Draussen unterrichten (E-Book, Neuauflage, Ausgabe für die Schweiz)

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Draussen unterrichten (E-Book, Neuauflage, Ausgabe für die Schweiz)
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Stiftung SILVIVA (Hrsg.)

Draussen unterrichten

(Ausgabe für die Schweiz)

Das Handbuch für alle Fachbereiche

1. und 2. Zyklus

ISBN Print: 978-3-0355-1552-7

ISBN E-Book: 978-3-0355-1553-4

Autorinnen: Sarah Wauquiez, Martina Henzi, Nathalie Barras

Fachlektorat: Rolf Jucker, Nicole Schwery, Eva von Fischer, Dina Walser, Kathrin Schlup, Ariane Derron, Aude Lachavanne

Fotos: Gabriela Fürer (www.mediafuerer.ch), Timo Ullmann (www.ullmann.photography), diverse Lehrpersonen und Naturpädagoginnen

Gestaltung und Layout: Eva-Maria Bolz (www.evamariabolz.de)

2. Auflage 2019

Alle Rechte vorbehalten

© 2019 hep verlag ag, Bern

www.hep-verlag.ch


Zusatzmaterialien und -angebote zu diesem Buch: http://mehr.hep-verlag.ch/draussen-unterrichten

Dieses Handbuch wurde herausgegeben von der Stiftung SILVIVA (www.silviva.ch)


in Zusammenarbeit mit WWF Schweiz (www.wwf.ch)


mit Unterstützung von:

Bundesamt für Umwelt, Stiftung Mercator Schweiz, Stiftung Perspektiven Swiss Life


gedruckt auf FSC®-zertifiziertem Papier


Geleitwort

Vorwort

1 So klappt der Unterricht draussen

Warum in der Natur unterrichten?

Wer? Wo? Was? Wie?

Fächerübergreifendes Lernen

Die verschiedenen Draussenlernorte

Organisatorisches

Dokumentation und Evaluation

2 Alle Fachbereiche draussen unterrichten

Aufbau des praktischen Teils

Sprachen

Abc mit der Natur

Ausrollgeschichten

Gegensätze

Laufgeschichten

Naturcomic

Die Sprache der Tiere

Wo steckt Herr Specht?

Sprichwörter

Brief aus der Natur

Formularkrieg

Lesen und präsentieren

Schreiben und präsentieren

Mathematik

Zählen und schätzen

Grundrechenarten «nature»

Reihen

Rechnen mit Stämmen und Strünken

Geometrische Formen

Zahlen und Symmetrien

Uhr der Natur

Grössen und Masseinheiten

Baumrekorde

Was ist dieser Baum wert?

Natur, Mensch, Gesellschaft

Mein Naturplatz

Wunschort für …

Orientierung

Meine Umgebung früher und heute

Feuer machen früher und heute

Kochen früher und heute

Gestalten

Sich einrichten am Naturort

Gestalt-Techniken

Gesichter gestalten

Modekollektion «nature»

Mit Schnee, Eis und Rotkohl

Wer macht Naturkunst?

Schrift und Schreibzeug

Körbe

Mit Lehm und Ton

Naturspielzeug herstellen

Tierwohnungen bauen

Weben und nähen

Musik

Naturinstrumente

Klangkarten

Klanggeschichten

Naturlieder

Bewegung und Sport

Aufwärmspiele

Steckenspiele

Ein Tag im Leben eines Eichhörnchens

Natur-Vitaparcours

Highland Games

Seilkonstruktionen

3 Grundlagen und weiterführende Materialien

Argumente für das Draussenunterrichten

Planungsbeispiele

Zahlen, die zählen

 

Literaturtipps

Bildnachweis

Geleitwort

Niemand kann ein Kind von aussen formen. Es kann die Netzwerke in seinem Gehirn, die für die Steuerung von Fähigkeiten und Fertigkeiten und für die Verankerung von Wissensinhalten zuständig sind, nur selbst herausbilden.

Dazu können wir unsere Kinder einladen, ermutigen und inspirieren. Und am besten geht das immer dann, wenn wir ihnen Zugang zu einer Lebenswelt ermöglichen, in der es nicht so sehr auf ganz bestimmte Fähigkeiten und ganz bestimmtes Wissen ankommt. Das müsste eine Lebenswelt sein, die den Kindern möglichst viele und möglichst verschiedenartige Gelegenheiten bietet, all das zu entdecken und zu gestalten, was es dort zu entdecken und zu gestalten gibt. Eine Lebenswelt auch, welche die Kinder dazu anregt, sich um möglichst vieles zu kümmern, was ihrer Sorge, ihrer Aufmerksamkeit und ihrer Zuwendung bedarf.

