360° um die Welt

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360° um die Welt

Wolfgang Machreich

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der deutschen Nationalbibliografie.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar

© 2020 | 360° medien | Marie-Curie-Straße 31 | 40822 Mettmann www.360grad-medien.de

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung sowie Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Der Inhalt des Werkes wurde sorgfältig recherchiert, ist jedoch teilweise der Subjektivität unterworfen und bleibt ohne Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität.

Redaktion und Lektorat: Laura Kersten

Satz und Layout: Serpil Sevim-Haase

Gedruckt und gebunden:

Himmer GmbH Druckerei & Verlag | Steinerne Furt 95 | 86167 Augsburg

www.himmer.de

Bildnachweis: Seite 434

ISBN: 9783948097813

Hergestellt in Deutschland

www.360grad-medien.de

Wolfgang Machreich

360° UM DIE WELT

Alle Länder von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Länder

Tuvalu

Republik Fidschi

Neuseeland

Republik Kiribati

Republik Marshallinseln

Republik Vanuatu

Republik Nauru

Föderierte Staaten Mikronesien

Salomonen

Australien

Unabhängiger Staat Papua-Neuguinea

Japan

Republik Palau

Republik Korea

Demokratische Republik Timor-Leste

Demokratische Volksrepublik Korea

Republik China (Taiwan)

Republik der Philippinen

Volksrepublik China

Sultanat Brunei Darussalam

Mongolischer Staat

Republik Indonesien

Sozialistische Republik Vietnam

Königreich Kambodscha

Republik Singapur

Demokratische Volksrepublik Laos

Malaysia

Königreich Thailand

Republik der Union Myanmar

Volksrepublik Bangladesch

Königreich Bhutan

Demokratische Bundesrepublik Nepal

Demokratische Sozialistische Republik Sri Lanka

Republik Indien

Kirgisische Republik

Republik Malediven

Islamische Republik Pakistan

Republik Kasachstan

Republik Usbekistan

Islamische Republik Afghanistan

Republik Tadschikistan

Sultanat Oman

Turkmenistan

Republik Mauritius

Republik Seychellen

Vereinigte Arabische Emirate

Staat Qatar

Islamische Republik Iran

Königreich Bahrain

Republik Aserbaidschan

Staat Kuwait

Republik Madagaskar

Republik Arzach

Königreich Saudi-Arabien

Bundesrepublik Somalia

Georgien

Republik Armenien

Republik Irak

Republik Jemen

Republik Somaliland

Südossetien

Union der Komoren

Republik Dschibuti

Abchasien

Staat Eritrea

Demokratische Bundesrepublik Äthiopien

Russische Föderation

Arabische Republik Syrien

Republik Kenia

Haschemitisches Königreich Jordanien

Vereinigte Republik Tansania

Libanesische Republik

Staat Israel

Staat Palästina

Republik Malawi

Türkische Republik Nordzypern

Republik Zypern

 

