Der Traum Der Sterblichen

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Aus der Reihe: Ring der Zauberei #15
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Der Traum Der Sterblichen
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Ausgewählte Kommentare zu Morgan Rices Büchern

“DER RING DER ZAUBEREI hat alle Zutaten die für sofortigen Erfolg nötig sind: Anschläge und Gegenanschläge, Mysterien, Edle Ritter und blühende Beziehungen die sich mit gebrochenen Herzen, Täuschung und Betrug abwechseln. Die Geschichten werden sie über Stunden in ihrem Bann halten und sind für alle Altersstufen geeignet. Eine wunderbare Ergänzung für das Bücherregal eines jeden Liebhabers von Fantasy Geschichten.”

–-Books and Movie Reviews, Roberto Mattos

“Rice hat das Talent den Leser von der ersten Seite an in die Geschichte hineinzusaugen. Mit ihrer malerischen Sprache gelingt es ihr ein mehr als nur ein Bild zu malen – es läuft ein Film vor dem inneren Auge ab. Gut geschrieben und von wahnsinnig schnellem Erzähltempo.”

–-Black Lagoon Reviews (zu Verwandelt)

“Eine ideale Geschichte für junge Leser. Morgan Rice hat gute Arbeit beim Schreiben einer interessanten Wendung geleistet. Erfrischend und einzigartig, mit klassischen Elementen, die in vielen übersinnlichen Geschichten für junge Erwachsene zu finden sind. Leicht zu lesen, aber von extrem schnellem Erzähltempo… Empfehlenswert für alle, die übernatürliche Romanzen mögen.”

–-The Romance Reviews (zu Verwandelt)

“Es packte meine Aufmerksamkeit von Anfang an und ließ nicht los…. Diese Geschichte ist ein erstaunliches Abenteuer voll rasanter Action ab der ersten Seite. Es gab nicht eine langweilige Seite.”

–-Paranormal Romance Guild (zu Verwandelt)

“Voll gepackt mit Aktion, Romantik, Abenteuer und Spannung. Wer dieses Buch in die Hände bekommt wird sich neu verlieben.”

–-vampirebooksite.com (zu Verwandelt)

“Eine großartige Geschichte. Dieses Buch ist eines von der Art, das man auch nachts nicht beiseite legen möchte. Das Ende war ein derart spannender Cliffhanger, dass man sofort das nächste Buch kaufen möchte um zu sehen, was passiert.“

–-The Dallas Examiner (zu Geliebt)

“Ein Buch das den Vergleich mit TWILIGHT und den VAMPIRE DIARIES nicht scheuen muss. Eines, das Sie dazu verleiten wird, ununterbrochen Seite um Seite bis zum Ende zu lesen! Wer Abenteuer, Liebesgeschichten und Vampire gerne mag, für den ist dieses Buch genau das Richtige!”

–-Vampirebooksite.com (zu Verwandelt)

“Morgan Rice hat sich wieder einmal als extreme talentierte Geschichtenerzählern unter Beweis gestellt… Dieses Buch spricht ein breites Publikum an, auch die jüngeren Fans des Vampir/Fantasy-Genres. Es endet mit einem unerwarteten Cliffhanger der den Leser geschockt zurücklässt.

–-The Romance Reviews (zu Geliebt)

Über Morgan Rice

Morgan Rice schrieb die Nr. 1 Bestseller Serie DER WEG DER VAMPIRE, eine elfteilige Serie für junge Leser. Ihrer Feder entstammt auch die Nr. 1 Bestseller Serie TRILOGIE DES ÜBERLEBENS, eine post-apokalyptischer Thriller-Serie aus derzeit zwei Büchern (man darf auf das Dritte gespannt sein) und die epische Fantasy-Serie DER RING DER ZAUBEREI, das derzeit aus dreizehn Büchern besteht und die Bestsellerlisten anführt.

Morgans Bücher gibt es als Audio oder Print-Editionen die in vielen Sprachen erschienen sind: Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Japanisch, Chinesisch, Schwedisch, Holländisch, Türkisch, Ungarisch, Tschechisch und Slowakisch – mehr Sprachen werden folgen.

Morgan freut sich, von ihren Lesern zu hören, darum besuchen Sie bitte www.morganricebooks.com um sich für Email-Updates zu registrieren. Erhalten sie ein kostenloses Buch, Geschenke, laden sie die kostenlose App herunter und erhalten sie exklusiv die neusten Nachrichten. Oder folgen Sie Morgan auf Facebook und Twitter. Morgan freut sich auf Ihren Besuch!

