Thron der Drachen

Text
Aus der Reihe: Das Zeitalter der Magier #2
0
Kritiken
Leseprobe
Als gelesen kennzeichnen
Wie Sie das Buch nach dem Kauf lesen
Thron der Drachen
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa
THRON DER DRACHEN
(DAS ZEITALTER DER MAGIER – BUCH ZWEI)
MORGAN RICE
Morgan Rice

Morgan Rice ist #1 Bestseller-Autor und USA Today-Bestsellerautor der epischen Fantasy-Serie RING DER ZAUBEREI, die siebzehn Bücher umfasst; der Bestseller-Serie WEG DER VAMPIRE, bestehend aus zwölf Büchern; der Bestseller-Serie TRILOGIE DES ÜBERLEBENS, einem postapokalyptischen Thriller mit drei Büchern; der epischen Fantasy-Serie VON KÖNIGEN UND ZAUBERERN, bestehend aus sechs Büchern; der epischen Fantasy-Serie FÜR RUHM UND KRONE, bestehend aus acht Büchern; der epischen Fantasy-Serie EIN THRON FÜR SCHWESTERN, bestehend aus acht Büchern; der neuen Science-Fiction-Serie CHRONIK DER INVASION mit vier Büchern; der Fantasy-Serie OLIVER BLUE UND DIE SCHULE FÜR SEHER, bestehend aus vier Büchern; der Fantasy-Serie DER WEG DES STAHLS, bestehend aus vier Büchern; und der neuen Fantasy-Serie DAS ZEITALTER DER MAGIER. Morgans Bücher sind in Audio- und Printausgaben erhältlich, und Übersetzungen sind in über 25 Sprachen erhältlich.

Morgan freut sich, von Ihnen zu hören. Besuchen Sie also www.morganricebooks.com, um sich in die E-Mail-Liste einzutragen, ein kostenloses Buch und kostenlose Werbegeschenke zu erhalten, die kostenlose App herunterzuladen, die neuesten exklusiven Nachrichten zu erhalten und sich auf Facebook und Twitter zu verbinden. Und bleiben Sie in Kontakt!

BÜCHER VON MORGAN RICE

DAS ZEITALTER DER MAGIER

REICH DER DRACHEN (BUCH #1)

THRON DER DRACHEN (BUCH #2)

VON DRACHEN GEBOREN (BUCH #3)

OLIVER BLUE UND DIE SCHULE FÜR SEHER

DIE ZAUBERFABRIK (BUCH #1)

DIE KUGEL VON KANDRA (BUCH #2)

DIE OBSIDIANE (BUCH #3)

DAS FEUERZEPTER (BUCH #4)

DIE INVASIONSCHRONIKEN

ÜBERMITTLUNG (BUCH #1)

ANKUNFT (BUCH #2)

DER WEG DES STAHLS

EHRE WEM EHRE GEBÜHRT (BUCH #1)

NUR DEN TAPFEREN (BUCH #2)

NUR DEN AUSERWÄHLTEN (BUCH #3)

EIN THRON FÜR SCHWESTERN

EIN THRON FÜR SCHWESTERN (BUCH #1)

EIN GERICHT FÜR DIEBE (BUCH #2)

EIN LIED FÜR WAISEN (BUCH #3)

EIN KLAGELIED FÜR DIE PRINZESSIN (BUCH #4)

EIN JUWEL FÜR KÖNIGE (BUCH #5)

EIN KUSS FÜR KÖNIGINNEN (BUCH #6)

EINE KRONE FÜR MÖRDER (BUCH #7)

EIN HÄNDEDRUCK FÜR THRONERBEN (BUCH #8)

FÜR RUHM UND KRONE

SKLAVIN, KRIEGERIN, KÖNIGIN (BUCH #1)

SCHURKIN, GEFANGENE, PRINZESSIN (BUCH #2)

RITTER, THRONERBE, PRINZ (BUCH #3)

REBELL, SCHACHFIGUR, KÖNIG (BUCH #4)

SOLDAT, BRUDER, ZAUBERER (BUCH #5)

HELD, VERRÄTER, TOCHTER (BUCH #6)

HERRSCHER, RIVALE, VERBANNTE (BUCH #7)

SIEGER, BESIEGTER, SOHN (BUCH #8)

VON KÖNIGEN UND ZAUBERERN

DER AUFSTAND DER DRACHEN (BUCH #1)

DER AUFSTAND DER TAPFEREN (BUCH #2)

DAS GEWICHT DER EHRE (BUCH #3)

DIE SCHMIEDE DES MUTS (BUCH #4)

EIN REICH DER SCHATTEN (BUCH #5)

