Das doppelte Venussymbol

Text
0
Kritiken
Leseprobe
Als gelesen kennzeichnen
Wie Sie das Buch nach dem Kauf lesen
Das doppelte Venussymbol
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

http://dnb.ddb.de abrufbar.


Hergestellt in Deutschland • 1. Auflage 2021

© Heimdall Verlag, Devesfeldstr. 85, 48431 Rheine,

www.heimdall-verlag.de

© Alle Rechte beim Autor: Siegfried Mau

Satz und Produktion: www.lettero.de

Coverbilder: © Morphart, Firsik Anton – Adobe Stock

Gestaltung: © Matthias Branscheidt, 48431 Rheine

ISBN: 978-3-946537-68-7

Weitere Bücher

als E-Book, Print- und Hörbuch unter:

www.heimdall-verlag.de

www.meinaudiobuch.de

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Zum Buch

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Zum Buch

Eigentlich wollte Kommissar Heidenreich nur einen schönen Tag mit seiner Freundin Marisella an der Nordseeküste verbringen und hatte alles im Sinn, aber nicht, dass er selbst plötzlich Teil eines Verbrechens werden würde.

Ein abgetrennter Oberschenkel mit einem rätselhaften Tattoo wird zu einem spannenden Kriminalfall, in dem es um mehrere vermisste Frauen geht – spielt ein Frauenhaus in Wittmund eine Rolle in diesem mysteriösen Fall? …

Siegfried Mau, Jahrgang 1958, ist Vater und Großvater. Er ist tätig als Anleiter für Menschen mit Defiziten und versteht es, mit pädagogischem Geschick spannende und unterhaltsame Geschichten zu schreiben.

Nach inzwischen vier erfolgreichen Büchern mit Kurzgeschichten für Kinder ist dies nun seine erste Kriminalgeschichte, die an der Nordseeküste spielt, wo er gern seinen Urlaub verbringt.

Anmerkung: Alle Namen sind frei gewählt und erfunden und haben keinen Bezug zu lebenden Personen. Auch der Kriminalfall hat sich so nie ereignet und alle Orte wurden zufällig ausgewählt.

Kapitel 1

Ein plötzlicher, heller Aufschrei einer Frauenstimme übertönt das leichte, helle Klappern der Segelleinen, die durch die leichte Brise im Jachthafen von Harlesiel an die Aluminiummasten der Segelschiffe geschlagen werden. Nein, ganz sicher, dieser Schrei war nicht der Schrei einer vorbeifliegenden Lachmöwe. Da war sich Kommissar Klaus Heidenreich ganz sicher. Eigentlich wollte Heidenreich nur einen schönen Tag mit seiner Freundin Marisella an der Wasserkante verbringen und hatte alles im Sinn, aber nicht, dass er selbst plötzlich Teil eines langen, umfangreichen Kriminalfalles werden würde.

Eigentlich ist er ja bei der Kriminalpolizei in Aurich als Assistent der Kriminalpolizei und Backgroundunterstützer eingesetzt und hat weniger mit Kriminalfällen vor Ort zu tun, was ihm mehr als lieb ist. Er hat es nicht so damit, den Menschen persönlich in die Augen zu schauen und sich immer irgendwelche Lügen von mehr oder weniger beschuldigten Klein- und Großkriminellen anzuhören und immer das Gefühl zu haben, dass jeder von denen ständig denkt, dass irgendwann einmal die Chance kommen wird, wo man ihm all das zurückzahlen würde, was er ihnen jetzt gerade antue. Für ihn zählen nur klar belegbare Fakten, die er von irgendwelche Internetseiten zusammengetragen hat, mit der Gewissheit der Anonymität und der Klarheit, dass das Internet nichts vergisst, aber auch nichts verschweigt, wenn man nur lange genug sucht und dort nachliest, wo schon lange keiner mehr hingeschaut hat.

Auch das Durchforsten irgendwelcher verstaubter Akten, die zu hunderttausenden in den muffig riechenden Polizeiarchiven vor sich hin vergilben und auf eine eventuelle Digitalisierung warten, empfindet er als eine Art der inneren Einkehr, um zu sich selbst zu finden. Er liebt es einfach, in diesen alten Fällen herumzustöbern, um sich dann selbst auf die Schulter zu klopfen und genau diese Stellen in den Akten herauszustellen, wo sich eine gewisse Betriebsblindheit der Kollegen mehr als vermuten lässt. Ungläubig und mit schüttelndem Kopf stellt er sich dann mehr als einmal die Frage, warum man denn bestimmte Fakten nicht genauer untersucht hat und bestimmten Verdachtsmomenten nicht umfassender nachgegangen ist.

