Gelobt

Text
Aus der Reihe: Der Weg Der Vampire #7
0
Kritiken
Leseprobe
Als gelesen kennzeichnen
Wie Sie das Buch nach dem Kauf lesen
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa

Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch von Daniela Jakwerth

Ausgewählte Kommentare zu den DER WEG DER VAMPIRE

„Rice leistet gute Arbeit, den Leser von Beginn an in die Geschichte hineinzuziehen, mit wunderbaren Beschreibungen, die über das reine Zeichnen des Hintergrundes hinausgehen....schön geschrieben und extrem schnell zu lesen.“

--Black Lagoon Reviews (über Turned—Gewandelt)

„Eine ideale Geschichte für junge Leser. Morgan Rice leistet gute Arbeit, eine interessante Wendung herauszuarbeiten…erfrischend und ungewöhnlich. Die Serie dreht sich um ein Mädchen…ein außergewöhnliches Mädchen!…Einfach zu lesen, doch extrem rasant… Bedingt jugendfrei.“

--The Romance Reviews (über Turned—Gewandelt)

„Packte meine Aufmerksamkeit von Anfang an und ließ nicht locker… diese Geschichte ist ein fantastisches Abenteuer, von Beginn an rasant und actionreich. Es ist kein langweiliger Moment zu finden.“

--Paranormal Romance Guild {über Turned- Gewandelt}

„Vollgepackt mit Action, Romantik, Abenteuer und Spannung. Lasst es euch nicht entgehen, und verliebt euch ganz von Neuem.“

--vampirebooksite.com (über Turned—Gewandelt)

„Eine tolle Geschichte, und vor allem die Art von Buch, die man nachts nicht weglegen kann. Das Ende war ein Cliffhanger, der so spektakulär war, dass man sofort das nächste Buch kaufen möchte, nur um herauszufinden, wie es weitergeht.“

--The Dallas Examiner {über Loved—Vergöttert}

„Ein Buch, das TWILIGHT und VAMPIRE DIARIES Konkurrenz macht, und dazu führen wird, dass man bis zur letzten Seite nicht genug davon bekommt! Wer Abenteuer, Liebe und Vampire mag, liegt mit diesem Buch genau richtig!“

--vampirebooksite.com (über Turned—Gewandelt)

„Morgan Rice erweist sich erneut als äußerst talentiert im Geschichtenerzählen…Dies wird eine große Bandbreite an Lesern ansprechen, darunter die jüngeren Fans des Vampir/Fantasy-Genres. Das Ende ist ein unerwarteter Cliffhanger, der Sie schockieren wird.“

--The Romance Reviews (über Loved—Vergöttert)
Über Morgan Rice

Morgan Rice schrieb die Nr. 1 Bestseller Serie DER WEG DER VAMPIRE, eine elfteilige Serie für junge Leser. Ihrer Feder entstammt auch die Nr. 1 Bestseller Serie TRILOGIE DES ÜBERLEBENS, eine post-apokalyptischer Thriller-Serie aus derzeit zwei Büchern (man darf auf das Dritte gespannt sein) und die epische Fantasy-Serie DER RING DER ZAUBEREI, das derzeit aus dreizehn Büchern besteht und die Bestsellerlisten anführt.

Morgans Bücher gibt es als Audio oder Print-Editionen die in vielen Sprachen erschienen sind: Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Japanisch, Chinesisch, Schwedisch, Holländisch, Türkisch, Ungarisch, Tschechisch und Slowakisch – mehr Sprachen werden folgen.

Morgan freut sich, von ihren Lesern zu hören, darum besuchen Sie bitte www.morganricebooks.com um sich für Email-Updates zu registrieren. Erhalten sie ein kostenloses Buch, Geschenke, laden sie die kostenlose App herunter und erhalten sie exklusiv die neusten Nachrichten. Oder folgen Sie Morgan auf Facebook und Twitter. Morgan freut sich auf Ihren Besuch!