DIE NACHT DER VERWEGENEN (BUCH #6)

VON KÖNIGEN UND ZAUBERERN: EINE KURZGESCHICHTE

DER RING DER ZAUBEREI

QUESTE DER HELDEN (BUCH #1)

MARSCH DER KÖNIGE (BUCH #2)

FESTMAHL DER DRACHEN (BUCH #3)

KAMPF DER EHRE (BAND #4)

SCHWUR DES RUHMS (BAND #5)

ANGRIFF DER TAPFERKEIT(BAND #6)

RITUS DER SCHWERTER (BAND #7)

GEWÄHR DER WAFFEN (BAND #8)

HIMMEL DER ZAUBER (BAND #9)

MEER DER SCHILDE (BAND #10)

REGENTSCHAFT DES STAHLS (BAND #11)

LAND DES FEUERS (BAND #12)

DIE HERRSCHAFT DER KÖNIGINNEN (BAND #13)

DER EID DER BRÜDER (BAND #14)

DER TRAUM DER STERBLICHEN (BAND #15)

DAS TOURNIER DER RITTER (BAND #16)

DAS GESCHENK DER SCHLACHT (BAND #17)

DIE TRILOGIE DES ÜBERLEBENS

ARENA EINS: DIE SKLAVENTREIBER (BAND #1)

ARENA ZWEI (BAND #2)

DER WEG DER VAMPIRE

GEWANDELT (BAND #1)

VERGÖTTERT (BAND #2)

VERRATEN (BAND #3)

BESTIMMT (BAND #4)

BEGEHRT (BAND #5)

VERMÄHLT (BAND #6)

GELOBT (BAND #7)

GEFUNDEN (BAND #8)

ERWECKT (BAND #9)

ERSEHNT (BAND #10)

BERUFEN (BAND #11)

BESESSEN (BAND #12)

GEFALLENE VAMPIRE

VOR DEM MORGENGRAUEN (BUCH #1)

Ausgewähltes Kritikerlob für Morgan Rice

"Wenn Sie glaubten, dass es nach dem Ende der Serie RING DER ZAUBEREI keinen Grund mehr zum Leben gäbe, haben Sie sich geirrt. Mit DER AUFSTAND DER DRACHEN hat Morgan Rice eine weitere brillante Serie entwickelt, die uns in eine Fantasy-Welt von Trollen und Drachen, von Tapferkeit, Ehre, Mut, Magie und Schicksal entführt. Morgan hat es wieder geschafft, starke Figuren zu kreieren, mit denen wir auf jeder Seite mitfiebern. Eine Bereicherung für die Bibliothek aller Leser, die eine gut geschriebene Fantasystory lieben.“

– Books and Movie Reviews, Roberto Mattos

"Eine actiongeladene Fantasystory, die Fans von Morgan Rices früheren Romanen und Fans von Werken wie DIE ERAGON-TETRALOGIE von Christopher Paolini begeistern wird. Fans von Fiktion für junge Erwachsene werden diese neueste Arbeit von Rice verschlingen und um mehr bitten.“

– The Wanderer, A Literary Journal (zu Der Aufstand der Drachen)

„Eine temperamentvolle Fantasy-Erzählung, die Elemente von Geheimnis und Intrige in ihre Handlung einbindet. Bei Queste der Helden geht es darum, den Mut zu finden, seiner Bestimmung zu folgen, die zu Wachstum, Reife und Brillanz führt. Wer kraftvolle Fantasy-Abenteuer sucht, wird von den Protagonisten und Aktionen dieser Erzählung mit packenden Begegnungen belohnt. Thors Entwicklung von einem verträumten Kind zu einem jungen Erwachsenen mit unmöglichen Überlebenschancen findet vor diesem mitreißenden Hintergrund statt. Der Beginn einer epischen Serie für junge Erwachsene.“

– Midwest Book Review (D. Donovan, eBook-Rezensent)

“Der Ring der Zauberei hat alle Zutaten für einen umgehenden Erfolg: Komplotte, Gegenkomplotte, Geheimnisse, tapfere Ritter und junge, erblühende Beziehungen voller gebrochener Herzen, Täuschung und Verrat. Es wird Ihnen stundenlange Unterhaltung verschaffen und alle Altersgruppen begeistern. Eine Bereicherung für die Bibliothek aller Fantasy-Leser.“

– Books and Movie Reviews, Roberto Mattos

„In diesem actiongeladenen ersten Buch der epischen Fantasy-Reihe Ring der Zauberei (die derzeit 14 Bücher umfasst) stellt Rice den Lesern den 14-jährigen Thorgrin "Thor" McLeod vor, dessen Traum es ist, sich der Silberlegion anzuschließen, den Elite-Rittern des Königs. Rices Stil ist wasserdicht und die Prämisse faszinierend. “

