Von Drachen Geboren

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Aus der Reihe: Das Making of Riley Paige #3
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Von Drachen Geboren
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VON DRACHEN GEBOREN
(DAS ZEITALTER DER MAGIER– BUCH DREI)
MORGAN RICE
INS DEUTSCHE ÜBERSETZT VON ANGELA LESSENIG
Morgan Rice

Morgan Rice ist #1 Bestseller-Autor und USA Today-Bestsellerautor der epischen Fantasy-Serie RING DER ZAUBEREI, die siebzehn Bücher umfasst; der Bestseller-Serie WEG DER VAMPIRE, bestehend aus zwölf Büchern; der Bestseller-Serie TRILOGIE DES ÜBERLEBENS, einem postapokalyptischen Thriller mit drei Büchern; der epischen Fantasy-Serie VON KÖNIGEN UND ZAUBERERN, bestehend aus sechs Büchern; der epischen Fantasy-Serie FÜR RUHM UND KRONE, bestehend aus acht Büchern; der epischen Fantasy-Serie EIN THRON FÜR SCHWESTERN, bestehend aus acht Büchern; der neuen Science-Fiction-Serie CHRONIK DER INVASION mit vier Büchern; der Fantasy-Serie OLIVER BLUE UND DIE SCHULE FÜR SEHER, bestehend aus vier Büchern; der Fantasy-Serie DER WEG DES STAHLS, bestehend aus vier Büchern; und der neuen Fantasy-Serie DAS ZEITALTER DER MAGIER. Morgans Bücher sind in Audio- und Printausgaben erhältlich, und Übersetzungen sind in über 25 Sprachen erhältlich.

Morgan freut sich, von Ihnen zu hören. Besuchen Sie also www.morganricebooks.com, um sich in die E-Mail-Liste einzutragen, ein kostenloses Buch und kostenlose Werbegeschenke zu erhalten, die kostenlose App herunterzuladen, die neuesten exklusiven Nachrichten zu erhalten und sich auf Facebook und Twitter zu verbinden. Und bleiben Sie in Kontakt!

BÜCHER VON MORGAN RICE
DAS ZEITALTER DER MAGIER

REICH DER DRACHEN (BUCH #1)

THRON DER DRACHEN (BUCH #2)

VON DRACHEN GEBOREN (BUCH #3)

OLIVER BLUE UND DIE SCHULE FÜR SEHER

DIE ZAUBERFABRIK (BUCH #1)

DIE KUGEL VON KANDRA (BUCH #2)

DIE OBSIDIANE (BUCH #3)

DAS FEUERZEPTER (BUCH #4)

DIE INVASIONSCHRONIKEN

ÜBERMITTLUNG (BUCH #1)

ANKUNFT (BUCH #2)

DER WEG DES STAHLS

EHRE WEM EHRE GEBÜHRT (BUCH #1)

NUR DEN TAPFEREN (BUCH #2)

NUR DEN AUSERWÄHLTEN (BUCH #3)

EIN THRON FÜR SCHWESTERN

EIN THRON FÜR SCHWESTERN (BUCH #1)

EIN GERICHT FÜR DIEBE (BUCH #2)

EIN LIED FÜR WAISEN (BUCH #3)

EIN KLAGELIED FÜR DIE PRINZESSIN (BUCH #4)

EIN JUWEL FÜR KÖNIGE (BUCH #5)

EIN KUSS FÜR KÖNIGINNEN (BUCH #6)

EINE KRONE FÜR MÖRDER (BUCH #7)

EIN HÄNDEDRUCK FÜR THRONERBEN (BUCH #8)

FÜR RUHM UND KRONE

SKLAVIN, KRIEGERIN, KÖNIGIN (BUCH #1)

SCHURKIN, GEFANGENE, PRINZESSIN (BUCH #2)

RITTER, THRONERBE, PRINZ (BUCH #3)

REBELL, SCHACHFIGUR, KÖNIG (BUCH #4)

SOLDAT, BRUDER, ZAUBERER (BUCH #5)

HELD, VERRÄTER, TOCHTER (BUCH #6)

HERRSCHER, RIVALE, VERBANNTE (BUCH #7)

SIEGER, BESIEGTER, SOHN (BUCH #8)

VON KÖNIGEN UND ZAUBERERN

DER AUFSTAND DER DRACHEN (BUCH #1)

