Matti, mein Montags-Hund

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Matti, mein Montags-Hund
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Inhalt

Impressum 3

Vorwort 4

1. Kapitel 5

2. Kapitel 7

3. Kapitel 10

4. Kapitel 12

5. Kapitel 15

6. Kapitel 18

7. Kapitel 20

8. Kapitel 23

9. Kapitel 26

10. Kapitel 32

11. Kapitel 36

12. Kapitel 38

13. Kapitel 44

14. Kapitel 45

15. Kapitel 51

16. Kapitel 56

17. Kapitel 60

18. Kapitel 64

19. Kapitel 66

20. Kapitel 69

21. Kapitel 72

22. Kapitel 74

23. Kapitel 78

24. Kapitel 81

Ende 86

25. Kapitel 88

26. Kapitel 94

27. Kapitel 97

A little advice 99

Ein kleiner Lacher zum Abschluss 100

Danksagungen 101

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2022 novum publishing

ISBN Printausgabe: 978-3-99131-009-9

ISBN e-book: 978-3-99131-010-5

Lektorat: E.A. Leidinger

Umschlagfoto: Skef1964 | Dreamstime.com; Maike Fuhrmann

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

www.novumverlag.com

Vorwort

Ohne ganz viele großartige Menschen, wie z. B. meinem Lebensgefährten, meiner Familie, Freunden und Bekannten und vor allem meinem Chef, hätte ich dieses Buch nicht schreiben können.

Ich möchte mich bei all diesen großartigen Menschen bedanken und noch mal gesondert erwähnen, dass wir den Hund nicht hätten und ich somit auch nicht dieses Buch hätte schreiben können, wenn ich nicht den geduldigsten und verständnisvollsten Chef der Welt hätte.

Abschließend sei zu erwähnen, dass ich aus Gründen der Privatsphäre und des Datenschutzes fast alle (menschlichen) Namen geändert habe.

Und jetzt geht es los!

1. Kapitel

Teddy, ein ca. kniehoher, superflauschiger Mischlingsrüde, war bereits Teil meiner Familie, bevor ich geboren war. Als ich schließlich das Licht der Welt erblickte und mit meiner Mutter im Krankenhaus lag, begannen meine Eltern, ihn an meinen Geruch zu gewöhnen, indem sie ihm die von mir getragenen Strampler in sein Körbchen legten. Als ich mit Mama nach Hause kam, war Teddy sofort klar, dass ich volles Rohr dazugehöre. So begann eine tolle Zeit.

Teddy erklärte sich selbstverständlich zu meinem persönlichen Bodyguard und jeder und jede, der oder die an den Kinderwagen wollte, musste erst ihn streicheln. Klar, auf der einen Seite, damit er abchecken konnte, was das für ein Mensch war und auf der anderen Seite, weil natürlich jeder Hund gerne gestreichelt wird. So ein schlauer Hund!

Teddy und ich hatten viele tolle Jahre zusammen. Er brachte mir das Laufen bei. Das ist kein Witz! Ich robbte zu ihm hin, hielt mich an seinem Fell fest, er stand langsam mit mir zusammen auf und so tapsten wir durch die Wohnung. Auch sonst hat Teddy alles mit mir gemacht. Ich muss gestehen, dass es für ihn nicht immer super war. Da kleine Kinder noch nicht ganz so einfühlsam sind bzw. noch nicht alles verstehen, kam es eben auch vor, dass ich ihn am Schwanz gezogen oder mit der Leine an den Tisch gekettet habe. Aber all diese auch nicht so schlauen Ideen hat er mit einer Engelsgeduld über sich ergehen lassen. Auch als mein kleiner Bruder kam, hat Teddy alles mit uns zusammen gemacht und war der perfekte Freund.

Als ich zwölf und Teddy schon stolze 16 Jahre alt war, war es Zeit, sich von ihm zu verabschieden. Er war ein unglaublich toller Hund und ich erinnere mich sehr gerne an diese Zeit zurück. Eins war auf jeden Fall klar: Ich will wieder einen Hund!

