Was Mörder nicht wissen ...

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Was Mörder nicht wissen ...
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Inhaltsverzeichnis

Impressum 2

Vorwort 3

Widmung 4

Warnung 5

Zunahme schwerer Gewalttaten 6

Prolog - Jeder zweite Mord bleibt unentdeckt! 9

Was Mörder nicht wissen … (Moon, 1. Fall) 13

„Rich Man“ (Moon, 2. Fall) 47

Hinterhältiger Mörder (Moon, 3. Fall) 106

Tödlicher Glaube (Moon, 4. Fall) 134

Blut – Blutrot (Moon, 5. Fall) 173

Bullenpeitsche – Angstlust (Moon, 6. Fall) 200

Horror mit „Glöckchen“ (Moon, 7. Fall) 265

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2022 novum publishing

ISBN Printausgabe: 978-3-99131-089-1

ISBN e-book: 978-3-99131-090-7

Lektorat: Melanie Dutzler

Umschlagfoto: Aniram, Photowitch | Dreamstime.com

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

www.novumverlag.com

Vorwort

BAND 1

Sieben Kriminalfälle für Kommissar Norwin Moon

Krimi-Serie

An die Realität angelehnt.

Frei nach wahren Begebenheiten.

Kriminelles Verhalten kommt massenhaft

in allen sozialen Schichten vor.

Es sind reale Verbrechen, die verfremdet wurden.

Widmung

Dieses Buch ist meiner lieben Frau Thea Zander gewidmet. Dank ihrem großen Verständnis und ihrer Unterstützung hatte ich den Freiraum und konnte mich voll auf meine Ermittlungen und das Schreiben dieses Buches konzentrieren.

Warnung

Haftungsausschuss – Mordfälle können verstörend wirken

Dieses Buch beschreibt Gewaltszenen und Sexhandlungen. Es sind Passagen dargestellt, die für Kinder und Jugendliche nicht geeignet sind. Dies betrifft möglicherweise auch Erwachsene.

Bei diesem Werk handelt es sich um Kriminalromane. Die dargestellten Personen sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten oder eine Namensgleichheit mit real existierenden Menschen wären rein zufällig. Alle beschriebenen Handlungen sind zwar an die Realität angelehnt, beziehen sich aber nicht auf konkrete Begebenheiten. Auch hier wären alle Ähnlichkeiten rein zufällig.

Eine Haftung für Zuwiderhandlungen wird seitens des Autors, der Redaktion und des Verlags ausdrücklich ausgeschlossen.

Bei bestimmten Begriffen, die sich auf Personengruppen beziehen und für die nur die männliche Form gewählt wurde, ist dies nicht geschlechtsspezifisch gemeint, sondern geschieht ausschließlich aus Gründen der besseren Lesbarkeit.

Zunahme schwerer Gewalttaten

Seit Jahrhunderten befasst sich die Menschheit mit der Faszination des Bösen, des Düsteren, des Unverstellbaren, des knallharten, blutigen Mordens. Es sind Verbrechen und Grausamkeiten, die wir uns gar nicht vorstellen können. Es sind Gräueltaten, welche die Menschen in Schrecken und Fassungslosigkeit versetzen. Was läuft bei diesen Bestien schief? Weshalb empfinden diese Kreaturen kein Mitgefühl, keine Reue, keine Schuld? Den Forschern auf der Suche nach dem Bösen ist bekannt, dass sich die Gehirne von Schwerstverbrechern im Hirnscan in wichtigen Punkten von denen normaler Menschen unterscheiden. Bestimmte Hirnareale sind bei diesen Monstern nicht aktiv.

Falls Sie die Erwartung haben, dass der Mensch aus der Geschichte lerne, dann irren Sie sich. Wenn der Mensch diese Fähigkeit hätte, würden skrupellose Lügner nicht an die Macht kommen. Es gäbe auch keine brutalen, knallharten Mordfälle. Gewisse Menschen sind einfach schlecht, sie haben keine Skrupel oder Gewissensbisse, sie sind bösartig, kriminell, rücksichtslos und schrecken vor nichts zurück. Ihnen ist das Leid, welches sie anderen Menschen antun, völlig egal. Solche Leute haben nicht das Wohl der Menschen im Visier, sondern nur ihr eigenes. Und dennoch schenken die Leute ihnen immer wieder ihr Vertrauen.

