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La San Felice Band 13

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Siebentes Capitel.
Ruffo thut seine Pflicht als ehrlicher Mann und Sie William Hamilton verrichtet sein Handwerk als Diplomat

Binnen weniger als fünf Minuten waren die beiden jungen Leute an der Thür des kleinen Hauses, welches der Cardinal in der Nähe der Magdalenenbrücke bewohnte.

Cesare führte Salvato ein und dieser gelangte somit ohne Schwierigkeit bis vor den Cardinal.

Ruffo erkannte ihn sofort wieder, erhob sich und ging ihm einen Schritt entgegen.

»Ich freue mich Sie wiederzusehen General,« sagte er zu ihm.

»Bei mir ist dasselbe der Fall,« entgegnete Salvato, »gleichwohl aber bin ich untröstlich, Ihnen eine unbedingte Weigerung überbringen zu müssen, Eminenz.«

Mit diesen Worten überreichte er dem Cardinal seinen eigenen Brief mit Mejean’s Zusatz.

Ruffo las ihn und zuckte die Achseln.

»Der Elende!« sagte er dann.

»Sie kennen ihn also, Eminenz?« fragte Salvato.

»Er erbot sich, mir das Castell San Elmo für fünfhunderttausend Francs zu überlassen, aber ich weigerte mich.«

»Für fünfhunderttausend Francs?« rief Salvato lachend. »Wie es scheint, ist dies sein fester Preis«

»Ah! Sie haben also auch mit ihm zu thun gehabt?«

»Ja, er erbot sich für dieselbe Summe sich mit uns gegen Sie zu schlagen.«

»Und?«

»Wir lehnten sein Anerbieten ab.«

»Lassen wir diese Schufte bei Seite – sie verdienen nicht, daß ehrliche Leute sich mit ihnen beschäftigen. Kommen wir lieber auf unsere Freunde zurück, die ich gern überzeugen möchte, daß sie auch die meinigen sind.«

»Ich gestehe und zwar zu meinem großen Bedauern,« sagte Salvato lachend, »daß dies eine schwierige Sache sein wird.«

»Vielleicht nicht so sehr, als Sie glauben, wenn Sie mein Dolmetscher sein wollen; um so mehr, als ich gegen Sie handeln werde, wie ich bei unserer ersten Unterredung gethan. Ich werde sogar noch mehr thun. Bei unserer ersten Unterredung habe ich blos versichert, heute werde ich Ihnen Beweise geben.«

»Ich habe Ihnen aber auf’s Wort geglaubt Herr Cardinal.«

»Gleichviel! Wenn es sich um den Kopf und die Ehre handelt, so können Beweise nichts schaden. Setzen Sie sich zu mir, General, und ermessen Sie das, was ich thun will, nach seinem Werthe. Um meinem Worte treu zu bleiben, verrathe ich – ich sage nicht das Interesse, denn ich glaube im Gegentheil, daß ich diesem diene, wohl aber die Befehle meines Königs.«

Salvato verneigte sich und nahm, Ruffo’s Einladung folgend, neben ihm Platz.

Der Cardinal zog einen Schlüssel aus der Tasche, legte die Hand auf Salvato’s Arm und sagte:

»Die Schriften, welche Sie jetzt sehen werden, sind Ihnen nicht durch mich gezeigt worden, sondern auf irgend welche andere Weise zu Ihrer Kenntniß gelangt. Sie werden eine beliebige Fabel erfinden und wenn Sie keine erfinden können, Ihre Zuflucht zu dem Schilfrohr des Königs Midas nehmen.

Mit diesen Worten öffnete er sein Schubfach reichte Salvato den Brief von Sie William Hamilton und sagt:

»Lesen Sie vor allen Dingen diesen Brief. Er ist von Anfang bis zu Ende von der Hand des englischen Gesandten geschrieben.«

»O,« sagte Salvato, nachdem er gelesen, »ich erkenne hierin; die punische Treue. Zählen wir zunächst die Kanonen, und wenn wir die Stärkeren sind, dann keine Vorträge mehr. Wohlan, was weiter?«