DER AUFSTAND DER TAPFEREN (BUCH #2)

DAS GEWICHT DER EHRE (BUCH #3)

DIE SCHMIEDE DES MUTS (BUCH #4)

EIN REICH DER SCHATTEN (BUCH #5)

DIE NACHT DER VERWEGENEN (BUCH #6)

VON KÖNIGEN UND ZAUBERERN: EINE KURZGESCHICHTE
DER RING DER ZAUBEREI

QUESTE DER HELDEN (BUCH #1)

MARSCH DER KÖNIGE (BUCH #2)

FESTMAHL DER DRACHEN (BUCH #3)

KAMPF DER EHRE (BAND #4)

SCHWUR DES RUHMS (BAND #5)

ANGRIFF DER TAPFERKEIT(BAND #6)

RITUS DER SCHWERTER (BAND #7)

GEWÄHR DER WAFFEN (BAND #8)

HIMMEL DER ZAUBER (BAND #9)

MEER DER SCHILDE (BAND #10)

REGENTSCHAFT DES STAHLS (BAND #11)

LAND DES FEUERS (BAND #12)

DIE HERRSCHAFT DER KÖNIGINNEN (BAND #13)

DER EID DER BRÜDER (BAND #14)

DER TRAUM DER STERBLICHEN (BAND #15)

DAS TOURNIER DER RITTER (BAND #16)

DAS GESCHENK DER SCHLACHT (BAND #17)

DIE TRILOGIE DES ÜBERLEBENS

ARENA EINS: DIE SKLAVENTREIBER (BAND #1)

ARENA ZWEI (BAND #2)

DER WEG DER VAMPIRE

GEWANDELT (BAND #1)

VERGÖTTERT (BAND #2)

VERRATEN (BAND #3)

BESTIMMT (BAND #4)

BEGEHRT (BAND #5)

VERMÄHLT (BAND #6)

GELOBT (BAND #7)

GEFUNDEN (BAND #8)

ERWECKT (BAND #9)

ERSEHNT (BAND #10)

BERUFEN (BAND #11)

BESESSEN (BAND #12)

GEFALLENE VAMPIRE

VOR DEM MORGENGRAUEN (BUCH #1)

Ausgewähltes Kritikerlob für Morgan Rice

"Wenn Sie glaubten, dass es nach dem Ende der Serie RING DER ZAUBEREI keinen Grund mehr zum Leben gäbe, haben Sie sich geirrt. Mit DER AUFSTAND DER DRACHEN hat Morgan Rice eine weitere brillante Serie entwickelt, die uns in eine Fantasy-Welt von Trollen und Drachen, von Tapferkeit, Ehre, Mut, Magie und Schicksal entführt. Morgan hat es wieder geschafft, starke Figuren zu kreieren, mit denen wir auf jeder Seite mitfiebern. Eine Bereicherung für die Bibliothek aller Leser, die eine gut geschriebene Fantasystory lieben.“

– Books and Movie Reviews, Roberto Mattos

"Eine actiongeladene Fantasystory, die Fans von Morgan Rices früheren Romanen und Fans von Werken wie DIE ERAGON-TETRALOGIE von Christopher Paolini begeistern wird. Fans von Fiktion für junge Erwachsene werden diese neueste Arbeit von Rice verschlingen und um mehr bitten.“

– The Wanderer, A Literary Journal (zu Der Aufstand der Drachen)

„Eine temperamentvolle Fantasy-Erzählung, die Elemente von Geheimnis und Intrige in ihre Handlung einbindet. Bei Queste der Helden geht es darum, den Mut zu finden, seiner Bestimmung zu folgen, die zu Wachstum, Reife und Brillanz führt. Wer kraftvolle Fantasy-Abenteuer sucht, wird von den Protagonisten und Aktionen dieser Erzählung mit packenden Begegnungen belohnt. Thors Entwicklung von einem verträumten Kind zu einem jungen Erwachsenen mit unmöglichen Überlebenschancen findet vor diesem mitreißenden Hintergrund statt. Der Beginn einer epischen Serie für junge Erwachsene.“

– Midwest Book Review (D. Donovan, eBook-Rezensent)

“Der Ring der Zauberei hat alle Zutaten für einen umgehenden Erfolg: Komplotte, Gegenkomplotte, Geheimnisse, tapfere Ritter und junge, erblühende Beziehungen voller gebrochener Herzen, Täuschung und Verrat. Es wird Ihnen stundenlange Unterhaltung verschaffen und alle Altersgruppen begeistern. Eine Bereicherung für die Bibliothek aller Fantasy-Leser.“

