Sea and Fall

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Sea and Fall
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Svea Dunnabey

Sea and Fall

Argwohn

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Kapitel I

Kapitel II

Kapitel III

Kapitel IV

Kapitel V

Kapitel VI

Kapitel VII

Kapitel VIII

Kapitel IX

Kapitel X

Kapitel XI

Kapitel XII

Kapitel XIII

Kapitel XIV

Kapitel XV

Kapitel XVI

Kapitel XVII

Kapitel XVIII

Kapitel XIX

Impressum neobooks

Kapitel I

>> Sarah?<< fragte Ethan mich sichtlich nervös und zitterte bereits, während ich ihn weiterhin nur anstarrte, da ich mich immer noch nicht entschieden hatte.

Der Mann, den ich über alles liebte, hatte mir gerade noch einmal einen Antrag gemacht und gefragt, ob ich ihn hier und jetzt heiraten würde. Damit hatte er mich vollkommen überrumpelt. Zwar hatte ich ein passendes Kleid an und auch die Location war im QPAC mehr als passend, dennoch war ich vollkommen hin- und hergerissen.

Ich blickte ihn wieder an und musterte ihn. Er sah nervös aus, da er schon seit einigen Sekunden auf eine Antwort von mir wartete. Ich wusste einfach nicht, ob ich ihn ohne meine Kinder und ohne meinen besten Freund heiraten wollte. Außerdem würde auch seine Familie fehlen, was sie uns wahrscheinlich niemals verzeihen würden. Dennoch wollte ich ihn endlich fest an meiner Seite wissen und ihm seinen Wunsch erfüllen.

>> Ich...<< begann ich den Satz, der eigentlich eine Erklärung dafür sein sollte, weswegen wir es verschieben sollten, den ich jedoch nicht über meine Lippen brachte. In meinem Kopf hatte sich eben noch alles vernünftig angehört, doch nun konnte ich es einfach nicht laut aussprechen. Was wäre so viel anders, wenn wir Gäste hätten? Wir wollten heiraten, weil wir uns liebten und dafür brauchten wir keine Zeugen oder Menschen, die uns das klar machten. Wir wussten das bereits und das besser, als jeder andere.

>> Du?<< hakte Ethan unsicher nach, nachdem ich verstummt war und die Stirn gekräuselt hatte.

>> Entschuldige, ich bin grade ein wenig neben der Spur... Gib mir noch eine Sekunde.<< bat ich ihn, als ich noch einmal tief Luft holte und ihn ansah. Ich sah in diese wunderschönen grünen Augen, in denen ich versinken wollte, sah die Ehrlichkeit darin und die unendliche Liebe, die er mir jeden Tag aufs Neue bewies. Der sonst so selbstbewusste Berg von einem Mann war jedoch grade nur noch ein Häufchen Elend, weil ich ihn so zappeln ließ, was mir das Herz zerriss, weswegen ich ihn erlöste und endlich antwortete.

>> Also gut, lass uns heiraten.<<

Ich lächelte ihn an, woraufhin er sofort aufstand und mich in seine Arme riss.

>> Lass mich nie wieder so lange zappeln.<<

>> Sorry.<< entschuldigte ich mich und spürte wie stark sein Herz klopfte.

>> Du machst mich wirklich zum glücklichsten Menschen.<<

>> Wir haben nur ein Problem.<<

Erschrocken trat er zurück und blickte mich fragend an.

>> Mein Pass liegt auf dem Grund des Meeres und mein neuer Pass dauert noch ein paar Wochen.<<

>> Scott hat mir deinen vorläufigen Pass gegeben, als er gestern mit dir dort war.<<

Ich sah ihn verblüfft an. Wann hatte er das gemacht? Man hatte mir gesagt, dass ich keinen vorläufigen Pass kriegen würde, erst wenn mein neuer da wäre. Skeptisch und nachdenklich nickte ich, als sich hinter uns die Türen öffneten und ein Mann hereinkam, der uns anscheinend trauen wollte.

>> Mr Thatcher, Ms della Rossa.<<

Er nickte uns zu, als er Ethan auch schon die Ringe abnahm.

