Räuchern, Raunacht, Rituale

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Räuchern, Raunacht, Rituale
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Sigrid Csurda-Steinwender

Räuchern

Raunacht

Rituale

Aufgeräumt und befreit

durch das Jahr


Dieses Buch widme ich dir, lieber Edi.

Jedem Ende wohnt zugleich ein Anfang

inne. Möge dein Kreis sich schließen

und die Spirale breiter sein.

Inhalt

Worum es in diesem Buch geht

ERKENNEN UND WERTSCHÄTZEN

WAHRNEHMEN UND VERSTEHEN

Der Raum

Der Raum, der Mensch und das Dazwischen

Die Kraft der Materie und das Gedächtnis der Räume

Die Zeit

Das Zeitverständnis unserer Ahnen – das keltische Jahresrad

Mond und Sonne und die Rhythmen der Natur

WERTSCHÄTZEN UND DANKBAR SEIN

Raum und Materie

Dem Raum Leben geben – dem Leben Raum geben

Stille Mitbewohner

Zeit und Energie

Die Kraft der Ahnen

In den Rhythmus finden

HANDELN UND VERÄNDERN

LOSLASSEN UND VERÄNDERN

Aufräumen und Ordnung schaffen

Das Zuhause im Wandel der Zeit

Die Macht der Gegenstände

Platz schaffen für das Leben

Wohin ein Zuviel führt

Wie Aufräumen und Entrümpeln gelingt

Räuchern

Energetische Raumreinigung – worum es wirklich geht

Das Räucherritual – Aufbau und Gestaltung

Wahl Ihres Räucherwerks

Die Zeit der Raunächte

Zwischen den Zeiten

Die zwölf Raunächte und ihre Essenz

Ausblick für das Neue

Rituale im Jahreskreis

Herbst-Tagundnachtgleiche am 21. September

Samhain am 1. November

Wintersonnenwende am 21. Dezember

Imbolc am 1. Februar

Frühlings-Tagundnachtgleiche am 21. März

Beltaine am 1. Mai

Sommersonnenwende am 21. Juni

Lugnasad am 1. August

SPÜREN UND SEIN

AUFATMEN UND GENIESSEN

Weniger Haben – mehr Sein: Zurück zur Essenz

Achtsam sein und es auch bleiben

Dank

Über die Autorin

Quellen

Worum es in diesem Buch geht

Gerade in der heutigen Zeit ist es zunehmend ein Grundbedürfnis, unser Zuhause zu einem schützenden und nährenden Ort der Ruhe und der Kraft werden zu lassen. Der Anspruch an die Räume, in denen wir wohnen und arbeiten, geht weit über das primäre Schutzbedürfnis nach einer Behausung hinaus. Vielmehr geht es heute vor allem darum, unsere Räume optisch und energetisch so zu gestalten, dass sie zu Lebens-Räumen werden, in denen wir auf persönlicher Ebene wachsen und uns entfalten können.

Neben der sichtbaren Gestaltung und Einrichtung sind es die unsichtbaren energetischen Schwingungen, die unsere Wohnräume prägen und beleben. Daraus ergibt sich für jeden Raum eine einzigartige Stimmung, die stärken, aber auch schwächen kann. Das Zusammenwirken dieser individuellen Energien und Kräfte sowie die Gestaltung und Einrichtung eines Raumes beeinflussen unser seelisches und körperliches Wohlbefinden. Im Einklang von Raum und Mensch entsteht ein stärkendes und nährendes Zuhause für die persönliche Entfaltungsmöglichkeit in den eigenen vier Wänden.