– Publishers Weekly

KAPITEL EINS

Als Lenore aufwachte, dachte sie für einen wundervollen Moment, dass alles ein Albtraum gewesen war. Sie konnte die weiche Matratze unter sich fühlen und sog den simplen Komfort des Zimmers in dem Gasthaus in sich auf, und sie nahm an, dass die schrecklichen Dinge, an die sie sich erinnerte, nicht mehr als die Schrecken der Dunkelheit gewesen sein mussten. Sie konnten nicht real sein, sie …

Sie waren real. Lenore erkannte es eine Sekunde später, als ihr Bewusstsein vollends erwachte, an den blauen Flecken und den Schmerzen in ihrem ganzen Körper. Sie schüttelte den Kopf und versuchte, nicht darüber nachzudenken, wo sie war, aber die Gedanken fluteten herein wie der Ozean und sie konnte sie nicht zurückhalten.

Die Stillen Männer, die König Ravin nach ihr ausgesandt hatte, hielten sie hier fest, sie war eine Gefangene. Als sie versucht hatte, sich zu befreien, hatten sie sie geschlagen. Eoris und Syrelle waren die schlimmsten …

Lenore zwang sich, sich umzusehen und an etwas anderes zu denken.

In diesem Moment war außer ihr niemand in diesem Raum oben im Gasthaus und Lenore wusste, dass dies ihre einzige Chance sein könnte, um lebend aus dieser Situation herauszukommen. Lenore zitterte und zwang sich, den Schmerz, den sie bei jeder Bewegung spürte, zu ignorieren, als sie aufstand.

Sie fiel sofort wieder auf das Bett zurück, doch sie konnte sich noch fangen, sodass sie nicht auf den Rücken fiel. Wenn sie sich zurückfallen ließ, würde sie nicht wieder aufstehen und dann bliebe ihr nur übrig, darauf zu warten, dass sie sie in das Land von König Ravin brachten.

Ich werde stark sein, sagte sie sich.

Erneut zwang sie sich, aufzustehen. Sie sah jetzt nicht mehr wie eine Prinzessin aus. Ihr Kleid war von der Gewalt ihrer Gefangennahme zerrissen, aber Lenore zog es trotzdem wieder an und band die zerrissenen Teile so gut sie konnte zusammen.

Auf leisen Füßen schlich sie zur Tür. Draußen konnte sie Eoris und Syrelle sprechen hören und Lenores Herz hämmerte in ihrer Brust, aus Angst, dass sie gleich wieder hineinkommen könnten.

“… sicher, dass wir keine Zeit haben, hier noch ein wenig mit der Prinzessin zu verweilen?“, fragte Syrelle mit ihrer nörgelnden, halb irrsinnigen Stimme.

„Wir müssen sie zurück in den Süden bringen, meine Liebe“, sagte Eoris. „Und wenn du sie zu sehr verletzt, wird sie schwer zu transportieren sein.“

„König Ravin ist ein Spielverderber“, sagte Syrelle.

„Und wenn ich ihm erzähle, dass Ihr das gesagt habt, was glaubt Ihr, wird er Euch antun?“, schoss Eoris zurück. „Nein, wir gehen in einer Stunde. Wir werden zur nächsten Brücke gehen und sie sehr bald schon überqueren. Denkt daran, einige der Dienstmädchen am Leben zu lassen. König Ravin möchte, dass sie reden.“

 

Er wollte, dass sie reden? Lenore schauderte zwischen der Erleichterung, dass zumindest einige ihrer Dienstmädchen noch am Leben waren, und dem Entsetzen über all die Dinge, die sie an ihrer Seite erlitten haben mussten, der Angst, wie viele von ihnen gestorben sein könnten, und der Verwirrung, denn warum sollte König Ravin wollen, dass irgendeine von ihnen überlebte, um den Leuten zu sagen, dass er König Godwins Tochter gefangengenommen hatte?

Das war in diesem Moment jedoch nicht wichtig. Das einzige, was zählte, war ihr Versuch, zu entkommen. Sie hatte es schon einmal versucht und war noch nicht einmal bis zu den Ställen gekommen. Wie sollte sie nun entkommen können, wenn sie schon bei ihrem früheren Versuch erwischt worden war, als sie gezeigt hatten, dass sie ihr einen Schritt voraus waren?

Nein, sie würde nicht aufgeben, sie durfte es nicht. Sobald sie sie über den Fluss hinaus gebracht hatten, würde ihre Hoffnung, je wieder nachhause zurückzukehren, sterben … wie konnte jemand hoffen, von dort zu fliehen? Es musste jetzt sein, während sie beschäftigt waren; während sie immer noch glaubten, dass sie hilflos auf ihrem Bett lag.

