Lust & Leidenschaft 27

Text
0
Kritiken
Leseprobe
Als gelesen kennzeichnen
Wie Sie das Buch nach dem Kauf lesen
Lust & Leidenschaft 27
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa

Martina Huber

Lust & Leidenschaft 27

Kurzgeschichten - Sexgeschichten querbeet durch die verschiedensten Bevölkerungsschichten und Themen

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

1. Ihr Anblick verzauberte mich abermals

2. Nach eine kleinen Dusche ging ich dann zu meinem 2ten Stecher

3. Schliesslich konnte ich mich nicht mehr zurückhalten

4. Wir liesen uns auf den Sandstrand fallen und fingen gleich an zu fummeln

5. Vorsichtig schob er einen Finger langsam in sie

6. Relativ offen haben wurde sich dann darüber unterhalten

Impressum neobooks

1. Ihr Anblick verzauberte mich abermals

Ich war etwas im Stress an jenem Tag. Vielleicht auch mit ein Grund dafür, warum dieser Tag so und nicht anders verlaufen konnte.

Dass er allerdings so verlief, sollte mir erst Tage später mehr als recht gewesen sein. Quasi ein Einschlag der besonderen Art.

Es fing damit an, dass ich total vergessen hatte, mir einen neuen Anzug zu kaufen. Schlicht und ergreifend hatte sich über meinen Hüften ein kleines Feinkostgewölbe entwickelt. Nicht viel, aber genug, dass sämtliche Hosen nur passten, wenn ich die Luft anhielt. Murrend, und um meinen straffen Zeitplan im Hinterkopf wissend, setzte ich mich also in den Wagen und fuhr in die Nachbarstadt. Bei uns auf dem Dorf hatte der letzte Tante-Emma-Laden vor 8 Jahren zugemacht. Rein ins Parkhaus, den erstbesten Platz und raus aus dem Auto. Ich war vielleicht 12 Schritte gegangen, als es fürchterlich laut quietschte und kurz darauf ein dumpfer Aufschlag mit splitterndem Glas in den Weiten der Tiefgarage verhallte. Nur Momente später ging eine Alarmanlage los.

Ich drehte mich um. "Nein!", schrie ich auf und blieb sekundenlang in einer Art Schreckensstarre stehen. Ich wollte nicht glauben, was meine Augen mir von meiner Umwelt vermittelten. In den Kofferraum meines Cabrios hatte ein Smart versucht, einzuparken.

Erst dann sah ich, dass eine Person in dem Wägelchen langsam wieder zu sich kam. Ich eilte die paar Schritte zurück und bekam den nächsten Schlag. Eine Frau saß hinter dem Steuer. Und sie sah nicht nur mitgenommen aus. Die Aufprallwucht hatte den Airbag ausgelöst und sie war zum Glück sanft darin gelandet. Doch irgendein Teil im Wageninnern musste sich gelöst haben, zumindest blutete sie an Schläfe und Wange. Zwei ziemlich große Schnitte verunstalteten ihr Gesicht. Doch viel mehr konnte ich nicht erkennen. Ihre recht üppig braune Mähne verhüllte ihren Kopf fast vollständig. Nur die Wange und Schläfe konnte ich erkennen.

Vorsichtig öffnete ich die Tür. Wie gut, dass ich behutsam vorging. Sie musste sich wohl schon abgeschnallt haben, denn sie kippte mir einfach so entgegen.

Erste Neugierige versammelten sich.

"Glotzen Sie nicht so blöd!", pflaumte ich einen umherstehenden dicken Mann an, "rufen Sie besser einen Arzt. Oder glauben Sie, wir machen das hier zum Spaß?"

Eine Frau lief los. Der Typ war wohl dumm oder taub. Er blieb einfach stehen.

"Danke für Ihre Hilfe. Dann filmen Sie wenigstens, wenn Sie schon nicht helfen wollen", blubberte ich weiter und fragte dann in die umherstehende Runde: "Wer hat einen Verbandskasten griffbereit?"

Nun war der Dicke doch aufgewacht und holte seinen Verbandskasten. Wortlos reichte er ihn mir. Was zu tun war, wusste ich. Eine Frau kam mit einer Decke. Endlich mal jemand der mitdachte.