>> Werden Sie den Nachnamen von Mr Thatcher annehmen?<<

>> Ich... ähm... Ich denke schon.<<

Ich sah ihn hilflos an, da ich gerade vollkommen überrumpelt wurde und ich mich mit der Situation noch nicht vertraut gemacht hatte. Es war nicht so, dass ich es nicht wollte, ich wollte ihn unbedingt heiraten und am liebsten auch heute Abend, wo nur wir anwesend waren, aber bis vor zwei Minuten hatte ich noch nichts davon gewusst.

Der Priester, oder was er auch immer war, sprach einige Worte zu uns, die ich nur halb mitbekam, da ich die ganze Zeit über Ethan ansah, der so glücklich aussah wie noch nie zuvor. Als jedoch mein Name genannt wurde, konzentrierte ich mich wieder auf den Mann neben uns.

>> Ms della Rossa, wollen Sie den hier anwesenden Ethan Theodore Arthur Thatcher zu ihrem rechtmäßig angetrauten Ehemann nehmen und mit ihm nach Gottes Gesetz im heiligen Stand der Ehe leben, ihn lieben, trösten und ehren, in guten wie in schlechten Zeiten, in Gesundheit, wie auch in Krankheit und wollen Sie alle anderen hinter sich lassen und nur bei ihm bleiben, bis das der Tod sie scheidet, dann antworten Sie mit „Ja, ich will.“<<

Ethan wirkte auf einmal nervös, hielt die Luft an und blickte drängend zu mir herüber, während ich immer noch in Gedanken bei seinen ganzen Vornamen war, die ich vorher noch nie gehört hatte.

>> Ja, ich will.<<

Erleichtert schloss er für einen kurzen Augenblick die Augen, atmete hörbar aus und erwiderte mein Lächeln, als er mich endlich wieder ansah.

>> Dann frage ich jetzt Sie Mr Thatcher. Wollen Sie die hier anwesende Sarah Lucia della Rossa zu ihrer rechtmäßig angetrauten Ehefrau nehmen und mit ihr nach Gottes Gesetz im heiligen Stand der Ehe leben, sie lieben, trösten und ehren, in guten wie in schlechten Zeiten, in Gesundheit, wie auch in Krankheit und wollen Sie alle anderen hinter sich lassen und nur bei ihr bleiben, bis das der Tod sie scheidet, dann antworten Sie ...“<<

>> Ja, ich will.<< fiel er ihm ins Wort, weswegen ich lachen musste, was ich mir jedoch schnell wieder verkniff, da der Priester ein wenig mürrisch wirkte. Ich starrte auf meine Hände, um mich wieder zu beruhigen und unseren Priester milde zu stimmen. Anschließend nahm der Priester unsere Ringe und segnete sie mit der Bibel, bevor er Ethan meinen Ring übergab. Während er ihn mir ansteckte, redete der Priester weiter.

>> Mit diesem Ring nehme ich dich zur Frau, mit meinem Leib ehre ich dich, mein gesamtes Hab und Gut teile ich mit dir, im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.<<

>> Amen.<< antwortete Ethan dem Priester und lächelte vollkommen überwältigt.

Der Ring passte perfekt und harmonierte ideal mit meinem Verlobungsring, die nun beide um die Wette funkelten. Anschließend nahm ich seinen Ring und ahmte die Geste mit Hilfe des Priesters nach.

>> Was Gott verbunden hat, dass darf der Mensch nicht mehr trennen. Da sie beide in die heilige Ehe eingewilligt, sich vor Gott dazu bekannt, sich gegenseitig die Treue geschworen und dies durch das Austauschen der Ringe bekräftigt haben, erkläre ich sie nun zu Mann und Frau. Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.<<

>> Amen.<< antworteten wir, als wir uns endlich küssen durften. Ethan zog mich an sich und küsste mich leidenschaftlich auf den Mund, als das Orchester das Lied „Wedding day at Troldhaugen“ von Edvard Grieg spielte. Ich war so froh, dass Ethan nicht den Hochzeitsmarsch ausgewählt hatte, da dieser meiner Meinung nach so deprimierend klang.