Lenore wusste, dass es keine Fluchtmöglichkeit durch die Tür gab und ging zum Fenster hinüber. Das Fenster war alt, das Holz abgesplittert und die Läden gaben nicht nach, als sie versuchsweise daran ruckte. Als sie die Fensterläden auseinanderdrückte, war Lenore sicher, dass es laut knarren und protestieren würde, und jedem, der es hörte, verriet, was sie tat. Lenore öffnete sie und erstarrte und wartete darauf, ob es eine Reaktion gab. Doch niemand stürmte in den Raum, niemand schrie oder schlug Alarm.

Lenore blickte auf den Boden unter ihr. Da war ein niedriges Dach, dass zu der Etage unter ihr gehörte und darunter sah sie den offenen Raum hinter dem Gasthaus, mit einem Innenhof, der zu den Ställen führte. Darin befanden sich jetzt Leichen, die man auf einen Haufen gezogen hatte, als wären sie nur Abfall, etwas, das für die Stillen Männer, die sie getötet hatten, überhaupt keine Rolle spielte. Lenore konnte jetzt einige dieser Stillen Männer sehen, die nun nicht mehr Bauernkleidung trugen, sondern in dunkles Leder und glanzlose schuppenartige Rüstung gekleidet waren – sie sahen aus, als wären sie bereit, gegen eine ganze Armee zu kämpfen.

Eine Frau stand über einer Gruppe von vier von Lenores Dienstmädchen. Sie waren so weit entfernt, dass Lenore nicht erkennen konnte, wer sie waren. Sie zeigte auf zwei von ihnen und bedeutete ihnen, zu rennen. Dann hob sie eine kleine, handgroße Armbrust.

„Nein“, flüsterte Lenore entsetzt, als der erste Bolzen herausschoss. Er traf das erste Dienstmädchen mitten im Rücken und sie fiel in den Dreck. Schreiend stand sie wieder auf und sah zurück zu dem, der sie angeschossen hatte …

Das bedeutete jedoch nur, dass der zweite Bolzen sie mitten in die Brust traf.

Lenore wollte auch schreien, ihr Herz brach beim Anblick des unschuldigen Mädchens, das ihr fast wie eine Freundin war und die ohne Grund ermordet wurde. Sie schrie jedoch nicht, denn dann wäre es vorbei gewesen; es hätte keinen Ausweg gegeben. Sie konzentrierte sich auf diejenige, die noch rannte und wusste, dass so mindestens eine von ihnen frei sein würde.

Lenore wartete, bis sie beobachtete, dass sich die Stillen Männer alle in verschiedene Richtungen bewegten, um sich den Vorbereitungen für die Abreise zu widmen, sodass niemand auf sie achten würde. Als sie ihren Moment  gekommen sah, nahm Lenore all ihren Mut zusammen und kletterte aus dem Fenster. Ihre Schritte knirschten auf dem überhängenden Dach des unteren Gebäudeteils und sie hoffte, dass es ihr Gewicht tragen würde.

Sie schlich geduckt bis an die Dachkante, überprüfte, ob sich niemand darunter befand, und versuchte, beim Blick in die Tiefe nicht laut nach Luft zu schnappen. Sie konnte es tun; Sie musste es tun. Lenore schwang sich von der Seite des Daches, hielt sich einen Moment mit ihren Händen am Dach fest, holte Luft und ließ sich fallen.

Sie schlug hart auf dem Boden auf und es verschlug ihr den Atem, was nur gut war, weil es Lenore davon abhielt, laut genug zu schreien, um gehört zu werden. Sie rollte sich auf die Knie, wartete darauf, dass sich ihr Kopf nicht mehr drehte, und zwang sich, wieder aufzustehen. Sie stand auf und lief in den Schatten des nächsten Gebäudes.

Diesmal versuchte sie es gar nicht erst mit dem Stall. Es waren zu viele Stille Männer in der Nähe und ein Pferd unter ihrer Nase zu entwenden, ohne entdeckt zu werden, war unmöglich. Stattdessen wusste Lenore, dass ihre beste Chance darin bestand, sich zu Fuß vom Gasthaus zu entfernen, in den Bäumen und Büschen in der Nähe der Straße zu bleiben und zu hoffen, dass einer ihrer Brüder mit den Männern anrücken würde, die längst schon hätten da sein sollen, um sie zu beschützen …

Warum waren sie nicht gekommen? Warum waren sie nicht da gewesen, um sie zu retten? Vars war geschickt worden, um sie zu beschützen, und Rodry hatte gesagt, dass er diese Aufgabe auf halbem Wege übernehmen würde, bevor die Hochzeitsernte begann, aber keiner von ihnen war dort gewesen, als Lenore sie brauchte. Jetzt war sie allein, musste sich aus dem Dorf schleichen und hoffte die ganze Zeit, dass sie den Stillen Männern lange genug ausweichen konnte.

