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Klaus-Dill-Bilder

Der Künstler Klaus Dill (1922-2000) schuf neben zahlreichen Filmplakaten und Buchumschlägen auch eine ganze Reihe von Bildern zu den Werken Karl Mays. Meine unter dem Pseudonym Tomos Forrest erscheinenden Romane um die May’schen Helden dürfen damit ausgestattet werden und zeigen ein paar interessante Winnetou-Darstellungen.



Thomas Ostwald

Auch das ist Karl May (Ist das noch Karl May?).

Ein Bericht über Karl Mays Werke in Comics und Jugendmagazinen

Mit Recht wird der versierte May-Freund und Kenner fragen: „Ist es überhaupt möglich, Karl Mays Werke in Form von Comicstrips zu bringen?“ Ich möchte diese Frage mit einem vorsichtigen „Jein“ beantworten und versuchen, die Karl-May-Comics näher zu beschreiben.


Wie bei jedem Comic, so können sich auch die Herausgeber der Karl-May-Comics natürlich nur auf die Wiedergabe der spannendsten Episoden beschränken. Die Darstellungsform des Comics – Bild mit Sprechblase – bietet wenig Raum für einen überleitenden, erklärenden und damit ausführlichen Text. Versuche mit Comics, die nacheinander auf zwei Seiten Zeichnungen und zwei Seiten Text brachten, mussten alle nach kurzer Zeit wieder abgebrochen werden. Das Interesse der Jugendlichen wandte sich schnell wieder den in der gewohnten Art gemachten Heften zu. Dass Comics nicht unbedingt niveaulos sein müssen, haben Pädagogen, Psychologen und Soziologen inzwischen längst erkannt, und die Vorschriften und Einschränkungen von „Vater Staat“ sind inzwischen gelockert worden, so dass der Comic Markt in den letzten Jahren geradezu aufblühte. In Westdeutschland werden monatlich rund 12 Millionen Comics verkauft, und der Absatz nimmt noch immer zu. Während einzelne Verlage dazu übergegangen sind, die amerikanischen Sex und Horror Comics in deutscher Übersetzung herauszubringen, „Superman“ und „Die fantastischen Vier“ feiern fröhliche Urständ, schränken sich andere wieder ein, die ein Ende des Comic Booms befürchten. Das zeichnerisch sehr gut gestaltete Magazin „Zack“, das überwiegend ausländische Comic Serien bringt (darunter z.B. Lucky Luke), ist von wöchentlicher zu vierzehntägiger Erscheinungsweise übergegangen. Marktforscher haben festgestellt, dass das Taschengeld der Jugendlichen Überfordert wird und in Kürze mit einem Verkaufsrückgang auf dem Comic-Markt zu rechnen sei. Trotzdem erscheinen ständig neue Serien, die Titelschutzanzeigen künden regelmäßig von neuen Plänen.