So weit, so gut. Aber wo finden Heranwachsende noch einen Erfahrungsraum, der sie ermutigt und inspiriert, all dies zu erfahren, aber auch einlädt, achtsam zu sein und sich behutsam mit dem zu beschäftigen, was es zu entdecken und zu gestalten gibt?

In geschlossenen Klassenräumen ist das schwer, aber draussen in der Natur, im Wald, am Bach, auf Wiesen und Feldern, sind solche Erfahrungen unvermeidbar. Dort erleben Kinder und Jugendliche ihre eigene Eingebundenheit in die Natur, dort kommen sie wieder in Kontakt mit ihren natürlichen, lebendigen Wurzeln. Dort ist nichts programmiert, dort findet ihre Entdeckerfreude und Gestaltungslust eine Überfülle an Nahrung. Dort spüren sie wieder die Verbindung zu dem, was sie lebendig macht.

Die Möglichkeiten, die die Natur für Entdeckungsreisen bietet, sind unbegrenzt. Nichts funktioniert dort auf vorgefertigte Weise, alles kann man gar nicht selbst entdecken, nichts ist gleich. Kein Blatt, kein Ast gleicht dem anderen, und alles kann man für irgendetwas verwenden. Überall lässt sich etwas finden, was wächst, was lebt, was einzigartig ist – wie die Kinder selber.

Natur ist für Kinder so essenziell wie gute Ernährung. Sie ist ihr angestammter Entwicklungsraum. Hier stossen die Kinder auf vier für ihre Entwicklung unverhandelbare Quellen: Freiheit, Unmittelbarkeit, Widerständigkeit, Bezogenheit. Aus diesen Erfahrungen bauen sie das Fundament, das ihr Leben trägt.

In der Natur können Kinder dieses besondere Gefühl von Dankbarkeit entwickeln, dass sie Teil dieser lebendigen Natur sind. Und dort können sie begreifen, dass es etwas gibt, was widerspenstig ist und seinen eigenen Regeln und Gesetzen folgt. Wie das funktionieren kann, worauf es dabei ankommt und was dort draussen alles möglich wird, beschreibt dieses Buch.

Es ist eine Anregung mit sehr konkreten Umsetzungshilfen für alle Lehrerinnen und Lehrer, Eltern und in der Kinderbetreuung tätigen Personen, denen die Zukunft unserer Kinder und Jugendlichen am Herzen liegt. Sie können es mit dem Herzen lesen, aber umsetzen sollten Sie es mit Verstand – weil Sie verstanden haben, worum es geht.

Göttingen im Herbst 2017

Gerald Hüther

Vorwort

Wir freuen uns ausserordentlich, dass Sie mit diesem Handbuch nun das erste wichtige Element des Projekts «Draussen unterrichten» in den Händen halten können. Das vorliegende Buch soll Sie als Lehrpersonen möglichst praktisch und unkompliziert beim Unterricht im Freien unterstützen. Das Handbuch, das parallel auch beim Verlag La Salamandre auf Französisch erscheint, ist aber nur ein zentraler Bestandteil einer viel grösseren Vision. Das langfristige Ziel besteht darin, dass möglichst viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene die Möglichkeit erhalten sollen, vom Draussenlernen zu profitieren. Denn dieses ist auf vielfältige Weise bereichernd, lernfördernd und stärkend.

Dieses Projekt zielt darauf ab, Sie als Lehrpersonen bei der Umsetzung Ihrer Hauptaufgabe des Unterrichtens zu unterstützen. Darüber hinaus will das Projekt auch den Schulleitungen, der breiteren Öffentlichkeit und den Vertreterinnen und Vertretern der Bildungspolitik verständlich machen, warum draussen lernen ein selbstverständlicher Bestandteil einer sinnvollen Schullaufbahn sein sollte. Zudem möchte SILVIVA im Rahmen dieses Projekts angehenden und ausgebildeten Lehrpersonen in Kursen und Weiterbildungen anschaulich vermitteln, wie leicht und gewinnbringend draussen unterrichten in den Schulalltag integriert werden kann und wie ein ganzes Schulteam sich zusammen auf eine Lernreise begeben kann, um den Unterricht draussen zu einem Teil der Schulkultur zu machen. Zusammen mit dem WWF bieten wir schweizweit Draussen-Tage an, an denen alle interessierten Schulen den Unterricht im Freien testen können.