Bücher von Morgan Rice

DER RING DER ZAUBEREI

QUESTE DER HELDEN (Band #1)

MARSCH DER KÖNIGE (Band #2)

LOS DER DRACHEN (Band #3)

RUF NACH EHRE (Band #4)

SCHWUR DES RUHMS (Band #5)

ANGRIFF DER TAPFERKEIT(Band #6)

A RITE OF SWORDS – RITUS DER SCHWERTER (Band #7)

A GRANT OF ARMS – GEWÄHR DER WAFFEN (Band #8)

A SKY OF SPELLS – HIMMEL DER ZAUBER (Band #9)

demnächst auf Deutsch erhältlich

A SEA OF SHIELDS – MEER DER SCHILDE (Band #10)

A REIGN OF STEEL – REGENTSCHAFT DES STAHLS (Band #11)

A LAND OF FIRE – LAND DES FEUERS (BAND #12)

A RULE OF QUEENS – DIE HERRSCHAFT DER KÖNIGINNEN (BAND #13)

DIE TRILOGIE DES ÜBERLEBENS

ARENA EINS: DIE SKLAVENTREIBER (BAND #1)

ARENA TWO –  ARENA ZWEI (Band #2)

DER WEG DER VAMPIRE

GEWANDELT (Band #1 Der Weg Der Vampire)

VERGÖTTERT (Band #2 Der Weg Der Vampire)

VERRATEN (Band #3 Der Weg Der Vampire)

BESTIMMT (Band #4 Der Weg Der Vampire)

BEGEHRT (Band #5 Der Weg Der Vampire)

BETROTHED – VERMÄHLT (Band #6)

VOWED – GELOBT (Band #7)

demnächst auf Deutsch erhältlich

FOUND  – GEFUNDEN (Band #8)

RESURRECTED  – ERWECKT (Band #9)

CRAVED  – ERSEHNT (Band #10)

FATED  – BERUFEN (Band #11)


Hören im Audiobuch-Format an!
iTunes
Amazon
Audible

Copyright © 2013 Morgan Rice

Alle Rechte vorbehalten. Mit den im U.S. Copyright Act von 1976 erlaubten Ausnahmen ist es nicht gestattet, jeglichen Teil dieser Publikation in jeglicher Form oder über jegliche Mittel ohne die vorherige Erlaubnis des Autors zu vervielfältigen, verteilen oder übertragen, oder in einer Datenbank oder einem Abrufsystem zu speichern.

Dieses Ebook ist ausschließlich für den persönlichen Gebrauch zugelassen. Dieses Ebook darf nicht weiterverkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit einer anderen Person teilen möchten, erwerben Sie bitte ein zusätzliches Exemplar für jeden Empfänger. Wenn Sie dieses Buch lesen und nicht gekauft haben, oder es nicht ausschließlich für Ihren Gebrauch gekauft wurde, geben Sie es bitte zurück erwerben Sie Ihr eigenes Exemplar. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit des Autors respektieren.

Diese Geschichte ist frei erfunden. Namen, Figuren, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorfälle sind entweder ein Produkt der Phantasie des Autors oder werden im fiktionalen Sinne verwendet. Jegliche Ähnlichkeit mit existierenden Personen, tot oder lebend, ist rein zufällig.

Cover-Model: Jennifer Onvie. Cover-Fotografie: Adam Luke Studios, New York. Cover-Makeup-Artist: Ruthie Weems. Falls Sie gerne Kontakt zu einem dieser Künstler aufnehmen möchten, kontaktieren Sie bitte Morgan Rice.

FAKT:

Die abgeschiedene Insel Skye (nordisch für „die nebelige Insel“) vor der Westküste Schottlands ist ein uralter Ort, wo Könige lebten und kämpften, wo heute noch Burgen stehen und wo Jahrhunderte lang Elite-Krieger ausgebildet wurden.

FAKT:

Auf der Insel Skye gibt es eine Stelle in der Landschaft namens Faerie Glen, das Feental, von dem gesagt wird: Wenn man sich dort etwas wünscht, muss es in Erfüllung gehen.

FAKT:

Die Kapelle von Rosslyn, einer kleinen Stadt in Schottland, ist weit verbreiteten Gerüchten zufolge der letzte Aufenthaltsort des Heiligen Grals, der gerüchteweise hinter einer Geheimwand in einer unterirdischen Krypta verborgen ist.

 
JULIA: Welch Tröstung kannst du diese Nacht begehren?
 
 
ROMEO: Gib deinen treuen Liebesschwur für meinen!
 
