Von dem Leben und den Meinungen berühmter Philosophen

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Über den Autor
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AUGUST CHRISTIAN B. BORHECK (1751–1816) war Philologe und Historiker und arbeitete zunächst als Lehrer und Gymnasialrektor. Später wurde er zum Professor der Beredsamkeit und Geschichte an der Universität Duisburg ernannt. Er übersetzte u.a. die Briefe Ciceros (1792 ff., 5 Bde.) und die Schriften Xenophons (1778–1808, 6 Bde.).

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EPOCHALES MEISTERWERK DER ANTIKEN PHILOSOPHIEGESCHICHTE

Die Berichte des Diogenes Laertius über das Leben der großen antiken Philosophen, bieten neben den philosophischen Positionen Lebensbeschreibungen antiker Philosophen und Denker – von Anaximander über Demokrit bis zu Epikur – und stellen damit ein wichtiges philosophiehistorisches Dokument dar. Diogenes gliedert seine Viten in Nachrichten über Herkunft, Lebenslauf, Charakter, Werke und Briefe, schließlich Testament und Todesumstände jedes Denkers und würzt seine Darstellung mit unterhaltsamen Anekdoten. Diogenes’ Werk ist die umfangreichste erhaltene philosophiegeschichtliche Schrift des Altertums und damit eine wichtige Quelle zur Philosophiegeschichte der Antike.

Über das Leben des griechischen Philosophen Diogenes Laertius ist wenig bekannt. Er lebte Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. und war ein spätantiker Philosophiehistoriker, der um 220 das Werk »Von dem Leben und den Meinungen berühmter Philosophen« in zehn Büchern schrieb. Diese griechische Philosophiegeschichte ist kein wissenschaftliches Werk – sein kompendienhafter Charakter weist vielmehr darauf hin, dass Diogenes seine zahlreichen gesammelten biographischen Nachrichten, anekdotenhaften Geschichten und sentenzartigen Meinungsäußerungen unterhaltsam präsentieren wollte.

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über dnb.d-nb.de abrufbar.
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Copyright © by marixverlag GmbH, Wiesbaden 2011 Der Text wurde behutsam revidiert nach der zweibändigen Ausgabe Franz Haas, Wien und Prag 1807 Lektorat: Dr. Lenelotte Möller, Speyer Covergestaltung: Nele Schütz Design, München Bildnachweis: akg-images GmbH, Berlin Korrekturen: Christine Klinger, Usingen eBook-Bearbeitung: Medienservice Feiß, Burgwitz Gesetzt in der Palatino Ind Uni – untersteht der GPL v2 ISBN: 978-3-8438-0018-1 www.marixverlag.de

