Frau Kaiser und der Dämon

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Frau Kaiser und der Dämon
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Inhalt





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Mein besonderer Dank gilt: 306







Impressum



Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:



Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.



Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.



Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.



© 2021 novum publishing



ISBN Printausgabe: 978-3-99107-878-4



ISBN e-book: 978-3-99107-879-1



Lektorat: Susanne Schilp



Umschlagfoto: Tartilastock, Kseniia Ivanova, Yauheni Hastsiukhin | Dreamstime.com



Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh





www.novumverlag.com







1



Johannes stöhnte kurz auf und schüttelte den Kopf. Er saß mit seiner Mutter Susanne und seinem Bruder Maximilian, den alle nur Max nannten, in einem Warteraum vor dem Operationssaal und hoffte, dass seine Frau Leni die Hirnblutung, die sie erlitten hatte, überleben würde. Zunächst war er voller Selbstmitleid und machte sich laut Vorwürfe, bis seine Mutter ihn anherrschte, dass seine Jammerei jetzt auch nichts helfen würde. Mal knetete er seine Finger, dann wieder drehte er an seinem Ehering, oder er fuhr sich mit der Hand durch das dunkelblonde, leicht wellige Haar, das er links gescheitelt und nach hinten gekämmt trug. Von Zeit zu Zeit nahm er den Ring vom Finger und betrachtete die Gravur, die sich darin befand:



Auf ewig Deine Kaiserin



War dieses „ewig“ vielleicht schon vorbei? Er hielt es einfach nicht mehr aus. „Wie lange dauert das denn noch?“, fragte er halblaut vor sich hin.



„Fuck!!! Halt einfach die Schnauze, Alter!!!“, brüllte sein Bruder ihn wütend an. „Ich dachte wirklich, du machst sie glücklich“, fuhr er anklagend fort.



„Aber sie ist doch glücklich“, erwiderte Johannes leise.



„Bis heute Morgen war sie das ja vielleicht, aber du Idiot machst doch wirklich alles kaputt“, ereiferte sich Max. „Hast du sie vielleicht auch noch geschlagen? Hat sie deshalb die Hirnblutung bekommen?“ Max war jetzt total aufgebracht.



Johannes schüttelte energisch den Kopf. „Nein, natürlich nicht, ich schlag doch meine Lene nicht.“



Max sprang mit geballten Fäusten auf. „Nein, aber vergewaltigen tust du sie, du Drecksack! Meinst du denn, das ist weniger schlimm? Vor allem in ihrem Zustand! Und dann lässt du sie auch noch alleine da liegen.“ Er war so wütend, dass er am liebsten auf seinen Bruder eingeschlagen hätte.



„Ich wollte das doch gar nicht“, sagte Johannes resigniert. „Wir hatten einen kleinen Streit und ich war schon ins Gästezimmer gegangen, um dort zu schlafen. Danach hatte ich einen kompletten Filmriss. Als Lene dann aber so geschrien und mich so entsetzt angeschaut hat, hab ich gemerkt, was ich da mache und habe sofort aufgehört.“ Er schüttelte erneut den Kopf. „Diesen Schrei und diesen Blick werde ich mein Leben lang nie wieder vergessen.“ Er war entsetzt über sich selber. „Ich wollte dann eine Runde Laufen gehen, um den Kopf freizukriegen, aber ich kenne mich in der Gegend noch nicht so gut aus und habe mich total verlaufen.“



„So blöd kannst doch wirklich nur du sein“, meinte Max immer noch total aufgebracht.



„Jungs, es bringt doch nichts, wenn ihr aneinander hochgeht“, ermahnte Susanne von Moeltenhoff die beiden. „Wir sind doch alle angespannt. Aber es dauert eben so lange, wie es dauert. Wir können einfach nur hoffen.“ Sie fuhr an Johannes gewandt fort: „Leni gibt sich selber die Schuld, aber sie meint, dass du da etwas falsch verstanden hast.“



„Was gibt es da falsch zu verstehen?“, erwiderte Johannes gequält. „Sie nimmt einfach keine Rücksicht auf ihre Schwangerschaft und ist dann auch noch unzufrieden, wenn ich rücksichtsvoll bin.“ Weiter wollte er sich nicht äußern, da er keinerlei Details ihres Sexuallebens preisgeben wollte. Für seine Verhältnisse hatte er schon viel zu viel gesagt.



