Segnen heilt

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Segnen heilt
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Über das Buch

Dieses Buch präsentiert Ihnen keine neue Methode zum Glücklichsein, keine Theorie, keine Technik. Es vermittelt eine einfache und bewegende Erfahrung: Alles um uns herum von Herzen zu segnen ist ein Erlebnis, das uns auf eine Weise beschenkt, wie wir es uns nie erträumt haben.

Pierre Pradervand machte diese Erfahrung ganz unfreiwillig. Seine berufliche Karriere fand ein jähes Ende und er wurde gegenüber den Verantwortlichen über Monate vom Groll regelrecht zerfressen. In seiner Verzweiflung tat er das Undenkbare: Er segnete seinen Chef! Was dann geschah, war wie ein Wunder. Die Verkrampfung im Herzen löste sich langsam, sein Leben veränderte sich völlig, und es taten sich die verschiedensten beruflichen Perspektiven auf.

Über den Autor

Pierre Pradervand arbeitet seit Jahrzehnten im Bereich Persönlichkeitsentwicklung und sozialer Kompetenz auf fast allen Kontinenten. Ziel seiner Arbeit ist es, den Menschen Werkzeuge an die Hand zu geben, ihren inneren Anker zu finden und zu stärken. Pradervand hält Vorträge und gibt Seminare auf der ganzen Welt. Er ist Schweizer und lebt in Genf.

Eine Übersicht über Veranstaltungen des Autors, den von ihm gegründeten internationalen Segnungskreis sowie weitere Informationen finden Sie unter www.vivreautrement.ch

Pierre Pradervand

Segnen heilt

Wie dein Segen die Welt verändert und dich selbst

Übersetzt von Johanna Ellsworth


Inhaltsverzeichnis

Umschlag

Das Buch/Der Autor

Titel

Inhaltsverzeichnis

Widmung

Vorwort des amerikanischen Herausgebers

Danksagungen

Einleitung

Ein Kommentar zu Wortbegriffen

1 Wie alles begann

Segen, die zurückkommen

Die sanfte Kunst des Segnens

Das tägliche Segnen

2 Die Geschichte des Segnens

Segnungen im Altertum

3 Ein Universum der spirituellen Gesetze

Hier sind andere Gesetze am Werk

Spiritualität mit einer wissenschaftlichen Dimension

Ein Leben im Einklang mit den universalen Gesetzen

Eine neue Sichtweise über spirituelle Gesetze

4 Das Gesetz der positiven Erwartungen

Den ganzen Tag Gutes bejahen

5 Das Gesetz der Rückwirkung

Die mächtige Wirkung der Gedanken

Selbstlose Liebe

Alles ist eins

Das Gesetz der Rückwirkungen auf Handlungen

Die Kunst des Segnens üben

Die Integrität anderer segnen

Das Glück der Menschen segnen

Wenn das Segnen schwerfällt

6 Das goldene Gesetz

Das Segnen als Schutzschild

Das Geschenk der spirituellen Lektionen

Das goldene Gesetz in seiner Anwendung

Die verwandelnde Hand der Liebe

Das subjektive Wesen des Erlebens

7 Das Gesetz der bedingungslosen Liebe

Weder Ärger noch Zorn kennen

Nichturteil und bedingungslose Liebe

Die bedingungslose Liebe anstreben

Lieben durch Segnen

8 Das Gesetz der universalen Harmonie

Segen im Rückblick

Die Vergangenheit abladen

Schicksalsschläge segnen

9 Die tiefere Bedeutung des Segnens

Die tiefere Bedeutung des Segnens erleben

10 Eine neue Art des Sehens und Glaubens

Einflüsse, die unsere Wirklichkeit formen

Das kosmische Bewusstsein

Die Welt Jenseits unserer Augen

11 Das verborgene Gute erkennen

Wenn Schönheit schwer zu erkennen ist

Die Göttlichkeit in Extremsituationen affirmieren

12 Vergessen Sie nicht, sich selbst zu segnen

Sich selbst lieben

Sich selbst verzeihen

Die grenzenlose Liebe spüren

13 Segnen als spiritueller Weg

Lebewohl, kleines Ego!

