DÄMONENJÄGER (Southern Watch)

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Aus der Reihe: Southern Watch #1
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DÄMONENJÄGER (Southern Watch)
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SOUTHERN WATCH
Dämonenjäger

Robert J. Crane

übersetzt von Wolfgang Schroeder

Copyright © 2014 Robert J. Crane

Impressum

Deutsche Erstausgabe

Originaltitel: CALLED

Copyright Gesamtausgabe © 2021 LUZIFER Verlag

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Cover: Michael Schubert

Übersetzung: Wolfgang Schroeder

Lektorat: Manfred Enderle

Dieses Buch wurde nach Dudenempfehlung (Stand 2021) lektoriert.

ISBN E-Book: 978-3-95835-544-6

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Anmerkungen des Autors

Dieses Buch ist ein fiktives Werk. Namen, Charaktere, Orte und Begebenheiten sind Produkte der Fantasie des Autors oder werden fiktiv verwendet. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Ereignissen oder Orten oder Personen, egal, ob lebendig oder tot, ist absolut zufällig.

Das Einscannen, Hochladen und Verbreiten dieses Buches über das Internet oder auf andere Art und Weise ohne die Erlaubnis des Verlages ist illegal und strafbar. Bitte kaufen Sie nur autorisierte elektronische Ausgaben und fördern Sie nicht die Piraterie urheberrechtlich geschützter Materialien. Dafür, dass Sie die Urheberrechte des Autors anerkennen, sind wir dankbar.

Kein Bestandteil dieser Publikation darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages ganz oder teilweise reproduziert werden. Für Informationen bezüglich der Genehmigung senden Sie bitte eine E-Mail an cyrusdavidon@gmail.com.

Danksagungen

Das sind die Menschen, die mir geholfen haben, diese neue Serie auf den Weg zu bringen:

Shannon Garza, die von Anfang an mit Enthusiasmus dabei war, auch, als ich nicht mehr als eine grobe Idee hatte. Danke, dass du an mich geglaubt hast, Red.

Carien Keevey, die »Justified« gesehen hatte, bevor sie das hier gelesen hat, und die dennoch nur eine Übereinstimmung zwischen meinem Protagonisten Hendricks und Raylan Givens entdeckt hat. Ich bin mir sicher, dass es für sie nicht leicht war, diesen Südstaaten-Dialekt zu lesen, aber sie hat es trotzdem irgendwie geschafft.

Obwohl Heather Rodefer unter Bergen von Arbeit begraben war und mit Notfällen im wirklichen Leben zu kämpfen hatte, hat sie trotzdem die Zeit gefunden, diesen Roman für mich durchzugehen, und dafür bin ich dankbar. Sie wird immer meine Beta-Chefredakteurin bleiben.

Jerod Heck hat das Buch durchgelesen und mir alle Informationen gegeben, mit denen ich sicherstellen konnte, dass Hendricks wie ein echter Marine klingt und nicht wie ein fauler Schriftsteller hinter einem Schreibtisch. Vielen Dank, Kumpel. Ich trinke nachher ein Leinie’s auf dich. (Bwahahahahaha!)

David Leach begutachtete das Manuskript bereits sehr früh und stellte sicher, dass ich die Dinge nicht zu sehr durcheinanderbrachte. David war ein großartiger Testleser für diese Reihe und die Sanctuary-Reihe, und ich schulde ihm großen Dank.

Mein Onkel Larry und meine Tante Rita waren damit einverstanden, dass eines meiner Kinder einige Zeit auf ihrer Farm verbrachte, während ich mit dem ersten Entwurf dieses Manuskripts beschäftigt war. Dank ihnen konnte ich eine wahnsinnige Menge an Schreibarbeit erledigen und hatte dabei noch jede Menge Spaß.

Meine Großeltern haben mich ebenfalls einen Teil dieses Romans bei ihnen schreiben lassen, während ich die gleiche Chaostruppe aus der Vorschule dabeihatte, und ich habe gleichfalls eine Menge geschafft. Ich danke ihnen für die Hilfe.