»Was weiter? Da ich eine-Frage von solcher Bedeutung nicht mit einfachen Schiffskapitänen diskutieren wollte, so begab ich mich in eigener Person an Bord des »Donnerer«, wo ich eine einstündige Unterredung mit Sir William und Lord Nelson hatte. Das Resultat dieser Unterredung, in welcher ich jede Transaction mit dem, was ich für meine Pflicht halte, zurückwies, war diese Erklärung, die, wie Sie sehen, von der ersten bis zur letzten Zeile von Lord Nelson’s Hand geschrieben ist.«

Mit diesen Worten überreichte der Cardinal dem jungen Officier die Schrift, welche mit den Worten begann:

»Großadmiral Nelson ist am 24. Juni 2c.« und deren Schluß lautete: »welcher Tractat nach seiner Meinung nicht zur Ausführung gelangen kann so lange er nicht von Ihren sicilischen Majestäten ratificirt ist.«

»Sie haben Recht, Eminenz,« sagte Salvato, indem er dem Cardinal das Papier zurückgab, »es sind dies in der That Actenstücke von hoher historischer Bedeutung.«

»Was hatte ich nun zu thun und was hätten Sie an meiner Stelle gethan?« hob der Cardinal wieder an. »Jedenfalls dasselbe, was ich gethan, denn ehrliche Leute haben nur eine Art- und Weise zu Werkes zu gehen. Ganz gewiß hörten Sie eben so wie ich an die Commandanten der Castelle, das heißt an Ihre Feinde geschrieben, um sie von dem Geschehenen in Kenntniß zu setzen. Hier ist mein Brief. Ist er klar? Enthält er mehr oder weniger als Sie an meiner Stelle geschrieben haben würden? Er ist, was er sein soll, das heißt ein guter Rath von einem rechtschaffenen Feind gegeben.«

»Ich muß sagen, Herr Cardinal, da Sie mich einmal zum Richter zu machen belieben, daß Ihre Handlungsweise bis jetzt eben so würdig ist, als die Mylord Nelson’s —«

»Unerklärlich,« unterbrach Ruffo.

»Unerklärlich war gerade nicht das Wort, welches ich im Begriff stand auszusprechen,« fuhr Salvato lächelnd fort.

»Und ich, mein lieber General,« sagte Ruffo mit einer Offenheit, welche eine der Eigenschaften dieser gewaltigen Persönlichkeit war, »ich, ich habe unerklärlich gesagt, weil sie für Sie, der Sie den Admiral nicht kennen, in der That unerklärlich sein muß, während sie doch für mich sehr erklärlich ist. Hören Sie mich daher als Philosoph, das heißt als ein Mann, welcher die Weisheit liebt, denn die Weisheit ist nichts Anderes als die Wahrheit, und ich werde Ihnen über Nelson die Wahrheit sagen. Möge um seiner Ehre willen mein Urtheil das der Nachwelt sein.»

»Ich höre, Eminenz,» sagte Salvato, und ich brauche Ihnen nicht erst zu sagen, daß es mit dem größten Interesse geschieht.»

Der Cardinal hob wieder an:

»Nelson ist weder ein Hofmann wie ich, noch ein Mann von Bildung und Erziehung wie Sie, mein lieber General. Er kennt auf der Weit nichts als sein Seemannshandwerk; übt dasselbe aber auf wahrhaft geniale Weise. Nelson ist ein Bauer, ein Bulldogg Altenglands, ein plumper, rauher Seemann. Sohn eines einfachen Dorfpfarrers und auf seinem Schiffe von der ganzen Welt isoliert, war er vor der Schlacht bei Abukir niemals in einen Palast gekommen, hatte niemals einen König begrüßt und nie vor einer Königin das Knie gebeugt. Er kam nach Neapel, er, der Beschiffer der Polarländer, gewohnt, den Eisbären ihre Höhlen streitig zu machen. Er ward geblendet durch den Glanz der Sonne und durch das Feuer der Diamanten. Er, der Gatte eines Bürgermädchens, einer Mistreß Lisbeth, sah, wie die Königin ihm ihre Hand und die Gattin eines Gesandten ihre Lippen zum Kusse bot – doch nein, nicht eine Königin und eine Gesandtin, sondern zwei Frauen, zwei Sirenen. Er ward rein und einfach der Sklave der einen und der Diener der andern. Alle Begriffe von Gut oder Schlecht verwirrten sich in diesem armen Hirn und die Interessen der Völker verschwanden vor den erdichteten oder wirklichen Rechten der Souveräne. Er machte sich zum Apostel des Despotismus, zum Schergen des Königthums. Ich wünschte nur, Sie hätten ihn gestern gesehen während jener Conferenz, wo das Königthum durch das vertreten war, was der Prediger Salamo die Fremde nennt, jene Venus Astarte, jene unsaubere Lesbierin. Seine Augen oder vielmehr sein Auge wich nicht von den ihrigen. Haß und Rache sprachen durch den stummen Mund dieser Gesandtin des Todes. Ich hatte – ich schwöre es Ihnen zu – Mitleid mit diesem zweiten Adamastor, welcher sein Haupt freiwillig unter den Fuß eines Weibes legt. Übrigens haben jedoch alle großen Männer – und im Grunde genommen ist Nelson wirklich ein großer Mann – alle großen Männer sagen wir von Herkules bis auf Simson und von Simson bis auf Markus Antonius , dergleichen Schwächen. Ich habe gesprochen.«