Wir unterschrieben noch die Heiratsurkunde, bevor der Priester uns noch beglückwünschte und schließlich ging.

>> Hören wir uns das Stück noch in Ruhe an, Mrs Thatcher?<<

>> Sehr gerne Ethan Theodore Arthur.<< antwortete ich ein wenig belustigt, weshalb er mit den Augen rollte.

>> Die Vornamen meiner Großväter.<< erklärte er mir und grinste mich unschuldig an.

>> Passt aber irgendwie zu dir.<<

>> Sarah Lucia della Rossa klang auch wunderschön. Wenn mein Nachname durch meine Geschäfte nicht so wichtig gewesen wäre, hätte ich deinen angenommen.<<

 

Ich lächelte, da ich mich erst daran gewöhnen musste, als mir plötzlich etwas auffiel.

>> Sarah Thatcher, das hört sich scheußlich an. Das ist der totale Zungenbrecher.<<

>> Du wirst eh nur noch Mrs Thatcher genannt werden.<<

>> Wie tröstlich.<<

Ich kuschelte mich an ihn, als er begann mit mir zu tanzen und wir den Moment genossen. Ich hatte wirklich wieder geheiratet und das so schnell nach meiner Scheidung. War es die richtige Entscheidung gewesen? Immerhin hatte ich mir geschworen nie wieder zu heiraten, doch diese Pläne hatte ich bei Ethan schnell wieder über Bord geworfen. Ich wusste, dass er der Richtige war, dass ich nur ihn lieben konnte und wie mein Leben ohne ihn aussähe, doch war das alles zu schnell geschehen?

Schließlich waren wir nur wenige Wochen zusammen, wohnten noch nicht einmal richtig zusammen, obwohl wir fast die ganze Zeit miteinander verbrachten. Und was würde seine Familie dazu sagen? Ihr jüngster Sohn und Bruder, heiratete einfach ohne sie und das zumal sie mich noch nicht einmal mochten. Ich konnte nur hoffen, dass ich nicht dabei war, wenn er es ihnen beichtete.

Aber ich bereute es nicht ihn geheiratet zu haben. Ich liebte ihn mehr als mich selbst, was ich beim Absturz begriffen hatte. Kein einziges Mal hatte ich mir Gedanken darüber gemacht, dass ich nicht überleben könnte, sondern nur, wie er damit leben könnte. Wie es ihm mit meiner Todesnachricht gehen würde und das zeigte mir, wie nah wir uns standen.

>> Sollen wir gehen?<< fragte er mich, als die letzten Töne verklungen waren und uns die Stille umschloss.

>> Noch nicht. Warte hier.<<

Ich küsste ihn kurz, bevor ich den Balkon verließ und über die Treppenstufen nach unten in den Saal gelangte, wo ich schnell zum Dirigenten ging.

>> Haben Sie noch einen Wunsch?<< fragte er mich, als ich fast bei ihm war und er mich schon erwartungsvoll ansah.

>> Kennen Sie das Lied „I turn to you“ von Christina Aguilera?<<

>> Das kenne ich, aber das können wir nicht spielen. Das müssten wir erst üben.<<

>> Und was ist mit „Whatever it takes“ von Leona Lewis?<<

>> Tut mir Leid.<< entschuldigte er sich, während ich schon wieder über ein neues Lied nachdachte.

>> „You raise me up“ von Josh Groban?<<

>> Das können wir.<< sagte er freudestrahlend und ein wenig erleichtert, was mich schmunzeln ließ.

>> Gut, dann würde ich gerne den Text singen.<<

Er nickte und sagte seinen Musikern Bescheid, während ich mich ans Mikrofon stellte, den Songtext über mein Telefon aufrief und Ethan ansah.

>> Genieß dein Hochzeitsgeschenk mon taureau.<<

Ethan nickte und lehnte sich an die Brüstung des Balkons, als ich mich schließlich dem Dirigenten zuwandte und auf seinen Einsatz wartete. Hinter mir fingen die ersten Geigen an zu spielen, was bei mir eine Gänsehaut verursachte, da es so unfassbar schön klang. Als das Klavier einsetzte, machte ich mich bereit und atmete noch einmal tief durch.

