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Der Graf von Bragelonne

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V.
Der Arzt

Herr Valot trat ein.

Die Scenirung war dieselbe: der König saß, Saint-Aignan stützte sich auf sein Fauteuil, d’Artagnan war an die Wand angelehnt, Manicamp stand.

»Nun, Herr Valot, habt Ihr mir gehorcht?« fragte der König.

»Mit allem Eifer, Sire.«

»Ihr habt Euch zu Eurem Collegen in Fontainebleau begeben?«

»Ja, Sire.«

»Und Ihr fandet dort Herrn von Guiche?«

»Ja, Sire.«

»In welchem Zustand? sagt es frei heraus.«

»In einem sehr kläglichen Zustand, Sire.«

»Der Keiler hat ihn aber nicht verschlungen?«

»Wen verschlungen?«

»Herrn von Guiche.«

»Welcher Keiler?«

»Der Keiler, der ihn verwundet,«

»Herr von Guiche ist von einem Keiler verwundet worden?«

»Man sagt es wenigstens.«

»Eher von einem Wildschützen . . . «

»Wie, von einem Wildschützen?«

»Ein eifersüchtiger Ehemann, ein mißhandelter Liebhaber wird, um sich zu rächen, auf ihn geschossen haben.«

»Was sprecht Ihr denn da, Herr Valot! die Wunden vom Herrn von Guiche rühren nicht vom Gewerfe eines Wildschweines her?«

»Die Wunden von Herrn von Guiche rühren von einer Pistolenkugel her, die ihm den Ringfinger und den kleinen Finger der rechten Hand zerschmettert hat, wonach sie in die Intercostalmuskeln der Brust gegangen ist.«

»Eine Kugel! Ihr wißt gewiß, daß Herr von Guiche durch eine Kugel verwundet worden ist?«

»Bei meiner Treue, so gewiß als ich da bin,« erwiederte Valot,

Und er reichte dem König eine halb abgeplattete Kugel.

Der König schaute sie an, ohne sie zu berühren.

»Er hatte das in der Brust, der arme Junge?’ fragte er.

»Nicht ganz. Die Kugel drang nicht ein, sie plattete sich ab, wie Ihr seht, entweder am Bügel der Pistole, oder auf der rechten Seite des Brustbeins.«

»Guter Gott!« sprach der König mit ernstem Ton, «Ihr sagtet mir nichts von dem Allem, Herr von Manicamp.«

»Sire…«

»Was soll diese ganze Erfindung von Wildschwein, nächtlicher Jagd, Anstand bedeuten? Sprecht, sprecht.«

»Oh! Sire . . . «

»Mir scheint, Ihr habt Recht,« sagte der König sich gegen seinen Kapitän der Musketiere umwendend, »es hat ein Zweikampf stattgefunden.«

Der König besaß mehr als jeder Andere die den Großen gegebene Fähigkeit, die Untergeordneten bloszustellen und zu trennen.

Manicamp warf dem Musketier einen Blick voll von Vorwürfen zu.

D’Artagnan begriff diesen Blick und wollte nicht unter der Last der Anschuldigung verharren. Er machte einen Schritt und sprach: »Sire, Eure Majestät hat mir befohlen, den Kreuzweg des Bois-Rochin zu untersuchen und ihr nach meinem Dafürhalten zusagen, was dort vorgefallen. Ich habe ihr meine Beobachtungen mitgetheilt, doch ohne Jemand anzuzeigen. Seine Majestät hat selbst zuerst den Herrn Grafen von Guiche genannt.«

»Gut! gut! mein Herr,« sagte der König hochmüthig; »Ihr habt Eure Pflicht gethan, und ich bin mit Euch zufrieden, das muß Euch genügen. Aber Ihr, Herr von Manicamp, Ihr habt die Eurige nicht gethan, denn Ihr habt mich belogen.«

»Belogen, Sire! Das Wort ist hart.«

»Findet ein anderes.«

»Sire, ich werde nicht suchen. Ich habe schon das Unglück gehabt, Seiner Majestät zu mißfallen, und ich halte es für das Beste, in Demuth die Vorwürfe hinzunehmen, die sie mir zu machen für geeignet erachten wird.«

»Ihr habt Recht, mein Herr, man mißfällt mir immer, wenn man mir die Wahrheit verbirgt.«

»Man ist zuweilen unwissend, Sire.«

»Lüget nicht mehr, oder ich verdopple die Strafe.«

Manicamp erbleichte und verbeugte sich.

D’Artagnan machte noch einen Schritt vorwärts, entschlossen, ins Mittel zu treten, wenn der immer mehr zunehmende Zorn des Königs gewisse Grenzen erreichen würde.