Republik Türkei

Republik Mosambik

Republik Uganda

Republik Sudan

Südsudan

Arabische Republik Ägypten

Königreich Swasiland

Republik Simbabwe

Ukraine

Republik Ruanda

Pridnestrowische Moldauische Republik / Transnistrien

Republik Burundi

Republik Moldau

Republik Sambia

Republik Südafrika

Königreich Lesotho

Republik Belarus

Rumänien

Republik Botswana

Republik Litauen

Republik Finnland

Republik Estland

Republik Lettland

Hellenische Republik

Republik Bulgarien

Republik Mazedonien

Republik Kosovo

Republik Polen

Republik Serbien

Republik Albanien

Montenegro

Land der Ungarn

Zentralafrikanische Republik

Bosnien und Herzegowina

Königreich Schweden

Slowakische Republik

Republik Namibia

Republik Österreich

Republik Kroatien

Demokratische Republik Kongo

Republik Kongo

Republik Tschad

Republik Tschechien

Republik Malta

Republik Slowenien

Bundesrepublik Deutschland

Republik Angola

Libyen

Königreich Dänemark

Italienische Republik

Staat der Vatikanstadt

Republik San Marino

Republik Kamerun

Königreich Norwegen

Tunesische Republik

Fürstentum Liechtenstein

Gabunische Republik

Republik Äquatorialguinea

Bundesrepublik Nigeria

Schweizerische Eidgenossenschaft

Fürstentum Monaco

Demokratische Republik São Tomé und Príncipe

Großherzogtum Luxemburg

Königreich Belgien

Niederlande

Demokratische Volksrepublik Algerien

Republik Benin

Französische Republik

Republik Niger

Fürstentum Andorra

Republik Togo

Vereinigtes Königreich Großbritannien und Nordirland

Republik Ghana

Burkina Faso

Königreich Spanien

Republik Côte d’Ivoire

Irland

Königreich Marokko

Republik Mali

Portugiesische Republik

Republik Liberia

Demokratische Arabische Republik Sahara

Republik Sierra Leone

Republik Guinea

Republik Guinea-Bissau

Islamische Republik Mauretanien

Republik Gambia

Republik Senegal

Island

Republik Cabo Verde

Föderative Republik Brasilien

Republik Suriname

Republik Östlich des Uruguay

Republik Paraguay

Barbados

Kooperative Republik Guyana

Argentinische Republik

St. Lucia

St. Vincent und die Grenadinen

Dominica

Republik Trinidad und Tobago

Antigua und Barbuda

Staat Grenada

Föderation St. Kitts und Nevis

Bolivarische Republik Venezuela

Republik Bolivien

Dominikanische Republik

Republik Chile

Republik Haiti

Republik Kolumbien

Kanada

Jamaika

Republik Peru

Vereinigte Staaten von Amerika

Commonwealth der Bahamas

Republik Ecuador

Republik Panama

Republik Kuba

Republik Costa Rica

Republik Nicaragua

Republik Honduras

Belize

Republik El Salvador

Republik Guatemala

Vereinigte Mexikanische Staaten

Cookinseln

Niue

Unabhängiger Staat Samoa

Königreich Tonga

 

Stichwortverzeichnis

Literaturverzeichnis

Nachwort und Dank


Vorwort


„Im Anfang war das Gewürz“, beginnt der österreichische Schriftsteller Stefan Zweig seine Biografie über Ferdinand Magellan. Das Motto kann auch am Beginn der Weltreise dieses Buches stehen. Am 10. August 1519 lief die Flotte des ersten Weltumseglers von Sevilla aus. Getrieben von der Suche nach einem neuen Weg zu den Delikatessen des Orients, zu Pfeffer, Muskat, Ingwer oder Zimt, zu Moschus, Ambra, Weihrauch…

500 Jahre danach mache ich mich mit diesem Buch ebenfalls auf die Suche nach „especerias“, nach den Spezialitäten und Eigenheiten auf der ganzen und um die ganze Welt: „Es sind die Geschichten, es ist das Geschichten-Erzählen. Ob durch Wiegenlieder, Comicbücher, Filme, Lieder, Gebete, Romane oder Anekdoten, die Menschen an einer Theke erzählen. Es sind die Geschichten, die uns über Raum und Zeit zusammenzuhalten“, antwortete mir einmal Pulitzer-Preisträger Paul Salopek in einem Interview über seinen „Out of Eden Walk“ auf den Spuren der Besiedelungsgeschichte des Menschen vom Garten Eden, der „Wiege der Menschheit“ in Äthiopien, bis zur äußersten Verbreitungsgrenze unseres Menschentyps auf der Südspitze des amerikanischen Kontinents.

360 Längengrade, 206 anerkannte und weniger anerkannte Staaten, Milliarden Menschen und unendliche viele Geschichten sind auch das Volle, aus dem dieses Buch schöpft. Die schönsten, die lustigsten, die ergreifendsten, die schrägsten und traurigsten habe ich Land für Land gesucht, selbst erlebt, beobachtet, mir erzählen lassen oder bei Reiseschriftstellerinnen und -schriftstellern, Korrespondentinnen und ihren männlichen Pendants nachgeschlagen.

Die Reihenfolge der Kapitel dieses Buches bestimmt der Längengrad der Hauptstadt des jeweiligen Landes. Die Datumsgrenze setzt den Anfang, der Gang der Sonne von Ost nach West gibt den weiteren Verlauf rund um den Erdball vor. Und was bleibt nach dieser Weltumsegelung 500 Jahre nach Magellan, ohne Schiffe zwar, dafür aber mit einer Flotte an Geschichten aus der ganzen und über die ganze Welt?