»Aber,« antwortete Salvato, »welches der Grund auch sein möge, welcher Nelson veranlaßt zu handeln, so ist er doch nicht weniger ein tödtlicher Gegner für uns. Was gedenken Sie zu thun, Eminenz, um diese für jede Vernunft unzugängliche brutale Gewalt zu neutralisieren?«

»Was ich zu thun gedenke, mein lieber General? Sie sollen es sogleich sehen.

Der Cardinal nahm ein Blatt Papier zur Hand, tauchte die Feder ein und schrieb:

»Wenn Mylord Nelson den von dem Cardinal Ruffo mit den Commandanten der Castelle von Neapel geschlossenen Tractat, der von einem englischen Officier im Namen des Königs von Großbritannien mit unterzeichnet worden, nicht anerkennen will, so hat er die ganze Verantwortlichkeit für diesen Bruch zu tragen. Um demzufolge den Bruch des Tractats, so viel an ihm ist, zu verhindern, meldet der Cardinal Fabrizzio Ruffo dem Admiral Mylord Nelson, daß er den Feind in den Stand setzen wird, in welchem sich derselbe vor der Unterzeichnung des Tractats befand, das heißt, er wird seine Truppen aus der seit der Capitulation eingenommenen Stellung zurückziehen, und sich mit seiner ganzen Armee in ein Lager verschanzen, um die Engländer mit ihren eigenen Waffen den Feind bekämpfen und besiegen zu lassen.«

Er unterzeichnete seinen-Namen.

Dann reichte er das Papier Salvato und forderte diesen auf es zu lesen.

Er verfolgte mit den Augen die Wirkung, welche diese Lectüre an dem Gesichte des jungen Mannes hervorrief.

Als derselbe fertig war, fragte der Cardinal:

»Nun?«

»Der Cardinal von Richelieu hätte es nicht so gut und Bayard hätte es nicht besser gemacht.«

Mit diesen Worten gab Salvato das Papier an den Cardinal zurück und verneigte sich.

Der Cardinal klingelte; sein Kammerdiener trat ein.

»Bitte Micheroux, sich hier einzupfinden,« sagte der Cardinal.

Fünf Minuten später trat Micheroux ein.

»Mein lieber Chevalier,« sagte der Cardinal. »Nelson hat mir sein Ultimatum gegeben. Hier ist das meinige. Gehen Sie zum zehnten Male auf den »Donnerer«. Eines kann ich Ihnen wenigstens dabei versprechen, nämlich, daß diese Fahrt die letzte sein wird.«

 

Micheroux ergriff die ihm offen dargereichte Depesche, las dieselbe, verneigte sich und verließ das Zimmer.

»Kommen Sie mit mir auf dies Terrasse des Hauses hinauf, General,« sagte Ruffo. »Man hat von da eine prachtvolle Aussicht.«

Salvato folgte dem Cardinal, denn er glaubte, dieser lüde nicht ohne Grund ihn ein mitzukommen und eine Aussicht zu betrachten, die er nothwendig schon längst genau kannte.