Ich war vollkommen ruhig und sang voller Liebe davon, dass er mich zu allem ermutigen würde, dass ich durch ihn alles schaffen könne und ich durch ihn stark wäre, so lange er bei mir wäre. Dass ich erst durch ihn vollkommen wäre, erfüllt wäre von einem Wunder, welches mich in die Ewigkeit sehen lassen könnte. Dadurch, das ich nicht am Klavier saß, konnte ich mich voll und ganz auf den Gesang konzentrieren. Ich legte all meine Gefühle in die Strophen hinein und sang zwischendurch den Refrain mit so viel Kraft und Power, dass ich das Mikrofon ein wenig auf Abstand hielt, damit es nicht zu laut wurde. Am Ende sang ich wieder ruhiger und öffnete die Augen, damit ich zu Ethan sehen konnte, der immer noch auf dem Balkon stand und zu mir sah. Allerdings konnte ich seine Regungen im Gesicht nicht erkennen, da das Scheinwerferlicht blendete und er zu weit weg stand.

Als jedoch der letzte Ton verklang, sah ich, wie Ethan sich schließlich umdrehte und den Balkon verließ. Ich wusste, dass er nun zu mir käme und bedankte mich noch schnell beim Dirigenten und beim Orchester, die daraufhin aufstanden und gingen. Plötzlich schwang die Tür auf und Ethan kam stürmisch auf mich zu, wobei ich ihm entgegenging und er mich von der Bühne in seine starken Arme hob.

Sofort küsste er mich, spielte mit meiner Zunge ein verlockendes und aufregendes Spiel, das mich um meinen Verstand brachte. Seine Hände strichen meinen Rücken herab, streichelten über meinen Hintern, den er auf einmal fester packte und an sich drückte.

>> Womit habe ich nur die schönste... talentierteste... warmherzigste... und bodenständigste Frau auf der ganzen Welt verdient?<< säuselte Ethan mir zwischen einzelnen Liebkosungen ins Ohr, bevor er mich darunter küsste und leckte, weswegen ich mich ihm vor Verlangen entgegenbog.

>> Ethan...<< hauchte ich ein wenig benommen von seinen Berührungen, da ich nicht mehr klar denken konnte und sowieso keine Antwort auf seine Frage wusste.

>> Mhm.<<

>> Ich...<< wimmerte ich und gab es auf gegen seine geschickten Hände und meine Lust anzukämpfen, da er eh gewinnen würde. Sofort fuhr meine rechte Hand durch seine vollen Haare, zog seinen Kopf noch stärker zu mir heran, während meine linke Hand seinen Rücken an mich presste. Ethan stöhnte kurz auf, als meine Hand seine Beule streichelte und ich ihn wild küsste.

>> Sarah verdammt.... Nicht hier...<< keuchte er wenig überzeugend, weshalb ich es nicht gelten ließ und mich ungeniert an seinem Schritt rieb.

>> Du hast angefangen.<<

Plötzlich riss er sich von mir los, atmete tief ein und aus, während er seine Haare und seine Kleidung ordnete und mich mit einem dunklen Blick ansah, der mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ.

>> Komm wir fahren nach Hause. Ich möchte meine Frau über die Schwelle tragen und dann meine Hochzeitsnacht genießen, wo ich dir jeden Wunsch erfüllen werde.<<

Er sah mich durchdringend und vollkommen erhitzt an, was mir verriet, wie schwer es ihm grade fallen musste, seine Lust in Zaum zu halten und sie aufzuschieben. Auch ich atmete noch einmal tief durch, ordnete meine Haare und mein Kleid, bevor ich mich bei ihm unterhakte und mit ihm hinausging.

Als wir jedoch vor die Tür des QPAC traten, kamen uns wieder drei Fotografen in die Quere, die uns mit ihren Fragen und Kameras belästigten, sodass meine Gedanken an unsere Hochzeitsnacht sofort erstarben.