Gegensätzlicher als diese beiden Brüder konnte man eigentlich nicht sein. Während der wortkarge und oft ernst wirkende Jurist Johannes die hellen Haare, die graublauen Augen und die stämmige Statur eindeutig von der Mutter geerbt hatte, war der schlanke Max schwarzhaarig und hatte dunkle, fast schwarze Augen. Seinen Schnurrbart hatte er an den Enden aufgezwirbelt, was ihm, zusammen mit seinem Lockenkopf, ein etwas verwegenes Aussehen gab. Zudem war er absolut kein Kind von Traurigkeit. In Gegenwart von Frauen hatte er stets ein Lächeln auf den Lippen und einen flotten Spruch auf Lager.



Sie hatten aber auch einige Gemeinsamkeiten, sie waren beide ungefähr eins achtzig groß und die regelmäßigen Besuche im Fitnessstudio sah man ihnen an. Aber vor allem – sie liebten dieselbe Frau, die zierliche, rotblonde, von allen Leni genannte Architektin Helene Kaiser. Nur Johannes fand, dass Leni kindisch klang und nannte sie Lene. Max, der normalerweise nichts anbrennen ließ, war der Meinung, dass er für Leni sogar monogam geworden wäre.



Leni hatte sich aber in Johannes verliebt, obwohl der sie zunächst mit der Begründung, dass er noch um seine Frau und seinen Sohn trauere, die bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren, zurückwies. Da sie von Natur aus eher scheu und zurückhaltend war, ließ sie viel Zeit vergehen, genauer gesagt fast ein Jahr, bevor sie den Mut aufbrachte, ihn ansprach und um eine Verabredung bat. Er hatte zunächst zugesagt, sich bei ihr zu melden, ging ihr daraufhin aber aus dem Weg und gestand ihr eines Tages, dass er eine neue Beziehung habe und nach Hamburg ziehen werde. Für Leni brach eine Welt zusammen. Aus Verzweiflung ließ sie sich einige Monate später mit Oliver ein, der war ihr dann aber zu pervers und sie trennte sich nach einigen Wochen wieder von ihm.



Auch die Beziehung von Johannes mit Jessica war nicht das, was er sich erhofft hatte. Auf Anraten von Max und seinem neuen Hamburger Freund Henrik, der Jessica kannte, beendete er diese Beziehung, bald nachdem er nach Hamburg gezogen war. Sein Chef war zwar außer sich, da er ihm die Nachfolge der Kanzlei versprochen hatte, wenn er seine Tochter Jessica heiraten würde, aber das Opfer war Johannes doch zu groß und zudem konnte er Leni nicht vergessen.



Obwohl Max sich vom ersten Augenblick an in sie verliebt hatte, war er es, der Leni vor etwas über einem Jahr drängte, zu Johannes nach Hamburg zu reisen, was sie dann auch tat. Seitdem waren Johannes und Leni ein Paar. Sie hatten im März standesamtlich und im Juni kirchlich geheiratet, wohnten jetzt zusammen am Stadtrand von Leipzig und freuten sich auf die Zwillinge, die im November zur Welt kommen sollten.



Eine Pflegerin kam in den Raum und brachte den Wartenden etwas zu trinken.



„Wissen Sie, wie es meiner Frau geht?“, fragte Johannes und schaute sie erwartungsvoll an.



„Nein, es tut mir leid, ich kann Ihnen nichts sagen, soviel ich weiß, wird sie immer noch operiert“, erwiderte sie verständnisvoll lächelnd.



So saßen sie alle drei weiterhin da und hingen ihren Gedanken nach, bis endlich die Tür aufging und ein Arzt, der einen ziemlich müden und angespannten Eindruck machte, hereinkam.



„Wer von Ihnen ist denn der Ehemann?“, fragte er und schaute zwischen Johannes und Max, die es beide nicht mehr auf ihren Stühlen gehalten hatte, hin und her.