Sarah Barbour ist wohl eine der am schwersten geprüften Seelen in diesem Geschäft. Sie bekommt das Durcheinander meiner Manuskripte zu sehen, nachdem ich bereits etliche Änderungsvorschläge meiner Beta-Leser verworfen habe. Sie geht die Texte allerdings auch mit stahlhartem Blick für die Details durch, und ich bin immer wieder erstaunt über die Dinge, die sie entdeckt. Außerdem schlug sie vor, Hendricks Mantel als »Duster« zu bezeichnen, da sie davon ausging, dass alle wüssten, was das bedeutet, aber ich habe diese Änderung rundum abgelehnt. Googeln Sie »Viehtreiber-Mantel« und alles wird gut.

Mein Dank gilt wie stets Karri Klawiter für ihre Bemühungen um das Cover. Es macht so viel Vergnügen, mit ihr zusammenzuarbeiten.

Ich danke besonders meinen Eltern, die mich während des Schreibens dieses Buches auf einem Großteil meiner Reisen begleitet haben, um als Babysitter auszuhelfen, und meiner Frau, die zu Hause geblieben ist, um das Fort zu verteidigen. Und schließlich auch noch meinen Kindern, die dafür gesorgt haben, dass ich jeden Tag ein wenig Spaß hatte.

Inhaltsverzeichnis

SOUTHERN WATCH

Impressum

Anmerkungen des Autors

Danksagungen

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Ein Hinweis für den Leser

Über den Autor

Kapitel 1

Der Mann ließ sich vom Wind in die Stadt treiben; und er ging davon aus, dass er sie auf die gleiche Art und Weise auch wieder verlassen würde. Die Sache war nur die, Lafayette Jackson Hendricks war schon verdammt lange mit dem Wind unterwegs und hatte bereits so viel Scheiß miterlebt, dass es für sein ganzes restliches Leben reichen würde. Was kein Problem darstellte, denn verglichen mit anderen Jobs war die Lebenserwartung bei seiner derzeitigen Beschäftigung nicht gerade hoch. Doch auch das war nicht neu. Schließlich hatte er noch nie eine besonders hohe Lebenserwartung gehabt, bei keinem der Jobs, für den er sich in seinem Leben entschieden hatte.

All das ging ihm durch den Kopf, als er vom Trittbrett des großen Mack-Lastwagens heruntersprang, während die Motorbremse des Lastwagens schon wieder laut quietschte. Er hatte sich einen alten Marine-Seesack über die Schulter geworfen, dessen Riemen quer über seinen langen schwarzen Viehtreiber-Mantel geschlungen war. Es war Sommer, es war Nacht, und es regnete. Der Viehtreiber-Mantel war ein Duster, der dabei helfen sollte, den Regen abzuhalten. Der schwarze Cowboyhut, den er trug, half sogar noch etwas mehr, doch es schüttete so stark, dass die Hosenbeine seiner Jeans bereits durchnässt waren, kaum dass seine Stiefel den Boden berührt hatten. Seine ledernen Stiefel waren alt und verfärbt, weil sie schon überall in den USA in Pfützen wie dieser gelandet waren.

Als der Niederschlag etwas nachließ, konnte Hendricks durch das Prasseln des Regens das leise Klicken seiner Absätze auf dem Asphalt hören. Der Sattelschlepper, der ihn mitgenommen hatte, fuhr über die Auffahrt zurück auf die Interstate und rumpelte außer Sicht. Hendricks schob den Mantelärmel hoch, um einen Blick auf seine Armbanduhr zu werfen. Es war kurz nach zehn Uhr.

 

Der Geruch des Regens war frisch, aber die Hitze war selbst zu dieser Nachtzeit allgegenwärtig und ließ den Regen wie eine warme Dusche erscheinen. Es war schließlich Sommer und verdammt schwül, was selbst der Regen nicht abzuschwächen vermochte. Auf Hendricks’ Zunge klebte immer noch der Geschmack des Abendessens aus dem Restaurant, in dem er den Lkw-Fahrer getroffen hatte, der ihn mitgenommen hatte. Er hatte vergessen, eine neue Packung Kaugummis als Ersatz für die zu kaufen, die er irgendwo in Kentucky aufgebraucht hatte. Hendricks vermisste den Minzgeschmack fast schmerzlich und rieb seine Zunge immer wieder unbehaglich am Gaumen.