 
JULIA: Ich gab ihn dir, eh du darum gefleht;
Und doch, ich wollt, er stünde noch zu geben....
So grenzenlos ist meine Huld, die Liebe
So tief ja wie das Meer. Je mehr ich gebe,
Je mehr auch hab ich: beides ist unendlich.
 
--William Shakespeare, Romeo und Julia
(Deutsch von A. W. von Schlegel)


KAPITEL EINS

In den Highlands, Schottland

(1350)


Caitlin erwachte im Licht einer blutroten Sonne. Sie bedeckte den ganzen Himmel, ein unmöglich großer Ball am Horizont. Im Gegenlicht war eine einsame Silhouette zu sehen, eine Gestalt, von der sie spürte, es konnte nur ihr Vater sein. Er streckte ihr beide Arme entgegen, als wollte er, dass sie zu ihm lief.

Sie wollte es mit aller Kraft. Doch als sie versuchte, sich aufzusetzen, stellte sie fest, dass sie an einen Felsen gekettet war, ihre Handgelenke und Füße mit Eisenschnallen befestigt. In einer Hand hielt sie drei Schlüssel – die Schlüssel, die sie brauchte, um ihren Vater zu erreichen – und in der anderen ihre Halskette, dessen kleines Silberkreuz auf ihrer Handfläche baumelte. Sie strengte sich an, so sehr sie konnte, doch sie konnte sich nicht rühren.

Caitlin blinzelte, und plötzlich stand ihr Vater über ihr und lächelte zu ihr hinunter. Sie konnte die Liebe spüren, die von ihm ausging. Er kniete nieder und entriegelte sanft ihre Fesseln.

Caitlin lehnte sich vor und umarmte ihn, und sie konnte seine Wärme spüren, seine beruhigende Gegenwart. Es fühlte sich so gut an, in seinen Armen zu sein; sie konnte spüren, wie ihr die Tränen über die Wangen liefen.

 

„Es tut mir leid, Vater. Ich habe dich enttäuscht.“

Er lehnte sich zurück und blickte sie lächelnd an, während er ihr direkt in die Augen starrte.

„Du hast alles getan, was ich mir nur erhoffen konnte, und noch mehr“, antwortete er. „Nur ein letzter Schlüssel, dann werden wir zusammen sein. Für immer.“

Caitlin blinzelte, und als sie ihre Augen wieder öffnete, war er verschwunden.

An seiner Stelle waren da zwei Gestalten, die reglos auf einer felsigen Ebene lagen. Caleb und Scarlet.

Plötzlich erinnerte sich Caitlin. Ihre Krankheit.

Sie versuchte, sich vom Felsen zu erheben, doch sie war immer noch angekettet, und so sehr sie sich bemühte, sie konnte sie nicht erreichen. Sie blinzelte, und Scarlet stand plötzlich über ihr und blickte auf sie hinunter.

„Mami?“, frage sie.

Scarlet lächelte auf sie hinunter und Caitlin spürte, wie sie von Liebe umhüllt wurde. Sie wollte sie umarmen und kämpfte so stark sie konnte gegen die Fesseln an, doch sie konnte sich nicht befreien.

„Mami?“, fragte Scarlet erneut und streckte ihr eine einzelne kleine Hand entgegen.

Caitlin schoss kerzengerade in die Höhe.

Keuchend fuhr sie mit den Händen ihre Seiten entlang, um festzustellen, ob sie immer noch angekettet war, oder frei war. Sie konnte ihre Hände und Füße frei bewegen, und als sie sich umblickte, sah sie keine Spur von Ketten. Sie blickte hoch und sah eine riesige blutrote Sonne am Horizont stehen, dann blickte sie um sich und stellte fest, dass sie auf einer felsigen Ebene lag. Genau wie in ihrem Traum.

Das Morgenrot brach gerade über dem Horizont herein. So weit ihr Auge reichte standen von Nebel umhüllte Berggipfel unendlich schön gegen den weiten Himmel. Sie schaute in das dämmrige Morgenlicht, versuchte, ihre Umgebung auszumachen, und dabei machte ihr Herz einen Sprung. In der Ferne lagen zwei reglose Gestalten. Sie konnte bereits ahnen, wer es war: Caleb und Scarlet.