2. Kapitel

Wie schon erwähnt, war mir früh klar, dass ich irgendwann wieder einen Hund haben wollte. Da meine Eltern irgendwann getrennte Wege gingen und mein Bruder und ich bei unserem Vater blieben, gestaltete sich die Anschaffung eines neuen Hundes schwieriger, als ich dachte. Nicht zuletzt, weil mein Vater immer wieder davon sprach, dass am Ende alles an ihm hängen bleiben würde. Ich hatte keine Ahnung, wovon er redete. Im Nachhinein muss ich ihm Recht geben. Klar wollte ich gerne einen Hund und ich wollte mich natürlich auch um ihn kümmern, aber in den Teenagerjahren hat man ja doch ziemlich viel um die Ohren. Damals fand ich es natürlich doof, dass mein Vater „nein“ sagte, keine Frage.

So gingen einige Jahre ins Land. Ich habe meinen Schulabschluss und eine Ausbildung gemacht. Nach Beendigung meiner Ausbildung bin ich aus der Stadt Schleswig in die große, weite Welt nach Hamburg gezogen. Wahnsinn, was für eine Stadt! Hier habe ich einige Jahre gearbeitet und hatte immer genug zu tun, da ich mich später noch entschieden habe, neben der Arbeit ein Fernstudium zu machen. Das hat ordentlich Zeit und Energie gekostet, aber ich bin sehr glücklich mit dieser Entscheidung.

Jetzt, mit Anfang 30, wohnen mein Freund Julian und ich auf St. Pauli. Geil! Wenn man, wie wir, schon länger zusammen ist, scheint Anfang 30 irgendwie die Zeit zu sein, in der man öfter gefragt wird: „Na, wie sieht es denn mit Kindern aus?“ Dazu haben wir eine ganz klare Einstellung: „Nein, danke!“ Versteht mich nicht falsch, wir mögen Kinder. Mein Freund ist sogar Erzieher und ich bin mir ziemlich sicher, dass das eine der Grundvoraussetzungen für diesen Beruf ist. Wie sagt er immer so schön: „Kinder habe ich auf der Arbeit genug.“ Es ist einfach so, dass wir (zumindest aktuell) nicht das Bedürfnis nach eigenen Kindern haben. Da spielen viele Aspekte eine Rolle.

Es sei noch gesagt, dass mein Freund im Autismus-Spektrum ist. Ich kann es förmlich hören: „Was? Und dann arbeitet er mit Kindern? Wie geht denn das?!“

Ganz einfach: Kinder sind nicht sein Problem, sondern Erwachsene. Kleinstkinder sind ehrlich und direkt. Sie kennen noch keinen Sarkasmus oder Doppeldeutigkeit und genau das sorgt dafür, dass er ein ganz wunderbarer Erzieher ist. Aber zurück zum Thema.

Da ein Kind für uns keine Option war, fiel mir wieder ein, dass ich schon lange den Wunsch nach einem eigenen Hund hatte, der zwar etwas in den Hintergrund gerückt, aber nie verschwunden war. Natürlich ist ein Hund eine große Verantwortung und nichts, was man sich so nebenbei holt. Dazu kam, dass ich, als der Gedanke wieder sehr präsent war, einen Job hatte, wo Hunde nicht erlaubt waren. Ich wollte mir aber keinen Hund holen, um ihn acht Stunden oder länger zu Hause zu lassen. Es kam dann, wie es sein sollte. Ich hatte mich entschieden, meinen aktuellen Job zu kündigen. Nein, nicht wegen der Sache mit dem Hund, sondern weil ich dort einfach nicht glücklich war. Also machte ich mich auf die Suche nach einem neuen Job und traf auf meinen jetzigen Chef Tobias und meine Kollegin Charlotte. Jackpot, Leute! Das Vorstellungsgespräch lief super und Ende Oktober 2019 unterschrieb ich den Arbeitsvertrag für meinen Neustart ab 2020.