Nur wenig später kamen Polizei und Krankenwagen fast zeitgleich an. Die Sanitäter übernahmen die Verletzte und ich wurde von der Polizei befragt.

"Sie sind Herr?", wollte der eine Beamte wissen. "Huber, Hans-Christian Huber."

"Sie sind soweit unverletzt, Herr Huber?"

"Ja. Beim Einschlag war ich auf Höhe des roten Wagens dort."

Nun folgte die Prozedur der üblichen Fragen, und auch, ob ich Unfallbeteiligter bin.

"Ja. Das Cabrio gehört mir."

"Oh ha", entfuhr es dem Beamten, "der ist jetzt aber erheblich kürzer. Vorn und hinten."

"Und erst 10 Tage jung", ergänzte ich etwas bitter.

Plötzlich ging Alarm in der Tiefgarage los. Gelbe Blitzlichter und ein ohrenbetäubender Sirenenton unterbanden jegliche Unterhaltung. Dann war auszumachen, warum die Anlage ausgelöst wurde. Erst jetzt nahmen wir wahr, dass mein Auto inkontinent geworden war. Durch den starken Aufprall wurde mein Wagen gegen die Mauer gedrückt. Und im Motorraum musste eine Kraftstoffleitung was abbekommen haben. Die Sanis sahen zu, dass sie mit der Verletzten Land gewannen, auch die Polizei verfrachtete mich nun in den Streifenwagen und es ging im Eiltempo nach draußen.

Jetzt war Großalarm ausgelöst worden. Feuerwehr und Rettungswagen trafen im Minutentakt ein. Ebenso Polizei und Sicherheitspersonal des Tiefgaragenbetreibers. Das darüber liegende Einkaufszentrum wurde geräumt. Ein Funken da unten, und Sylvester würde dieses Jahr schon im Sommer geprobt werden.

Auf der Wache ging die Befragung weiter. Doch zum Hergang konnte ich beim besten Willen nichts sagen. Nur die Geräuschkulisse schilderte ich. Vom Ergebnis der Kaltverformung hatten die Beamten sich ja selbst ein Bild und auch Bilder gemacht.

"Und wie komme ich jetzt nach Hause?", wollte ich dann doch noch wissen.

"Ich denke, einen Leihwagen wird Ihr Händler für Sie haben. Wollen Sie anrufen?", bot mir Herr Adam, einer der Polizisten, an.

Ich telefonierte und die Polizei fuhr mich freundlicherweise sogar auch noch bis vor die Tür. Als ich meinem Händler den Vorfall erzählte, sah er mich nur kopfschüttelnd und immer blasser werdend an.

"Die Dame muss aber mächtig flott unterwegs gewesen sein", war sein Resümee meiner Schilderung. "Wenn der Airbag auslöst und Ihr Wagen noch vorn an der Wand eins auf die Schnauze bekommen hat, dann war sie eigentlich schon im Tiefflug. Das ist kein Parkrempler mehr. Und nun?"

"Brauche ich einen Wagen. Und auch einen Anzug."

"Anzüge sind gerade aus", grinste er verschmitzt, "aber wir haben noch als Vorführwagen ein Cabrio hier. Das geben wir Ihnen für die nächsten zwei Tage erst einmal mit. Hoffentlich haben Sie nicht allzuviel Stress mit den Versicherungen", meinte er und drückte mir den Schlüssel für den Leihwagen in die Hand. "Denken Sie bitte dran, das hier ist ein Benziner und kein Diesel", wies er mich noch höflich darauf hin.

Ich dankte, unterschrieb das Formular und konnte gehen. In der Stadt war mittlerweile Großkampftag der behördlichen Einheiten. Mit dem Wagen kam ich nicht mal mehr bis zu einem Parkplatz. Alles war abgesperrt. Und das nur, weil mein Wagen nicht an sich halten konnte? Dann wollte ich nicht erleben, wenn da unten mal ein Auto in Brand geriet. An einen Anzug brauchte ich heute nicht mehr denken. Mein Termin war ja morgen auch erst um 11 Uhr, 9 Uhr 30 öffneten die Geschäfte. Dann eben morgen. Mich konnte heute nichts mehr erschüttern.

