Private Security

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Private Security
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Thomas GAST

Private Security

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Einige häufig vorkommende Begriffe und ihre Erklärung

Es sagten

Hinweis für den Leser

Mit dem Instinkt des Jägers

Der ganz normale Wahnsinn

Erfahrung, Instinkt und Mut

An Irak vorbei und doch mitten drin

Blitz, Donner und Bill Gates in Saudi-Arabien

License to kill?

London - Jerusalem

Haiti. Voodoo, Kriminalität und Korruption

Begegnung mit einem Killer

Raus aus dem Hexenkessel

Ein Hauch von Ṣalâḥ ad-Dîn. Wieder Israel

Ramstein, Landstuhl, Obama und andere Horizonte.

Fast Afghanistan. Expertentreff in München

Deutsche Polizisten am Hindukusch

Jemen. Mein künftiger Einsatzort im Griff von Al-Qaida

Einsatz gegen Piraten vor der Küste Somalias

Ich bin dann mal weg. Mein Resümee?

Anhang Eins. Die Eskalation. Was tun bei einem Piratenangriff?

Anhang Zwei. Das Team in Sachen Ship Security?

Das Netzwerk Legion

Quellen

Lesetipp

Cover

Impressum

Impressum neobooks

Einige häufig vorkommende Begriffe und ihre Erklärung

Private Security

Thomas Gast

ADJUDANT - Dienstgrad Hauptfeldwebel.

ADJUDANT-Chef - Dienstgrad Stabsfeldwebel.

AMF - Aide Moniteur Forêt / Hilfsausbilder Urwald.

AQAP - Al-Qaida auf der arabischen Halbinsel.

ASG - Area Support Group.

AFDL - Allianz Demokratischer Kräfte zur Befreiung Kongos.

AUDIT - Im Qualitätsmanagement übliche Untersuchung um herauszufinden ob gewisse Prozesse den Anforderungen genügen.

CD - Corps Diplomatique / Diplomatisches Korps.

CEO - Chief Executive Officer /Geschäftsführer oder Generaldirektor.

COMPOUND - Beschützter Wohnkomplex. Die meisten Compounds auf der arabischen Halbinsel oder anderswo im Nahen- oder Mittleren Osten sind schwer bewacht. Hohe Mauern, Stacheldrahtverhaue, Maschinengewehre, Sandsäcke und Fahrzeugsperren, dazu rund um die Uhr schwer bewaffnete Regierungssoldaten. Das ist das alltägliche Bild. Die Attentate auf die im Buch beschriebenen Compounds in Riad im Jahre 2003, forderten 35 Tote. 160 wurden verletzt. Bereits im Jahr 1996 wurde in Khobar ein ähnliches Attentat durchgeführt, nämlich auf die Khobar Tower in der gleichnamigen Stadt. Neunzehn US-Bürger kamen dabei ums Leben. Inspiriert durch diese Attentate entstand im Jahr 2007 der Film Kingdom (Operation Kingdom) mit Jamie Foxx in der Hauptrolle.

CDI - Contrat à durée indéterminée - unbefristeter Vollzeitvertrag.

CPT - Close Protection Team.

CRG - Control-Risks Group.

CSO - Company Security Officer.

CV - Curriculum Vitae - Lebenslauf.

DRESSCODE - Kleiderordnung.

DQ - Diplomatic Quarter – Diplomatisches Viertel.

EC - Europäische Kommission.

EOD - Explosive Ordnance Disposal – ähnlich Kampfmittelbeseitigung.

FLOATING ARMOURY - Schwimmende Waffenkammer.

HAMAS - Zweig der Muslimbrüderschaft. Die Hamas regiert den Gazastreifen seit dem Kampf um Gaza im Juni 2007. Die Mitglieder der Hamas werden von einigen Staaten als Freiheitskämpfer betitelt, von den meisten aber als terroristische Vereinigung abgetan.

HQ - Hauptquartier.

HRA - High Risk Area. Die HRA ist die Zone, die geografisch innerhalb folgender Begrenzungen liegt: Nördliche Grenze Rotes Meer: 15°N.