»Mein Herr,« fuhr der König fort, »Ihr seht, daß es vergeblich ist, die Sache länger zu leugnen. Herr von Guiche hat sich geschlagen.«

»Ich sage nicht nein, Sire, und Eure Majestät wäre großmüthig gewesen, wenn sie einen Edelmann nicht zur Lüge gezwungen hätte.«

»Gezwungen! Wer zwang Euch?«

»Sire, Herr von Guiche ist mein Freund. Eure Majestät hat die Duelle bei Todesstrafe verboten. Eine Lüge rettet meinen Freund. Ich lüge.«

»Gut,« murmelte d’Artagnan, »Mordioux! das ist ein hübscher Junge!«

»Mein Herr,« versetzte der König, »statt zu lügen, hättet Ihr ihn sich zu schlagen abhalten sollen.«

»Oh! Sire, Eure Majestät, der vollendetste Edelmann Frankreichs weiß wohl, daß wir Leute vom Schwert Herrn von Bouteville nie für entehrt gehalten haben, weil er auf der Grève gestorben ist. Seinen Feind vermeiden ist es, was entehrt, und nicht den Henker treffen.«

»Wohl!« sprach Ludwig XIV., »ich will Euch ein Mittel öffnen, Alles wieder gut zu machen.«

»Wenn es zu denjenigen gehört, welche sich für einen Edelmann geziemen, so werde ich es mit Eifer ergreifen, Sire.«

»Nennt mir den Namen des Gegners von Herr von Guiche.«

»Ho! hol« murmelte d’Artagnan, »wollen wir Ludwig XIII. fortsetzen?«

»Sire!« rief Manicamp in einem Ton des Vorwurfs.

»Ihr wollt ihn nicht nennen, wie es scheint?« sagte der König.

»Sire, ich kenne ihn nicht.«

»Bravo!« murmelte d’Artagnan.

»Herr von Manicamp, übergebt Euren Degen dem Kapitän.«

Manicamp verbeugte sich anmuthig, machte lächelnd seinen Degen los und reichte ihn dem Musketier.

Doch Saint-Aignan trat rasch zwischen d’Artagnan und Manicamp und sprach:

»Sire, mit der Erlaubniß Eurer Majestät.«

»Thut es,« sagte der König, vielleicht erfreut, daß sich Jemand zwischen ihn und den Zorn stellte, von dem er sich hatte hinreißen lassen.

»Manicamp, Ihr seid ein Braver, und der König wird Euer Benehmen zu schätzen wissen; aber seinen Freunden zu gut dienen wollen, heißt ihnen schaden. Manicamp, Ihr wißt den Namen, den Seine Majestät von Euch verlangt.«

»Es ist wahr, ich weiß ihn.«

»Dann werdet Ihr ihn sagen?«

»Wenn ich ihn hätte sagen sollen, so wäre es schon geschehen.«

»So werde ich ihn sagen, ich, der ich nicht bei dieser Biederkeit interessirt bin.«

»Ihr, Ihr seid frei. Doch mir scheint . . . «

»Oh! genug des Edelmuths; ich lasse Euch nicht so in die Bastille gehen. Sprecht, oder ich werde sprechen.«

Manicamp war ein Mann von Geist, und begriff, daß er genug gethan hatte, um eine gute Meinung von sich zu geben; es handelte sich nur noch darum, auszuharren und sich zugleich die Gnade des Königs wieder zu erlangen.

»Sprecht, mein Herr,« sagte er zu Saint-Aignan.

»Ich habe für meine Rechnung Alles gethan, was mir mein Gewissen zu thun vorschrieb, und mein Gewissen mußte sehr laut gebieten, da es die Befehle Seiner Majestät überwogen hat,« fügte er sich gegen den König wendend bei; »doch ich hoffe, Seine Majestät wird mir verzeihen, wenn sie erfährt, daß ich die Ehre einer Dame zu wahren hatte.«

»Einer Dame?« fragte der König unruhig.

»Ja, Sire.«

»Eine Dame war die Ursache dieses Zweikampfs?«

Manicamp verbeugte sich.

Der König stand auf, näherte sich Manicamp und sprach:

»Ist die Person von Bedeutung, so werde ich mich nicht beklagen, daß Ihr zurückhaltend gewesen seid, im Gegentheil.«

»Sire, Alles, was das Haus des Königs oder das seines Bruders berührt, ist in meinen Augen von Bedeutung.«

»Das Haus meines Bruders?« wiederholte der König mit einem gewissen Zögern. »Die Ursache dieses Zweikampfes ist eine Dame vom Hause meines Bruders?«

»Ja, von Madame.«

»Ah! von Madame.«

»Ja, Sire.«

»Diese Dame also?«

»Ist eines von den Ehrenfräulein vom Hause Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Herzogin von Orleans.«

»Für das sich Herr von Guiche geschlagen hat, sagt Ihr?«

»Ja, und diesmal lüge ich nicht.«

Ludwig machte eine Bewegung voll Unruhe und sprach, indem er sich zu den Zuschauern dieser Scene umwandte:

»Meine Herren, wollt Euch einen Augenblick entfernen, ich muß nothwendig mit Herrn von Manicamp allein bleiben. Ich weiß, daß er mir kostbare Dinge zu seiner Rechtfertigung zu sagen hat und daß er dies nicht vor Zeugen thun will. Hängt Euren Degen wieder an, Herr von Manicamp.«

Manicamp hing seinen Degen wieder ans Wehrgehenk.