>> Miss della Rossa, was sagen Sie zu den Aussagen von Mr Bold?<<

>> Ist es wahr, dass Sie die Letzte waren, die lebend aus dem Flugzeug gekommen ist?<<

>> Stimmt es, dass Sie ihn angebaggert haben?<<

>> Haben Sie nur sich selbst gerettet und die anderen untergehen und in den Tod sinken lassen?<<

>> Denken Sie noch oft an Mr Bold?<<

Ich schaute die Reporter irritiert und vor allem schockiert an, während Ethan mich weiterzog. Wer war dieser Mr Bold? Und was hatte er über mich erzählt? Hatte ich andere ertrinken lassen? Scott hielt mir die Tür auf, sodass ich schnell hineinschlüpfte. Kurz darauf kam auch Ethan herein und Scott fuhr los. Ich blickte immer noch vollkommen verunsichert zu den Paparazzi nach draußen, bis ich sie nicht mehr sehen konnte.

>> Wer ist Mr Bold?<<

Ethan fragte es ruhig, aber dennoch mit einem scharfen Unterton. Die Stimmung von eben im QPAC war wie weggeblasen und auch unsere Hochzeit hätte uns in diesem Moment niemand geglaubt, da wir nicht wie ein frisch verheiratetes Paar wirkten. Sie vermiesten uns wirklich den Abend, den wir nie wieder bekommen würden, weshalb ich immer wütender wurde.

>> Ich habe keine Ahnung. Der Einzige, mit dem ich mich im Flugzeug unterhalten habe, war Mick, aber auch erst, als wir abstürzten und ich Angst hatte, allein zu sterben.<<

Wieder sah er bleich aus und ich wusste, dass er sich ein weiteres Mal Vorwürfe machte, dass er nicht bei mir gewesen war, als dieser Absturz passiert war.

>> Ethan, ich muss mir gleich die Nachrichten ansehen, damit ich weiß, was der Kerl über mich erzählt hat.<<

>> Das können wir auch hier.<<

Er holte ein Tablet heraus und tippte „Mr Bold“ bei den Nachrichten ein, als uns direkt ein Interview gezeigt wurde. Ich erkannte Mick sofort wieder. Dieser untrainierte, etwas aufgedunsene und schmierige Kerl, der sich für das Interview immerhin herausgeputzt hatte und nicht so eine abgetragene Jeans und so ein schmutziges Sweatshirt, wie auf dem Flug, trug. Seine Brille trug er jedoch auch jetzt und seine Haare waren ordentlicher zurechtgeschnitten. Ethan spielte das Video ab und ich hörte angestrengt zu.

>> Mr Bold, schön, dass Sie heute Abend hier sind. Wie geht es Ihnen nach dem Absturz?<<

>> Es geht mir zum Glück wieder gut. Der erste Schock ist überstanden und ich bin gestern auch wieder in ein Flugzeug gestiegen, also ist alles in Ordnung bei mir. Der Mensch vergisst zum Glück sehr schnell.<<

>> Das klingt doch gut.<<

>> Auf jeden Fall.<< stimmte Mick ihm zu und lächelte schmierig, was mir erneut Gänsehaut bereitete, wie auch schon beim Einsteigen ins Flugzeug.

>> Ihre Sitznachbarin haben Sie aber nicht so schnell vergessen...<<

>> Nein, das stimmt. Lassen Sie es mich anders sagen. Der Mensch vergisst zum Glück unangenehme Sachen sehr schnell.<<

>> Also war Ms della Rossa eine sehr angenehme Begegnung?<<

>> Definitiv. Sarah hat mir den Flug versüßt.<<

>> Inwiefern?<<

>> Alleine schon ihre Erscheinung. Als ich sah, wie sie ins Flugzeug einstieg und auf mich zukam... Wow. Wirklich, das müssten Sie selbst sehen. Sie ist wunderschön und sehr elegant. Ihre atemberaubenden, langen, braunen Haare, ihre großen, dunklen Augen, ihre hübschen Beine... Ich könnte ewig so weiterreden. Ich hoffte die ganze Zeit über, dass sie sich neben mich setzen würde und was soll ich sagen, ich hatte halt Glück. Sie zwängte sich an mir vorbei auf den Sitz neben mich, was ich sehr genoss, da sie mir sehr nah kam. Aber anscheinend hat auch sie es genossen.<<