Als man auf die Terrasse hinaufkam, unterschied er zu seiner Rechten den Quais von Marinella, die Strada Nuova, die Strada del Pigliere und den Molo; zu seiner Linken Portici, Torre del Greco, Castellamares und Capri; gegenüber die Spitze von Procida und Ischia und in den Zwischenraume zwischen diesen Inseln Capri und den Strand, uns dem das von dem Cardinal bewohnte Hans erbaut war, die ganze englische Flotte mit flatternden Wimpeln und ihren Kanonieren, die mit angezündeter Lunte hinter ihren Geschützen hin- und hergingen.

Mitten unter englischen Schiffen ragte gleich einem Monarchen im Kreise seinen Unterthanen der »Donnerer«, ein Riese von neunzig Kanonen, empor, welcher die Admiralsflagge trug.

Mitten unter diesem großartigen, feierlichen Schauspiel entgingen Salvato’s geübtem Blick auch die Einzelheiten und Nebenumstände nicht.

Demzufolge sah er eine Barke vom Strand abstoßen und, von vier kräftigen Ruderern in Bewegung gesetzt, sich rasch nähern.

Dieses Boot, welches den Chevalier Micheroux trug, steuerte gerade auf den »Donnerer« zu, den es binnen weniger als zwanzig Minuten erreichte.

Der »Donnerer« war übrigens auch von allen Schiffen das, welches sich dem Caster Nuovo am nächsten hielt. Im Fall die Feindseligkeiten wieder begannen, konnte es sofort das Feuer eröffnen, denn es lag in kaum drei Viertel Kanonenschußweite von dem Fort.

Salvato sah, wie das Boot um den Bug des »Donnerer« lenkte, um an der Steuerbordtreppe des Kolosses anzulegen.

»Wenn der Anblick Ihren Wünschen entsprachen hat, General,« sagte der Cardinal zu Salvato gewendet, »so berichten Sie Ihren Cameraden, was sie gesehen haben, und bemühen Sie sich, dieselben zu bewegen, meinem Rathe zu folgen. Sie werden, um diesen Zweck zu gelangen, hoffe ich, die Beredsamkeit der Ueberzeugung entwickeln.«

Salvato verneigte sich gegen den Cardinal und drückte die Hand, welche dieser ihm bot, mit einer gewissen Verehrung.

Plötzlich aber und in dem Augenblick, »wo er Abschied von ihm nehmen wollte, sagte er:

»Ach, ich bitte um Verzeihung, beinahe hätte ich vergessen, Ihnen, Eminenz, von einem wichtigen Auftrage, den Sie mir ertheilt, Rechenschaft zu geben.«

»Was meinen Sie?«

»Der Admiral Caracciolo —«

»Ah, es ist wahr,« unterbrach Ruffo mit einer Lebhaftigkeit, welche das Interesse verrieth, was er an dem was Salvato zu sagen im Begriff stand, nahm. »Sprechen Sie, ich höre.«

»Der Admiral Caracciolo,« hob Salvato wieder an, »war weder auf der Flottille noch in dem Castelle zu finden. Schon seit dem Morgen hatte er sich, als gemeiner Matrose verkleidet heimlich entfernt und gesagt, er werde bei einem seiner Dienstleute ein sicheres Asyl finden.«

»Möge er die Wahrheit gesprochen haben,« hob den Cardinal wieder an, »denn wenn er seinen Feinden in die Hände fällt, so ist ihm der Tod im Voraus zugeschworen. Wenn Sie daher, mein lieber General, irgend ein Mittel besitzen, um mit ihm in Mittheilung zu treten, so —«

»Nein, ich besitze keines.«

»Nun dann schütze ihn Gott.«

Salvato nahm nun Abschied von Cardinal, und abermals von Cesare escortirt, machte er sich wieder auf den Weg nach dem Costello Nuovo, wo, wie man sich leicht denken kann, seine Cameraden ihn mit Ungeduld erwarteten.

Ruffo’s Ultimatum versetzte Nelson in ungeheure Verlegenheit.

Er hatte nur wenig Landungstruppen zu seiner Verfügung. Wenn der Cardinal, der von ihm ausgesprochenen Drohung zufolge, sich zurückzog, so verfiel Nelson in eine Ohnmacht, die um so lächerlicher war, mit je größerer Autorität er gesprochen.