Anscheinend ist der Mensch nicht in der Lage, die nötige Distanz zu seinen Gefühlen einzunehmen. Seine Emotionen kontrollieren ihn und sind deshalb seine direkte Realität.

„Geschichten von Verbrechern“ sind etwas Abstraktes, sie haben in unseren Sinnesempfindungen keine Aussicht auf Erfolg: „Was ja viele denken: Mir passiert so etwas nicht, aber der doch nicht, das kann ich nicht glauben, der war doch immer so nett und so freundlich.“

Das sind beliebte Fehlgedanken.

Die Behörden sind beunruhigt über die Zunahme schwerer Straftaten. Die Wirklichkeit in der Kriminalstatistik entspricht nicht der Realität. Erfasst ist nur die polizeilich registrierte (Hellfeld-) Kriminalität. Das Dunkelfeld der Kriminalität ist nicht ersichtlich.

Das Beispiel der Clan-Kriminalität ist bekannt. Seit Jahrzehnten hat die Politik nicht hingeschaut, auch nicht, als schon längst von „No-Go-Areas“ die Rede war. In vielen Großstädten Deutschlands ist die Clan-Bruderschaft zu einem echten Problem geworden. Es gibt Hinweise, dass diese ihre kriminellen Geschäfte auch in ländliche Gegenden verlagert haben. Der Staat kooperiert mit verfassungsfeindlichen Verbänden. Und der politische Islam wird stark und hoffähig gemacht. Die Politiker in Deutschland verniedlichen und unterschätzen dessen Gefährlichkeit. Den Beamten gelingt es, Parksünder und Steuersünder schnell zu ahnden. Aber bei Straftaten und Körperverletzungen sind sie dazu nicht fähig. Jugendlichen Gewalttätern, die zwei Jahre auf ein Urteil oder länger warten – davon gibt es viele –, diesen ebnet der Staat den Weg zu einer kriminellen Karriere. Gegenüber Straftätern muss die Devise lauten: null Toleranz! Die Schönredner im Parlament haben solche Probleme noch nie gelöst, sie haben diese nur noch verfestigt.

Die Anzahl der Straftaten soll insgesamt gesunken sein. Das wäre erfreulich, wenn da nicht der erweiterte Blick wäre.

Deutschland Kriminalitätslage

 In 4.512 Fällen wurde mit einer Schusswaffe geschossen (2019).

 5.310.000 (5.3 Millionen) Straftaten wurden im Jahr 2020 polizeilich erfasst.

 766.262 Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit.

 3.289 Straftaten gegen das Leben (Fälle die polizeilich erfasst wurden).

 504.142 Straftaten (2020) in der Metropole Berlin, sie ist somit die gefährlichste Stadt Deutschlands (davor war es Frankfurt am Main).

Es ist festzustellen, dass die Schwerstkriminalität zugenommen hat. Dazu zählen Delikte wie Mord, Totschlag, Vergewaltigung und ganz schlimm der sexuelle Missbrauch von Kindern. Die politisch motivierte Kriminalität von Gewalttaten hat innerhalb der letzten Monate stark zugenommen. Wir stellen fest: In unserer Gesellschaft hat sich die Bereitschaft zur Gewalt gesteigert.

In Ländern, die überproportional von planloser Migration betroffen sind, steigt die Kriminalität. In Deutschland ist das anscheinend anders. Eigentumsdelikte werden kaum noch untersucht und fast nicht aufgeklärt.

Beispiel Drogenhandel

Rotterdam ist einer der grössten Umschlagplätze für Drogen in Europa. Schnell erreichbar auf der Achse Hannover – Berlin.

4200 Kilogramm Kokain (2021) wurden von Drogenfahndern beschlagnahmt, mit einem Strassenverkaufswert von rund 300 Millionen Euro.

930 Killogramm Kokain wurde in gebrauchtem Frittierfett gefunden und weitere 530 Killogramm Kokain (2021).

In Berlin ist der Drogenhandel quasi legalisiert. Wiederholungstäter werden statistisch nur einmal erfasst. Bei einer Doppelstaatsbürgerschaft wird der Täter in der Statistik als Deutscher erfasst.

Die Menschen möchten wissen, was in Zukunft, in dem Land, in welchem sie leben, anders läuft!

Lori Moore

Prolog - Jeder zweite Mord bleibt unentdeckt!