Sie ging weiter; es war jetzt nicht mehr weit. Nur ein paar Dutzend Schritte und sie hätte das Dorf hinter sich gelassen. Sobald sie die offene Fläche dahinter erreicht hatte, konnten sicherlich nicht einmal die Stillen Männer sie finden?

Dieser Gedanke gab ihr genug Antrieb, weiterzumachen. Lenore kroch vom Schatten eines Gebäudes zum nächsten. Sie war fast da, fast hatte sie es erreicht.

Vor ihr lag ein Stück offenes Gelände, und Lenore erstarrte am Rand, wartete und sah nach links und rechts. Sie konnte niemanden entdecken, aber sie wusste bereits, wie wenig das bei solchen Leuten bedeutete. Aber wenn sie da stand und nichts tat …

Lenore rannte, so weit sie konnte, angesichts der Tatsache, dass ihr Körper bei jedem Schritt schmerzte, und stürmte vorwärts, um die Sicherheit hinter dem offenen Gelände zu erreichen. Hinter sich hörte sie einen Schrei aus dem Gasthaus und sie wusste, dass Eoris oder Syrelle in den Raum gegangen waren, in dem man sie zurückgelassen hatte, und entdeckt hatte, dass sie geflohen war. Der Gedanke, dass sie sie verfolgen könnten, trieb sie an, noch schneller zu laufen und zu dem bewaldeten Stück neben der Straße zu rennen, wo sie sich verstecken konnte.

„Dort!“, rief eine Stimme und sie wusste, dass sie sie entdeckt hatten. Sie lief weiter, denn sie wusste nicht, was sie sonst tun sollte, sie wusste nur, dass sie sie wieder in ihren Klauen haben würden, wenn sie stehenblieb.

Sie konnte nicht mehr schneller rennen, aber sie war jetzt zumindest zwischen den Bäumen und Büschen neben der Straße. Ihr Atem kam keuchend als sie rannte und sich nach links und rechts bewegte, um ihren Verfolger zu entgehen.

Lenore hörte Schritte hinter sich und lief um einen Baum herum, ohne es zu wagen, zurückzublicken. Ein weiterer Baum lag vor ihr, und sie wusste, dass dahinter dichteres Grün lag, wenn sie nur darum herumkommen konnte. Sie könnte sie dort vielleicht abschütteln, aber zuerst musste sie sich entscheiden. Links oder rechts … links oder rechts …

Lenore ging nach links und wusste sofort, dass es die falsche Wahl war, als starke Hände sie packten, das Gewicht des Mannes sie hart auf den Boden drückte und ihr den Atem raubte. Sie versuchte zu kämpfen, aber sie wusste bereits, wie wenig sie ausrichten konnte. Er riss ihre Hände hinter ihren Rücken, band sie dort fest und zog sie dann hoch.

Der Mann, der dort stand, war Ethir, der sie im Stall gefangen hatte; der erste, der … Er hob sie mit Leichtigkeit hoch und stellte sie auf ihre Füße.

„Ihr werdet es bereuen, dass Ihr versucht habt, zu fliehen, Prinzessin“, sagte er mit seiner sanften Stimme. „Wir werden sicherstellen, dass Ihr es bereuen werdet.“

„Bitte“, bat Lenore, aber es machte keinen Unterschied. Ethir zog sie zurück zu den wartenden Pferden und der Reise nach Süden und näher an jeden Moment des Grauens, der sie hinter den Brücken die aus dem Königreich herausführten, erwartete.

KAPITEL ZWEI

König Godwin II. vom Nordreich saß auf seinem Thron vor einem Meer von Höflingen und bemühte sich, die Beherrschung zu bewahren. Nach all dem, was passiert war, nachdem seine Tochter Nerra gezwungen wurde, zu gehen, hasste er es, dass er immer noch hier sitzen musste und so tun, als wäre alles in Ordnung. Er wollte sich von diesem Thron erheben und ihr nachgehen, aber er wusste, dass er es nicht tun konnte.

Stattdessen musste er hier in diesem großen Saal sitzen, in dem man selbst jetzt noch die Überreste des Festmahls sah, die noch nicht ganz weggeräumt waren, und Hof halten. Die große Halle war riesig und aus Stein gebaut, an der Wand hingen Banner, sie zeigten die Brücken, die den Norden abgrenzten. Teppichquadrate waren angelegt worden, die jeweils für einen Adelstitel oder bestimmte Adelsfamilien bestimmt waren.