Die Tage gingen vorüber. Ich bekam einen Anzug, der Termin verlief gut, die junge Frau war wieder zu Hause und mein Wagen als Ersatzteilspender bei meinem Händler. Es war nichts zu retten an diesem Auto. Verzogen und damit final fertig. Das tat schon weh. Doch die Bestellung für ein identisches Neufahrzeug hatte ich schon unterschrieben. Acht Wochen sollte es dauern.

Die gegnerische Versicherung trat für den Schaden ein und zahlte auch den Leihwagen. Zwar kein Cabrio, aber ich war mobil. Das war wichtig.

Knapp zwei Wochen waren vergangen, es war Freitag und Pfingsten stand vor der Tür. Ein langes Wochenende also. Die Wetteraussichten hätten besser nicht sein können. Sonne satt und um 25 Grad, versprach der Wetterdienst. Eine gute Gelegenheit, an die See zu fahren. Und ich wohnte ja auch nur ein paar Kilometer davon entfernt. Die kurze Strecke war mit dem Fahrrad kein Problem. Ich konnte die Feldwege nehmen und so den Wahnsinnigen aus dem Weg gehen, die mit den Wagen am liebsten noch auf den Strand fahren würden, weil sie zu faul sind, ein paar Hundert Meter zu laufen.

Das Telefon klingelte. Es konnte nur Horst sein. Er war mit mir aus der Clique zusammen übrig geblieben, die noch nicht verheiratet waren oder eine Freundin hatten. Ich hatte mich auch noch nicht sonderlich intensiv bemüht. Es gab zwar eine Menge Angenehmes für die Netzhaut in meiner mittelbaren und auch unmittelbaren Umgebung. Aber eine, die mir nicht nur gefiel, sondern auch noch etwas im hübschen Kopf hatte, war leider nicht dabei. Bisher nicht. "Moin Horst", sagte ich einfach, ohne mich zu melden.

"Oh. Verzeihung. Ich habe mich wohl verwählt", sprach eine erschrockene Frauenstimme aus dem Hörer.

"Äh, nee, ja, weiß ich nicht", stammelte ich verwirrt. "Hier ist Huber."

"Scheibner. Carolin Scheibner", kam es nur sehr verhalten bei mir an.

"Ach so", fiel es mir wieder ein. "Sie hatten den bedauerlichen Unfall."

"Ja. Ich bin die, die Ihren Wagen vom Frauenparkplatz drängen wollte", hörte ich sie schmunzelnd sagen.

"Was kann ich denn für sie tun?", wollte ich dann aber doch wissen.

 

"Ich wollte mich bei Ihnen melden und mich entschuldigen."

"Mir ist nichts passiert, im Gegensatz zu Ihnen. Wie geht es Ihrer Schläfe und Wange?"

"Na ja. Gut ist übertrieben. Schön auch. Es werden wohl zwei Narben bleiben." Sie klang nicht besonders glücklich.

"Das ist nicht schön", sagte ich mitfühlend. Sie tat mir wirklich leid. Der Stimme nach war sie höchstens Mitte 20.

"Passiert ist passiert. Da kann ich nun auch nichts mehr dran ändern. Aber der Autohersteller will mir wenigstens eine Entschädigung zahlen."

Ich stutzte. "Wieso das?"

"Ach, das ist eine lange Geschichte. Die will ich Ihnen ersparen. Fakt ist aber, dass der Wagen einen technischen Defekt hatte und plötzlich Vollgas gab. Ihr Wagen war meine Rettung. Sonst wäre ich frontal gegen die Wand gefahren." Sie klang ganz erregt, als sie mir das erzählte.

"Ach du Scheiße", rutschte mir raus. "Ich meine, das ist ja schrecklich. Wer hat das denn festgestellt?"

"Irgendeiner von der Versicherung. Die haben den Wagen untersucht und das ist dabei rausgekommen."

"Da haben Sie ja Glück im Unglück gehabt", stellte ich mehr sachlich fest.

