Die Sache mit Ben

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Aus der Reihe: Die Anwalt-Saga #1
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Michael Feldmann, Tom H.

Die Sache mit Ben

Master And Servant

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort

Ein Knall mit Folgen

Das Spiel nimmt seinen Lauf

Ben im Glück

Spuren der Vergangenheit

Der Gummirausch

Eine verkaterte Schwester

Eine überraschende Wendung

Impressum neobooks

Vorwort

Die Sache mit Ben

Diese Geschichte handelt ein wenig von mir selbst! Man soll hier nicht den Eindruck bekommen, dass ich ein von Grund auf schlechter Mensch bin, der seiner Schwester die Liebe ihres Lebens raubt. Gegen die menschlichen Hormone kann leider keiner etwas unternehmen. Man wird von seinen sexuellen Gelüsten gesteuert; so ging es Jessica, meiner Schwester, so ging es mir, Mark. Letztendlich hatte Ben die Sache für sich zu entscheiden. Es lag nicht an mir, dass er nur auf Männer steht, aber ich bin deswegen natürlich auch nicht böse.

Ein Knall mit Folgen

Der Tag konnte nicht besser sein. Es war ein Bilderbuchwetter und Jessica hatte vor ein paar Stunden von ihrem Chef erfahren, dass ihr eine Promotion und eine Gehaltserhöhung in nicht unbeachtlicher Höhe bevor stand. Dann hatte es diesen Beinahe-Crash gegeben; eigentlich eine üble Geschichte, aber das Schicksal hatte es heute einfach nur gut mit der 45-jährigen, recht attraktiven, Single-Karriere-Frau gemeint. Jessica war sich sicher, dass nun endlich die Zeiten von einsamer geiler Zweisamkeit mit Bruno, ihrem schwarz, grob genoppten Dildo vorbei seien. Doch alles der Reihe nach! Jessica war schon ziemlich beflügelt, als sie mittags das Büro verließ! Nach der guten Nachricht von Herrn Momsen, ihrem Chef, hatte sie beschlossen, sich selbst zusätzlich zu belohnen und das schöne Sommerwetter auszunutzen. Es war Cabrio-Time angesagt! Jeder, der die schlanke, langhaarige Blondine in ihrem engen Kostümanzug auf ihr blutrotes BMW-Cabrio hochhackig zu stelzen sah, schaute sich nach ihr um. Jessica wusste, dass sie auf Männer nicht unattraktiv wirkte, aber selbst einem Annäherungsversuch auf der Weihnachtsfeier vor 3 Jahren von ihrem Chef war sie gekonnt ausgewichen. Herr Momsen hatte sie damals im Nikolaus-Kostüm flachlegen wollen, doch er war glücklicherweise zu betrunken gewesen. Letztendlich war er mit geöffneter Hose auf dem Sofa in Jessica's Hotelzimmer volltrunken eingeschlafen! Sie hatte es einfach nur ignoriert, sich hingelegt und geschlafen. Die Feier hatte damals ausserhalb stattgefunden, so dass die anwesenden Mitarbeiter in einem Hotel untergebracht werden mussten. Am nächsten Morgen konnte sich Josef, so Herr Momsens Vorname, an nichts erinnern. Ihm war es einfach nur peinlich, weil er nicht genau wusste, ob er und Jessica Sex hatten oder nicht! Sein Glied hing morgens auf jeden Fall noch immer aus der roten Nikolaus-Kostüm-Hose! Jessica ließ die Antwort offen, sagte nur, dass doch jeder etwas getrunken hatte. Sie dachte, dass sie ihn so in prickelnden Situationen im Job immer in der Hand hätte. So war es auch! Momsen frass ihr praktisch aus der Hand. Ging es um Sex, war aber nur Bruno im Spiel. Eine Karriere war ihr sehr viel wichtiger!

