Tourismuslehre - Ein Grundriss

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Tourismuslehre - Ein Grundriss
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UTB 2536

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Thomas Bieger, 1961, Prof. Dr. rer. pol., ist Ordinarius für BWL mit besonderer Berücksichtigung der Tourismuswirtschaft und geschäftsführender Direktor des Instituts für öffentliche Dienstleistungen und Tourismus der Universität St. Gallen. Seit 1998 ist er Generalsekretär der International Association of Scientific Experts in Tourism (AIEST) und seit 2005 Prorektor der Universität St. Gallen.

Publikations-, Forschungs-, Beratungs- und Unterrichtstätigkeit u.a. an drei verschiedenen Hochschulen / Universitäten (z.B. Gastprofessuren Universität Innsbruck und Wirtschaftsuniversität Wien) mit Schwergewicht Dienstleistungsmanagement und Netzmanagement sowie Destinationsmanagement und Standortmanagement. Wichtige Veröffentlichungen: Management von Destinationen, siebte Auflage 2008; Dienstleistungsmanagement, vierte Auflage 2007; Customer Value zusammen mit Prof. Dr. Ch. Belz, zweite Auflage 2006; Zukünftige Geschäftsmodelle, 2002.


1. Auflage: 2004

2. Auflage: 2006

3. Auflage: 2010

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-8252-2536-0

ISBN 978-3-846-32536-0 (E-Book)

Alle Rechte vorbehalten.

Copyright © 2004 by Haupt Berne

Jede Art der Vervielfältigung ohne Genehmigung des Verlages ist unzulässig.

Einbandgestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart

www.haupt.ch

UTB-Bestellnummer 2536-0

Hinweis zur Zitierfähigkeit

Diese EPUB-Ausgabe ist zitierfähig. Um dies zu erreichen, ist jeweils der Beginn und das Ende jeder Seite gekennzeichnet. Bei Wörtern, die von einer zur nächsten Seite getrennt wurden, steht die Seitenzahl hinter dem im EPUB zusammengeschriebenen Wort.

Vorwort zur ersten Auflage

Der Tourismus hat seine traditionellen Grenzen in Lehre und Forschung längst gesprengt. In der Pionierphase der wissenschaftlichen Analyse des Phänomens Tourismus waren entsprechende Lehrstühle und Lehrgänge meist den wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten angegliedert. Heute wird die Spezialisierung Tourismus immer mehr auch von anderen Disziplinen gepflegt, von der Geografie über die Soziologie bis hin zur Psychologie. Nicht nur an Universitäten und in der Berufsbildung, sondern in ganz unterschiedlichen höheren Ausbildungsgängen, von der Fachschule oder dem Kolleg bis zur Fachhochschule, wird Tourismus als Vertiefung oder Wahlfach gelehrt.

Das vorliegende Buch versucht der Breite dieser Ansprüche zu genügen. Auf systemischer Grundlage, und damit der St. Galler Tradition folgend, möchte es einen gut strukturierten, interdisziplinären Zugang zum Lehr- und Forschungsobjekt Tourismus bieten. Mit dem Systemansatz der dritten Generation soll ein gemeinsames Modellverständnis für alle im Tourismus Arbeitenden, Lernenden und Forschenden geschaffen werden. Das Buch versteht sich als Nachfolgewerk der “Tourismuslehre im Grundriss” von Prof. Dr. Dr. h.c. Claude Kaspar, die seit 1975 in fünf Auflagen erschienen ist.

Für das tiefere Verständnis und für den Unterricht bietet es Fallstudien. Repetitions- und Vertiefungsfragen zum Buch können über die Internetseite www.idt.unisg.ch abgerufen werden. Das Buch soll im Sinne eines Überblicks Strukturen und Wissen vermitteln, aber auch neue Perspektiven öffnen, die durch eigene Recherchen ergänzt werden können. Es lässt sich mit seiner systematischen Grundstruktur auch leicht durch einen Reader vertiefen.

In die Entstehung des Buches flossen neben mehreren Jahrzehnten Erfahrung im Tourismus-Unterricht die Resultate eines Forschungsprojektes zur Weiterentwicklung der Systemlehre im Tourismus ein. Dem Grundlagenforschungsfonds der Universität St. Gallen, den Projektbearbeitern Thomas von Rohr, Patrick Caspar und Silvio Jäger und allen Teilnehmern eines Workshops zum Thema „Tourismuslehre 3. Generation”, Prof. Dr. Dr. h.c. Claude Kaspar, Prof. Dr. Hansruedi Müller, Prof. Dr. Johannes Rüegg-Stürm und Dr. Christian Laesser sei an dieser Stelle herzlich gedankt.