>> Woher nehmen Sie diese Annahme?<<

>> Naja, sie hätte mich ja auch fragen können, ob ich aufstehen könne, aber sie zwängte sich lieber vorbei und lächelte dabei ziemlich zufrieden. Dann setzte sie sich und wirkte am Anfang noch ein wenig verspannt und verärgert, doch das legte sich schnell, da ich sie aufmunterte. Sie duftete herrlich und ihre Hände waren sehr filigran und zart, überhaupt ihre ganze Haut.<<

>> Sind Sie ihr so nah gekommen?<<

>> Immer mal wieder, als wir uns unterhalten und geflirtet haben.<<

>> Über was haben Sie mit ihr gesprochen?<<

>> Wir haben uns über die Menschen um uns herum unterhalten, über den Flug, Australien, über unsere Kinder, die Arbeit und noch ein paar Belanglosigkeiten. Irgendwann stand sie auf, um sich angeblich frisch zu machen, was ich ihr aber nicht abgekauft habe.<<

>> Was wollte sie denn ihrer Meinung nach?<<

>> Dass ich ihr auf die Toilette folgte. Sie hatte so einen bestimmten Blick drauf, mit dem sie mich ansah und dem ich nur zu gerne gefolgt wäre.<<

>> Aber Sie sind es nicht?<<

>> Nein. In dem Moment ging das Anschnallzeichen an und eine Stewardess hielt mich zurück, da es zu gefährlich gewesen wäre.<<

>> Und was war mit Ms della Rossa?<<

>> Sie kam wenige Sekunden später wieder von der Toilette zurück und musste sich schon stark festhalten, weil die Turbulenzen ziemlich heftig waren. Als sie an mir vorbeigehen wollte, fiel sie auf meinen Schoß, was vielleicht auch nur Zufall gewesen war, da das Flugzeug wirklich enorm wackelte.<<

>> Verstehe. Wie war das, als Sie merkten, dass sie abstürzen würden?<<

>> Naja. Es war chaotisch im Flugzeug, aber ich bin zum Glück jemand, der in stressigen Situationen die Ruhe bewahrt. Ich half ihr die Rettungsweste anzuziehen, weil ihre Hände scheinbar zu sehr zitterten, wobei meine Hände einige Stellen ihres Körpers streiften.<<

 

>> Wie hat Sie darauf reagiert?<<

>> Sie lächelte mich süß an, als würde sie es genießen, da war es um mich geschehen. Als ich sie verschlossen hatte, ergriff sie meine Hand, lehnte ihre Wange dagegen, wo nur so die Funken sprühten und hielt sie bis zum Aufprall fest.<<

>> Was passierte dann?<<

>> Durch den Aufprall blutete sie stark am Kopf, es war alles voller Blut und sie war nicht mehr ansprechbar. Ich fühlte ihren Puls, aber fand keinen, weshalb ich dachte, dass sie... Naja, Sie wissen schon. Es herrschte solch ein Durcheinander, weshalb ich von ihr getrennt wurde und sie erst wiedersah, als sie ebenfalls aus dem Flugzeug kam.<<

>> Wann war das?<<

>> Sehr spät. Ich saß schon lange in einer Rettungsinsel und blickte auf das Flugzeug, das nur noch zu einem winzigen Teil aus dem Wasser ragte, als plötzlich jemand aus dem Wasser auftauchte und verzweifelt nach Luft schnappte. Ich rief immer wieder ihren Namen, weil ich hoffte, dass sie es geschafft hätte, aber ich konnte nicht erkennen, ob sie es war. Ich glaubte zwar, dass sie Tod wäre, aber ich wollte es einfach nicht wahr haben.<<

>> Wie haben Sie dann gewusst, dass sie es war?<<

>> Sie schwamm kurze Zeit später an unserer Insel vorbei und da erkannte ich sie, aber sie schien mich nicht zu hören und unbeirrt auf ein Ziel in der Ferne zuzusteuern.<<

>> Verstehe. Hat sie während ihrer ganzen Unterhaltung ihren Verlobten, Mr Thatcher, erwähnt?<<