Seine Stiefel klackten auf dem Asphalt, während sie ihn vorwärts trugen, und die Scheinwerfer eines vorbeifahrenden Autos leuchteten in der Ferne ein grünes Schild so deutlich an, dass er es selbst in der dunklen Tennessee-Nacht erkennen konnte.

Willkommen in Calhoun County.

***

Als Arch seinen Streifenwagen kurz vor der Countygrenze wendete, leuchteten seine Scheinwerfer eine Gestalt an, die am Straßenrand entlanglief.

Es war ein Mann, der einen Seesack trug und dessen Cowboyhut und Viehtreibermantel ihn vor dem Regen schützten. Arch hatte den Eindruck, dass der etwas nachgelassen hatte, nachdem er nur wenige Minuten zuvor als heftiger Platzregen heruntergekommen war. Seine Mutter hätte ihn einen richtigen Wolkenbruch genannt. Er würde den Regen eher als Gully-Durchspüler bezeichnen. Wie auch immer, er hatte Mitleid mit dem Cowboy, der die Wassermassen ungebremst abbekam. Er wollte gerade neben dem Mann ranfahren und ihn ansprechen, als sein Funkgerät knackend zum Leben erwachte.

»Fünfzehn, Zentrale hier, mach dich auf den Rückweg.«

Er zögerte nur eine Sekunde, bevor er zum Mikrofon griff. »Fünfzehn hier, was gibt es?«

»Fünfzehn, der Sheriff will, dass du in die Zentrale zurückkommst.«

Arch fühlte einen leichten Anflug von Belustigung, bevor er antwortete. »Ich weiß, ich weiß, ich bin schon gefährlich nah an einer Überstunde dran.«

Er konnte hören, wie Erin Harris, die Dispatcherin am anderen Ende der Leitung, beim Sprechen lächelte. »Du weißt doch, der Boss liebt es, die Pennies solange auszuquetschen, bis Abraham Lincoln jubelt, wenn er sie dann doch endlich mal aus der Hand geben muss.«

Arch seufzte. »Sag ihm, dass ich in fünf Minuten den Dienst beenden werde. Schließlich will ich die harte Arbeit hier doch nicht zur Gewohnheit werden lassen.«

»Verdammt richtig. Heb dir die für später auf, wenn du außer Dienst bist«, sagte Harris, wobei ihr Südstaatenakzent über die Funkverbindung besonders deutlich herauszuhören war. »Benutze sie lieber, um deine Frau zu Hause glücklich zu machen; das bringt dir mehr ein als der Versuch, ein paar Überstundendollars aus …«, ein leises Zischen war zu hören, als Harris plötzlich eine Pause machte, und als sie sich wieder meldete, war ihr Tonfall deutlich formeller. »Uh, sehen uns in fünf Minuten, Fünfzehn. Zentrale, Ende.«

Arch grinste. Zweifellos hatte der Sheriff gerade den Kopf aus seinem Büro gesteckt.

»Da hast du recht, Zentrale, Ende und aus.«

Während des Gesprächs war er bereits die ganze Zeit über zügig unterwegs gewesen, und der schwarze Asphalt des Countyhighways 12 führte ihn in Richtung Osten, zurück nach Midian. Er war nur noch weniger als eine Meile davon entfernt, also warf er im Rückspiegel einen letzten Blick auf die Gestalt, die am Straßenrand entlanglief. Der Kerl war wahrscheinlich von einem Trucker an der Interstatebrücke abgesetzt worden und war jetzt auf dem Weg direkt nach Midian.

In jeder anderen ruhigen Nacht hätte ihn Arch auf seinen Rücksitz eingeladen, hinter das Sicherheitsgitter, das ihn vor den Verhafteten schützte, und den Kerl in die Stadt mitgenommen. Der Regen prasselte beim Fahren auf seine Windschutzscheibe und die schwachen Lichter von Midian lagen direkt vor ihm hinter dem Hügel. Er seufzte und beobachtete den Mann dabei, wie er in einer Senke verschwand. Wie auch immer, die momentane Finanzsituation ließ nicht zu, dass er ein netter Kerl sein konnte. Er war glücklich darüber, trotzdem noch einen Job bei den Strafverfolgungsbehörden zu haben, und das speziell in Calhoun County.