Nördliche Grenze Golf von Oman: 22°N. Östliche Grenze: 065°E.

Südliche Grenze: 05°S. Stand 01.12.2015.

HSE - Health and Safety.

IDF - Israel Defense Forces / israelische Verteidigungsstreitkräfte.

IPOA - International Peace Operations Association. Dachverband von vornehmlich amerikanischen Dienstleistern in Sachen Private Security.

IED - Improvised Explosive Device.

KSK - Kommando Spezialkräfte - Spezialkräfteverband des Heeres.

KNOTEN - Ein Knoten entspricht der Geschwindigkeit einer Seemeile (1,852 KM) pro Stunde.

KSA - Kingdom of Saudi Arabia.

LNG - Liquefied Natural Gas. LNG ist durch Tiefkühlen verflüssigtes Erdgas. Bei -162° Celsius wird das Gas flüssig und verringert dabei sein Volumen um das 600-fache. In LNG Tankern kann es so rund um den Globus transportiert werden.

LOCALS - Einheimische.

LRAD - Long Range Acoustic Device. Schallkanone.

MAÎTRE DE TIR - Als Maître de tir bezeichnete man den Schießmeister. Das ist ein Level höher als der gewöhnliche Schießlehrer.

MINUSTAH - United Nations Stabilization Mission in Haiti.

MSCHOA - Maritime Security Centre Horn of Africa.

MSO - Maritime Security Officer.

MUSTERPOINT - Örtlich definierter Sammelpunkt an dem sich Schiffscrew und Passagiere im Notfall treffen.

NAVY SEALs - Sea, Air, Land – See, Luft, Land. Die SEALs gelten als härteste Elite-Soldaten der Welt.

PCASP - Privately Contracted Armed Security Personnel.

PINARD – Umgangssprachlich für Rotwein.

PFSO - Port Facility Security Officer.

PLO - Palästinensische Befreiungsorganisation.

PMC - Private Military Company. Militär- und Sicherheitsdienstleister auch Private Militär Sicherheitsfirma, (PMS).

PMSC - Private Maritime Security Companies - Private Sicherheitsdienste auf See. Der Akzent liegt auf dem Wort Maritime (maritim, zur See gehörend). Nicht zu verwechseln mit dem ebenfalls existierenden (im Buch nicht erwähnten) Begriff - Private Military and Security Company.

PNH - Police Nationale d'Haiti. Haitis Nationalpolizei.

PPO - Personal Protection Officer.

PSC - Private Security Company. Private Sicherheitsfirma.

PTBS - Posttraumatische Belastungsstörung.

RoE - Rules of Engagement. Richtlinien für den Einsatz von Gewalt.

RUF - Rules for the Use of Force. RUFs sind, wie auch die ROEs, Einsatzrichtlinien. Der offensive Charakter jedoch entfällt. Piraterie ist ein krimineller Akt, dem mit den zur ausschließlichen Verteidigung notwendigen RUFs, festgelegt im ´International Code of Conduct` für Sicherheitsfirmen begegnet wird.

RSO - Regional Security Officer. Regionaler Sicherheitsbeauftragter.

RST - Residential Security Team.

SAS - Special Air Service. Spezialeinheit der British Army.

SBS - Special Boat Service, (Royal Marines). Maritime Spezialeinheit der Streitkräfte des Vereinigten Königreichs.

SAFE ROOM - Panikraum. Es handelt sich um einen, gegen ein gewaltsames Eindringen geschützten, besonderen Raum innerhalb des Schiffes.

SERGENT - Dienstgrad Unteroffizier.

SERGENT-Chef - Dienstgrad Feldwebel.

SIA - Security Industry Authority. Wer für eine britische Firma in Sachen Private Security arbeiten möchte, benötigt ein SIA Diplom.

SKIFF - Kleine, wendige Angriffsboote. Sie eignen sich hervorragend für die Überfälle der somalischen Piraten.