Für die sorgfältige Bereinigung der zweiten Auflage danke ich Frau Nicole Denk-Weder, Frau Martina Ziltener, Herrn Robert Weinert und meinem Vater.

Vorwort zur dritten Auflage

Bereits nach drei Jahren wurde eine neue Auflage dieser Einführung in die Tourismuslehre notwendig. Der grosse Erfolg verpflichtet zu einer neuen, überarbeiteten Auflage. Entsprechend wurden für die dritte Auflage nicht nur Literaturbezüge ergänzt, Daten aktualisiert und neue Trends aufgenommen, sondern auch neue Erkenntnisse und Konzepte eingebaut, unter anderem im Bereich

• der Netzwerkanalyse,

• der Erforschung des Konsumentenverhalten,

• neuer Destinationsstrukturen sowie

• des Monitorings der Nachhaltigkeit.

Neu wird verschiedenes Zusatzmaterial (u.a. Repetitionsfragen) auf der Seite utb-mehr-wissen.de publiziert.

Für die Mithilfe bei der Bearbeitung des Inhaltes und die Aufergänzung des Manuskriptes der dritten Auflage danke ich Nicole Denk-Weder und Robert Weinert.

Inhaltsverzeichnis

Titel Impressum Hinweis zur Zitierfähigkeit Vorwort zur ersten Auflage Vorwort zur dritten Auflage Abbildungsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis 1. Einführung – eine handlungsorientierte Grundlage für Theorie und Praxis

1.1. Ziel und Inhalt des Buches 1.2. Aufbau des Buches 1.3. Wissenschaftliche Methoden der Tourismusforschung und des Tourismusmanagements

2. Das Phänomen Tourismus 2.1. Definition und Abgrenzung des Phänomens Tourismus

2.1.1. Angebotsseitige und nachfrageseitige Definitionen 2.1.2. Daten zum Phänomen Tourismus

2.2. Tourismus als Wissenschaft 2.3. Historische Entwicklung des Tourismus 2.4. Forschungsfall: Tourismus-Satellitenkonto – Impact Messung am Beispiel Österreich (E. Smeral) 2.4.1. TSA – Einführender Überblick 2.4.2. Konzept 2.4.3. Ökonomische Implikationen des Tourismus-Satellitenkontos 2.4.4. Definition der Tourismusnachfrage

2.4.4.1. Besucher 2.4.4.2. Hauptsächlicher Reisezweck 2.4.4.3. Gewohnte und ungewohnte Umgebung 2.4.4.4. Touristischer Konsum

2.4.5. Der Zusammenhang zwischen direkten, indirekten und induzierten Effekten 2.4.6. Ergebnisse

 

3. Tourismus als System 3.1. Grundkonfiguration eines Tourismussystems 3.2. Dynamik in einem Tourismussystem 3.3. Grundlagen der neueren Systemtheorie

3.3.1. Komplexitätsbewältigung in Systemen 3.3.2. Lebensfähigkeit von Systemen

3.4. Tourismus als selbstreferentielles System

3.4.1. Grundkonfiguration 3.4.2. Die Transformation von Systemstrukturen

3.5. Die Entwicklung der Systemanalyse im Tourismus

4. Teilsystem Nachfrage 4.1. Definition und Strukturierung der touristischen Nachfrage 4.2. Nachfragesystem 4.3. Der Reiseentscheidungsprozess 4.4. Erfassung der Nachfrage

4.4.1. Tourismusstatistiken 4.4.2. Wettbewerbsan alyse als Erklärung für die Entwicklung von Tourismusströmen 4.4.3. Marktforschung im Tourismus

4.5. Transformation der Nachfrage – quantitative und qualitative Trends 4.6. Marktsegmentierung 4.7. Forschungsfall: Tourismustrends ab 2010 - Zwischen Nachfragesog und Angebotsdruck (Th. Bieger & Ch. Laesser)

4.7.1. Identifikation von Entwicklungstreibern 4.7.2. Tourismustrends vor dem Hintergrund der Entwicklung der wichtigsten Treiber 4.7.3. Reisetrends