Caitlin sprang auf die Füße und rannte zu ihnen hinüber, kniete sich zwischen sie, legte jedem von ihnen eine Hand auf die Brust und schüttelte sie sanft. Ihr Herz pochte vor Furcht, während sie sich bemühte, sich die Ereignisse ihrer vorhergehenden Inkarnation in Erinnerung zu rufen. Ein grässliches Bild nach dem anderen schoss ihr durch den Kopf, als sie sich erinnerte, wie krank sie gewesen waren; Scarlet von Pestbeulen übersät und Caleb an Vampirgift sterbend. Als sie sie zuletzt gesehen hatte, schien es sicher, dass sie beide sterben würden.

Caitlin griff sich an ihren eigenen Hals und spürte die beiden kleinen Narben. Sie erinnerte sich an jenen letzten, schicksalhaften Augenblick, da Caleb von ihr getrunken hatte. Hatte es funktioniert? Hatte es ihn zurückgebracht?

Caitlin schüttelte beide aufgebracht.

„Caleb!“, schrie sie. „Scarlet!“

Caitlin spürte, wie ihr die Tränen kamen, während sie versuchte, nicht daran zu denken, wie das Leben ohne die beiden sein würde. Es war zu viel, um es überhaupt zu erwägen. Wenn sie nicht bei ihr sein konnten, würde sie lieber nicht weitermachen.

Plötzlich rührte sich Scarlet. Caitlins Herz flog vor Hoffnung hoch, während sie zusah, wie sie sich regte und dann langsam, schrittweise, die Hand hob, um sich die Augen zu reiben. Sie blickte zu Caitlin hoch, und Caitlin konnte sehen, dass ihre Haut vollständig verheilt war, ihre kleinen blauen Augen klar und strahlend.

Scarlet brach in ein breites Lächeln aus, und Caitlins Herz hob sich.

„Mami!“, sagte Scarlet. „Wo warst du?“

Caitlin kamen Freudentränen, während sie Scarlet zu sich zog und sie festhielt. Über ihre Schulter sagte sie: „Ich bin genau hier, Süße.“

„Ich habe geträumt, dass ich dich nicht finden kann“, sagte sie. „Und dass ich krank war.“

Caitlin atmete erleichtert auf, spürend, dass Scarlet vollständig geheilt war.

„Es war nur ein böser Traum“, sagte Caitlin. „Dir geht es jetzt wieder gut. Alles wird wieder gut.“

Ein plötzliches Bellen ertönte, und Caitlin sah Ruth um die Ecke stürmen, direkt auf sie zu. Sie war überglücklich, dass auch sie es hierher geschafft hatte, und staunte, wie groß Ruth geworden war, nun ein ausgewachsener Wolf. Und doch benahm Ruth sich noch wie ein Welpe, aufgeregt mit dem Schwanz wedelnd, während sie Scarlet in die Arme lief.

„Ruth!“, schrie Scarlet, löste sich von Caitlin und umarmte sie.

Ruth konnte ihre Aufregung kaum zügeln und stürmte mit solcher Kraft auf Scarlet zu, dass es sie umwarf.

Scarlet hüpfte wieder hoch und schrie vor Lachen und Entzücken.

„Was soll dieser Wirbel?“, kam eine Stimme.

Caleb.

Caitlin fuhr herum, ganz kribbelig beim Klang von Calebs Stimme. Da stand er nun über ihr und lächelte. Sie konnte es nicht glauben. Er sah so jung und gesund aus, besser, als sie ihn je gesehen hatte.

Sie sprang auf und umarmte ihn, so dankbar, dass er am Leben war. Sie spürte seine starken Muskeln, als er ihre Umarmung erwiderte, und es fühlte sich so gut an, wieder in seinen Armen zu sein. Endlich war alles wieder in Ordnung mit der Welt. Es war wie ein langer böser Traum gewesen.

„Ich hatte solche Angst, dass du tot wärst“, sagte Caitlin an seiner Schulter.

Sie lehnte sich zurück und sah ihn an.

„Erinnerst du dich?“, fragte sie. „Erinnerst du dich daran, dass du krank warst?“

Er runzelte die Stirn.

„Vage“, antwortete er. „Es fühlt sich alles wie ein Traum an. Ich erinnere mich… Jade gesehen zu haben. Und… dass ich von dir trank.“ Plötzlich sah sie Caleb mit weiten Augen an. „Du hast mich gerettet“, sagte er überwältigt.