Die Aussicht, dass jedes Land ein wundervolles Land mit wundervollen Menschen ist.

Die Einsicht, dass wir Menschen unsere Länder zum Paradies oder zur Hölle machen können.

Die Zuversicht, dass wir Menschen einmal so sorgsam mit dieser wundervollen Welt umgehen, wie sie es sich verdient.

Aber lesen Sie selbst, reisen Sie los, 360 Grad weit, einmal um die Welt!

Wolfgang Machreich

Tuvalu


Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

Sigeo Alessandro, seine Frau und seine zwei Kinder aus Tuvalu wurden 2014 als die ersten Klimaflüchtlinge weltweit anerkannt und bekamen in Neuseeland Asyl.


Fläche: 26 Quadratkilometer, wie der Wolfgangsee im Salzkammergut oder 13-mal so groß wie Monaco
Einwohner: 10.640, ein knappes Drittel von Monaco

Vor uns die Sintflut

Tuvalu ist eine wunderbare Insel mit wunderbaren Menschen. Leider befindet sich der aus neun Korallenatollen bestehende Staat in der gleichen Situation wie ein Mensch, der den Lotto-Jackpot geknackt hat und gleichzeitig erfährt, dass er demnächst sterben wird.

Tuvalu scheffelt mit Telefon- und Internet-Abgaben Millionen – und versinkt. Wenn die Klimaerwärmung voranschreitet, die Polkappen schmelzen, die Meere steigen … – dann wird die Insel zum ersten modernen Atlantis. Tuvalu ist zum Symbol des Klimawandels geworden, als erster Staat, der sein Staatsgebiet verlieren kann. Im Hafen der Hauptstadt messen die Sekretäre des Klimawandels, wie der Meeresspiegel Millimeter für Millimeter steigt. Für ein Land, das nur ein paar Meter aus dem Pazifik herausragt, zählt jedes Sandkorn. In 25 Jahren könnte Tuvalu unbewohnbar, in fünfzig verschwunden sein – falls Sturmfluten den Untergang nicht noch beschleunigen. „Wir sehen in Tuvalu in die Augen der Kinder. Wir müssen ihnen antworten, nicht der fossilen Energieindustrie“, sagte Tuvalus Regierungschef auf der Klimakonferenz Ende 2014 in Lima und zeichnete ein düsteres Bild von der Zukunft seines Eilandes: „Für Tuvalu könne einer der dunkelsten Plätze in der Hölle reserviert sein, obwohl man das Klimaproblem keineswegs verschuldet habe.“


Traumhafte Strände – wie lange noch?


Tuvalu ist ein Ring im Pazifik.

Für kommende Generationen versucht Tuvalus Regierung den Status von Umweltflüchtlingen durchzusetzen. Neuseeland hat bereits Klimaflüchtlinge aus Tuvalu aufgenommen. Australien hat abgelehnt – und verweigert den Beitritt zum Kyoto-Klimaschutzprotokoll. Tuvalu kontert mit der Drohung, die am meisten Kohlendioxid ausstoßenden Länder und Unternehmen vor den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag zu zerren – Australien und die USA zuerst.

Mit Nachbar Japan ist Tuvalu hingegen sehr gut gestellt. So gut, dass es für die Wale schlecht ist. Noch nicht lange ist Tuvalu Mitglied der Internationalen Walfangkommission – den Mitgliedsbeitrag zahlt Japan, heißt es, und legt noch ein bisschen drauf. Dafür gibt es zusätzliche Unterstützung für die Waljäger.

Dabei ist Tuvalu schon lange nicht mehr das arme Nichts im Nirgendwo. Zu asphaltierter Hauptstraße und Straßenbeleuchtung hat die Landesvorwahl 688 verholfen, die Tuvalu weltweit an Telefonsex-Anbieter vermietete. Richtig reich wird der viertkleinste Staat der Welt aber mit seinem Internet-Kürzel „tv“, für das Fernsehsender Millionen hinlegen. Da lässt es sich auf der Insel wieder leicht moralisch sein: „Wir brauchen keine Sex-Anrufe mehr. Das Geschäft schadet unserem Ruf als Christen“, erklärte der Premier. Gleichzeitig schaut man sich nach weiteren Einnahmen um. Die Regierung möchte nationalen Raum im Orbit beantragen. Das brächte Geld von Satellitenbetreibern. Und wenn die Wasser fluten, die Hölle wartet (siehe Zitat oben) ist es in jedem Fall auch gut – man hat sich einen Platz am Himmel reserviert.