»Viel Glück, Cowboy«, flüsterte er und trat das Gaspedal voll durch. Immerhin musste er in weniger als fünf Minuten zurück in der Zentrale sein.

***

Immer dann, wenn sie dachten, er würde es nicht hören, nannten sie ihn Hollywood. Für die Einheimischen, diese Kleinstadttrottel, war die Stadt normalerweise Chattanooga oder Knoxville, vielleicht noch Atlanta. Aber sie hatten ziemlich schnell herausgefunden, dass, wenn der Mann, den sie Hollywood nannten, von der Stadt sprach, er damit Los Angeles meinte. Nun ja, und sein Spitzname, der folgte kurz danach.

In ihrer Kultur – nicht der Südstaatenkultur, sondern ihrer einzig wahren, der dämonischen Kultur – bedeuteten Namen Macht, deswegen tauschte man auch keine Namen aus und verdammt sicher fragte auch niemand danach, es sei denn, es wurde einem angeboten.

Selbst diese Hinterwäldler waren sich dessen bewusst, und Hollywood war für dieses winzige Stück Etikette dankbar.

Er hatte vier von ihnen angeheuert, indem er mit einem Bündel Dollarscheine herumgewedelt und diese anschließend sparsam verteilt hatte. Die ersten hundert waren ein guter Anfang gewesen und die Rolle Scheine, die er mit sich herumtrug, versprach mehr, falls er mit ihrem Service zufrieden sein sollte. Diese Hinterwäldler waren alle unbedeutend und er vermutete, dass keiner von ihnen jemals mit Leuten zu tun gehabt hatte, die auf der Durchreise aus Atlanta waren, geschweige denn mit einem großen Macker aus Los Angeles. Sie waren alle davon fasziniert, waren von ihm fasziniert, und ließen ihm den Vortritt. Und warum sollten sie das auch nicht tun? Schließlich war er derjenige, der die Rechnungen bezahlte.

»Ich liebe das«, flüsterte Hollywood. Er warf seinen Pferdeschwanz über die Schulter zurück und spürte dabei den glatten Stoff seines teuren Anzugs. Der Regen hatte glücklicherweise aufgehört und die nächtliche Stille wurde nur durch ein gelegentliches Tröpfeln unterbrochen, Wasser, das sich seinen Weg durch die Regenrinnen der Wellblechscheune suchte, die keine fünf Meter von ihm entfernt stand.

Sie waren innerhalb eines Zauns, den die vier für ihn geöffnet hatten, wobei sie sich aufführten, als wäre er ein Adliger oder etwas in der Art. Tatsächlich war er der Mann mit dem Geld, was ihn hier in der Gegend schon irgendwie adelte. Hollywood vermutete, dass Calhoun County nicht besonders viele Verdienstmöglichkeiten für Leute seiner Art bot. Da kam ihnen ein Gönner bestimmt gelegen. Einer, der Wasser anzog, so wie er … wobei das wohl ein Bonus war. »Echt«, Hollywood holte tief Luft, »ich liebe das.«

Einer von ihnen hatte die Eier, es laut auszusprechen. »Ähm, das hier ist doch nur eine verfickte Kuhweide, Mann.« Allerdings war er danach auch sofort wieder still.

Es war tatsächlich eine Kuhweide. Ein paar Morgen Land, das von einem Zaun abgesperrt wurde und bei Tageslicht grün schimmerte, bei Dunkelheit aber fast unsichtbar war. Der Geruch von Kuhmist wehte schwach vorbei, zwar vom Regen etwas ausgewaschen, aber immer noch vorhanden und leicht stechend. Die Nachtluft war stickig. Der Regen hatte die Luftfeuchtigkeit nicht im Geringsten reduziert, er hatte sie stattdessen eingesperrt, so wie einen Gefangenen, dessen Befreiung nicht so bald erfolgen würde. Das war die Sorte Scheißwetter, die selbst Hollywood zum Schwitzen brachte, und er war nicht gerade der Typ, der schnell ins Schwitzen geriet.

»Wisst ihr, was euer Problem ist?«, fragte Hollywood in die entstandene Stille hinein. Seine Gucci-Slipper waren von dem nassen Gras aufgeweicht. Innerlich zog er eine Grimasse, aber als Schauspieler, der er nun mal war, ließ er natürlich nichts davon nach außen dringen. »Euch fehlen einfach Visionen«, erklärte er seinem enthusiastisch lauschenden Publikum. Diese Hinterlanddeppen hingen ihm an den Lippen. Und warum sollten sie das auch nicht machen?