Segnen als spirituelle Affirmation oder Mantra

Im Jetzt präsent sein

Das Karma-Yoga des Segnens

Was zählt, ist der Geist

Ein wacher Geist kann heilen

Segnen bringt den Geist ins Gleichgewicht

Ein Sender von Segnungen sein / Segen aussenden

Segen im Alltag

Segen für Journalisten

Segen für den Alltag eines Taxifahrers

Segen für ein Hochzeitspaar

Segen für Krankenschwestern

Segen für Gefangene und Wärter

 

Segen für Eltern

Segen für Politiker

Segen für Angestellte eines Geschäfts oder Dienstleistungsunternehmens

Segen für Lehrer

Segen für die Lösung einiger globaler Probleme

Segen für Terroristen

Segen für Führungskräfte

Segen für Straßenkinder und Kinder, die in die Prostitution gezwungen werden

Segen für die Vereinten Nationen

Epilog: Segnen – eine heilende Anwendung

Briefe und E-Mails

Literatur

Anmerkungen

Impressum

Für Elly – meine Lebenspartnerin, Freundin, Frau und der Morgen in meinem Leben.


Morgen: Frische, Offenheit, Dankbarkeit, Inspiration, Neuheit, Wachsein, in Erwartung guter Dinge, Wachsamkeit, Neuanfang, Reinheit, Schwelle, (Wieder-)Geburt, Freude, Unschuld, Wunder.

Danke, dass du das tägliche Wunder und der endlose Morgen in meinem Leben bist. Ich danke dir dafür, dass du meine Lehrmeisterin bist.


Auch widme ich dieses Buch meinem Freund Roger W. McGowen, der seit nunmehr über zweiundzwanzig Jahren wegen eines Verbrechens in der Todeszelle sitzt, obwohl viele ihn für unschuldig halten. Er wurde im März 2000 in einen Sicherheitstrakt in Livingston, Texas, verlegt.

Ich danke dir, Roger, für unseren tiefen gegenseitigen Austausch. Danke, dass du in einer vollkommen unmenschlichen Umgebung ein strahlendes Beispiel außerordentlicher Courage, Güte und Widerstandsfähigkeit bist. Gottes Segen sei mit dir.



Und die Zeit deines Lebens würde aufgehen wie der Mittag,

und das Finstere würde ein lichter Morgen werden.

Hiob 11:17

Vorwort des amerikanischen Herausgebers

or etwa einem Jahr rief mich ein Buchhändler in Übersee an. Er wollte mich auf ein Buch über das Segnen aufmerksam machen, von dem mehr Exemplare verkauft worden sind als von den meisten Büchern auf der Bestsellerliste der New York Times. Er hielt das Buch für etwas ganz Besonderes und war überzeugt, dass wir dafür eine breite Leserschaft gewinnen könnten. Als ich Segnen heilt las, konnte ich ihm nur noch zustimmen.

Die Originalausgabe des Buchs, das Sie in den Händen halten, erschien als Sammlung wunderbarer Worte über das Segnen, die der Autor unter seinen Freunden, Verwandten und Bekannten verteilte. Die Resonanz war überwältigend, und schon bald wuchs der Kreis seiner Leser rund um die Welt an. Die erste Ausgabe wurde 1998 auf Französisch veröffentlicht, und 2003 erschien eine englische Ausgabe. Als wir dem ersten englischsprachigen Verlag unser Interesse am Buch bekundeten, erkannten seine Mitarbeiter, wie wichtig es war, diese Botschaft unter eine breitere Leserschaft zu bringen.

Wir hoffen, mit dieser Ausgabe so viele Leben wie nur möglich mit Pierres tiefgründigen Lehren über die Macht des Segnens in Berührung zu bringen. Nachdem ich Secret herausgegeben habe, dessen Botschaft der Dankbarkeit bei Millionen von Menschen etwas angerührt hat, sehe ich nun, wie im vorliegenden Buch das Konzept Dankbarkeit auf die nächst höhere Ebene getragen wird. Diese aktive spirituelle Handlung ist eine stille Revolution, die in unseren schwierigen Zeiten umso wichtiger ist. Sie besitzt wahrhaftig die Macht, die Herzen auf der ganzen Welt miteinander zu verbinden.

Dieses Buch gibt Ihnen außerdem das Privileg, Pierre kennenzulernen – eine sanfte Seele mit einer lebensnotwendigen Botschaft an die Menschheit.

Bitte hören Sie aufmerksam zu.

Cynthia Black, Herausgeberin, Beyond Words Publishing Verlag

Danksagungen

Mein Dank geht an Candace Jagel, Bunny McBride und Susan Remkus für ihr hervorragendes Lektorat und insbesondere dafür, dass sie mein gallisches Unkraut entfernt haben.