Bücher von Morgan Rice
DER RING DER ZAUBEREI
QUESTE DER HELDEN (Band #1)
MARSCH DER KÖNIGE (Band #2)
LOS DER DRACHEN (Band #3)
RUF NACH EHRE (Band #4)
SCHWUR DES RUHMS (Band #5)
ANGRIFF DER TAPFERKEIT(Band #6)
A RITE OF SWORDS – RITUS DER SCHWERTER (Band #7)
A GRANT OF ARMS – GEWÄHR DER WAFFEN (Band #8)
A SKY OF SPELLS – HIMMEL DER ZAUBER (Band #9)
A SEA OF SHIELDS – MEER DER SCHILDE (Band #10)
A REIGN OF STEEL – REGENTSCHAFT DES STAHLS (Band #11)
A LAND OF FIRE – LAND DES FEUERS (BAND #12)
A RULE OF QUEENS – DIE HERRSCHAFT DER KÖNIGINNEN (BAND #13)
demnächst auf Deutsch erhältlich
AN OATH OF BROTHERS – DER EID DER BRÜDER (BAND #14)
A DREAM OF MORTALS – DER TRAUM DER STERBLICHEN(BAND #15)
A JOUST OF KNIGHTS – DAS TOURNIER DER RITTER (BAND #16)
DIE TRILOGIE DES ÜBERLEBENS
ARENA EINS: DIE SKLAVENTREIBER (BAND #1)
ARENA TWO –  ARENA ZWEI (Band #2)
DER WEG DER VAMPIRE
GEWANDELT (Band #1 Der Weg Der Vampire)
VERGÖTTERT (Band #2 Der Weg Der Vampire)
VERRATEN (Band #3 Der Weg Der Vampire)
BESTIMMT (Band #4 Der Weg Der Vampire)
BEGEHRT (Band #5 Der Weg Der Vampire)
BETROTHED – VERMÄHLT (Band #6)
VOWED – GELOBT (Band #7)
FOUND  – GEFUNDEN (Band #8)
demnächst auf Deutsch erhältlich
RESURRECTED  – ERWECKT (Band #9)
CRAVED  – ERSEHNT (Band #10)
FATED  – BERUFEN (Band #11)
Hören im Audiobuch-Format an!

Copyright © 2014 by Morgan Rice


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Diese Geschichte ist frei erfunden. Namen, Figuren, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorfälle sind entweder ein Produkt der Phantasie des Autors oder werden im fiktionalen Sinne verwendet. Jegliche Ähnlichkeit mit existierenden Personen, tot oder lebendig, ist rein zufällig

Copyright für das Bild auf dem Umschlag by Isoga, unter Lizenz von Shutterstock.com.

KAPITEL EINS

Gwendolyn öffnete langsam die Augen. Sie waren mit San verkrustet, und es kostete sie all ihre Kraft, ihre Lider zu heben. Sie konnte sie nur einen Schlitz weit öffnen, und blinzelte in eine verschwommene Welt voll gleißendem Sonnenlichts. Irgendwo hoch über ihr brannten die Wüstensonnen herunter, und schufen eine weiße Welt, die Gwendolyn blendete. Sie wusste nicht, ob sie tot oder am Leben war – befürchtete doch, dass letzteres zutraf.

Gwendolyn konnte kaum sehen und war zu schwach, den Kopf in die eine oder andere Richtung zu wenden. Fühlte es sich etwa so an, wenn man tot ist? fragte sie sich.

Plötzlich fiel ein Schatten über ihr Gesicht, und sie sah eine schwarze Kapuze über sich, die das Gesicht einer kleinen Gestalt verbarg. Alles, was Gwen sehen konnte, waren seine gelben Knopfaugen, die auf sie herabstarrten, und sie musterten, als wäre sie ein Gegenstand, den jemand auf dem Wüstenboden verloren hatte. Die Gestalt stieß ein seltsames, quietschendes Geräusch aus und Gwen war sicher, dass es eine Sprache war, die sie nicht kannte.

Schlurfende Schritte näherten sich ihr begleitet von einer kleinen Staubwolke, und zwei weitere dieser Gestalten erschienen über ihr. Auch ihre Gesichter lagen unter den schwarzen Kapuzen im Schatten, doch ihre Augen leuchteten heller als die Sonne. Auch sie quietschten – das schien ihre Art der Kommunikation miteinander zu sein. Gwendolyn konnte nicht erkennen, wer oder was sie waren, und sie fragte sich erneut, ob sie am Leben und wach, oder ob all das nur ein Traum war. War es wieder nur eine dieser Halluzinationen, unter denen sie in den letzten Tagen in der Hitze der Wüste gelitten hatte?

