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La San Felice

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Ingrimm und Wuth bemächtigten sich der Verfolger. Sie begannen Pistolenschüsse auf die Spiegel abzufeuern, die Tapeten hingegen anzuzünden und die Möbel mit Säbelhieben zu zerhacken, als sie plötzlich mitten in dieser Beschäftigung erschrocken innehielten, denn eine aus dem Garten kommende Stimme schrie ihnen fast unmittelbar in die Ohren:



»Es lebe die Republik! Nieder mit den Tyrannen!«



Ein Cannibalengeheul beantwortete diesen Ruf.



Nun hatten die Lazzaroni also Jemandem an dem sie sich für ihre getäuschten Erwartungen rächen konnten.



Sie verloren deshalb keine Zeit, in den Garten hinabzustürzen.



Dieser Garten bildete ein mit schönen Bäumen bepflanztes und durch Mauern geschlossenes langes Viereck. Da er keinerlei Schutz darbot, so konnte der Unkluge welcher durch jenen herausfordernden Ruf seine Nähe verrathen, den Verfolgern nicht entrinnen.



Die auf den Pausilippo führende Thür des Gartens stand noch offen und es war höchst wahrscheinlich, daß die Herzogin Fusco sich durch diese Thür geflüchtet hatte.



Diese Wahrscheinlichkeit verwandelte sich in Gewißheit, als auf der Schwelle dieser auf den Berg führenden Thür die Lazzaroni ein Taschentuch mit den Anfangsbuchstaben des Namens der Herzogin fanden.



Diese konnte noch nicht weit sein und die Verfolger standen schon im Begriff, in der nächsten Umgebung eine Treibjagd anzustellen, als zum zweiten Male und ohne daß sie errathen konnten, woher er kam, der mit noch größerer Keckheit als das erste Mal ausgestoßene Ruf: »Es lebe die Republik! Nieder mit den Tyrannen!« erscholl.



Wüthend drehten die Lozzaroni sich herum. Die Bäume waren weder stark genug, noch standen sie dicht genug beisammen, um einen Menschen zu verbergen. Uebrigens schien der Ruf auch aus der ersten Etage des Hauses zu kommen.



Ein Theil der Plünderer kehrte in das Haus zurück und eilte die Stufen hinauf, während die anderen im Garten zurückblieben und riefen:



»Werft ihn uns zum Fenster herunter!«



Es war dies auch die Absicht der würdigen Sanfedisten, aber mochten sie suchen, wie sie wollten, und in die Kamine, in die Schränke und unter die Betten schauen, sie fanden auch nicht den kleinsten Patrioten.



Plötzlich erscholl über den Köpfen derer, die in dem Garten geblieben waren, der revolutionäre Ruf zum dritten Male.



Es war klar, daß der, von welchem dieser Ruf ausging, in den Zweigen einer prachtvollen grünen Eiche versteckt war, welche ihren Schatten über den dritten Theil des Gartens warf.



Aller Augen richteten sich auf den Baum und wühlten in seinem Laubwerke.



Endlich gewahrte man den Papagei der Herzogin Fusco, Nicolinos und Velascos Zögling, welcher während des durch den Einfall der Lazzaroni verursachten Wirrwarrs in den Garten geflogen war und in seiner Angst nichts Besseres zu sagen wußte, als den patriotischen Ruf, welchen ihm die beiden Republikaner gelehrt.



Es bekam dem armen Papagei sehr übel, daß er seine Nähe und seine politische Meinung unter Umständen offenbarte, wo seine erste Sorge darauf hätte gerichtet sein sollen, die eine wie die andere zu verbergen.



Kaum war er entdeckt und als der Schuldige erkannt, so ward er der Zielpunkt der sanfedistischen Musketen. Eine Salve trachte und er stürzte von drei Kugeln durchbohrt am Fuß des Baumes zur Erde herab.



Dies tröstete die Lazzaroni ein wenig über ihr Mißgeschick. Sie waren doch nicht ganz umsonst gekommen. Allerdings ist ein Vogel kein Mensch, aber nichts hat mit gewissen Menschen mehr Aehnlichkeit, als ein Vogel, welcher spricht.



Nachdem man diese Hinrichtung vollzogen, dachte man wieder an den heiligen Januarius, welchen Donato immer noch am Stricke schleppte.