– Books and Movie Reviews, Roberto Mattos

„In diesem actiongeladenen ersten Buch der epischen Fantasy-Reihe Ring der Zauberei (die derzeit 14 Bücher umfasst) stellt Rice den Lesern den 14-jährigen Thorgrin "Thor" McLeod vor, dessen Traum es ist, sich der Silberlegion anzuschließen, den Elite-Rittern des Königs. Rices Stil ist wasserdicht und die Prämisse faszinierend. “

– Publishers Weekly

KAPITEL EINS

Während um sie herum die Welt zusammenbrach, kniete Königin Aethe neben dem Bett ihres Mannes, und betrachtete seinen allzu regungslosen Körper durch einen Schleier von Tränen. Sie wusste nicht, wie viel Zeit sie dort verbracht hatte, denn sie hatte die Zeit völlig aus den Augen verloren und in ihrer Trauer verschwammen Tag und Nacht miteinander. Sie aß nur, wenn die Diener sie anflehten, sie möge doch essen, und selbst dann schmeckte es nach Asche.

Der Raum, in dem ihr Mann lag, war opulent eingerichtet, mit Wandteppichen und Möbeln aus dem Holz der üppigen Wälder von allen Ecken des Nordreichs. Nichts davon hatte irgendeine Bedeutung mehr, nicht die vergoldeten Kelche, nicht die Seide, nichts davon. Es schien alles grau und tot zu sein, während Godwin unbeweglich auf dem Bett lag.

„Wann wird er aufwachen?“, forderte sie von Medicus Jarran zu wissen, der jedoch nur den Kopf schüttelte und seine pummeligen Finger spreizte.

„Ich habe seine Wunden so gut ich kann behandelt“, sagte der Mann. „Darüber hinaus habe ich keine Antworten, es tut mir leid.“

„Wofür seid Ihr dann gut?“, fragte Königin Aethe zornig. Zorn war das Einzige, das sie derzeit durch ihre Trauer hindurch fühlte, und fühlte sich auch wie das Einzige an, was jetzt helfen würde. „Ihr konntet meiner Tochter nicht helfen. Ihr könnt meinem Mann nicht helfen. Wozu seid Ihr gut? Geht! Geht zurück zur Behandlung von Furunkeln und kleinen Schnittwunden!“

Es war hart, aber in diesem Moment fühlte sich alles hart an. Die Welt war ein unwirtlicher Ort geworden und voller Schatten, die ihr die Kraft entzogen und es ihr schwer machten, überhaupt noch aufrecht zu stehen. Es gab niemanden, der Aethe trösten konnte. Selbst wenn ihr Mann von Dienern und Wachen umgeben war, fühlte sich Aethe so einsam, als wäre sie mitten in einer offenen Ebene gestrandet.

„Warum kann ihm niemand helfen?“, forderte sie und kniete wieder am Bett, aber niemand antwortete. Niemand wagte es. In ihrer Verzweiflung kam ihr ein Gedanke in den Sinn. „Wo ist Meister Grey?“

Das war möglicherweise eine Frage, die ebenfalls keiner von ihnen beantworten konnte. Wer wusste schon, wo der Magier war oder was er gerade tat? Aethe ging zu einem der Fenster des Raumes, selbst das kostete sie Mühe. Sie starrte auf den Turm, der sich an die Burg lehnte, und versuchte, einen Blick auf den Mann zu erhaschen. Natürlich sah sie ihn nicht, niemand saß da und wartete darauf, Godwin zu retten.

Sie blickte über Royalsport hinaus, das sich unter ihr ausbreitete. Es war Flut und die Ströme der Stadt teilten sie jetzt in die verschiedenen Inseln auf, die jeweils einen eigenen Stadtbezirk umfassten. Mauern umschlossen den größten Teil der Stadt, aber ein Teil davon lief über sie hinaus, wie der Bauch eines dicken Mannes, der sich über die Grenzen seines Gürtels hinaus ausdehnte. Die armen Stadtteile drängten sich gegen die Stadtmauern und breiteten sich auf dem Land dahinter aus. Die großen Häuser thronten über den anderen: die klobige Form des Hauses der Kaufleute über dem Markt, die leuchtenden Farben des Hauses der Seufzer über dem Unterhaltungsviertel, das Haus der Gelehrten, dessen gewundene Türme sich erhoben, und das Haus der Waffen, das Rauch ausstieß, während seine Öfen mehr Waffen für die Gewalt herstellten.