Er musste dort vor ihnen stehen und er musste es alleine tun, weil Aethe nicht vor Höflinge treten würde, die geholfen hatten, Nerra wegzuschicken. In diesem Moment hätte Godwin jeden anderen Ort vorgezogen: Ravins Königreich, der dritte Kontinent von Sarrass, überall.

Wie konnte er so tun, als wäre Nerra nicht verbannt worden, und seine jüngste Tochter Erin nicht davongelaufen, um sich den Rittern anzuschließen? Godwin wusste, dass er zerzaust aussah, sein grauer Bart nicht perfekt und seine Gewänder fleckig waren, aber das lag daran, dass er seit Tagen kaum geschlafen hatte. Er konnte sehen, wie Herzog Viris und seine Freunde mit offensichtlicher Belustigung hinüberblickten. Wenn der Sohn dieses Mannes nicht im Begriff wäre, seine Tochter zu heiraten …

Gedanken an Lenore beruhigten ihn. Sie war zur Hochzeitsernte unterwegs, begleitet von Vars. Sie würde bald zurück sein und alles würde gut werden. In der Zwischenzeit gab es jedoch ernste Angelegenheiten, die erledigt werden mussten; Gerüchte, die am Hof kursierten und die Gefahr für alle verkündeten.

„Bringt meinen Sohn!“, sagte Godwin und die Worte hallten im Saal. „Rodry, tritt hier raus und lass uns dich sehen!“

Sein ältester Sohn trat durch die Menge der Beobachter und sah aus wie der echte Ritter, der er war, und wie der Mann, der Godwin gewesen war, als er jünger war. Er war groß und sein muskulöser Körper zeugte von der jahrelangen Übung mit dem Schwert. Sein blondes Haar war kurz geschnitten, damit es nicht im Weg war. Er war von Kopf bis Fuß ein Krieger, und es war offensichtlich, dass die Leute ihn mit Liebe betrachteten, als er an ihnen vorbeischritt. Wenn er doch nur auch denken könnte.

„Ist alles in Ordnung, Vater?“, fragte er und verbeugte sich.

„Nein, alles ist nicht in Ordnung“, gab Godwin zurück. „Hast du gedacht, ich würde nichts über den Botschafter erfahren?“

Eines musste man seinem ältesten Sohn lassen; zumindest war er durch und durch ehrlich. Er konnte genauso wenig lügen, wie er sich hinter einem schlanken Baum verstecken konnte. Vars hätte sich wahrscheinlich aus Feigheit aufgelöst, und Greave hätte alles in hübsche Zitate aus seinen Büchern eingewickelt, aber Rodry stand einfach da wie ein unerschütterlicher Felsen. Leider hatte er auch ungefähr den Verstand eines solchen, wenn man nach seinen nächsten Worten urteilen wollte.

„Ich konnte nicht einfach da stehen und nichts tun, nachdem er unsere ganze Familie, unser ganzes Königreich beleidigt hatte“, sagte Rodry.

„Genau das hättest du aber tun sollen“, gab Godwin zurück. „Stattdessen hast du seinen Kopf rasiert, zwei seiner Wachen getötet … Wenn du nicht mein Sohn und Erbe wärst, würdest du nach einer solchen Aktion hängen. Deine Freunde allerdings …“

„Sie haben an dem Kampf nicht teilgenommen“, sagte Rodry, stellte sich, wenn möglich noch aufrechter und nahm das alles auf sich. Wenn er nicht so wütend über die Dummheit in all dem wäre, hätte Godwin fast stolz auf ihn sein können.

„Nun, es wird nicht lange dauern, bis sie an einem solchen teilnehmen können“, sagte er. „Glaubst du, ein Mann wie König Ravin wird nicht zurückschlagen? Ich habe seinen Botschafter auf den Weg geschickt, weil er uns nichts antun konnte. Jetzt hast du Ravin einen Grund gegeben, seine Anstrengungen zu verstärken.“

„Und wir werden da sein, um ihn aufzuhalten, wenn er es tut“, sagte Rodry. Natürlich war er nicht reuevoll. Er war vielleicht ein erwachsener Mann und ein Ritter, aber er hatte nie einen wahren Krieg erlebt. Oh, er hatte mit Banditen und Kreaturen gekämpft, wie es jeder Ritter des Sporns tun würde, aber er hatte sich keiner vollen Armee auf dem Schlachtfeld gestellt, wie Godwin es in seiner Jugend getan hatte, hatte das Chaos und den Tod nicht gesehen, und …

 

„Genug“, sagte Godwin. „Du warst ein Dummkopf, Rodry. Du musst lernen, solche Dinge besser zu regeln, wenn du jemals würdig sein willst, ein König zu sein.“

„Ich …“, begann Rodry, offensichtlich bereit, seinen Standpunkt zu verteidigen.