»Der Bursche ist offenbar voll Geistesgegenwart,« murmelte der Musketier, indem er Saint-Aignan beim Arm nahm und sich mit ihm entfernte.

»Er wird sich herausziehen,« flüsterte der letztere d’Artagnan in’s Ohr.

»Und zwar mit Ehren, Graf.«

Manicamp richtete an Saint-Aignan und an den Kapitän einen Blick des Dankes, der vom König unbemerkt vorüberging.

»Ah! ah!« sagte d’Artagnan, währender über die Thürschwelle schritt, »ich hatte eine schlechte Meinung von der neuen Generation. Nun, ich täuschte mich, und diese jungen Leute haben etwas Gutes.«

Valot ging dem Günstling und dem Kapitän voran.

Der König und Manicamp blieben allein im Cabinet.

VI.
Worin d’Artagnan erkennt, daß er sich getauscht, und daß Manicamp es war, der Recht hatte

Der König versicherte sich durch sich selbst, indem er bis zur Thüre ging, daß Niemand horchte, kam dann zurück, stellte sich hastig vor Manicamp und sprach:

»Nun, da wir allein sind, erklärt Euch, mein Herr.«

»Mit der größten Offenherzigkeit,« erwiederte der junge Mann.

»Und vor Allem wißt, daß mir nichts so sehr am Herzen liegt, als die Ehre der Damen.«

»Gerade deshalb schonte ich Euer Zartgefühl, Sire.«

»Ja, ich begreife nun Alles. Ihr sagt also, es handle sich um ein Ehrenfräulein meiner Schwägerin, und die fragliche Person, der Gegner von Guiche, der Mann, den Ihr nicht nennen wollt . . . «

»Den Euch aber Herr von Saint-Aignan nennen wird, Sire.«

»Ihr sagt, dieser Mann habe Jemand vom Hause von Madame beleidigt?«

 

»Fräulein de la Vallière, ja, Sire.«

»Ah!« machte der König, als ob er dieses erwartet hätte und als hätte ihm dennoch dieser Schlag das Herz zermalmt; »ah! Fräulein de la Vallière hat man beleidigt?«

»Ich sage nicht gerade, man habe sie beleidigt.«

»Was denn?«

»Ich sage, man habe in unziemlichen Ausdrucken von ihr gesprochen.«

»In unziemlichen Ausdrücken von Fräulein de la Vallière, und Ihr weigert Euch, mir zu sagen, wer der Freche war?«

»Sire, Ich glaubte, es sei dies eine abgethane Sache, und Eure Majestät habe darauf verzichtet, aus mir einen Denuncianten zu machen.«

»Es ist richtig, Ihr habt Recht,« sagte der König sich mäßigend; »ich werde immerhin noch frühe genug den Namen desjenigen erfahren, welchen ich bestrafen muß.«

Manicamp sah wohl, daß die Frage umgekehrt war. Der König aber gewahrte, daß er sich ein wenig weit hatte fortziehen lassen.

Er verbesserte sich auch und fuhr fort:

»Und ich werde nicht allein strafen, weil es Fräulein de la Vallière betrifft, obgleich ich sie besonders schätze, sondern weil der Gegenstand des Streites eine Frau ist. Ich verlange, daß man an meinem Hofe die Frauen ehre und nicht sich streite.«

Manicamp verbeugte sich.

»Sprecht nun, Herr vom Manicamp, was sagte man von Fräulein de la Vallière?«

»Erräth Eure Majestät nicht?«

»Ich?«

»Eure Majestät weiß wohl, welche Art von Scherzen junge Leute sich erlauben können.«

»Man sagte vermuthlich, sie liebe irgend Einen,« versetzte der König.

»Das ist es gerade, was Guiche behauptete.«

»Und deßhalb hat er sich geschlagen?«

»Ja, Sire, aus dieser einzigen Ursache.«

Der König erröthete.

»Und Ihr wißt nicht mehr?« fragte er.

»Ueber welches Kapitel?«

»Ueber das sehr interessante Kapitel, das Ihr gerade erzählt.«

»Und was soll ich wissen, Sire?«

»Ei! zum Beispiel den Namen des Mannes, den la Vallière liebt, und den zu lieben der Gegner von Guiche das Recht streitig machte.«

»Sire, ich weiß nichts, ich habe nichts gehört, nichts erlauert; aber ich halte Guiche für ein großes Herz, und wenn er sich für den Augenblick zum Stellvertreter des Beschützers von la Vallière aufgeworfen hat, so geschah es, weil dieser Beschützer zu hoch gestellt war, um selbst ihre Vertheidigung zu übernehmen.«

Diese Worte waren mehr als durchsichtig; sie machten auch den König erröthen, doch diesmal vor Freude. Er klopfte Manicamp auf die Schulter und sprach: »Ihr seid nicht nur ein geistreicher Junge, Herr von Manicamp, sondern auch ein wackerer Edelmann, und in Herrn von Guiche finde ich einen Paladin ganz nach meinem Geschmack; Ihr werdet es ihm bezeigen, nicht wahr?«

»Sire, Eure Majestät verzeiht mir also?«

»Ganz und gar.«

»Und ich bin frei?«

Der König lächelte und reichte Manicamp die Hand. Manicamp ergriff diese Hand und küßte sie.