In Deutschland liegt nach offizieller Statistik die polizeiliche Aufklärungsquote bei Mord weit über 90 Prozent. Das tönt gut, aber in den Leichenkellern der Rechtsmedizinischen Institute werden ganz andere Listen geführt. Nach einer Studie der Universität Münster bleibt jeder zweite Mord unentdeckt.

Das heißt, von den rund 11.000 Toten, bei denen in Deutschland Jahr für Jahr fälschlicherweise eine natürliche Todesursache diagnostiziert wird, sind rund 1.200 Opfer von Tötungsdelikten. Bei den anderen Todesfällen handelt es sich um Unfälle, Suizide und ärztliche Kunstfehler,

 

Ein Mörder muss sich rein rechnerisch nicht zu viele Gedanken machen. Selbst bei ungeschicktem Vorgehen ist die Chance groß, dass das Verbrechen unentdeckt bleibt.

Wie ist so etwas möglich?

Durch privat finanzierte Obduktionen, durch überraschende Geständnisse der Täter, landen immer wieder Mordopfer auf dem Seziertisch, die laut ihrem Totenschein auf natürliche Weise gestorben sind. Und dann wird festgestellt, dass es kein natürlicher Tod war.

Wer ist da Mittäter?

Ein herbeigerufener Arzt stellt die Weichen bei der Leichenschau. Er alleine entscheidet, wie er das amtliche Dokument (Formular) ausfüllt. Er setzt ein Kreuz auf den Totenschein bei: Todesart – natürlich – gewaltsam – unklar.

Ein Mann stirbt an einem frischen Herzinfarkt, Todesart natürlich. Vor ein paar Tagen war er wegen Luftnot und Brustschmerzen bei einem Arzt. Da wurde geprüft, ob der Mediziner bei der Diagnose einen Fehler gemacht hat. Da gibt es einen Verdacht auf einen ärztlichen Kunstfehler.

Alle approbierten Mediziner sind dazu verpflichtet, bei jedem Sterbefall und für jede verstorbene Person einen Totenschein auszustellen. Nur wenn eine äußere Leichenschau erfolgt ist und der Totenschein ausgestellt wurde, kann das Standesamt die Sterbeurkunde ausstellen. Danach kann der Bestatter die Beerdigung durchführen.

Gewaltverbrechen

Bei Tötungsdelikten können die Spuren sehr winzig sein: eine Stichwunde, die sich wieder geschlossen hat, kleine mikroskopische Spuren einer Injektionsnadel, eine Unterblutung der Haut als Folge von Erstickung, Giftmorde oder Tötungen durch inszeniertes Ertrinken in der Badewanne.

Es gibt perfekte Mordmethoden.

Eine ist die, dass es keine Leiche gibt. Ist die Person tot, woran könnte sie gestorben sein?

Oft wird der leichenschauende Arzt getäuscht.

Wie kann man einen Arzt täuschen?

Die Familie sitzt zusammen, da kommt der herbeigerufene Arzt. Eine richtige vorschriftsgemäße Leichenschau wird nicht durchgeführt. Da genügt oft der Eindruck, der Verstorbene sei herzkrank gewesen. Rein äußerlich ist nichts auffällig, obwohl Gewalt gegen den Hals vorliegt. Da wird der Hemdkragen bis ganz oben zugeknöpft und der Fall wird nicht der Polizei gemeldet. Der Arzt will ja, dass die Familie des Verstorbenen weiterhin zu ihm in die Praxis kommt. Haben Hausärzte eine enge Beziehung zur Familie, dann fehlt die nötige Distanz.

Oft besteht die Leichenschau aus Gründen der Pietät nur aus einem schnellen Blick statt einer gründlichen Untersuchung. Die meisten Morde geschehen im nahen Umfeld des Verstorbenen. Auch bei einer äußeren Leichenschau müsste der Arzt beim Toten die Kleider abziehen und in alle Löcher schauen. Nur etwa ein Viertel der herbeigerufenen Mediziner gibt an, den Toten für die Leichenschau (äußere Untersuchung) vollständig entkleidet zu haben.

Wie ist es bei Alters- und Pflegeheimen?

Was Mörder nicht wissen …

… einen Mörder nicht zu entdecken, ist in Alters- und Pflegeheimen am wahrscheinlichsten. Die nehmen es mit der Dosierung von Beruhigungsmittel nicht so genau, weil die Pfleger überlastet sind. Dies passiert ohne Absicht, es wird aufgrund des personellen Notstandes oft eine zu hohe Dosis verabreicht. Das wäre kein Mord, sondern Körperverletzung mit Todesfolge.