Ich möchte Cynthia Black und Richard Cohn vom Beyond Words Verlag ganz besonders dafür danken, dass sie an das Buch glauben, und mein Dank gilt auch der Cheflektorin Lindsday S. Brown dafür, dass sie das Buch so qualifiziert und überlegt durch alle Phasen bis zur Herausgabe getragen hat, sowie Julie Steigerwaldt und Ali McCart für ihr äußerst professionelles, vorsichtiges und einfühlsames Lektorat, das den Sprachfluss und die Lesbarkeit des Buchs wesentlich verbessert hat.

Einleitung

chon immer war das Segnen eine spirituelle Handlung der Menschheit. Die ritualisierte Form des Segens, in dem die meisten religiösen Feiern des Christentums enden, ist nur eine Form des Segnens, das in allen Kulturen zu finden ist. Doch statt lediglich ein Ritual zu sein, mit dem religiöse Feiern abgeschlossen werden, besitzt die Handlung des Segnens die Kraft, Ihr Leben auf verschiedene Weisen zu bereichern, die Sie nie für möglich halten würden – Weisen, die ich persönlich erlebt habe.

Dieses Buch wurde aus einer spirituellen Erfahrung heraus geboren, die mein Leben zutiefst beeinflusst und es mir ermöglicht hat, die tiefe Bedeutung des Segnens zu erkennen. Das Segnen beruht auf spirituellen Gesetzen, die jeder von uns für sich entdecken kann, damit wir besser und erfüllter leben können. Mein eigenes Erlebnis bestärkte mein intuitives Gefühl, dass diese spirituellen Gesetze, die vor langer Zeit in den großen geistlichen Lehren der Menschheit beschrieben wurden, die tiefste Grundlage unseres Lebens im Universum sind – oft ohne unser Wissen. Sie sind genauso präzise und effizient wie die Gesetze der physikalischen Welt, und die Entdeckung dieser Gesetze könnte einer der größten Durchbrüche des neuen Jahrtausends sein. Sie würde der Evolution des menschlichen Bewusstseins, der Weiterentwicklung des Einzelnen und der ganzer Völker einen außergewöhnlichen Anstoß geben. Wie Sie sehen werden, fangen Sie durch das Segnen an, im Einklang mit diesen spirituellen Gesetzen zu leben. Ab diesem Punkt warten unbeschreibliche Belohnungen wie zum Beispiel anhaltende Freude, ein Gefühl von Erneuerung und innerer Frieden auf Sie.

Ich habe dieses Buch nicht als Akademiker oder Meister der Spiritualität oder Religion geschrieben. Während meiner gesamten beruflichen Laufbahn engagierte ich mich für die Erschaffung einer Welt mit etwas mehr Gerechtigkeit und Mitgefühl, einer Welt, die für alle (einschließlich der Natur) gleichermaßen da ist. Viele Jahre lang konzentrierte ich mich auf soziologische Recherchen und internationale Entwicklungen, und dann auf die Ausbildung älterer Arbeitsloser und Menschen, die mit einem Einkommen an der Existenzgrenze auskommen mussten. In letzter Zeit lebe ich dieses Engagement in Workshops aus, in denen ich mit Menschen aller Schichten ausarbeite, wie man ein ganzheitlicheres Leben mit einem Fokus auf die wahren Werte erreichen kann.

Ganz am Anfang meines Berufslebens rüttelte mich ein Erlebnis auf und zeigte mir, dass es sinnlos ist, zu versuchen, soziale, politische und ökonomische Strukturen zu ändern, wenn wir nicht auch die Herzen der Leute ändern. Mitte der 1960er arbeitete ich als Soziologe in Algerien, das eines der seltenen Entwicklungsländer ist, die sich nach einem langen, bitteren und oft grausamen Befreiungskrieg ihre Unabhängigkeit erkämpft haben. Der Staatsoberste des Landes war ein General, der den unabhängig ernannten Präsidenten ins Gefängnis geworfen hatte. Jede gesetzliche Opposition war verboten, doch überall existierten noch heimliche oppositionelle Gruppen.

Ich war für ein Team von Interviewern verantwortlich, das eine landesweite Umfrage zur Meinung der Bevölkerung machte. Einer der Interviewer hatte Kontakte zur Opposition. Wie er mich informierte, war ein Freund von ihm auf einer Polizeiwache gefoltert worden – genau da, wo sein Folterer selbst vom früheren Kolonialmilitär gefoltert worden war.