»Außen. Nacht«, fuhr Hollywood fort, während er langsam, fast stolzierend, vorwärtsging und dabei seine Hände so vor sich hielt, dass er mit seinen Fingern und Daumen ein Quadrat bildete, so, als ob er gerade etwas filmen würde. »Eine Gruppe Dämonen bereitet sich darauf vor, eine uralte böse Wesenheit zu erwecken, eine Kreatur, die die ganze Welt verzehren und sie von der Plage der verfickten Menschheit befreien wird …«, es klang bei ihm wie ein Fluch, was er auch so meinte. So, als würde er über die widerwärtigste Sache der Welt sprechen, was er auch tat, »… und die rechtmäßigen Zustände wieder herstellt, das Zünglein an der Waage sein wird und …« Er unterbrach sich und blickte auf seine vier Zuschauer, diese trotteligen Eingeborenen, diese methrauchenden Hillbillys, die in ihrem ganzen bisherigen Leben wahrscheinlich nicht mal genug verdient hatten, um sich einen seiner Gucci-Treter leisten zu können, geschweige denn ein Paar davon.

»Ihr könnt euch das einfach nicht vorstellen, oder?«

Es gab eine kleine Pause, bevor der gleiche dummdreiste Kerl antwortete. »Das hier ist eine Kuhwiese, Mann. Und du bist gerade in einen Kuhfladen getreten.«

»Einen … Fladen?«, Hollywood zögerte kurz, als ihn plötzlich der Gestank traf und er spürte, wie etwas in seinen Schuh sickerte. Er rang sich ein Lächeln ab. In der Rolle bleiben. Immerhin war er ein Schauspieler und er war genial in seiner Rolle. »Lokalkolorit. Genau das ist es.« Er atmete tief durch die Nase ein, was er sofort bedauerte. »Wie auch immer …« Er zuckte mit den Schultern, öffnete die Augen wieder und blickte den Typen an, der ein Flanellhemd trug, bei dem er die Ärmel abgeschnitten hatte. »Du. Bring mir mein Buch.«

Der Einheimische brauchte nur eine Sekunde zum Reagieren, dann kam er bereits mit dem Buch angerannt, einem schweren, ledergebundenen Wälzer, der absolut anders war als die Bücher, die man heutzutage herstellte. Er wirkte weder billig noch minderwertig. Es war … es war verdammt noch mal wie etwas Organisches, nicht so wie diese Fabrikscheiße, die man bei den großen Buchhandlungen angedreht bekam. Hollywood nahm es entgegen, spürte das Gewicht in seinen Händen und öffnete es. »Es ist wahrscheinlich zu viel des Guten, wenn ich hoffe, dass einer von euch Jungs Latein spricht, oder?« Er blickte auf die Männer, die immer noch im Halbkreis hinter ihm standen und dann auf denjenigen, der ihm am nächsten war. »Macht nichts.« Er setzte sein gewinnendstes Lächeln auf. »Nun gut … wo ist der Farmer?« Schweigen schlug ihm aus dem kleinen Kreis entgegen, während er auf eine Antwort wartete. Die nicht kam. »Wo steckt der verfickte Farmer?«, fragte Hollywood erneut, dieses Mal schon leicht angepisst. Dämliche Hinterwäldler.

»In seinem Haus?«, kam einen Moment später der Vorschlag.

»VERDAMMT NOCH MAL!«, fluchte Hollywood und ließ endlich ein wenig von der Wut heraus, die er bisher zurückgehalten hatte. Es war gut, das zu tun, damit diese Verlierer etwas hinter die Fassade blicken konnten. Vielleicht war das ja die Art von Führungsstil, der ihnen eher lag, ein mehr emotional basierter Stil.