»Und dann erzählt Ihr vortrefflich,« fügte der König bei.

»Ich, Sire?«

»Ihr habt mir eine vortreffliche Erzählung über den Unfall gemacht, der Herrn von Guiche begegnet ist. Ich sehe den Keiler aus dem Gehölz hervorkommen, ich sehe das Pferd stürzen, ich sehe das Thier vom Pferd auf den Reiter zugehen. Ihr erzählt nicht, mein Herr, Ihr malt.«

»Sire, ich glaube, Eure Majestät hat die Gnade, meiner zu spotten.«

»Im Gegentheil,« sprach Ludwig XIV. ernsthaft, »ich spotte so wenig, Herr von Manicamp, daß es mein Wille ist, daß Ihr Jedermann dieses Abenteuer erzählet.«

»Das Abenteuer vom Anstand’s«

»Ja, so, wie Ihr es mir erzählt habt, ohne ein einziges Wort daran zu ändern. Ihr versteht?«

»Vollkommen, Sire.«

»Und Ihr werdet es erzählen?«

»Ohne eine Minute zu verlieren.«

»Wohl denn! ruft nun selbst Herrn d’Artagnan zurück; ich hoffe, daß Ihr nicht mehr bange habt.«

»Oh! Sire, so bald ich der Gnade meines Königs sicher bin, fürchte ich nichts mehr.«

»Rufet also,« sprach der König.

Manicamp öffnete die Thüre.

»Meine Herren,« sagte er, »der König ruft Euch.«

D’Artagnan, Saint-Aignan und Valot kamen wieder herein.

»Meine Herren,« sprach der König, »ich lasse Euch zurückrufen, um Euch zu sagen, daß mich die Erklärung von Herrn von Manicamp vollkommen befriedigt hat.«

D’Artagnan warf Valot einerseits und Saint-Aignan andererseits einen Blick zu, welcher bedeutete:

»Nun, was sagte ich Euch?«

Der König zog Manicamp gegen die Thüre und sagte leise zu ihm:

»Herr von Guiche pflege sich, und er genese besonders rasch, ich will mich beeilen, ihm im Namen aller Damen zu danken, hauptsächlich aber fange er nie wieder an.«

»Und müßte er hundertmal sterben, er wird hundertmal wiederanfangen, wenn es sich um die Ehre Eurer Majestät handelt.«

Dies war unmittelbar. Doch wie gesagt, König Ludwig XIV. liebte den Weihrauch und war, wenn man ihn nur streute, nicht sehr anspruchsvoll in Beziehung auf die Qualität.

»Es ist gut, es ist gut,« sagte er, Manicamp entlassend , »ich werde Guiche selbst besuchen und ihn zur Vernunft bringen.«

Manicamp ging rückwärts schreitend hinaus.

Da wandte sich der König gegen die drei Zuschauer dieser Scene um und sprach:

»Herr d’Artagnan?«

»Sire.«

»Sagt mir doch, wie es kommt, daß Ihr so trübe gesehen, Ihr, der Ihr sonst so gute Augen habt?«

»Ich sehe trübe, Sire?«

»Allerdings.«

»Das muß sicherlich so sein, da es Eure Majestät sagt. Dock worin trübe, wenn es Euch beliebt?«

»In Beziehung auf das Ereigniß in Bois-Rochin.«

»Ah! ah!«

»Gewiß: Ihr habt die Spuren von zwei, Pferden gesehen, Ihr habt die Tritte von zwei Menschen erkannt, Ihr habt die einzelnen Umstände eines Zweikampfes entdeckt. Nichts von dem Allem hat bestanden; reine Täuschung!«

»Ah! ah!« machte d’Artagnan abermals.

»So mit den Fußtritten des Pferdes, so mit den Anzeichen des Kampfes. Ein Kampf von Guiche gegen einen Keiler, nichts Anderes, nur währte der Kampf lange und war furchtbar, wie es scheint.«

»Ah! ah!« fuhr d’Artagnan fort.

»Und wenn ich bedenke, daß ich einem solchen Irrthum einen Augenblick Glauben geschenkt habe! Ihr sprachet aber mit so großer Sicherheit.«

»In der That, ich muß eine Blendung gehabt haben,« sagte d’Artagnan mit einer heiteren Laune, die den König entzückte.