Es beunruhigte mich zutiefst, dass ein Folteropfer einem anderen dieselbe Art von Schmerz zufügen konnte. Ich war aus politischem Idealismus in dieses Land gekommen, weil es eine »echte« Revolution durchgemacht hatte. Ja, die materiellen Strukturen der Verwaltung, Wirtschaft und Justizbehörden waren zwar umgekrempelt worden, aber das Verhalten des Folterers zeigte mir, dass die Herzen derjenigen, die nun das Land regierten, sich nicht im gleichen Maße geändert hatten. Wie mir klar wurde, bedarf es einer inneren Umwandlung, um echte Veränderung zu bewirken.

Das war der Anfang meiner lebenslangen Reflexionen, aus denen viele Jahre später dieses Buch wurde. Ohne einen kurzen Satz, den Dr. Gerald G. Jampolsky, der Gründer des international bekannten Center for Attitudinal Healing in Tiburon, Kalifornien und Autor von Die Kunst zu vergeben und Lieben heißt die Angst verlieren, geäußert hat, wäre es nie geschrieben worden. Es war der erste Satz einer Vorlesung, die er gemeinsam mit seiner Frau, der Ärztin Diane Cirincione, Anfang der Neunziger an der Universität von Genf gab: »Jedes Mal, wenn ich in mein Zentrum gehe, tue ich es, um mich selber zu heilen.« Dadurch wurde mir klar, dass wir kein Meister sein müssen, um anderen zu helfen, und dass es immer etwas gibt, was wir anderen schenken und mit ihnen teilen können, egal wie bescheiden unsere Leistungen auch sein mögen.

Eine weitere Idee, die mir den Mut für dieses Projekt gab, war der berühmte Spruch, dass wir das lehren, was wir am meisten lernen müssen. Ich schreibe dieses Buch als Lehrling auf dem Weg des Segnens, und ich lerne auf diesem Gebiet täglich dazu.

Wie meine Arbeit mir gezeigt hat, fangen Arbeitslose dann an, wirklich zuzuhören, wenn sie herausfinden, dass der, der mit ihnen spricht, selbst von Arbeitslosigkeit betroffen war. Wir können uns leichter mit jemandem identifizieren, der sich wie wir abstrampelt, und dieses Bewusstsein war der letzte Auslöser für dieses Buch. Da ich lange selber arbeitslos war, ohne Arbeitslosengeld zu bekommen, wurde ich für sie viel glaubwürdiger als jemand, der aus der reinen Theorie heraus mit ihnen gesprochen hätte. Deshalb hoffe ich, verehrte Leser, Sie können dieses Buch als das Werk eines Lehrlings annehmen, der es mit anderen Lehrlingen geteilt hat – ganz im Sinne des großen persischen Sufi-Schriftstellers Farid ud-Din Attar, der das Gedicht »Mantic Uttair« geschrieben hat. Attar beschreibt einen Schwarm Vögel, die beschließen, ihren König, den Simorg, zu suchen. Nach zahlreichen Abenteuern treffen sie sich wieder und stellen sich in einem Kreis auf. Sie sehen einander an und stellen fest, dass sie der Simorg sind. Der König steckt in jedem von ihnen. Das Königreich ist in uns allen vorhanden.

Wie überflüssig ist es doch, davon zu sprechen, wir sollen unsere Spiritualität im Alltag leben! Denn entweder wird Spiritualität im täglichen Leben, in den trivialsten Situationen – im Büro, in der Fabrik, bei der Gartenpflege oder der Autowäsche, im Geschäft oder in der Ehe, beim Geschirrspülen, in Freude und in Leid – gelebt, oder aber sie hat keine Existenzberechtigung. Wenn der spirituelle Weg nicht im Alltag gegangen wird, wann soll er dann gegangen werden? Ashrams im Himalaja und Klöster in der Toskana mögen zwar die spirituelle Suche fördern, doch das sind nicht die Orte, an denen die Mehrheit von uns sich im Alltag aufhält. Der Rabbiner Hillel soll gesagt haben: »Wenn nicht ihr, wer dann? Wenn nicht jetzt, wann dann?«

 

Verlockend am spirituellen Weg ist, wie der amerikanische spirituelle Lehrer Ram Dass betont, »dass alles Wasser auf die Mühle ist«. Absolut alles – ein Verkehrsstau, eine Krankheit, ein Diebstahl, ein lauter Nachbar, ein platter Reifen – wird zur Chance, daran zu lernen, zu entdecken, sich weiterzuentwickeln, zu bereuen, sich zu erfreuen, zu enthüllen, zu erwachen, mehr zu lieben und sich zu wundern. Das kleinste Lebensdetail, jede einzelne Begegnung – ob mit einem Heiligen oder einem Heilbutt – kann zärtliches Interesse wecken und Verzauberung ausstrahlen. Das ist das wirklich Aufregende am spirituellen Weg, seine Schönheit, Tiefe, Freude und ja, auch sein Unterhaltungswert. Jedes einzelne Erlebnis im Leben kann zur Gelegenheit werden, im Stillen »Ja, ich danke dir« zu sagen.