Da man blos zwei Schritte vom Meere entfernt war, so stieg man in ein Boot, ruderte auf die Höhe hinaus, und nachdem man die Büste des heiligen Januarius mehrmals in das Wasser getaucht, ließ Donato mitten unter Geheul und Geschrei den Strick los und der heilige Januarius, welcher wahrscheinlich diesen Augenblick nicht für geeignet hielt, ein Wunder zu thun, verschwand, anstatt wieder auf die Oberfläche des Meeres heraufzukommen, in den Tiefen des Abgrundes.




Neuntes Capitel.

Der Bote

Von der Höhe der Thurme des Castello Nuovo hatten Luisa und Salvato, erstere auf den Arm des letzteren gestützt, sehen können, was in dem Palmbaumhause und in dem Hause der Herzogin Fusco vorging.



Luisa wußte nicht woher diese Invasion kam und zu welchem Zwecke sie unternommen ward.



Man erinnert sich, daß die Herzogin sich weigerte, Luisa in das Castello Nuovo zu folgen und daß sie sagte, sie wolle lieber in ihrem Hause bleiben, und besäße für den Fall, daß sie von einer ernsten Gefahr bedroht wurde, die Mittel zur Flucht.



An der Bewegung, die in der Mergellina vor sich ging, sah man deutlich, daß die Gefahr wirklich ernst war. Luisa hoffte aber, daß es der Herzogin möglich gewesen sei zu entfliehen.



Sie erschrak nicht wenig, als sie die plötzlich krachendes Salve hörte und war weit entfernt zu ahnen, daß dieselbe einem Papagei galt.



In diesem Augenblick berührte ein als Bauer aus den Abruzzen gekleideter Mann Salvatos Schulter.



Dieser drehte sich um und stieß einen Freudenruf aus.



Er erkannte den patriotischen Boten wieder, den er zu seinem Vater geschickt.



»Hast Du ihn gesehen?« fragte Salvato lebhaft.



»Ja, Excellenz,« antwortete der Bote.



»Was hast Du ihm gesagt?«



»Nichts. Ich habe ihm Ihren Brief zugestellt.«



»Und was sagte er zu Dir?«



»Nichts. Er gab mir diese drei Kügelchen, die er von seinem Rosenkranze gezogen.«



»Gut, gut; was kann ich für Dich thun?«



»Mir so viel Gelegenheit als möglich geben, der Republik zu dienen, und wenn alle Hoffnung aufgegeben werden muß, mein Leben für Sie zu lassen.«



»Dein Name?«



»Mein Name ist ein obscurer, der Ihnen keinerlei Aufschluß geben würde. Ich bin nicht einmal Neapolitaner, obschon ich zehn Jahre die Abruzzen bewohnt habe. Ich bin Bürger jener noch unbekannten Stadt, welche dereinst die Hauptstadt des Menschengeschlechtes sein wird.«



Salvato betrachtete ihn mit Erstaunen.



»Bleibe wenigstens bei uns,« sagte er zu ihm.



»Dies ist nicht blos mein Wunsch, sondern auch meine Pflicht,« antwortete der Bote.



Salvato reichte ihm die Hand. Er sah ein, daß man einem solchen Manne keinen andern Lohn bieten könne.



Der Bote trat in das Fort, Salvato kehrte zu Luisa zurück.



»Dein Gesicht verkündet mir eine gute Nachricht mein Salvato,« sagte Luisa.



»Ja, dieser Mann hat mir in der That eine gute Nachricht gebracht.«



»Dieser Mann?«



»Sieh diese Rosenkranzperlen.«



»Nun, und?«



»Diese zeigen uns an, daß von diesem Augenblick an ein treu ergebenes Herz und ein beharrlicher Wille über uns wachen und daß, in welcher Gefahr wir uns auch befinden mögen, wir nicht verzweifeln dürfen.«



»Und von wem kommt dieser Talisman, welcher die Macht besitzt, Dir ein solches Vertrauen einzuflößen?«



»Von einem Manne, der mir eine Liebe gelobt hat, welcher der, die ich für Dich empfinde, gleichkommt – von meinem Vater.«



Und Salvato, der, wie man sich vielleicht erinnert, schon Gelegenheit gehabt hatte, Luisa von seiner Mutter zu erzählen, erzählte ihr nun zum ersten Male die furchtbare Geschichte seiner Geburt, sowie er sie am Abend seines Erscheinens in dem Palast der Königin Johanna den sechs Verschwörern erzählt.



Salvato war mit seiner Erzählung beinahe zu Ende, als seine Aufmerksamkeit durch die Bewegung der englischen Fregatte, des »Seahorse« angezogen ward, die, wie wir schon gesagt, der Capitän Ball commandirte.