»Ihr gebt es also zu?«

»Bei Gott! Sire, ob ich es zugebe!«

»So, daß Ihr die Sache nun anseht? . . . «

»Ich sehe sie nun ganz anders an, als vor einer halben Stunde.«

»Und Ihr schreibt diese Verschiedenheit in Eurer Ansicht welchem Umstande zu?«

»Einem ganz einfachen: vor einer halben Stunde kam ich vom Bois-Rochin zurück, wo ich, um mir zu leuchten, nur eine abscheuliche Stalllaterne hatte.«

»Während zu dieser Stunde?«

»Während ich zu dieser Stunde alle Lichter Eures Cabinets habe und überdies die zwei Augen des Königs, welche leuchten wie Sonnen.«

Der König lachte und Saint-Aignan ebenfalls.

»Es ist wie bei Herrn Valot,« sagte d’Artagnan, das Wort dem König vom Munde nehmend; »er hat sich eingebildet, daß nicht nur Herr von Guiche von einer Kugel verwundet worden, sondern daß er ihm auch eine Kugel aus der Brust gezogen . . . «

»Meiner Treue, ich gestehe . . . « stammelte Valot.

»Nicht wahr, Ihr habt das geglaubt?« versetzte d’Artagnan.

»Das heißt,« erwiederte Valot, »ich habe es nicht nur geglaubt, sondern ich würde sogar noch zu dieser Stunde darauf schwören.«

»Nun wohl, mein lieber Doctor, Ihr habt das geträumt.«

»Ich habe geträumt?«

»Die Wunde von Herrn von Guiche, Traum! die Kugel, Traum! Glaubt mir auch, sprecht nicht mehr davon.«

»Gut gesagt,« rief der König. »Der Rath, den Euch d’Artagnan gibt, ist gut. Sprecht mit Niemand mehr von Eurem Traume, Herr Valot, und Ihr werdet es nicht bereuen, so wahr ich ein Edelmann bin. Guten Abend, meine Herren. Oh! es ist eine traurige Sache um einen Anstand auf Wildschwein!«

»Eine traurige Sache um einen Anstand auf Wildschwein!« wiederholte d’Artagnan mit voller Stimme.

Und er wiederholte dieses Wort durch alle Zimmer, durch die er kam, und verließ dann das Schloß mit Valot.

»Nun, da wir allein sind,« sagte der König zu Saint-Aignan, »wie heißt der Gegner von Guiche?«

Saint-Aignan schaute den König an.

»Oh! zögere nicht,« sprach Ludwig, »Du weißt wohl, daß ich verzeihen muß.«

»Wardes,« antwortete Saint-Aignan.

»Gut,« sagte der König.

Während er dann rasch in das anstoßende Zimmer ging, fügte er bei:

»Verzeihen ist nicht vergessen.«

VII.
Wie es ersprießlich ist, zwei Saiten an seinem Bogen zu haben

Manicamp verließ die königlichen Gemächer ganz glücklich, daß ihm sein Verfahren so wohl gelungen, als er sich, da er unten an die Treppe kam und an einem Thürvorhang vorüberging, plötzlich an einem Aermel ziehen fühlte.

Er wandte sich um und erkannte Montalais, die ihn so auf dem Wege erwartete und geheimnißvoll, den Körper vorgebeugt und die Stimme gedämpft, zu ihm sagte:

»Mein Herr, ich bitte Euch, kommt geschwinde.«

»Wohin, mein Fräulein?« fragte Manicamp.

»Ein wahrer Cavalier hätte nicht diese Frage an mich gerichtet, er wäre mir gefolgt, ohne irgend einer Erklärung zu bedürfen.«

»Wohl, mein Fräulein, ich bin bereit, mich als wahrer Cavalier zu benehmen.«

»Nein, es ist zu spät, und es gebührt Euch nicht das Verdienst davon. Wir gehen zu Madame, kommt.«

»Ah! ah!« versetzte Manicamp. »Gehen wir zu Madame.«

Und er folgte Montalais, welche leicht wie Galathe vor ihm herlief.

»Diesmal,« sagte Manicamp, während er seiner Führerin folgte, zu sich selbst, »diesmal glaube ich nicht, daß die Jagdgeschichten gut angebracht wären. Wir werden es indessen versuchen, und im Falle der Noth, meiner Treu, im Falle der Noth finden wir etwas Anderes.«

Montalais lief fortwährend.

»Wie ermüdend ist es doch, zugleich seinen Geist und seine Beine nöthig zu haben,« dachte Manicamp.

Endlich kam man an Ort und Stelle. Madame hatte ihre Nachttoilette beendigt; sie war in einem zierlichen Nachtkleid, doch man begriff, daß sie diese Toilette gemacht hatte, ehe sie die Gemüthsbewegungen erleiden mußte, von denen sie heimgesucht worden.

Sie wartete mit sichtbarer Ungeduld.

Montalais und Manicamp fanden sie auch an der Thüre stehend.

Beim Geräusch ihrer Tritte kam ihnen Madame entgegen.