Das Projekt «Draussen unterrichten» ist das Produkt einer langjährigen fruchtbaren Zusammenarbeit: So gäbe es das Projekt gar nicht, wenn die Hauptautorin Sarah Wauquiez nicht mit der Buchidee auf SILVIVA zugekommen wäre. Und es wäre bei einer schönen Idee geblieben, hätte SILVIVA sich das Projekt nicht zu eigen gemacht und sich um die nötige Finanzierung gekümmert. Und ohne die grosszügige Bereitschaft der Stiftung Mercator Schweiz, das Projekt finanziell zu unterstützen, wären wir heute keinen Schritt weiter. Dass dann mit dem WWF Schweiz, dem Bundesamt für Umwelt, der 3FO Förderorganisation und der Stiftung «Perspektiven» von Swiss Life noch weitere Förderpartner zusagten, das Projekt grosszügig zu unterstützen, zeugt dafür, dass wir damit einen Nerv der Zeit, ein tief liegendes Bedürfnis getroffen haben. Sowohl bei der Suche nach Testpersonen für die Lernaktivitäten als auch bei der Bestellung des Beirats sind wir immer auf offene Türen gestossen. Es scheint, dass die Projektidee wie selbstverständlich Sinn ergibt.

Aber diese Idee wäre nie umgesetzt worden ohne die harte Arbeit der Projektleiterin Lea Menzi, der drei Autorinnen Sarah Wauquiez, Nathalie Barras und Martina Henzi, ohne die Rückmeldungen der 170 Testlehrpersonen und der sieben Fachlektorinnen und Fachlektoren, ohne die gestalterische Arbeit der Grafikerin Eva-Maria Bolz, ohne die Unterstützung unseres Lektors Lukas Meier und der gesamten Crew des hep verlags, ohne die wunderschönen Fotos von Timo Ullmann und Gabriela Fürer. Ihnen allen und all denjenigen, die wir hier nicht namentlich nennen können, gebührt deshalb unser herzlichster Dank.

Ihnen, liebe Lehrpersonen, wünschen wir nun mindestens so viel Spass beim Draussenlernen wie Ihren Schülerinnen und Schülern. Sie werden spürbar erfahren und erleben, wie sich Ihr Lehr-Lern-Portfolio erweitert und sich das Draussen und das Drinnen gegenseitig befruchten.

Zürich im August 2017

Rolf Jucker, Geschäftsleiter SILVIVA


1 So klappt der Unterricht draussen

Warum in der Natur unterrichten?

Wer? Wo? Was? Wie?

Fächerübergreifendes Lernen

Die verschiedenen Draussenlernorte

Organisatorisches

Dokumentation und Evaluation

Warum in der Natur unterrichten?
Lust am Lernen

Als Lehrperson sind Sie Fachfrau bzw. Fachmann dafür, dass Kinder lernen zu lernen. Die Kinder sollen sich Lebenskompetenzen aneignen, die es ihnen ermöglichen, ein sinnvolles, erfülltes und verantwortungsvolles Leben zu führen. Zusammen mit den Eltern und anderen Bezugspersonen sind Sie eine zentrale Person im Leben jedes Kindes. Sie können Türen weit aufstossen und die Kinder dabei unterstützen, Lust am Lernen zu entwickeln und auch zu bewahren.

Möglicherweise sind Sie nicht zuletzt aus solchen Gründen überhaupt erst Lehrperson geworden: wegen Ihrer Begeisterung für die Kinder und deren leuchtende Augen, wenn sie wachsen und wenn sie lernen, die Welt, sich selber, ihr soziales Umfeld und die Natur immer besser, tiefer, differenzierter, toleranter und mit Weitblick zu verstehen.

Mit diesem Handbuch möchten wir Ihnen das praktische Rüstzeug liefern, um diese Lernprozesse erfolgreich zu unterstützen – und zwar einfach und praktisch umsetzbar, in jedem Fachbereich des 1. und 2. Zyklus.