Bei dem kometenhaften Anstieg des Interesses an guten Comicheften konnte es nicht ausbleiben, dass ein so zugkräftiger Name wie Karl May eines Tages auch auf einem Comicheft erscheinen musste. Schon in den Jahren 1950-60 hatten die Bilderdienste der Zigaretten und Margarinefirmen mit Sammelbildchen und dazu gehörenden Alben geworben. Auch hier waren natürlich nur Bruchstücke aus Mays Werk wiedergegeben. Oft überstieg der zum Bild gehörende Text kaum das Maß einer Achtelseite oder beschränkte sich gar nur auf eine Bildunterschrift. Diese Serien waten auch keine Comicstrips, die Bilder zeigten nur einzelne Szenen, dazu kam im Album die Erklärung. Nachdem jedoch 1962 die Urheberschutzfrist für die zu Lebzeiten erschienenen Werke Karl Mays abgelaufen war, begann eine „wahre Flut“ von Karl-May-Neuausgaben zu erscheinen. Damit waren auch die ersten Karl-May-Comics auf dem Markt. Leider lässt sich bei vielen nicht mehr das genaue Erscheinungsdatum ermitteln, weil die Hefte ohne weitere Hinweise darauf erschienen. Man kann wohl davon ausgehen, dass die nachfolgend erwähnten Serien alle kurz hintereinander herauskamen und zum Teil sogar parallel auf dem Markt waren. Eine Sonderstellung nehmen hier noch die „Karl-May-Romane“ ein, die ebenfalls erwähnt werden müssen. Ab 1.9.1961 erschienen im Moewig-Verlag wöchentlich Hefte in Art und Aufmachung der üblichen Westernhefte, wie z.B. „Tom Prox“ oder „Billy Jenkins“. Die Texte fußten offensichtlich auf der Ausgabe des Karl-May-Verlages Bamberg, waren aber vermutlich noch einmal überarbeitet worden. Jedes Heft enthielt Zeichnungen von D. Douglas und eine Kartenskizze, die den Ort der Handlung verdeutlichen sollte. Die Zeichnungen sind von unterschiedlicher Qualität, größtenteils jedoch recht gut gemacht und unterscheiden sich zumindest von vielen heutigen Comics auf angenehm erträgliche Weise durch ihren Schwarz-Weiß-Charakter, der den Eindruck einer Buchillustration zulässt. Die „Karl-May-Romane“ brachten in Fortsetzungen u.a. den „Schatz im Silbersee“ und den „Ölprinz“. Ebenfalls in Fortsetzungen erschien ein „echter“ Comicstrip im Kauka-Verlag. Die auflagenstarke Zeitschrift „Fix und Foxi“ brachte „Winnetou I und II“ und „Durch die Wüste“. Die Strips kamen zu einem Zeitpunkt auf den Markt, als das Interesse an Karl May (wieder) neu erwachte. Die ersten Karl-May-Filme, kaum anders gemacht als die meisten Comicstrips (beiden liegt bestenfalls noch ein May’scher „Bodensatz“ zugrunde), lockten Kinder und Jugendliche scharenweise in die Kinos. Und die Comics aus dem Hause Kauka wurden ebenfalls ein großer Erfolg. Nachdem die Winnetou-Serie abgeschlossen war, erschien der Band „Winnetou I“ noch einmal als Sonderheft. Außerdem brachte der Verlag eine Hörspielplatte mit „Winnetous Tod“ heraus, in tragisch-ergreifender Weise und mit schaurig-schönem Siedlergesang in Szene gesetzt, leider ist das Ganze nicht ohne rührselige Züge.

„Fix und Foxis“ größter Konkurrent, die „Micky Maus“, konnte hier natürlich nicht untätig zusehen. Ebenfalls in Fortsetzungs-Form erschien hier „Der Schut“, allerdings als „Foto-Roman“ nach dem gerade fertiggestellten Film. Jetzt war es auch Zeit für eine Karl-May-Zeitung, fand man im Lehning Verlag, Hannover, und der Erfolg gab ihm schnell recht. Dieser Verlag hatte sich bereits einen gewissen Teil des Marktes mit seinen Sigurd-, Akim- und Nick-Heften erobert. Nun erschien „Winnetou“, die erste Karl-May-Comic-Zeitung. Diese Serie hob sich von den üblichen Wild-West-Serien, wie „Buffalo Bill* oder „Kit Carson“, durch gute Zeichnungen und sorgfältig gestalteten Text deutlich ab. Zudem bemühte man sich, diese Comic-Serie zu einer Art Indianer-Magazin auszubauen. Der Herausgeber und Zeichner Helmut Nickel sorgte für Informationen über Indianerstämme, Sitten und Gebräuche und gab eine objektive Darstellung von Indianerschlachten. Nach dem Erfolg der „Winnetou“-Serie, die bald ein verbessertes Umschlagbild erhielt, ging man dazu über, auch die „Wüsten-Abenteuer“ als Comics zu bringen, diesmal unter dem Titel „Karl May. Kara ben Nemsi“. Waren vorher in den Heften meistens zwei Geschichten nach Karl May und eine andere „Wild-West-Geschichte“ enthalten, so wurde in dieser neuen Serie noch ein Textteil mit Karl-May-Szenen (z.B. aus „Kapitän Kaiman“) angefügt. Zu Beginn der siebziger Jahre stellte der Verlag jedoch seine Tätigkeit ein, nachdem das Winnetou-Heft eine Zeitlang wieder allein erschienen war und ein im Mittelteil gestalteter ausführlicher Bericht über Indianerstämme zahlreiche neue Leser gewinnen sollte.