>> Als wir abstürzten, ja. Sie sagte, dass er an ihrer Stelle in dem Flugzeug sitzen sollte, damit er seinen eigenen Geiz spüren würde. Sie wollte eigentlich mit seinem Flugzeug fliegen, aber er wollte es ihr nicht geben. Sie meinte, dass sie ihn nie wiedersehen wolle, dass sie ihn hassen würde und er sich zum Teufel scheren solle. Deshalb war sie froh, dass ich ihr beistand.<<

>> Also war ihre Beziehung zu Mr Thatcher nicht so harmonisch, wie es immer aussieht?<<

>> Nein, sie haben wohl Probleme in ihrer Beziehung und sie wollte sich von ihm trennen.<<

>> Was für Probleme?<<

>> Das sagte sie nicht ganz genau, aber wenn sie mich fragen, muss sie wohl ständig zurückstecken, steht immer an zweiter oder dritter Stelle bei ihm.<<

>> Aber sie gab ihm die Schuld dafür, dass sie in dem Flugzeug saß?<<

>> Richtig.<<

>> Was wollte sie denn in Christchurch?<<

>> Das weiß ich nicht, da hatten wir wichtigere Themen.<< sagte er mit einem hinterhältigen und schmierigen Grinsen, das mir eine Gänsehaut verschaffte.

>> Gibt es etwas, dass Sie Ms della Rossa noch sagen möchten?<<

>> Nur, dass ich immer für sie da bin, wenn sie jemanden braucht, der ihr zuhört. Immerhin sind wir Leidensgenossen. Ich lade sie nur zu gern zum Essen ein, das ich auch bezahle. Ich bin nämlich nicht geizig und bei mir würde sie immer an erster Stelle stehen.<<

>> Gut. Dann danke ich Ihnen für das Interview und wünsche Ihnen alles Gute. Meine Damen und Herren, das war Mick Bold, der beim Flugzeugabsturz letzte Woche neben Sarah della Rossa, der Verlobten von Ethan Thatcher, saß.<<

Ethan klappte die Hülle des Tablets zu, als ich mich angeekelt wegdrehte. Mick war also genau so ein Schwein, wie ich es mir gedacht hatte. Das, was er gesagt hatte, konnte ich nicht so auf mir sitzen lassen. Ich musste mich dazu äußern und ich wusste auch schon, wen ich dafür anrufen sollte.

Ich öffnete meine Clutch und wählte die Nummer eines Vaters von der Krebsstation, der ebenfalls Journalist war und dem ich vertraute. Seine Nummer konnte ich zum Glück auswendig, weil wir öfter wegen seines Sohnes telefoniert hatten. Jim war inzwischen wieder gesund, sodass sich das Leben der Familie normalisiert hatte und ich sie seit drei Monaten nicht mehr gesehen hatte.

>> Wen rufst du an?<<

Ethan sah mürrisch und wütend zu mir herüber, als Stan sich am anderen Ende schon meldete.

>> Ja?<<

>> Stan?<<

>> Ja, wer ist da?<<

>> Hier ist Sarah von...<<

>> Sarah! Hi. Was für eine Überraschung.<< unterbrach er mich und klang dabei so offen und herzlich wie ich ihn in Erinnerung hatte.

>> Hi, wie geht es Jim?<<

>> Sehr gut. Er genießt wieder das Leben.<<

>> Das freut mich und bei euch ist auch alles soweit in Ordnung?<<

>> Wenn es Jim gut geht, dann geht es uns auch gut. Es ist wirklich schön mit anzusehen, wenn das Kind wieder gesund ist.<<

>> Das glaube ich gern und ich gönne es euch vom ganzen Herzen.<<

>> Danke. Wie geht es dir denn? Ich habe das im Fernsehen mit dem Absturz gesehen.<<

>> Sagen wir mal so, ich hatte schon bessere Wochen. Aber sag mal, könntest du mir helfen?<<

>> Klar, das habe ich dir doch damals gesagt. Geht es um diesen Mick Bold?<<

>> Richtig. Ich möchte mich gerne dazu äußern. Das, was er geäußert hat, ist einfach nur lächerlich, widerlich und abstoßend.<<

>> In Ordnung. Ich bin gerade auf dem Rückweg aus Sydney. Hast du morgen Abend Zeit?<<

>> Das passt gut.<<

>> Dann morgen Abend. Wo sage ich dir dann noch, ok?<<

>> Gut, danke.<<

Wir beendeten das Telefonat und ich legte das Telefon zurück in die Clutch. Da wir schon in der Tiefgarage waren, stiegen wir aus und gingen zum Fahrstuhl.