"Ja. Trotzdem ist es eine Lauferei ohne Ende. Jeder hat einen Fragebogen, den ich ausfüllen muss. Bisher habe ich jeden Abend wenigstens zwei Stunden nur dafür aufgebracht." Sie hörte sich wirklich genervt an. "Aber ich wollte Sie noch etwas anders fragen", und ihre Stimme bekam einen leicht unsicheren Klang. "Ich würde Sie gern zum Essen einladen. Sie haben ja Erste Hilfe bei mir geleistet. Und dafür möchte ich mit einem Essen revanchieren."

Mir fehlten einen Moment die Worte. "Äh", stammelte ich schon wieder, "ähm, das ist für mich eine Selbstverständlichkeit, zu helfen. Das ist nicht nötig." Ich spürte leichte Nervosität in mir aufsteigen.

"Ich möchte es aber", gab sie mir etwas druckvoller zu verstehen. "Außerdem liegt ein langes Wochenende vor uns."

Vor uns? Hatte sie das gesagt? "Äh, ja, äh, ich meine, was, äh, wo?" Wie blöd war ich denn?

"Ich dachte an den 'Fördeblick'", ließ sie mich ungeachtet meiner unbeholfenen Stotterei wissen.

"Aha", kam ich langsam wieder zu mir, "und wann dachten Sie?"

"Ich weiß ja nicht, wann Sie Zeit haben. Wann Ihre Familie Ihnen dafür Zeit lässt", sagte sie etwas verlegen, fast schon schüchtern.

"Ich hab sowas nicht", und als ich die Worte ausgesprochen hatte, wollte ich, dass sie einfach nur noch auflegt. So bescheuert kann auch nur ich antworten.

"Um so besser", klang sie erfreut. "Ich bin auch solo. Also, Sie machen einen Vorschlag. Ich richte mich danach."

Peng! Jetzt war ich im Zugzwang. "Ja, äh, meinetwegen heute."

"Gut. Ich kann in einer Stunde da sein. Wie sieht es bei Ihnen aus?"

"Ja, auch so. Müsste ich hinkriegen.", natürlich werde ich in einer Stunde da sein. Ich war so ein Esel. Wenn die Balz eröffnet war, ging bei mir nichts mehr. Vor ein paar Jahren musste ich noch nicht mal groß was sagen und die Mädels folgten mir willenlos ins Bett. War ich alt? Oder aus der Übung? "Ich bin in einer Stunde da."

"Wie erkenne ich Sie? Ich meine, Sie kennen ja mein Äußeres etwas." Sie klang wieder etwas schüchtern.

"Ich bin etwa 1,85 groß, blond, Kurzhaarlocken und trage eine Brille."

"Ich freue mich. Bis in einer Stunde."

Sie hatte einfach aufgelegt. Ich stand noch mit dem tutenden Hörer in der Hand da und wollte nicht glauben, was da eben passiert war. Mit so einem, wie mir, geht man doch nicht freiwillig aus. Die Nummer am Telefon war ja schon mehr als peinlich. Wie sollte das denn in einer Stunde werden? Anstatt aber mich über meine eigene Unfähigkeit aufzuregen, legte ich auch auf und ging zum Kleiderschrank. Im Anzug würde ich da garantiert nicht auflaufen. Leichte helle Baumwollhose, passend ein Kurzarmhemd und Pullover, nur für den Fall. Socken und meine Leinenschuhe. Jetzt war aber erst mal Duschen angesagt. Ich hatte den ganzen Tag im Anzug verbracht und mir in der Schulung den Mund fransig geredet. So blöde Hühner hatte ich schon lange nicht mehr auf einem Haufen. Nicht hässlich, aber leider nur so schlau wie drei Scheiben Toast. Na ja, für Geld tut man viel. Auch sowas.

Während ich mich abtrocknete, überlegte ich mit dem Rad zu fahren. Wenigstens das Gewissen beruhigen, etwas gegen meine Pfunde zu tun. Doch dann kam mir der Platten in den Sinn und auch das defekte Licht. Die Entscheidung wurde mir also abgenommen. Fix und fertig angezogen betrachtete ich das Gegenüber im Spiegel.