Nun war es mittags! Normalerweise hätte Jessica noch bis 16.30 Uhr arbeiten müssen, aber sie hatte auch schon einiges an Überstunden angesammelt. Heute wollte sie sich etwas Besonderes gönnen, hatte an einen Wellness-Nachmittag im KATMANDU, einer Beauty-Oase, nicht weit von ihrem Haus entfernt, gedacht. Ein wenig Massage, ein paar Saunagänge, eine Gesichtsmaske, vielleicht noch ein wenig Unterspritzen. Trotz ihrer Attraktivität ging natürlich auch nicht das Alter an ihr vorbei. Sie hatte schon einiges an Euros für eine fast faltenfreie Haut ausgegeben. Galant stieg sie in ihren Wagen, eigentlich ein Geschoss mit zu viel PS für sie. Ein Smart oder Renault Twingo hätte ihr besser getan. Der Wagen war knapp ein Jahr alt, hatte aber schon einige Reparaturen hinter sich, die Jessica selbst zu verantworten hatte. Viele Leute sagen, typisch Frau am Steuer, aber hier passte es wirklich. Ihr Versicherungssachbearbeiter freute sich, da sie durch ihre Crashs nie in den Prozenten heruntergestuft wurde. Nachdem sie den Wagen zwei Mal abgewürgt hatte, verließ Jessica den Firmenparkplatz mit röhrendem Motor. Sie musste Mia, ihre beste Freundin anrufen und ihr von den guten Neuigkeiten berichten. Es könnte ja auch sein, dass sie sich ihr ins KATMANDU anschliessen würde. Mia war Hausfrau und Mutter, alleinerziehend. Eigentlich hatten die beiden Frauen nicht viel gemeinsam, lebten in unterschiedlichen Welten, aber sie hatten zusammen die Schulbank gedrückt; seit der Grundschule. Das verband. Eine richtige Trennung hatte es nie gegeben. Jessica fummelte abgelenkt ihr Handy aus der Gucci-Tasche, die sie neben sich auf dem Beifahrersitz platziert hatte. Endlich hielt sie ihr Smartphone im Swarovski-Design in der rechten Hand. So ein Mist! Sie fluchte. Das verdammte Ding ließ sich mal wieder nicht mit der Freisprecheinrichtung des BMWs koppeln. Sie musste also normal ihr Handy beim Fahren benutzen. Schon öfters war sie deswegen angehalten worden, musste Strafe bezahlen, bekam Punkte und begab sich auf dünnes Eis. Dieses Mal würde sie es eben sehr unauffällig durchführen. Sie konnte ja den Lautsprecher am Handy aktivieren. Den Leuten bei BMW würde sie bei der kommenden Inspektion die Meinung blasen. Jessica schaute auf die Straße, dann wieder auf ihr Handy, suchte in den Kontakten Mia's Nummer. Beruflich hatte sie viel mit Zahlen zu tun, konnte sich grandiose Zahlenfolgen merken, aber in Bezug auf Telefonnummern war sie eine Niete. Das wusste sie auch. Einen Moment lang schien ihr das Handy wichtiger und interessanter als die Straße. Die hübsche Blondine merkte nicht, dass sie sich einer Vorfahrtsstrasse näherte. Da bist du ja, Mia! Glücklich, ihre beste Freundin auf dem Display gefunden zu haben, sprach sie zu sich selbst! Doch im gleichen Moment gab es diesen ohrenbetäubenden Knall, der das BMW Cabrio sofort wieder nach hinten drückte. Jessica wusste gar nicht, wie ihr geschah. Durch den Ruck war ihr das Handy aus der Hand geschleudert worden und flog im hohen Bogen durch die Luft. Seitlich und vom Lenkrad öffneten sich katapultartig Airbags. Dann war alles vorbei. Der rote Blitz, so nannte Jessica ihr Gefährt, blieb schräg halb auf dem Bürgersteig der Nebenstrasse, aus der sie gekommen war, stehen. Sie selbst konnte die Situation noch gar nicht realisieren, bis dieser dunkle Schatten auf sie zukam. Der Schleier vor ihren Augen verschwand nach kurzer Zeit wieder und sie sah, dass ein hoch attraktiver Mann im schwarzen Dreiteiler auf ihr Auto zusteuerte. Dann wurde ihr schwarz vor Augen! Als Jessica wieder zu sich kam, spürte sie diesen erbärmlichen Schmerz, dieses immer wieder kehrende Pochen in ihrem Kopf. Dabei sah sie aber in die schönsten blauen Augen, die ihr jemals untergekommen waren. Geht es Ihnen gut, Mam? Sie brauchte eine Zeit, um alles wieder hundertprozentig wahrzunehmen. Der gut aussehende Mann beugte sich über sie. Ihre Gesichter trennten sich nur um Haaresbreite. Vielleicht war sie noch zu benebelt, vielleicht war es auch dieser betörende Duft, der von diesem smarten Typen ausging. Jessica hatte die Kontrolle über sich selbst verloren. Automatisch schloss sie die Augen und spitzte die Lippen. Zentimeter für Zentimeter robbte sie dem Antlitz der sexy Silhouette entgegen. Sie öffnete den Mund und spielte mit ihrer Zunge um die Lippen. Gnädige Frau, alles in Ordnung bei Ihnen? Jessica blinzelte nervös mit ihren Augen. Diese Situation überforderte sie komplett. Sie stand unter Schock! Doch so langsam kam die Erinnerung zurück. Was war mit ihrer Zunge los? Was machte ihre linke Hand zwischen ihren Schenkeln? Noch immer sah der Fremde sie besorgt an; er wirkte verwirrt und ratlos! Entschuldigen Sie bitte! Was ist passiert? Wo bin ich? Stammelnd kamen die Worte über ihre Lippen. Sie hatten eine Unfall, gnädige Frau! Ich habe schon einen Notarzt und die Polizei verständigt. Wie geht es Ihnen? Ist Ihnen schlecht? Am besten ist, sie bewegen sich nicht großartig! Vielleicht haben Sie eine Gehirnerschütterung? Sicherlich einen Schock! Im gleichen Moment wurden seine Worte vom herannahenden Getöse des Martinshorns