Diese Fregatte, welche anfangs dem Kriegshafen gegenüber vor Anker lag, hatte, vor dem Castello Nuovo und dem Castello d’Uovo vorbeipassirend, einen weiten Kreis beschrieben, welcher bis an die Mergellina, das heißt bis an die Stelle stieß, wo die über den Vomero herabgekommenen Lazzaroni in dem Palmbaumhause und in dem der Herzogin Fusco das Rachewerk vollführten, welchem wir beigewohnt haben.



Mit Hilfe eines Fernrohrs gewahrte er, daß die Engländer vier Stück Geschütze von schwerem Caliber ans Land schafften und auf der unter dem Namen der »Tuilerien« bekannten Stelle aufpflanzten.



Zwei Stunden später hörte man den Donner einer lebhaften Kanonade am äußersten Ende der Chiaja und mehre Kugeln schlugen in die Mauern des Castello d’Uovo.



Der Cardinal hatte, als er erfahren, daß die Lazzaroni über den Vomero nach Mergellina heruntergekommen waren, ihnen auf demselben Wege eine Verstärkung von Russen und Albanesen geschickt, während der Capitän Ball ihnen Kanonen brachte, die man nicht durch die Infrascata hinauf und dann wieder über den Vomero herunterzuschaffen brauchte.



Dies waren die Kanonen, welche soeben aufgepflanzt worden und deren Kugeln das Castello d’Uovo's trafen.



In Folge dieser von den Sanfedisten eroberten neuen Position waren die Patrioten nun von allen Seiten eingeschlossen, und es war leicht zu begreifen, daß die Batterie die man errichtet, bei ihrer gedeckten Lage dem Castello d’Uovo großen Schaden zufügen würde.



Bei der fünften oder sechsten Salve sah Salvato, ein Boot von der Flanke des Kolosses abstoßen, welcher mittelst eines Fadens an dem Land befestigt zu sein schien.



Auf diesem Boot befand sich ein Patriot, welcher, als er Salvato auf einem der Thürme des Castello Nuovo erblickte, und an seiner Uniform einen höhern Officier in ihm – erkannte, ihm einen Brief zeigte.



Salvato befahl, daß man das Ausfallspförtchen öffne.



Zehn Minuten später war der Bote bei ihm und der Brief in seiner Hand.



Er las ihn, und da dieser Brief ein allgemeines Interesse zu haben schien, so führte er Luisa in ihr Zimmer zurück, ging in den Hof hinab, ließ den Commandanten Massa und die in dem Castell befindlichen Officiere rufen und las ihnen den folgenden Brief vor:

 



»Mein lieber Salvato! «



»Ich habe bemerkt, daß Sie mit demselben Interesse wie ich, aber ohne sich eines eben so guten Platzes zu erfreuen, die Auftritte verfolgen, welche soeben in der Mergellina stattgefunden haben.



»Ich weiß nicht, ob Pizzo Falkone, welches Ihnen, wenn auch nur ganz wenig, die Chiaja maskiert, Sie abhält, eben so deutlich wie ich zu sehen, was in den Tuilerien vorgeht. Auf alle Fälle werde ich es Ihnen sagen.



»Die Engländer haben dort soeben vier Geschütze ausgeschifft, welche von einem Detachement russischer Artilleristen unter Deckung eines Bataillons Albanesen aufgepflanzt worden sind. Sie hören bereits das Gezwitscher derselben.



»Wenn sie so nur vierundzwanzig Stunden lang pfeifen, so wird dann blos ein zweiter Josua mit einem halben Dutzend Posaunenbläsern zu kommen brauchen, um die Mauern des Castello d' Uovo zum Einsturz zu bringen.



»Diese Alternative, welche mir ziemlich gleichgültig ist, wird nicht mit derselben Philosophie von den Frauen und Kindern betrachtet, welche sich in das Castello d’Uovo geflüchtet, und bei jeder Kugel, welche die Mauern desselben erschüttert, in Wehklagen und Aechzen ausbrechen.



»Dies ist die Darlegung der ziemlich beunruhigenden Situation, in welcher wir uns befinden.



»Die Lazzaroni sagen, wenn der liebe Gott sich langweile, so öffne er die Fenster des Himmels und betrachte Neapel.



»Nun weiß ich nicht, warum ich glaube, daß der liebe Gott gerade jetzt sich langweile und daß er, um sich heute Abend eine Zerstreuung zu machen, eines seiner Fenster öffnen wird, um uns zuzusehen.