„Sei ruhig“, sagte Godwin. „Du willst streiten, weil du dein Temperament nicht im Griff hast. Nun, ich bin immer noch König und ich will nichts davon hören.“

Für einen Moment dachte er, dass sein Sohn trotzdem argumentieren wollte, und dann würde Godwin eine Lektion finden müssen, die tatsächlich haften bleiben würde, denn es handelte sich hier um den Thronfolger. Zum Glück hielt Rodry seine Zunge im Zaum.

„Wenn du jemals wieder so etwas Dummes tust, wird dir dein Status als Ritter genommen“, sagte Godwin. Es war das Schlimmste, woran er denken konnte, wenn es um Rodry ging, und die Botschaft schien ihn zweifellos zu erreichen. „Gehe mir vorerst aus den Augen, bevor ich die Beherrschung verliere, so wie du es immer zu tun scheinst.“

Er konnte sehen, wie Rodry rot wurde, und er fürchtete, sein Sohn könnte nun doch bleiben und streiten, aber er schien es sich anders zu überlegen. Stattdessen drehte er sich um und ging aus dem Saal. Vielleicht war er doch lernfähig. Godwin lehnte sich auf seinem Thron aus hartem, dunklem, unnachgiebigem Holz zurück und wartete darauf, wer als Nächstes nach vorne treten würde, ob sich noch jemand trauen würde, denn nach diesem Gespräch mit seinem Sohn war er immer noch von Zorn erfüllt.

Finnal, der sein Schwiegersohn werden wollte, füllte die Lücke, geschmeidig trat er vor und verbeugte sich elegant.

„Majestät“, sagte er, „verzeiht mir, aber angesichts der Störung der Hochzeitsvorbereitungen ist meine Familie der Meinung, dass ich ein oder zwei … Forderungen stellen sollte.“

Seine Familie, das bedeutete Herzog Viris, der, immer noch lächelnd im Hintergrund stand, so still wie ein Reiher, der am Fluss geduldig auf seine Beute wartete. Er war ein Mann, der nie direkt für irgendetwas verantwortlich zu sein schien, sondern immer nur da zu sein schien, leicht außerhalb der Reichweite jeglicher Schuldzuweisung.

„Welche Forderungen?“, fragte Godwin.

Finnal trat vor und reichte ihm ein gerolltes Stück Pergament. Auch das war gut gemacht, denn es bedeutete, dass er die Forderungen im Pergament niemals selbst vorlesen musste.

Sie waren Forderungen; sehr subtil,  doch zweifellos Forderungen. Wo zuvor das als Mitgift angebotene Land knapp vor einigen Dörfern geendet hatte, lautete die überarbeitete Forderung jetzt, dass es sie einschließen sollte. Selbstverständlich bedeutete dies mehr Geld, das war wohl unvermeidlich, doch die wirklichen Gewinne aus dieser Ergänzung waren verborgen. Sie verteilten sich auf ein zusätzliches Fischereifahrzeug hier, einen Zehnten von einer Mühle dort. Nichts davon sah nach sehr viel aus, und wenn Godwin offen darüber empört wäre, würde er wahrscheinlich wie ein Geizhals aussehen, aber wenn man es zusammenzählte, war es eine deutliche Steigerung.

„Es ist nicht das, was unsere Familien bereits vereinbart haben“, betonte er.

Finnal machte eine weitere dieser eleganten Verbeugungen. „Mein Vater ist der festen Überzeugung, dass eine Vereinbarung immer … neu ausgehandelt werden kann. Außerdem war das, bevor andere Umstände ans Licht kamen, mein König.“

„Welche anderen Umstände?“, forderte Godwin.

„Das Risiko einer Schuppenkrankheit in einer Familie macht es immer schwieriger, in eine solche Familie hineinzuheiraten“, sagte Finnal. Er klang entschuldigend, aber Godwin nahm ihm diesen Tonfall keinen Moment ab. War das der Grund, warum sein Vater dort gestanden hatte und ein anderer Adliger Nerras Krankheit ans Licht gebracht hatte? Für eine Neuverhandlung?