verschluckt! Ein Glück, dachte Ben, der Krankenwagen ist da! Das ging schnell! Hoffentlich lässt jetzt die Polizei nicht auf sich warten! Er war extra nach Dortmund gekommen, da er dort einen wichtigen Geschäftstermin hatte, den er auf keinen Fall verpassen durfte! Selbst zu spät zu erscheinen, wäre nicht ratsam gewesen! Bei dieser Sache ging es um sehr viel Geld! Männer in weißer Kleidung waren zwischenzeitig aus dem Krankenwagen gestiegen! Ein älterer Herr mit weißem Kittel war als erstes am Unfallauto angekommen! Jessica war mittlerweile wieder Frau ihre Lage, realisierte jetzt aber erst richtig, was passiert war! Als der blau-weiße Polizeiwagen neben der Unfallszene hielt, brach sie in Tränen aus! Ben stand fassungslos daneben. Er musste nun warten, bis die Polizeibeamten das Notwendigste aufgenommen hatten. Nervös schaute er auf seine edle Tag-Heuer Armbanduhr! Noch lag er gut in der Zeit! Sein Auto war noch absolut fahrtüchtig, er selber hatte nichts abbekommen! Viele Leute hielten Ben für spießig! Immer teure Anzüge und Uhren, die edelsten italienischen Schuhe und britische Limousinen! Doch die Limousine war nun sein Glück! Die Karosse war wie ein Panzer! Das war bei diesem kleinen Zwischenfall sein Schutzengel gewesen. Hastig ging er auf einen der Beamten zu! Entschuldigen Sie bitte! Können Sie bitte schnell meine Daten und alles Erforderliche aufnehmen! Ich habe einen dringenden Geschäftstermin, den ich auf keinen Fall verpassen darf! Der Polizist musterte Ben von oben nach unten! Was für ein Spiesser und Wichtigtuer, dachte er! Ben war dieser abfällige Gesichtsausdruck nicht entgangen, doch ihm war es egal! Mein Name ist Ben Mertlich! Ich bin Rechtsanwalt! Der Polizist zuckte kurz zusammen! Plötzlich änderte sich sein Gesichtsausdruck und er lächelte! Mit einem Anwalt wollte er es sich nicht verscherzen! Schnell konnte eine Beschwerde im Präsidium eintrudeln! Anwälte waren da nicht zimperlich! Rasch zog Herr Knöllchen, so stand es auf seiner Uniform gestickt, sein Unfallformular hervor! Der Anwalt schaute auf den gestickten Namen im Brustbereich und musste ein Lachen unterdrücken. Der Name passte ja wie die Faust aufs Auge! Er schilderte Herrn Knöllchen den Hergang des Unfalls! Es war offensichtlich, dass ihn keine Schuld traf! An den Bremsspuren von Jessica's "Roten Blitz" auf der Straßeneinmündung konnte man es eindeutig erkennen! Sie hätte die Vorfahrt achten müssen! Ben übergab ihm noch zum Schluss seine Visitenkarte! Falls Sie später noch Fragen haben, oder für den Fall, dass Sie mich mal brauchen! Er kniff dem Uniformierten ein Auge zu! Dann verabschiedete er sich, ging aber auf Jessica zu, die nun neben dem Cabrio auf einer Bahre lag und notdürftig versorgt wurde! Der Arzt im weißen Kittel hatte ihr gerade zur Beruhigung eine Spritze verpasst! Sie wirkte erschöpft und schläfrig! Wie geht es ihr? Sind Sie ein Verwandter? Nein, Herr Doktor, sie ist mir in den Wagen gefahren! Können Sie ihr bitte meine Visitenkarte geben, wenn sie wieder klar ist? Jessica war nach der Spritze sofort eingeschlafen, was vielleicht das Beste war! Das werde ich Herr…! Der Arzt zögerte einen kleinen Augenblick, schaute auf die Visitenkarte! Herr Mertlich! Mein Name ist Hanssen, Dr. Hanssen, von der Fachklinik Nord! Dort wird die Dame auch hingebracht! Hat sie Ihnen gesagt, wie sie heißt, Herr Hanssen? Ich würde mich später gerne noch mal nach ihrem Wohlbefinden erkundigen! Ich habe es leider nun sehr eilig! Geschäftliche Termine! Jessica Winter ist ihr Name! Sie war gerade noch leicht ansprechbar! Können Sie mir noch einen Gefallen erweisen, bevor Sie fahren, Herr Mertlich? Frau Winter bat mich, dass eine kleine Gucci-Börse aus dem Handschuhfach genommen werden sollte! Das wäre ihr sehr wichtig! Handtasche und das kaputte Handy haben wir bereits eingesammelt! Ben nickte, drehte sich um und verschwand eleganten Schrittes auf die Beifahrerseite des BMWs. Er zog an dem kleinen Nippel am Handschuhfach. Es war nicht verschlossen, doch es klemmte ein wenig! Er zog ein wenig und mit einem Ruck sprang die Klappe nach unten! Entgegen flog ihm ein Vibrator in einer durchsichtigen Tupperschachtel! Bruno To Go stand auf der Schachtel! Das Teil hatte wohl das Handschuhfach von innen blockiert! Gedankenverloren steckte er die schmale Schachtel in eine Tasche seines Sakkos, ohne es wirklich zu registrieren. Seine Augen waren schon längst bei dem kleine Gucci-Utensil, wegen dem er eigentlich zum Wagen gegangen war! Er zog es aus dem Handschuhfach und schloss es wieder! Sicherlich würde der Wagen auch gleich abgeschleppt werden. Wieder richtete er seinen Blick auf die Armbanduhr. Er musste sich nun sputen, da er den Verkehr in der Innenstadt auch nicht einschätzen konnte! Hier, Herr Doktor! Da haben Sie das gute Stück! Ich weiß, dass Frau Winter bei Ihnen in guten Händen ist! Ich muss nun los! Er gab Herrn Hanssen die Hand und eilte zu seinem Bentley, den er in einer Parkmulde nahe der Unfallstelle geparkt hatte! Sicherlich musste er den Wagen auch in die Werkstatt bringen, aber darum konnte er sich auch noch nach dem Termin kümmern.