„Das bin ich“, meldete sich Johannes. „Und das sind meine Mutter und mein Bruder“, sagte er, indem er auf die beiden anderen Wartenden zeigte.



„Wie geht es meiner Frau?“, fragte er verzweifelt. „Und was ist mit den Babys?“



„Sie hatte ein Aneurysma und hat die Operation zunächst mal überstanden, aber wir mussten sie in ein künstliches Koma versetzen, weil der Druck im Gehirn noch zu hoch ist“, erklärte der Arzt. Er sah alle drei der Reihe nach sehr ernst an und fuhr leise fort: „Wenn Sie gläubig sind, dann beten Sie, und wenn nicht, versuchen Sie es trotzdem.“ „Den Ungeborenen geht es den Umständen entsprechend gut, die haben das bis jetzt alles gut überstanden“, fügte er beruhigend hinzu.

 



Alle drei atmeten erleichtert auf.



„Kann ich zu ihr?“ wollte Johannes dann wissen.



„Ja, gut, einverstanden, aber, wie gesagt, sie liegt im Koma.“



„Und Sie beide“, sprach er Susanne und Max an, „gehen am besten nach Hause. Sie können hier jetzt wirklich nichts ausrichten.“



„Hat Ihre Frau einen Unfall gehabt oder sich heftig den Kopf gestoßen?“, wollte er dann noch von Johannes wissen.



„Nein, nicht dass ich wüsste“, meinte er und schüttelte leicht den Kopf. „Aber sie hat die letzten zwei Tage über heftige Kopfschmerzen geklagt“, fiel ihm dann noch ein.



Nachdem eine Pflegerin ihn abgeholt und ihn mit Schutzkittel, Haube und Mundschutz eingekleidet, sowie seine Hände desinfiziert hatte, saß er nun am Bett und betrachtete seine Frau, die mit allen möglichen Kabeln und Schläuchen verbunden war. Man hatte ihr das Kopfteil des Betts ziemlich hochgestellt, so dass sie fast saß. Unzählige Monitore und Geräte blinkten, piepten oder zeigten irgendwelche Daten an. Am meisten irritierte ihn das Beatmungsgerät. Dieses Geräusch ging ihm durch Mark und Bein.



„Oh, meine liebste Lene, wie konnte das nur passieren?“, flüsterte er, legte eine Hand auf ihren gewölbten Bauch und weinte. Durch die dünne Bettdecke konnte er die Bewegungen der ungeborenen Zwillinge spüren. „Bitte, bitte, lieber Gott, lass sie nicht sterben“, flehte er. „Wir haben doch noch unsere ganze Zukunft vor uns.“



Hin und wieder kam jemand in den Raum, schaute auf die diversen Monitore und nickte ihm verständnisvoll zu. Nach ein paar Stunden versuchte man ihn zu überreden, nach Hause zu gehen, aber er weigerte sich: „Ich kann sie doch jetzt nicht alleine lassen. Sie braucht mich doch.“



„Aber sie liegt im Koma und es kann unter Umständen noch Tage dauern, bis wir sie aufwecken können, irgendwann müssen Sie doch schlafen.“



Johannes schüttelte nur müde den Kopf und nahm Lenis Hand in seine und hauchte durch den Mundschutz einen Kuss darauf. Er sah die Blutergüsse auf ihren Unterarmen, die er ihr beigebracht hatte und bat sie leise um Verzeihung. „Lene, Schätzchen, ich wollte das nicht. Das war ganz bestimmt keine Absicht.“ Er sprach dieses Schätzchen nicht abwertend, sondern sehr liebevoll aus, wobei er beide Silben betonte, so dass es wie Schätz-chen klang. Er weinte und irgendwann schlief er im Sitzen ein. Plötzlich schreckte er wieder hoch. Ein Pfleger betrat den Raum und brachte ihm einen Kaffee und eine Flasche Wasser.