 

SOP - Standard Operating Procedures. Es handelt sich um eine gewisse Standardvorgehensweise. SOPs sind die Bibel für alle Sicherheitsangestellten. Sie geben einzuhaltende Richtlinien vor und definieren den kollektiven Auftrag ebenso wie sie die Rolle und die Aufgaben des einzelnen festlegen. Wer macht was, wann, mit welchen Mitteln in welchem Zeitfenster. Äußerst detailfreudig, können / müssen sie, wenn der Auftrag Veränderungen mit sich bringt, neu definiert werden. Jeder im Team sollte die SOPs gelesen, verstanden und unterschrieben haben. Ein Abweichen von den SOPs ist ein Kündigungsgrund.

SSO - Ship Security Officer.

STCW95 - Standards of Training, Certification and Watchkeeping - Internationale Übereinkommen über Normen für die Ausbildung, die Erteilung von Befähigungszeugnissen und den Wachdienst von Seeleuten.

TONFA - Schlagstock oder Mehrzweckeinsatzstock, (MES).

UKMTO - United Kingdom Maritime Trade Operations. Im Falle eines Piratenangriffs ist die UKMTO die Verbindungsstelle zwischen den Handelsschiffen und den in der Region stationierten Streitkräften und somit der erste Ansprechpartner.

URG - Unity Resources Group.

URNA - Útvar rychlého nasazení Policie ČR. Tschechische Polizeieinheit für Terrorismusbekämpfung.

VIGIPIRATE - Französischer Antiterrorplan synchronisiert mit der Anti-Terror Opération Sentinelle.

YLNG - Yemen Liquefied Natural Gas.

2. REP - Fallschirmjägerregiment der Legion. Wenn Frankreich seine Elite schickt, schickt sie die Fremdenlegion. Und wenn die Legion ihre Elite schickt, schickt sie das 2. REP.

24/7 - Auch twentyfourseven. Die Abkürzung 24/7 bezeichnet die ständige Bereitschaft.

3. REI - 3. Régiment étranger d'infanterie. Regiment, aus dem die Dschungelkämpfer der Legion hervorgehen.

Es sagten

„Spielen Sie die Bösen gegeneinander aus. Teilen Sie sie. Die Sicherheit unserer Erde hängt davon ab. Schüren Sie Krieg zwischen ihnen (den Bösen) oder Sie werden niemals Frieden haben.“ (Jean de La Fontaine).

„Freiheit ist die unverzichtbare Garantie der Sicherheit oder auch nur des Gefühls von Sicherheit.“ (Charles de Montesquieu).

„Freiheit stirbt mit Sicherheit.“ (Tucholsky).

„Unsere Philosophie bezüglich der Bewaffnung von Männern der Private Security ist vom Negativbeispiel der USA leider verzerrt.“ (Tibor Vass).

Hinweis für den Leser

Das Thema Private Security ist breit und vielfältig, konzentriert sich aber essenziell um sogenannte PMCs oder PSCs. Es ist nicht meine Absicht ein zusammenhängendes Bild der Private Military Companies - auch Private Military Contractors, zu entwerfen. Darüber gibt es in der einschlägigen Literatur genug Bücher und Dissertationen. Aber es muss kurz darüber geredet werden. In erster Linie und vor allem geht es mir um private, nicht militärische Sicherheitsfirmen. Um PSCs oder PMSCs also (die Definitionen finden sich jeweils am Anfang des Buches), insbesondere um meine ganz persönlichen Erfahrungen damit. Es gibt in Deutschland nur eine Handvoll Männer, die im Ausland unter Vertrag ausländischer