»Hatte ich nicht gesagt, dass wir den Farmer brauchen?«

Kurz dachte er daran, dem ärmellosen Idioten, der ihm das Buch gebracht hatte, eine zu verpassen, weil, nun, weil der ihm gerade am nächsten stand, doch er entschied sich dagegen. Das hob er sich für später auf. Wahrscheinlich würde es ohnehin irgendwann passieren, um die Typen wissen zu lassen, dass sie ihn lieber nicht verarschen sollten, aber nicht jetzt. Vielleicht waren sie eher wie Hunde und man erreichte mit Schreien bessere Resultate. »Holt mir jetzt den Farmer.« Er unterbrach sich, als sich drei von ihnen umdrehten. »Du«, sagte er zu dem Typen mit dem ärmellosen Flanellhemd, »du bleibst hier bei mir.« Er senkte seine Stimme und redete mit sich selbst, dem einzigen intelligenten Lebewesen vor Ort. »Ich hatte doch gesagt, dass wir den Farmer brauchen, oder? Hatte ich das nicht gesagt? Verfickte Scheiße.«

»Ähm, ja«, antwortete der Ärmellose, »das hast du.«

»Ich habe doch nicht mit dir geredet.«

Nach einer kurzen Pause, in der die Schritte der anderen drei immer leiser geworden waren, wandte sich der Ärmellose erneut an ihn. »Und … drehen wir hier einen Film?«

Hollywood starrte ihn an, als wäre er das dümmste Arschloch auf dem gesamten Planeten. »Zur Hölle, nein! Ich würde euch nie für einen Film anheuern.« Er machte eine kurze Pause. »Ihr seid doch nicht mal in der Gewerkschaft.«

 

Die anderen Kerle tauchten ein paar Minuten später wieder aus der Dunkelheit auf. Er sah sie kommen und drehte sich von ihnen weg. Es war besser, sie nicht direkt anzusehen, ihnen nicht das Gefühl zu geben, dass er auf sie angewiesen war oder dass er ihre Handlungen in irgendeiner Form billigen würde. Das hob er sich für später auf, falls sie den nächsten Schritt schaffen sollten, ohne es zu vermasseln. Schließlich ging es bei dem, was jetzt auf sie zukam, für alle um die Wurst.

»Hollywood«, fing einer von ihnen an, als sie näherkamen, und als sich Hollywood umdrehte, bemerkte er, dass es jetzt fünf Leute waren, seine drei Männer und zwei Menschen, die sie vor sich her stießen. »Seine Frau war auch da …« Er wollte eigentlich seufzen, ließ es dann aber sein, weil es ja doch ganz okay war. Schließlich waren zwei besser als einer, oder?

»Fein, fein«, sagte Hollywood. Er wollte sie lieber nicht mit zu viel Zuspruch verwöhnen, andererseits wollte er aber auch nicht, dass sie diese wichtige Lektion verpassten.

»Gute Initiative. Besser, wir haben sie auch hier bei uns.« Die einsame Lampe an der Scheune schälte die beiden neuen Leute aus der Dunkelheit, als sie sich näherten. Er studierte sie nur einen winzigen Moment lang und registrierte alte, runzlige Gesichter. Eigentlich war alles, was er sah, alt. »Das wird reichen.« Er wandte sich von ihnen ab und sah wieder zur Weide hinüber, wo ein … ein Etwas seit seinem letzten Kontrollblick in die Mitte des Feldes spaziert war. »Ist das …«, er blinzelte, »… steht da eine verfickte Kuh mitten auf meinem verdammten Ritualplatz?«

»Nein«, antwortete der Farmer mit einem ausgeprägten Südstaaten-Akzent, »aber da steht eine in der Mitte meiner gottverdammten Kuhweide, du Yankee-Arsch!«

Hollywood blinzelte, nachdem er sich das Tier angesehen hatte, dann wandte er sich wieder dem unerschrockenen Farmer zu und setzte sein falsches, extrabreites Lächeln auf. Das ihm schon beim Abschluss vieler Deals geholfen hatte. »Ich mag die Energie, die du hier einbringst. Du hast wirklich Persönlichkeit.« Hollywood trat einen Schritt näher heran und legte seinen Arm um die Schulter des Farmers. Die Hände des Mannes wurden von einem der Dämonen festgehalten, und es sah so aus, als hätten sie vor lauter Enthusiasmus die Schulter des alten Mannes ausgekugelt. Was zumindest für Hollywood okay war. »Ich wette, du hast versucht, gegen diese Jungs anzukämpfen?«, sagte er und deutete auf seine neuen Mitarbeiter.