Inhalt

Über den Autor

Zum Buch

ERSTER BAND

Einleitung des Übersetzers

Nachricht von Diogenes Laertius, dessen Schriften und ihren Ausgaben

Vorrede des Diogenes Laertius

Erstes Buch

Erstes Kapitel - Thales

Zweites Kapitel - Solon

Drittes Kapitel - Chilon

Viertes Kapitel - Pittakus

Fünftes Kapitel - Bias

Sechstes Kapitel - Kleobul

Siebentes Kapitel - Periander

Achtes Kapitel - Anacharsis der Skythe

Neuntes Kapitel - Myson

Zehntes Kapitel - Epimenides

Elftes Kapitel - Pherekydes

Zweites Buch

Erstes Kapitel - Anaximander

Zweites Kapitel - Anaximen

Drittes Kapitel - Anaxagoras

Viertes Kapitel - Archelaus

Fünftes Kapitel - Sokrates

Sechstes Kapitel - Xenophon

Siebentes Kapitel - Aeschines

Achtes Kapitel - Aristipp

Neuntes Kapitel - Phaedon

Zehntes Kapitel - Euklides

Elftes Kapitel - Diodor

Zwölftes Kapitel - Stilpon

Dreizehntes Kapitel - Kriton

Vierzehntes Kapitel - Simon

Fünfzehntes Kapitel - Glaukon

Sechzehntes Kapitel - Simmias

Siebzehntes Kapitel - Kebes

Achtzehntes Kapitel - Menedem

Drittes Buch

Platon

Viertes Buch

Erstes Kapitel - Speusipp

Zweites Kapitel - Xenokrat

Drittes Kapitel - Polemon

Viertes Kapitel - Krates

Fünftes Kapitel - Krantor

Sechstes Kapitel - Arkesilaus

Siebtes Kapitel - Bion

Achtes Kapitel - Lakydes

Neuntes Kapitel - Karneades

Zehntes Kapitel - Klitomach

Fünftes Buch

Erstes Kapitel - Aristoteles

Zweites Kapitel - Theophrast

Drittes Kapitel - Straton

Viertes Kapitel - Lykon

Fünftes Kapitel - Demetrius

Sechstes Kapitel - Heraklides

Sechstes Buch

Erstes Kapitel - Antisthenes

Zweites Kapitel - Diogenes

Drittes Kapitel - Monim

Viertels Kapitel - Onesikrit

Fünftes Kapitel - Krates

Sechstes Kapitel - Metrokles

Siebtes Kapitel - Hipparchia

Achtes Kapitel - Menipp

Neuntes Kapitel - Menedem

ZWEITER BAND

 

Siebtes Buch

Erstes Kapitel - Zenon

Zweites Kapitel - Ariston

Drittes Kapitel - Herill

Viertes Kapitel - Dionys

Fünftes Kapitel - Kleanth

Sechstes Kapitel - Sphärus

Siebtes Kapitel - Chrysipp

Achtes Buch

Erstes Kapitel - Pythagoras

Zweites Kapitel - Empedokles

Drittes Kapitel - Epicharm

Viertes Kapitel - Archytas

Fünftes Kapitel - Alkmäon

Sechstes Kapitel - Hippas

Siebtes Kapitel - Philolaus

Achtes Kapitel - Eudox

Neuntes Buch

Erstes Kapitel - Heraklit

Zweites Kapitel - Xenophanes

Drittes Kapitel - Parmenides

Viertes Kapitel - Meliß

Fünftes Kapitel - Zenon

Sechstes Kapitel - Leukipp

Siebtes Kapitel - Demokrit

Achtes Kapitel - Protagoras

Neuntes Kapitel - Diogenes von Apollonia

Zehntes Kapitel - Anaxarch

Elftes Kapitel - Pyrron

Zwölftes Kapitel - Timon

Zehntes Buch

Epikur

Anhang

aus der zweiten Heinrich Stephanischen Ausgabe 1594

I. Bruchstücke aus den Schriften einiger Pythagoräer von der Moralphilosophie

1. Aus des Thuriers Hippodams Buch von der Glückseligkeit

2. Aus des Pythagoräers Euryphams Buch vom Leben

3. Aus des Pythagoräers Hipparchs Buch von der Seelenruhe

4. Aus des Pythagoräers Archytas Buch von dem guten und glücklichen Mann

5. Aus eben demselben Buch

6. Aus eben demselben Buch

7. Aus desselben Archytas Buch vom sittlichen Unterricht

8. Aus eben dieses Archytas Buch von den Wissenschaften

9. Aus des Pythagoräers Theages Buch von den Tugenden

10. Aus eben demselben Buch

11. Aus des Pythagoräers Metops Buch von der Tugend

12. Aus dem Pythagoräer Klinias

13. Aus des Pythagoräers Kritons Buch von Klugheit und Glück

14. Aus des Pythagoräers Polus Buch von der Gerechtigkeit

15. Eines Ungenannten Gespräche in dorischer Mundart vom Guten und Bösen, vom Schönen und hässlichen, vom Gerechten und Ungerechten, von Lüge und Wahrheit, von Weisheit und Tugend, ob diese lehrbar sei