Das Spezielle daran: Wir möchten Sie und Ihre Kinder nach draussen entführen, in die Natur, in den Kulturraum. Und zwar nicht als nette Zugabe, sondern damit Sie Ihre Unterrichts- und Lehrplanziele erfüllen können. Sie fragen natürlich zu Recht: Warum draussen?

Wie Sie sicher schon gemerkt haben, benutzen wir in diesem Buch anstelle von «Schülerinnen und Schüler» den Ausdruck «Kinder». Der Grund dafür ist, dass wir diese jungen Menschen nicht in einer Funktion, sondern als ganzheitliche Personen betrachten möchten.

Draussen unterrichten …

… ermöglicht lernen am realen Objekt > «Nur dadurch, dass ich Wasser anfasse, kann ich lernen, was es heisst, dass Wasser nass ist. Zugleich höre ich es glucksen oder tropfen, sehe ich Wellen und Reflexe, rieche vielleicht das Meer oder das Gras am Seeufer und erhalte so einen Gesamteindruck, der in mir – zusammen mit vielen anderen solcher Erfahrungen – zu einer komplexen und differenzierten Repräsentation von Wasser führen wird. Wenn ich diese innere Repräsentation (noch) nicht habe, kann ich auch die buntesten Bilder und die schrillsten Töne aus dem Computer gar nicht verstehen. Die bereits stattgefundene Wechselwirkung mit der wirklichen Realität ist also Voraussetzung dafür, dass ich mit der virtuellen Realität des Computers auch nur im Ansatz umgehen kann» (Spitzer, 2006, S. 225).

… fördert Sozialkompetenzen und Klassenklima > Für Lehrpersonen, die häufig draussen unterrichten, zählen die verbesserten Beziehungen zwischen Kindern und Lehrpersonen sowie zwischen den Kindern untereinander zu den wichtigsten Aspekten des Draussenunterrichtens. Dieser gestärkte soziale Boden spart längerfristig Zeit und hilft bei der Alltagsgestaltung des Unterrichts, drinnen wie draussen.

… ist gesund > Draussen bewegen sich die Kinder mehr, was zum Abbau von Aggressionen und zu besserer Konzentration, körperlicher Fitness und einem besseren Selbstbewusstsein führt. Naturaufenthalte verbessern das Wohlbefinden und dämpfen Stress. Draussen zu unterrichten, ermöglicht Ihnen, die Ziele des fächerübergreifenden Themas «Gesundheit» zu erreichen und die personalen Kompetenzen der Kinder zu fördern.

… entlastet Sie langfristig > Am Anfang bedeutet draussen unterrichten für Sie Aufwand und Wagnis. Aber Lehrpersonen, die regelmässig draussen unterrichten, berichten über genau dieselben positiven Effekte wie die Kinder auch: Sie haben mehr Freiheit, fühlen sich gesünder und zufriedener, kommen abends entspannter nach Hause, ihre Unterrichtspraxis wird bereichert. Mit der Zeit und Regelmässigkeit werden die Kinder draussen selbstständiger, kreativer, motivierter und aufmerksamer.

Es gibt eine ganze Reihe weiterer Gründe, warum draussen unterrichten sinnvoll sein kann – aus wissenschaftlicher Sicht und aus der Sicht erfahrener Lehrpersonen. Wir haben diese Gründe für Sie in Teil 3 (↗ hier bis hier) zusammengestellt. Vielleicht nützen Ihnen diese Grundlagen in der Diskussion mit Eltern, Schulleitung und Kolleginnen und Kollegen.

Draussen und drinnen

Draussen unterrichten kann Ihnen mehrere zusätzliche Pfeile im Köcher Ihrer Lehr-Lern-Arrangements bieten. Es ermöglicht und ergänzt Dinge, die im Klassenzimmer nur eingeschränkt möglich sind. Draussen lernen ist eine gut erprobte und wirksame Erweiterung Ihrer Handlungsmöglichkeiten als Lehrperson – variabel und flexibel einsetzbar nach Gutdünken auf Basis Ihrer professionellen Kompetenz als Lernspezialistin bzw. Lernspezialist. Sie haben die ganze Bandbreite an Möglichkeiten: von einem einstündigen Aufenthalt auf dem Schulhof bis zum ganztägigen und regelmässigen Unterricht im Wald.