privater Sicherheitsfirmen arbeiten. Gleich noch weniger sind es, die davon erzählen. Weil es ein Tabu ist. Das vorliegende Buch bricht dieses Tabu. Aufgrund einiger Ausschreitungen von PMCs und deren Angestellten, Ausschreitungen die geprägt waren von Exzessen, von Maßlosigkeit und von Inkompetenz - siehe die beiden Fallbeispiele von Blackwater, wird die gesamte Branche verunglimpft, in ein schräges Licht gezerrt, ja geradezu ´kriminalisiert`. Der Schaden, den diese Exzesse der Sicherheitsindustrie zufügen, ist enorm. Die Medien schlachten jeden Fauxpas gnadenlos aus, setzen den im Ausland, in Sachen ´Security` tätigen Angestellten das Söldnerkrönchen auf. Zu Unrecht, wie ich meine, denn neunzig Prozent aller privater Sicherheitsfirmen, egal welcher Zuordnung, PMC oder PSC, arbeiten korrekt, transparent, der Sache dienend. Dass manche Sachen per se falsch sind, darüber müssen wir keine Diskussion vom Zaun brechen. Auch darüber nicht, dass im Wettbewerb um die meist millionenschweren Aufträge Neid, Gier, Korruption und Vetternwirtschaften eine große Rolle spielen. Doch wie wir wissen steht der Sektor Private Security nicht alleine da, wenn es um Korruption geht. Diese Geißel umgibt uns überall, wir begegnen ihr täglich. Keine Branche bleibt von ihr verschont. Auch wenn das Buch streckenweise im Stil eines Romans geschrieben ist, so handelt es sich doch um eine Folge von Tatsachenberichten. Ich habe die teilweise Romanform deshalb gewählt, weil ein Dialog, besser als jeder sachliche Austausch, hervorragend geeignet ist, ein vorherrschendes Ambiente, eine Situation oder den gewissen Moment haarscharf und auf den Punkt bringend zu beschreiben. Das, sowie meine ganz persönliche Herangehensweise in Betracht ziehend, ist das vorliegende Werk kein typisches Fachbuch, sondern vielmehr eine Sammlung von erzählten Erfahrungen, von Fachwissen und Expertenrat. Und ich sehe es als kritischen Ratgeber für all diejenigen jungen Männer, die dem Thema Private Security nicht unaufgeschlossen gegenüberstehen. Mir war es vergönnt, lange Jahre länder- und kontinentübergreifend im Private Security Business zu arbeiten. Heute, etwas zurückgezogen lebend, sehe ich keinen Grund, nicht auf die Beobachtungen meines oft turbulenten Abenteuerlebens in aller Ausführlichkeit zurückzugreifen. Die ersten Worte zu diesem Buch schrieb ich im Spätherbst des Jahres 2016. Schnell zu schreiben war mir wichtig, denn ich spürte, wie die Erinnerungen, die kleinen Details, langsam verflogen. Dürfte ich heute den Titel ändern, so würde dieser nicht etwa heißen Private Security, sondern ´Meine Wahrheit.` Ich hatte mir nicht vorgenommen, irgendwelche Lügen zu erfinden oder Ereignisse der Dramatik wegen auszuschmücken. Auch Halbwahrheiten sind mir ein Gräuel. Das Buch zu schreiben, verlangte Fingerspitzengefühl. Und davon nicht wenig. Die ´Wahrheit um jeden Preis` konnte dritte Personen, Institutionen oder irgendwelche Berufsgruppen in ein schräges Licht zerren, ihnen zumindest einen gewissen Schaden zufügen, wenn nicht gar zum Verhängnis werden. Das wollte ich vermeiden. Auch musste ich an meinen weiteren Werdegang achten, denn mein Weg hört nach diesem Buch nicht auf, aber dennoch: Säge nicht den Ast ab, auf dem du sitzt oder beiße niemals die Hand, die dich füttert, sind Prinzipien für die ich nur Verachtung übrig habe. Ich hatte sie zeitlebens nie auf dem Schirm. Warum? Sie machen Männer und Frauen, die ein Löwenherz besitzen, zu braven Schafen: Was für eine Verschwendung! Mein Spagat zwischen ´ich habe was zu erzählen` und ´ich sollte gewisse Dinge doch besser ruhen lassen` bedeutet für Sie als Leser de facto so viel: Alles was folgt, entspricht der Wahrheit, ich gebe Ihnen mein Wort. Alles was Sie jedoch (hoffentlich) selbst zwischen den Zeilen lesen, entstammt Ihrer eigenen Fantasie. Ihrer Intelligenz, die niemand infrage stellt, bleibt es überlassen, das Garn zu anderen Wahrheiten weiter zu spinnen. Wahrheiten, die ich, ich bestehe darauf, nie schwarz auf weiß niederschrieb. An einigen Stellen im Buch werde ich mir die Freiheit nehmen, Rückblicke auf meine langen Jahre in der Fremdenlegion einzublenden. Das ist keine Prahlerei. Vielmehr soll es meine militärischen Vorkenntnisse untermauern. Ich gebe somit bewusst Informationen weiter, die es dem Leser erlauben, gewisse Zusammenhänge besser zu verstehen. Mit einigen Ausnahmen sind reale Namen von noch aktiven Mitgliedern aus der Sicherheitsbranche sowie von diversen Spezialeinheiten durch Pseudonyme ersetzt. Aus rechtlich bedingten Gründen werde ich auch die Namen einiger Sicherheitsfirmen nicht nennen oder einen anderen Namen dafür verwenden. Ich weise jeweils darauf hin. Einige Daten mit denen ich während der Zeit im Security Business in Berührung kam oder zu denen ich Zugang hatte, unterliegen strikt dem ´Confidentiality Agreement`, der Verschwiegenheit. So soll es auch bleiben. Weise ich auf diverse Ereignisse hin, die in Zeitungsberichten erschienen, so sind diese jederzeit im Internet abrufbar. Die Transparenz meinerseits ist total.