16. Des Pythagoräers Lysis Brief an Hipparch

17. Briefe der Theano, die eine Tochter der pythagoräischen Weisheit genannt wird

18. Melissas Brief

19. Myias Brief

II. Aristoteles’ Leben und Schriften

III. Platons Leben

IV. Des Milesiers Hesychius Illustrius Buch von hervorleuchtenden Gelehrten

Der Milesier Hesychius Illustrius, von hervorleuchtenden Gelehrten

A

B

G

D

E

Z

AE

Th

I

K

L

M

N

X

O

P

S

T

Y

PH

CH

Fußnoten

Kontakt zum Verlag

ERSTER BAND

Einleitung des Übersetzers

Diese Übersetzung des Diogenes Laertius übernahm ich auf die Bitte des Herrn Buchhändlers Haas in Wien für seine Sammlung der verdeutschten Griechen. Ich habe bei derselben die Ausgabe Heinrich Stephans 1593 in Oktav, die Ausgabe von Ägidius Menage, London 1663 in Folio und die Ausgabe von Longolius, Chur im Vogtlande 1739 in 2 Bänden in Oktav gebraucht. Die Wettsteinsche Ausgabe in 2 Quartbänden zu Amsterdam 1693 konnte ich nicht erhalten. Alle drei Ausgaben, die ich besitze, sind sehr fehlerhaft und äußerst nachlässig abgedruckt, überhaupt ist auch Diogenes’ Text noch nicht mit gehöriger Kritik bearbeitet. Herr Professor Buhle, Philologe und Philosoph zugleich, wie er an seinem Aristoteles gezeigt hat, wäre der Mann zu diesem Geschäft! Mir scheint es mehr als wahrscheinlich, dass wir den echten Diogenes nicht, sondern nur Auszüge aus seinem Werke, und auch diese wieder von Einschüben verfälscht, besitzen, die sich oft leicht entdecken lassen. Ein Geschichtsschreiber der Philosophen kann unmöglich so wenig Philosoph gewesen sein, als man den Verfasser unseres jetzigen Diogenes fast überall findet. Stil hat er auch gar nicht. Als Übersetzer musste ich mein Original so treu als möglich mit allen seinen Fehlern übertragen. Ich musste den Philosophen die Meinungen wieder beilegen, die er ihnen beilegt, ihre Systeme wieder so darstellen, wie er sie dargestellt hat. Wo im Diogenes Mangel an Deutlichkeit und Zusammenhang ist, da blieb dieser auch in der Übersetzung sichtbar: denn ich blieb möglichst genau bei seinem Ausdruck, nur bei den häufig eingerückten Versen erlaubte ich mir eine freiere Übersetzung, um sie wieder in Versen zu verdeutschen. Anmerkungen habe ich nicht hinzugesetzt, außer an einzelnen wenigen Stellen, denn wollte ich überall Anmerkungen machen, wo sie zur Berichtigung des griechischen Textes, oder der Meinungen der Philosophen, oder der Diogenischen Darstellung derselben hätten gemacht werden können, so möchten diese wohl eben so stark als der Text selbst geworden sein. Ich werde daher alles, was ein deutscher Leser Diogenes’ erwarten könnte, in das erklärende Register zusammenstellen, das den letzten Band ausmachen und auch einige kleine Versuche zur Berichtigung des Diogenischen Textes enthalten wird. Eine kurze Einleitung von Diogenes Laertius, seinen Schriften und Ausgaben, habe ich aus der Longolischen Ausgabe vorgesetzt, und aus der angeführten zweiten Stephanischen Ausgabe, die Bruchstücke der Pythagoräer und die kleine Schrift des Hesychius Illustrius von berühmten Gelehrten; und aus der Menageschen Ausgabe eines Ungenannten Leben Aristoteles’, und Olympiodors Leben Platons im Anhang hinzugefügt. Deutsche Übersetzungen sind mir außer der Goldhagenschen vom Leben Xenophons, die sich bei dessen Übersetzung der Griechischen Geschichte Xenophons befindet, nicht bekannt, ich konnte also keinen Vorgänger benutzen. Meine Verdeutschung würde auch minder genau ausgefallen sein, wenn nicht mein schätzbarer Freund, unser gelehrter Herr Professor der Philosophie und Kanonikus Dahmen, mich dabei unterstützt, und meine Handschrift vor ihrer Absendung nach Wien erst durchgesehen und verbessert hätte, wofür ich demselben hier öffentlich aufs Verpflichtetste danke.

Köln am Rhein, am 1. Brumaire des 13ten Jahres der französischen Zeitrechnung.