»Versuchen wir daher zu seiner Zerstreuung beizutragen, indem wir ihm das Schauspiel geben, welches, wenn er so ist, wie ich mir ihn denke, seinen Augen die angenehmste sein muß, nämlich das einer Schaar ehrlicher Leute, welche sich über eine Bande Gesindel hermachen.



»Was meinen Sie dazu? Ich habe zweihundert von meinen Husaren bei mir, welche sich über Steifheit in den Beinen beklagen, und da sie ihre Carabiner, so wie jeder noch ein Dutzend Patronen haben, nichts sehnlicher wünschen, als davon Gebrauch zu machen.



»Wollen Sie meinen Vorschlag Manthonnet und den Patrioten in San Martino kundgeben? Wenn er denselben zusagt, so würde mir eine von ihnen steigengelassene Rakete sagen, daß wir uns um Mitternacht vereinigen würden, um auf dem Platze der Vittoria die Messe zu singen.



»Sorgen wir dafür, daß diese Messe eines Cardinals würdig sei.



»Ihr aufrichtig ergebener Freund



Nicolino.«

Die letzte Zeile dieses Briefes wurde mit lautem Beifall aufgenommen.



Der Gouverneur des Castello Nuovo wollte das Commando des Detachements übernehmen, welches von dem genannten Fort zu dieser nächtlichen Expedition gestellt werden sollte.



Salvato machte ihm jedoch bemerklich, wie seine Pflicht und das Interesse Aller verlange, daß er in dem Castell bleibe, dessen Gouvernement ihm anvertraut worden, um den Verwundeten und den Patrioten, wenn sie zurückgeschlagen würden, die Thore offen zu halten.



Massa fügte sich den Vorstellungen Salvatos, auf den nun ohne Widerspruch das Commando überging.



»Jetzt,« sagte der junge Brigadier, »bedürfen wir vor allen Dingen eines entschlossenen Mannes, der eine Abschrift von diesem Briefe an Manthonnet überbringt.«



»Hier bin ich,« sagte eine Stimme.



Und sich durchs die Menge drängend, näherte sich jener genuesische Patriot, der ihm bei seinem Vater als Bote gedient hatte.



»Unmöglich!« sagte Salvato.



»Und warum unmöglich?«



»Ihr seid vor kaum zwei Stunden angelangt und müßt noch ganz ermüdet sein.«



»Von diesen zwei Stunden habe ich eine geschlafen, und bin nun vollständig ausgeruht.«



Salvato, der den Muth und die Intelligenz seines Boten kannte, bestand nicht weiter auf seiner Weigerung. Er machte eine doppelte Abschrift von Nicolinos Brief und gab sie ihm mit dem Auftrage, sie nur Manthonnet selbst einzuhändigen.



Der Bote nahm den Brief und machte sich auf den Weg.



Durch den Vico della Strada Nuova, die Strada de Monte di Dio, die Strada Ponte di Chiaja und endlich das Gäßchen del Petrigo erreichte der Bote das Kloster San Martino.



Er fand die Patrioten in großer Unruhe. Die Kanonade, welche sie von dem Strande der Chiaja hörten, beschäftigte sie auf unangenehme Weise.



Als sie daher erfuhren, daß es sich darum handelte, die Geschütze zu nehmen, von welchen diese Kanonade ausging, waren sie Alle, und Manthonnet von Allen zuerst, damit einverstanden, daß ein Trupp von zweihundert Mann sich den zweihundert Calabresen Salvato’s und den hundert Husarens Nicolino’s anschließen sollte.



Eben war man mit dem Lesen des Briefes fertig, als man in den Giardini ein Musketenfeuer hörte.



Manthonnet befahl sofort einen Ausfall, um denen, welche man angriffe, Hilfe zu bringen.



Ehe diese Mannschaften aber noch die Salita San Nicola de Tolentino erreichten, kamen Flüchtlinge nach dem Hauptquartiere herauf, und meldeten, daß der kleine Posten an den Giardini, von einem unerwartet anrückenden Bataillon Albanesen angegriffen, nicht genugsamen Widerstand habe leisten können und durch die Uebermacht genommen worden sei. Die Albanesen hatten keinen Pardon gegeben und nur rasche Flucht hatte diejenigen retten können, welche diese Kunde überbrachten.



Man kehrte wieder nach San Martino zurück.