5. Teilsystem Destination 5.1. Destination als Wettbewerbseinheit im Tourismus 5.2. Grundkonfiguration des Systems Destination 5.3. Destinationen als virtuelle Unternehmen – Geschäftsmodelle für Destinationen

5.3.1. Fallbeispiel zentral geführter Ort: Intrawest-Whistler 5.3.2. Fallstudie Disentis: Dezentral geführter Ort 5.3.3. Koordinationsmodelle von Destinationen 5.3.4. Kooperative Tourismusorganisationen 5.3.5. Transformation von Destinationen

5.4. Planungskonzepte auf Destinationsebene 5.5. Angebotselemente im Destinationsnetzwerk

5.5.1. Beherbergungsbetriebe 5.5.2. Beschäftigungsbetriebe/Unterhaltungsbetriebe 5.5.3. Natur, Kultur und lokale Wirtschaft als Co-Produzenten

5.6. Forschungsfall: St. Moritz oder Graubünden? – Von kleinen zu grossen Akteuren: Restrukturierung touristischer Destinationen (Th. Bieger & St. Reinhold)

5.6.1. Einleitung 5.6.2. Kontext – Tourismusentwicklung in alpine Regionen der Schweiz 5.6.3. Marketingstrukturen 5.6.4. Neue Destinationspolitik 5.6.5. Die „neue Destination“ als wettbewerbsfähige Marketingeinheit 5.6.6. Konklusion und nächste Schritte

6. Teilsystem Reisemittlung 6.1. Definition und Funktionen 6.2. Grundkonfiguration des Systems Reisemittlung 6.3. Transformation des Systems Reisemittlung – Mediation und Disintermediation

6.3.1. Horizontale und vertikale Integration 6.3.2. Eintritt neuer Anbieter 6.3.3. Wettbewerb der technologischen Systeme

6.4. Leistungsplattformen der Reisemittlung 6.5. Forschungsfall: Desintermediation im Tour Operating: Reiseveranstalter quo vadis? (Ch. Laesser)

7. Teilsystem Verkehr 7.1. Definition und Arten des Verkehrs 7.2. Verkehrssysteme 7.3. Leistungselemente der Verkehrssysteme 7.4. Geschäftsmodelle im Flugverkehr 7.5. Forschungsfall: Entscheidungsverhalten von Schweizern bei der Verkehrsmittelwahl im Fernverkehr – Situationsansatz /Kontingenzanalyse (Ch. Laesser) 7.5.1. Einleitung 7.5.2. Operationalisierung

7.5.2.1. Fall „Bern“ 7.5.2.2. Fall „Paris“

7.5.3. Resultate

7.5.3.1. Fall „Bern“ 7.5.3.2. Fall „Paris“ 7.5.3.3. Vergleichende Betrachtung

7.5.4. Tradeoff Gesamtkosten – Reisezeit 7.5.5. Einfluss der Prädisposition auf den situativen Entscheid 7.5.6. Resultate der Kontingenzanalyse 7.5.7. Gesamtbetrachtung

8. Das Umfeldsystem 8.1. Definition und Abgrenzung 8.2. Tourismus und gesellschaftliche Umwelt 8.3. Tourismus und wirtschaftliche Umwelt

8.3.1. Intangible Effekte 8.3.2. Tangible Effekte 8.3.3. Berechnung der wirtschaftlichen Effekte 8.3.4. Die Rolle des Staates

8.4. Tourismus und natürliche Umwelt 8.5. Forschungsfall: Die Ski-WM in St. Moritz 2003 – Wechselwirkungen am Beispiel eines Megaevents (J. Johnsen)

8.5.1. Ausgangssituation 8.5.2. Problemstellung (Untersuchung der Nachhaltigkeit: ökologisch, ökonomisch, soziokulturell) 8.5.3. Vorgehen 8.5.4. Ergebnis

9. Nachhaltigkeit und deren Gestaltung 9.1. Das Konzept der Nachhaltigkeit 9.2. Indikatoren(systeme) der Nachhaltigkeit 9.3. Tourismuspolitische Konzepte