 

Mit Herrn Timmer hatte Ben bisher nur am Telefon gesprochen! Er war ein ziemlich untersetzter Mann in den späten Fünfzigern! Das war so ziemlich das Einzigste, was er über diesen Mann persönlich wusste. Er kannte ihn von diversen Zeitungsberichten und kurzen TV-Spots, wo es um die Problematik ging, weshalb dieser ihn auch eingeschaltet hatte. Mit Frau Dürr, seiner Sekretärin, hatte Ben auch schon mehrmals am Telefon das Vergnügen gehabt. So wie er selbst war Herr Timmer ein sehr beschäftigter Mann, der nicht ohne Grund vieles durch seine Sekretärin erledigen liess. Die Timmer TLC, eine große Firma, die Neonwerbung erstellte, war ein modernes Gebäude in einem großen Industriegebiet. Frau Dürr hatte ihren Arbeitsplatz im riesigen Foyer des Komplexes. Von dort aus konnte sie sofort sehen, wer kam und ging, wer eintreten durfte und wer nicht. Frau Dürr machte ihrem Namen alle Ehre. Sie war eine Vollblutsekretärin, die die Blüte ihrer Jahre schon einige Zeit hinter sich hatte. Doch noch immer strahlte sie eine gewisse Überheblichkeit aus. Ihr Lächeln wirkte aufgesetzt, als er den Eingang betrat, doch als sie den attraktiven Anwalt in seinem italienischen Dreiteiler vor sich hatte, war sie wie umgewandelt. Dieser Mann gefiel ihr. Ben musterte sie kurz, so wie er es als Anwalt gewohnt war, ein rasches Urteil über einen Menschen zu bilden. Das hatte er wirklich drauf. Diese Frau lebte für ihren Job und würde auch sicherlich für ihn sterben. Er war sich sicher, dass sie nicht verheiratet war. Ein kurzer Blick auf ihre Finger zeigte, dass sie keinen Ehering trug. Guten Tag, schöne Frau. Ben Mertlich ist mein Name. Ohne dass sie auch nur ein Wort erwidern konnte, hatte Ben ihre rechte Hand leicht angehoben und hauchte einen zärtlichen Kuss auf ihren Handrücken. Das war nicht seine übliche Masche, aber er ahnte, was er in diesem Fall damit bewirken würde. Er lag richtig. Die Wirkung kam wie eine Bombe mit sofortiger Wirkung. Sehr erfreut, Herr Männlich, ich meine Herr Mertlich. Ihre Augen glänzten. Wir hatten ja bereits ein paar Mal telefonisch Vergnügen. Entschuldigen Sie, ich meine, das Vergnügen. Sie haben mich ganz aus der Fassung gebracht. Ein wahrer Gentleman. Herr Anwalt, Herr Timmer wartet bereits oben in seinem Büro auf sie. Sie können durchgehen. Ben hatte sich bei dem aufgesetzten Handkuss leicht nach vorne gebeugt und hatte nicht bemerkt, wie die Plastikschachtel mit dem Vibrator "Ben To Go" langsam in der Innentasche seines Sakkos Richtung Öffnung rutschte. Das Unglück nahm seinen Lauf. Die Distanz zwischen der Innentaschenöffnung des Sakkos und dem Schreibtisch reichte aus, dass sich die Schachtel beim Aufprall auf der Tischplatte öffnete. "Bruno" kullerte sofort hinaus, direkt auf Frau Dürr zu. Die Erschütterung hatte den Vibrator zum Leben erweckt und er machte seinem Namen alle Ehre, surrend und zielstrebig auf die verdutzte Sekretärin zu. Ben traute seinen Augen nicht, aber er war wie immer Herr der Lage. Schnell griff er in seine Hosentasche, wo sich ein Stofftaschentuch befand und ging auf die Jagd. Blitzschnell wickelte er den Vibrator ein, versuchte dabei durch den Stoff den Mechanismus zu stoppen, was ihm auch glücklicherweise schnell gelang. Dann nahm er die Plastikschachtel und verbannte den mumifizierten Bruno darin. Anschliessend verschwand das Gesamtwerk wieder in der Innentasche seines Sakkos und er knöpfte sie vorsichtshalber zu. So etwas Peinliches durfte ihm nicht ein zweites Mal passieren. Er lächelte Frau Dürr an, die ihn mit großen Froschaugen und weit aufgerissenem Mund anstarrte. Ein witziger Kugelschreiber, nicht wahr, meine Dame. Habe ich von einem asiatischen Klienten geschenkt bekommen. Was sich die Leute manchmal als zusätzliche Belohnung einfallen lassen, wenn sie mit meinen Diensten zufrieden sind. Die Sekretärin zeigte nur nach vorne Richtung Treppenaufgang. Direkt neben der Treppe in der ersten Etage rechts. Herr Timmer wartet. Der Anwalt nickte ihr nur freundlich zu und machte sich schnellstens auf den Weg nach oben.