Republik Fidschi


Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

Fidschi gehört zu den zwölf besten Rugby-Nationen der Welt.


Fläche: 18.376 Quadratkilometer, ein wenig kleiner als Slowenien
Einwohner: 884.887, die Hälfte von Slowenien

Versöhnung unter Palmen

Fidschi sind wunderbare Inseln mit wundervollen Menschen, die leider abwechselnd von Wirbelstürmen oder Staatsstreichen heimgesucht werden. Statistisch fegen in zehn Jahren zehn bis zwölf Wirbelstürme über die rund 320 Inseln, von denen 110 bewohnt sind. Noch öfter kommen nur Hollywoodstars auf der Suche nach einem luxuriösen Urlaubsdomizil vorbei. Unbeeindruckt von beidem putscht regelmäßig das Militär.

Der Grund für die politischen Spannungen liegt im Dauerkonflikt zwischen den melanesischen Ureinwohnern und der indischen Bevölkerung Fidschis, deren Vorfahren Ende des 19. Jahrhunderts von den britischen Kolonialherren als Arbeiter für die Zuckerrohrplantagen hergebracht wurden. Aus den Feldarbeitern wurden erfolgreiche Geschäftsleute und heute kontrollieren ihre Nachfahren große Teile der Wirtschaft – zum Ärger der Melanesier, die ein wenig mehr als die Hälfte der Bevölkerung stellen. Nachdem der Hass immer wieder in Gewalt umgeschlagen ist, sind viele Indo-Fidschianer ausgewandert. Diejenigen, die geblieben sind, warten darauf, dass jede Reihe einmal ein Ende hat und die Statistik sich in Zukunft irrt.


Menschenjagd auf den Fidschi-Inseln – die rituelle Entschuldigung dafür fand 2003 statt.


Fidschi-Team beim Rugby World Cup 2011

Dabei ist Versöhnung auf Fidschi durchaus möglich – es dauert eventuell nur ein wenig länger: 1867 wagte es der englische Pfarrer Thomas Baker, die Haare des Dorfhäuptlings von Nabutautau zu berühren und damit ein unverzeihliches Tabu zu brechen. Daraufhin wurden der Missionar und acht seiner Anhänger mit Streitäxten erschlagen und feierlich verspeist. Bereits 136 Jahre später – Kinder, wie die Zeit vergeht! – haben sich die Bewohner des Dorfes im November 2003 bei Bakers Nachkommen für die Tat entschuldigt. Zugegeben nicht ganz freiwillig: „Wir glauben, dass wir Opfer eines schlechten Schicksals sind“, sagte der Dorfvorsteher: „Wir müssen um Vergebung für das bitten, was passiert ist, erst dann werden wir wieder rein sein.“ Der Bakers-Verspeisung folgender Fluch soll mehrere Sippen des Dorfes habe aussterben und das Dorf in Armut, ohne richtige Straßen, fließendes Wasser und einer Schule bleiben lassen. Nur die rituelle Entschuldigung konnte da einen Entwicklungsschub auslösen.

„Wir haben alles von ihm gegessen, außer seinen Stiefeln“, schrieb übrigens ein Zeuge des kannibalischen Mahls. Was mit dem zweiten Schuh passierte, ist unklar, ein Stiefel von Baker kann aber bis heute im Museum der Fidschi-Inseln bestaunt werden. Und noch ein Relikt aus diesen Zeiten hat Mode und Geschmäcker überdauert: Ein uraltes Hausrezept auf Basis von Südseefrüchten, mit dem die Insulaner einst Menschenfleisch haltbar machten, wurde vom Südpazifischen Institut für angewandte Wissenschaft in Suva neu entdeckt und findet heute zur Konservierung von Lebensmitteln neue Verwendung. Das gibt Zuversicht, denn es ist einer der sehr seltenen Beweise dafür, dass Menschen doch etwas aus der Geschichte lernen können.