9.3.1. Zielsetzungen 9.3.2. Akteure 9.3.3. Instrumente

9.4. Legitimation und Perspektiven der Tourismuspolitik

9.4.1. Legitimation der Tourismuspolitik im Wandel 9.4.2. Neuere Legitimationsansätze

9.5. Eckwerte einer neuen Tourismuspolitik 9.6. Akteure des internationalen Systems 9.7. Forschungsfall: Die schweizerische Tourismuspolitik – Möglichkeiten und Grenzen konzeptioneller Tourismuspolitik auf nationaler Ebene (P. Keller)

9.7.1. Tourismuspolitik als Querschnittaufgabe 9.7.2. Wechselnde tourismuspolitische Paradigmen 9.7.3. Tourismusförderung unter Bedingungen des unvollkommenen Wettbewerbs 9.7.4. Neue wachstumsorientierte Tourismuspolitik

Anhang 1: Eine Auswahl an höheren Fachschulen und Fachhochschulen für Tourismus

SCHWEIZ DEUTSCHLAND ÖSTERREICH

Anhang 2: Standard international Classification of Tourism Activities (SICTA) 1. Accommodation and Services

1.1. Hotels and other lodging services 1.2. Second homes services on own account or for free

2. Food and beverage-serving services 3. Passenger transport services

3.1. Interurban railway transport services 3.2. Road transport services 3.3. Water transport services 3.4. Air transport services 3.5. Supporting passenger transport services 3.6. Passenger transport equipment rental 3.7. Maintanance and repair services of passenger transport equipment

 

4. Travel agency, tour operator and tourist guide services

4.1. Travel agency services 4.2. Tour operator services 4.3. Tourist information and tourist guide services

5. Cultural services

5.1. Performing arts 5.2. Museum and other cultural services

6. Recreation and other entertainment services

6.1. Sports and recreational services 6.2. Other amusement and recreation services

7. Miscellaneous tourism services

7.1. Financial and insurance services 7.2. Other good rental services 7.3. Other tourism services

Literaturverzeichnis Stichwortverzeichnis Verzeichnis der Autoren DienstleistungsManagement Wissenschaftlich schreiben leicht gemacht New Public Management

Übersicht der Zeichnungen

Abbildung 1 Abbildung 2 Abbildung 3 Abbildung 4 Abbildung 5 Abbildung 6 Abbildung 7 Abbildung 8 Abbildung 9 Abbildung 10 Abbildung 11 Abbildung 12 Abbildung 13 Abbildung 14 Abbildung 15 Abbildung 16 Abbildung 17 Abbildung 18 Abbildung 19 Abbildung 20 Abbildung 21 Abbildung 22 Abbildung 23 Abbildung 24 Abbildung 25 Abbildung 26 Abbildung 27 Abbildung 28 Abbildung 29 Abbildung 30 Abbildung 31 Abbildung 32 Abbildung 33 Abbildung 34 Abbildung 35 Abbildung 36 Abbildung 37 Abbildung 38 Abbildung 39 Abbildung 40 Abbildung 41 Abbildung 42 Abbildung 43 Abbildung 44 Abbildung 45 Abbildung 46 Abbildung 47 Abbildung 48 Abbildung 49 Abbildung 50 Abbildung 51 Abbildung 52 Abbildung 53 Abbildung 54 Abbildung 55 Abbildung 56 Abbildung 57 Abbildung 58 Abbildung 59 Abbildung 60 Abbildung 61 Abbildung 62 Abbildung 63 Abbildung 64 Abbildung 65 Abbildung 66 Abbildung 67 Abbildung 68 Abbildung 69 Abbildung 70 Abbildung 71 Abbildung 72 Abbildung 73 Abbildung 74 Abbildung 75 Abbildung 76 Abbildung 77 Abbildung 78 Abbildung 79 Abbildung 80 Abbildung 81 Abbildung 82 Abbildung 83 Abbildung 84 Abbildung 85 Abbildung 86 Abbildung 87 Abbildung 88 Abbildung 89 Abbildung 90 Abbildung 91 Abbildung 92 Abbildung 93 Abbildung 94 Abbildung 95 Abbildung 96 Abbildung 97 Abbildung 98 Abbildung 99 Abbildung 100 Abbildung 101 Abbildung 102 Abbildung 103 Abbildung 104 Abbildung 105 Abbildung 106 Abbildung 107 Abbildung 108 Abbildung 109 Abbildung 110 Abbildung 111 Abbildung 112 Abbildung 113 Abbildung 114 Abbildung 115 Abbildung 116 Abbildung 117 Abbildung 118 Abbildung 119 Abbildung 120 Abbildung 121 Abbildung 122 Abbildung 123 Abbildung 124 Abbildung 125 Abbildung 126 Abbildung 127 Abbildung 128 Abbildung 129 Abbildung 130