 

Von ihrem Standpunkt aus konnte Aethe die Zeichen dieser Gewalt erkennen, die Ritter und Soldaten, die ihre Lager außerhalb der Stadt aufgebaut hatten, und die Menschenmengen auf den Straßen, unter denen sich mehr Männer der Gewalt als gewöhnlich befanden. Dort befanden sich die Streitkräfte der Adligen neben denen des Königs, denn selbstverständlich hatte jeder Herzog oder Graf seine Soldaten oder Wachen bei sich, die bereit waren, ihre Befehle auszuführen.

Aethe wandte sich ab; sie konnte es nicht länger ertragen, darauf zu schauen. Sie konnte nichts mehr ertragen.

„Wacht auf, Ehemann“, sagte sie leise, kehrte zum Bett zurück und setzte sich darauf. „Euer Königreich braucht Euch.“ Sie beugte sich vor und ihre Lippen strichen über seine Stirn. „Ich brauche Euch.“

Ihr Mann war nicht der Mann, der er einmal gewesen war, und das nicht nur in dem üblichen Sinne. Selbstverständlich war sein Haar mit dem Alter ergraut, hatten einige seiner Muskeln sich in Fett verwandelt. Aethe kannte diese Veränderungen in ihm ebenso gut wie jede Linie und jedes graue Haar, das sich in ihren eigenen Körper eingeschlichen hatte. Nein, es ging darum, wie blass er war, seine Haut war fast so grau wie sein Bart, sein Atem so flach, dass er kaum spürbar war. Es tat weh, ihn so zu sehen.

Gerade jetzt spürte sie wieder den Schmerz und glaubte, sie könnte nicht mehr davon ertragen.

„Wir dürfen Euch nicht verlieren“, sagte Aethe. „Rodry … Eurer Sohn ist tot, Godwin.“ Aethe hatte sich nie sehr für Godwins Söhne interessiert, weil sie sie an seine erste Ehe erinnerten und daran, wie sehr er seine erste Frau geliebt hatte. Aber von ihnen war Rodry der Beste gewesen. Greave war seltsam und besessen von seinen Büchern, während Vars … Aethe schauderte. „Und von meinen Töchtern ist Nerra fort und Erin wirft sich wie ein Mann in die Schlacht.“

Zumindest hatten sie Lenore zurückbekommen. Sie war zurück und sicher und verheiratet. Sie hätte auch gar nicht erst in Gefahr geraten und niemals gefangen genommen worden dürfen. Aethe konnte nur hoffen, dass Lenores Ehe mit Finnal glücklich wäre; Sie vertraute darauf, dass es so wäre, auch wenn ihre Tochter vor der Hochzeit solche Zweifel gehabt hatte.

Dafür müssten sie sich jedoch der Bedrohung durch das Südreich stellen. Aethe hatte immer geglaubt, dass keine Armee das rauschende Wasser des Slate überqueren könnte, aber jetzt hieß es, dass eine Streitmacht aus dem Osten über die Insel Leveros hereinkam.

„Bitte wacht auf“, sagte sie und hielt Godwins Hand. „Ich fürchte mich vor dem, was passieren wird, wenn Ihr es nicht tut.“

„Es gibt nichts zu befürchten“, sagte eine Stimme von der Tür. „Ich habe als Regent alles unter Kontrolle.“

Königin Aethe drehte sich um, als Vars den Raum betrat.

Es war schwer auszudrücken, wie der Sohn ihres Mannes nicht wie ein König aussah. Er trug einen goldenen Reif, aber er war kleiner als ihr Ehemann, wirkte viel schwächer, sein Haar war stumpf, von unattraktivem Braun und seine Gesichtszüge durchschnittlich. Er trug kostbare Kleidung, aber Aethe konnte Weinflecken darauf erkennen. Darüber hinaus hatte Vars etwas an sich, das sie einfach nie gemocht hatte. Godwin hätte sicherlich nie gewollt, dass er an seiner Stelle regierte.

