Geliebte Welt

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Aus der Reihe: Edition IGW #4
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Geliebte Welt
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Roland Hardmeier









Geliebte Welt







Auf dem Weg zu einem neuen missionarischen Paradigma















Zu diesem Buch





Die evangelikalen Kirchen befinden sich mitten in einem Paradigmenwechsel. Das koloniale Missionsparadigma mit Europa im Zentrum gehört der Vergangenheit an. Am Horizont kündigt sich ein neuen Verständnis von Kirche und Mission an: Es ist der Anbruch eines missionalen Paradigmas, in welchem die Kirche sich mit Leidenschaft in Gottes geliebte Welt senden lässt.



Roland Hardmeier beschreibt diesen Paradigmenwechsel und begründet ihn theologisch. Dabei beleuchtet er auch die biblische Sicht von Gerechtigkeit und Heil sowie die Bedeutung sozialer Verantwortung. Auf verständliche Weise stellt er sie in den Dienst einer missionalen Theologie.



Dieses Buch ist die Fortsetzung des Bandes

Kirche ist Mission

. Gemeinsam begründen beide Bücher ein missionales Verständnis von der Aufgabe der Kirche in der Welt.







Über den Autor





Dr. Roland Hardmeier

 studierte Biblische Theologie an der Akademie für Weltmission in Korntal und Missiologie an der Universität von Südafrika. Von 1995 bis 2010 war er Pastor im Bund der Freien Evangelischen Gemeinden der Schweiz.



Er ist Autor mehrerer Bücher, selbständiger Dozent und Referent und unterrichtet bei IGW International und anderen Institutionen.





www.roland-hardmeier.ch









Impressum





Dieses Buch als E-Book:

ISBN 978-3-86256-759-1, Bestell-Nummer 590 026E



Dieses Buch in gedruckter Form:

ISBN 978-3-86256-026-4, Bestell-Nummer 590 026



Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische

Daten sind im Internet über

www.d-nb.de

 abrufbar



Umschlaggestaltung:

 spoon design, Olaf Johannson

Umschlagbilder:

 Anton Balazh/© ShutterStock

®


Lektorat:

 Roland Nickel, Altdorf/Böblingen

Satz:

 Neufeld Media, Weißenburg in Bayern



© 2012 Neufeld Verlag Schwarzenfeld



Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise,

nur mit Genehmigung des Verlages



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Inhalt









Zu diesem Buch











Über den Autor











Impressum











Einführung











Überblick











Dank











1. Die geliebte Welt









Der Kosmos im Neuen Testament







Die Welt des 21. Jahrhunderts verstehen









Moderne











Postmoderne











Globalisierung











Klimawandel









Evangelikale auf dem Weg zu einem neuen missionarischen Paradigma









Europa und der Rest der Welt











Heilsverständnis











Weltbezug









Mission







Soziale Aktion







Missionaler Gemeindebau









2. Der gerechte Gott









Altes Testament – Gerechtigkeit als solidarische Mitmenschlichkeit









Ein sozialer Verhältnisbegriff











Ein rechtlicher Grundbegriff











Der gerechte Gott











Die Propheten











Menschenpflicht Gerechtigkeit











Israels Gerechtigkeits-Paradigma











Übertragung









Menschenrechte







Lebensdienliche Wirtschaftsordnung







Gerechte Strukturen







Neues Testament – Entgrenzung und Überbietung des alttestamentlichen Gerechtigkeitsbegriffs









Kleingruppenethik











Jesus und Gerechtigkeit











Paulus und Gerechtigkeit











Die bleibende Gültigkeit der alttestamentlichen Sozialethik









Soziale Gerechtigkeit – Motive und utopisches Potenzial









Motive gerechten Handelns









Ein utopisches Potenzial









3. Die Fülle des Heils









Heilsgeschichte – Evangelikale und das Wirken Gottes in der Welt









Die traditionelle Auffassung











Die neuere umfassende Schau









Heilsdimensionen – dem Reichtum biblischen Heils gerecht werden









Die soziale Dimension











Die soteriologische Dimension











Die kosmische Dimension









Heilsbegriffe – von Social Gospel bis Befreiungstheologie









Der traditionelle evangelikale Heilsbegriff











Der Heilsbegriff des Social Gospel











Der Heilsbegriff der Befreiungstheologie











Das ökumenische Heilsverständnis





 