Abkürzungsverzeichnis


Aufl.Auflage
Bd.Band
BIPBruttoinlandprodukt
bspw.beispielsweise
bzgl.bezüglich
bzw.beziehungsweise
ca.circa
Def.Definition
d.h.das heißt
et al.et alii
etc.et cetera
EUREuro
evtl.eventuell
f.folgende
ff.fortfolgende
GATTGeneral Agreement on Tariffs and Trade
GDSGlobal Distribution Systems
Hrsg.Herausgeber
i.d.R.in der Regel
ITInformationstechnologie
ITGInteressengemeinschaft
IukInformation und Kommunikation
Jg.Jahrgang
Mio.Million(en)
Mrd.Milliarde(n)
Nr.Nummer
OECDOrganisation for Economic Cooperation and Development
S.Seite
STSchweiz Tourismus
STVSchweizer Tourismusverband
TEATourism Economic Accounts
TOTourismusorganisation
TSATourism Satellite Account
u.a.unter anderem
USDAmerikanischer Dollar
usw.und so weiter
v.a.vor allem
vgl.vergleiche
VGRVolkswirtschaftliche Gesamtrechnung
WIFOÖsterreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
WTCCWorld Travel and Tourism Council
UNWTOWorld Tourism Organization
wwwWorld Wide Web
z.B.zum Beispiel

|16◄ ►17|

1. Einführung – eine handlungsorientierte Grundlage für Theorie und Praxis

1.1. Ziel und Inhalt des Buches

Tourismus ist heute anerkanntermaßen zusammen mit der Telekommunikation und der Informatik sowie dem Gesundheitswesen eine der am raschesten wachsenden internationalen Branchen. Ebenso wie die Telekommunikation und die Informatik prägt der Tourismus unser tägliches Wirtschaftsleben. Weltweit ist derzeit jeder dreizehnte Arbeitnehmer direkt oder indirekt in der Tourismusbranche tätig (d.h. im Tourismus und seinen vor- und nachgelagerten Stufen sind rund 225 Mio. Leute angestellt, vgl. WTTC 2009).

Allein in der Schweiz mit ihren 7,6 Mio. Einwohnern werden innerhalb eines Jahres rund 70.7 Mio Reisen ohne Übernachtung und 18.8 Mio Reisen mit Übernachtungen unternommen (vgl. CIA World Factbook 2009, BfS 2007). Dank der persönlichen Begegnung mit Geschäftspartnern kann Vertrauen aufgebaut werden, das erst eine arbeitsteilige Wirtschaft mit Unternehmenskooperationen oder virtuellen Unternehmen funktionieren lässt. Bezeichnenderweise ist deshalb trotz modernster Kommunikationstechnologien der Bedarf an Geschäftsreisen nicht gesunken. Aufgrund der Globalisierung mit dem Zwang, sich als Unternehmen auf Kernkompetenzen zu konzentrieren und damit zu kooperieren, nimmt die Bedeutung des Faktors Vertrauen zu. Dieses kann nur durch persönliche Begegnung entstehen, was Reisen bedingt. Umgekehr erfüllen Freizeitreisen wichtige psychische und physische „Wiederherstellungsfunktionen”, die erst den heute notwendigen intensiven Arbeitseinsatz ermöglichen.

Tourismus ist als eigentlicher Lebensbereich auch ein wichtiger gesellschaftlicher und kultureller Faktor (vgl. Bieger/Laesser 2009, Bieger/von Rohr 2000, Steinecke 2000, Hinterhuber/Pechlaner/Matzler 2001 oder zur Kultur auch Keller 2000, Thiem 1994). Viele Regionen bleiben nur dank den Verdienstmöglichkeiten im Tourismus weiter besiedelt (vgl. auch Bieger et al. 2004). Erfahrungen in den Ferien werden gerne auch an den Wohnort übernommen, über Souvenirs, welche die Wohnstube gestalten, neue Freizeitkleider oder auch neue Ess- und Trinksitten. Begegnung mit anderen Kulturen schafft ein vertieftes Verständnis, das sich auch im täglichen Verhalten gegenüber Fremden auswirken kann. Auf Reisen kann Zugehörigkeit zu einer bestimmten gesellschaftlichen Wertegruppe erlebt werden. Tourismus hat deshalb eine wichtige Funktion in der Strukturierung unserer Gesellschaft. Ähnlich wie bei der Telekommunikations- oder der Informatikindustrie dringen die Wirkungen des |17◄ ►18| Tourismus so tiefer in unser tägliches Leben als die Wirkungen anderer Branchen.