»Verdammt richtig« presste der Farmer zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Er sah so aus, als würde er Hollywood gleich anspucken.

»Er wollte sein Gewehr holen«, sagte einer der Niederen, ein dunkelhaariger Kerl mit Schnauzbart, der ein Metallica-T-Shirt trug. »Die Aktion hat ihn fast seinen Arm gekostet.«

»Ein Gewehr würde bei diesen Jungs nicht viel ausrichten«, sagte Hollywood und verstärkte den Griff um die Schulter des Farmers. »Aber ich bewundere deinen Kampfgeist.« Er grinste und das Lächeln wurde noch breiter. »Wirklich, das mache ich. Ich bewundere das so sehr … dass ich dich opfern werde.«

»Wie bitte?«, fragte der Farmer mit einem ungläubigen Unterton. Der Mann stank nach Kuhscheiße.

Hollywood löste seinen Arm von der Schulter und der Gestank folgte ihm. Er war in der Luft, überall um sie herum, und Hollywood wusste – wusste definitiv – dass der Gestank jetzt auch in seinem Anzug war, so als wollte er in seine Poren eindringen. Er schüttelte ungläubig den Kopf, bevor er sich in den Griff bekam, seine Maske wieder herstellte – dank seiner Schauspielkunst – und erneut sein einnehmendes Lächeln aufsetzte. »Nun …«, er deutete auf die Kuh, die mitten auf die Wiese spaziert war, »… hat die Kuh auch einen Namen, oder sind sie für dich alle nur gedankenlose Kreaturen?«

»Sie heißt Creampuff«, antwortete der Farmer nach einer kurzen Pause, in der er die um ihn herumstehenden Männer ansah.

»Echt?«, fragte Hollywood. »Creampuff? Hasst du die Kuh, oder was?« Seine neuen Mitarbeiter brachen in Gelächter aus, gerade als der Farmer etwas sagen wollte. »Ist nicht wichtig, du brauchst nicht zu antworten. Uhrzeit?«, fragte Hollywood den Ärmellosen.

»Äh …«, der Mann trug keine Uhr, aber er schaffte es, das Buch in einer Hand zu halten und sein Handy herauszuholen. Der Bildschirm wurde hell und beleuchtete sein hageres Gesicht. »11:59.«

»Sehr gut!« Hollywood klatschte in die Hände. »Dann sollten wir jetzt loslegen, oder?« Er wollte sich die Zähne putzen und eine Dusche nehmen – am liebsten mit Blut, aber Wasser würde es zur Not auch tun – um diesen Gestank wieder loszuwerden. Aber man musste eben gewisse Opfer bringen, wenn man große Kraft erlangen wollte, ein Mittler sein wollte, um GROSSE DINGE zu bewirken.

Und er war wie geschaffen dafür, GROSSE DINGE zu bewirken. Eigentlich sogar die größten.

»Normalerweise würde ich einige von euch darum bitten, als Background in Latein zu singen«, sagte er, während er zu dem Ärmellosen hinüberging, »aber das auch nur, weil ich das so von diesen Ritualen her gewohnt bin, nicht etwa, weil es notwendig ist. Was wirklich zählt, sind die Schlüsselkomponenten.« Er deutete mit den Daumen auf sich. »Das Gefäß«, er zeigte auf das Buch, »die Worte«, und schließlich deutete er auf den Farmer, der die ganze Szene mit einem Gesichtsausdruck betrachtete, als würde er Hollywood jeden Moment ins Gesicht spucken wollen, was keinem etwas bringen würde, am allerwenigsten dem Farmer selbst, »und zum Schluss noch das Opfer.« Er machte eine winzige Pause. »Oder aber die Opfer, falls notwendig.«

Er wartete einen Moment und überlegte dann, worauf er eigentlich wartete. Auf Zustimmung? Ha! Doch nicht von diesen Hinterwäldlern. Niemals. Sie standen so tief unter ihm, dass sie das nicht einmal bemerkten. Er zuckte leicht mit den Achseln, eigentlich nur für sich selbst und so, dass nur er es bemerkte, dann ließ er alle anderen links liegen und wandte sich dem Buch zu, das ihm eine der Schmeißfliegen, die er angeheuert hatte, entgegenstreckte.

