Kostenlos

Drei starke Geister

Text
0
Kritiken
iOSAndroidWindows Phone
Wohin soll der Link zur App geschickt werden?
Schließen Sie dieses Fenster erst, wenn Sie den Code auf Ihrem Mobilgerät eingegeben haben
Erneut versuchenLink gesendet

Auf Wunsch des Urheberrechtsinhabers steht dieses Buch nicht als Datei zum Download zur Verfügung.

Sie können es jedoch in unseren mobilen Anwendungen (auch ohne Verbindung zum Internet) und online auf der LitRes-Website lesen.

Als gelesen kennzeichnen
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa

In dem Augenblicke, als der Präsident das Verhör des Angeklagten beginnen wollte erhob sich der Staatsanwalt und sprach Folgendes:

»Meine Herren!

»Vor acht Jahren war das Tribunal der Stadt Nimes versammelt wie gegenwärtig das hiesige. Auf der Anklagebank saß ein junger Mann, den man beschudigte, seinen Oheim und dessen Haushälterin ermordet zu haben.

»Dieser junge Mann war unschuldig, aber die Beweise gegen ihn waren überführend.

»Er wurde zum Tode verurtheilt und hingerichtet.

»Der wahre Thäter wohnte den Verhandlungen bei und sah die Hinrichtung mit an.

»Dies nichtswürdige Bösewicht dieser Die, dieser zweifache Mörder ist es, den Robert vor drei Wochen in dem Augenblicke umgebracht hat, als er mit dem Plane umging, ein junges Mädchen zu entehren und einen frommen Mann zu ermorden

»Ich, der Staatsanwalt und öffentliche Anklage, stehe von der Anklage ab und trage auf die Freisprechung des Angeklagten Robert an.«

Diese Worte des Staatsanwalts wurden mit einstimmigem Beifall und Freudenrufen aufgenommen.

Alle Anwesenden theilten seine Ansicht,. denn Jedermann hatte in den Zeitungen die Geschichte der Verbrechen Valery’s gelesen.

Blanka weinte Thränen der Dankbarkeit und hätte die Hand des Staatsanwaltes küssen mögen, der so ganz nach dem Wunsche ihres Herzens gesprochen hatte.

Von unschlüssigem Bedenken konnte nicht mehr die Rede sein.

Die Geschworenen standen auf und zogen sich in ihr Beratungszimmer zurück.

Nach fünf Minuten traten sie wieder ein und ihr einstimmiger Ausspruch lautete auf völlige Freisprechung.

Robert sprang von seinem Sitze auf, eilte auf den Staatsanwalt zu und umarmte ihn weinend.

Blanka und Felician weinten ebenfalls und hielten ihre Hände in einander verschlungen.

Unter den Glückwünschen« Händedrücken und Freudenbezeigungen aller seiner Freunde trat Robert zu ihnen und bedeckte die Hand des Bruders der Schwester und der Mutter mit heißen Küssen.

Um ihre Gefühle nicht den Augen aller Zuschauer Preis zu geben, gingen sie hinauf in den Zeugensaal der seht leer war, und verschlossen die Thür hinter sich

Hier sagte Blanka mit schwacher Stimme zu Robert:

»Was wollen Sie nun thun, lieber Freund?«

»Ich will diese Gegend verlassen, Blanka.«

»Vor einem Monate, als mein Bruder noch von nichts wußte,« fuhr sie fort, »bot er Ihnen meine Hand an und Sie nahmen sie an, obgleich Ihnen schon Alles bekannt war.«

»Ja. Aber was wollen Sie damit sagen, Blanka?« rief der junge Mann« erschreckend über eine freudige Ahnung, wie ein Anderer über einen Schmerz erschrocken sein würde.