Ergänzend zum räumlichen Aspekt schlägt dieses Buch die Verbindung zur zeitlichen Ebene: Der Mensch erfährt im Raum – als stabilisierenden und schützenden Rahmen – Impulse zum Wachstum über die Schiene der Zeit. Dazu tauchen wir in das alte Wissen unserer Kultur und unserer Ahnen ein: Das keltische Jahresrad wird zum roten Faden durch das Jahr und durch die Raunächte. Dieses Zeitverständnis unserer Ahnen öffnet eine weitende und freiere Perspektive auf die Zeit und wird dem heutzutage oft einengenden Erlebnis von Zeit gegenübergestellt.

Im keltischen Jahresrad liegt das besondere Augenmerk auf den Rhythmen des Lebens und der Natur. Aus diesen regelmäßigen und immer wiederkehrenden Abläufen baut sich der Kreislauf eines Jahres auf. In den heutigen Zeiten ist unser Leben stark durchgetaktet: Die Zeit läuft in Stunden, Minuten, Arbeitszeiten und Freizeit ab und ehe wir uns versehen, bestimmt die Monotonie dieser linearen Rhythmen unser Leben und unser Sein.

In diesem Buch wollen wir diese Taktgebung bewusst durchbrechen und den Blick auf die Rhythmen in und um uns lenken, denn ein befreiendes Zeit- und Raumverständnis erreichen wir dann, wenn wir zu den natürlichen Lebensrhythmen zurückfinden und diese als ausbalancierenden Gegenpart achtsam in unseren Alltag einbinden.

Dieses Buch trägt ebenso seinen eigenen Rhythmus in sich. Lassen Sie sich dazu anregen, aus dem üblichen Denkschema und dessen linearem Zeitverständnis auszusteigen und die alten und lebendigen Rhythmen der Zeit neu zu finden und zu leben.

Rituale sind Möglichkeiten, einfach und effizient den Rahmen des Gewohnten zu verlassen und dem Alltäglichen den Hauch des Besonderen zu geben. Das Durchbrechen des Normalen und Gewohnten führt aus der alltäglichen Routine hinaus. Es weckt auf, macht aufmerksam und achtsam – und führt sanft zurück ins Leben und hin zum bewussten Präsentsein in Raum und Zeit.

Dieses Buch baut sich in drei Stufen der Wahrnehmung auf:

• Erkennen und Wertschätzen

• Handeln und Verändern

• Spüren und Sein

Auch bilden drei Stufen den Rahmen für jedes Ritual, das in diesem Buch vorgestellt wird:

• Wahrnehmen, was ist

• Loslassen

• Aufatmen und befreit weitergehen


1.
Erkennen und wertschätzen

Im ersten Teil des Buches wollen wir stehen bleiben, aus der Hektik und der Hast des Alltags aussteigen und bewusst wahrnehmen und verstehen, wo und wie wir uns im Moment befinden. Neben dem Aspekt der Zeit betrachten wir zuerst den Raum, der uns umgibt: Der Raum, der Mensch und das Dazwischen.

 

Wahrnehmen und verstehen – Der Raum

Anders als ein Ort, der im Wesentlichen als Punkt oder Fläche verstanden wird, hüllt der Raum den Menschen in seiner Dreidimensionalität ein. Der Raum birgt uns, nährt uns, schützt uns und prägt uns durch seine physische und energetische Qualität.

Der Raum, der Mensch und das Dazwischen

Um einen Raum zu definieren, braucht es die Grenze. Auf Wohnebene wird der sichtbare Raum durch greifbare Grenzen wie Wände, Decken und Böden festgelegt. Wir Menschen brauchen den stabilen Raum als Rahmen, um uns selbst zu erfahren, unser Sein zu erleben und aus unserer Mitte heraus zu gestalten. Wir erfahren aus dem Raum Impulse, die uns aus uns herausgehen lassen und uns in die bewusste oder unbewusste Interaktion mit unserem Umfeld zwingen.

Unsere erste Haut ist unsere Körperoberfläche, unsere zweite Haut ist unsere Kleidung.