Gwendolyn spürte, wie sie jemand an der Schulter anstieß. Als sie wieder ihre Augen öffnete, sah sie, wie eine der Gestalten sie mit seinem Stab anstieß, wahrscheinlich um herauszufinden, ob sie noch am Leben war. Gwendolyn wollte ihn entnervt wegstoßen, doch selbst dazu war sie zu schwach. Doch es war ein willkommenes Gefühl – denn es gab ihr Hoffnung, dass sie vielleicht noch am Leben war.

Gwendolyn spürte plötzlich, wie lange dünne Finger sich um ihre Handgelenke und ihre Arme legte und sie auf eine Art Stoff zogen, Canvas vielleicht. Sie fühlte, wie sie darauf rückwärts unter der sengenden Sonne über den Wüstenboden gezogen wurde. Sie blickte auf und sah die Welt an sich vorüberziehen, der Himmel hüpfte jedes Mal, wenn sie über eine Delle im Boden gezogen wurde, und die Sonnen brannten heiß und gleißend wie eh und je. Sie hatte sich nie zuvor so schwach oder dehydriert gefühlt; jeder Atemzug fühlte sich an als würde sie Feuer speien.

 

Plötzlich spürte sie, wie eine kühle Flüssigkeit über ihre Lippen rann, und als sie die Augen öffnete, sah sie, dass eine der Gestalten über sie gebeugt stand und Wasser aus einem Wasserbeutel in ihren Mund träufelte.

Gwendolyn trank gierig, erleichtert, dass diese Wesen freundlich zu sein schienen. Doch nach ein paar Sekunden zog die Gestalt den Beutel weg.

„Mehr“, versuchte Gwendolyn zu flüstern – doch sie brachte kein Wort heraus, ihr Hals war noch immer zu trocken.

Sie wurde weiter gezogen, und versuchte die Energie aufzubringen, sich aufzurichten und nach dem Wasserbeutel zu greifen um ihn bis zum letzten Tropfen auszutrinken, doch sie konnte nicht einmal ihren Arm heben.

Gwendolyn wurde immer weiter gezogen, ihre Arme und Beine schlugen gegen Dellen und Steine, über die der Canvas gezogen wurde, und es schien ewig zu dauern. Nach einer Weile verlor sie jegliches Zeitgefühl. Es kam ihr vor, als wären Tage vergangen. Das einzige Geräusch, das sie hörte, war der Wüstenwind, der noch mehr Hitze und Staub brachte.

Gwendolyn spürte wieder Wasser auf ihren Lippen, und trank auch diesmal, bis der Beutel wieder weggezogen wurde. Sie öffnete die Augen und als sie sah, dass die Gestalt den Beutel wieder wegzog, realisierte sie, dass sie darauf achtete, ihr nicht zu viel Wasser auf einmal zu geben. Dieses Mal brannte es nicht ganz so sehr, als das Wasser ihre Kehle hinunterrann, und sie spürte, wie langsam das Leben in ihren Körper zurückkehrte. Sie brauchte es dringend.

„Bitte“, sagte sie. „Mehr.“

Doch stattdessen goss die Gestalt ein wenig Wasser über ihr Gesicht, und es fühlte sich so unglaublich erfrischend an, als das Wasser über ihre von den Sonnen verbrannte Haut rann. Es wusch etwas vom Staub von ihren Lidern, und sie konnte sie etwas weiter öffnen – genug, um zu sehen, was vor sich ging.

Um sich herum sah sie weitere dieser Wese, Dutzende von ihnen, die in ihren schwarzen Roben mit den Kapuzen durch den Sand schlurften und quietschend miteinander kommunizierten. Sie konnte den Kopf gerade weit genug heben, um zu sehen, dass sie noch mehrere andere Gestalten mit sich schleiften und war unglaublich froh, als sie Kendrick, Sandara, Aberthol, Brandt, Atme, Illepra und das Baby, Steffen, Arliss, einige Silver und Krohn sah – vielleicht ein Dutzend der verbliebenen Exilanten. Sie wurden alle genauso wie sie auf dicken Canvas-Decken geschleift, und Gwen konnte nicht sehen, ob sie tot oder lebendig waren. So regungslos, wie sie alle dalagen, fürchtete sie, dass sie tot waren.