Da stand er nun, unten am Anlegeplatz des Raddampfers Concordia, seine Freundin Marisella an der Hand und schaut prüfend nach oben auf die Brücke, die über das Schöpfwerk führt und an deren Geländer die Frau steht, die durch ihren Schrei genau diese idyllische Stille zerrissen hat und nun ungläubig und mit fast erstarrtem Gesicht herunter in die Forke des Schmutzrechens des Schöpfwerkes schaut.

Langsam senkt sich sein Blick nach unten. Jetzt sieht er es auch, ist sich aber nicht ganz sicher, ob es wirklich das ist, wofür er es hält.

»Gib mir mal bitte mein Fernglas«, sagt er mit besorgter Miene und zittriger Stimme zu seiner Freundin Marisella. Diese muss das kleine Fernglas bei jedem ihrer gemeinsamen Küstenausflugsfahrten mitnehmen, weil ihr Freund Klaus so ungefähr jedem Wiesen- und Wasservogel, der ihren Weg kreuzt, hinterherschauen muss und dann – während er dieses Federvieh noch im Flug beobachtet – irgendwelche lateinischen Namen nennt, von der sie wiederum meint, dass dieses wohl die Namen der passierenden, gefiederten Objekte seien und sich wundert, wie viel Freude er doch daran hat, nur weil gerade so ein gefiedertes Viehzeug an ihnen vorbeifliegt. Na ja, ihre Welt ist das nicht gerade, weil sie sich mehr für sportliche Aktivitäten interessiert, aber so ist er halt.

Was sagt ihr ihre Mama immer? Wer einen Mann ohne Fehler sucht, der wird nie einen abbekommen, wobei man ja nicht wirklich von einem Fehler sprechen kann, sondern eher von einem kleinem Tick. Deshalb übergibt sie ihm das Fernglas auch meistens mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen.

Nun dient aber gerade dieses kleine Fernglas dazu, sich dieses gruselig, befremdlich wirkende Objekt in genau diesem Rechen des Schöpfwerkes anzuschauen.

Ja, da gibt es überhaupt keinen Zweifel. Dieses Objekt schien zweifelsfrei ein menschliches Bein, oder besser gesagt, ein menschlicher Unterschenkel zu sein. Instinktiv greift er zu seinem Mobiltelefon und will die örtliche Polizeidienststelle informieren. Aber, wie war nochmals die Nummer und wer ist denn hier überhaupt zuständig? Ein wenig verärgert über sich selbst, weil ja gerade er das wissen müsste, wählt er die 110.

»Hier ist der Polizeinotruf Wittmund, von wo aus rufen Sie an, wie ist Ihr Name und was ist geschehen?«, meldet sich eine dunkle Männerstimme.

Routinemäßig antwortet er. »Kommissar Heidenreich, ich brauche mal die Kripo und die Spusi an der Schleuse Harlesiel. Es handelt sich um einem Leichenfund, oder besser gesagt von einem Körperteil einer vermutlichen Leiche.«

»Ah ja, Sie sind also in Harlesiel an der Schleuse und brauchen Ihre Kollegen zwecks Unterstützung?«, erwidert die ein wenig ungläubig wirkende Stimme des Polizeikollegen aus der Leitstelle.

»Nein, nein, ich ermittle hier nicht, ich bin nur zufällig hier als Kurzurlauber und habe Kenntnis über den Körperteilefund erlangt«, antwortet er.

»Okay, dann bleiben Sie mal bitte dort und bewegen sich nicht mehr weg, Herr Kommissar Heidenreich. Ich schicke erst einmal einige Einsatzfahrzeuge und schaue mal nach, wer von der Kripo für dieses Gebiet zuständig ist. Außerdem werde ich mal vorsichtshalber die Wasserschutzpolizei dazu benachrichtigen, da das Körperteil sich ja vermutlich an oder in einem Hafenbecken befindet, oder?«

»Ja, danke. Das macht vermutlich Sinn«, antwortet Heidenreich, sich über sich selbst ärgernd, weil er nicht selbst auf diese Idee gekommen war.