Neuseeland


Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

Taumatawhakatangihangakoauauotamateaturipukakapikimaungahoronukupokaiwhenuakitanatahu heißt in der Maori-Sprache ein 305 Meter hoher Hügel in der südlichen Hawke‘s Bay. Das ist mit

85 Buchstaben der zweitlängste Ortsnamen der Welt. Länger ist mit 168 Buchstaben nur die offizielle Bezeichnung von Bangkok.


Fläche: 269.652 Quadratkilometer, doppelt so groß wie Griechenland
Einwohner: 4.793.700, weniger als die Hälfte von Griechenland

Kiwis für Kiwis

Neuseeland ist ein wunderbares Land mit wunderbaren Menschen und vielen Tieren – teilweise zu vielen Tieren. Zum Beispiel Kühen. Seit einigen Jahren hat sich das Verhältnis umgedreht, gibt es mehr Milchvieh als Menschen. Kein anderes Land exportiert so viele Milchprodukte. Die Folgen für die Umwelt sind dramatisch: Fast die Hälfte der Treibhausgasemissionen kommen in Neuseeland aus der Landwirtschaft – weltweit sind es zehn bis zwölf Prozent. Auch die Stickstoffbelastung für die Böden und der Algenwuchs in Gewässern ist weit über der Norm. 2017 waren sieben von zehn untersuchten Flüssen nicht zum Baden geeignet, drei Viertel der Süßwasserfische sind bedroht.

Doch die wirtschaftlichen Zwänge sind groß. Die Wissenschaft soll Auswege liefern, Rinder und Schafe mit weniger Methan-Ausstoß züchten. Ein Agrarforscher plädierte für eine sanitäre Lösung: Die Kühe trainieren, damit sie ihre Kuhfladen in eigenen Klosetts entsorgen.


Der zweitlängste Ortsname der Welt

Ausrottung bis 2050 lautet das Ziel bei Ratte, Wiesel und Opossum. Diese eingeschleppten Arten bedrohen den Nationalvogel Kiwi und andere heimische Arten. An den Kragen geht es auch den Wildkaninchen, die für Millionenschäden in der Landwirtschaft verantwortlich gemacht werden. Um sie war es in Neuseeland noch nie besonders gut bestellt. Mark Twain notierte 1895 bei einer Reise: „Der Mann, der das Kaninchen nach Neuseeland brachte, wurde gepriesen und festlich bewirtet. Heute würde man ihn an den Strick hängen, wenn man ihn in die Hand bekäme.“ Seither wurde alles Mögliche versucht, um der Plage Herr zu werden: Fallen, Hunde, Gas, aktuellster Kampfstoff ist ein Virus. Die Kaninchenfreunde der „New Zealand Hopper Group“ fürchten, dass das Virus auf andere Arten übergreift. Ihr Vorsitzender sagte: „Das ist eine extrem grausame Art, eine Plage loszuwerden, die ins Land gebracht wurde, damit Farmer ihren Spaß beim Jagen hatten.“ Stimmt, in Otago auf der Südinsel gibt es die „Great Easter Bunny Hunt“. Was wie ein Kinderfest klingt, ist eine 24-Stunden-Kaninchenhatz mit durchschnittlich 10.000 getöteten Tieren.

An der religiösen Front wird ebenfalls gegen das Kaninchen gerüstet. Anstatt eines Hasen soll der Kiwi das Symboltier des Osterfestes werden. Der Kiwi ist das uneleganteste Nationaltier der Welt: Statt durch die Lüfte zu segeln, stochert das bräunlich-strähnig gefiederte Tier mit langem Schnabel am Boden herum und schnüffelt nach Futter. Noch vor hundert Jahren gab es laut der Schutzorganisation „Kiwis for Kiwi“ Millionen Vögel. Mittlerweile ist die Population wegen vieler Fressfeinde auf 70.000 Exemplare gesunken. Eine nationale Katastrophe: „Die Menschen mögen den Kiwi. Wir werden Kiwis genannt, unsere Währung ist der Kiwi-Dollar, es gibt hier eine Identität, einen Kultstatus der Kiwis“, warnte ein Vertreter der Naturschutzbehörde. Jetzt soll Ostern zum Auferstehungsfest für den Kiwi uminterpretiert werden: In neuseeländischen Supermärkten werden die Schoko-Osterhasen aussortiert. Stattdessen gibt es Schoko-Osterkiwis für Kiwis.


Nationalvogel Kiwi