»Ah! ah!« sagte sie, »endlich.«

»Hier ist Herr Manicamp,« erwiederte Montalais.

Manicamp verbeugte sich ehrfurchtsvoll.

Madame hieß Montalais durch ein Zeichen sich entfernen. Das Mädchen gehorchte.

Madame folgte Montalais stillschweigend, bis sich die Thüre hinter ihr geschlossen hatte, dann wandte sie sich gegen Manicamp um und fragte:

»Was gibt es denn und was sagt man mir, Herr von Manicamp, es ist Jemand im Schloß verwundet?«

»Ja, Madame, leider Herr von Guiche.«

»Ja, Herr von Guiche,« wiederholte die Prinzessin, »Ich hatte es in der That sagen hören, doch es wurde mir nicht bestätigt. Herrn von Guiche ist also wirklich dieses Unglück widerfahren?«

»Ihm selbst, Madame.«

»Wißt Ihr wohl, Herr von Manicamp, daß die Duelle dem König verhaßt sind?« fragte rasch die Prinzessin.

»Allerdings, doch ein Zweikampf mit einem wilden Thier ist dem Gerichtszwange Seiner Majestät nicht unterworfen.«

»Ah! Ihr wollt mir wohl nicht die Beleidigung anthun, zu wähnen, ich werde dieser, ich weiß nicht aus welcher Ursache, verbreiteten Fabel, welche behauptet, Herr von Guiche sei durch ein Wildschwein verwundet worden, Glauben schenken! Nein, nein, mein Herr, die Wahrheit ist bekannt, und abgesehen von den Unannehmlichkeiten seiner Wunden läuft Herr von Guiche in diesem Augenblick Gefahr, seiner Freiheit verlustig zu werden.«

»Ah! Madame, ich weiß es wohl, doch was ist hierbei zu thun?«

»Habt Ihr Seine Majestät gesehen?«

»Ja, Madame.«

»Was habt Ihr dem König gesagt?«

»Ich habe ihm erzählt, wie Herr von Guiche auf dem Anstand gewesen, wie ein Keiler aus dem Bois-Rochin hervorgekommen, wie Herr von Guiche auf ihn geschossen, und wie endlich das Thier wüthend gegen den Schützen zurückgekehrt sei, sein Pferd getödtet und ihn selbst schwer verwundet habe.«

»Und der König hat dies Alles geglaubt?«

»Vollkommen.«

»Ah! Ihr setzt mich in Erstaunen, Herr von Manicamp, Ihr setzt mich ungemein in Erstaunen!«

Dann ging Madame im Zimmer auf und ab und warf von Zeit zu Zeit einen forschenden Blick auf Manicamp, der unempfindlich und ohne sich zu rühren an dem Platze blieb, den er sich bei seinem Eintritt gewählt hatte.

 

Endlich stand sie stille und fragte:

»Man gibt doch hier allgemein und einstimmig dieser Verwundung eine andere Ursache?«

»Und welche Ursache, wenn ich, ohne unbescheiden zu sein, diese Frage an Eure Königliche Hoheit richten darf?«

»Ihr fragt mich das, Ihr, der innige Freund, der Vertraute von Herrn von Guiche?«

»Ah! Madame, der innige Freund, ja, der Vertraute, nein; Guiche ist einer von den Menschen, welche Geheimnisse haben können, die sogar sicherlich haben, die es aber nicht sagen. Guiche ist verschwiegen, Madame.«

»Nun denn,« sagte die Prinzessin ärgerlich, »so werde ich das Vergnügen haben, Euch die Geheimnisse mitzutheilen, welche Guiche in sich verschließt, denn der König könnte Euch zum zweiten Mal befragen, und wenn Ihr ihm bei diesem zweiten Mal dasselbe Mährchen machtet, wie das erste Mal, so dürfte er sich nicht damit begnügen.«

»Madame, ich glaube, Eure Hoheit ist in einem Irrthum in Beziehung auf den König begriffen. Seine Majestät war sehr zufrieden mit mir, das schwöre ich Euch.«

»So erlaubt mir. Euch zu sagen, Herr von Manicamp, daß dies Eines beweist, nämlich , daß Seine Majestät sehr leicht zu befriedigen ist.«

»Ich glaube, Eure Hoheit hat Unrecht, bei dieser Meinung zu beharren. Seine Majestät ist dafür bekannt, daß sie sich nur mit guten Gründen bezahlen läßt.«

»Und Ihr wähnt, sie wisse Euch Dank für Eure dienstfertige Lüge, wenn sie morgen erfährt, Herr von Guiche habe für Herrn von Bragelonne, seinen Freund, einen Streit gehabt, der in ein Duell ausgeartet sei?«

»Einen Streit für Herrn von Bragelonne?« versetzte Manicamp mit der naivsten Miene der Welt, »was beehrt mich denn da Eure Hoheit, mir zu sagen?«

»Soll man sich darüber wundern? Herr von Guiche, ist empfindlich, reizbar, er erzürnt sich leicht.«