Die Fülle des Heils – die Entdeckung einer transformatorischen Kraft









Ganzheitlich









Altes Testament







Neues Testament









Ausgewogen











Transformatorisch









Kyrus







Wiederherstellung







Umfang und Grenzen des Heils









4. Die urchristliche Mission









Das vergehende jüdisch-alttestamentliche Paradigma









Das jüdisch-alttestamentliche Paradigma











Schwierigkeiten der urchristlichen Mission









Geografische Ausdehnung







Fehlende Modelle







Politische Situation







Kulturelle Differenzen









Gottes „Geheimnis“









Das heraufziehende christlich-hellenistische Paradigma









Stephanus und das hellenistische Judentum











Die Samariter











Der äthiopische Finanzminister











Mission an der Mittelmeerküste











Jesusbekenner in Damaskus











Der Römer Kornelius











Jerusalems Reaktion









Der Durchbruch des neuen Paradigmas auf dem Apostelkonzil









Die Entstehung des Konflikts









Antiochien







Die hellenistische Gestalt des Evangeliums







Reaktionäres Jerusalem









Der Konflikt und der Galaterbrief











Das Apostelkonzil von Jerusalem









Kirche im Paradigmenwechsel – von historischen Markern und Friktionen









Historische Marker











Kultureller Wandel











Friktionen











Stagnation oder Erweckung











5. Der Apostel Paulus









Auf den Ansatz kommt es an – Paulus im Lichte von Jesus verstehen









Jesus durch die Brille des Paulus definieren











Paulus im Lichte von Jesus verstehen









Verkündigung – ein Apostel auf den Spuren seines Meisters









Gelegenheitsschreiben











Wichtigkeit











Gründlichkeit









Inkarnation – Mission nach dem Vorbild von Jesus









Theologie der guten Werke











Paulus in Thessalonich











Paulus in Korinth











Paulus in Ephesus











Die Kollekte für Jerusalem









Sammlung in Korinth







Wichtigkeit der Kollekte







Gesellschaftsrelevanz – Gottesdienst zwischen jüdischer Synagoge und antikem Gastmahl









Jesus











Paulus und die Synagoge











Der urchristliche Gottesdienst











Das griechisch-römische Gastmahl











Der Gottesdienst in Korinth









Missstände in Korinth







Das paulinische Gottesdienstverständnis







Gottesdienst als Evangelisation







Transformation – Kirche als Laboratorium einer neuen Menschheit









Die Kirche als Alternative









Manifestation







Transformation









Paulus und die Frauen









Korinth







Ephesus







Möglichkeiten







Paulus und die Sklaverei







Die Situation im römischen Reich







1. Timotheusbrief







1. Korintherbrief







Der Philemonbrief







Von Addis Abeba bis Zürich – kulturelle Relevanz als Voraussetzung kirchlicher Lebenstauglichkeit









Kulturelle Relevanz











Christologische Orientierung











Charismatische Erbauung











Paulus – eine Bilanz











6. Die untrennbare Partnerschaft









Warum soziale Aktion?









Konsequenz der Nachfolge









Jesus, der Herr







Der vollkommene Mensch







Der Prophet









Frucht von Buße und Bekehrung









Sünde







Bekehrung







Kritische Würdigung









Streben nach Gerechtigkeit









Armut







Ungerechtigkeit







Ressourcengerechtigkeit









Spiritualität









Energische Spiritualität







Zur Tat drängende Spiritualität







Soziale Aktion und Evangelisation







Das Modell der untrennbaren Partnerschaft







Fazit









7. Das neue Paradigma











Ein umfassendes Heilsverständnis











Ein die soziale Aktion einschließendes Missionsverständnis











Eine missionale Ekklesiologie











Ein kontextuelles Schriftverständnis











Eine ganzheitliche Christologie











Anmerkungen











Literaturverzeichnis











Die Edition IGW











Über den Verlag












Einführung





Als im Jahr 2009

Kirche ist Mission

 veröffentlicht wurde, war mir klar, dass ein zweites Buch nötig sein würde. Es war unmöglich, in einem Band alle Themen zu behandeln, die für die Grundlegung einer ganzheitlichen Missionstheorie wichtig sind. Insbesondere die Bedeutung sozialer Gerechtigkeit und die Frage ganzheitlichen Heils schienen mir vertiefter Betrachtung wert.