Im November 2019 fand die Weihnachtsfeier statt, an der ich auch schon teilnehmen durfte, und wir hatten einen grandiosen und sehr einschneidenden Abend. Einschneidend deswegen, weil in dem Restaurant, in dem wir waren, ein Hund rumlief und ich fragte meinen zukünftigen Chef, wie er denn zu Hunden stehe. Er erzählte mit einem Lächeln im Gesicht, dass er Hunde super fände und auch einen Bürohund kenne, der für eine großartige Atmosphäre sorge.

 

Das, liebe Leute, war mein Zeichen. Ich fragte, ob er sich denn selbst vorstellen könne, einen Bürohund zu haben, da ich schon sehr lange mit dem Gedanken spielen würde, einen Vierbeiner zu uns nach Hause zu holen, diesen aber nicht alleine zu Hause lassen möchte. Hier muss ich gestehen: Unter normalen Umständen hätte ich Tobias das nicht an unserem ersten gemeinsamen Abend gefragt und vor allem nicht, wenn ich noch nicht mal wirklich für ihn gearbeitet habe, aber wir hatten jede Menge Spaß und jede Menge Wein. Seine Antwort: „Ja klar, nehmen Sie den Hund gerne mit ins Büro.“ Halleluja! Wie habe ich mich gefreut. Das war einer der besten Abende, die ich jemals hatte.

3. Kapitel

Nun hatte ich das Go von meinem Chef und war natürlich Feuer und Flamme. Da das Thema Hund nun ernste Züge annahm, machte sich Julian bemerkbar und äußerte seine Bedenken, da so ein Hund ja viel Arbeit sei und Zeit und Geld koste. Dass er selber mit einem Hund aufgewachsen war, den er sehr geliebt hatte, änderte seine Meinung nicht.

Im Nachhinein darf ich sagen, dass er immer wusste, dass ich irgendwann einen Hund haben wollen würde. Er hatte aber insgeheim gehofft, dass ich das Thema vergessen würde. Ich dachte, ich höre nicht richtig! Wie sollte man einen so großen Wunsch einfach vergessen?

Jetzt hatte ich gerade erst Zuspruch von Tobias, meinem Chef, geerntet, und musste nun auch meinen Freund überzeugen. Das war nicht einfach. Ich weiß nicht, ob ihr es wisst, aber bei Menschen im Autismus-Spektrum kommt ihr mit Gefühlsduselei meistens nicht weit. Also musste ich versuchen, ihm das auf seine Weise zu erklären: ganz sachlich. Das fiel mir sehr schwer, da ich ein äußerst emotionaler Mensch bin und mich bei dem Gedanken an einen Hund kaum zusammenreißen konnte, aber was tut man nicht alles, wenn man seinen Partner liebt und trotzdem seinen Willen durchsetzen möchte.

Also habe ich ihm eine Pro- und Contra-Liste erstellt, auf der ganz oben stand, dass natürlich ich für alle Kosten aufkommen würde und der Hund rein rechtlich auch mir gehören würde. Wer will schon einen schmutzigen Sorgerechtsstreit riskieren?

Natürlich stand auf dieser Liste auch, dass Hunde eine positive Auswirkung auf Menschen im Autismus-Spektrum haben. Durch ihre Feinfühligkeit gehen sie ganz anders mit dem jeweiligen Menschen um und können sich super auf diesen einstellen. Ihr seht also, ich wollte das wirklich.

Zeitgleich habe ich bei unserem Vermieter angefragt, ob wir überhaupt einen Hund halten durften. Hätte dieser „Nein“ gesagt, wäre das vorrangige Thema erst mal ein Umzug gewesen. Wir haben aber die Zusage erhalten.

Um Julian zu zeigen, wie unglaublich bereichernd ein Hund ist, habe ich ihm zuerst vorgeschlagen, dass wir ja Hundesitting anbieten könnten, damit er sich das mal genauer angucken und sich besser darauf einstellen konnte. Gesagt, getan.

Wir haben also in einer App, die man auf seinen jeweiligen Stadtteil eingrenzen kann, unsere Hilfe angeboten und bekamen sehr schnell eine Rückmeldung.