Tourismus ist jedoch auch ein wirtschaftliches Phänomen, an dem sich paratypisch wichtige Erscheinungen und Entwicklungen leicht erkennbar aufzeigen lassen. So ist der Tourismus:

• eine Netzwerkbranche, in der sowohl Kunden- wie Produzentennetzwerke eine wichtige Funktion haben (vgl. Schräder 2000) und in der Erscheinungen wie die Durchsetzung von Standards, das Problem der steigenden Grenzerträge und die Problematik der Grenzkostenpreissetzung mit ruinösem Wettbewerb (vgl. auch Shapiro/Varian 1999), die heute besonders auch im Informatik-, Telekommunikations- oder auch im Airlinebereich aktuell sind, vorweggenommen wurden (vgl. auch zur Tourismusökonomie Freyer 2009);

• eine Dienstleistungsbranche, in der wesentliche Besonderheiten von Dienstleistungsprodukten wie die Bedeutung des persönlichen Kundenkontaktes („Moment of Truth”, vgl. u.a. Lovelock und Wirtz 2007), die Intransparenz, der externe Faktor wie Mitkunden oder die Mitwirkung von Kunden (vgl. Bruhn 2008) an der Leistungserstellung, aber auch die Bedeutung der Gleichzeitigkeit von Konsum und Produktion (Uno Actu Prinzip) (vgl. Bieger 2000a, Lehmann 1993) stark ausgeprägt sind;

• ein Informations- und Kommunikationsgeschäft, bei dem Produkte oft erst durch Kommunikation und Information entstehen oder nutzbar gemacht werden können (vgl. Buhalis/Law 2008; Buhalis 2002).

TOURISMUS

Entsprechend hat der Tourismus heute in der wissenschaftlichen Ausbildung einen hohen Stellenwert, der zum Teil weit über seine wirtschaftliche Funktion hinausgeht. So bestehen im deutschsprachigen Raum an wirtschaftswissenschaftlich orientierten Fakultäten von rund 10 Universitäten Kurs-Angebote im Bereich Tourismus und entsprechende Lehrstühle. Die Zahl der entsprechenden Studiengänge oder Vertiefungsmöglichkeiten auf Fachhochschulstufe ist sogar stark steigend. Im Moment kann im deutschsprachigen Raum im Bereich der staatlichen Schulen von rund 25 Studiengängen ausgegangen werden. Ebenfalls eine große Dynamik besteht im Bereich der Höheren Fachschulen (vgl. Anhang 1).

Viele der Absolventen dieser Studienangebote arbeiten nach ihrer Ausbildung auf der Basis des im Tourismusstudium erworbenen konzeptionellen und theoretischen Wissens und der praktischen Erfahrung speziell in den Bereichen Dienstleistungsmanagement, Marketing und Kommunikation erfolgreich|18◄ ►19| in anderen Wirtschaftsbereichen (vgl. Bieger/Laesser 2001, Bieger /Laesser/Boksberger 2005). Wichtige „Zielbranchen“ für ehemalige Mitarbeitende aus dem Tourismus sind in der Schweiz die Finanzbranche, die Beratung und die öffentliche Verwaltung.

Eine zusätzliche Bedeutung als Forschungsobjekt gewinnt der Tourismus aufgrund seiner Interdisziplinarität. Er eignet sich auch in besonderem Maße für die Erfassung und Anwendung von Erkenntnissen von Basiswissenschaften in interdisziplinären Zusammenhängen, zum Beispiel in den Bereichen Regionalwirtschaft, Volkswirtschaftslehre, Dienstleistungsmanagement, Betriebswirtschaftslehre, Soziologie, Psychologie, Kulturwissenschaften, Geografie und Ökologie. Umgekehrt vermag die Tourismusforschung zur Entwicklung dieser Kerndisziplinen beizutragen, indem an einem motivierenden und für das heutige Leben außerordentlich relevanten Forschungsobjekt Konzepte und Modelle dieser „Basiswissenschaften“ überprüft und weiter entwickelt werden. So ist beispielsweise das aufgrund des notwendigen Informationsbedarfes und der Kleinstrukturiertheit der Branche anspruchsvolle Informationsmanagement ein Grund, dass sich die Wirtschaftsinformatik gerne mit dem Phänomen Tourismus befasst: dies heute nicht zuletzt auf dem Hintergrund von mobilen Kommunikationsgeräten, die ein völlig neues, „emanzipiertes“ Reiseverhalten ermöglichen (vgl. Beritelli/ Schuppiser 2006).