Dr. A. Chr. Borheck

Nachricht von Diogenes Laertius,
dessen Schriften und ihren Ausgaben

Diogenes Laertius ist in Ansehung seiner Herkunft und Abstammung ganz unbekannt. Man kennt weder seinen Vater und seine Mutter, noch seine Familie und sein Vaterland. Es lässt sich auch nicht mit Gewissheit angeben, woher er den Namen Laertius hat, und die Vermutungen der Gelehrten darüber weichen sehr von einander ab. Mir scheint die Heumannische noch die wahrscheinlichste, dass der Ursprung des Namens ein Städtchen Laerte gewesen, wovon einer der Vorfahren unsers Diogenes bekannt worden, welcher Name, so wie der Name Vitellius von der Stadt Vitellia, und Egnatius von Egnatia, hernach auf die Nachkommen desselben fortgeerbt worden. Es war also in der Folge ein Familienname, so wie wir einen Quintus Laertius in den Inschriften bei [Ianus] Gruter, S. CCC. und einen Caius Laertius Sabininanus bei Fabretti S. 251 finden. Diese Vermutung scheint auch die Ordnung der Namen, Laertius Diogenes, in den meisten Handschriften von Diogenes, und bei Hesychius und Phorius zu bestätigen.

 

Die Zeit, in welcher unser Diogenes Laertius gelebt hat, ist ebenfalls ungewiss, nur soviel ist gewiss, dass er nach der christlichen Zeitrechnung gelebt hat, denn er erwähnt Epiktets und Plutarchs, die um Trajans Zeiten lebten, Favorins, der unter Trajan und Adrian, des Sophisten Sabins, der unter Adrian, und des Empirikers Sextus, der unter Commodus lebte. Er muss also später als diese gelebt haben. Da nun Stephanus, oder vielmehr Hermolaus von den Städten, und Hesych von Milet sich auf Laertius beziehen, auch Sopater nach Photius Cod. CLXI. sein sechstes Buch aus dem 1., 5., 9. und 10. Buche Diogenes’ zusammengestoppelt hat, so behauptet Jonsius, dass unser Laertius vor Konstantins des Großen Zeiten, wo Sopater lebte, oder vor Justinians Zeiten, da die andern lebten, gelebt habe. Lipsius, Bossius und andere setzen ihn in Markus Antonins Zeiten, und auch Menage glaubt, er könne nicht nach demselben gelebt haben, da er dieses Kaisers, der ein Stoiker war, und über stoische Philosophie in griechischer Sprache schrieb, bei der Sekte der Stoiker sonst erwähnt haben würde. Indes dies beweist nichts, denn er gedenkt mehrerer älterer Philosophen, wie des Peripatetikers Kratipp, und des Stoikers Seneca ebenfalls nicht, vor deren Zeiten er gewiss nicht gelebt hat. Reinesius will unsern Laetius in Galens Zeiten setzen, weil die von Galen erwähnte Arria das gelehrte Frauenzimmer sei, an welche Diogenes Laertius dieses sein Werk gerichtet hat, wie wir im 3. und 10. Buche desselben sehen. Hierin tritt Menage dem Reinesius bei, und auch Fabricius hält diese Vermutung für glücklich. Allein diese Arria kann das Frauenzimmer nicht sein, weil Laertius viel jünger als sie war, wie Brucker gezeigt hat. Jonsius sucht daher auf alle Art zu erweisen, dass Diogenes zu Severs Zeiten gelebt habe. Ihm folgen Olearius, Fabricius Heumann und vor ihm schon Casaubon, sie suchen aus der Anführung Potamons, der zu und nach Alexander Severs Zeiten gelebt, zu erweisen, dass Laertius um die Mitte des dritten christlichen Jahrhunderts gelebt habe. Dodwell und Gesner setzen ihn in Konstantins des Großen Zeitalter. Schwerlich lässt sich etwas Gewisses darüber bestimmen.