Mit dem Wagen brauchte ich nur knapp 10 Minuten. Zeit genug, um noch wenigstens irgendwo ein paar Blumen aufzutreiben. Wenn ich schon am Telefon mehr als bescheuert war, so konnte ich damit auf jeden Fall Boden gut machen. Das zog schon immer. Wahrscheinlich genetisch bedingt sogar. Klaus konnte ich auch jetzt noch rausklingeln. Bei uns im Dorf kannte jeder jeden. Und mit Klaus war ich schon in der Grundschule in einer Klasse. Er hatte nach der mittleren Reife aufgehört und bei seinen Eltern im Blumenladen gelernt. Seit ein paar Jahren führte er erfolgreich den Laden weiter, hatte ihn sogar zur Gärtnerei ausgebaut.

Bewaffnet mit der Entwaffnung einer Frau, trat ich den Weg an. Gelbe Rosen und eine blaue Lupine hatte mir Klaus nett zusammengestellt. Zeitig war ich da. Doch sie saß schon an einem der Tische und überwachte die Tür.

Ich trat ein und sie stand auf.

Mir rutschte das Herz nicht nur in die Hose. Irgendwo zwischen Knien und Zehen blieb es erst hängen. Was da auf mich zukam! Das war auf jeden Fall mehr als nur waffenscheinpflichtig.

Ungefähr 1,70 groß, sehr schlank und doch auch fraulich. Die Mähne hatte sie zu einem groben Pferdeschwanz gebunden. Trotz der Tapes in ihrem Gesicht strahlte mich eine natürliche Fröhlichkeit an, der ich schon in dem Moment verfallen war. Geschmeidig kam sie auf mich zu. Ein schwarzes schulterfreies Petticoatkleid mit weißen Pünktchen reichte ihr gerade bis über das Knie. Schwarze Pumps zierten ihre Füße. Funkelnd glänzend schmiegte sich ein feingliedriges Silberkettchen um ihren schlanken Hals. Kleine Ohrstecker machten auch auf sich aufmerksam.

Ich war wie benommen.

Sie stand vor mir. Ihr dezent aufgetragenes Parfum umschwebte meine Sinne. Ich vergaß meine Erziehung. Ich sah nur noch sie. "Für Dich", hauchte ich leise und überreichte ihr den kleinen Strauß. Sie zog mich magisch an. Flüchtig gab ich ihr einen angedeuteten Kuss auf die geschundene Wange.

Carolins Wangen wurden rot. Sie schaute verlegen zur Seite. "Danke", flüsterte sie und sah mich wieder an.

Ich spürte ihre Finger nach meiner Hand tasten. Sie hatte sie erreicht und ließ mich wortlos wissen, ihr zu folgen. Galant begleitete ich sie zu ihrem Platz, um mich anschließend ihr gegenüber auf den Stuhl zu setzen.

Alle meine Gedanken, die ich mir zurechtgelegt hatte, waren verschwunden. Eine kleine Weile führten wir ein wortloses Gespräch. Und ich genoss es, sie nur zu betrachten und ihre Augen zu beobachten. Braune wache und doch sehr viel Ruhe ausstrahlende Augen.

"Was darf ich Ihnen zu Trinken bringen?", riss mich eine Bedienung aus unserem Gespräch und reichte uns je eine Speisenkarte.

Ich musste mich erst sortieren. "Ein Wasser und ein Apfelsaft, bitte." Carolin hatte schon eine Weißweinschorle vor sich stehen. Nur schwerlich konnte ich mich von ihr losreißen, um die Karte zu studieren. "Warst Du schon mal hier?", wollte ich von ihr wissen und erschrak dann doch über meine Unbekümmertheit.

Doch sie schien es nicht zu stören. "Heilbutt kann ich Dir empfehlen. Dorsch auch. Den Aal lass besser weg. Fleisch geht hier gar nicht."

Mich traf ein Augenaufschlag, dem ich nicht zu entfliehen vermochte. "Was nimmst Du?", hörte ich mich fragen.

Ich kann heute nicht mehr sagen, über was wir uns alles unterhalten hatten. Ich weiß nur, dass eine nie zuvor gespürte Vertrautheit zwischen uns war. Als würden wir uns seit Jahren kennen. Sie hatte gezahlt und irgendwann standen wir vor dem Lokal.