»Ich halte im Gegentheil Herrn von Guiche für sehr geduldig, Madame, und bin der Ueberzeugung, daß er nie anders, als bei den gerechtesten Motiven empfindlich und reizbar gewesen ist.«

»Ist die Freundschaft kein gerechtes Motiv?«

»Ah! gewiß, Madame, und besonders für ein Herz wie das seinige.«

»Nun, Herr von Guiche ist ein Freund von Herrn von Bragelonne, Ihr werdet das nicht leugnen.«

»Ein sehr großer Freund.«

»Wohl, Herr von Guiche hat die Partie von Herrn von Bragelonne genommen, und da Herr von Bragelonne abwesend war und sich nicht schlagen konnte, so hat er sich für ihn geschlagen.«

Manicamp lächelte und machte zwei bis drei Bewegungen mit dem Kopf und mit den Schultern, welche bedeuteten:

»Ei! wenn Ihr es durchaus wollt . . . «

»Aber sprecht doch!« rief die Prinzessin ungeduldig.

»Ich?«

»Allerdings; Ihr seid offenbar nicht meiner Meinung, und Ihr habt etwas zu sagen.«

»Ich habe nur Eines zu sagen.«

»Sagt es.«

»Daß ich nicht ein Wort von dem verstehe, was Ihr mir zu erzählen die Gnade habt.«

»Wie! Ihr versteht nicht ein Wort von dem Streit von Herrn von Guiche mit Herrn von Wardes?« rief die Prinzessin beinahe zornig.

Manicamp schwieg.

»Ein Streit, entstanden aus einem mehr oder minder boshaften und mehr oder minder gegründeten Wort über die Tugend einer gewissen Dame,« fuhr die Prinzessin fort.

»Ah! einer gewissen Dame, das ist etwas Anderes,« erwiederte Manicamp.

»Ihr fangt an zu begreifen, nicht wahr?«

»Eure Hoheit wird mich entschuldigen, aber ich wage es nicht . . . «

»Ihr wagt es nicht,« sagte Madame außer sich, »nun so wartet, ich werde es wagen.«

»Madame! Madame!« rief Manicamp, als ob er erschrocken wäre, »gebt wohl Acht auf das, was Ihr sprechen werdet.«

»Ah! es scheint, wenn ich ein Mann wäre, würdet Ihr Euch mit mir schlagen, trotz der Edicte Seiner Majestät, wie sich Herr von Guiche mit Herrn von Wardes geschlagen hat, und zwar für die Tugend von Fräulein de la Vallière.«

»Von Fräulein de la Vallière!« rief Manicamp, der plötzlich einen Sprung machte, als hätte er nicht auf hundert Meilen erwartet, er werde diesen Namen aussprechen hören.

»Was habt Ihr denn, daß Ihr so springt, Herr von Manicamp?« sagte Madame mit Ironie; »solltet Ihr so unverschämt sein, an dieser Tugend zu zweifeln?«

»Es handelt sich bei dem Allem nicht im Mindesten um die Tugend von Fräulein de la Vallière, Madame.«

»Wie! während sich zwei Männer auf Leben und Tod geschossen haben, sagt Ihr, sie habe nichts mit dem Allem zu thun und es sei nicht von ihr die Rede? Ah! ich hielt Euch nicht für einen so guten Höfling, Herr von Manicamp.«

»Verzeiht, verzeiht, Madame, wir sind sehr weit von einander entfernt. Ihr erweist mir die Ehre, eine Sprache mit mir zu sprechen, und ich spreche eine andere, wie es scheint.«

»Wie beliebt?«

»Verzeiht, ich glaubte zu verstehen, Eure Hoheit wolle nur sagen, Herr von Guiche und Herr von Wardes haben sich für Fräulein de la Vallière geschlagen?«

»Ja, wohl.«

»Für Fräulein de la Vallière, nicht wahr?« wiederholte Manicamp.

»Ei! mein Gott, ich sage nicht, Herr von Guiche bekümmere sich persönlich um Fräulein de la Vallière, ich sage nur, er bekümmere sich durch Procuration um sie.«

»Durch Procuration?«

»Oh! spielt doch nicht immer den Erschrockenen!

Weiß man nicht hier, daß Herr von Bragelonne mit Fräulein de la Vallière verlobt ist, und daß er, als er in der Sendung, mit der ihn der König nach London betraut, abreiste, seinen Freund, Herrn von Guiche beauftragt hat, über dieser interessanten Person zu wachen?«

»Ah! ich sage nichts mehr, Eure Hoheit ist unterrichtet.«

»Durchaus nicht, das muß ich Euch bemerken.«

Manicamp lachte, eine Handlung, welche die Prinzessin, die, wie man weiß, nicht von einer sehr ausdauernden Laune war, beinahe außer sich gebracht hätte.