Er nahm sie fest in die Arme.

„Ich liebe dich“, flüsterte sie ihm ins Ohr, während er sie festhielt.

„Ich liebe dich auch“, antwortete er.

„Papi!“

Caleb hob Scarlet hoch und umarmte sie fest. Dann beugte er sich hinunter und streichelte Ruth, und Caitlin ebenso.

Ruth hätte nicht glücklicher sein können mit all dieser Aufmerksamkeit; sie sprang hoch und winselte und versuchte, sie ebenfalls zu umarmen.

Nach einiger Zeit nahm Caleb Caitlins Hand, und gemeinsam drehten sie sich herum und blickten über den Horizont. Ein sanftes Morgenlicht erfüllte den endlosen Himmel vor ihnen, wo Berggipfel den Horizont durchstachen und das rosige Licht den Nebel in Wirbeln durchzog. Die Gipfel erstreckten sich in die Ewigkeit, und als sie nach unten blickte, sah sie, dass sie auf einer Höhe von über tausend Metern standen. Sie fragte sich, wo auf Erden sie sein konnten.

„Das habe ich mich auch gerade gefragt“, sagte Caleb, der ihre Gedanken las.

Sie betrachteten den Horizont, drehten sich in alle Richtungen.

„Erkennst du irgendetwas wieder?“, fragte Caitlin.

Er schüttelte langsam den Kopf.

„Nun, es sieht aus, als hätten wir nur zwei Möglichkeiten“, setzte sie fort. „Hoch oder runter. Wir sind schon so weit oben, dass ich sagen würde, wir sollten ganz hinauf. Sehen wir nach, was man vom Gipfel aus sehen kann.“

Caleb nickte zustimmend, Caitlin streckte die Hand nach Scarlets aus und die drei begannen, den Abhang hochzuwandern.

Es war kalt hier oben, und Caitlin war kaum dem Wetter entsprechend gekleidet. Sie trug immer noch ihre schwarzen Lederstiefel, ihre eng anliegenden schwarzen Hosen und ein enges schwarzes Top mit langen Ärmeln aus der Zeit, in der sie in England trainiert hatte. Doch es reichte nicht aus, um sie vor diesen kalten Bergwinden zu schützen.

Sie zogen weiter den Hang hinauf, hielten sich an Felsbrocken fest und zogen sich hoch.

Während die Sonne im Himmel höher stieg, als sie sich gerade zu fragen anfing, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hatten, erreichten sie endlich den höchsten Gipfel.

Atemlos hielten sie an und betrachteten ihre Umgebung; endlich konnten sie über den Berggrat sehen.

Der Anblick raubte Caitlin den Atem. Vor ihnen ausgebreitet lag die andere Seite der Bergkette, die sich erstreckte, so weit das Auge reichte. Dahinter ein Ozean. Weit draußen im Meer konnte sie eine bergige, felsige Insel sehen, die von Grün bedeckt war. Eine Insel wie aus Urzeiten, die sich aus dem Ozean erhob. Sie wirkte idyllischer als alles, was sie je gesehen hatte. Sie sah aus wie ein Märchenort, besonders im frühen Morgenlicht, in unheimlichen Nebel gehüllt und mit einem orange-lila Schein.

Was noch dramatischer war: die einzige Verbindung zwischen der Insel und dem Festland schien eine unendlich lange  Hängebrücke zu sein, die heftig im Wind herumschwankte und hunderte Jahre alt zu sein schien. Darunter ging es über hundert Meter weit steil ins Meer hinunter.

„Ja“, sagte Caleb. „Das ist es. Ich kenne diese Insel.“ Er blickte ehrfürchtig hinüber.

„Wo sind wir?“, fragte Caitlin.

Er schwelgte voll Anbetung in dem Anblick, dann drehte er sich zu ihr herum und blickte sie mit aufgeregter Miene an.

„Skye“, sagte er zu ihr. „Die legendäre Insel Skye. Seit tausenden Jahren die Heimat von Kriegern, und von unserer Art. Wir sind also in Schottland“, sagte er, „nahe der Überfahrt nach Skye. Es ist uns eindeutig bestimmt, dorthin zu reisen. Es ist ein geheiligter Ort.“

„Fliegen wir“, sagte Caitlin, die spürte, dass ihre Flügel bereits aktiv waren.