Es wurde festgestellt (Studie mit über 9.000 Verstorbenen), dass die Hälfte der Todesfälle Pflegeheimen zugeordnet werden konnten. Sie hatten ein Dekubitus-Druckgeschwür. Das ist ein typisches Merkmal, wenn Patienten lange auf einer Stelle liegen, das heißt, sie wurden nicht bewegt. Jedes Einzelschicksal müsste abgeklärt werden. Es ist reiner Zufall, wenn in Alten- und Pflegheimen Tötungsverbrechen entdeckt werden.

Das liegt daran, dass die Leichenschauen in Deutschland qualitativ schlecht sind. Das kann sich nur ändern, wenn es mehr Obduktionen gibt. Die finden nicht statt, weil von der Politik zu wenig finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden. Es bräuchte professionelle Leichenbeschauer. Die Ermittlungsverfahren würden sich dann verdoppeln. Justizminister, die Bundesärztekammer und der Bund der Kriminalbeamten bemängeln die deutschen Zustände. Generalstaatsanwälte weisen seit Jahrzehnten auf Missstände bei der Leichenschau hin.

Kein Politiker will, dass dann die Statistik die doppelte Anzahl Tötungsdelikte vorweist. Das wäre beunruhigend für die Gesellschaft.

Welcher Arzt möchte nachts die Polizei und den Notfalldienst ins Haus holen und den Angehörigen eine Autopsie nahelegen? Die Ärzte attestieren auf dem Totenschein „Herzversagen“. Das ist dann eher eine Verlegenheitsdiagnose, die sich auf die Todesursachenstatistik verheerend auswirkt. Die Leiche wird beerdigt oder kremiert und damit auch die Wahrheit der Todesart.

Es gibt Polizeibeamte, die einen Arzt bremsen. Ein Ermittlungsverfahren bedeutet eine Menge Arbeit: Spurensicherung, Zeugenbefragungen, Nachforschungen, Schreiben ausführlicher Berichte. (kriminalpolizei.de/jeder-zweite-mord-bleibt-unentdeckt)

Was viele Mörder nicht wissen …,

dass bei einer Einäscherung jeder Leichnam ein zweites Mal begutachtet wird. Dabei werden oft in letzter Sekunde Straftaten entdeckt. Deutschland hat eine der höchsten Exhumierungsraten der Welt. Es gibt immer wieder nachträglich berechtigte Zweifel bezüglich der Todesart.

Da zeigt sich, dass diese Statistiken wertlos sind, sie erfassen die wahren Umstände nicht. Die Kriminalitätsrate würde sich nicht erhöhen, die gibt es ja schon, sondern nur die Entdeckungsrate der Tötungsdelikte.

Was viele Mörder nicht wissen …,

sie haben das Recht, zu schweigen und zu lügen. Niemand muss sich selbst belasten. Deshalb darf man als beschuldigte Person grundsätzlich lügen, dass sich die Balken biegen – und zwar in jedem Stadium eines Verfahrens, also bei der Polizei, bei der Staatsanwaltschaft und vor Gericht.

Man darf keine andere Person in ihrer Ehre verletzen oder gar bewusst einer Straftat beschuldigen, die sie nicht begangen hat. Geschichten zu erfinden, ist nicht empfehlenswert. Die Strafverfolger haben raffinierte Fragetechniken, so dass man sich früher oder später in Widersprüche verstrickt. Einfacher ist es, die Aussage konsequent zu verweigern. Die taktische Überlegung dieser Art bespricht man am besten mit dem Anwalt (Strafverteidiger) ab. Der Anwalt kann bei der Einvernahme schon dabei sein.

Was Mörder nicht wissen … (Moon, 1. Fall)

Killer haben einen Tunnelblick. Sie sehen am Ende des Tunnels nicht, dass ein Schnellzug in Form einer geballten Ladung der gesetzgebenden und rechtsprechenden Gewalt, der Judikative, der Macht des Staates auf sie zurast. Das Gesetz schreibt den Richtern vor, was falsch und was richtig ist (Rechtsprechung).

Der erste Eindruck

„Ja, was ist?“, unwillig, unfreundlich antwortet Kommissar Norwin Moon aus seinem Büro im Polizeirevier Schwanbüll.