 



Auf die Veröffentlichung von

Kirche ist Mission

 habe ich viele dankbare Rückmeldungen erhalten, besonders von Christen, die sich im sozialen Bereich betätigen und denen eine gesellschaftsrelevante Kirche am Herzen liegt. Eine besondere Freude war die Zuerkennung des Großen George-W.-Peters-Preises des Arbeitskreises für evangelikale Missiologie im Januar 2010.

Kirche ist Mission

 war das richtige Buch zur richtigen Zeit. Seine Herausgabe rechtfertigte ich mit dem Hinweis, es sei Zeit für ein neues missionarisches Paradigma. Ein einzelner Band bot allerdings zu wenig Platz, um diesen Gedanken ausreichend zu entfalten und seine Wichtigkeit biblisch zu begründen. Dieser Aufgabe stelle ich mich nun mit dem vorliegenden Band.










Überblick







Die Hauptaufgabe von

Geliebte Welt

 besteht darin, einen missionarischen Paradigmenwechsel in der evangelikalen Welt zu beschreiben, das anbrechende Paradigma zu charakterisieren sowie einige seiner theologischen Grundbedingungen aufzuzeigen. Ich bin der Überzeugung, dass sich die weltweite evangelikale Bewegung in einem Paradigmenwechsel befindet. Ein Paradigma ist eine epochale Gesamtkonstellation von Überzeugungen und Werten. Ein Paradigmenwechsel zeigt einen Umbruch zumindest einiger Werte an und führt als Folge davon zu einem qualitativ neuen Verständnis – in unserem Fall hinsichtlich der Aufgabe der Kirche und ihrer Mission.

Geliebte Welt

 entfaltet diesen Umbruch und die damit zusammenhängenden theologischen Grundbedingungen in sieben Kapiteln:



Kapitel 1

 „Die geliebte Welt“ befasst sich mit dem Verhältnis der Kirche zur Welt. Es skizziert die Welt des 21. Jahrhunderts, in welche die Kirche gesandt ist, mit den Stichworten „Globalisierung“ und „Postmoderne“. Die Welt wird nicht mehr wie im ausgehenden Paradigma als böse und vernachlässigbar empfunden, sondern als Gottes geliebte Welt erkannt. Ein Paradigmenwechsel – vom Kolonialismus zur Ganzheitlichkeit – wird postuliert und mit Blick auf die jüngere Missionsgeschichte und aktuelle Entwicklungen begründet.



Kapitel 2

 „Der gerechte Gott“ dient dazu, die Bedeutung des viel bemühten Begriffs der sozialen Gerechtigkeit biblisch zu klären, zumal es sich um einen Schlüsselbegriff des anbrechenden Paradigmas handelt. Der Gerechtigkeitsbegriff im Alten und im Neuen Testament wird untersucht und in Beziehung zueinander gesetzt, mit dem Ziel, die bleibende Gültigkeit der alttestamentlichen Sozialethik für die Welt des 21. Jahrhunderts herauszustellen.



Kapitel 3

 „Die Fülle des Heils“ begibt sich auf theologische Spurensuche, um das Verhältnis zwischen sozialer Gerechtigkeit und Erlösung zu klären. Inwiefern kann bei der Schaffung von sozialer Gerechtigkeit von einem Heilsereignis die Rede sein? Wie weit ist das biblische Verständnis von Erlösung und wo liegen seine Grenzen? Das Kapitel bietet Antworten auf diese Fragen, indem verschiedene Dimensionen von Heil in der Bibel untersucht werden. Der so gefundene ganzheitliche Heilsbegriff wird mit dem traditionellen evangelikalen Heilsbegriff und den Heilsbegriffen des Social Gospel, der Befreiungstheologie und der Ökumene verglichen.