Eine Zeitlang wurde es still um die Karl-May-Comics, das Interesse war wieder abgeflaut, neue Serien mit anderen Themen und Gestalten kamen auf den Markt und zogen die jugendlichen Leser an. Aufwendigere Bild und Textgestaltung, informative Berichte über Technik und Naturwissenschaft, sowie Rennfahrer-Comics (wie Michael Vaillant) lösten die Karl-May-Geschichten ab. 1973 unternahm jedoch der Moewig/PabelVerlag, der 1961 mit den Karl-May-Heftromanen hervorgetreten war, wieder einen neuen Anlauf. Es erschienen jedoch nur zwei Karl-May-Comics in der Reihe „Super“: „Der Sohn des Bärenjägers“ und „Der Geist des Llano Estacado“. Juan Arranz’ Zeichnungen entsprachen der inzwischen üblich gewordenen Darstellung der Western Comics, grellbunte Farben, wilde Kampf und Verfolgungsszenen, die in jeden 08/15-Western gepasst hätten und mit Karl Mays Werken nur noch wenig gemeinsam hatten. Inzwischen ist dieser Zeichner, der auch zugleich die Texte gestaltete, wieder aktiv geworden. Seit Januar 1975 erscheint eine neue Taschenbuchreihe im Gevacur-Verlag, „Karl May extra“.

Ab Mitte 1973 begann auch der Bastei-Verlag mit Serien wie „Buffalo Bill“, „Lasso“, „Marco Polo“ und reinen Kinderserien wie „Felix“ schon eine ganze Zeit auf dem Comic-Markt tätig, Karl-May-Episoden als Comics herauszubringen. Innerhalb der Taschenbuchreihe „Das fröhliche Feuerwerk“ erschienen Szenen aus den Bänden 1 bis 6 (Wüste-Schut), Winnetou I und II sowie Old Surehand I und II. Auch diese Comics sind anspruchslos und oft ohne rechten Zusammenhalt. Die Bilder sind, wie auch in „Karl-May-extra“ praktisch einfarbig, wenn auch in einem rötlich-orange gefärbten Bild. In dieser Aufzählung sollten auch nicht die kleinen Heftchen des Pestalozzi-Verlages fehlen, die dieser gemeinsam mit dem Karl-May-Verlag, Bamberg, unter dem Titel „Karl May in Wort und Bild“ herausbrachte. Es handelte sich dabei jedoch nicht um Comics, sondern in der gleichen Art wie in den Zigarettenalben, um kurzgefasste May-Texte und einige Bilder von H. Osthoff.


Im Grunde genommen müssen die Comic-Hersteller mit den gleichen Schwierigkeiten kämpfen, wie die Hörspiel-Autoren der Karl-May-Schallplatten. Gefordert werden spannende, gut verkäufliche Texte auf einem Minimum an Raum. Dass dies nicht immer möglich ist und dabei das Originalwerk leiden muss, ist eigentlich verständlich, aber nicht immer notwendig. Der Lehning Verlag bewies, dass gute Karl-May-Comics durchaus „machbar“ sind, während die neuen May-Serien kaum mehr verdienen, den Namen des Autors zu tragen. Die Zeichner liefern billige Dutzendware, stoppeln lustlos einen Text zusammen, der ebenso gut aus jedem anderen sogenannten „Western“ stammen könnte, und setzen Karl Mays zugkräftigen Namen darunter. Nun wird vielleicht der Leser einwenden, dass diese Comics nur von Kindern gelesen werden, die kurzfristige Unterhaltung wünschen. Das mag wohl stimmen, aber dennoch nicht den Kern der Sache treffen. Früher hatte man angenommen, dass Kinder, die Comics lesen, nie oder kaum einmal ein Buch in die Hand nehmen. Inzwischen weiß man, dass das nicht zutrifft, und spätestens seit Asterix’ Auftreten in Deutschland geben auch Erwachsene zu, dass sie hin und wieder einen Comic lesen. Deshalb ist es gut denkbar, dass Kinder und Jugendliche eine völlig falsche Vorstellung von Karl Mays Werken bekommen, wenn sie zuerst die Comic Fassung kennenlernen. Es ist in meiner buchhändlerischen Praxis tatsächlich vorgekommen, dass solche Kinder die „grünen Bände“ enttäuscht nach Bildern durchsucht haben oder nach kurzem Anlesen mir etwas von „langweilig“ vorbrummelten und davongingen. Keineswegs will ich damit eine Abwertung des Comics allgemein aussprechen, sondern sagen, dass ich es für wünschenswert halte, wenn die Comics allgemein und die Karl-May-Comics im Besonderen besser durchgestaltet werden. Die „Illustrierten Klassiker“, in den 60er Jahren erschienen, bewiesen, dass es durchaus möglich ist, „klassische Texte“, wie z.B. den „Hamlet“ oder den „Faust“ oder was auch immer, Comic- und kindgerecht zu produzieren. Das Magazin „Zack“ beweist, dass es durchaus gut gemachte Abenteuer-Serien gibt, die auch manchen Erwachsenen ansprechen.