Herr Mertlich, pünktlich auf die Minute! Er streckte Ben lächelnd seine fleischige Hand entgegen! Obwohl er sehr erfolgreich in seinem Geschäft war, gab es doch einige Neider, die ihm die Butter aufs Brot nicht gönnten! So jemand hatte ihn nun auch wegen unlauteren Wettbewerbs und Beschäftigung illegaler Mitarbeiter verklagt! Unter der Vielzahl an Anwälten in der Stadt und den umliegenden Orten war ihm Ben empfohlen worden. Treten Sie ein! Wir können dort links in der Besprechungsecke Platz nehmen! Möchten Sie etwas trinken? Kaffee, Wasser, Cola?

Mehr gibt es zu dem weiteren Gesprächsverlauf nicht zu sagen, da er nicht zum eigentlichen Bestreben dieses Buches beiträgt! Nach 2 Stunden war Ben jedoch wieder auf der Straße! Beim Verlassen des wunderschönen Gebäudes nickte ihm Frau Dürr mit hochrotem Kopf freundlich zu! Irgendwie tat sie ihm leid! Sicherlich hatte sie in ihrem Leben noch nicht viele, oder vielleicht gar keine Erfahrungen mit Männern gemacht!

Jessica Winters kleiner Bruder

Die Luft draussen tat gut! Ein herrlicher Sommerabend! Wie er es liebte! Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet ihm: 18.10 Uhr! Ob er es noch wagen konnte, an der Nordklinik vorbei zu fahren? Er wollte es wagen! Schließlich hatte er noch die kleine Plastikbox in seinem Sakko! Die wollte er unbedingt loswerden. Ohne länger nachzudenken, programmierte er sein Navi! Zum Glück waren dort auch Krankenhäuser eingespeichert! Die Adresse hatte er ja nicht bekommen! Nach einer kurzen Wartezeit sah er die Distanz - 5,8 km! Das war machbar! Falls er dort nichts mehr erreichen würde, war der kleine Umweg verkraftbar! Also fuhr er los!