Caleb schüttelte den Kopf.

„Skye ist einer der wenigen Orte auf der Welt, wo das nicht möglich ist. Bestimmt wird sie von Vampirkriegern bewacht, und vor allem gibt es ein Energieschild, das sie davor abschirmt, direkt überflogen zu werden. Das Wasser schafft eine psychische Sperre um diesen Ort. Kein Vampir kann hinein, ohne eingeladen zu werden.“ Er drehte sich zu ihr herum. „Wir werden auf dem anstrengenden Weg hinüber müssen: über diese Hängebrücke.“

Caitlin starrte die Brücke an, die im Wind baumelte.

„Aber diese Brücke ist nicht vertrauenswürdig“, sagte sie.

Caleb seufzte.

„Skye ist ein Ort wie kein anderer. Nur die Würdigen dürfen ihn betreten. Die meisten Leute, die sich ihr nähern, finden den Tod, auf die eine oder andere Weise.“

Caleb sah sie an.

„Wir können umkehren“, bot er an.

Caitlin dachte darüber nach, dann schüttelte sie den Kopf.

„Nein“, antwortete sie entschlossen. „Wir sind aus einem Grund hierher geschickt worden. Also los.“

KAPITEL ZWEI

Sam schreckte aus dem Schlaf hoch. Seine Welt drehte sich, dann schaukelte sie heftig, und er konnte nicht verstehen, wo er war oder was passierte. Er lag am Rücken, so viel wusste er, auf etwas, das sich wie Holz anfühlte, unbequem kauernd. Er blickte gerade zum Himmel hoch, und er sah, wie die Wolken sich unregelmäßig bewegten.

Sam griff nach einem Stück Holz und zog sich daran hoch. Er saß blinzelnd da, seine Welt drehte sich weiter und er verschaffte sich einen Überblick über seine Umgebung. Er konnte es nicht glauben. Er war auf einem Boot, einem kleinen Ruderboot aus Holz, lag auf seinem Boden, mitten im Meer.

Es schaukelte heftig in der rauen See, im Auf und Ab der Wellen. Es ächzte und krachte, bewegte sich hoch und nieder, schaukelte von Seite zu Seite. Sam sah die Gischt auf den Wellen, die um ihn herum rauschten, spürte den kalten, salzigen Wind, der ihm sein Haar und sein Gesicht besprühte. Es war früh am Morgen, genauer gesagt ein wunderschöner Sonnenaufgang, und der Himmel brach sich in einer Überzahl von Farben. Er fragte sich, wie um alles in der Welt er hier gelandet war.

Sam wirbelte herum und sah sich im Boot um, und dabei entdeckte er eine weitere Gestalt im düsteren Morgenlicht am anderen Ende liegen, am Boden eingerollt und mit einem Schultertuch bedeckt. Er fragte sich, wer es sein konnte, der mit ihm auf diesem kleinen Boot mitten im Nirgendwo feststeckte. Und dann spürte er es. Es durchfuhr ihn wie ein elektrischer Schock. Er musste ihr Gesicht gar nicht erst sehen.

Polly.

Jeder Knochen in Sams Körper verriet ihm das. Es überraschte ihn, mit welcher Bestimmtheit er es wusste, wie verbunden er mit ihr war, wie tief seine Gefühle für sie waren – fast so, als wären sie eins. Er verstand nicht, wie das so schnell passiert war.

Während er dasaß und sie reglos anblickte, bekam er plötzlich ein besorgtes Gefühl. Er konnte nicht sagen, ob sie am Leben war oder nicht, und in dem Moment wurde ihm klar, dass er am Boden zerstört sein würde, wenn sie es nicht war. Und da erkannte er endlich, unmissverständlich, dass er sie liebte.

Sam richtete sich auf und stolperte über das kleine Boot, während eine Welle kam und es hochhob, und er schaffte die paar Schritte zu ihr hinüber und kniete neben ihr. Er streckte die Hand vor und zog sanft das Schultertuch zurück, und rüttelte ihre Schultern. Sie reagierte nicht, und er wartete mit klopfendem Herzen.

 

„Polly?“, fragte er.

