Special Treatment

Text
Autor:
0
Kritiken
Leseprobe
Als gelesen kennzeichnen
Wie Sie das Buch nach dem Kauf lesen
Special Treatment
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa

Mary Maze

Special Treatment

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Special Treatment

Impressum neobooks

Special Treatment

»Entschuldigung, junges Fräulein«.

Cornelia dreht sich um und sieht drei Tische weiter direkt unter der großen Schatten spendenden Eiche einen gut aussehenden Mann sitzen, der ihr lächelnd zuwinkt. Junges Fräulein hört sie nicht oft, aber immer wieder gerne. Sie geht zu seinem Tisch und nimmt die Bestellung auf.

»Bitte bringen Sie mir ein alkoholfreies Weizenbier und den Salatteller mit Putenstreifen«.

Während sie auf das Bier am Ausschank für ihn wartet, schaut sie den etwa dreißigjährigen ‚Adonis‘ von weitem an.

»Ob er sich bewusst ist, welche Anziehungskraft er auf Frauen hat? «, fragt sie Daniela, die am Tresen ausschenkt. Daniela nickt nur, als würde sie diese Typen mit der Gattung ‚unerreichbar‘ zu Genüge kennen.

Wieder einmal bedient sie einen sehr attraktiven Mann, der ihre Aufmerksamkeit und ihr geheimes Verlangen weckt. Es passiert einmal im Monat - höchstens. Mal sehen, ob der hier anbeißt?

Seit der Trennung von Manfred vor vier Jahren hat sie außer den kleinen Flirts hier und da im Biergarten, direkt vor dem Münchner Museum für moderne Kunst, keinen Männerkontakt mehr gehabt. Mit ihren dreiundvierzig sieht sie immer noch sehr ansprechend aus. Das kann sie nicht nur durch die vielen Blicke, die ihrem großen Ausschnitt gelten, feststellen.

Die meisten der heutigen Gäste sind sommergekleidete Touristen und nicht besonders anspruchsvoll mit ihren Bestellungen – eine Tasse Kaffee, eine Latte Macchiato, eine Breze.

Sie schmunzelt in sich hinein, wenn sie beim Abkassieren bemerkt, wie unverfroren der Familienvater ihn ihren Ausschnitt starrt und gleichzeitig, der danebensitzenden Ehefrau, diese Geistesabwesenheit peinlich wird. Manchmal denkt sie das Trinkgeld korreliert direkt mit der Größe des Ausschnitts ihres Dirndls. Daniela hasst das Kleid, aber sie selbst trägt es mit Stolz. Im Sommer trägt sie ihr Lieblingsdirndl mit extra kurzem Rock. Mit gewisser Vorliebe rechnet sie am liebsten ältere japanische Bierliebhaber ab. Je älter desto mehr ergötzen sie sich an dem Augenblick, wenn sie sich tief nach vorne beugt, um die Münzen und Scheine einzusammeln. Je mehr Trinkgeld desto mehr Zeit lässt sie sich, um genügend Einblicke zu erlauben. Die neugierigen Blicke sind anregend, egal ob von jung oder alt. Interessant sind auch die neugierigen Blicke einiger Frauen, von ihnen bekommt sie sogar ab und zu ein Zwinkern, was eigentlich alles bedeuten kann.

»Besuchen Sie München oder sind Sie auf der Durchreise? «, fragt sie ihn, als sie das Bier vor ihm abstellt.

Auf der Durchreise? Da hätte sie ihn ja gleich fragen können, ob er nach einem One-Night-Stand Ausschau hält!

»Nein, nein, ich wohne hier seit meiner Zeit an der Maximilian Universität«, sagt er charmant, ohne ihren Fauxpas auszunutzen.

Aha, auch noch ein Studierter. Also hübsch und intelligent.

Er hat manikürte Fingernägel und ist überaus adrett gekleidet. Das Sakko hat er über die Stuhllehne gehängt und so saß er mit eleganter Weste und der dazu passenden Krawatte vor ihr.

Ob ich es jemals wagen werde, jemanden von seinem Format zu fragen, ob er Interesse hat, mit mir auszugehen?

Ich werde ihn fragen, es sind ja keine weiteren Gäste in der Nähe, denkt sie und geht in die Küche, um den Salat zu holen. Er könnte ihr eigener Christian Grey werden. Sie ist zwar keine junge unerfahrene Studentin, aber vielleicht könnte sie ihm das eine oder andere beibringen? Oh Gott, lasse ihn bitte genau diesen Typ Mann sein, unschuldig aber erwartungsvoll. Er besitzt bestimmt eine elegante Wohnung in Schwabing, eine, die zu seinem Stil passt. Mit hohen Decken und Stuck verziert. Sie werden bestimmt im edlen Tantris zu Abend essen, nein – dinieren, mit so dicken Stoffservietten, bei der man sich kaum traut, sie zu benutzen.

Ein Glas echten Champagner schlürfen.

Dann werden die zu seiner Wohnung fahren, offen, im Cabrio natürlich. Er würde ängstlich schlucken, sobald er das massive Eichentor seiner Wohnung öffnet, ob sie auch mit ihm reinkommen würde. Ja, das würde sie!

Als ein wahrer Gentleman würde er ihre Bolero ausziehen und dabei zufällig ihre Schulter berühren.

Er wird den Kristallleuchter anmachen, der elementar von der Decke hängt und im Schlafzimmer wird sie entdecken, dass die seidenglänzende Bettwäsche von Kenzo sein wird – alles teuer und edel.

Sie haben die kostenlose Leseprobe beendet. Möchten Sie mehr lesen?