Die Nord-Klinik war ein riesiges Gebäude! Es gab einen alten Teil, der mit Sicherheit schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel hatte! Man konnte genau die Epochen der unterschiedlichen Anbauten erkennen, die im Zeitgeist der jeweiligen Baukunst entstanden waren. Insgesamt war ein riesiger Klotz angewachsen. Auch ohne Navi wäre es einfach zu finden gewesen! Der neueste Abschnitt der Klinik, 2 Türme, ragte wie 2 gigantische Riesen in den Himmel. Alleine die Parkfläche war schon enorm, aber selbst um diese Zeit gab es nur vereinzelt Lücken, die frei waren. Vom Parkhaus aus war der Weg bis zum Eingang und der Information ausgeschildert! Alles war hier perfekt organisiert. Eine freundliche junge Dame lächelte Ben mit einem Zahnpastalächeln entgegen! Was kann ich für Sie tun, mein Herr? Ich möchte zu einer Dame, die heute nach einem Verkehrsunfall hier eingeliefert wurde. Jessica Winter ist ihr Name! Flink tippte die adrette Blondine den Name am PC ein, ohne ihr lächelndes Gesicht von Ben abzuwenden. Es piepste kurz! Treffer! Nun ging leider kein Weg dran vorbei! Die Dame musste ihr Gesicht abwenden, um die Zimmernummer auf dem Bildschirm zu sehen. 3. Etage, Zimmer 318! Die Aufzüge sind hier rechts um die Ecke. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend! Ihnen auch, junge Frau! Ben kniff ihr ein Auge zu und verschwand in die angegebene Richtung! 4 Fahrstühle nebeneinander regelten den kompletten Fluss für die Etagenabwicklung im Krankenhaus! Definitiv zu wenig! Vor den Fahrstuhltüren hatten sich schon Trauben an Menschen gebildet, einzelne Personen, Paare, alt und jung, mit schreienden Babys im Kinderwagen oder nörgelnden Kleinkindern an der Hand. Nicht, dass Ben etwas gegen Kinder hatte, aber ihm war die ruhigere Ausführung sehr viel lieber! Seiner Meinung nach waren wohlerzogene Kinder immer ein Spiegelbild ihrer Eltern! Plärrte das Junggemüse nur herum, konnte mit den Eltern auch etwas nicht stimmen. Ein Gong ertönte und die meisten Köpfe schauten gebannt auf die Pfeile über den Fahrstühlen, die vorab zeigten, welche Tür sich öffnen würde! Endlich kam die Erlösung! Eine Tür öffnete sich und Menschen verliessen den Fahrstuhl! Immer wieder kamen neue Leute zum Vorschein! Ben hätte nie geglaubt, dass der kleine Raum so geräumig sein könnte! Dann setzte sich der Strom von der anderen Seite in Bewegung. Es waren einfach zu viele Menschen, die sich in eine obere Etage begeben wollten. Ein weiteres Warten erschien dem Anwalt sinnlos! Es würden immer wieder Besucher nachkommen, die zu faul waren, die Treppen zu benutzen! Dafür hatte er sich nun entschieden. 3 Etagen! Das würde er ja wohl verkraften. Er schaute in den offenen Fahrstuhl! Die Insassen standen dort gepresst wie die Ölsardinen! Das war nichts für ihn. Ein Stück weiter den Gang entlang an den Fahrstühlen vorbei leuchtete ein kleines grünes Schild, so dass man es von beiden Seiten erkennen konnte. Die meisten Leute waren einfach zu bequem. Ihm würde ein wenig Bewegung sicherlich gut tun. Normalerweise ging er 3-4 Mal die Woche wenigstens für eine Stunde ins Fitness-Studio! Immerhin war das ein guter Ausgleich für seinen Job, der doch auch viel in sitzender Tätigkeit durchgeführt wurde. Der Anwalt war eitel. Ein makelloses Aussehen und gute Kleidung schienen ihm schon sehr wichtig! Als er die Klinke der Tür zum Treppenflur öffnete, war er nur froh, dass er noch seine Lederhandschuhe trug, die er immer zum Autofahren trug! Ich möchte nicht wissen, wie viele Bakterien sich hier überall verstecken, sagte er zu sich selbst, als das Leder die Klinke berührte! 3 Etagen dürften ein Klacks sein. Doch als der smarte Endfünfziger in seinem italienischen Anzug und Designer-Schuhen oben angekommen war, wurde ihm bewusst, dass er nicht mehr der Jüngste war. Zum Glück konnte keiner sehen, dass ihm die Schweißperlen ein wenig auf der Stirn standen. Er verließ den Treppenaufgang und musste sich auf der Station erst einmal orientieren. Die Nummern in die linke Richtung waren niedriger, die Nummern nach rechts stiegen an! Rechts war der richtige Weg! Da war es auch schon! Zimmer 318. Die Tür war leicht angelehnt! Ben klopfte, trat aber sofort danach ein! Es handelte sich um ein Einzelzimmer! Jessica Winter lag in dem einzigen Bett neben der breiten Fensterfront! Sie sah schon nicht mehr ganz so daneben aus, wie er sie noch in Erinnerung hatte. Sicherlich hatten ihr die letzten Stunden der ärztlichen Hilfe und Medikamente zur Beruhigung gut getan. Auf der kleinen Nachtkonsole stand eine schmale Vase mit einer roten Rose, auf dem kleinen Tisch auf der anderen Seite des Zimmers stand eine üppige Schale mit frischem Obst! Doch Jessica war nicht alleine. Neben dem Obsttisch saß ein Mann in den Vierzigern. Er hatte in einem Magazin geblättert, als der Anwalt die Tür betreten hatte, und sah nun