Die Sonne war noch eben über den Dächern auszumachen, ein laues Lüftchen kam vom Land und kräuselte das Wasser auf der Förde. "Gehen wir noch ein Stück?", fragend sah ich sie an.

Carolin nickte stumm und wir schlugen den Weg in Richtung der offenen See ein. Eine Zeit gingen wir still und den anderen genießend nebeneinander her. Doch plötzlich blieb sie stehen. Ich sah sie erwartend an.

"Treffen wir uns wieder?", kam es sehr leise bei mir an. Ihre Wangen glühten.

Sie nur treffen? Sie nur sehen? "Sehr gerne", nickte ich. "Morgen?"

"Ja", flüsterte sie. "Morgen."

Wir gingen weiter. Schweigend. Obwohl wir sicherlich von uns eine Menge zu erzählen hätten. Doch es schien zwischen uns keine Eile zu geben, sich dem andern mitzuteilen. Ich fühlte mich mit einem Male der Natur sehr nahe. Ich spürte den leisen Wind, hörte die Möven kreischen, die kleinen Wellen am Ufer plätschern. Und ich hatte das innere Bedürfnis, sie zu berühren. Zaghaft streifte meine Hand die ihre. Wie von selbst verschmolzen unsere Finger zu einem Ganzen. Ich blieb stehen und drehte sie sanft zu mir. "Was ist das?", fragte ich sie leise. Ich war völlig durcheinander.

"Weiß ich auch nicht."

Ich sah ihren Blick, versuchte ihn zu deuten. Ich kam nicht mehr dagegen an. Sanft schloss ich sie in meine Arme und küsste vorsichtig ihre Wange. Ich spürte an meinen Lippen die frische Narbe. Ich tastete mich zu ihrer Schläfe vor und hauchte eine Liebkosung auch auf diese Stelle. "Was auch immer es ist. Es ist sehr schön, wenn Du bei mir bist", flüsterte ich.

Carolin nahm ihren Kopf etwas zurück und sah mir in die Augen. "Doch. Ich weiß, was es ist", ließ sie mich sanft wissen, "und ich weiß, dass ich es nicht mehr loslassen will." Sie zog mich behutsam zu sich und gab mir einen weichen, sehr sinnlichen Kuss. "Lass uns umdrehen. Morgen treffen wir uns wieder."

Ich hatte sie zu ihrem Wagen begleitet. Immer wieder hielten wir kurz auf dem Weg dorthin an und tauschten zärtliche Küsse aus. Der siebente Himmel konnte nicht annähernd so schön sein, wie das, was ich erleben durfte.

"Chris", hielt sie mich ein letztes Mal zurück, bevor sie einstieg und ich zu meinem Auto ging, "ich freue mich auf morgen. Danke, für diesen wundervollen Abend."

Ein letztes Mal küssten wir uns, dann fuhr sie fort.

Ich stand noch eine kleine Weile da und ließ diesen Abend vor meinem geistigen Auge nochmals vorüberziehen. Ihre Worte wurden mir wieder gewahr. 'Ich weiß, was es ist', hatte sie gesagt. Natürlich, ich spürte auch die flatternden Schmetterlinge in meinem Bauch. Aber ich war 31 Jahre, sie 24. Konnte oder durfte ich noch dieses Verliebtsein in dem Alter zulassen? War es nicht eher so, dass ich vielleicht nur in ein Abenteuer schlidderte und nach Pfingsten alles vorbei war? Weil der Alltag uns einholte? Doch ich verdrängte diese Fragen einfach. Dieses wunderbare Gefühl in mir wollte ich nicht zerstören. Ich wollte es genießen.

Der Weg nach Hause war nur schemenhaft an mir vorübergezogen. Ich spürte eine Leichtigkeit in mir. Es war einfach nur schön. Als würde ich schweben.

In meiner Wohnung angekommen, öffnete ich eine Flasche Wein. Einen zwar einfachen, aber dennoch sehr schmackhaften Weißwein. Roter Rebensaft lag mir nicht so sehr. Die Fenster riss ich weit auf. Der frühe Sommer spülte Düfte in meine Wohnung, die ich jetzt einfach nur genießen wollte.