 

Die verschiedenen Bild- und Comic-Ausgaben der Werke Karl Mays sind jedoch so zahlreich, dass wir hier keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben können. Oft erschienen in illustrierten Zeitschriften und Magazinen Film-Foto-Serien, die auf Grund der Fernsehwiederholungen der letzten Zeit teilweise eine Renaissance erlebten. So brachte der Eikon-Verlag Bildserien aus dem „Ölprinz-“ und dem „Kurdistan-“Film in „Wundertüten“ (weil man beim Kauf nicht sehen konnte, welche Bilder sie enthielten), unter dem Titel „Auf Leben und Tod. Auf den Spuren Karl Mays“, heraus. In der Art der bereits bewährten Zigaretten- und Margarine-Bilder gemacht, konnten diese Serien gesammelt und in ein entsprechendes Album mit Kurztext eingeklebt werden. Ebenfalls noch zu erwähnen ist die Romanheft-Serie „Karl May Abenteuer“ aus dem Weiden-Verlag, die ähnlich wie die Reihe aus dem Moewig-Verlag regelmäßig erschien und sich von der Aufmachung her kaum von den üblichen „Wild-West-Romanen“ unterschied.

Zusammenfassend darf man wohl sagen: Auf dem Comic- und Heftroman-Markt wenig Interessantes für den Karl-May-Freund, wenn man einmal von der Serie des Lehning-Verlages absieht. Es ergab sich wohl bei den Herausgebern fast von selbst, dass nur die bekanntesten Erzählungen Mays „herhalten“ mussten, wie etwa „Der Schatz im Silbersee“, „Der Ölprinz“, die Winnetou Erzählungen und die ersten sechs Bände der Gesammelten Werke. Man versprach sich von diesen Titeln wohl einen größeren Absatz, denn sie waren doch den meisten Kindern und Jugendlichen (zumindest vom Titel oder den „Haupthelden“ Winnetou und Old Shatterhand her) vertraut. Dazu kam, dass die bekanntesten May-Figuren in ihnen auftraten, lange zusätzliche Erklärungen konnte man sich also sparen. Bedauerlich eben nur, dass – besonders bei den meisten Comics – so wenig „Karl May“ übriggeblieben ist und so viel „Action“ wie möglich hineingedrängt wurde.

Bleibt abzuwarten, wie lange sich die neue Taschenbuchreihe „Karl May Extra“ auf dem Markt halten wird.


Werner G. Schmidtke

Für Deutschland um die Welt – Die Abenteuer des „RoIf Torring“

Dieser Tage (Oktober 1975) erschienen im Lentz-Verlag, München, als Nachdruck-Sammelband die eisten fünf Hefte der alten Rolf-Torring-Serie; vielleicht Grund zu einigen Gedanken über diese deutsche Heftroman-Figur, die zweifellos über lange Jahre hinweg zu den markantesten Gestalten unter den Kiosk-Abenteuern zählte.