„Wie ist es zu all dem gekommen?“, fragte Aethe und glaubte, dass Vars ihren Kummer teilen musste, auch wenn sie sonst so wenig gemeinsam hatten. „Wie konnte meine Tochter vom Süden entführt werden, dein Bruder getötet? Wie konnte dein Vater gerade in dem Moment fallen, in dem das südliche Königreich uns angreift?“

Das war der Teil, der Aethes Trauer noch schlimmer machte. Es wäre schlimm genug gewesen, wenn allein ihr Mann im Kampf gefallen wäre. Doch das so viele Dinge fast gleichzeitig geschehen waren, war einfach zu viel. Es fühlte sich an, als hätte es alles, was sie hatte, zerstört und nichts zurückgelassen. Als sie es aussprach, schien es auch Vars zu treffen, fast wie ein Schlag.

„Es ist unmöglich, diese Dinge einzuschätzen“, sagte Vars. Zu Aethes Überraschung stellte er sich neben sie und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Ich vermute, dass all dies vom Königreich im Süden geplant wurde. Ja, ich bin sicher, wenn irgendjemand Schuld an all dem trägt, müssen sie es sein.“

„Ich glaube, dass es ihre Schuld ist“, sagte Aethe und spürte, wie der Zorn hell in ihr brannte, wie eine Flamme, die die Macht hatte, sie völlig zu verzehren, wenn sie es zuließ. „Nach allem, was sie getan haben, würde ich liebend gern zusehen, wie sie alle ausgelöscht werden, wenn ich könnte!“

„Wir haben allen Grund, sie zu hassen“, sagte Vars.

„Sie haben deinen Bruder getötet, deine Schwester entführt …“

„Ja“, sagte Vars. „Zumindest ist sie jetzt mit Finnal verheiratet.“

„Das ist sie“, sagte Aethe, und das gab ihr etwas Erleichterung. Sie wusste, dass Lenore vor der Hochzeit Bedenken hatte, aber sie war sich sicher, dass ihre Tochter bald glücklich sein würde. „Und Godwin …“

„Wir werden alles tun, um zu helfen“, sagte Vars. „Alles was nötig sein wird.“

„Kannst du … kannst du Meister Grey finden?“, fragte sie. „Der Medicus unternimmt nichts, also vielleicht …“

„Ich werde veranlassen, dass nach ihm geschickt wird“, sagte Vars. „Und in der Zwischenzeit werde ich dafür sorgen, dass hier alles reibungslos laufen wird.“

„Ich werde dabei helfen“, sagte Aethe. „Was auch immer du brauchst. Wir werden das Königreich zusammen beschützen. Für Godwin.“

Sie konnte fühlen, wie die Tränen fielen, fühlte, wie sie selbst fast in ihrem unendlichen Kummer zusammenfiel.

„Das wird nicht nötig sein“, sagte Vars.

„Aber Vars …“ begann Aethe. Sie musste irgendwie helfen können, damit sie sich nützlich und als Teil des Ganzen fühlen könnte.

„Die Frau meines Vaters ist eindeutig verstört“, sagte Vars und wandte sich an zwei Wachen. Er nannte sie nicht die Königin, bemerkte Aethe. „Sie muss sich ausruhen. Bringt sie in ihre Zimmer und sorgt dafür, dass sie nicht gestört wird.“

„Wie bitte?“, fragte Aethe. „Ich muss nirgendwo hingehen.“

„Doch, das müsst Ihr“, beharrte Vars. „Ihr seid müde, Ihr seid verstört. Geht Euch ausruhen. Es ist zu Eurem Besten.“

Das Problem war, dass sie umso mehr den Eindruck vermittelte, sie sei nichts anderes als die verwirrte, trauernde Frau, je mehr sie protestierte. Die Wachen näherten sich ihr und nahmen sie bei den Armen. Sie entwand sich ihrem Griff, entschlossen, allein  zu gehen, aber sie konnte die Tränen nicht aufhalten, die ihr über das Gesicht liefen. Sie starrte zurück zu Vars, der über ihrem Ehemann thronte. Wie konnte dies geschehen?

Und was noch wichtiger war, welche Katastrophe bedeutete dies für das Königreich?

KAPITEL ZWEI

Fast seit dem Tag ihrer Ankunft, als er noch ein Junge war, hatte Vars den Moment herbeigesehnt, an dem er Aethe einfach wegschicken konnte. Die Frau seines Vaters, sein Ersatz für Vars’ Mutter, war lange Zeit die Hauptquelle für so viele seiner Enttäuschungen im Leben gewesen. Sie hatte seinem Vater so lange ins Ohr geflüstert, wie er sich erinnern konnte, und ihm gesagt, dass Vars schwach oder feige oder unwürdig war und dass ihre Töchter herrschen sollten.

