen zu haben, das ihn durch ein seltsames Gedankenspiel, obgleich es ihr nicht ähnlich war, an seine arme kleine Louise erinnerte, die er leidend im Schlosse la Vallière zurückgelassen und mitten unter dieser Welt einen Augenblick vergessen hatte.

Während dieser Scene näherte sich Aramis dem Coadjutor, der ihm mit lachender Miene ein paar Worte in das Ohr sagte. Aramis konnte sich trotz seiner Selbstbeherrschung einer leichten Bewegung nicht enthalten.

»Lacht doch,« sagte Herr von Retz, »man beobachtet uns.« Und er verließ ihn, um mit Frau von Chevreuse zu plaudern, welche einen großen Kreis um sich versammelt hatte.

Aramis stellte sich, als lachte er, um die Aufmerksamkeit einiger neugierigen Zuhörer abzulenken, und da er bemerkte, daß Athos sich in die Vertiefung des Fensters zurückgezogen hatte, an welchem er einige Zeit geblieben war, so schleuderte er ein paar Worte rechts und links und ging dann wieder zu ihm, mit einem Wesen, als ob dies ohne irgend eine Absicht geschähe.

Sobald sie wieder beisammen waren, knüpften sie ein von vielen Geberden begleitetes Gespräch an.

Raoul näherte sich ihnen, wie ihm Athos aufgetragen hatte.

»Der Herr Abbé gibt mir ein Ringelgedicht von Voiture zum Besten,« sagte Athos mit lauter Stimme, »und ich finde es ganz unvergleichlich.«

Raoul blieb einige Augenblicke in ihrer Nahe und vermischte sich dann mit der Gruppe von Frau von Chevreuse, zu der Fräulein Paulet von der einen Seite und Fräulein von Scudery von der andern getreten waren.

»Ich, meines Theils,« sagte der Coadjutor, »ich würde mir die Freiheit nehmen, nicht ganz der Meinung von Herrn von Scudery zu sein; ich finde im Gegentheil, daß Herr von Voiture ein Dichter ist, aber ein reiner Dichter. Die politischen Gedanken fehlen, ihm ganz und gar.«

»Also?« fragte Athos.

»Morgen,« erwiderte Aramis hastig.

»Um wie viel Uhr?«

»Um sechs Uhr.«

»Wo?«

»In Saint-Mandé.«

»Wer hat es Euch gesagt?«

»Der Graf von Rochefort.«

Es näherte sich Jemand.

»Und die philosophischen Ideen? sie fehlten diesem atmen Voiture ebenfalls. Ich schließe mich der Ansicht des Herrn Coadjutor an: ein reiner Dichter.

»Ja, gewiß, in der Poesie war er vortrefflich,« sprach Menage, »und doch wird ihm die Nachwelt, während sie ihn bewundert, Eines zum Vorwurf machen, daß er in das Versedichten zu große Freiheit brachte; er hat die Freiheit getödtet, ohne es zu wissen.«

»Getödtet? das ist das richtige Wort,« sagte Scudery.

»Doch welche Meisterwerke sind seine Briefe?« sprach Frau von Chevreuse.

»Oh! in dieser Beziehung,« versetzte Fräulein von Scudery, »ist er eine wahre Erhabenheit.«

 

»Allerdings,« sprach Fräulein Paulet, »aber nur so lange er scherzte denn im ernsten Brief ist er in der That höchst kläglich, und wenn er die Dinge nicht auf eine rauhe, grobe Weise sagen darf, so müßt Ihr zugestehen, daß er sie sehr schlecht sagt.«

»Aber Ihr müßt auch wenigstens bekennen, daß er im Scherze unnachahmlich ist.«

»Ja, gewiß,« rief Scudery, seinen Schnurrbart drehend; »aber ich finde nur seine somit gezwungen und seinen Scherz zu vertraulich. Man sehe seinen Brief des Karpfen am Spieße.«

»Abgesehen davon,« versetzte Menage, »daß seine besten Eingebungen ihm vom Hotel Rambouillet zukamen. Lest nur Zelide und Alcidolée.«

»Was mich betrifft,« sprach Aramis, indem er sich dem Kreise näherte und sich ehrfurchtsvoll vor Frau von Chevreuse verbeugte, welche seinen Gruß mit einem ehrfurchtsvollen Lächeln erwiderte; »was mich betrifft, so klage ich ihn noch an, daß er sich zu frei gegen die Großen benommen hat. Er verfehlte sich oft gegen die Frau Prinzessin, gegen den Herrn Marschall d’Albret, gegen Herrn von Schomberg und sogar gegen die Königin.«

»Wie, gegen die Königin?« fragte Scudery, das rechte Bein ausstreckend, als wollte er in einem Zweikampfe ausfallen. »Mord und Tod! das wußte ich nicht! Und wie hat er sich gegen die Königin verfehlt?«

»Kennt Ihr nicht sein Gedicht: Je pensais

»Nein,« sagte Frau von Chevreuse.

»Nein,« sagte Fräulein von Scudery.