Nachdem er dir Depesche des Cardinals gelesen, begnügte er sich daher zu antworten, er wolle sich die Sache überlegen, und schickte den Chevalier Micheroux wieder fort, ohne ihm etwas Bestimmtes zu sagen.

Nelson war, abgesehen von seinem wahrhaft wunderbaren Genie zur Führung einer Flotte in einem Kampfe, in allen anderen Beziehungen ein sehr mittelmäßiger Mensch. Seine Antwort: »Ich werde es mir überlegen« bedeutete beim Lichte besehen weiter nichts als: »Ich werde meine Pythia und mein Orakel Hamilton zu Rathe ziehen.«

Kaum hatte daher Micheroux den Fuß in das Boot gesetzt, welches ihn ans Land zurückbrachte, als Nelson Sir William und Lady Hamilton bitten ließ, zu ihm zu kommen.

Fünf Minuten später war das Triumfeminavirat ins der Cajüte des Admirals versammelt.

Noch eine letzte Hoffnung blieb Nelson, nämlich die, daß, da die Depesche französisch geschrieben und Micheroux deshalb genöthigt gewesen war, sie ihm ins Englische zu übersetzen, er entweder den Worten nicht den richtigen Sinn gegeben oder irgend einen andern wichtigen Irrthum begangen habe.

Er überreichte deshalb die Depesche des Cardinals dem Gesandten und forderte diesen auf, sie zu lesen und ihm nochmals zu übersetzen.

Micheroux war aber, ganz gegen die Gewohnheit der Uebersetzer, mit vollkommener Genauigkeit zu Werke gegangen. Die Folge hiervon war, daß die Situation den beiden Hamiltons ebenso ernst erschien, als sie dem Admiral erschienen war.

Die beiden Männer wendeten sich gleichzeitig und mit einer und derselben Bewegung nach Lady Hamilton herum, welche den Willen der Königin kannte.

Nachdem Nelson sein Ultimatum und der Cardinal das seinige gegeben, mußte man wissen, wie das letzte Wort der Königin lautete.

Emma Lyonna verstand die Frage, wie stumm dieselbe auch war.

»Der unterzeichnete Tractat,« antwortete sie, »muß gebrochen und wenn er gebrochen ist, die Rebellion durch Gewalt niedergeworfen werden, wenn sie sich nicht gutwillig ergibt.«

»Ich bin bereit zu gehorchen,« sagte Nelson; »ich aber auf meine alleinigen Hilfsmittel angewiesen bin, so kann ich nur für meinen-Eifer stehen, ohne versichern zu können, daß mein Eifer uns zu dem Ziele führen wird, welches die Königin sich gesteckt hat.«

»Mylord! Mylord!« sagte Emma im Tone des Vorwurfs.

»Finden Sie die Mittel,« sagte der Admiral, »und ich mache mich anheischig sie in Ausführung zu bringen.

Sir Williams dachte einen Augenblick nach. Seine düstere Miene klärte sich ein wenig auf. Er hatte das verlangte Mittel gefunden.

»Wir überlassen der Nachwelt die Aufgaben, den Admiral, den Minister und ihre Favoritin zu richten, welche, um ihre Privatrache zu befriedigen, oder um dem Haß der Königin zu genügen, sich nicht scheuten, von der List, welche wir sogleich erzählen werden, Gebrauch zu machen.«

Nachdem Sir William sein Mittel, welches Emma unterstützte und welches Nelson annahm, auseinandergesetzt hatte, schrieb Sir William an den Cardinal einen Brief, welcher Wort für Wort folgendermaßen lautete.

Wir brauchen nicht zu fürchten, hier einen Uebersetzungsfehler zu begehen, denn der Brief ist gleich ursprünglich französisch abgefaßt.

Wahrscheinlich ward er in der Nacht geschrieben, welche auf Micheroux Besuch folgte, denn das Datum ist das des nächstfolgenden Tages.

»Am Bord des »Donnerer« in dem Meerbusen von Neapel

»Eminenz!

»Mylord Nelson bittet mich, Ihnen zu versichern, daß er entschlossen ist, nichts zu thun, was den von Euer Eminenz den Castellen von Neapel bewilligten Waffenstillstand brechen könnte.