Selbst in den letzten Gesprächen hatte sie es unterstellt. Sie hatte Fragen darüber gestellt, wie Lenore zum Zeitpunkt des Angriffs hatte allein sein können, was offensichtlich darauf hindeutete, dass sie Vars verdächtigte, seine Pflichten als Wache nicht erfüllt zu haben. Sie hatte vorgeschlagen, dass ihre Brut helfen könnte, die Last der Regierung zu teilen, und Vars wusste sehr wohl, dass dies nur eine verschleierte Art war,  ihm zu sagen, dass sie ihm möglicherweise die Macht abnehmen könnten. Als die Wachen Aethe in ihre Zimmer brachten, riskierte Vars ein selbstzufriedenes Lächeln.

„Was macht Ihr alle hier?“, fragte er, als er sich im Raum nach den Dienern und Wachen umsah. Soweit er sehen konnte, standen sie da nur herum. „Glaubt Ihr, mein Vater wird sich aufsetzen und ein Glas Wein verlangen oder Euch alle in den Kampf führen?“

Die meisten von ihnen schauten bei seinen Worten weg, als wollten sie ihm nicht zuhören. Nun, Vars war jetzt der Regent und sie hatten keine Wahl, denn sie mussten zuhören.

„Wir bleiben aus Loyalität  beim König, Hoheit“, sagte einer der Diener. „Und für den Fall, dass er unsere Hilfe benötigt.“

„Welche Hilfe?“, forderte Vars. „Ich habe gesehen, wie Medicus Jarran wieder nach oben gegangen ist. Konnte er helfen? Nein. Selbst der gepriesene Magier meines Vaters hat bisher nur in seinem Turm vor sich hingemurmelt. Doch Ihr alle werdet ihm helfen können? Verlasst das Zimmer.“

„Aber Eure Hoheit –“

Vars drehte sich zum Diener. „Du hast gerade noch von Loyalität gesprochen. Ich bin der Regent des Königs. Ich spreche mit der Stimme des Königs. Wenn du einen Funken Loyalität in dir hast, wirst du gehorchen. Mein Vater muss nicht von Wachen oder Dienern umgeben sein. Du wirst gehen, oder ich werde dich mit Gewalt aus diesem Raum entfernen lassen.“

Vars konnte sehen, dass keinem von ihnen der Gedanke, seinen Vater sich selbst zu überlassen, gefiel, aber es war ihm egal. Er hatte vor langer Zeit schon festgestellt, dass die Leute nur das taten, was man von ihnen verlangte. Diejenigen, die über Ehre, Loyalität oder Patriotismus sprachen, waren nichts anderes als Lügner und gaben vor, so viel besser zu sein als Vars.

Als sie begannen, einer nach dem anderen den Raum zu verlassen, hielt eine der Wachen inne. „Was ist, wenn der König aufwacht, Hoheit? Sollte nicht einer von uns bleiben, um sich um ihn zu kümmern und Euch zu informieren, wenn es passiert?“

Vars schrie den Mann  nur deshalb nicht an, weil er nicht als Sohn gesehen werden wollte, der seinen Vater hasste, oder als Dummkopf, der sein Königreich nicht kontrollieren konnte. Was die Leute sahen, war schließlich weitaus wichtiger als die Wahrheit.

„Das ist kein Job für einen von Euch“, sagte er. „Es ist eine Aufgabe, die ein Kind erledigen könnte.“ Eine Idee kam ihm in den Sinn. „Wer ist der jüngste der Pagen hier?“

„Das wäre Merin, Hoheit“, sagte einer der Diener. „Er ist elf.“

„Elf ist alt genug, um darüber zu wachen, ob mein Vater aufwacht, und jung genug, um für nichts anderes nützlich zu sein“, sagte Vars. »Hol ihn hierher und begib dich dann an deine eigentlichen Pflichten. Wir sind doch mitten im Krieg!“

Diese Worte waren genug, um sie alle in Bewegung zu bringen, auch wenn Vars’ eigene Aura als Befehlshaber dies so offensichtlich nicht vermochte. Er hasste sie dafür. Es gab jedoch mehr zu hassen, als den Mangel an Respekt der königlichen Wachen und Bediensteten. Er ging zum Krankenbett seines Vaters und starrte auf die reglose Gestalt von König Godwin, der dort im Koma lag.