 

Draussen lernen ist nicht besser als drinnen lernen, und der Unterricht draussen kann auch nicht das Klassenzimmer ersetzen – und umgekehrt. Warum also nicht alle Vorteile vereinen und drinnen mit draussen kombinieren? Den Kindern sowohl High-tech-Erfahrungen als auch High-touch-Erfahrungen in authentischen Lernumgebungen ermöglichen? Ein solches Lernen ist zukunftsweisend, weil es Schule und Alltag, Theorie und direkte Erfahrung vereint. Es ermöglicht den Kindern, ihre unmittelbare Mitwelt kennen, schätzen und respektieren zu lernen.


Lernen am realen Objekt


Unmittelbare Eindrücke festhalten

Wer? Wo? Was? Wie?
Wer?

Unterrichten Sie selber draussen, anstatt Experten einzuladen. Je mehr Sie draussen unterrichten, desto einfacher und gewinnbringender wird es. Holen Sie sich zu Beginn eine im Draussenunterricht erfahrene Lehrperson als Tandempartnerin bzw. Tandempartner.

Wo?

Unterrichten Sie regelmässig draussen im nahen Schulumfeld, sowohl in der natürlichen als auch in der kulturellen Mitwelt.

Was?

>Unterrichten Sie fächerübergreifend und testen Sie alle Fachbereiche draussen aus.

>Machen Sie den Link zwischen Naturerfahrung und Alltagshandeln, zwischen der Schule draussen und der Schule drinnen. Arbeiten Sie an beiden Lernorten an denselben Zielen und Themen. Überlegen Sie sich, wie Sie die Vor- und Nachbereitung im Schulzimmer gestalten wollen. Was soll drinnen vertieft bzw. evaluiert werden?

>Verfolgen Sie draussen nicht nur Fachbereichsziele; behalten Sie immer auch die überfachlichen Kompetenzen im Auge, etwa diejenigen Kompetenzen, die eine nachhaltige Lebensweise fördern.

>Wenn Sie regelmässig draussen unterrichten: Bauen Sie Aktivitäten ein, die sich jedes Mal wiederholen, zum Beispiel den Besuch eines persönlichen Naturplatzes. Dies erleichtert die Planung, schafft Kontinuität, schult die Beobachtung und vertieft die Naturbeziehung.

>Die Kinder erwerben draussen viele fächerübergreifende Kompetenzen während der selbstgesteuerten Lernphasen. Planen Sie daher genügend Zeit ein für Freispiel, für Pausen, für Aktivitäten mit offenen Fragestellungen und für eine individuelle Wahl der Realisationsart und Sozialform.

>Integrieren Sie jeweils eine Phase der Auswertung, Reflexion, Evaluation – drinnen oder draussen.

>Halten Sie immer ein bis zwei Zusatzaktivitäten in Reserve, falls das Programm schneller abläuft als geplant oder falls die Kinder Bewegung brauchen (etwa weil es kälter ist als gedacht).

Wie?

>Arbeiten Sie nicht nur in, sondern auch mit der Natur. Der respektvolle Umgang mit der Mitwelt wird in jeder Sequenz gelebt und geübt.

>Die Zeit verläuft draussen anders als drinnen. Planen Sie die Zeit pro Aktivität grosszügig. Es geschehen immer unvorhergesehene Dinge, die das Interesse der Kinder wecken und Zeit brauchen.

>Achten Sie darauf, dass die Kinder draussen die meiste Zeit aktiv tätig sind.

>Lassen Sie die Kinder zusammen problemlösungsorientiert arbeiten – an konkreten und sinnvollen Situationen. Verwenden Sie hingegen darbietende und interrogative Methoden nur über kurze Zeitspannen – oder vor- und nachbereitend im Klassenzimmer.

>Wagen Sie es, auch mal ohne Vorbereitung in die Natur zu gehen, um zu schauen, was die Natur und die Kinder für Impulse geben. Mit der Erfahrung neigen viele Lehrpersonen dazu, den Kindern draussen mehr selbstgesteuerte Lernzeit zur Verfügung zu stellen, da viele Lern- und Lebenskompetenzen dabei besser erreicht werden.

>Lehrpersonen mit Erfahrung im Draussenunterrichten erleben diese Art von Unterricht als einfach. Schlechtes Wetter, misstrauische Eltern, Schulsystem und Arbeitsbelastung sind keine Hindernisse mehr. Und mit Übung ist ein Aufenthalt im Wald auch nicht gefährlicher als ein Spiel auf dem Pausenplatz oder in der Turnhalle.