„Einsatz Leitstelle, wir melden eine tote Person in einem Mehrfamilienhaus im ersten Stock.“

„Wurde schon jemand aufgeboten?“

„Ja. Die Forensiker der Kriminaltechnik und die Rechtsmedizinerin Linda Medi sind bereits unterwegs.“

„Wir übernehmen den Fall.“

„Danke“, hört er noch und knallt den Hörer auf die Gabel. Auf ihrem Polizeirevier gibt es immer noch diese alten Telefonapparate. Scheußlich. In diesem Punkt sind die Mordermittler nicht auf dem gleichen Stand wie die Forensiker in den Instituten der Rechtsmedizin.

Aber Hallo Herr Kommissar! Die Antwort war schon freundlicher. Er muss aufpassen, dass Moon keine negative Bewertung von seinen Kollegen der Einsatzleitstelle erhält. Natürlich interessiert es niemanden, wenn er die ganz Nacht durchgearbeitet hat, todmüde im Sessel hängt und dann kommt noch ein Mordfall rein. Sein Kriminalassistent Nils Light wundert sich über den Gefühlsausbruch seines Vorgesetzten.

Moon ruft: „Es gibt einen Einsatz.“ Auch im Umgang mit seinem neuen und jungen Kollegen sollte er verdammt aufpassen. Light war nur eine kurze Zeit auf Streife im Einsatz. Niemand außer der Polizeidirektion weiß, weshalb er so schnell hoch befördert wurde. Es wird vermutet, dass sein Vater zu denen da ganz oben sehr gute Beziehungen hat. Jetzt ist er im Polizeirevier Schwanbüll bei der Mordabteilung als Kriminalassistent im Einsatz. Mordermittlung und das Zusammenspiel mit der Rechtsmedizin sind Neuland für ihn. Kommissar Norwin Moon wird seinen Kollegen auf diese Ermittlungsreise mitnehmen. Light wird so die Arbeit der Mordermittler von allen Seiten kennenlernen. Dann fahren sie los Richtung Ostsee in einen Vorort einer größeren Stadt. Während der Fahrt reden sie über den Beruf eines Kommissars und auch über dessen emotionale Seite.

„Ja, ich weiß, das war ein wenig forsch. Unser Beruf ist sehr spannend und abwechslungsreich, er ist absolut nichts für schwache Nerven.“

„Ich bin nur erschrocken über deinen Tonfall.“

„Bin jetzt etwas mehr als 22 Stunden im Einsatz und schon haben wir einen neuen Mordfall. Ich weiß, wir tragen viel zur Klärung von Straftaten und Mordfällen bei.“

„Ist das immer so intensiv?“

„Nein. Aber heute muss ich mich aufpeppen. Vergiss nicht, die meiste Zeit unserer Arbeitszeit verbringen wir im Labor und untersuchen Beweismittel von Tatorten. Unser Beruf ist beliebt und sehr umkämpft. Bei diesem Mordfall werde ich dich in alle Bereiche mitnehmen, damit du die wichtigste Arbeit unserer Kriminaltechnik kennen lernst.“

Mit Aufpeppen meint Norwin Moon, mit Tabletten seinen Wachzustand zu verbessern. Er nimmt diese Tabletten heimlich, niemand soll merken, dass er schlapp, einfach nur müde ist. Die Chemie gibt ihm so die Kraft, die er für diesen Job braucht. Sie bringt ihn in einen dynamischen Zustand. Eines Tages wird sich diese Tablettensucht bitter rächen. Das ist wie Dynamit, welches irgendwann explodiert.

Am Tatort begrüßen sie ihre Kollegen, die bereits im Einsatz sind. Das sind Forensiker der Kriminaltechnik und die Rechtsmedizinerin Linda Medi. Die Spurensicherung ist bereits am Tatort in der Wohnung, sie läuft auf Hochtouren. Hier hat kein Unfall stattgefunden, sondern ein Mord. Moon und Light ziehen Schutzanzug, Mundschutz und Füßlinge an. Es ist Vorschrift, damit die Ermittler am Tatort keine Spuren verfälschen oder zerstören. Für Kriminalassistent Nils Light ist dies ein wichtiger Fall, weil er auf die harte Tour mit der direkten Arbeit der Mordermittler konfrontiert wird. Ein Ermittler gibt Anweisung: „Achtet darauf, wo Ihr durchlauft, wir dürfen keine Spur kaputt machen.“

Die Spurensuche nach Beweismitteln beginnt. Sie betreten die Wohnung. Moon sticht sofort die Blutspur im Eingangsbereich ins Auge. Dann sehen sie, dass die Leiche in Rückenlage liegt. Was ist da passiert? Die Forensiker halten sich bei einer Tatortermittlung an einen festen Ablauf. Für Moon ist der erste Eindruck bedeutungsvoll. Der Tatort wird nie mehr so unberührt und authentisch sein wie jetzt.