»Mann, wenn ich wieder im Dienst bin, dann werde ich erst einmal die Telefonnummern der Wasserschutzpolizei und der Dienststellen der verschiedenen Gebiete hier in der Gegend in mein Handy einspeichern. Das war ja jetzt schon fast peinlich, das ausgerechnet ich nicht wusste, wer hier verantwortlich ist. Wenn das bekannt wird, dann lachen sich doch meine Kollegen zuhause auf meiner Dienststelle in Aurich kaputt. Dann kann ich mir wieder so Sprüche anhören wie, jetzt weiß du wenigstens, warum du nur Backgroundunterstützer und Assistent bist und nur die IT- und Aktenarbeiten machen darfst, oder: mach dir nichts draus, du hast ja noch mehr als dreißig Dienstjahre vor dir, da hast du ja noch genug Zeit, das zu lernen. Dabei sind doch gerade wir Backgrounder diejenigen, welche die Ermittler meistens auf die richtige Spur bringen. Das ist jetzt mehr als ärgerlich«, sagt er fast ein wenig wütend zu seiner Freundin Marisella, die seine Verärgerung nur mit einem leichten Lächeln quittiert.

 

Inzwischen ist die Brücke voll mit Touristen, die ebenfalls auf den Schmutzrechen des Schöpfwerkes schauen, der das abgetrennte Körperteil gerade durch eine Seitwärtsbewegung in Richtung des Müllsammelplatz befördert, wo der Unterschenkel sich dann mit einigen Treibholzstücken und abgerissenen Wasserpflanzen aus dem Rechen löst und aus mittlerer Höhe auf einem Haufen mit Unrat landet, worauf sich dann die gaffende Menschenmenge mit gezückten Handys zur vorderen Ecke der Brücke bewegt, um ihre Fotografiergier zu befriedigen.

Jetzt sind auch die ersten zwei Streifenwagen eingetroffen. Heidenreich steigt die Treppe zur Brücke empor, geht auf den aussteigenden Polizisten zu und spricht ihn an.

»Moin, ich bin Kommissar Heidenreich, ich habe die Leitstelle informiert. Im Schmutzrechen des Schöpfwerkes hing ein abgetrennter menschlicher Unterschenkel, der sich jetzt allerdings schon auf dem Müllhaufen vor dem Betriebsgebäude da vorne befindet.«

»Ah ja«, antwortet der Streifenwagenpolizist, Polizeihauptmeister Heini Ringel. »Und warum lassen Sie es zu, dass die gaffende Menge dort halb über das Brückengelände hängt und den darunter liegenden Fundort mit ihrer DNA verunreinigt? Wer hat Sie denn zum Ermitteln hergeschickt ?«

Heidenreich atmet tief durch. »Moment mal, ich bin rein zufällig hier und ermitteln tue ich hier schon gar nicht.«

Der Streifenwagenpolizist schaut ihn nur kurz an, schüttelt ungläubig den Kopf, dreht sich um und weist dann seine jüngeren Kollegen ein.

»Los Jungs, erst mal den kompletten Bereich absperren! Müller, Sie notieren die Namen aller hier rumstehenden Gaffer und sammeln alle gezückten Handys ein. Wenn sich jemand widersetzt, dann sofort mit Festnahme drohen. Ich rufe erst mal noch Verstärkung und prüfe nach, ob wirklich die Kripo und die Wasserschutzpolizei verständigt sind. Und Müller, nehmen Sie mal als allererstes die Daten von dem Grünschnabelkommissar da vorne auf, der hat angeblich alles mitbekommen.«

Polizeihauptmeister Ringel war noch nicht ganz am Funkgerät, da treffen auch schon die Kollegen der Wasserschutzpolizei ein, die er kurz in den Sachverhalt einweist, nicht ohne den Kommentar, dass die richtige Polizei ja mal wieder schneller vor Ort sei, als die Kollegen von der Kripo.