Ihr wurde schwer ums Herz und sie betete zu Gott, dass sie sich irrte. Doch sie war pessimistisch. Wer sollte schließlich hier draußen überlebt haben? Sie war sich immer noch nicht ganz sicher ob sie überlebt hatte.

Während sie weitergeschleift wurde, schloss Gwendolyn ihre Augen, und als sie sie wieder öffnete, bemerkte sie, dass sie geschlafen haben musste.  Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, doch es musste zwischenzeitlich spät am Tag sein, denn die beiden Sonnen standen tief am Himmel. Sie wurde immer noch gezogen. Sie fragte sich, wer diese Wesen waren; sie nahm an, dass sie vielleicht Nomaden waren, vielleicht ein Stamm, der sich irgendwie den harten Bedingungen hier draußen angepasst hatte. Sie fragte sich, wie sie sie gefunden hatten, und wo sie sie hinbrachten. Einerseits war sie so dankbar, dass sie ihr das Leben gerettet hatten; andrerseits, wer konnte schon wissen, ob sie sie nicht irgendwo hinbrachten, um sie umzubringen. Sollte sie eine Mahlzeit für den Stamm werden?

Was auch immer geschehen würde, sie war zu schwach und erschöpft, um irgendetwas dagegen zu tun.

Aufgeschreckt durch ein raschelndes Geräusch öffnete Gwendolyn wieder die Augen. Zuerst klang es, als wie ein Steppenläufer, der vom Wind über den Wüstenboden getrieben wurde. Doch als es lauter wurde und nicht enden wollte, wusste sie, dass es etwas anderes sein musste. En Sandsturm. Ein wütender, unaufhörlicher Sandsturm.

Als sie näher kamen, und die Wesen, die sie zogen, sich umdrehten, eröffnete sich Gwendolyn eine Aussicht, wie sie sie noch nie gesehen hatte. Der Anblick bereitete ihr Übelkeit, besonders, als sie erkannte, dass sie weiter direkt darauf zugingen. Dort, vielleicht fünfzig Meter vor ihr, war eine Wand aus Sand und Wind, die sich gen Himmel erhob, so weit, dass sie das Ende nicht sehen konnte. Der Wind wütete ohrenbetäubend, als hätte man einen Sturm eingesperrt, und wirbelte den Sand wild durch die Luft, so sehr, dass man nicht hindurchsehen konnte.

Sie gingen direkt auf diese Wand zu, und sie fragte sich warum. Es schien, als wollten sie geradewegs in den Tod gehen.

„Mein Gott, kehrt um!“, versuchte Gwendolyn zu sagen.

Doch ihre Stimme war heiser, zu schwach, als dass jemand sie hören konnte, besonders über den Wind. Sie bezweifelte, dass jemand ihr zuhören würde, selbst wenn sie sie verstanden hätten.

Gwendolyn spürte, wie der Sand anfing ihre Haut zu kratzen, als sie sich der Wand aus wild wütendem Sand näherten, bis plötzlich zwei der Wesen kamen, und ein langes, schweres Laken über sie deckten und ihre Gesicht damit schützten.

Einen Augenblick später fand sich Gwendolyn mitten in der Sandwand wieder.

Als sie sie betraten, war der Krach so lauf dass Gwen das Gefühl hatte, taub zu werden, und sie fragte sich, wie sie das überleben sollten. Sie wusste, dass das Laken über ihr ihre Rettung war; es schützte ihr Gesicht und ihre Haut davor, vom rasenden Sandsturm zerfetzt zu werden. Die Nomaden marschierten mit gesenkten Köpfen weiter, als ob sie es schon viele Male getan hätten. Sie zogen sie hindurch, und als der Sand sie umtoste, fragte Gwendolyn sich, ob es jemals enden würde.

Dann endlich wurde es still. Stille, süße Stille. Und sie genoss sie, wie nie zuvor. Zwei der Nomaden nahmen das Laken ab, und Gwendolyn konnte sehen, dass sie die Sandmauer hinter sich gelassen hatten und auf der anderen Seite herausgekommen waren. Doch wo waren sie?

Schließlich hielten sie an, und sofort wurden Gwendolyns Fragen beantwortete. Sanft legten sie sie ab, und als sie regungslos dalag, blickte sie zum Himmel auf. Sie musste ein paarmal Blinzeln und versuchte, den Anblick zu begreifen.