Der Verfasser des Lebens unseres Laertius vor der Englischen Übersetzung will aus dem, was derselbe von Potamon sagt, folgern, dass er ein Anhänger Potamons in der Philosophie gewesen sei. Allein dies kann daraus nicht hergeleitet werden, denn Laertius führt Potamons Meinung nicht mit ihrer Billigung an, und Potamons Gedanke war auch nicht, keiner Sekte zu folgen, sondern von jeder das Gewisse anzunehmen, und so eine neue Sekte zu stiften, die aber ohne Namen und Beifall geblieben ist, weil es Potamons Schriften an Geist zu fehlen schien, wie Isaak Casaubon zum Dio Chrysostom bemerkt hat. Mehrere haben unseren Diogen für einen Epikureer gehalten, wie Isaak Casaubon, Menage, Samuel Parker. Bossius legt ihm einen Hang zur Epikureischen Sekte bei. Heumann erkennt seinen besonderen Fleiß in seinen Nachrichten von Epikur und der Epikureischen Philosophie an, aber er hält dies noch für keinen Beweis, dass er ein Anhänger dieser Sekte gewesen sei, denn man findet eben diesen Fleiß bei seinen Nachrichten von Platon und den Platonikern, von Pyrrhon und den Skeptikern. Er scheint keiner Sekte zugetan, und gar kein Philosoph gewesen zu sein, sondern bloß ein Sammler der Nachrichten von den Lebensumständen, Schriften und Meinungen der Philosophen, von denen er die lobte, wobei er etwas Gutes zu finden glaubte. Ebensowenig lässt sich aus der Stelle im fünften Buche, wo er von Aristoteles sagt, er habe einem bösen Menschen ein Almosen gegeben, schließen, dass Diogenes ein Christ gewesen sei, weil dieses aus dem Neuen Testamente entlehnt sein soll. Fabricius hat die Grundlosigkeit dieser Erklärung schon gezeigt.

Seine Schriften sind folgende, die er selbst anführt:

1. Yammetros, ein Inschriften-Buch in verschiedenen Versarten auf berühmte Männer. Dies führt er sehr häufig an, und rückt Verse daraus ein. Das ganze Buch ist verloren, und dieser Verlust in Rücksicht auf Poesie gewiss nicht groß, wie die noch daraus vorhandenen Verse zeigen. Es kommen auch Epigramme von ihm in der Anthologie des Maximus Planudes, und in Joan-nes Tzetzes Chiliaden vor, die vielleicht aus diesem Pammetros sind.

2. Zehn Bücher von dem Leben, den Meinungen und Denksprüchen berühmter Philosophen, die noch vorhanden sind. Vor diesem Werke scheint sich eine Zuschrift an ein gelehrtes Frauenzimmer, das er im dritten und zehnten Buch anredet, befunden zu haben, die verloren gegangen ist, wie Menage, Fabricius und Heumann schon bemerkt haben. Menage hat in seinen Anmerkungen schon den Gedanken geäußert, dass sich sehr viele unechte Einschübe in diesem Werke finden, die nicht von Diogenes sind, und dass der Stil desselben ganz ungebildet sei. Auch Bayle beschuldigt ihn der Ungenauigkeit, Dunkelheit und Zweideutigkeit. Sein Übersetzer Ambrosius, Hieronymus Froben in der Vorrede, Casaubon in der Vorrede, und Barthol. Kekermann bemerken, dass Laertius mehr Fleiß aufs Sammeln, als auf die Verarbeitung und Anordnung seiner Sammlungen verwandt habe, und dass es ihm oft an richtiger Beurteilung fehle. Auf gleiche Art urteilen von ihm Lipsius, Parker, Stanley, Stoll. Ich habe meine Gedanken über diese Schrift in der Vorrede gesagt, worauf ich mich hier beziehe.

Ich komme nun auf die Ausgaben und Übersetzungen unseres Diogenes Laertius.