Die Tatortszenerie wird vom 3D-Spezialisten eingescannt.

Mit der Kamera erfasst der Kriminalist jedes noch so kleine Detail. Gezielt und konzentriert gehen alle den Spuren nach. Systematisch durchsuchen sie die Wohnung und markieren alle Beweise mit Nummernschildern. Ein Forensiker sagt zu Norwin und Nils: „Seht Ihr hier, eine ganze Schuhspur und ein Teil von einem Schuhabsatz.“

Moon meint zum Ermittler: „Hast du schon einen Verdacht, was geschehen ist, wie der Mord passiert sein könnte?“

„Ja, der Schuhabdruck, Spur Nr. 5, zeigt, dass jemand hier hineingelaufen ist, in diese Spurrichtung. Spurenbild Nr. 8 führt zum Lavabo. Und Nr. 10 ist die Blutspur an der Wand.“

„Was ist mit dem Schlafzimmer?“

„Da haben wir Flecken am Boden und am Bett gefunden. Das könnte Sperma sein! Und in der Küche ist ein Küchenmesser, Spur Nr. 15.“

Moon und Light betrachten den Tatort genauer. Aus allen Perspektiven werden Fotos gemacht. Es darf nichts verschoben werden, die angetroffene ursprüngliche Tatortsituation muss bildlich festgehalten werden. Jetzt kommt Hightech zum Einsatz. Die ganze Tatortszenerie wird vom 3D-Spezialisten gescannt. Es ist ein Lehrstück für die Mordermittler Moon und Light. Bei den Kriminalisten der Forensik ist dieser Ablauf bei Tötungsdelikten Standard. Der Forensiker kann mit dem 3D-Modell die ganze Tatortsituation vor Ort detailgetreu erfassen. Das Ziel und der Vorteil dieser Methode sind eine dreidimensionale Erfassung und Dokumentierung des Tatortes. Norwin zu Nils:

 

„Jetzt siehst du, wie der gesamte Tatort fotografiert, gefilmt und gescannt wird. Von diesem riesigen Aufwand ist in den TV-Krimis nichts zu sehen.“

Dann beobachten sie, wie der Forensiker die gescannten Aufnahmen direkt anschaut. Er will sicher sein, dass nichts fehlt oder etwas übersehen wurde.

Der Boden wird mit Crime Light abgesucht. Es ist eine unsichtbare Welt, die sichtbar gemacht wird, vor allem die Fußspuren. Wenn man das nicht selber erleben kann, dann glaubt man es nicht. Es ist der absolute Wahnsinn, was alles auf dem Boden liegt, ohne dass wir es mit bloßem Auge sehen können. Dieses Gerät ist der Alptraum aller Hausfrauen. Alle Schmutzpartikel und Spuren werden klar sichtbar. Für die Ermittler ist nicht nur der Fußabdruck interessant, sondern auch die Schrittlänge.

„Nils, siehst du diesen Abdruck hier? Der könnte von Socken sein“, sagt ein Forensiker zu Nils und zeigt auf die eine Fußspur. Er ist gerade dabei, mit einer Gelatinefolie einen Negativabdruck von der Fußspur am Boden zu erfassen.

Im Badezimmer sichern die Ermittler ein Smartphon. Das ist ein extrem wichtiges Beweismittel. Darauf ist fast das ganze Leben der toten Frau gespeichert. Alle arbeiten sehr konzentriert, ihnen ist bewusst, dass die ersten Stunden oft entscheidend sind, um einen Mordfall lösen zu können. Für einen Mordermittler gibt es nichts Schlimmeres, als wenn ein Fall jahrelang ungelöst bleibt.

„Was kommt jetzt?“, will Nils wissen.