Langsam begann sie, wieder scharf zu sehen. Sie sah eine gigantische Felswand, die sich fast hundert Meter gen Himmel erhob. Die Wand erstreckte sich in alle Richtungen und schien sich bis zu Horizont und darüber hinaus zu erstrecken. Oben auf diesen riesigen Klippen, sah Gwendolyn Zinnen und Befestigungsanlagen, und dazwischen tausende von Rittern in Rüstungen, die in der Sonne glänzten.

Sie konnte es nicht fassen. Wie konnten sie hier sein? fragte sie sich. Ritter, mitten in der Wüste? Wo hatten sie sie hingebracht?

Dann plötzlich wusste sie es. Ihr Herz schlug schneller, als sie plötzlich erkannte, dass sie es gefunden hatten, dass sie den ganzen Weg durch die Große Wüste hierher geschafft hatten.

Er existierte wirklich.

Der Zweite Ring.

KAPITEL ZWEI

Angel stürzte mit dem Kopf voran auf die tosende See unter sich zu. Sie konnte Thorgrins Körper unter Wasser sehen, wie er  bewusstlos, regungslos, mit jedem Augenblick, der verstrich, tiefer sank. Sie wusste, dass er binnen weniger Sekunden tot sein könnte. Doch sie wusste auch, dass er, wenn sie nicht vom Schiff gesprungen wäre, keine Chance hätte, zu überleben.

Sie war fest entschlossen, ihn zu retten – selbst wenn es sie selbst das Lebe kosten würde, oder wenn sie dort unten mit ihm sterben sollte. Sie konnte es nicht wirklich verstehen, doch sie spürte eine tiefe Bindung mit Thor, seit dem Augenblick, als sie ihn das erste Mal auf der Insel gesehen hatte. Er war der einzige Mensch gewesen, der keine Angst vor ihrem Aussatz gehabt hatte, der sie trotzdem umarmt hatte, der nie eine Scheu vor ihr hatte, und der sie wie einen normalen Menschen behandelte. Sie fühlte sich tief in seiner Schuld, spürte eine intensive Loyalität ihm gegenüber, und war ohne zu überlegen bereit dazu, ihr Leben für ihn zu opfern.

Das eiskalte Wasser stach auf ihrer Haut, als sein eintauchte. Es fühlte sich so an, als würden unzählige kleiner Dolche auf sie einstechen. Sie erschrak ob der Kälte und hielt den Atem an, als sie immer tiefer eintauchte. Sie öffnete ihre Augen, um im trüben Wasser nach Thor zu suchen. Sie konnte ihn in der dunklen Tiefe kaum sehen, doch als sie ihn entdeckte, schwamm sie mit einem energischen Stoß auf ihn zu und ergriff ihn am Ärmel.

Er war schwerer, als sie gedacht hatte. Sie hielt ihn mit beiden Armen fest und strampelte mit ihren Beinen, um sie beide nach oben zu bringen. Angel war weder groß noch stark, doch sie wusste, dass ihre Beine stark waren. Ihre Arme waren schwach vom Aussatz, doch ihre Beine waren ihre Gabe – stärker und schneller als die eines Mannes – und sie nutzte sie nun, als sie um ihr Leben an die Oberfläche schwamm. Wenn es eines gab, das sie gelernt hatte, während sie auf der Insel aufwuchs, dann war es zu schwimmen.

Komm schon! dachte sie. Nur noch ein paar Meter!

Erschöpft und kaum noch in der Lage, den Atem länger anzuhalten, zwang sie sich dazu, stärker zu strampeln –  und mit einem letzten Stoß schaffte sie es an die Oberfläche.

Angel reckte keuchend den Kopf und zog Thor mit sich. Sie hielt ihn mit beiden Armen fest, und hielt seinen Kopf über Wasser. Er schien immer noch bewusstlos, doch sie hatte Angst, dass er zwischenzeitlich ertrunken sein könnte.

„Thorgrin!“, schrie sie. „Wach auf!“

Sie ergriff ihn von hinten, wickelte ihre Arme um seinen Bauch und riss ihn fest zu sich heran, wie sie es bei den anderen auf der Insel gesehen hatte, wenn jemand beinahe ertrunken war. Genau so machte sie es jetzt und drückte mit Wucht auf sein Zwerchfell. Ihre dünnen Ärmchen zitterten dabei.

„Bitte Thorgrin!“, weinte sie. „Du musst leben! Bitte lebe! Für mich!“

Plötzlich hörte sie ihn husten, und wie er eine Menge Wasser ausspie, und war überglücklich, dass Thor zu ihr zurückgekommen war. Er hatte all das Meerwasser ausgespuckt und hustete sich nun die Lungen frei. Erleichterung machte sich in Angel breit.