FORSCHUNGSPROZESS

In der chronologischen Abfolge der Erforschung eines Phänomens lassen sich idealtypisch drei wichtige Stufen unterscheiden: die Deskription/Exploration mit ihrer wichtigen Definitions- und Strukturierungsfunktion, die Explanation mit der Modellbildung und der Erklärung von Wirkungen und Zusammenhängen, der Überprüfung dieser Modelle und einzelner impliziter Wechselwirkungen durch empirische Forschung sowie anwendungsorientiert darauf aufbauend die Präskription mit der Entwicklung von Handlungsempfehlungen und Vorgehensweisen auf der Basis der getesteten Modelle (vgl. auch Kromrey 1998). Dabei ist die Abfolge dieser Schritte keineswegs als geschlossener sequentieller Ablauf zu sehen. Vielmehr sind gerade in einer anwendungsorientierten Wissenschaft Rekursionen zu erwarten. Neue Erkenntnisse der Empirie führen zu Anpassungen in der Modellbildung, die später auch zu einer Anpassung des definitorischen Rahmens führen können. Genau so können Anwendungen in der Praxis zu Erfahrungen führen, die eine Überprüfung der zu Grunde liegenden Theorie erfordern (vgl. Tomczak 1992 oder Ulrich 1984). Typischerweise war dies, wie später zu zeigen sein wird, gerade auch bei der Definition des Begriffes Tourismus der Fall: Die |19◄ ►20| Notwendigkeit, exakte Definitionen für die Erforschung beispielsweise der wirtschaftlichen Effekte des Tourismus zu haben, führte zur Notwendigkeit, die Definition von „Tourismus“ laufend zu verfeinern.

Bei der Modellbildung im Tourismus stand immer der Systemansatz im Vordergrund (vgl. auch Kaspar 1996, 11ff.; zur Systemtheorie allgemein Ulrich 1968, 105ff., Goeldner/Ritchie 2008, Müller 2007, Kozak/Gnoth/Andreu 2009). Waren die ersten Arbeiten zur Tourismusforschung von einfachen Ursache /Wirkungsparadigmen geprägt, wurde aufgrund der Komplexität des Phänomens und seiner breiten Definition schon bald eine Darstellung als Netzwerk Standard. Wesentliche Erweiterung fand dieses Modell durch seine Dynamisierung mit der quantitativen Analyse dieser Wechselwirkungen inkl. Selbstverstärkungseffekten in Form von Papiercomputern (vgl. u.a. Müller 1986) oder Sofware zur Berechnung von systematischen Wechselwirkungen wie im Bereich der sozialen Netzwerkanalyse (vgl. u.a. Scott et al. 2008).

EVOLUTION DER TOURISMUSFORSCHUNG

Aufgrund der vielschichtigen Bedeutung des Tourismus und seiner wichtigen didaktischen Funktion als Studienobjekt sind schon früh Standardwerke für die „Tourismuslehre“ entstanden. Mit der gleichzeitigen, 1942 erfolgten frühen Gründung von zwei Forschungsinstituten an den Universitäten Bern und St. Gallen nahm die Schweiz eine gewisse Pionierfunktion ein. Obwohl im englischsprachigen Raum (vgl. u.a. Goeldner/Ritchie/McIntosh 2000) und auch im deutschsprachigen Raum (vgl. Freyer 1993) Standardwerke zum Thema Tourismus erschienen sind, lassen sich aufgrund der lückenlosen Historie die Entwicklungsschritte der Tourismusforschung idealtypisch an den in der Schweiz erschienenen Standardwerke nachvollziehen:

• Hunziker/Krapf 1942: Grundriss der Allgemeinen Fremdenverkehrslehre: Wesentlicher Beitrag zur Definition und zur Strukturierung des Phänomens Tourismus, erste moderne Tourismusdefinition und Strukturierungsansätze zur Nachfrage und zum Produkt.