Godwin erhob sich von seinem Thron und sein Zorn flammte erneut auf. Er war sich nicht sicher, was er in diesem Moment gesagt oder getan hätte, aber er hatte keine Gelegenheit, es herauszufinden, denn genau in diesem Moment öffneten sich die Türen zur großen Halle und ein Wachmann trat herein, der in seinen Armen ein Dienstmädchen zu tragen schien. Godwin schenkte den einzelnen Dienstmädchen normalerweise nicht so viel Aufmerksamkeit, aber er war sich sicher, dass dies eine derjenigen war, die erst Tage zuvor mit Lenore abgereist waren.

Ihr Anblick war genug, um Godwin erstarren zu lassen, kalte Angst legte sich wie eine Hand um sein Herz, wo zuvor nur die Hitze des Zorns gewesen war.

„Majestät“, rief der Wachmann. „Majestät, es hat einen Angriff gegeben!“

Es dauerte eine Sekunde, bis Godwin überhaupt sprechen konnte, seine Angst war so groß.

„Was für ein Angriff? Was ist passiert?“, verlangte er. Er sah zu der jungen Frau hinüber, die aussah, als könnte sie kaum alleine stehen.

„Wir … wir waren …“ Sie schüttelte den Kopf, als könnte sie sich kaum dazu bringen, es zu sagen. „Wir hielten an einem Gasthaus … da waren Leute. König Ravins Leute …“

Jetzt wich die Angst in Godwin dem Entsetzen.

„Lenore, wo ist sie? Wo ist sie?“, verlangte er zu wissen.

„Sie haben sie mitgenommen“, sagte das Dienstmädchen. „Sie haben die Wachen getötet und uns mitgenommen, und sie …“ Die Pause sagte Godwin alles, was er wissen musste. „Sie ließen einige von uns gehen, sie wollten, dass wir es dir sagen.“

„Und Lenore?“, fragte Godwin. „Was ist mit meiner Tochter?“

„Sie haben sie immer noch“, sagte die junge Frau. „Sie sagten, sie würden sie über die Brücke nach Süden bringen. Sie werden sie König Ravin übergeben.“

In diesem Moment war nichts anderes von Bedeutung; nicht die Überreaktionen seines Sohnes, nicht die Forderungen seines zukünftigen Sohnes. Alles was zählte, war der Gedanke, dass eine weitere seiner Töchter in Gefahr war und er würde sie nicht im Stich lassen, nicht wie er es bei Nerra getan hatte.

„Ruft meine Ritter!“, rief er. „Sendet Nachricht an die Ritter des Sporns. Ruft meine Wachen. Ich möchte jeden Mann hier versammelt haben! Warum steht Ihr noch da? Bewegt Euch!“

Um ihn herum brachen Wachen und Diener in hektische Bewegung aus, einige rannten, um Nachrichten zu senden, andere eilten, um Waffen zu holen. Godwin seinerseits stapfte aus der Halle und ging durch die Burg, ohne sich darum zu kümmern, wie viele ihm folgten. Er rannte fast eine Wendeltreppe hinunter, seine Stiefel hallten auf dem alten Stein. Er ging an von Wandteppichen gesäumten Korridoren vorbei, auf Wegen, die seit Generationen von Füßen tief in die Fliesenböden gekerbt worden waren. Er ging in die Waffenkammer hinunter wo eine riesige Tür aus massivem Messing zwischen der Welt und den Waffen der Burg stand, dort standen die besten Arbeiten, die das Haus der Waffen vorzuzeigen hatte. Die Wachen dort traten beiseite, um ihn passieren zu lassen.

Seine Rüstung saß auf dem Ständer, der Brustpanzer war altersbedingt abgestumpft, die Beinschienen arbeiteten mit ineinandergreifenden Wirbeln. Normalerweise hätte Godwin auf einen Diener gewartet, um ihm zu helfen, aber jetzt warf er sie über, befestigte Schnallen und band Stützen. Er wusste, dass er sich auf den Weg zu den Gemächern der Königin machen sollte, um ihr zu sagen, dass eine weitere ihrer Töchter in Gefahr war. In diesem Moment hätte Godwin tausend Armeen gegenüberstehen können, aber das zu tun, konnte er nicht ertragen.

Was er vor sich hatte, war schon schlimm genug. Lenore war in Gefahr, hatte wahrscheinlich Schrecken erlebt, die fast unvorstellbar waren. Trotz all seiner Armeen wusste Godwin nicht, ob sie rechtzeitig sein würden, um sie zurückzuholen, oder welchen Feinden sie bei dem Versuch begegnen würden. Er wusste nur, dass er es nicht ertragen konnte, noch eine Tochter zu verlieren, nicht jetzt.

„Ich werde sie zurückholen“, sagte er laut. „Was auch immer nötig ist, ich werde meine Tochter zurückholen.“