Er sah so gebrechlich und grau aus, sein Körper wirkte jetzt, da er auf dem Rücken lag, weniger muskulös und hart. Er sah für Vars älter aus als zuvor und weniger beängstigend.

„Dies ist wahrscheinlich das einzige Mal, solange ich mich erinnern kann, dass Ihr nicht über mir thront und mir sagt, wie nutzlos ich bin“, sagte Vars. Obwohl sein Vater die Worte nicht hören konnte, tat es gut, sie zu sagen. Er hätte niemals den Mut gehabt, sie zu sagen, wenn sein Vater wach wäre, hätte niemals die Worte herausgebracht.

Vars ging auf und ab und dachte an all die Dinge, die er seinem Vater immer hatte sagen wollte, all die Dinge, die in seinem Kopf steckten, gefangen hinter der Angst, die sie immer dort gehalten hatte. Selbst jetzt war es schwer, sie zu sagen, aber zu wissen, dass sein Vater sie nicht wirklich hören konnte, nichts dagegen tun konnte, half.

„Es heißt, dass Ihr leben oder sterben könntet“, sagte Vars. „Ich hoffe, Ihr werdet sterben. Es ist das, was ein Vater wie Ihr verdient hat.“  Er starrte voller Hass auf seinen Vater hinunter. Wenn er den Mut dazu gehabt hätte, hätte er vielleicht ein Kissen angehoben und es auf das Gesicht seines Vaters gedrückt.

„Wisst Ihr, wie es war, mit Euch als Vater aufzuwachsen?“, fragte er. „Nichts, was ich getan habe, war gut genug für Euch. Rodry war immer der Goldjunge. Oh, Ihr mochtet ihn, wenn er nicht gerade Botschafter attackierte. Ich bin froh, dass Ihr gehört habt, dass er tot ist, bevor sie Euch erstochen haben. Und Nerra … wie muss es sich angefühlt haben, als sie gehen musste?“

 

Es gab natürlich keine Antwort, keinen Hauch einer Reaktion von den schlaffen Gesichtszügen seines Vaters. In gewisser Weise reizte es Vars noch mehr.

„Als meine Mutter starb, habt Ihr so schnell eine neue Frau gefunden“, sagte er. „Eure Söhne brauchten Euch, ich brauchte Euch, aber Ihr habt Aethe geheiratet und sie gab Euch Eure kostbaren Töchter.“

Er dachte an all die Zeiten, in denen sein Vater ihn getadelt hatte, während er Nerra, Lenore und sogar Erin seine ganze Zuneigung schenkte.

„Ihr habt Lenore und ihrer dummen Hochzeit so viel Aufmerksamkeit geschenkt, nicht wahr? Ihr habt so viele Hoffnungen in sie gesetzt. Wisst Ihr, warum Ihr hier liegt? Wisst Ihr, warum sie überhaupt genommen wurde?“ Vars machte eine Pause, dann beugte er sich zu seinem Vater hinunter, nah genug, dass er flüstern konnte. „Sie haben sie genommen, weil ich meine Männer auf den falschen Weg geführt habe. Ich wollte meine Zeit nicht damit verschwenden, sie zu beschützen, wenn ich derjenige war, der vor ihr in der Thronfolge stand. Ich wollte nicht dort herumreiten und zusehen, während die perfekte Prinzessin durch das Königreich reiste und sich überall Bewunderung zollen ließ. Ich hatte sie verlassen, sodass Ravins Männer sie entführen konnten und Rodry ist gestorben, um sie zu retten.“

Vars richtete sich auf und fühlte die tiefe Befriedigung, seinem Vater endlich alles erzählen zu können, was er hatte zurückhalten müssen.

„Ihr habt mich immer nur herabgesetzt“, sagte Vars. „Aber seht mich jetzt an. Ich bin derjenige, der einfach getan hat, was er wollt. Ich habe meine Zeit im Haus der Seufzer und in den Gasthäusern verbracht hat und nicht in Eurem kostbaren Haus der Waffen. Dennoch bin ich jetzt derjenige, der das Kommando hat, und ich werde das Beste daraus machen.“

Es klopfte an der Tür der Kammer. Ein Diener kam herein und führte einen Jungen mit sandfarbenem Haar und molligem Gesicht, gekleidet in Hemd, Tunika und Hose in Königsblau und Gold herein. Er sah nervös aus, in Vars’ Gegenwart zu sein und verbeugte sich unsicher. Dabei sah Vars, dass eine seiner Hände verdreht und kleiner als die andere war, vielleicht eine Folge eines Unfalls vor langer Zeit. Vars kümmerte es nicht.