Kara, eine kleine zweijährige Hündin mit einem angeborenen Hüftproblem, weswegen sie nicht mit anderen Hunden spielen oder lange Spaziergänge machen durfte, wollte ihr menschliches Rudel vergrößern. Zeitgleich freute sich die Halterin, Lene, wenn sie mal ein bis zwei Abende in der Woche in Ruhe arbeiten oder Freunde treffen konnte. So kam es, dass wir uns bei uns zu Hause verabredeten, um uns besser kennenzulernen. Sowohl Julian als auch ich verliebten uns direkt in dieses kleine, unschuldige Gesicht. Kara war zwar klein und hatte Hüftprobleme, aber auch jede Menge Energie, sodass wir direkt darüber informiert wurden, dass man sie immer mal wieder bremsen müsste. Ich muss sagen, für den ersten Kontakt und als Einstieg für den ursprünglich skeptischen Julian war diese Hündin eine mutige Entscheidung, da sie ja nicht ganz einfach war. Egal, wir machten das und es war ein riesiger Spaß.

Nebenbei bin ich auf den Internetseiten von Tierheimen und Tierschutzorganisationen gesurft, nachdem bald der eigene Hund kommen sollte. Mit Kara hatte ich es auch geschafft, Julian endlich in die richtige Richtung zu lenken.

Eine Forderung hatte er allerdings: Ich sollte den zukünftigen Hund nicht vermenschlichen. Natürlich sicherte ich ihm das zu und wusste, dass ich ihn gerade so dermaßen angelogen hatte, dass es schon fast unangenehm war.

4. Kapitel

Folgende Kriterien sollte mein bzw. unser Hund erfüllen: Es sollte ein Rüde sein, kein Welpe, aber auch nicht unbedingt ein Senior, ein Mischling und nicht größer als 40 Zentimeter Schulterhöhe, auch nicht wirklich kleiner, also praktisch genau 40 Zentimeter. Ich vermute, dass es wegen Teddy ein Rüde sein sollte, denn anders kann ich mir dieses Kriterium nicht wirklich erklären. Obwohl doch: eine Zicke im Haushalt reicht. Ein Welpe kam für uns nicht infrage, da wir im dritten Obergeschoss wohnten und sich das mit der Stubenreinheit etwas schwierig gestalten würde. Ein Mischling sollte es sein, weil ich schon mehrfach gehört hatte, dass die härter im Nehmen sind und anders als Züchtungen keine rassespezifischen Krankheiten bekommen. Die Schulterhöhe von 40 Zentimeter war dem einfachen Grund geschuldet, dass wir, wie gesagt, im dritten Obergeschoss in einer Mietwohnung wohnten. Da würde ein Wolfshund eher weniger reinpassen, aber ich wollte auch keine Fußhupe.

Wo findet man so einen Hund? Eigentlich überall. Es gab so viele Hunde in Tierheimen und Tierschutzorganisationen und einer war süßer als der andere, was die Entscheidung wirklich nicht leicht machte. Während meiner Recherche fand ich raus, dass man auch nicht jedem und jeder, der oder die einen Hund anbietet, trauen kann oder sollte, weil es dann doch einige schwarze Schafe gibt.

Als Kara eines Abends von Lene abgeholt wurde, haben wir uns ein wenig unterhalten und ich habe ihr von meinem „Problem“ erzählt. Sie fragte mich, ob es ein Welpe sein müsse oder ob der Hund auch schon ausgewachsen sein dürfe. Wenn ihr euch an meine Kriterien erinnert, habe ich ihr gesagt, dass der Hund ausgewachsen, aber jetzt auch kein Senior sein sollte und so leitete sie mir die Kontaktdaten von Karlene weiter, die im Tierschutz unterwegs war.

Ich nahm Kontakt mit Karlene auf und wir stellten schnell fest, dass sie eine unglaublich tolle Frau war, die sich mit jeder Menge Herz in den Tierschutz einbrachte. Sie arbeitet u. a. mit einer Frau und einem Mann aus der Ukraine zusammen, die die Hunde dort etwa auf der Straße aufsammeln, aufpäppeln und sie dann vermitteln.