Mit dem Instinkt des Jägers

Es war ein sommerlicher, trockener Herbst. Wir schrieben das Jahr 2016 und ich beerdigte einundzwanzig Jahre Armee und fast ebenso viel Jahre Sicherheitsdienst. Für einige Freunde und für mich gab es also Anlass zum Feiern. Wir zelebrierten das Ereignis bei einem Grillabend mit hervorragenden Steaks und geschätzten zehn Flaschen Wein. Nachdem wir gegessen und ausgiebig diskutiert hatten, zog ich mich etwas zurück. Es war allerhöchste Zeit- ein einziges Mal noch, gedanklich den Blick über die Schulter zu wagen, um mich dann für immer nach vorne, Richtung Zukunft zu orientieren. Natürlich kam mir ganz besonders die Vergangenheit bei der Fremdenlegion in Erinnerung. Sie war prägend und ich war immer noch mit einem Fuß drin, wie man sagte. Das wurde mir auch in dem Moment wieder bewusst, in dem ich mir die ausgelassene Runde meiner Freunde genauer ansah. Mit Ausnahme eines einzigen waren alle von ihnen Ex-Legionäre. Da war zum Beispiel Slavo, ein fast zwei Meter großes Energiebündel aus Warschau. Er, der alle anderen von seiner Größe her überragte, war ein brillanter Kopf und ein exzellenter Nahkämpfer. Wir hatten in Französisch-Guyana zusammen gedient. Den Urwald kannte er wie seine Westentasche, war er doch einer der wenigen, die gleich zwei der begehrtesten Lehrgänge ´AMF` und ´Éclaireur Jungle` bestanden hatten. Lehrgänge, die, tief im Dschungel Brasiliens und Guyanas, die Teilnehmer bis an den Rand des Wahnsinns brachten. Slavo und ich sollten uns in den Jahren nach Guyana in Sachen Private Security mehrmals über den Weg laufen. So zum Beispiel in Balhaf (Jemen) im Jahr 2015, als es nahe der Al-Qaida Hochburg Mukalla um die Bewachung von LNG Tankern ging. Ein Bewachungsjob, der in jeder Sekunde zum potenziellen Himmelfahrtskommando werden konnte.


Schild, gesehen in Benin, während der EOD-2 Ausbildung.


Dieser Minenräumer in Benin schickt ein Stoßgebet zum Himmel bevor es losgeht.