Als der Arzt am nächsten Morgen kam, fand er Johannes, vornübergebeugt auf dem Stuhl sitzend und mit dem Kopf auf dem Bett liegend, schlafend vor. Er zog die Augenbrauen kurz hoch, schüttelte leicht den Kopf und sah sich dann die diversen Daten an.



„Schicken Sie den Mann endlich nach Hause“, wies er die diensthabende Pflegerin an.



„Das haben die Kollegen schon die ganze Nacht versucht, aber er weigert sich standhaft“, erwiderte die Frau. „Vielleicht tut es der Patientin gut, wenn sie spürt, dass er da ist“, fügte sie leise hinzu. Der Arzt schüttelte nochmals den Kopf und verließ dann den Raum.



Es war also doch kein Alptraum, dachte Johannes, als er aufwachte. Er fühlte sich total steif und er musste dringend zur Toilette. Er ging auf den Gang und suchte nach jemandem, der ihm den Weg zeigen konnte. Danach schickte ihn die besorgte Pflegerin in die Cafeteria, um zu frühstücken. Er musste zugeben, dass das Frühstück ihm gut tat. Zwischendurch hatte er mit seiner Mutter telefoniert, um ihr zu sagen, dass Lenis Zustand unverändert sei. Zum Glück hatte seine Mutter ihm, bevor sie ging, die Tasche von Leni ihn die Hand gedrückt, so dass er jetzt Geld hatte, um sein Frühstück zu bezahlen. In der Hektik war er ohne Geld und Papiere aus dem Haus gegangen. Er kam sich allerdings etwas seltsam vor, als er in die Tasche seiner Frau griff, um den Geldbeutel rauszunehmen. Er hatte ihr immer ihre Privatsphäre gelassen, ebenso wie sie ihm seine. Auch in so kleinen Dingen. Es wäre ihm normalerweise nie in den Sinn gekommen, ihre Tasche zu öffnen.



Aber was war seit gestern Morgen schon normal?



Und Johannes tätigte noch einen Anruf. Seine Mutter hatte ihm nach seiner Ankunft in der Klinik die Visitenkarte einer Psychologin in die Hand gedrückt. Er war zunächst verwirrt, aber seine Mutter bestand darauf, denn sie war überzeugt davon, dass ihr Sohn jetzt professionelle Hilfe brauchte.



Leni hatte am vorherigen frühen Morgen, nachdem Johannes sich an ihr vergangen hatte, verfrühte Wehen bekommen. Da Johannes nicht da war und sie wegdrückte, als sie ihn anrufen wollte, rief sie in ihrer Verzweiflung ihre Freundin Sarah an. Sarah Fischer war Gynäkologin und wohnte in Lenis Heimatstadt Freiburg. Sie befahl ihr, sofort den Notarzt zu rufen, was Leni dann auch machte. Außerdem verständigte Sarah die Familie von Johannes, die auf einem Gutshof im Münsterland lebte, worauf die Mutter und Max sofort nach Leipzig fuhren. Ihre eigene Mutter wollte Leni nicht behelligen, da diese immer sofort in Panik verfiel und das konnte sie in dieser Situation absolut nicht gebrauchen.



Während der Untersuchung stellte der Gynäkologe fest, dass Leni Gewalt angetan worden war und da Leni das zuerst nicht zugeben wollte, schickte er die Psychologin zu ihr ans Bett. Dort war inzwischen auch schon ihre fassungslose Schwiegermutter eingetroffen. Susanne von Moeltenhoff hatte ihrer ersten Schwiegertochter nicht geglaubt, als die sich bei ihr über Johannes beklagt hatte und von Vergewaltigungen sprach. Umso entsetzter war sie, als sie erfuhr, was er mit Leni gemacht hatte. Sie konnte das absolut nicht verstehen, denn die beiden schienen doch so glücklich miteinander gewesen zu sein. Sie hatte ihren Sohn bisher nie so oft lächeln sehen. Leni schien ihn irgendwie verzaubert zu haben.