genauso erstaunt hoch wie Jessica. Gekleidet war er in einer engen schwarzen Lederkombi. Ein Helm lag neben ihm auf der Erde. Hallo Frau Winter! Wie geht es Ihnen? Ben war der erste, der dieses unheimliche Schweigen brach! Jetzt, wo Sie da sind, geht es mir bestens. Sie strahlte den Anwalt an wie ein Honigkuchenpferd! Es war wohl nur der Schock! Ich bin auch nur bis morgen zur Beobachtung hier. Es ist alles noch glimpflich ausgegangen. Mit dem Blechschaden werde ich schon klar kommen! Ich hatte zu Protokoll gegeben, dass mich die Sonne geblendet hatte und ich nichts sehen konnte. Das Handy hatte ich nicht erwähnt! Die Versicherung würde mir dann auch sicherlich einen Strich durch die Rechnung machen! Eine Anzeige gäbe es noch oben drauf! Sie sah gut aus, obwohl sie ein paar Schrammen und Blutergüsse im Gesicht hatte. Sie wollte auch gut aussehen! Für sie schien der Tag noch ein Wink Gottes zu sein! Ihrer Meinung nach war es kein Zufall, dass dieser Mann ihren Weg im wahrsten Sinne des Wortes gekreuzt hatte. Darf ich Ihnen meinen Bruder vorstellen, Herr Mertlich? Die Visitenkarte, die er dem Notarzt gegeben hatte, lag nun neben ihr auf einem Schränkchen! Das ist Mark, mein jüngerer Bruder! Mark stand auf! Seine Blicke zogen den Anwalt förmlich aus. Das entging auch nicht seiner Schwester! Schön, Sie kennen zu lernen, Herr Anwalt! Seitdem ich meine Schwester besuche, spricht sie nur von Ihnen! Nun kann ich es verstehen! Schade, dass dieser Typ vor ihm nur auf Frauen stand! Mark stand auf Männer; da macht er auch keinen Hehl raus, aber in Sachen feste Beziehung hatte er es bisher genauso gehalten wie seine Schwester! Das Single-Dasein gefiel ihm, aber Mr. Right hatte sich ihm auch noch nicht gezeigt. Doch nun stand er vor ihm. Wenn man von Liebe auf dem ersten Blick sprach, so hatte es Mark nun voll erwischt. Hallo Mark! Ich darf Sie doch beim Vornamen nennen, oder? Die Freude ist ganz meinerseits! Er gab seinem gegenüber die Hand und Mark hätte sie am liebsten nicht mehr losgelassen. Er schaute dem Anwalt dabei tief in die Augen. War da auch so eine Art Interesse zu sehen? Sicherlich war es nur Einbildung! Ich bin Ben! Sie sind also Motorradfahrer? Mich faszinieren heiße Maschinen, aber leider hatte ich nie das Vergnügen, einen Führerschein zu machen. Schule, Studium und dann der Job! Viele Interessen oder heimliche Leidenschaften blieben dabei auf der Strecke! Er zwinkerte Mark dabei ein Auge zu. Wie hatte er das zu verstehen? War da etwas Zweideutiges in den Worten des Anwalts? Darf ich Sie auch Ben nennen? Der Anwalt stand unglücklicherweise so, dass er Jessica den Rücken zugedreht hatte. Sie fühlte sich wohl ein wenig abgeschoben. Natürlich! Ben drehte sich um und zeigte ihr seine perfekten weißen Zähne! Es waren übrigens Originale, dank seiner guten Pflege! Ich wollte mich auch nicht lange aufhalten! Da ich aber nach dem Unfall keine ruhige Minute hatte, wollte ich mein Gewissen noch beruhigen und mich nach Ihrem Zustand erkundigen! Mein Wagen hatte zum Glück kaum etwas abbekommen. Oh, das ist aber kein Problem! Meine Versicherung ist schon in Kenntnis gesetzt! Mark hatte sich sofort bei ihnen gemeldet. Ich bin froh, dass ich ihn habe! Wir sind halt unzertrennlich, nicht wahr, kleiner Bruder? Sie warf ihm einen Kuss zu! Mark war es sichtlich peinlich! Wie stand er nun da? Kleiner Bruder! Was für eine Blamage. Wie konnte er mit so einer Titulierung punkten? Er nickte nur und wurde dabei ein wenig rot. Bevor ich es vergesse! Ben kramte eine kleine Pralinenpackung aus seiner Aktentasche! Etwas Süßes für eine Süße, und legte ihr die kleinen Kalorienbomben auf die Nachtkonsole neben die Blumenvase! Sie packte seine Hand, als er die Schachtel gerade ablegte und er spürte den Druck ihrer Finger! Danke, Ben, Sie haben mir heute das Leben gerettet! Ich weiß gar nicht, wie ich das wieder gut machen kann? Darf ich Sie morgen anrufen, wenn ich wieder zuhause bin? Natürlich, Jessica, das können Sie gerne machen! Melden sie sich bitte in der Kanzlei! Ich habe dort morgen einige Termine und werde wohl erst spät aus dem Büro kommen. Sie werden erst bei Frau Bremer, meiner Sekretärin landen, aber ich werde ihr mitteilen, dass sie sofort durchstellen kann. Der Anwalt schaute auf die Uhr! Nun muss ich mich entschuldigen! Zuhause wartet noch ein wenig Heimarbeit auf mich! Außerdem wartet mein Mädchen! Bei den letzten Worten blieb sowohl Jessica als auch Mark der Atem stehen! Mädchen, was hatte das zu bedeuten? Keiner von beiden wollte eine Frage stellen. Mark's Gehirnzellen fuhren Achterbahn. Habe ich mich so getäuscht? Dieser heiße Typ ist wohl alles andere als schwul! Wie ein Gentleman nahm Ben Jessica's zierliche Hand und gab ihr einen Handkuss! Wir hören voneinander, Jessica! Als seine Lippen ihre Haut berührten, hatte sie das Gefühl, als wenn ihr Herz gleich aus dem