Der uns am meisten vertraute Raum ist der eigene Wohnraum, in dem wir einen wichtigen Teil unseres Lebens verbringen. Es ist auch das eigene Zuhause, in dem wir die Verbindung zwischen Mensch und Raum am intensivsten wahrnehmen und erleben – immerhin ist dieser Raum von uns selbst gestaltet und eingerichtet. Er trägt unsere persönliche Handschrift und wird durch unsere individuelle Gestaltung einzigartig und unverwechselbar. Somit ist der eigene Wohnraum eine Projektion des eigenen Seins, der eigenen Bedürfnisse und Lebensvorstellungen. Als unsere dritte Haut, die uns umgibt, ist er ein Spiegel unseres Lebens. Der Raum als Spiegel ist ständig im Austausch mit dem »Darin«, mit dem Inhalt und dem »Wesen«, der Atmosphäre des Raumes und somit in ständiger Interaktion mit uns selbst.

Was ist nun entscheidend, wenn wir ein Haus oder eine Wohnung als Zuhause wählen? Auf den ersten Blick sind dies zunächst einmal die sichtbaren Faktoren: die Lage, die großräumliche Anbindung des Objekts, Größe, Anzahl und Anordnung der Räume sowie auch die Grundrissgestaltung. All diese Aspekte lassen uns unsere erste Entscheidung für oder gegen ein Heim treffen.

Darüber hinaus spielen bei der Wahl eines Zuhauses aber auch unsichtbare und energetische Faktoren eine wesentliche Rolle. Es sind die feinen Schwingungen und feinstofflichen Dimensionen, die einen Raum auf unsichtbare Weise prägen. Oder anders formuliert: Die dem Raum zugrundeliegenden Energiefelder erzeugen dessen unverwechselbare Stimmung, mit denen jeder Mensch in Resonanz geht.


Der Wohnraum ist der Spiegel unserer Seele und unseres Seins.

Das bestehende Energiefeld nehmen wir unbewusst und unmittelbar bei Betreten von Räumen wahr und ordnen es für uns ein. Wir spüren eine Resonanz, lange bevor wir die sichtbaren Faktoren für uns als passend oder unpassend erkennen. Die Kräfte des Ortes und Energien des Raumes bestimmen maßgeblich mit, ob wir uns in einem räumlichen Umfeld wohlfühlen.

Das Energiefeld von Räumen ist kein statisch gleichbleibendes System. Wie auch wir Menschen in unseren Stimmungen veränderbar sind, ist auch das Energiefeld – das Wesen von Räumen – lebendig und verändert sich im Lauf der Zeit.

Die Kraft der Materie und das Gedächtnis der Räume

Alles um uns herum ist Energie, Energie geht niemals verloren. Auch feste Materie, wie die uns umgebende Raumsubstanz, hat seine eigene Schwingung und energetische Grundstruktur. Jegliches Inventar und jeder Gegenstand in unserem Zuhause hat sein eigenes Energiefeld und ist in das energetische Gesamtgefüge auf seine bestimmte und bestimmende Art und Weise eingebunden. Diese Melange aus Kraftfeldern bildet unser energetisches Umfeld und beeinflusst uns Menschen ständig: Es sind dies unsere Möbel, unser Inventar, Bilder, Symbole, Farben, Formen, mit denen wir uns umgeben. Wie der Mensch mit seinem Raum in ständiger Interaktion steht, beeinflussen auch wir mit unserem Sein, unserem Tun, unserem Denken und Fühlen unsere Umgebung und kreieren so unsere Realität.


Das Gedächtnis unseres Raumes merkt sich alles, was im Lauf der Zeit in diesem Raum geschieht.

Gedanken und Gefühle, die wir erzeugen, sind ebenfalls eine Form der Energie. Sie sind nicht weg oder lösen sich in Nichts auf, sobald sie unseren Körper über Worte oder Taten »verlassen« haben. All diese Energien bleiben erhalten und wirken weiter – egal, ob es sich dabei um positive oder negative Gefühle oder Gedanken handelt.