»Wir sperren dann erst einmal das Hafenbecken und die Schleusenanlage, damit es hier keine Wasserbewegungen mehr gibt«, antwortet der Kollege der Wasserschutzpolizei, »und so wie es aussieht, werde ich auch mal unsere Taucher anfordern. Wahrscheinlich liegt der Rest von dem Unterschenkel noch irgendwo hier im Hafenbecken, wenn er nicht mit dem Schleusen der Schiffe in die Nordsee gespült wurde. Die Schleusentore liegen ja genau neben dem Schöpfwerk. Sicher wurde der Unterschenkel von irgendeiner Schiffsschraube abgetrennt. Wäre ja nichts Neues.«

Inzwischen wurden die Brücke, die Zuwegung zum Hafen, das Hafenbecken und die Schleusenanlage gesperrt und die Taucher der Wasserschutzpolizei befinden sich im Hafenbecken, um den Unterwasserbereich abzusuchen. Noch immer ist weder ein Kollege der Spurensicherung, noch von der Kriminalpolizei vor Ort.

Doch kaum zu glauben, endlich trifft der alte, blaue Dienstwagen der Kriminalpolizei am Ort des Geschehens ein, gefolgt von dem Dienstbulli der Spurensicherung.

Der erste Hauptkommissar Kubischenko und seine Kollegin Hauptkommissarin Kralle gehen dem Polizeihauptmeister Ringel entgegen.

»Und Heini, was gibt es hier so Spannendes, dass vor den Absperrbändern hunderte von Touristen gaffen?«

»Ja, moin Kojambo«, antwortet Polizeihauptmeister Heini Ringel, obwohl er ganz genau weiß, dass der erste Hauptkommissar Kubischenko den Spitznamen gar nicht gern hört. Aber so nennen ihn die älteren Polizisten schon immer. Scheinbar deshalb, weil er wie Kojak keine Haare mehr auf dem Kopf hat und beim Sprechen und beim Überlegen häufig sein linkes Auge zukneift, was man ja mehr oder weniger ähnlich dem Filmkommissar Columbo zuschreibt, bloß raucht er keine Zigarren, sondern filterlose Zigaretten, die er meistens nur halb aufraucht, um dann den übrig gebliebenen Stängel in eine kleine, zerbeulte Blechdose mit der Aufschrift »Pfefferminzbonbons« zu legen. Komischerweise hat noch nie jemand gesehen, dass er die zweite Hälfte wieder aus der Dose herausnimmt, um diese weiterzurauchen, oder die Dose einfach irgendwo leert. Das wird wohl ein immerwährendes Geheimnis bleiben, was mit der zweiten Hälfte seiner stinkenden Glimmstängel passiert.

Aber gut, wenn ihn einer so nennen darf, dann ist das wohl Hauptwachmeister Ringel, denn sie sind nicht nur beide seit unendlicher Zeit Polizisten, sie sind auch zusammen im gleichem Angelverein und kegeln zusammen, wenn der Dienst es dann mal zulässt.

»Nichts Neues«, antwortet Ringel. »Kein Leichenfund, die kann schon längst durch die Schleuse in die Nordsee gespült worden sein, der Unterschenkel liegt da, wo inzwischen deine lieben, weißgekleideten Kollegen von der Spurensicherung sind. Und der Grünschnabel da vorne, Kommissar Heidenreich aus Aurich, hat die Leitstelle informiert. Den Rest kennst du ja aus dem Polizeifunk und schön, dass ihr euch heute auch noch einmal sehen lasst. Ihr scheint ja wie immer wieder alle Zeit der Welt gehabt zu haben und gerade wo wir heute Freitag haben.«

»Vor allen Dingen Zeit. Da hat doch so ein blöder Trecker Fahrer direkt am zweiten Kreisel hinter Wittmund einen Lastwagen gerammt, der sich dann direkt mal über beide Richtungen quergelegt hat. Da war dann warten angesagt. So, dann schaue ich mir mal den Unterschenkel genauer an.

Hauptkommissar Kubischenko überhört bewusst die Spitze und gibt folgende Anweisung: »Kollegin Kralle, Sie machen sich mal nützlich und prüfen nach, wer hier für die Schleuse verantwortlich ist, befragen die Anwohner, ob ihnen etwas aufgefallen ist und so weiter und so weiter. Sie kennen ja das Prozedere.«