Wenn Sie Ihren spirituellen Weg nicht in der U-Bahn, mitten in einer Schlägerei auf der Straße, bei einer großen Herausforderung oder auch beim Tennis oder Baseballspiel gehen können, dann sollten Sie sich fragen, ob er wirklich was bringt. Dieses Buch wird Ihnen außerdem zeigen, dass Spiritualität keine Vorstellung ist, die sich abstrakt diskutieren lässt, sondern eine transformierende Kraft, die nur dann von Bedeutung ist, wenn sie täglich gelebt wird.

Ein Kommentar zu Wortbegriffen

Der französische Schriftsteller Georges Bernanos hat gesagt: »Eine der größten Schanden der Menschheit war es, etwas so Kostbares und Subtiles wie unsere Gedanken etwas so Unsicherem und Biegsamem wie Wörtern anzuvertrauen.« Ein Buch, das über Spiritualität und Transzendenz spricht, muss Wörter wie Schicksal, Gott, Schöpfer und so weiter verwenden. Der Begriff Gott zum Beispiel ist nur ein Wort, das wahrscheinlich genauso vielen Vorstellungen entspricht, wie es Menschen gibt. Für mich gibt es unveränderliche spirituelle Gesetze, die das Universum regieren. Diese Gesetze entspringen einem bedingungslos liebevollen Prinzip der Harmonie. Manchen wird es leichter fallen, das Prinzip Gott zu nennen, während dieser Begriff andere vielleicht abstößt. Wir wollen uns nicht in Wörter verrennen, sondern sie als Sprungbretter nutzen, um uns dem näherzubringen, was sich nicht in Worte fassen lässt. Wenn ich in diesem Buch einen Begriff wie LIEBE in Großbuchstaben verwende, dann meine ich damit das regelnde göttliche Prinzip oder Gott.

Das vorliegende Buch beschreibt eine pragmatische, religionslose und universale Anwendung der sanften Kunst des Segnens. Wenn gewisse Begriffe Sie stören, schaffen Sie doch einfach Ihre eigenen Ausdrücke dafür, wie zum Beispiel universale Lebenskraft, grenzenloses Gesetz der Harmonie oder einen anderen Begriff, der für Sie »stimmig« ist. Das Wunderbare am Segnen ist, dass selbst Atheisten es ausführen können! Eine sehr gute Freundin, die ich seit über vierzig Jahren kenne und die sich am Anfang einer meiner Workshops über Spiritualität als kommunistische Atheistin bezeichnete, hat mir gesagt: »Jedes Mal, wenn du das Wort Gott verwendet hast, habe ich mir Leben gedacht, und dann war alles in Ordnung.« So konnte sie frei an diesem Buch über das Segnen teilhaben.

Gandhi hat Gott einmal mit einer Bergspitze verglichen. Jeder von uns gelangt über einen anderen Weg dorthin. Manche Pfade sind gerader als andere. Doch über kurz oder lang erreichen wir alle diesen Punkt. (Und für manche ist das dort das Hier und Jetzt.) Wie der Rabbiner Francois Garai der Liberalen Jüdischen Gemeinde in Genf einst sehr humorvoll beschrieben hat, »hat jeder seinen eigenen Weg, um die Existenz Gottes zu erkennen. Lasst uns diesen Weg nicht generalisieren, und möge Gott uns vor allen spirituellen Klonen bewahren!«

In Patton Boyles Buch Screaming Hawk sagt sein fiktiver indianischer Lehrmeister Flying Eagle zu ihm: »Die Wahrheit liegt in der Stille zwischen den Wörtern. Sie wird mit dem Herzen erfasst und erlebt.« Ich hoffe, Sie als Leser dieses Buches werden genau das versuchen – mit dem Herzen auf die Stille zwischen den Wörtern zu lauschen. Hören Sie auf den Widerhall, den die Wörter in Ihnen auslösen. Bitte stolpern Sie nicht über die unsicheren plastischen Wortsymbole. Noch einmal: Keine Wahrheit lässt sich angemessen in Worte fassen. Selbst die tiefgründigsten spirituellen Schriften der Menschheit oder die eindeutigsten Erklärungen der Wissenschaft können die Wahrheit nicht enthalten. Sie können höchstens Indikatoren dafür sein. Gandhi hat gesagt: »Mein Leben ist meine Botschaft.« Jesus hat gesagt, dass derjenige, der die Wahrheit lebt, ans Licht gelangt – nicht die, die sie predigen oder darüber schreiben!