Das Gedächtnis unseres Raumes merkt sich alles, was im Lauf der Zeit in diesem Raum geschieht. Jeder Gedanke, jedes Gefühl wird im Raum und im Speicher der Materie abgelegt. Auch jede Form der alltäglichen Handlung oder auch das einmalige Auftreten eines Ereignisses legt sich in diesem Gedächtnis der Räume ab. Je spezieller, »unalltäglicher« und emotional tiefgehender ein Ereignis oder Gefühl ist, umso prägender brennt sich dieses im Speicher der Materie ein.

Gerade blockierende Energien, die aus Streit, Missverständnissen, Gewalt oder aufgrund anderer, den Rahmen des Normalen sprengende Handlungen entstehen, hängen oft wie ein energetischer Schatten in unseren Räumen fest. Je häufiger ein gewisses Energiemuster auftritt, umso dichter wird dessen energetischer Schatten, der uns mitunter fest im Griff hat.

Immer wieder kommen wir damit in Berührung. Die feinstofflichen Dimensionen entziehen sich weitgehend der zeitlichen Struktur. Es ist unwesentlich, wann sich etwas ereignet hat. Wesentlich prägender für den energetischen Speicher eines Raumes wirkt sich die emotionale Intensität einer Handlung aus. Auch je häufiger ein Energiemuster genährt wird, desto intensiver prägt sich dieses im Gedächtnis eines Raumes oder eines Ortes ein.

Selbstverständlich werden auch stärkende Gefühle, hebende Gedanken und aufbauende Handlungen Teil des energetischen Speichers eines Raumes. Heilige Handlungen und stärkende Rituale heben die Vitalkraft in Räumen stark an und schaffen die Atmosphäre eines heilen Raumes.

Erinnern wir uns daran, dass sich besondere und unalltägliche Handlungen stärker in den energetischen Speicher der Räume einprägen: Eingebettet in ein Ritual, geben wir der energetischen Raumreinigung, aber auch jeder noch so einfachen Handlung besondere Aufmerksamkeit und steigern deren Wirkung und Intensität.

Resonanzen mit im Raum gespeicherten Gedanken und Gefühlen laufen auf der menschlichen Instinktebene und daher meist unbewusst ab. Dennoch – oder gerade deshalb – beeinflussen die Energiefelder in unserer Umgebung unser Wohlbefinden und im eigenen Zuhause auch unsere Gesundheit, besonders dann, wenn man lange Zeit energetischem Ballast ausgesetzt ist. Je dichter sich dieses energetische Netz um uns webt, umso schwerer fällt es, sich aus dieser Verstrickung zu befreien und neue Wege zu beschreiten oder neue Lösungen zu finden.

Anzeichen, dass das Energiefeld überlastet oder unausgeglichen ist, können sich auf vielfältige Art bemerkbar machen. Wenn Ihnen die folgenden Fragen bekannt sind, ist es an der Zeit, sich dem energetischen Speicher Ihrer Räume zuzuwenden und für frischen Wind zu sorgen:

• Warum passiert mir immer dasselbe?

• Warum gelingt es mir nicht, persönliche Muster zu unterbrechen oder zu ändern?

• Warum habe ich immer Angst vor …?

• Warum sind neue Vorsätze oder Ideen, die ich außerhalb der Wohnung finde, nicht mehr greifbar, sobald ich meine Wohnung betrete?

• Warum gerate ich mit meinen Lieben im Zuhause immer wegen denselben Themen in Streit?

Räume sollen nicht einengen oder begrenzen, sondern sie wollen als Unterstützung zur Entfaltung unseres vollen Potenzials genutzt und verstanden werden. Deshalb ist es ratsam, von Zeit zu Zeit das Energiefeld des eigenen Zuhauses zu reinigen und zu klären. Damit dürfen wir all das loslassen, was unserem Aufatmen und dem reinen Sein entgegensteht.