Norwin erklärt es ihm: „Bei diesem Mordfall sind wir noch ganz am Anfang der Ermittlungen. Der Mann dort“, er zeigt auf einen Forensiker, „der geht auf Spurensuche mit seinem Schmauchspurenkoffer. Bei jeder Schussabgabe entstehen durch das Mündungsfeuer kleinste Rückstände, die rund um die Waffe durch die Luft fliegen.“

„Wie geht das?“ Moon lässt die Frage unbeantwortet. Sie sehen, wie der Kriminalist mit einem befeuchteten Löschblatt kleinste Partikel sicherstellen kann. Schmauchspuren geben Erkenntnisse, wer mit der Waffe in Berührung gekommen ist. Moon und Light sehen genau hin, was der Forensiker macht. Dieser schaut den jungen Kommissar an und erklärt ihm:

„Falls das Opfer Schmauchspuren an der Hand hat, könnte das auf einen Suizid hinweisen.“

Er drückt das Löschblatt ca. eine Minute auf die Handflächen. Norwin sieht sofort, dass hier ein Suizid unwahrscheinlich ist, weil die Tatwaffe fehlt. Die Ermittler suchen Projektil und Hülse. Für den Waffenspezialist sind dies zwei unerlässliche Beweismittel für die Rekonstruktion der Tat. Der Kriminalist findet tatsächlich in der Wand ein Einschussloch. Bevor dieses näher untersucht werden kann, wird das Einschussloch systematisch fotografiert, damit die Schusslaufbahn und die Position, aus der der Mörder den Schuss abgegeben hat, ermittelt und berechnet werden können. Erst jetzt kann das Loch angeschaut und ermittlungstechnisch bearbeitet werden. Sie finden das Projektil direkt bei der Wand in der Badewanne. Da keine weiteren Schussabgaben ersichtlich sind, ist der Waffenspezialist mit seiner Arbeit am Tatort fertig. Was fehlt, sind die Patronenhülse und die Waffe.

Rechtsmedizinerin Linda Medi betritt den Raum und untersucht die Leiche. Sie misst die Raumtemperatur. Das ist ein wichtiger Faktor, um den Todeszeitpunkt zu schätzen. Sie notiert 21,5 °, um 17:30 Uhr.

„Fällt dir etwas auf Nils?“, spricht er leise. „Nein.“

„Mir fällt auf, wie eng die Kriminaltechnik und die Rechtsmedizinerin zusammenarbeiten. Sie informieren sich laufend über jedes Detail, sichern gemeinsam die Spuren.“

Es ist tatsächlich so, dass die kleinste Spur reicht, um ein DNA-Profil zu erstellen. Sollte das Opfer sich verteidigt haben, so könnten sich Hautspuren von Täter oder Täterin unter den Fingernägeln befinden. Die Rechtsmedizinerin sammelt DNA-Material an der Leiche. Sie untersucht den Halsbereich, falls das Opfer gewürgt wurde. Das Opfer hat eine große Wunde am Kopf. Sie ist verklebt, verkrustet, wie es aussieht, ist die Verletzung nicht vom Aufprall auf den Boden.

Am Einschussloch in der Brust sind Ringspuren zu sehen. Das Loch hat eine braunschwärzliche Verfärbung. Die Leiche am Boden wird auf die Seite gedreht und die Kleider werden ausgezogen. Linda Medi betrachtet die Stelle am Rücken, wo das Projektil rausgekommen ist. Sie erklärt Moon und Light: „Ich will feststellen, ob die Frau durch den Schuss gestorben ist oder durch die Wunde am Kopf. Es könnten ja zwei Täter für die zwei Wunden verantwortlich sein.“

Diese Feststellung wird später noch wichtig sein.

Ein Ermittler findet im Bad am Boden die Hülse. Der Waffenexperte wird diese im Labor genau unter die Lupe nehmen. Es ist eine 9 mm Luga. Das Schlafzimmer wird mit Crime Light auf mögliche Spermaspuren durchleuchtet. Es ist eindeutig, da der Bestandteil von Sperma fluoresziert, man sieht das, es leuchtet im Crime Light. Drei Spuren sehen sie, die mit der Nr. 14 versehen werden. Moon sieht das, er richtet die Frage an Linda: „War es eine Vergewaltigung oder wurde sie bei einem Seitensprung erwischt?“

„Ich bin noch nicht so weit für eine genauere Beurteilung.“

Sie testet, ob es definitiv die Körperflüssigkeit ist. Fällt der Test positiv aus, gibt es eine Reaktion. Das ist jetzt der Fall. Es erfolgt der DNA-Abrieb, sie erhofft sich, möglichst viel Sperma zu erwischen. Mit einem Wattestäbchen wird mit Druck der Spermabereich abgerieben, damit genügend Material für den Test vorliegt. Wie andere Körperflüssigkeiten wie Blut oder Speichel ist Sperma ein guter DNA-Träger.