»Nein,« sagte Fräulein Paulet.

»In der That, ich glaube, die Königin hat es nur wenigen Personen mitgetheilt; aber ich habe es aus sichern Händen.«

»Und Ihr wißt es auswendig?«

»Ich werde mich, glaube ich, erinnern.«

»Laßt hören, laßt hören!« riefen alle Stimmen.

»Man vernehme, bei welcher Gelegenheit es gemacht wurde,« sagte Aramis. »Herr von Voiture befand sich im Wagen der Königin, welche unter vier Augen mit ihm im Walde von Fontainebleau spazieren fuhr. Er stellte sich, als dächte er, damit ihn die Königin frage, woran er dächte, was auch nicht ausblieb.

»»Woran denkt Ihr, Herr Voiture?« sagte Ihre Majestät.

Voiture lächelte, gab sich den Anschein, als überlegte er fünf Secunden, damit man glauben möchte, er improvisire und erwiderte:

 
Je pensais que la destinée,
Après tant d’injustes malheurs,
Vous a justement couronnée
De gloire, d’écla et d’honneurs;
Mais que vous étiez plus hereuse
Lorsque vous étiez autrefois,
Je ne dirai pas amoureuse …
La reine le veut toutefois.10
 

Scudery, Menage und Fräulein Paulet zuckten die Achseln.

»Geduld, Geduld,« sprach Aramis, »es hat drei Strophen.«

»Oh, sagt lieber drei Couplets,« verfehle Fräulein von Scudery, »es ist höchstens ein Lied.«

 
Je pensais que ce pauvre Amor,
Qui toujours vous prêta ses armes,
Est banni loin de votre cour,
Sans ses traits, son arc et ses charrnes;
Et de quoi je puis profiter
En passant près de vous, Marie,
Si vous pouvez si maltraiter
Ceux qui vous ont si bien servie.11
 

»Oh, was den letzten Zug betrifft,« sprach Frau von Chevreuse, »so weiß ich zwar nicht, ob er den Regeln der Poesie entspricht, aber ich bitte dafür am Gnade, weil es eine Wahrheit ist. Und Frau von Hautefort und Frau von Scudery werden sich mit mir, abgesehen von Herrn von Beaufort, nöthigen Falls verbinden.«

»Geht, geht,« sprach Scarron, »das kümmert mich nicht. Seit diesem Morgen bin ich nicht mehr ihr Kranker.«

»Und das letzte Couplet?« sagte Fräulein von Scudery; »laßt das letzte Couplet hören.«

»Sogleich,« erwiderte Aramis; »es hat dieses den Vortheil, daß es sich der Eigennamen bedient, weßhalb man sich nicht täuschen kann.«

 
Je pensais – nous autres poètes,
Nous pensons extravagammant, —
Ce que dans l’humeur où vous êtes
Vous feriez si dans ce moment
Vous avisiez en cette place
Venir le duc de Buckingham,
El lequel serait en disgrâce
Du doc ou du père Vincent.12
 

Bei dieser letzten Strophe erscholl nur ein Schrei über die Unverschämtheit von Voiture.

»Ich hebe das Unglück, diese Verse reizend zu finden,« sprach das junge Mädchen mit den Sammetaugen. Das war auch die Meinung von Raoul, der sich Scarron näherte und erröthend zu ihm sprach:

»Herr Scarron, erweist mir die Ehre und sagt mir gefälligst, wer die junge Dame ist, die allein ihre Meinung gegen diese ganze erhabene Versammlung ausspricht.«

»Ah, ah, mein junger Vicomte,« erwiderte Scarron, »ich glaube, Ihr habt Lust, ihr eine Vertheidigungs- und Angriffs-Allianz anzubieten.«

Raoul erröthete abermals und sagte: »Ich gestehe, ich finde diese Verse sehr hübsch.«

»Sie sind es auch,« versetzte Scarron, »aber stille; unter Dichtern spricht man solche Dinge nicht aus.«

»Aber ich bin kein Dichter,« entgegnete Raoul, »und ich fragte Euch …«

»Es ist wahr, wer die junge Dame wäre; nicht so? Es ist die schöne Indianerin.«

»Wollt mich entschuldigen, mein Herr,« sagte Raoul erröthend, »aber ich weiß nicht mehr als zuvor. Ach, ich bin ein Provinzbewohner.«

»Womit Ihr sagen wollt, Ihr versteht nicht viel von dem Bombast, der hier von allen Lippen fließt. Desto besser, junger Mann, desto besser! Sucht es nicht zu verstehen, Ihr verliert dabei nur Eure Zeit, und wenn Ihr es einmal versteht, wird man hoffentlich nicht mehr so sprechen.«

»Ihr verzeiht mir also, Herr,« versetzte Raoul, »und habt die Güte, mir zu sagen, wer die Person ist, die Ihr die schöne Indianerin nennt.«

»Ja, gewiß, es ist einen von den reizendsten Geschöpfen, die da leben: Fräulein Francoise d’Aubigné.«

»Gehört sie zu der Familie den bekannten Agrippa, den Freunden von König Heinrich IV.?»