Hauptkommissarin Kralle arbeitet noch nicht lange mit Kubischenko zusammen. Erst vor zwei Monaten hat sie sich in seine Abteilung versetzen lassen. Ihre Erfahrung hat sie eigentlich bei der Sitte gesammelt. Sie ist nicht gerade das, was man eine Sportskanone nennt, denn die Zeit hat nicht nur Falten um ihre Augen herum zurückgelassen, nein, ihr viel zu großer Busen hat wohl ebenfalls an Spannkraft verloren und ist inzwischen mehr als ein Hindernis beim schnellen Laufen geworden. Man kann sich vorstellen, dass gerade bei der Sitte der eine oder andere hohle Spruch von irgendwelchen Mistkerlen betreffend ihrer Oberweite abgegeben wurde, und selbst einer ihrer damaligen Vorgesetzten meinte einmal zu ihr, dass es wohl eine Fehlentscheidung wäre, eine Frau mit so riesigen weiblichen Attributen gerade bei der Sitte einzusetzen. Nicht einmal ihre damalige Beschwerde schien von den männlichen Vorgesetzten so richtig ernst genommen worden zu sein, denn komischerweise wurde ihr sofort nach der Beschwerde dieser Posten in Wittmund angeboten.

Nun ja, sie ließ sich nicht zweimal bitten und jetzt ist sie im Team des ersten Hauptkommissars Kubischenko.

Hauptkommissarin Kralle nickt kurz und zückt wie immer erst einmal ihr Handy, um Fotos von dem Fundort und der Umgebung zu machen.

Das scheint eine ihrer Leidenschaften zu sein, denn das macht sie grundsätzlich. Was sie dann mit den vielen Fotos so macht, das ist eigentlich niemanden klar, aber richtig stören tut das wohl auch niemand, weshalb scheinbar auch noch niemand nachgefragt hat.

Inzwischen ist der erste Hauptkommissar Kubischenko an der Stelle angekommen, wo der automatisch betriebene Rechen des Schöpfwerkes den gesammelten Unrat abkippt. Dort trifft er auf die leitende Polizeiforensikerin Frau Doktor Schall-Berger, die sich gerade das abgetrennte Körperglied genauer ansieht.

»Moin Kojambo«, sagt die Forensikerin, bevor der erste Hauptkommissar überhaupt irgendetwas sagen kann.

»Der Unterschenkel wurde definitiv nicht von einer Schiffsschraube abgetrennt, das kann ich schon jetzt mit Sicherheit sagen. Dafür sind die Schnittkanten zu sauber und der Knochen wurde einwandfrei durchgesägt. Die Kollegen fahren jetzt noch mit dem Schiff der Wapo an den Rechen des Schöpfwerkes, um da nochmals genau hinzuschauen. Aber wegen der ständigen Wasserbewegung werden sie dort wohl nichts finden. Eine Leiche im Hafenbecken ist wohl deshalb auch nicht zu vermuten. Ich denke, du kannst das hier abbrechen. Mehr Infos gibt es am Montag, nach der genaueren Untersuchung in unserem Labor, also, wir packen dann gleich alles zusammen, schönes Wochenende.«

Während der eine Teil der Spurensicherung den Körperteil in eine Aluminiumkiste verpackt, ist der andere Teil schon mit dem Polizeischiff an der Rechenanlage des Schöpfwerkes angekommen, um diese ebenfalls in Augenschein zu nehmen.

Während des Weggehens sagt Hauptkommissar Kubischenko zu sich selbst, dann ist ja hier im Moment nichts mehr für mich zu tun. Montag sehen wir dann weiter. Meine Angelausrüstung wartet nämlich schon. Endlich Wochenende. Gleichzeitig greift er zu seinem Handy, um mit seiner Kollegin zu sprechen, die komischerweise das Gespräch sofort entgegennimmt, so als wenn sie schon darauf gewartet hat.

»Frau Kralle, wenn Sie mit den Befragungen fertig sind und die Spusi vom Sperrwerk abrückt, dann können Sie hier abbrechen und alles wieder für den Verkehr freigeben. Lagebesprechung am Montag um dreizehn Uhr in meinem Büro, am Besprechungstisch. Alles Weitere dann. Ich fahre jetzt mit einer der Streifenwagenbesatzungen zurück nach Wittmund. Ach ja, und Frau Kralle, schönes Wochenende.«

Der erste Hauptkommissar wartet erst gar keine Antwort ab. Er beendet das Gespräch und geht dann zu einem der wartenden Streifenwagen, der auch kurze Zeit später mit ihm davonfährt.

Sie haben die kostenlose Leseprobe beendet. Möchten Sie mehr lesen?