Keine Antwort.

Polly“, sagte er bestimmter. „Wach auf. Ich bin es, Sam.“

Doch sie rührte sich nicht, und als Sam die bloße Haut auf ihrer Schulter streifte, fühlte sie sich zu kalt an. Sein Herz blieb stehen. Konnte es sein?

Sam beugte sich vor und nahm ihr Gesicht in seine Hände. Sie war so schön, wie er es in Erinnerung hatte, ihre Haut ein sehr blasses, durchscheinendes Weiß, ihr Haar ein helles Braun, ihre perfekt geschnittenen Gesichtszüge exquisit im Glanz des frühen Morgenlichts. Er sah ihre perfekten, vollen Lippen, ihre kleine Nase, ihre großen Augen, ihr langes, braunes Haar. Er erinnerte sich an diese Augen, wenn sie geöffnet waren, ein unglaubliches Kristallblau, wie der Ozean. Er sehnte sich danach, sie auch nun wieder geöffnet zu sehen; er würde alles dafür tun. Er sehnte sich danach, sie lächeln zu sehen, ihre Stimme zu hören, ihr Lachen. In der Vergangenheit hatte es ihn manchmal gestört, dass sie zu viel redete. Doch nun würde er alles dafür geben, sie ewig reden zu hören.

Doch ihre Haut war zu kalt in seinen Händen. Eiskalt. Und er fürchtete langsam, verzweifelt, dass ihre Augen sich nie wieder öffnen würden.

„Polly!“, schrie er und konnte dabei seine eigene Verzweiflung in seiner Stimme hören, als sich diese zum Himmel erhob und sich mit dem Kreischen eines Vogels über ihm vermengte.

Sam war ratlos. Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Er schüttelte sie stärker und stärker, doch sie reagierte einfach nicht. Er erinnerte sich an den letzten Ort und die letzte Zeit, wo er sie gesehen hatte. Sergeis Palast. Er erinnerte sich daran, wie er sie befreit hatte. Sie waren zu Aidens Burg zurückgekehrt und hatten Caitlin und Caleb und Scarlet alle leblos auf ihrem Bett liegen gesehen. Aiden hatte ihnen gesagt, dass sie ohne sie in die Vergangenheit gereist waren. Er hatte Aiden beschworen, sie ebenfalls zurückzuschicken. Aiden hatte den Kopf geschüttelt und gesagt, dass es nicht sein soll, dass es bedeuten würde, das Schicksal zu beeinflussen. Doch Sam hatte darauf bestanden.

Schließlich und endlich hatte Aiden das Ritual durchgeführt.

War sie auf der Reise zurück umgekommen?

Sam blickte hinunter und schüttelte Polly noch einmal. Immer noch nichts.

Schließlich zog Sam Polly eng an sich. Er wischte ihr das lange, schöne Haar aus dem Gesicht, legte ihr eine Hand in den Nacken und zog ihr Gesicht an seines heran. Er beugte sich hinunter und küsste sie.

Es war ein langer, voller Kuss, direkt auf ihre Lippen gedrückt, und Sam erkannte, dass dies erst das zweite Mal war, dass sie einander je wirklich geküsst hatten. Ihre Lippen fühlten sich auf seinen so sanft, so perfekt an. Doch ebenso zu kalt, zu leblos. Während er sie küsste, versuchte er, sich darauf zu konzentrieren, seine Liebe durch sie zu senden, sie dazu zu bewegen, wieder zum Leben zu erwachen. Er versuchte, ihr eine klare geistige Botschaft zu senden. Ich würde alles tun. Ich würde jeden Preis bezahlen. Ich würde alles tun, um dich zurückzubekommen. Komm nur zu mir zurück.

„ICH BEZAHLE JEDEN PREIS!“, schrie Sam in die Wellen hinaus.

Der Schrei schien sich in die Lüfte zu erheben und wurde dabei von einer Schar Vögel zurückgeworfen, die über ihm flogen. Sam spürte, wie ein kalter Schauer durch seinen Körper fuhr, als er spürte, in dem Augenblick, dass das Universum ihn gehört hatte und ihm eine Antwort gab. Er wusste in dem Moment mit jeder Faser seines Körpers, dass Polly tatsächlich wieder zum Leben erwachen würde. Selbst wenn es ihr nicht bestimmt war. Dass sein Wille dies bewirkt hatte, einen größeren Plan des Universums umgeworfen hatte. Und dass er in der Tat den Preis dafür bezahlen würde.