»Jetzt da mein Bruder Alles erfahren hat, wird er Ihnen meine Hand nicht mehr anbieten; aber wenn ich nun selbst sie Ihnen antrüge, würden Sie sie noch annehmen?«

»Sie können noch fragen, Blanka?«

»Nun wohl, Robert, nehmen Sie sie, ich bin die Ihrige.«

»Sie opfern sich für mich auf, Blanka! O, wie edel und gut sind Sie!«

»Ich opfere mich nicht auf, lieber Freunds ich liebte Sie schon, als ich Ihre Hand ablehnte, und ich liebe Sie noch.«

»Dann werden Sie uns wohl bald verbinden, mein Bruder, nicht Wahr?«

»Höre mich an, Robert,« sagte Felician, indem er die Hand des jungen Mannes ergriff; »Du bist freigesprochen worden und dies war nicht mehr als gerecht. Die Menschen haben gethan, was sie thun mußten; aber Du hast auch gegen Gott eine Pflicht zu erfüllen. Was ich Dir jetzt sage, konnte und wollte ich Dir nicht früher mittheilen, weil Du frei sein mußtest, um das zu thun, was ich von Dir verlangen will. Du hast einen Menschen umgebracht, Robert. So rein auch die Beweggründe dieser That sein mögen, so bleibt sie immer ein Verbrechen, denn in den Augen der Religion ist es ein Verbrechen, das Werk Gottes zu zerstören. Jedes Verbrechen aber bedarf der Sühne. Du mußt uns wieder verlassen, wie Du Dir vorgenommen hattest, und nach einem Jahre kehrst Du zu uns zurück; dann soll Blanka Deine Gattin werden. Während dieses Jahres wirst Du die Kraft, deren Du Dich zu einem Werke der Zerstörung bedient hast, bei jeder sich darbietenden Gelegenheit zum Nutzen Deiner Nebenmenschen anwenden und sie auf diese Weise heiligen.«

»Ihr Verlangen ist recht und billig, mein Bruder.« antwortete Robert. »Noch diesen Abend will ich abreisen; aber in Einem Jahre, an dem nämlichen Tage und zu der nämlichen Stunde kehre ich zurück, Gott müßte mich denn während dieser Zeit von der Erde abrufen.«

»Felician hat Recht, sagte Blanka erröthend; »ein Jahr ist nicht zu viel damit Sie Vergessen, was ich nie vergessen werde.«

Am Abend trat Robert seine Reise an und schlug den ersten besten Weg ein, da es ihm ganz gleichgültig war, wohin er ging. Zuvor aber begab er sich noch einmal in seine Wohnung. die er seit langer Zeit nicht betreten hatte, und hier fand er den Brief, den Blanka aus Niort an ihn geschrieben hatte und in welchem sie ihm die Ursache ihres unvermeidlichen Falles auseinandersetzte. Robert konnte diesen Brief zu keiner gelegeneren Zeit erhalten.

Nach Verlauf eines Jahres, genau an dem nämlichen Tage, kehrte Robert auf demselben Wege nach Moncontour zurück, auf dem wir Felician nach seiner langen Reise von Nantes aus der Heimath haben zuschreiten sehen.«

Vier Personen. erwarteten ihn am Gartenthore: Madame Pascal, Felician, Blanka und Susanne.

Diesmal verbarg sich kein Schmerz hinter der Freude des Wiedersehens. Blanka und Susanne flogen in die Arme des jungen Mannes, und Letztere fragte ihn:

»Wirst Du nun endlich bei uns bleiben, Robert?«

»Ja, mein Kind, Dein Bruder verläßt uns nicht wieder,« antwortete ihr Felician.

»Ich danke Ihnen nochmals für den Rath, den Sie mir gegeben haben, mein Bruder,« sagte Robert, indem er Felician herzlich umarmte, während des verflossenen Jahres habe ich drei Personen gerettet, welche unfehlbar um’s Leben gekommen wären, wenn sie meines Beistandes hätten entbehren müssen.

Nach Verlauf von vierzehn Tagen ertheilte Felician seiner Schwester und Robert den priesterlichen Segen und predigte an diesem Tage über die Worte Jesu Christi, die er zu der Ehebrecherin sprach:

»Welcher unter Euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie.«

– E n d e -