Eine lateinische Übersetzung Diogens erschien zuerst von dem Kamaldulenser Mönch und nachherigen General seines Ordens, Ambrosius Civenius, der Franz Philelphus ersuchte, die im Laertius vorkommenden Verse wieder in Lateinische Verse zu übertragen. Philelph aber tat dies aus Neid lange Zeit nicht, obgleich er es in einem Briefe heilig versprach, und sie wurden erst nach Ambrosius’ Tode in die Brognolische Ausgabe der Übersetzung desselben eingerückt. Ob sich gleich diese Ambrosische Übersetzung durch ihre Simplizität empfiehlt, so hat Ambrosius doch in vielen Stellen den Sinn des Laertius verfehlt, und einige ganz ausgelassen, ja nach Menagens Urteil hat er sich bei seiner Übersetzung solche Freiheiten genommen, dass man sie eher eine Geschichte der Philosophen nach Laertius, als eine Übersetzung desselben nennen könnte. Philelph verdammt auch diese Ambrosische Übersetzung als schlecht, und voller Irrtümer. Nach Ambrosius’ Tode hat sie Benedikt Brognoli durchgesehen und sie in Venedig durch Nikol. Jenson im Jahr 1475 in Quart und schöner Schrift abdrucken lassen, welche Ausgabe nachher oft nachgedruckt worden ist, so in Nürnberg 1476 und 1479. Ohne Angabe des Jahrs druckte sie auch Jean Petit in Paris in Quart, dessen Abdruck aber sich durch nichts empfiehlt; doch befindet sich in derselben der Brief des Ambrosius an Brognoli, welchen auch Stephanus in seinen Ausgaben wieder hat abdrucken lassen, mit verschiedenen Proben Brugnolischer Verbesserungen. Sie kam auch zu Basel bei Valentin Curio 1524 in Quart heraus, in welcher Ausgabe Konrad Heresbach nach Vergleichung einer griechischen Handschrift des Matthäus Aurogallus einiges verbessert, besonders die Epigramme, und einige von Ambrosius und Brognoli ausgelassene Verse lateinisch übersetzt und griechisch beigefügt hat. In der Folge kam Laertius wieder lateinisch heraus, zu Köln 1542 in Oktav, zu Leiden 1546 in Oktav und bei Sebastian Gryphius 1559, 1583 in Duodez, in Paris 1585 in Duodez. Bei Plantin zu Antwerpen wurde sie 1566 in Oktav, von Johann Sambuk von Tirnau und Fulvius Ursin neu durchgesehen, gedruckt; wie auch zu Lyon 1592 in Duodez bei Anton Gryphius und zu Leiden in der Plantinschen Druckerei bei Fr. Rapheleng 1596 in Duodez, nach der Sambukischen verbesserten Ausgabe, und bei Jakob Chouet 1595 in Duodez.

Griechisch wurde der ganze Diogenes Laertius zuerst in Basel in der Druckerei Hieronymus Frobens und Nikol. Episkopius im Jahr 1533 in Quart gedruckt, nach einer Handschrift des Matthäus Aurogallus, die schon Valentin Curio bei seiner lateinischen Ausgabe gebraucht hatte. Vorher waren schon die Leben Aristoteles’ und Theophrasts in der Aldinischen Ausgabe der Werke Aristoteles’ zu Venedig 1495 in Folio und in der Aldinischen Ausgabe Theophrasts bei von den Steinen zu Venedig 1497 griechisch abgedruckt, so wie man seitdem auch die Leben aus Laertius den Ausgaben der Werke Platons, Xenophons und anderer vorgesetzt hat; aber der ganze Laertius war vor der angeführten Frobenischen Ausgabe von 1533 noch nicht griechisch gedruckt. Die Ausgabe von 1531 ist ein Irrtum.

Die erste griechisch-lateinische Ausgabe des Laertius ist die Heinrich Stephanische 1570 in Oktav. Sie enthält am Schluss die Ambrosische Übersetzung, Heinr. Stephans Verbesserungen und die Fragmente der Pythagoräer aus Stobäus in griechischer Sprache. Die zweite Heinrich Stephanische Ausgabe erschien 1593 in Oktav mit seinen Castigazionen und der Brugolischen Rezension der Ambrosischen Übersetzung und den Fragmenten der Pythagoräer. Die Ambrosische Übersetzung aber steht zur Seite des griechischen, und Isaak Casaubons gelehrte Anmerkungen über Laertius, die zuerst einzeln unter dem Namen Isaak Hertibons 1583 in Oktav erschienen waren, sind hier vermehrt und verbessert. Sie enthält auch Hesychius Illustrius’ Leben der Philosophen. Die dritte Ausgabe mit Heinrich Stephans und Isaak Casaubons Noten, den Fragmenten der Pythagoräer, dem Hesychius Illustrius, und Adrian Junius’ Übersetzung mit dessen und Heinrich Stephans Castigazionen, erschien in Genf 1615 in Oktav bei Johann Vignon, Jakob Stoer, Peter und Jakob Chouet, und Samuel Crispin. In einigen Exemplaren befindet sich auch noch Eunapius’ Leben der Sophisten griechisch mit Junius’ Übersetzung, und wird auch auf dem Titel erwähnt, in anderen aber ist dies nicht befindlich, und auch auf dem Titel nicht erwähnt.