Plötzlich blickte Sam hinunter und sah zu, wie Pollys Augen sich langsam öffneten. Sie waren so blau und so schön, wie er sie in Erinnerung hatte, und sie starrten ihn direkt an. Einen Augenblick lang waren sie leer, doch dann füllten sie sich mit Erkenntnis. Und dann, der größte Zauber, den er je gesehen hatte, formte sich ein kleines Lächeln in ihren Mundwinkeln.

„Versuchst du etwa, es auszunutzen, dass ein Mädchen schläft?“, fragte Polly in ihrer typischen heiteren Stimme.

Sam konnte nicht anders, als breit zu grinsen. Polly war wieder da. Alles andere war egal. Er versuchte, das ominöse Gefühl aus seinen Gedanken zu verdrängen, dass er sich gegen das Schicksal aufgelehnt hatte; dass er den Preis bezahlen würde.

Polly setzte sich auf, wieder ganz ihr flinkes, fröhliches Selbst, sah peinlich berührt aus, dass sie so verletzlich in seinen Armen gelegen war, und bemühte sich, stark und unabhängig zu wirken. Sie sah sich ihre Umgebung an und hielt sich an der Kante des Bootes fest, als eine Welle sie hochhob und dann hinunterfallen ließ.

„Das nenne ich nicht gerade einen romantischen Bootsausflug“, sagte sie und blickte etwas blass drein, während sie versuchte, im schaukelnden Boot Halt zu finden. „Wo genau sind wir? Und was ist das am Horizont?“

Sam drehte sich herum und sah sich an, worauf sie zeigte. Er hatte es vorher noch nicht gesehen. Ein paar hundert Meter vor ihnen lag eine felsige Insel, die direkt aus dem Meer ragte, mit hohen, erbarmungslosen Klippen. Sie wirkte uralt, unbewohnt, mit felsigem und kargem Terrain.

Er blickte sich um und betrachtete den Horizont in alle Richtungen. Es sah aus, als wäre dies die einzige Insel im Umkreis von tausenden Meilen.

„Sieht aus, als steuerten wir direkt auf sie zu“, sagte er.

„Das will ich wohl hoffen“, sagte Polly. „Auf diesem Boot ist mir eindeutig übel.“

Plötzlich beugte Polly sich über die Kante und übergab sich mehrmals.

Sam legte ihr beruhigend eine Hand auf den Rücken. Schließlich stand Polly auf, wischte sich mit dem Ärmel den Mund ab und wandte sich beschämt ab.

„Tut mir leid“, sagte sie. „Diese Wellen sind erbarmungslos.“ Sie blickte schuldbewusst zu ihm hoch. „Das muss sehr unattraktiv sein.“

Doch Sam dachte das überhaupt nicht. Im Gegenteil, es machte ihm klar, dass er noch stärkere Gefühle für Polly hatte, als ihm je bewusst war.

„Warum schaust du mich so an?“, fragte Polly. „War es so furchtbar?“

Rasch blickte Sam weg, als ihm klar wurde, dass er starrte.

„Das habe ich überhaupt nicht gedacht“, sagte er und wurde rot.

Doch die beiden wurden unterbrochen. Auf der Insel erschienen plötzlich mehrere Krieger, die hoch auf einer Klippe standen. Einer nach dem anderen tauchte auf, und schon bald war der Horizont von ihnen erfüllt.

Sam prüfte nach, welche Waffen er mit sich gebracht hatte. Doch er stellte enttäuscht fest, dass er gar keine an sich hatte.

Der Horizont verdunkelte sich mit mehr und mehr Vampir-Kriegern, und Sam konnte sehen, dass die Strömung sie direkt auf sie zu trieb. Sie trieben direkt in eine Falle und es gab nichts, was sie dagegen tun konnten.

„Schau nur“, sagte Polly. „Sie kommen, um uns zu begrüßen.“

Sam betrachtete sie aufmerksam und kam zu einem gänzlich anderen Schluss.

„Nein, tun sie nicht“, sagte er. „Sie kommen, um uns zu prüfen.“