Eine weitere Unterscheidung zwischen Spiritualität und Religion ist unverzichtbar. Der Begriff Spiritualität, der sich aus dem lateinischen Wort spiritus (»Atem«) ableitet, bezieht sich auf die persönliche Erfahrung eines Individuums mit dem Göttlichen, mit seinem oder ihrem spirituellen Weg. Religion hingegen bezieht sich gewöhnlich auf eine kollektive Gruppenerfahrung, ein organisiertes Glaubenssystem, das durch das Medium einer bestimmten Institution oder Struktur erlebt wird. Ein Mensch kann ein leidenschaftlicher Verfechter einer bestimmten Religion und zugleich ohne jede echte Spiritualität sein, die sich durch Eigenschaften wie zum Beispiel Mitgefühl und Lebensfreude, Vergebung und Inspiration auszeichnet. Und ein anderer kann sein Leben lang ein Freidenker sein, ein Agnostiker oder sogar ein Atheist und trotzdem die Werte und Qualitäten des Geistes ständig (er-)leben.

Man könnte sagen, Religionen sind Versuche der Menschheit, das Undefinierbare zu definieren. Individuen und Gruppen kommen oft an den Punkt, an dem sie an ihre Definitionen glauben, die nur Wegweiser sind, und an dem sie die Wirklichkeit vergessen, auf die diese Wegweiser hindeuten. Und was noch schlimmer ist: Sie geraten an einen Punkt, an dem sie sich wegen der Wörter auf den Wegweisern herumstreiten und vergessen, wohin sie eigentlich gehen!

Die organisierte Religion bietet nur einen Kontext, mit dem sich ewige Wahrheiten ausdrücken lassen. Sie ähnelt Krücken: oft gebraucht, aber im besten Fall nur für eine gewisse Zeit. In der gegenwärtigen Phase der Geschichte der Menschheit und der kollektiven Bewusstseinsebene sind bestimmte Formen organisierter Religion sicherlich nützlich und notwendig. Die großen Religionen dieser Welt haben Gesellschaften eine ethische Dimension verliehen, die für den menschlichen Fortschritt unverzichtbar ist. Doch wer würde nicht lieber ohne Krücken gehen oder vom Sprungbrett ins Wasser springen und schwimmen, wenn er die Wahl hätte? Das ist der Grund, warum für viele große spirituelle Lehren der Menschheit die Wahrheit vor allem im Zeigen liegt, in den gelebten Wahrheiten, in einem Bewusstseinszustand und nicht in Dogmen, Ritualen oder heiligen Büchern. In den letzten Jahren habe ich sogar angefangen, die Handlung des Segnens als eine Form von Laienspiritualität zu bezeichnen, eine Verhaltensweise, die fast jeder übernehmen kann, egal welcher Religion er angehört – sogar Agnostiker können es.

Ich hoffe, das Lesen dieses Buches wird Sie dazu inspirieren, die sanfte Kunst des Segnens auf Ihre eigene einzigartige Weise umzusetzen. Von Anfang bis zum Schluss werden wir die spirituellen Gesetze erforschen, auf denen die Kunst des Segnens basiert. Durch dieses neue Wissen werden Sie erkennen, dass das Segnen Ihnen hilft, Ihr Leben in Harmonie mit diesen universalen Gesetzen zu leben und zuzulassen, dass all ihre wunderbaren Folgen Ihnen zufließen. Wie mir und Hunderten anderer, die mir in den vergangenen zwanzig Jahren geschrieben haben, wird das Segnen auch Ihnen eine tiefe Freude und dauerhaften inneren Frieden schenken und Sie in ein reicheres, erfüllteres und glücklicheres Leben führen. Eines bin ich mir ganz sicher – es wird innere Quellen der Heilung und Seligkeit zum Fließen bringen. Sobald sie strömen, werden sie mit jedem ehrlichen Segen stärker werden.