Angefangen hatte es einst im Jahre 1930, als das Berliner ‚Neue Verlagshaus für Volksliteratur‘ eine Heft-Reihe begann, die sich ‚Rolf Torrings Abenteuer‘ nannte, und die den Leser – im Unterschied zum herkömmlichen Kriminal- oder Wildwestheft – in Regionen führte, die ob ihrer damals nur halbbekannten Eigentümlichkeiten am ehesten Symbolbegriff für abenteuerliche Geschehnisse, für geheimnisvolle Begebenheiten unter Wildnis-Vorzeichen werden konnten. Die neue Serie jedenfalls brachte ihre wohl meist jugendlichen Freunde ins Innere Schwarzafrikas, nach Südamerika, in die Südsee und die Inselwelt von Niederländisch-Indien, nach Australien wie den US-amerikanischen Westen. Phantasiestimulierend war sicher auch die in den ersten Erscheinungsjahren auf der Umschlagrückseite der 64seitigen Hefte gebrachte ‚Reiseroute‘, die zum gedanklichen Nachvollzug des Weges einlud, den die Helden für ihr Publikum durch die Unwirtlichkeit zogen.

Die ‚Helden‘, das waren laut Verlagsaussage die ehemaligen Kampfflieger Rolf Torring und Hans Warren (der als freundschaftlicher Biograph in der ‚Ich‘-Form erzählte), sowie deren schwarzer Begleiter ‚Pongo‘, der durch überragende Kräfte und nimmermüden Optimismus (‚Massa ganz ruhig sein, Pongo schon machen…‘) in Erinnerung blieb. Der riesige Neger war denn auch öfter Retter in der Not, seine bedingungslose Treue erfuhr ihr Denkmal in der Ausgabe von ‚Pongo-Anstecknadeln‘ für ebenso treue Leser.

Geschrieben wurden die Geschichten der ‚Torring-Serie‘ zunächst ausschließlich von Wilhelm Reinhard, und zwar bis zu Heft Nr. 307 unter Pseudonym Hans Warren, und von Nr. 308 bis 312 als Hans Warren-Holm (wegen des Einspruchs eines wirklichen Hans Warren). Ab Nr. 313 bis zum Schlussband Nr. 444 (in dem wohl eine Ausgabe 445 noch angekündigt wurde, doch ist deren Erscheinen fraglich) kamen neben Wilhelm Reinhard (dann als ‚Peter Carr‘) auch andere Autoren zum Zuge, und zwar: Willy Dehn, Rudolf König, Wilhelm Franz (d.i. Nikolaus v. Dreyse), Hanns Zomack, Robert Storr (d J. Anton J. Maly), Hans Reinhard, Ingo Manfred (di. Walter de Planque), Adrian Mohr.

Durch die Hinzuziehung neuer Verfasser löste sich naturgemäß die Dichte der bisherigen Handlungsführung, wurde aus einem kontinuierlichen Reiseweg ein mehr oder weniger sprunghaftes Geschehen. In der Parallel-Reihe ‚Jörn Farrow’s U-Boot-Abenteuer‘ – mit der Torring-Reihe durch mehrere Treffen der Titelheldengruppen vom Verlag aus verzahnt – verlief die Autorenentwicklung identisch. Im Gegensatz zu Torring waren die ‚Farrow‘ – Geschichten allerdings in der dritten Person erzählt.

Als bei Kriegsbeginn im September 1939 neben den meisten anderen Heftromanreihen auch die Torring-Serie angehalten werden musste, war man also bis zur Ausgabe 444 (möglicherweise auch 445) gelangt. Trotzdem – und das macht heutigen ernsthaften Sammlern einige Sorgen – gab es eine höhere Anzahl von Torring-Abenteuern als die letzte Bandnummer es ausweist, weil im Rahmen von Nachdrucken ausverkaufter Ausgaben (etwa zwischen 1936/38) einige Hefte mit stark verändertem oder sogar völlig neuem Text erschienen; zum Teil unter den alten Titeln, jedoch auch mit anderer Kopfzeile. Bei den Heften 6, 7 und 8 soll das auf Grund ursprünglicher Schilderungen von Kolonialgeschehen in Besitzungen unter französischer Kontrolle geschehen sein; welche Gründe die Änderungen der Torring-Ausgaben 28,45,47,49,58,84, 92, 102, 114,149, 150,162,209 und 214 hatten, lässt sich heute kaum noch feststellen. Außerdem kann der interessiert Schürfende heutzutage auch nur das vergleichen, was er im Doppeltext vorliegen hat, so dass weitere Textvariationen denkbar bleiben.