»Madame,« sprach der discrete Manicamp, indem er sich vor der Prinzessin verbeugte, »begraben wir diese ganze Geschichte, welche nie sehr aufgeklärt sein wird.«

»Oh! was das betrifft, da ist nichts mehr zu thun, und die Aufklärungen sind vollständig. Der König wird erfahren, daß Herr von Guiche für die kleine Abenteurerin, die sich das Ansehen einer vornehmen Dame gibt, Partei genommen hat; er wird erfahren, daß Herr von Guiche, von Herrn von Bragelonne zu seinem gewöhnlichen Hüter des Gartens der Hesperiden bestellt, Herrn von Wardes, der sich an dem goldenen Apfel vergreifen wollte, die erforderliche Zurechtweisung gegeben hat. Es ist Euch aber nicht unbekannt, Herr von Manicamp, Euch, der Ihr alle Dinge so gut wißt, daß es der König nach dem herrlichen Schatz gelüstet, und er wird Herrn von Guiche vielleicht schlechten Dank dafür wissen, daß er sich zum Vertheidiger dieses Schatzes aufgeworfen. Seid Ihr nun hinlänglich unterrichtet, oder braucht Ihr noch ein anderes Dafürhalten, sprecht, verlangt?«

»Nein, Madame, nein, ich will nichts mehr wissen.«

»Erfahret jedoch, denn Ihr müßt das wissen , Herr von Manicamp, erfahret, daß die Entrüstung des Königs furchtbare Folgen haben wird. Bei Fürsten von einem Charakter wie der des Königs ist der Liebeszorn ein Orkan.«

»Den Ihr beschwichtigen werdet.«

»Ich!« rief die Prinzessin mit einer Geberde scharfer Ironie, »ich, und warum?«

»Weil Ihr die Ungerechtigkeiten nicht liebet, Madame.«

»Und es wäre Eurer Ansicht nach eine Ungerechtigkeit, den König abzuhalten, seine Liebesangelegenheiten zu betreiben?«

»Ihr werdet für Herrn von Guiche vermitteln.«

»Oh! diesmal seid Ihr wahnwitzig,« sagte die Prinzessin mit einer Miene voll Hochmuth.

»Im Gegentheil, Madame, ich bin vollkommen bei Verstand, und ich wiederhole, Ihr werdet Herrn von Guiche beim König vertheidigen.«

»Ich!«

»Ja, Ihr.«

»Und warum dies?«

»Weil die Sache von Herrn von Guiche die Eurige ist, Madame,« erwiederte leise, aber voll Feuer Manicamp, dessen Augen sich entzündet hatten.

»Was wollt Ihr damit sagen?«

»Ich sage, Madame, ich wundere mich, daß Eure Hoheit nicht in dem Namen von la Vallière in Betreff der von Herrn von Guiche für den abwesenden Herrn, von Bragelonne übernommenen Vertheidigung einen Vorwand errathen hat.«

»Einen Vorwand?«

»Ja.«

»Einen Vorwand wofür?« stammelte die Prinzessin, welche die Blicke von Manicamp unterrichtet hatten.

»Madame,« erwiederte der junge Mann, »ich denke, ich habe nun genug gesagt, um Eure Hoheit dahin zu vermögen, daß sie nicht vor dem König den armen Guiche anschuldige, auf den alle von einer gewissen der Eurigen sehr entgegengesetzten Partei ausgespieene Feindseligkeiten fallen werden.«

»Ihr wollt, wie mir scheint, im Gegentheil sagen, daß alle diejenigen, welche Fräulein de la Vallière nicht lieben, und sogar einige von denjenigen, welche sie lieben, dem Grasen grollen werden,«

»Oh! Madame, treibt Ihr die Hartnäckigkeit so weit, und werdet Ihr den Worten eines ergebenen Freundes kein Gehör schenken? Muß ich mich der Gefahr aussetzen, Euch zu mißfallen, muß ich Euch gegen meinen Willen die Person nennen, welche die wahre Ursache des Streites war?«

»Die Person,« sagte Madame erröthend.

»Muß ich Euch,« fuhr Manicamp fort, »muß ich Euch den armen Guiche ausgebracht, wüthend, außer sich über alle die Gerüchte zeigen, welche über diese Person im Umlauf sind; muß ich Euch, wenn Ihr sie hartnäckig nicht erkennt, und wenn mich der Respect fortwährend abhält, sie zu nennen, an die Scenen von Monsieur mit Mylord von Buckingham, an die Insinuationen erinnern, die man sich hinsichtlich der Verbannung des Herzogs erlaubt; muß ich sie Euch schildern, die Bemühungen des Grafen, dieser Person, für die er allein lebt, für die er allein athmet, zu gefallen, sie zu beobachten, zu beschützen! Nun denn! ich werde es thun, und wenn ich Euch an dies Alles erinnert habe, so begreift Ihr vielleicht, daß der Graf, dessen Geduld zu Ende, seit langer Zeit von Wardes geneckt, beim ersten anstößigen Wort, das dieser über die fragliche Person ausgesprochen haben mag, Feuer gefangen und Rache geschnaubt hat.«