Körper springen würde. Er wandte sich Mark zu! War nett, Sie kennengelernt zu haben! Als er Mark zum Abschied die Hand gab, spürte dieser ein Stück Papier auf seiner Handfläche! Er schaute dem Anwalt überrascht in die Augen, sagte aber nichts. Schnell ließ er die Hand in seiner Lederhose verschwinden, konnte es aber selbst kaum erwarten, einen Moment zu erhaschen, in dem er prüfen konnte, was er weggesteckt hatte. Wir sehen uns! Ben durchbohrte ihn mit seinem Blick, schaute nochmals auf seine Lederkluft, drehte sich um und verschwand. Der Typ ist ein totales Rätsel, ging es Mark durch den Kopf. Ist er nicht bezaubernd? Dieser Mann hat Stil; er ist ein richtiger Gentleman. Ich muss ihn haben, koste es, was es wolle! Sie war hin und weg! Das gefiel ihrem Bruder überhaupt nicht! Verrenn dich in nichts! Er lebt nicht alleine. Du hast es doch gehört! Komm mal ein wenig von deiner Seifenblase runter. Man wird sehen. Ich habe das Gefühl, dass auch er mehr von mir will! Hast du gesehen, wie er mich anschaut? In seinem Blick konnte ich lesen, dass er einiges vielleicht auch unanständiges mit mir vorhat. Jessica lachte übermütig, stöhnte aber einen kurzen Augenblick später schmerzverzehrt auf. Ich muss mich noch ein wenig schonen. Beim Lachen schmerzt mir jedes einzelne Glied! Ruh dich noch ein wenig aus! Ich werde mich jetzt auch auf die Socken machen. Du weißt, dass ich nachher noch zum Sport verabredet bin. Es ist Dienstag! Du weißt, dass mir mein Sport heilig ist. Für dich kann ich hier auch nichts mehr tun! Versuche einfach zu schlafen! Du kannst mich morgen früh anrufen. Ich hole dich dann ab! Mark ging auf seine Schwester zu und gab ihr einen Kuss auf die Stirn! Schlaf gut, große Schwester! Er grinste sie hämisch an! Schwungvoll nahm er den Helm vom Boden und ging Richtung Tür! Als er schon fast draussen war, rief sie ihm nach! Und Mark! Lass die Finger von ihm! Er steht nicht aufs gleiche Geschlecht! Ich kenne dich! Blamier dich bitte nicht! Er nickte ihr nur zu. Wenn du wüsstest, Schwester, dachte er. Er liebte sie, aber es gab Dinge, da musste er halt mehr an sich selbst denken. Kaum war er draussen, griff er nervös in seine Hosentasche! Es war die Visitenkarte des Anwalts. Wieso hatte er sie bekommen? Und wieso heimlich? Ben hatte nicht gewollt, dass Jessica etwas davon mitbekam. Sollte er alles auf eine Karte setzen und einfach anrufen? Was könnte passieren? Er könnte ja sagen, dass Jessica nochmals gebeten hatte, ihn anzurufen. Dann würde er sicherlich schlauer sein. Mit zittrigen Fingern wählte er die Nummer auf dem Display seines Handys! Es ertönte ein Freizeichen, 1 x , 2 x! Mark war sich unsicher! Er wollte schon gerade wieder auflegen, als sich Ben's Stimme meldete! Rechtsanwalt Mertlich, guten Tag! Mark hatte einen Kloß im Hals, schluckte kurz! Hallo, Ben! Entschuldigen Sie, ich bin es, Mark, Jessica's Bruder! Meine Schwester…! Weiter kam er gar nicht. Ich weiß, wer du bist! Lass dieses Sie! So schnell hätte ich nicht mit deinem Anruf gerechnet, aber ich hatte gehofft, dass ich schnell von dir höre. Können wir uns morgen sehen? Bei mir in der Kanzlei! Mark traute seinen Ohren nicht. Er war selbständig als freier Handelsvertreter in der Kosmetikbranche tätig. Somit konnte er sich glücklicherweise die Arbeitszeit ein wenig einteilen. Für morgen standen zwar schon Termine an, aber er konnte sie sicherlich kurzfristig verlegen! Das hier war ihm wichtiger! Wann wäre es dir recht? Zwischen 11.00-12.00 Uhr habe ich keine Termine! Könnte das zeitmäßig für dich hinhauen? Es entstand eine kurze Pause. Mark war sichtlich mit der Situation überfordert. Ich würde mich freuen, schob Ben nach! Kein Problem, ich werde es einrichten! Schön, Mark! Kommst du mit dem Motorrad? Mir hat dein Outfit gefallen! Wenn du möchtest? Er wäre wahrscheinlich sowieso mit dem Bike gefahren. Er kannte das Stadtviertel, wo die Kanzlei lag! Eine exklusive Gegend, die auch The Upper Hills genannt wurde. Ich werde da sein! Auf dem Motorrad. Gibt es noch etwas bezüglich der Autoreparatur zu besprechen oder einen anderen Anlass? Lass dich einfach nur überraschen; und tue mir einen Gefallen! Kein Wort zu deiner Schwester! Bitte! Alles klar, wir sehen uns morgen, Anwalt! Mark hatte ein wenig seine Unsicherheit verloren. Wir sehen uns morgen, Mark! Ich freue mich! Dann wurde aufgelegt! Bevor er sich den Helm aufsetzte, starrte Mark fasziniert auf sein Handy, als wenn er alles das, was er gerade gehört hatte, dort nochmals lesen konnte. Dann steckte er es weg, stülpte sich den Helm über und ging zu seiner Maschine! Sollte er nun ein schlechtes Gewissen gegenüber Jessica haben? Noch war nichts passiert. Es gab also keinen Anlass dazu! Selbst wenn etwas passieren sollte! Dieser adrette Anwalt war ein Geschoss! Er würde alles seiner Schwester überlassen oder mit ihr teilen, aber nicht Ben!