Wie spät es war, als ich ins Bett ging, weiß ich nicht mehr. Ich erinnere mich nur, dass ich tief und fest geschlafen habe. Ob schöne Träume mir den Schlaf versüßten? Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass mich um acht Uhr der Wecker aus der Nachtruhe holte. Kaum, dass ich die Augen aufgeschlagen hatte, war wieder dieses Kribbeln in meinem Bauch. Nur noch zwei Stunden, dann würde ich sie wiedersehen.

Mein Morgenprogramm lief automatisch ab. Während ich duschte, lief der Kaffee durch. Zusätzlich gönnte ich mir heute auch ein Frühstücksei. Eigentlich gab es das bei mir nur sonntags, doch für mich war heute Sonntag.

Sehr zeitig fuhr ich los. Wir waren bei ihr vor der Tür verabredet. Ich konnte es nicht mehr erwarten, sie endlich in meine Arme zu schließen und ihre weichen Lippen zu spüren. Einen Parkplatz fand ich zum Glück vor dem Haus und wartete fast ungeduldig, bis sie endlich aus der Tür kommen würde.

Allein der Anblick, wenn sie mit diesem sanften Wiegen in den Hüften meine Gefühle in Wallung brachte, allein das war es schon wert, hier auf sie zu warten.

Sie trat aus der Tür.

Ich war mir nicht sicher, aber wenn mir der Mund offen stand, so wäre es verzeihlich gewesen.

Sie trug die Haare offen. Die Sonne verlieh ihnen einen leicht rötlichen Schimmer. Eine wallende Pracht rahmte ihr Gesicht ein, floss in schlichter Eleganz über die Schultern. Verdeckte und provozierte doch den Blick auf das, was bei ihr nicht üppig, aber dennoch sehr gut proportioniert war. Im Dekolleté blitzte eine goldene Kette auf. Sie trug wieder ein Kleid. Hellblau und marmoriert in vielen weiteren Blautönen. Ein weißes Täschchen lässig über die Schulter gehängt. Flache, farblich passende Schuhe an ihren Füßen.

 

Weich schwingenden Ganges kam sie auf mich zu.

Sprach eine Elfe zu mir? "Hallo Chris", und ich wurde liebevoll umarmt. Sinnliche Lippen verzehrten sich danach, begrüßt zu werden.

Ich umfasste ihre Taille und zog sie zu einem innigen Kuss dicht heran. Weich und sinnlich. Sowohl ihr Körper als auch ihre Lippen. Mir war, als wähnte ich mich nur in einem Traum.

Irgendwann saßen wir im Wagen. Mit unbestimmtem Ziel fuhren wir einfach los.

"Halt an", meinte sie nach einer Weile. Wir hatten uns kaum unterhalten. Es reichte uns, dass wir beieinander waren. "Hier können wir unbeschwert am Strand entlang laufen."

Unser Auto war das Einzige, das auf dem kleinen Parkplatz stand. Weit und breit nicht mal ein Fahrrad. Ein Ort, an dem wir nur mit uns und der Natur sein sollten. Wir ließen die Schuhe im Wagen. Auch ihre kleine Tasche legte sie mit in den Kofferraum. "Stört nur", lächelt sie.

Kaum dass wir die Dünen erreicht hatten, verschmolzen wieder unsere Hände. Wenige Augenblicke später sahen wir die See. Der Strand menschenleer, auf der Ostsee vereinzelte Segelboote. Leise rauschten die flachen Wellen auf den Sand. Wir liefen durch das noch recht kühle Nass. Doch so richtig nahmen wir es nicht als kalt wahr. Unsere innere Glut schürte sich langsam zu einem Feuer.

Warum sprachen wir so wenig? Würde uns wirklich die Zeit gegönnt sein, dass wir noch genug davon hatten, miteinander zu reden? Es verunsicherte mich nicht. Es erstaunte mich nur.

Sie haben die kostenlose Leseprobe beendet. Möchten Sie mehr lesen?