Kapitel 4

 „Die urchristliche Mission“ befasst sich mit der Bedeutung von Paradigmenwechsel in der Urkirche. Ausgangspunkt ist die These, dass in der ersten Hälfte des ersten Jahrhunderts nach Christus in der Urkirche ein missiologischer Paradigmenwechsel erstritten wurde und dass dieser die Voraussetzung für das Gelingen der urchristlichen Mission war. Der sich in Apostelgeschichte 1–15 ankündigende Paradigmenwechsel wird missiologisch nachgezeichnet und der Durchbruch des neuen Paradigmas am Apostelkonzil von Apostelgeschichte 15 beschrieben. Anschließend wird der Befund auf das 21. Jahrhundert übertragen und nach der Bedeutung von Paradigmenwechsel für die Kirche heute gefragt.



Kapitel 5

 „Der Apostel Paulus“ stellt die Frage nach der Bedeutung des Apostels Paulus für eine missionale Theologie. Nicht selten wird in Paulus der Verkündiger einer reinen Heilslehre gesehen, der die Welt als böse und vernachlässigbar betrachtete. Doch stimmt dieses Paulusbild? Unter den Stichworten Verkündigung, Inkarnation, Gesellschaftsrelevanz und Transformation werden Jesus und Paulus miteinander verglichen. Dabei werden die Verkündigung des Apostels, seine Sammlung für die Jerusalemer Kirche, sein Verständnis von Kirche, seine Haltung zur Sklaverei und die Stellung der Frau in seiner Theologie untersucht. Besondere Aufmerksamkeit wird dem paulinischen Gottesdienstverständnis geschenkt. Das Kapitel ist ein ausführliches Plädoyer für kulturelle Relevanz als Voraussetzung kirchlicher Lebenstauglichkeit.



Kapitel 6

 „Die untrennbare Partnerschaft“ geht davon aus, dass im anbrechenden ganzheitlichen Paradigma die soziale Aktion unverzichtbare Lebensäußerung der Kirche sein wird. Das Kapitel liefert eine biblische Begründung der sozialen Aktion als Teil der Mission der Kirche und definiert das Verhältnis von Evangelisation und sozialer Aktion.



Kapitel 7

 „Das neue Paradigma“ ist ein abschließender Vergleich zwischen dem vergehenden kolonialen Paradigma und dem anbrechenden ganzheitlichen Paradigma.










Dank







Corinne Meier für das Tippen der zahlreichen Korrekturdurchgänge. Ohne ihre Hilfe wäre dieses Buch nie geschrieben worden.



Elisabeth Hardmeier für die entscheidende Hilfe bei den letzten Korrekturen.



Dem Institut für Gemeindebau und Weltmission für die begeisterte Zusammenarbeit in der Entstehung dieses Buches. Besonderen Dank an Mathias Burri für die Begleitung des Projekts.



Dem Neufeld Verlag für die unkomplizierte und angenehme Zusammenarbeit.



Dem Lektor Roland Nickel für das ausgezeichnete Lektorat und die wichtigen Hinweise.





Roland Hardmeier Kloten, im Mai 2012











1. Die geliebte Welt





Die Welt steht im Fokus der Heilsabsichten Gottes. Diese Welt, die wir bewohnen, ist Gottes geliebte Erde, die er befreien und erlösen will. Sie ist das Objekt seiner leidenschaftlichen Liebe:



Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird. (Joh 3,16–17)



Joh 3,16–17 kommt zweifellos ein missiologischer Rang zu. Das Heilsangebot Gottes richtet sich an einzelne Menschen und auf die Welt als Ganzes. Der Kosmos ist das Objekt der leidenschaftlichen Liebe Gottes und darin eingeschlossen sind die Menschen in ihrem gesamten Lebenszusammenhang.



Zentrale missiologische Texte aus dem Neuen Testament unterstützen diese Gedanken. Jesus sendet seine Nachfolger aus, um das Salz der Erde und das Licht der Welt zu sein (Mt 5,13–16). Hier ist mehr im Blickfeld als die Sendung zu einzelnen Menschen, obschon sie diese freilich einschließt. Nachfolger von Jesus sollen für die Welt als Ganzes ein Segen sein, indem sie wie Salz bewahrend wirken und wie ein Licht Orientierung geben. Im missiologischen Vermächtnis des Evangelisten Markus sendet Jesus seine Jünger in die ganze Welt: „Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen“ (Mk 16,15). Hier ist die gesamte erschaffene Welt im Blickfeld. Im