Und viel besser noch – Thor hatte das Bewusstsein zurückerlangt. All das schien ihn endlich aus seinem tiefen Schlummer gerissen zu haben. Vielleicht, so hoffte sie, war er sogar starkgenug, mit diesen Männern fertig zu werden, und sie beide in Sicherheit zu bringen.

Angel hatte ihren Gedanken kaum zu Ende gedacht, als sie spürte, wie ein schweres Netz aus Seilen auf ihrem Rücken landete, und sie und Thorgrin einfing.

Sie blickte auf und sah die Halsabschneider über ihnen an der Reling stehen. Sie zerrten und zogen das Seil hoch, als ob sie Fischer waren, die sie gerade gefangen hatten. Angel kämpfte und versuchte das Seil loszuwerden, und hoffte, dass Thor ihr dabei helfen würde. Doch auch wenn er hustete, hing er immer noch matt an ihr und sie konnte sehen, dass er offensichtlich keine Kraft hatte, sich zu verteidigen.

Angel spürte, wie sie langsam aus dem Wasser gezogen wurden, höher und immer höher gezogen wurden, während das Wasser an ihnen herunterlief und sie wieder in Richtung der Reling zogen.

„NEIN!“, schrie sie und schlug im vergeblichen Versuch, sich zu befreien, um sich.

Einer der Halsabschneider streckte ihnen einen langen eisernen Haken entgegen, hakte ihn im Netz ein und zerrte sie mit einer abrupten Bewegung an Deck.

Sie schwangen durch die Luft, die Seile wurden durchtrennt und Angel fiel und landete schmerzhaft frei Meter tiefer an Deck. Ihre Rippen taten vom Aufprall weh und sie zerrte an den Seilen, um zu versuchen, sich zu befreien.

Doch es half nichts. Binnen weniger Augenblicke stürzten sich mehrere Piraten auf sie, hielte Thor und sie fest und zerrten sie aus dem Netz. Angel spürte mehrere grobe Hände, die sie packten und ihr mit einem rauen Seil die Hände hinter den Rücken fesselten, während sie sie tropfnass wie sie war auf die Beine zogen. Sie konnte sich kaum bewegen.

Angel sah sich um Thorgrin besorgt um, und sah, dass auch er gefesselt war. Er war immer noch mehr bewusstlos als wach. Dann wurden sie über Deck gezerrt, zu schnell, sodass Angel stolperte.

„Das wird dir eine Lehre sein, zu versuchen, vor uns zu fliehen!“, herrschte sie einer der Piraten an.

 

Angel blickte auf und sah, wie vor ihr eine Holztür geöffnet wurde, die unter Deck führte und sie starrte in die Dunkelheit hinab. Sekunden später wurde sie von den Piraten hineingestoßen.

Angel purzelte mit dem Kopf voran in die Tiefe. Sie schlug sich ihren Kopf am Holzboden auf und landete mit dem Gesicht voran. Dann spürte sie Thors Gewicht, der auf sie stürzte und sie beide weiter in die Finsternis rollen ließ.

Die Holztür über ihnen wurde zugeworfen und mit einer Kette verschlossen, sodass sie sich in absoluter Dunkelheit wiederfand. Sie lag schwer atmend da und fragte sich, was das für ein Ort war.

Am anderen Ende des Raumes fiel plötzlich Tageslicht hinein, als die Männer eine Luke öffneten, die mit eisernen Stäben vergittert war.

Einige Gesichter erschienen und glotzten hinab. Einige von ihnen spuckte hinunter, bevor sie sich wieder entfernten. Bevor sie auch diese Luke wieder zuwarfen, hörte Angel eine tröstende Stimme in der Dunkelheit.

„Es ist okay. Ihr seid nicht allein.“

Angel erschrak, überrascht und erleichtert eine Stimme zu hören, und sie war erschrocken und erleichtert zugleich, als sie ihre Freunde dasitzen sah. Reece und Selese, Elden und Indra, O’Connor und Matus alle von ihnen saßen mit hinter dem Rücken gefesselten Händen da – doch sie waren am Leben. Angel war sich sicher gewesen, dass das Meer sie alle umgebracht hatte, doch als sie sie sah spürte sie eine unglaubliche Erleichterung.

Doch sie war begleitet von einem unguten Gefühl: wenn diese großen Krieger gefangen genommen worden waren, welche Chance hatten sie dann, jemals lebend hier herauszukommen?