Analog der Textveränderungen erfuhren auch einige Umschlagbilder im Zuge von Neuauflagen geringfügige Retuschen, aber das dürfte wohl nur dem spezialisierten Sammler bemerkenswert sein. Die Bildgestaltung selbst – im Torring’schen Braun/Beige – war bis auf wenige Ausnahmen von ausgezeichneter Qualität. Die abenteuerlichen Szenen, oft mit prächtigen Tierdarstellungen, beeindruckten durch die Akribie ihrer Linienführung, die sichere perspektivische Sicht. Das matte Braun des Druckes brachte zusätzlich eine gewisse Wärme, unterstützt durch ein leichtes Verschwimmen der Konturen. Das Äußere der Torring-Hefte, so wie es sich in den Jahren 1930 bis 1939 präsentierte, war jedenfalls absolut positiv zu werten.

Ähnliches kann vom Text her eigentlich nur vom Frühteil der Reihe gesagt werden; im Rahmen seiner ca. 300 meisten Torring-Erzählungen gelang es Wilhelm Reinhard ganz vorzüglich, ein abenteuerbuntes Bild ferner Länder und Menschen zu weben, verstärkt und gebunden natürlich durch die fiktive Klammer einer sich fortsetzenden Reise, die lediglich ständige Unterbrechungen beim Bestehen der jeweiligen Abenteuer erfuhr. Da W. Reinhard auch sprachlich und gedanklich Ansprechendes zu bieten hatte, wuchs die frühe Torring-Serie zu einer unterhaltungsvergnüglichen Geschehnis-Schnur, wehte in ihr das Aroma einer lockenden Ungebundenheit. Spätere Autoren, zumeist erzählerisch schwächer und nicht immer konzeptidentisch, verwischten dann dieses geschlossene Bild.

Die einstige Beliebtheit des Begriffes ‚Rolf Torring‘, der fortwirkende Erinnerungswert, führten 1951 zum Neubeginn der Serie. Das ‚Neue Verlagshaus für Volksliteratur“ (jetzt Bad Pyrmont) gab in ähnlicher Aufmachung und geringfügiger Überarbeitung die Texte der Vorkriegs-Torringserie nochmals heraus, ebenso wie die der Schwester-Reihe Jörn Farrow“. Diese Torring-Generation lief jedoch unter den alten Vorgaben nur bis zur Nr. 193 (Farrow bis Nr. 166), dann glich man das Konzept und das Format den zeitgenössischen Serien an. Als Torring schließlich (1960) von Pabel gedruckt und ausgeliefert wurde, war er in Aussehen und Inhalt für seine früheren Freunde längst nicht mehr ‚ihr‘ alter Held. Das letzte Nachkriegsheft war die Ausgabe Nr. 273 (Farrow 241).

Der Vollständigkeit halber seien auch jene Torring-Ausgaben erwähnt, die nach dem Kriege – wie man hören kann, ohne Wissen der Lizenzträger – erschienen sind: das waren einmal die Hefte des Interlit-Verlages/Wien, als ‚Rolf Torring‘ firmierend, und 1951 herausgegeben. Allem Anschein nach gab es nur wenige Ausgaben, die überdies im Text keine Bezüge zur Vorkriegsserie hatten, in Format und Aufmachung den üblichen Nachkriegsreihen (DIN A 5) glichen.