»Halten Sie zwischendurch inne, nehmen Sie bewusst wahr, was ist, um dann entsprechend zu handeln.«

Räume sollen die persönliche Entfaltung mittragen und stärken: Den Rahmen dafür zu schaffen, liegt in Ihrer eigenen Verantwortung. Je achtsamer Sie sich Ihrem Zuhause und Ihren Lebens-Räumen zuwenden, umso stärker wird die Verbindung zwischen Raum und Mensch. Ein wesentlicher Schlüssel zur stärkenden Lebens-Raum-Gestaltung liegt darin, im rasanten Lauf der Zeit zwischendurch stehenzubleiben – bewusst hinzuschauen und wahrzunehmen, was ist – um dann entsprechend zu handeln. Dies in Form eines Rituals zu tun, macht aus dem Handeln eine heilige und heilende Handlung.

Durch dieses bewusste und achtsame Handeln ist es ein Leichtes, aufgeräumt und befreit durch das Jahr zu tanzen.

Wahrnehmen und verstehen – Die Zeit

Sie erinnern sich – der erste Teil des Buches lädt ein, wahrzunehmen und zu verstehen, wo wir denn im Augenblick gerade stehen. Neben dem Raum gilt unsere Aufmerksamkeit auch der Zeit.

Das Zeitverständnis unserer Ahnen – das keltische Jahresrad

Das allgemeine Zeitverständnis der heutigen Zeit kennen wir wohl alle besser als uns oft lieb ist: Ein Tag jagt den nächsten, 24 Stunden sind zu kurz, um alles unterzubringen und dabei keinen Stress zu verspüren. Zumindest ist das für die meisten von uns das Tempo, mit dem wir durch die Jahre hasten, die immer schneller vergehen zu scheinen. Manchmal bleibt nicht mal die Zeit, stehenzubleiben, um das, was ist zu erkennen und wahrzunehmen. Doch genau das ist es, was wir jetzt tun wollen, und dabei dürfen wir uns vom Zeitverständnis unserer Ahnen helfen lassen:

Den wesentlichen Rahmen für das Leben bildete für unsere frühen Ahnen die Natur mit ihren Rhythmen des Lebens. So erkannten unsere Vorfahren, dass sich alles Leben in Kreisen und Kreisläufen aufbaut. Auch die Zeit verläuft in der Vorstellung unserer Ahnen zirkular, in einem Rad oder einer Spiralbewegung und wird dabei dehnbar. In dieser Kreisbewegung bilden alle Erfahrungen der vorangegangenen Jahre die Basis für die nächsthöhere Ebene in der Spirale des ewigen Lebens. Dies kann in den Rhythmen der Natur sehr gut beobachtet werden – gilt dies doch für jeden Baum, jede Pflanze, die Kreisläufe des Mondes, die Gezeiten des Meeres … und auch für jeden von uns Menschen.

Mond, Sonne und die Rhythmen der Natur

Dem Zeitverständnis unserer Ahnen, das wir heute als das keltische Jahresrad bezeichnen, geben vor allem der Lauf der Sonne und der Lauf des Mondes wichtige Ankerpunkte.

Der Kreislauf eines Jahresrades war und ist geprägt durch vier Sonnenfeiertage und den dazwischenliegenden vier Mondfeiertagen. Somit ergeben sich für den Jahreskreis acht markante Feiertage, die als rituelle Feste gefeiert wurden.

Die Eckpfeiler aus dem Sonnenjahr sind:

Wintersonnenwende

am 21. Dezember

Tag - und Nachtgleiche im Frühling

am 21. März

Sommersonnenwende

am 21. Juni

Tag - und Nachtgleiche im Herbst

am 21. September

Die ergänzenden Feiertage aus dem Mondkalender sind:

Samhain zu Allerheiligen am 1. November

Das ist auch der Jahresbeginn der Kelten und der Beginn des Winterhalbjahres. Mit der Dunkelheit wird das Leben geboren und es wächst im Licht.