Auch Léon, der Franzose war gekommen. Ich kannte ihn von einigen Einsätzen in Afrika. Er war zäh wie Leder, trocken, voller Humor. In der Legion diente er als Heeresbergführer bei den Fallschirmjägern. Gibt’s nicht? Oh doch. Insider wissen, dass sogar mehrere Einheiten der Legion sich auf den Gebirgskampf spezialisiert haben, doch genug der Fachsimpelei. Léon arbeitete zunächst vier Jahre mit uns im Jemen und absolvierte unmittelbar danach, in Benin, den Lehrgang EOD-Level-2. Diesen in der Tasche, entschärften er und sein Team afrikaweit hässliche Sprengfallen und Landminen. Und die anderen Anwesenden? Nun jeder von ihnen hatte eine gut bezahlte Arbeit in der Sicherheitsbranche. Diese Männer arbeiteten als PPO oder als Teamleiter im Irak, in Afghanistan, in Mali, in Benin, im Tschad oder in Nigeria. Einer von ihnen sogar in den Niederlanden im berüchtigten ´Den Haag Hilton`, der Endstation für Kriegsverbrecher. In Sachen Security Jobs standen Ex- Legionäre ganz oben auf der Wunschliste renommierter Sicherheitsfirmen.


Noch aktiver Fremdenlegionär (künftiger Private Security Consultant) der ersten Kompanie des 2. REP. Hier bei einem Einsatz in der Elfenbeinküste mit einer Beutewaffe. Was zählt? Körperliche Robustheit, technisches Know-how, Mut, Biss und ein eiserner Wille. (Foto 2. REP.)

Und das hatte Gründe. Gute Gründe, wie ich meinte. Auf unsere Jungs war eben Verlass. Verlässlichkeit. Damit war alles gesagt. Fügte man Robustheit, technisches Know-how, Mut, Biss und einen eisernen Willen hinzu, dann ist der Krieg gewonnen, der Klient zufrieden, der nächste Vertrag in der Tasche. Jeder Soldat macht bereits in der Armee mit dem Thema Sicherheit - Security wie Australier, Amerikaner oder Briten sagen würden, ´la Sûreté` für die Franzosen, Bekanntschaft. Ob es nun das Bewachen der Kaserne, der Munitionslager, eines Konvois oder andere sicherheitsrelevante Aufgaben bei Auslandseinsätzen sind, es ist sich vom Prinzip her alles ähnlich. Man wacht, passt auf und wenn es nur auf seinen eigenen Arsch ist. Man beobachtet irgendwelche Spitzbuben, überlegt, wie sie agieren werden. Überlegt, wie man selbst auf Aktionen ihrerseits reagieren, sich gegebenenfalls verhalten würde. Man denkt darüber nach, auf welche Körperpartie des Kontrahenten man im Falle eines Angriffs zielen würde. Töten oder Leben lassen! Der Ernstfall wird gedrillt, bis ins Detail geplant. Nichts, gar nichts wird dem Zufall anvertraut. Wir erforschen das Umfeld mit unseren Blicken. Wir werten aus. Jeder steht unter Verdacht. Vor allem als Fallschirmjäger der Fremdenlegion lernt man messerscharf zu beobachten. Die Eigenschaft seinem Instinkt - und nur ihm, zu vertrauen schleicht auf leisen Sohlen in unser Soldatenhirn. Jeder kleinste Hinweis kann im Einsatz wichtig sein. Ein beklemmendes Gefühl. Ein vager Geruch. Die Nervosität des Gegenübers - Schweiß auf seiner Stirn, wenn um uns herum alles ruhig, alles ´cool` ist. Ein toter Vogel am Wegrand oder etwas Rauch dort, wo keiner sein dürfte. Und man operiert ziel- und auftragsorientiert. Die Orders kommen von ganz oben. Sie werden weitergegeben, ihre peinlich genaue Durchführung auf jedem Niveau überprüft, schließlich hängen Menschenleben davon ab. Ich liste diese Eigenschaften auf, weil sie in der Security Branche wichtig sind. Man benötigt dieses gewisse Flair, braucht den Instinkt des Jägers.