Die Psychologin hatte nach ihrem Gespräch mit Leni ihre Visitenkarte auf den Nachttisch gelegt, mit der Bitte, dass Leni und ihr Mann sich am besten gemeinsam bei ihr melden sollten. Einen Moment später war Leni dann mit einem Griff an ihren Kopf zusammengesackt. Während Leni sofort zum CT gebracht wurde, hatte Susanne Lenis Tasche, ihr Handy und die Visitenkarte an sich genommen, denn sie ahnte schon, dass es etwas Ernstes war und dass Leni nicht auf die Gynäkologie zurückgebracht werden würde.



Nach dem Frühstück ging Johannes zurück zur Intensivstation, wo er wieder eingekleidet wurde. Er verlangte den Arzt zu sprechen, aber der konnte ihm nichts Neues berichten. „Wir müssen abwarten Herr von Moeltenhoff, wir haben alles getan, was wir konnten“, sagte er seufzend. „Sie ist noch jung und bis auf die Schwangerschaft doch auch sehr fit und gesund, das sind schon mal gute Voraussetzungen“, fügte er beruhigend hinzu. „Gehen Sie nach Hause und schlafen Sie sich erst mal aus. Wir informieren Sie, sobald sich ihr Zustand verändert“, riet er Johannes.



Der schüttelte aber nur den Kopf. „Ich lasse meine Frau jetzt nicht wieder im Stich. Ich will bei ihr bleiben, bis sie wieder aufwacht.“



Der Arzt wurde jetzt etwas ungeduldig: „Hören Sie, das kann unter Umständen noch Tage dauern, wir rufen Sie ganz bestimmt an, bevor wir Ihre Frau aufwecken.“



„Ich möchte aber nicht, dass sie hier alleine ist“, beharrte Johannes störrisch und ging wieder in den durch große Glasscheiben abgetrennten Raum zu Leni. Dort setzte er sich ans Bett und beobachtete sie eingehend. Wäre dieser blöde Beatmungsschlauch nicht, dann würde sie richtig friedlich aussehen, dachte er. Er griff unter die Bettdecke und streichelte ihren Bauch, wie er es sonst zu Hause auch immer tat. Er wusste, dass sie das gern hatte. Er lächelte ein wenig, als er daran dachte, dass sie sich dann immer an ihn gekuschelt und wohlig geseufzt hatte. Wäre sie eine Katze gewesen, dann hätte sie sicher geschnurrt.



Ob es je wieder so harmonisch werden würde?



„Es tut mir leid, Sie können nicht zu Ihrer Schwiegertochter, die Infektionsgefahr ist viel zu hoch.“ Die Pflegerin versuchte alles, um Susanne von Moeltenhoff daran zu hindern, dass sie zu Leni in die Intensivstation ging.



„Aber ich bin doch gestern stundenlang an ihrem Bett gesessen, als sie noch auf der Gynäkologie lag, dann hätte ich sie ja gestern auch schon mit irgendwas anstecken können.“ Susanne gab nicht so schnell auf. „Außerdem muss mein Sohn mal nach Hause, um sich auszuschlafen.“



Die Pflegerin seufzte. „Gut ich frage nach, ob wir eine Ausnahme machen können. Aber eigentlich ist es auch nicht in Ordnung, dass Ihr Sohn die ganze Zeit dasitzt. Und wenn dann noch eine weitere Person da ist, das können wir momentan kaum verantworten.“ Die Stationsleiterin war dann auch nicht besonders erfreut über das Anliegen, gab schlussendlich aber ihr Einverständnis dazu, dass Susanne ihren Sohn ablöste. „Das scheint eine besonders hartnäckige Familie zu sein“, meinte sie zu der Pflegerin.



„Aber so was von“, bekräftigte diese. „Aber verständlich ist es doch schon, die sind so frisch verheiratet und freuen sich auf den Nachwuchs und dann passiert so was“, fügte sie verständnisvoll an und ging dann davon, um Susanne einzukleiden und zu Leni zu führen.



„So mein Junge, du gehst jetzt nach Hause und schläfst dich aus und ich bleibe so lange hier bei Leni. Max wartet draußen und fährt dich.“ Susanne ließ gar keine Widerrede aufkommen, sondern schob Johannes zur Tür. Der fügte sich fast widerspruchslos und trottete zum Ausgang, wo Max schon