>> Ich weiß zwar, dass wahrscheinlich alles gelogen ist, was dieser Mick gesagt hat, aber bitte erzähl mir noch einmal alles.<<

Ich seufzte, lehnte mich an die kalte Wand hinter mir und ging noch einmal in Gedanken zurück an den Ort von vor einer Woche.

>> Ich bin ins Flugzeug eingestiegen, wo ich ihn sofort sah. Ich fand Mick abstoßend, irgendwie schmierig, weswegen ich mich schnell hinsetzte und ihn nicht ansprach, damit er mich in Ruhe ließ. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er mich mit seinen Augen schon auszog und sich in Gedanken ausmalte, wie wir... Naja, du weißt schon was. Also ignorierte ich ihn und schloss die Augen, um zu schlafen. Als ich aufwachte, fragte ich ihn nur, was los wäre, dann sollten wir unsere Rettungswesten anziehen, was ich selbst gemacht habe. Zwar zitterten meine Hände wirklich, dennoch habe ich es allein geschafft. Das einzige Gespräch was wir hatten, war, als er mich fragte, ob ich Familie hätte und ich ihm sagte, dass ich zwei Kinder hätte und einen Verlobten. Er berichtete mir, dass er ebenfalls zwei Kinder hätte und eine Frau namens Amy. Da ich Angst hatte allein zu sterben und irgendjemanden beim Namen kennen wollte, fragte ich ihn danach. Daraufhin nahm er meine Hand und bestärkte mich, indem er mir versicherte, dass wir es schaffen würden. Das war alles. Du glaubst doch nicht, dass ich auf jemanden wie ihn stehen würde. Und erst recht nicht habe ich gesagt, dass du in dem Flugzeug hättest sitzen sollen. Du wolltest ja, dass ich mit deinem fliege, aber ich wollte es nicht. Damit hat er sich doch schon verraten.<<

>> Ich weiß und wer ist dieser Stan?<<

>> Der Vater eines ehemaligen Patienten. Er ist Journalist und bei ihm weiß ich, dass ich ihm vertrauen kann. Ich treffe mich morgen mit ihm und stelle diesen ganzen Mist richtig.<<

>> Das bringt eh nichts.<<

>> Es bringt mir etwas. Er zieht nicht nur mich in den Dreck, sondern auch dich!<<

>> Das ist mir egal. Sollen sie sagen, was sie wollen.<<

>> Mir ist es aber nicht egal und jetzt lass uns aufhören darüber zu reden, ich will den Abend genießen. Bis eben hatten wir noch so gute Laune. Es war unser Abend und nun schafft dieser schmierige Widerling, dass wir uns fast streiten und über ihn nachdenken, anstatt unsere Hochzeit zu feiern und...<<

Plötzlich öffneten sich die Aufzugtüren zu Ethans Wohnung, weswegen ich aussteigen und weiterreden wollte, doch dann packte Ethan mich und trug mich über die Schwelle des Fahrstuhls bis ins Schlafzimmer. Vorsichtig legte er mich aufs Bett und beugte sich zu mir herab, als er mich zärtlich küsste.

>> Fühlst du dich noch fit genug für unsere Hochzeitsnacht?<<

Lockend küsste er sich meinen Hals herab, leckte mich immer wieder an der sensiblen Stelle unter meinem Ohr und brachte mich um den Verstand.

>> Ich kann es kaum erwarten.<<

Wir liebten uns in dieser Nacht vier Mal, wobei er dabei so zärtlich mit mir umging, dass ich dahinschmolz. Dieser Mann konnte einfach nur ein Traum sein, doch nun war er mein Traum und das für den Rest meines Lebens.