• Kaspar 1975: Die Fremdenverkehrslehre im Grundriss: Wesentlicher Beitrag zur Modellbildung im Tourismus auf der Basis der Systemtheorie, Entwicklung der Grundlagen für eine systemorientierte Betrachtung des Phänomens Tourismus.

• Krippendorf 1986: Alpsegen – Alptraum: für eine Tourismus-Entwicklung im Einklang mit Mensch und Natur: Wesentlicher Beitrag im Sinne eines explorativen bis präskriptiven Ansatzes, Aufzeigen der Entwicklung im Tourismus unter Nutzung systemorientierter Modelle mit Warncharakter |20◄ ►21| und Ansätzen für eine neue Tourismusentwicklung. Zudem werden die Tourismussysteme dynamisiert.

• Müller 1997: Freizeit und Tourismus – Einführung in Theorie und Politik: Wesentlicher aktualisierter Beitrag unter Einbezug des Phänomens Freizeit.

Abbildung 1: Differenzierung des vorliegenden Buches – Entwicklung der Tourismusforschung


Das hier vorgelegte Buch folgt diesen Entwicklungslinien. Im Sinne der St. Galler Tradition soll auf systemischen Grundlagen ein Fach- und Lehrbuch für Praxis und Unterricht geboten werden. Mit einer überblickbaren Zahl von Konzepten, Modellen und Strukturen soll eine Grundlage für die wissenschaftliche Analyse und Interpretation der Erscheinungen der Praxis geschaffen werden. Gleichzeitig legt es jedoch Wert auf den Einbezug moderner theoretischer Grundlagen.

In diesem Sinne versucht es, an die Tourismuslehre im Grundriss von Prof. Dr. h.c. C. Kaspar, die im Zeitraum von 1975 und 1996 in fünf Auflagen erschienen ist, anzuknüpfen. Es unterscheidet sich von seinem „Vorgängerwerk“ durch

• den Fokus auf die immer wichtigeren Veränderungs- und Transformationsprozesse,

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• die in der Folge theoretische Orientierung an der Systemlehre der „dritten Generation“ mit dem Konzept der selbstreferentiellen Systeme, die sich in ihrer Struktur ständig verändern,

• die Betonung des wissenschaftlichen Arbeitens im Tourismus.

Die entsprechende Positionierung des Buches ist auf dem Hintergrund der Entwicklung der Systemtheorie (vgl. Abschnitt 3.5) zu sehen. Es will in diesem Sinne die Grundlagen für ein neues konzeptionelles Verständnis für die Tourismusforschung und Tourismuspraxis legen und eine neue, aktualisierte modelltheoretische Grundlage für den Tourismus schaffen.

1.2. Aufbau des Buches

Dieses Buch legt großen Wert auf die Modellbildung und deren forschungsbasierte Überprüfung. In dieser Einführung wird deshalb bereits auch eine vereinfachte Übersicht zur Methodik in der anwendungsorientierten Forschungsarbeit gegeben. Danach soll in Kapitel 2 das Phänomen Tourismus sauber definiert und in seinem Wirkungsrahmen in Praxis und Theorie abgegrenzt werden. Kapitel 3 legt die Modellgrundlage in Form eines „selbstreferentiellen“ Tourismussystems dar. Die nachfolgenden Kapitel behandeln die einzelnen Subsysteme mit ihren Wechselwirkungen.

Kapitel 8 aggregiert die Erkenntnisse der Analyse der einzelnen Subsysteme, indem die Wechselwirkungen des System Tourismus als ganzes zu seinen Umwelten beschrieben werden. In Kapitel 9 werden auf dieser Grundlage Erkenntnisse zur Entwicklung des Tourismus und zu deren Steuerung mit den Instrumenten der Tourismuspolitik aufgezeigt.

Im Sinne eines forschungsorientierten Buches werden in jedem Kapitel in Form eines Kurzfalles konkrete, anwendungsorientierte Forschungsprojekte dargestellt. Diese sollen die Praxis zu Anwendung wissenschaftlicher Methoden animieren und relevante Resultate aufzeigen. Für den Unterricht und die Theorie sollen sie Beispiele für den Aufbau eigener Projekte, beispielsweise auch für Seminar- und Diplomarbeiten sein.