Die Worte, die er als Nächstes sprechen würde, waren wahrscheinlich absolut verwirrend für den Farmer und seine Frau und auch keiner seiner vier Mitarbeiter würde etwas davon verstehen, aber noch mal, wen kümmerte das? Ihn nicht. Er verstand jedes Wort dieser Sprache, weil sie die Erste gewesen war, die er gelernt hatte. Dabei war sie seit tausenden von Jahren nicht mehr gesprochen worden. Also zumindest nicht als Umgangssprache.

»Vecede en shi, vecede en barten, urgan ves pui, urgan ves porsace.«

In Gedanken übersetzte er automatisch: »Ich rufe dich herbei aus den unterirdischen Reichen, oh du Mächtiger, damit du zu mir kommst und meinen Körper als den deinen annimmst. Ich rufe dich aus den dunkleren Regionen herauf, zur Oberfläche dieses Felsens namens Erde, rufe dich aus den Tiefen herbei, um eins mit mir zu werden, um mit mir dein dunkles Ziel zu teilen, dafür opfere ich in deinem Namen diesen Sterblichen.«

Mit diesen Worten überbrückte er die Distanz zwischen sich und dem Farmer innerhalb eines Augenblicks, so schnell, wie ihn seine Füße tragen konnten, und nahm die Kehle des Mannes in seine Hände. Dann drückte er zu, für ihn nur ein winziges bisschen, aber kräftig genug, dass die Haut des Farmers aufplatzte und die Adern unter der Oberfläche explodierten. Eine Blutfontäne spritzte heraus, ihm direkt ins Gesicht. Das hätte eigentlich eine Erleichterung gegenüber dem Kuhscheißegestank sein müssen, aber das war es leider nicht. Es schien so, als ob alles an diesem verfluchten Ort damit verseucht war. Er sprach den Namen Ygrusibas aus, als er die Kehle des Farmers aufriss und anschließend wartete, wartete, während das Blut auf seine Hände, sein Gesicht und seinen Anzug sprudelte. Der Farmer machte gurgelnd seinen letzten Atemzug und er ließ ihn auf den matschigen, grasbewachsenen Boden direkt vor seine Jungs fallen. Hollywoods Jungs. Er mochte den Namen, den sie ihm gegeben hatten, er passte zu allem, mit dem er sich seit den letzten mehr als fünfzig Jahren identifiziert hatte. Es war ein gutes Image. Hollywood holte tief Luft und wartete.

Er wartete und wartete, doch die Erde fing nicht zu beben an und die Berge um ihn herum zerbarsten nicht in feurigen Sturzfluten. Der Boden brach nicht auf und spie das ganze Feuer und die Kälte der Hölle auf die Erde. Der Gestank von Kuhscheiße erfüllte weiterhin die Luft und die Dinge blieben genau so, wie sie immer gewesen waren. Er hatte nicht wirklich erwartet, dass irgendetwas davon passieren würde, aber es wäre schon verdammt toll gewesen. Irgendein Zeichen wäre toll gewesen. Stattdessen gab es nur kalte, nackte Stille. Und den Gestank von Kuhscheiße.

»Fuck«, fluchte Hollywood.

»Hast du … vielleicht irgendwas falsch gelesen?«, fragte der Ärmellose.

Hollywood warf dem Kerl einen Blick zu, der ihm zeigen sollte, dass sein Name in Kürze in Eierloser geändert werden würde, was die einzig passende Reaktion war. Hollywood ging zu ihm zurück, hielt das Ritual noch einmal ab – NOCH EINMAL – und zwar laut, sprach die Wörter, mit der gleichen Betonung, mit dem gleichen Rhythmus – dieselben verfickten Worte, die er seit tausenden von Jahren verwendet hatte, schließlich wusste er, wie sie verdammt noch mal auszusprechen waren. Wie kam dieser dämliche, verfickte Hillbilly-Abschaum auf die Idee, ihn infrage zu stellen. Er zermalmte die Kehle der Farmersfrau und stellte sicher, dass sie auf ihn blutete, denn das Blut des Opfers war der Schlüssel dafür, dass Ygrusibas erschien, und so war es immer schon gewesen. Er wartete wieder, diesmal erst eine Minute, dann zwei.