Echte Nachdrucke dagegen veröffentlichte der Schweizerische Kommissionsverlag Adam Alt Olten (später: ‚Neuer Verlag Ascona‘) in den Jahren 1948 bis etwa 1955. Die höchste mir bekannt gewordene Ausgabe Nr. dieser Serie ist 200. Abweichendes Merkmal dieses ‚Schweizer Torring‘ war die wechselnde Farbgebung ihrer Bildumschläge.

Der Statistik zuliebe seien auch die Preise der verschiedenen Torring-Serien notiert: die deutsche Vorkriegsreihe kostete pro Heft 20 Pfennige, die entsprechende Nachkriegsserie 40 bis 60 Pfg. Die österreichischen Torring notierten zu 1,80 und 2 öS, während schließlich die Schweizer Hefte um 60 Rp. zu haben waren.

Über die Auflagenhöhe der Urausgabe waren nur differierende Angaben zu bekommen, die zwischen 100.000 und 500.000 Exemplaren pro Woche lagen.

Nicht vergessen werden sollte aber bei so viel Reminiszenz der Rolf Torring Film, im Jahre 1965 von der Constantin-Film mit Außenaufnahmen in Bangkok gedreht. Er kam unter dem Titel ‚Der Fluch des schwarzen Rubin‘ in die deutschen Kinos, doch war sein Erfolg wohl nicht dergestalt, um weitere Streifen nachziehen zu können. Die Titelfiguren Torring und Warren wurden hier von Thomas Adler bzw. Peter Carsten verkörpert.

Jetzt also, anno 75, der eingangs erwähnte ‚Lentz-Nachdruck’, der dem so oft rekapitulierten Namen und Begriff ‚Rolf Torring‘ eine weitere Variante anfügte, höchstwahrscheinlich doch im Zuge allgemeiner Nostalgie-Seligkeit. Dabei müssen dann allerdings auch jene Negativpunkte genannt werden, die manchen erinnerungsfroh nach dem Bande Greifenden enttäuscht haben werden. Das ist einmal der Verzicht auf die so typischen Bilder, die einst zu großem Teil von Professor Roloff gestaltet worden waren, das ist zum anderen der Fortfall des Fraktur-Satzes, den man allerdings – bis auf die vier Wiener Neudrucke – in allen Nachkriegsausgaben vergeblich sucht. Aber so ist das nun mal mit dem Freudenbecher, der meist durch die Essenz einer Träne getrübt wird. Registrieren wir immerhin, dass seit fast einem halben Jahrhundert ein Deutscher namens Rolf Torring durch die Welt zieht und den Bedrängten Stirn und Faust leiht, dass sein bescheidener Freund Hans Warren in aberhundert Heften einem sicher faszinierten Leserpublikum (das diese Reisen schließlich ‚bezahlen‘ musste) davon berichtet und dass endlich – wenn wirklich einmal alle Stricke reißen sollten – ein unverwüstlicher ‚Pongo‘ empfiehlt: …Massa ganz ruhig sein… Ist es bei so viel Optimismus eigentlich noch

 

verwunderlich, dass der Name ‚Rolf Torring‘ nun schon der dritten Lesergeneration präsentiert wird und allem Anschein nach drauf und dran ist, zeitlos zu werden?

Ergänzende Angaben:

Rolf Torring’s Abenteuer: Das Gespenst im Urwald. Lentz-Verlag. 250 Seiten. Der Band enthält die Geschichten: Das Gespenst im Urwald, Chinesische Ränke, Gelbe Haie, Im Todessumpf, Kämpfe im Urwald. Der Band ist, wie auch die später folgenden, kleinformatigen Taschenbuchbände, nicht mehr lieferbar.

Nachtrag:

Zur Entstehungszeit des obigen Artikels von Werner G. Schmidtke konnte ich nicht ahnen, dass ich einmal mehr als 80 Erzählungen der Vorkriegsserie schreiben würde und mit der laufenden Nummer 534 die Serie zu einem glaubwürdigen Abschluss bringen sollte: „Die Inseln der Glückseligkeit“ heißt der letzte Band, in dem die Abenteurer nun zur Ruhe kommen. Ein glücklicher Umstand war es für mich, dass der Künstler Wolfgang Grasse mir einen großen Teil der Umschlagbilder im alten Stil zeichnete.