Karlene war eine ihrer Anlaufstellen. Wenn die Hunde gesund waren und alle ärztlichen Untersuchungen gemeistert hatten, kamen sie nach Hamburg, um von hier aus vermittelt zu werden.

Da Karlene selbst Hunde hatte, nahm sie nicht nur die Hunde aus der Ukraine und anderen Orten bei sich auf, sondern organisierte auch andere Pflegestellen, damit so viele Hunde wie möglich gerettet werden konnten. Traumhaft, oder? Ab da bekam sie von uns den liebevoll gemeinten Kosenamen „Pflegestellentante“. Dies hauptsächlich, weil Julian sich schlecht Namen merken kann. Bis jetzt weiß Karlene nicht, dass wir sie so nennen und sie wird es nur rausfinden, falls sie mein Buch liest. Überraschung, liebe Karlene!

Karlene und ich hatten einen Telefontermin für den 15.02.2020 vereinbart, um uns besser kennenzulernen. Sie schilderte mir viel von ihrer Arbeit und ich war begeistert. Danach erzählte ich ihr ein bisschen was über uns und wir waren sofort auf einer Wellenlänge. Als sie mich fragte, wie unser Hund sein solle, erzählte ich ihr von unseren Kriterien. Und wie es der Zufall wollte berichtete sie mir, dass sie Ende Februar 2020 einen Schwung neuer Hunde erwarte und sich darunter ein kleiner Rüde befinde, der genau unseren Kriterien entspreche: Matti.

Sie erzählte mir, dass Matti mit einem gebrochenen Bein auf der Straße gefunden worden sei und der Bruch, vermutlich durch das Anfahren eines Autos, so schlimm gewesen sei, dass er operiert werden musste. Er habe die OP erfolgreich überstanden und sei nun bereit, adoptiert zu werden.

Bei der OP wurde seine Knochendichte gemessen, weswegen mit großer Sicherheit gesagt werden konnte, dass er mittlerweile zwei Jahre alt war. Da die Operation stattfand, als er noch im Wachstum war, war das linke Bein nicht mehr mitgewachsen und ein paar Zentimeter kürzer als das rechte, was ein Humpeln zur Folge hatte. Doch er störte sich nicht weiter daran. Das konnte doch kein Zufall sein. Als Kind hatte ich mir auch das linke Bein gebrochen. Gut, ich hatte keine OP und ich humple nicht, aber es war auch das linke Bein. Wir hatten schon so viel gemeinsam.

Nach einem wirklich sehr langen, ausführlichen und tollen Gespräch hat Karlene mir eine Selbstauskunft geschickt, welche wir ausgefüllt und an sie zurückgeschickt haben. Der erste Schritt war getan.

Nach gründlicher Überprüfung, denn Karlene war es sehr wichtig, dass die Hunde nur in gute Hände kamen, bekamen wir die Information, dass wir gute Kandidaten für Matti seien und einem Kennenlernen nichts im Wege stehe. Karlene behält sich vor, den Hund doch nicht an die jeweiligen Personen zu vermitteln, wenn sie nach dem Eintreffen des Hundes merkt, dass dieser nicht in diese Familie passt und selbstverständlich lässt sie auch den Interessenten die Möglichkeit, sich um zu entscheiden. Schließlich hat niemand was davon, wenn Hund und Halter nicht zusammenpassen.

5. Kapitel

Jetzt gab es für mich kein Halten mehr. Ende Februar 2020 sollte Matti kommen und auch wenn Karlene sagte, dass ich entspannt bleiben und nicht sofort die Wohnung umdekorieren sollte (hahaha, guter Witz), gab es so viel zu organisieren und zu lernen. Vor allem die Suche nach einem neuen Namen.

Der Name sagte uns nicht so richtig zu, denn Matti wird nicht englisch ausgesprochen, sondern richtig schön deutsch. Karlene erzählte uns, dass der Name Matti aus dem Finnischen komme und „Gottes Geschenk“ bedeute.

