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Mörderische Heimkehr - 1 1/2 Kriminal-Kurzgeschichten

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Mörderische Heimkehr - 1 1/2 Kriminal-Kurzgeschichten
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Sheila Esch



Mörderische Heimkehr - 1 1/2 Kriminal-Kurzgeschichten



kostenfrei aus dem gleichnamigen Sammelband - Leseproben





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Inhaltsverzeichnis





Titel







Geschenkt







Auf der Sonnenseite







Titel







Impressum









Geschenkt







Über und über prangten die Blumen auf einem frisch angelegten Erdhügel, ganz so, als ob immer neue Hinterbliebene stets sich aufs Neue beweisen mussten, wie bunt und prall und füllig und schön doch alles war hier auf Erden. Kai hasste es. Er hasste es, wieder und wieder neue Haufen aufgeworfen zu sehen, die einer um den anderen die Gräberreihe ergänzten, vor allem, weil ihm das etwas bewies, was er nicht wahrhaben wollte: Es war nicht das Leben, das weiterging.



Dirk fand er wie erwartet ganz am Anfang der Reihe. Dort, wo lange schon alles wieder platt war. Plattgewalzt, in die Urform zurückgedrückt. Er hockte auf dem Boden, die Jeans feucht, die Jacke schlammverkrustet, die Hände in der Erde, die er durchwühlt hatte wie ein Bäcker den Teig, Unsinn: Wie ein Maulwurf den Ort, an dem er lebte. „Wie soll das denn anwachsen“, hatte Anja gefragt.

Wie da was anwuchs

 war weder Dirks noch Kais Problem.



„Was machst du – schon wieder hier?“ fuhr Kai Dirk heiser an. Dieser reagierte nicht, taub wie ein Maulwurf, auch das noch. Auf einmal bemerkte Kai das Messer, das neben Dirk auf der Erde lag. Ein Messer, das war neu. Dann sah er, dass Dirk blutete wie abgestochen. An der Innenseite des linken Unterarms prankte ein langer, tiefer Schnitt. Das Blut tropfte auf Andreas Grab.



„Verdammt, Dirk!“



Im Krankenhausflur warten bis in die Nacht – das war mal was Neues für seinen Feierabend. Kai fluchte, während er rastlos auf und ab wanderte, doch es half nicht, er fühlte, wie die Wartezeit ihn mürbe machte, und dann kam die Angst. Wann waren die endlich fertig mit Verarzten? Warum sagte ihm keiner was? Wollten sie nicht – er war nur ein Freund, kein offizieller, beachtenswerter Angehöriger, das zählte nicht viel. Vielleicht hätte er auf Polizist machen sollen, als er mit Dirk hereingekommen war, dann wäre es nun ein hoheitlich geforderter Akt, ihn zu informieren.



„Hallo? Sind Sie Herr Kreiner? – Sie können zu Ihrem Freund hinein. Er befindet sich in Zimmer vierundzwanzig.“



Dirk lag flach in einem Krankenhausbett, seine Arme waren dick mit weißem Material umwickelt. Sie wirkten wie Gegenstände, die er als nicht mehr zu sich gehörend empfand. Kai war für Sekunden erleichtert, Dirk wiederzusehen, so eindeutig lebendig, doch dann sah er in sein Gesicht.



Erschöpft setzte er sich auf einen Stuhl.



„Wann hat das endlich ein Ende?“



„Fragst du mich, wann ich Schluss mache?“ fragte Dirk, verschnupft klingend. „Dann sind wir ja endlich mal auf der gleichen Linie…“ Das machte ihm wohl Spaß, Panik unter seinen Freunden zu verbreit