Dieses Ereigniß war ein verderbliches, besonders in Bezug aus den Plan, den man soeben für die nächstfolgende Nacht verabredet.



Die Verbindungen zwischen San Martino und dem Castell d’Uovo waren nun abgeschnitten.



Wenn man versuchte sich durchzuschlagen, was möglich war, so schlug man sich durch, aber nur indem man zugleich durch das Getöse diejenigen weckte, die man überrumpeln wollte.



Manthonnet war der Meinung, daß man, koste es was es wolle, die Giardini wieder erobere.



Der genuesische Patriot aber, welcher Salvato’s Brief überbrachte und sich als einen Mann von seltener Intelligenz und echtem Muthe documentirt, erklärte, er mache sich anheischig, diesen Abend zwischen zehn und elf Uhr die ganze Toledostraße von ihren Lazzaroni zu befreien und somit den Republikanern die Passage zu öffnen.



Manthonnet verlangte von ihm die Mittheilung seines Projectes; der Genuese erklärte sich dazu bereit, wollte es ihm aber nur allein sagen.



Nachdem diese Mittheilung geschehen war, schien Manthonnet das Vertrauen, welches der Bote zu sich selbst hatte, zu theilen.



Man erwartete demgemäß die Nacht.



Beim letzten Glockenschlage des Ave Maria stieg von San Martino eine Rakete in die Lüfte und mahnte Nicolino und Salvato, sich für Mitternacht bereit zu halten.



Um zehn Uhr Abends verlangte der Bote, auf welchen alle Welt die Augen geheftet hielt, weil von dem Gelingen seiner List der Erfolg der nächtlichen Expedition abhing, welche, wie Nicolino meinte, Gott zerstreuen und erfreuen sollte – um zehn Uhr, sagen wir, verlangte der Bote Feder und Papier und schrieb einen Brief.



Dann, nachdem er den Brief geschrieben, zog er seinen Rock aus, eine zerrissene schmutzige Jacke an, vertauschte seine dreifarbige Cocarde gegen eine rothe, steckte den Brief, welchen er geschrieben, zwischen den Ladstock und den Lauf seiner Muskete, gewann, indem er einen großen Umweg machte, die Strada Foria, erschien, als ob er von der Magdalenenbrücke herkäme, in der Magdalenenstraße, öffnete sich mit ungeheurer Anstrengung einen Weg durch die Menschenmenge und gelangte endlich in dem Hauptquartier der beiden Anführer an.



Diese beiden Anführer waren, wie man sich erinnert, Fra Diavolo und Mammone.



Beide wohnten in dem Erdgeschoß des Palastes Stigliana.



Mammone saß eben bei Tische und hatte seiner Gewohnheit gemäß neben sich einen von dem Kopfe eines Todten, vielleicht sogar von dem Kopfe eines Sterbenden frisch abgesägten Hirnschädel stehen, an welchem noch Ueberreste von Gehirn klebten.



Er war allein bei Tische, denn es hatte Niemand Lust, diese Tigermahlzeiten zu theilen.



Fra Diavolo soupierte ebenfalls in einem benachbarten Zimmer.



Neben ihm saß in Männerkleidern jene schöne Francesca, deren Bräutigam getödtet und welche acht Tage später ihm in das Gebirge nachgeflüchtet war.



Der Bote ward zu Fra Diavolo geführt.



Er präsentierte vor diesem das Gewehr und ersuchte ihn, die Depesche entgegenzunehmen, deren Ueberbringer er war.



Diese Depesche war in der That an Fra Diavolo gerichtet und kam, wenigstens angeblich, von dem Cardinal Ruffo.



Der berüchtigte Bandenführer erhielt dadurch Befehl, sofort mit allen Mannschaften, über die er verfügen könnte, nach der Magdalenenbrücke zurückzukehren. Es handelte sich, schrieb der Cardinal, um eine nächtliche Expedition, die nur einem so entschlossenen Mann wie Fra Diavolo anvertraut waren könnte.



Was Mammone betraf, so sollte er, da er mehr als die Hälfte seiner Truppen verloren, sich für diese Nacht zurückziehen, um den nächstfolgenden Tag seinen Posten hinter dem bourbonischen Museum wieder einzunehmen und sich dort zu befestigen.



Der Befehl war von dem Cardinal Ruffo unterzeichnet und eine Nachschrift des Inhalts beigefügt, daß ihm unverzüglich Gehorsam zu leisten sei.



Fra Diavolo erhob sich, um sich mit Mammone zu berathen.



Der Bote folgte ihm.



Wir