»Sie ist seine Enkelin und kommt von Martinique, weßhalb ich sie die schöne Indianerin nenne.«

Raoul öffnete weit seine großen Augen und sie begegneten denen der jungen Dame, welche lächelte.

Man sprach immer noch von Voiture.

»Mein Herr,« sagte Fräulein d’Aubigné, sich ebenfalls an Scarron wendend, als wollte sie in das Gespräch eintreten, das er mit dem jungen Vicomte führte, bewundert Ihr nicht die Freunde den armen Voiture? Aber hört doch, wie sie ihm die Federn ausrupfen, während sie ihn loben! Der Eine nimmt ihm den gesunden Menschenverstand, der Andere die Poesie, der Dritte die Originalität, ein Anderer die Komik, und wieder ein Anderer die Unabhängigkeit u. s. s. Ei, mein Gott, was werden sie dieser vollkommenen Erhabenheit, wie ihn Fräulein von Scudery nannte, noch lassen?«

Scarron lachte und Raoul ebenfalls. Erstaunt über die Wirkung, die sie hervorgebracht hatte, schlug die schöne Indianerin die Augen nieder und nahm wieder ihre naive Miene an.

»Das ist eine geistreiche Person,« sagte Raoul.

Immer noch in der Fenstervertiefung schweifte Athos, ein verächtlichen Lächeln auf den Lippen, mit den Augen über diese Scene hin.«

»Ruft doch den Herrn Grafen de la Fère,« sagte – Frau von Chevreuse zu dem Coadjutor, »ich muß ihn sprechen.«

»Und ich, erwiderte der Coadjutor, »muß glauben machen, ich spreche, nicht mit ihm. Ich liebe und bewundere ihn, denn ich, kenne seine früheren Abenteuer, wenigstens einige davon; aber ich kann ihn nicht wohl vor übermorgen begrüßen.«

»Und warum übermorgen?« fragte Frau von »Chevreuse.

»Ihr sollt es morgen Abend erfahren,« antwortete der Coadjutor lachend.

»In der That, mein lieber Conti,« sagte die Herzogin, »Ihr sprecht wie die Apokalypser Herr d’Herblay,« fügte sie, sich nach Aramis umwendend, bei: »wollt Ihr wohl diesen Abend noch einmal mein Diener sein? …«

»Wie, Herzogin,« sagte Aramis, »diesen Abend? morgen, immer, befehlt!«

»Wohl, so holt mir den Grafen de la Fère, ich will mit ihm sprechen.«

»Aramis näherte sich Athos und kehrte mit ihm zurück.

»Mein Herr Graf,« sagte die Herzogin, Athos einen Brief zustellend, »hier ist das, was ich Euch versprochen habe. Unser Schützling wird eine vortreffliche Aufnahme finden.«

»Madame,« sprach Athos, »er ist sehr glücklich, daß er Euch etwas zu verdanken hat.«

»Ihr habt ihn in dieser Beziehung nicht zu beneiden; denn ich verdanke Euch seine Bekanntschaft,« versetzte die boshafte Frau mit einem Lächeln, das Athos und Aramis an Marie Michon erinnerte.

Und bei diesen Worten stand sie auf und befahl ihren Wagen. Fräulein Paulet war bereits weggegangen, Fräulein von Scudery ging eben weg.

»Vicomte,« sagte Athos, sich an Raoul wendend, »folgt der Frau Herzogin von Chevreuse, bittet sie um die Gnade, beim Hinabsteigen Eure Hand zu nehmen und bedankt Euch bei ihr.«

Die schöne Indianerin näherte sich Scarron, um sich von ihm zu verabschieden.

»Ihr geht schont?« sagte er.

»Ich bin eine von den Letzten, wie Ihr seht. Wenn Ihr Nachricht von Herrn Voiture bekommt und dieselbe erfreulich ist, so habt die Güte, mir sie morgen zukommen zu lassen.«

9Une fronde.
10Ich dachte, schöne Königin, Daß nach so vielen Schicksals-Dunkeln Nun endlich Glanz und Ruhm und Ehr’ Um Eure würdige Krone funkeln. Doch schöner waren Eure Tage, Dem Herzen süßeren Gewinn Bot Dir – ich will nicht Liebe sagen Doch selber will’s die Königin.
11Ich dachte, ach, der arme Amor Ist weit verbannt von Euch gezogen, Einst wohl der treue Waffenknecht Irrt er jetzt ohne Pfeil und Bogen; Und was als Waffe mir soll dienen, Wenn ich Euch nahe, Königin, Da Ihr der treusten Diener Herzen So oft gequält mit stolzem Sinn.
12Ich dachte, – wir Poeten folgen Der wilden Phantasieen Spiel, — Was in der Laune heitrem Treiben Euch wohl zu wählen jetzt gefiel: Wenn plötzlich Buckingham hier stünde, Wer mehr verpönt an diesem Ort, An dem zu weilen mir vergönnt, Ob Pater Vincent,[Der Beichtvater der Königin.] ob der Lord.