Imbolc zu Lichtmess am 1. Februar

Zur »Lichtbrauchnacht« feiern wir die Geburt des Lichts und des neuen Lebens.

Beltaine zu Walpurgis am 1. Mai

Zu Beginn des Sommerhalbjahres wird das große

Fruchtbarkeitsfest gefeiert.

Lugnasad zu Mariä Himmelfahrt am 1. August

Am Höhepunkt des Seins steht die Ernte am Tag der »Hochzeit des Lichts« ins Haus.

Für unsere Ahnen bildete der Mondkalender einen rituellen Kalender, der im Lauf eines Jahres den gesamten Bogen des Lebens umspannt. Beginnend mit der Geburt und dem Neubeginn zu Samhain läuft die Entwicklung über das Gedeihen des Lebens (Imbolc) zur Blüte (Beltaine) und zur Ernte des Lebens (Lugnasad), bis sich der Kreis des Lebens zu Samhain wieder schließt: Der Tod wird als Transformation und Aufstieg auf die nächste Stufe des Seins verstanden. Zu Samhain übergibt das alte Jahr an das neue, der Kreislauf des Lebens wird auf der nächsthöheren Stufe wiedergeboren und durchläuft aufs Neue alle Stufen des Seins und der Entwicklung.

 

Mit dem Übergang vom Jäger- und Sammler-Dasein des Menschen hin zu Ackerbau und Viehzucht kam zum Mondkalender der Sonnenkalender als wichtige Ergänzung hinzu. Ab nun wurde es wichtig, in Anbetracht der bevorstehenden Jahreszeiten Aussaat und Ernte entsprechend zu planen. Der Lauf der Natur regelt die Balance zwischen der Aktivität im Außen und dem In-die-Stille-Gehen mit dem Rückzug nach innen. Aufgrund der Tatsache, dass die Erde um die Sonne kreist, teilt sich das Jahr in eine dunkle und eine helle Jahreshälfte. Unsere Ahnen verstanden das Winterhalbjahr als stille Jahresnacht und das Sommerhalbjahr als aktiven Jahrestag.

Wo Licht und Dunkel aufeinandertreffen, finden sich immer besondere Energiequalitäten. Der Schleier zur Anderswelt und zu feinstofflichen Energieebenen lichtet sich an solchen Übergängen und macht den Austausch mit anderen Ebenen des Seins für uns Menschen einfacher. Solche besonderen Momente des Übergangs können wir in kleinen wie auch in größeren Zeitebenen bewusst erleben:

• in der Dämmerung

• zum Jahreswechsel

• an den vier Mondfeiertagen, besonders an Samhain

• und natürlich speziell in der Zeit der Raunächte!

Der Mond und die Sonne bilden den »Rahmen« für das keltische Jahresrad.

Der Mondkalender ist kürzer als der Sonnenkalender, der mit seinen 365 (bzw. 366) Tagen die heute übliche Kalenderzählung umfasst. Aus dem Unterschied zwischen diesen beiden Zyklen ergeben sich zwölf Tage und Nächte, die in die dunkle »Jahresnacht« des Winters fallen. Diese »Zeit zwischen den Zeiten« ist als die Zeit der Raunächte bekannt: Diese wohl mystischste Zeit des Jahres entzieht sich dem stabilen Gerüst des Sonnen- und Mondkalenders und fällt gewissermaßen »aus dem Rahmen«. Von unseren Ahnen wurden diese Tage und Nächte mit besonderer Achtsamkeit gelebt. In dieser Zeit werden – den alten Überlieferungen zufolge – die Samen für das kommende Jahr gelegt. Diesen Aspekt der achtsamen Lebensgestaltung dürfen wir auch heute – angepasst an die Anforderungen der modernen Zeit – mehr und mehr als Anker in unserer schnelllebigen Zeit wiederentdecken und verstehen.


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