„Du bist Merin?“, forderte Vars.

„Ja, Hoheit“, sagte der Junge mit leiser, verängstigter Stimme.

„Weißt du, warum du hier bist?“, fragte Vars.

Der Junge schüttelte den Kopf, offensichtlich zu verängstigt, um zu sprechen.

„Du sollst auf meinen Vater aufpassen. Du sollst ihm seine Mahlzeiten bringen, ihn waschen und bei ihm bleiben, falls er aufwacht.“ Er fragte nicht, ob der Junge alles machen könnte oder nicht; es war ihm egal „Verstehst du das?“

„J-ja, Eure …“

„Gut“, sagte Vars und unterbrach ihn. Er hatte kein Interesse daran, was ein solcher Junge zu sagen hatte, nur daran, dass die Demütigung seines Vaters vollständig war. Leben oder sterben, das war egal. Entweder würde sein Vater leben und Vars würde die kleine Rache haben, ihm das angetan zu haben, oder er würde sterben, und Vars würde wissen, dass er die letzten Tage des alten Narren nur ein bisschen schlimmer gemacht hatte.

Er wandte seine Aufmerksamkeit dem anderen Diener zu, der hereingekommen war und nervös zappelte. „Was tust du hier?“, verlangte er zu wissen. „Ich dachte, ich hätte euch allen gesagt, dass ihr euch euren normalen Pflichten widmen sollt.“

„Ja, Hoheit“, sagte der Mann. „Ich bin gekommen, weil … weil Eure Anwesenheit verlangt wird.“

„Verlangt?“, fragte Vars. Er streckte die Hand aus und packte den Mann am Hemd. Es war leicht genug, da er wusste, dass der Diener es nicht wagen würde, zurückzuschlagen. Das wäre schließlich Verrat. „Ich bin der Regent des Königs. Die Leute verlangen keine Dinge von mir!“

„Vergib mir, Hoheit“, sagte der Mann. „Das … das war das Wort, das sie benutzt haben, als sie mich geschickt haben, um Euch zu holen.“

Ihn zu holen war fast so schlimm wie verlangen. Vars überlegte, den Mann zu schlagen und hielt sich nur zurück, weil er dadurch vergessen könnte, wo sein Platz war, und Vars wollte nicht zurückgeschlagen werden, oder die Vergeltung des Dieners erleben müssen.

„Wer hat dich geschickt und warum?“, fragte Vars. „Wer glaubt, dass er in meinem Schloss Befehle erteilen kann?“

„Die Adligen, Hoheit“, sagte der Diener. „Sie haben eine …“ Es schien, als versuche er sich an Worte zu erinnern, die er weitergeben sollte. „… Eine Konferenz einberufen, um die Invasion vonseiten des Südreichs zu erörtern und gemeinsam über eine Reaktion darauf zu entscheiden. Die Adligen sind da und die Ritter. Sie beginnt in der großen Halle in diesem Moment!“

Vars schob den Mann von sich weg, plötzlich flammte Wut in ihm auf. Welche Unverfrorenheit! Wie konnten sie es wagen, zu versuchen, ihn zu demütigen, in diesem Moment, in dem er die ganze Macht im Königreich hatte?

Er konnte sehen, was dies bedeutete, auch, ohne dass er den Rest gehört hatte. Seine Adligen prüften ihn und behandelten ihn, als wäre er kein wahrer König, kein mächtiger Herrscher wie sein Vater. Sie versuchten, ihn in eine Marionette zu verwandeln, der sie befehlen und die sie kontrollieren konnten, einen Diener ebenso wie einen Herrscher. Sie glaubten, sie könnten ihm sagen, wo er wann sein sollte, und die Dinge untereinander entscheiden, wobei Vars kaum mehr als eine Gestalt auf einem Thron mit einer Krone auf dem Kopf wäre.

Nun, sie würden schon sehen. Vars würde ihnen zeigen, wie sehr sie sich täuschten.