Eine vierte griechisch-lateinische Ausgabe mit Thomas Aldrobandins Übersetzung und dessen gelehrten Anmerkungen, die aber nicht über Leukipps Leben im neunten Buche hinausgehen, weil der Verfasser vor der Vollendung seiner Arbeit gestorben, erschien zu Rom, bei Aloys Zanneti 1594 in Folio. Der Herausgeber war der Kardinal Peter Aldrobandin, der Oheim des Übersetzers. Sie enthält auch den griechischen Text nach alten Handschriften, besonders einer Farnesischen, sehr verbessert. Aldrobandins Übersetzung ist elegant und mit Fleiß gearbeitet, und würde vollkommener sein, wenn er die letzte Hand hätte daran legen können.

Die fünfte griechisch-lateinische Ausgabe erschien nicht zu Leiden, wie in den Brandenburgischen Pandekten unter Aldrobandin steht, und auch nicht, wie Lipen schreibt, zu Haag 1656 in Quart mit Heinr. Stephans, Isaak Casaubons, Thom. Aldrobandins und Gassendis Noten; sondern in London 1663 in Folio. In dieser ist die römische Ausgabe mit Aldrobandins Übersetzung und Noten wiederholt, zu welchen Ägidius Menagens gelehrte Kommentare und ein Register der von Laertius angeführten Schriften hinzugekommen. Menage gebrauchte außer der Florentinischen drei Pariser Königliche Handschriften, ließ seine Kommentare auf seine Kosten in Paris bei Edmund Martin 1662 in Oktav abdrucken, und schickte sie so zum neuen Abdruck Johann Pearson in London zu. Diese Menageschen Kommentare sind bis jetzt die besten über Diogenes. Ferner befinden sich in dieser Londoner Ausgabe noch die Anmerkungen Isaak Casaubons und dessen Sohnes Mericus Casaubons, in welchem unter anderen Olympiodors Leben Platons mit Jakob Vindets Übersetzung und Anmerkungen eingerückt ist. Menage hat auch in seine Kommentare ein noch nicht gedruckt gewesenes Leben Aristoteles eingerückt und erläutert. Schade, dass das Äußere dieser Ausgabe, die ich vor mir liegen habe, dem Inneren nicht entspricht; (bei englischen Ausgaben ein seltener Fall!) und dass sie sehr viele Druckfehler in Text und der Interpunktion hat. Menage schrieb in den Jahren 1679 und 1680 an den Leipziger Senator Friedrich Benedikt Carpzov, dass seine Pariser Ausgabe des Laertius durch den großen Londoner Brand zu einer äußersten Seltenheit geworden sei, und dass er sich mit einer neuen, sehr verbesserten und vermehrten beschäftige.

Die sechste Ausgabe, welche die vorhergehenden alle fast ganz enthält, und sie an Schönheit im Äußeren weit übertrifft, kam in Amsterdam bei H. Wettstein im Jahr 1693 in zwei großen Quartbänden heraus. Im ersten Bande ist der griechische Text des Laertius mit aller Sorgfalt und Schönheit abgedruckt. Die römische Ausgabe liegt zum Grunde, welche Mark. Meibom in Abschnitte eingeteilt, und in sehr vielen Stellen aus den älteren Ausgaben, und aus einer Arundelischen und Canterburyschen Handschrift verbessert hat. Bei dem Text befindet sich die Am-