Das gibt wieder viel Arbeit im DNA-Labor. Bei einem Tötungsdelikt wie diesem kommen viele hundert Spuren zusammen, die in tagelanger Arbeit ausgewertet werden. Praktisch kann jeder Gegenstand, jede Körperflüssigkeit eine DNA-Spur liefern. Die klassischen Lieferanten sind Blut, Sperma, Speichel.

Im Rechtsmedizinischen Institut führen Genetiker 80 Prozent ihrer Analysen mit Spuren von Berührungen durch, den sogenannten Kontaktspuren.

Nils: „Ist da jede Spur brauchbar?“

„Nein, leider nicht. Bei den vielen Spuren kann von einem guten Profil bis zu einem unbrauchbaren alles dabei sein“, beschreibt ihm Linda.

Aber die Analysen mit den neuen Hightech-Geräten werden immer sensitiver. Heute kann man mit wenig Zellen, ca. 10 bis 20, schon ein DNA-Profil erstellen.

Wie ist das möglich?

Jede menschliche Zelle enthält im Zellkern das gesamte Erbgut verteilt auf Chromosomen. Die eine Hälfte stammt von der Mutter, die andere vom Vater. Die Forensiker interessieren die Stellen, die am meisten variieren, sie liegen außerhalb der Gene und werden eins zu eins verglichen.

Linda merkt, dass der junge Kommissar mit dieser Materie überfordert ist. Einfach erklärt: „Der Trick dabei ist, dass zuerst die DNA millionenfach vervielfältigt wird, diese Menge erlaubt dann auch bei einer winzigen Spur eine Analyse. Am Tatort gibt es tausende solcher Kontaktspuren. Das Weinglas und die Weinflasche haben mehrere Personen berührt und das Messer könnte auch noch eine andere Person benutzt haben. Für die Genetiker bedeutet das sehr viel Arbeit. Das Resultat ist dann unbrauchbar, wenn viele einzelne kleine DNA-Spritzer dabei sind.“ Am Tatort konnten fast alle Spuren gesichert werden.

Die Arbeit der Ermittler beginnt nochmals von vorne.

Die Fingerabdrücke sind an der Reihe, sie sind eine der tragenden Ermittlungssäulen in der Forensik. Norwin und Nils betrachten genau, wie der Forensiker mit feinem Aluminiumpulver die Fingerabdrücke sichtbar macht. Mit einem Pinsel streicht er über die Fingerprints an einem Glas, welches am Tatort auf dem Tisch war.

Sind diese vom Opfer oder vom Täter?

Auch diese Abdrücke werden mit einer Folie gesichert – die Folie muss gut angedrückt werden. Das ist eine sehr heikle Aufgabe, man muss sich vorstellen, jeder saubere Abdruck kann nachher verglichen werden. Wird dieser einmal zu stark verwischt, dann ist die Spur für immer verloren. Die Spuren, die am Tatort gesichert werden, hat man für die Beweisführung. Danach hat man keine Chance mehr, noch irgendwelche Abdrücke nehmen zu können. Es ist besser, zu viele zu sichern als zu wenige. Das ist ein Riesenaufwand, als Forensiker sitzt man stundenlang an dieser Arbeit, sogar Tage.

Moon und Light helfen, die Gegenstände für das Labor zur Untersuchung einzupacken. Es ist nicht erkennbar, ob sich auf dem Messer eine Spur befindet. Auf der Weinflasche klebt Blut und Haare, dies ist mit bloßem Auge erkennbar. Moon vermutet, dass dies etwas mit der Kopfwunde des Opfers zu tun haben könnte.

Nach über zwölf Stunden konnten die wichtigsten Spuren gesichert werden. Die Tage der Tatortermittler sind lang und streng. Es gibt Tatortbilder, die lassen einen Ermittler nicht mehr los. Die müssen gedanklich weit hinten im Kopf abgelegt werden. Wenn ein Ermittler diese Bilder „gedanklich“ jeden Tag hervorholt, dann ist er für diese Arbeit nicht geeignet.

Nils sagt zu Norwin: „Haben diese Mordfälle dich als Menschen verändert?“