Ich habe die Ehre 2c.

»W. Hamilton.«

Dieser Brief ward wie gewöhnlich durch die Capitäne Truebridge und Ball, die gewöhnlichen Abgesandten Nelson’s, an den Cardinal befördert.

Der Cardinal las ihn und schien im ersten Augenblick hocherfreut zu sein, daß man ihm den Sieg gelassen, da er jedoch irgend einen verborgenen Sinn, eine versteckte Deutung, mit einem Wort eine Schlinge vermuthete, so fragte er die beiden Officiere, ab sie ihm nicht nach eine besondere Mittheilung zu machen hätten.

»Wir sind,« antwortete Truebridge, »ermächtigt, im Namen des Admirals die von dem Gesandten geschriebenen Worte zu bestätigen.«

»Werden Sie mir eine schriftliche Erklärung dessen geben, was der Text des Briefes bedeutet, und dem Inhalt desselben, welcher, wenn es sich blos um mich handelte, mir genügend erscheinen würde, einige Worte hinzufügen, welche mich in Bezug auf die Patrioten beruhigen?«

»Wir versichern in Mylord Nelson’s Namen, daß er sich der Einschiffung der Rebellen in keiner Weise widersetzen wird.«

»Wären Sie,« sagte der Cardinal, der nach seiner Meinung nicht vorsichtig genug sein konnte, »wohl geneigt, mir die Versicherung, die Sie soeben mündlich gegeben, schriftlich zu wiederholen?«

Ball ergriff sofort die Feder und schrieb auf ein Blatt Papier die folgenden Zeilen:

»Die Capitäne Truebridge und Ball sind von Seiten des Admirals Mylord Nelson ermächtigt, Seiner Eminenz, dem Cardinal Ruffo zu erklären, daß er sich der Einschiffung der Rebellen und anderen Personen, welche die Garnison des Castello d’Uovo und des Castello Nuovo ausmachen, in keiner Weise widersetzen wird.«

Nichts war klarer oder wenigstens schien nichts klarer zu sein, als diese Erklärung. Da der Cardinal dies selbst fand, so bat er die Herren blos noch, ihre Namen unter die letzte Zeile zu setzen.

Truebridge weigerte sich jedoch dies zu thun, indem er sagte, er habe keine Vollmacht dazu.

Ruffo zeigte ihm den am 24. Juni, das heißt am vorgestrigen, Tage von Sir William geschriebenen Brief, in welchem eine Stelle vorkam, welche ganz im Gegensatz zu Truebridge’s Erklärung den beiden Gesandten die ausgedehntesten Vollmachten zu geben schien.

Truebridge antwortete jedoch:

»Allerdings sind wir ermächtigt, in Bezug auf die militärischen Angelegenheiten zu unterhandeln, aber nicht in Bezug auf die diplomatischen. Was kommt auch übrigens auf unsere Unterschrift an, da ja die Note von unserer Hand geschrieben ist?

Ruffo bestand nicht weiter auf seinem Verlangen. Er glaubte nun alle Vorsichtsmaßregeln getroffen zu haben. Demzufolge und im Vertrauen auf den von dem Gesandten geschriebenen Brief, welcher sagte, daß Mylord entschlossen sei, nichts zu thun, was den Waffenstillstand brechen könnte – im Vertrauen auf die Schrift der Capitäne Truebridge und Ball, welche erklärten, Mylord werde sich der Einschiffung der Patrioten nicht widersetzen, – aber um dennoch trotz dieser doppelten Versicherung sich aller Verantwortlichkeit zu entledigen, beauftragte er Micheroux, die beiden Capitäne in die Castelle zu führen und den Commandanten derselben Kenntniß von dem Briefe zu geben, welchen er soeben empfangen, so wie von der Erklärung die er verlangt, und wenn diese beiden Versicherungen ihm genügten, sich sofort wegen der Ausführung der Capitulation mit ihnen zu verständigen.«

Zwei Stunden später kam Micheroux zurück und meldete dem Cardinal, daß unter dem gnädigen Beistand des Himmels Alles auf freundschaftliche Weise und im besten Einvernehmen geordnet sei.