brosische Übersetzung, von Meibom so ausgebessert und ergänzt, dass sie einer fast ganz neuen gleicht. Ferner befinden sich darin 24 Bildnisse der Philosophen, nämlich Thales, Solon, Pittakus, Anacharsis, Sokrates, Äschines, Aristipp, Euklides, Platon, Xenokrat, Karneades, Aristoteles, Theophrast, Antisthenes, Diogenes, Monim, Chrysipp, Pythagoras, Archytas, Herklit, Zenon, Demokrit, Sextus Empirikus und Epikur, nach alten Münzen und Gemmen in Kupfer gestochen. Unter dem Text stehen auf jeder Seite die sämtlichen Anmerkungen Heinrich Stephans, beider Casaubone, Aldrobandins, und Meiboms, welcher letzteren vorher noch ungedruckt war. Er war nämlich schon vor Menage mit einer Bearbeitung Diogenes’ beschäftigt. Der zweite Band enthält die Kommentare Menages, die er Wettstein unter der Bedingung, dass er sie abgesondert von den Anmerkungen anderer Gelehrter abdrucken lassen solle, viel vollständiger, als sie in der Londoner Ausgabe stehen, mitgeteilt hatte; ferner dessen Geschichte der Philosophinnen, die schon bei einem Italienischen Gedichte Petrarchs zu Leiden 1692 in Duodez, und in eben dem Jahr auch besonders zu Amsterdam von Wettstein in Oktav gedruckt waren. Auf diese folgen die kurzen, aber sehr gelehrten Anmerkungen des Straßburgers Joachim Kuhns über den Laertius, die über viele dunkle Stellen ein schönes Licht verbreiten und noch nicht gedruckt worden waren. Dann folgen abweichende Lesarten aus der Arundelischen und Canterburyschen Handschrift von Thomas Gale gesammelt. Endlich enthält auch diese Wettstein’sche Ausgabe die Vorreden der vorhergegangenen Ausgaben, worunter sich aber die Briefe Brognolis und Sambuks, und H. Stephans Recensio der Brognolischen Durchsicht der Ambrosischen Übersetzung nicht befinden, die nicht hätten ausgelassen werden sollen, wie auch nicht Olympiodors von Zindetus erläutertes Leben Platons. Die Register Johann le Clercs bei dieser Ausgabe sind trefflich. Sie enthält aber nicht, vermutlich wegen ihrer Stärke, und weil sie schon oft besonders gedruckt waren, die Anmerkungen und philosophischen Kommentare Peter Gassendis über Diogenes’ zehntes Buch oder Epikurs Leben, das Gassendi auch aufs Neue lateinisch übersetzt hat. Diese Gassendische Ausgabe ist gedruckt zu Paris 1646 in Folio, nachgedruckt zu Leyden 1649 und 1675 in Folio, und in Gassendis Werken zu Leiden 1658 in Folio. Gassendis kritische Noten führt Menage zuweilen an, sie werden aber von ihm und Merikus Casaubon und vorzüglich von Meibom getadelt, welcher letztere anmerkt, dass Gassendi ein größerer Philosoph als Sprachkenner gewesen.

Diogenes’ und Aristipps Leben aus Laertius hat auch Paulus Leopardus ausgezogen, lateinisch übersetzt, und zu Antwerpen 1556 in Octav abdrucken lassen.

Die siebente Ausgabe des Laertius ist die Longolische in zwei Oktavbänden zu Chur im Vogtlande 1739. Sie enthält den griechischen Text, und die lateinische Übersetzung aus der Wettstein’schen Ausgabe, ohne alle Anmerkungen, und die elend nachgestochenen Bildnisse der 26 Philosophen. Die Meibomischen Zahlen der Abschnitte, ob sie gleich meistens sehr unschicklich gemacht sind, behielt Longolius deswegen bei, weil Laertius darnach angeführt zu werden pflegt, aber er teilte außerdem jedes Buch in so viele Kapitel, als Leben darin enthalten sind, und die Kapitel wieder in so viele Zahlen, als die Sache zu erfordern schien; diese seine neuen Abschnitte bezeichnete Longolius mit römischen, die Meibom’schen mit gemeinen Zahlzeichen. Die Register verfertigte er ganz neu. Das Papier dieser Longolischen Ausgabe ist schön, aber die Schrift zu groß und nicht angenehm, dabei ist sie auch äußerst nachlässig korrigiert, und wimmelt von Fehlern, dass ich oft zu älteren Ausgaben zurück zu gehen genötigt war. Ob Longolius Anmerkungen, die er in der Vorrede, aus welcher diese Nachricht von Laertius Leben und Schriften ausgezogen ist, verspricht, noch erschienen sind, ist mir nicht bekannt.