Da wir beide nicht gläubig sind, zog dieses Argument bei uns null. Also wurde die nächste Liste erstellt, die Namensliste. Leute, ich kann euch sagen, das war ein Spaß. Unser Favorit war Helmut. Jedes Mal, wenn wir den Namen sagten, kamen wir aus dem Kichern nicht mehr raus. Irgendwann wurde ich dann wieder ernst und sagte, dass er einfach nicht aussehe wie ein Helmut, es aber saulustig wäre, auf St. Pauli zu rufen: „Helmut, bei Fuß!“

Die Suche ging weiter. Ich spannte hierbei, und bei jedem anderen Schritt auch, meine liebe Kollegin Charlotte und natürlich auch Tobias mit ein. Ich glaube ja, dass ich den beiden ziemlich auf die Nerven gegangen bin und in der ganzen Zeit arbeitstechnisch nicht die größte Hilfe war. Aber ich glaube auch, dass sie es mir mittlerweile verziehen haben.

Hier mal ein paar Namen, die auf unserer Liste standen:

Theo, Kurt, Sam, Paul, Max, Rudi, Hank, Ben und viele, viele mehr. Aber keiner dieser Namen haute mich so richtig um. Ich begann schon Witze darüber zu machen, dass wir es am Ende garantiert bei Matti lassen würden und, was soll ich sagen, der Name des Buches spricht für sich.

Da wir mit dem Namen nicht richtig weiterkamen, legten wir das erst mal auf Eis, mit dem Argument, wenn wir ihn sähen, wüssten wir schon den richtigen Namen.

Nun musste die Wohnung umdekoriert werden. D. h. ich machte mich auf die Suche nach geeigneten Körbchen, Decken, Wassernäpfen und Spielzeug. Die Wohnung sah nach kurzer Zeit so aus, als würde hier schon ein Hund leben. Julian war etwas ratlos und vielleicht auch etwas verängstigt von meinem Wahn, weshalb er mir diesbezüglich voll und ganz das Feld überließ.

Am 28.02.2020 kam Matti in Hamburg an. Unser erster Besuch war für den 29.02.2020 geplant, damit er noch etwas Zeit zum Ankommen hatte. Vernünftig wie wir waren, na gut, eigentlich nur Julian, hatten wir vereinbart, dass wir uns Matti erst mal angucken und dann für ca. eine Woche regelmäßig zu Karlene fahren würden, um ihn besser kennenzulernen.

Als der Tag gekommen war, machten wir uns auf den Weg zu Karlene. Julian fuhr und ich drehte vor lauter Vorfreude durch. So weit, so gut.

Angekommen bei Karlene blickte uns neben den anderen geretteten Fellnasen ein kleiner, etwas unsicherer Matti mit seinen großen braunen Knopfaugen und seinem bräunlich-weißen Fell, sodass er fast aussah wie ein kleiner Fuchs, an, und ich war durch. Von mir aus hätten wir ihn einpacken und direkt wieder fahren können. Da Karlene da aber auch ein Wörtchen mitzureden hatte, machten wir erst mal alle zusammen einen Spaziergang. Karlene erzählte uns ein paar Dinge und sagte immer wieder: „Wenn wir ihn denn nehmen würden.“ Ich verstand das Wort „wenn“ überhaupt nicht. Nach einem langen Spaziergang im Wald fuhren wir alle zusammen in ein Tiergeschäft und kauften Leinen, noch mehr Körbchen und Decken, Futter, Zeckenzange und ich weiß nicht mehr, was alles. Unser Vorhaben, Matti noch eine Woche lang zu besuchen und uns langsam an unsere neue Rolle anzutasten, erledigte sich, als ich fragte, ob er denn jetzt mitdürfe. Da Karlene ihre Aufgabe sehr ernst nahm, wurden wir ohne Matti mit dem Satz nach Hause geschickt, dass wir noch eine Nacht drüber schlafen sollten. Als wir zu Hause ankamen, schrieb ich ihr direkt eine Nachricht und fragte, wann wir ihn denn morgen abholen könnten.

 
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